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Kautschuk - Chemie.

Publié le 10/06/2013

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Kautschuk - Chemie. 1 EINLEITUNG Kautschuk, Bezeichnung für natürliche oder synthetische Substanzen, die bei Raumtemperatur gummielastische Eigenschaften besitzen. Mit dem Begriff ,,gummielastisch" ist folgendes physikalisches Verhalten gemeint: Wenn man ein Stück Kautschuk zunächst einer Zugkraft aussetzt (das Material also auseinanderzieht) und anschließend diese Kraft wieder entfernt, dann nimmt dieses Stück unter normalen Bedingungen seine ursprüngliche Form wieder ein. Normale Bedingungen bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Zugkraft natürlich nicht zu groß sein darf, denn dadurch würde die innere Struktur des Materials irreversibel deformiert werden - im Extremfall könnte das Stück sogar zerreißen. Im Prinzip handelt es sich bei Kautschuken um unvernetzte Polymere, die sich durch Vulkanisation (s. u.) vernetzen lassen. Bei höheren Temperaturen und auch durch äußere Einwirkungen (z. B. Druck) beginnen einige Kautschuksorten zu fließen. Diese Eigenschaft macht man sich u. a. bei der technischen Weiterverarbeitung zunutze. Kautschuke dienen beispielsweise als Rohstoffe für die Erzeugung von Gummi und sind ebenfalls wichtige Ausgangsmaterialien für zahlreiche Industriezweige wie z. B. für die Reifenindustrie. Den Naturkautschuk (im Folgenden auch Rohkautschuk) gewinnt man aus Latex, einer milchigen Flüssigkeit, die beispielsweise in Kautschukbäumen oder anderen latexhaltigen Pflanzen (s. u.) enthalten ist. Bestimmte synthisch erzeugte Kautschuke (auch Synthesekautschuk) stellt man technisch u. a. aus ungesättigten Kohlenwasserstoffen (z. B. verschiedene Butadiene) her. Für Synthesekautschuk gibt es aber auch einige andere hier nicht näher erläuterbare großtechnische Herstellungsverfahren. 2 NATURKAUTSCHUK Im anfänglichen Zustand liegt Kautschuk als kolloidale Dispersion (siehe Kolloid) im Milchsaft bestimmter Pflanzen vor. Die wichtigste dieser Pflanzen ist der Baum Hevea brasiliensis (auch Kautschuk- oder Parakautschukbaum), der zu den Wolfsmilchgewächsen gehört und ursprünglich aus dem Amazonasgebiet stammte. Später wurde dieser Baum in fast allen tropischen Gebieten Südamerikas, Afrikas und Asiens von Kleinpflanzern oder im großplantagenmäßigen Stil angebaut. Aus diesen Bäumen gewinnt man rund 90 Prozent der weltweiten Gesamtproduktion an Naturkautschuk. Rohkautschuk ist häufig durch einige Harze verunreinigt, die man vor der weiteren Verarbeitung entfernen muss. Ausgewählte Rohkautschuksorten sind u. a. Guttapercha und Balata. Man gewinnt sie aus verschiedenen tropischen Seifenbaumgewächsen, zu denen z. B. der Breiapfelbaum (auch Sapodillbaum) zählt. Während des 2. Weltkrieges baute man infolge der Rohstoffverknappung auch andere, nicht tropische Gewächse zur Gewinnung von Kautschuk an, darunter zwei buschähnliche Pflanzen: den mexikanischen Guayule (Parthenium argentatum) und den in Turkestan beheimateten Russischen Dandelion, der zur Gattung der Löwenzahngewächse gehört. 2.1 Latexgewinnung Man schneidet in die Baumrinde einen nach unten gerichteten Winkel ein, der ein Drittel bis die Hälfte des Umfangs einnimmt. Der aus dem Schnitt austretende Milchsaft (Latex) wird in einem kleinen Becher aufgefangen. Pro Schnitt fallen etwa 30 Milliliter an. Danach wird - meist jeden zweiten Tag - ein schmaler Streifen der Rinde unter dem vorherigen Schnitt entfernt, um weiteren Saft zu gewinnen. Ist man am Fuß des Stammes angelangt, wird der Baum zwecks Bildung neuer Rinde sich selbst überlassen. Erst dann setzen die Pflanzer neue Schnitte an. Übliche Plantagen umfassen etwa 250 Bäume pro Hektar, und die jährliche Ausbeute an trockenem Rohkautschuk beträgt rund 450 Kilogramm pro Hektar. Bei speziell ausgewählten Bäumen lassen sich bis zu 2 225 Kilogramm pro Hektar erzielen. In einigen Experimenten mit eigens gezüchteten Bäumen sollen sogar 3 335 Kilogramm pro Hektar erreicht worden sein. Der so gewonnene Latex wird filtriert, mit Wasser verdünnt und dann mit Säure (z. B. Essigsäure oder Ameisensäure) behandelt. Dabei koagulieren (gerinnen, sich zusammenballen) die im Kolloid dispergierten (feinst verteilten) Kautschukteilchen zu einer Masse (Koagulat). Diese wird anschließend unter Zusatz von Wasser und mit Hilfe von Spezialgeräten gereinigt, zerrissen und geknetet. Die dabei entstehende, etwa einen Millimeter dicke Schicht wird zunächst aufgerollt und dann einem Trocknungsprozess unterworfen. Je nach Trocknungsverfahren stellt man auf diese Weise unterschiedliche Handelssorten von Rohkautschuk her: Der so genannte CrêpeKautschuk wird an der Luft bei 50 °C getrocknet. Im Gegensatz dazu wurde der ,,Smoked Sheet" im Rauch getrocknet. 2.2 Chemische und physikalische Eigenschaften Reiner Rohkautschuk ist ein weißer oder farbloser ungesättigter Kohlenwasserstoff. Der einfachste Baustein des Naturkautschuks ist das Isopren, chemische Summenformel C5H8. Bei dieser organischen Verbindung handelt es sich um ein Dien mit zwei isolierten Doppelbindungen: H2C9 CH8 C(CH3)9 CH2. Ein Kautschukmolekül kann dabei mehrere tausend Isopreneinheiten (meist zwischen 3 000 und 5 000) enthalten. Bei der Temperatur von flüssiger Luft (rund -195 °C) liegt Rohkautschuk als harter, transparenter (durchsichtig) Feststoff vor. Zwischen 3 und 4 °C ist er spröde, über 20 °C weich, gummielastisch und durchscheinend. Wenn man Rohkautschuk auf 145 °C erwärmt, wird er plastisch und klebrig. Ab etwa 170 °C zerfließt er und verbrennt mit stark rußender Flamme. Rohkautschuk wird nicht von Wasser, verdünnten Alkalien und verdünnten Säuren angegriffen. Er löst sich aber beispielsweise in Benzol, Leichtbenzin, chlorierten Kohlenwasserstoffen und Schwefelkohlenstoff. Außerdem lassen sich z. B. Halogene, Sauerstoff und Schwefel an die Doppelbindungen des Rohkautschukmoleküls chemisch addieren. Letztere Eigenschaft ist für die Vulkanisation (s. u.) des Rohmaterials von ...

« innerhalb eines rund 1 100 Kilometer breiten Streifens beiderseits des Äquators.

Rund 99 Prozent des Plantagenkautschuks stammt heute aus Südostasien (vor allem ausMalaysia, Indonesien und aus Thailand).

Versuche, Kautschukplantagen auch in Äquatorialamerika einzurichten, schlugen fehl, weil viele der Pflanzen von Schädlingenbefallen wurden. 2.5 Entwicklung der Verfahren zur Gummiherstellung In Nordamerika importierte man um 1830 Gebrauchsgegenstände aus Gummi, die von den Ureinwohnern Südamerikas angefertigt wurden.

Andere Gummiwaren bezog manaus England.

1832 entstand die erste Gummiwarenfabrik in den USA.

Sowohl die hier gefertigten Produkte als auch die importierten Waren wurden allerdings bei kaltemWetter brüchig, im Sommer zähflüssig und rochen außerdem unangenehm.

Zwei Jahre später fanden zwei Chemiker – der Deutsche Friedrich Ludersdorf und derAmerikaner Nathaniel Hayward – heraus, dass durch Zugabe von etwas Schwefel zum Kautschuk, das auf diese Weise gefertigte Gummi weniger stark oder gar nicht mehrzähflüssig wurde.

Wenige Jahre später konnte der amerikanische Erfinder Charles Nelson Goodyear auf dieser Entdeckung aufbauen.

Er stellte fest, dass beim Erhitzen desKautschuks zusammen mit Schwefel dessen nachteilige Eigenschaften verschwanden.

Daraus entwickelte er das Verfahren, das unter dem Namen Vulkanisation in der Technik bekannt ist.

Vulkanisierter Kautschuk ist reißfester und elastischer sowie widerstandsfähiger gegen Temperaturschwankungen als das nicht vulkanisierte Material.Außerdem ist vulkanisierter Kautschuk gasdicht, abriebfest und beständig gegen chemische Einwirkungen, Wärme und elektrischen Strom.

Vulkanisierter Kautschuk zeigtgegenüber trockenen Oberflächen einen hohen Reibungskoeffizienten, der aber gegenüber feuchten Flächen kleine Werte annimmt. 2.5. 1 Verwertung von Abfällen Bald nach der Erfindung der Luftbereifung um 1887 ( siehe John Boyd Dunlop) begründete der amerikanische Fabrikant Chapman Mitchell einen ganz neuen Industriezweig. Mitchell erfand für die Verwertung von Altgummi in großem Maßstab den so genannten Schwefelsäureprozess.

Nun konnten Gummiabfälle für neue Produkte genutztwerden.

Dabei wird mit Hilfe von heißer Schwefelsäure das eventuell im Gummi vorhandene Gewebe zerstört.

Anschließend wird durch Wärmebehandlung das zerkleinerteGummi ausreichend plastisch gemacht und den Rohgummichargen zugemischt.

Um 1905 entwickelte der amerikanische Chemiker Arthur H.

Marks den Alkaliprozess für dieGummiverwertung.

Der Alkaliprozess ermöglichte den Zusatz großer Mengen von aufbereitetem Altgummi, ohne dass man deutliche Qualitätseinbußen des fertigen Produktshinnehmen musste.

Marks’ Arbeitskollege George Oenslager arbeitete an dem Problem, wie sich Kautschuk bzw.

Gummi minderer Reinheit verarbeiten lässt.

Bei seinenForschungen entdeckte Oenslager 1906, dass bestimmte organische Verbindungen die Vulkanisation beschleunigen.

Zu diesen Substanzen zählen z.

B.

Anilin (Phenylamin)und Thiocarbanilid, eine organische Schwefelverbindung, die sich vom Harnstoff ableiten lässt.

Mit Hilfe dieser Verbindungen konnte man die Erwärmungszeit beimVulkanisieren drastisch verringern (um 60 bis 85 Prozent) und außerdem ein Produkt mit besserer Qualität erhalten. 2.5. 2 Dauerhafteres Gummi Etwa ein Jahrzehnt später erfand man einen speziellen Ofen, mit dem sich eine so genannte Alterung innerhalb weniger Tage simulieren ließ, wie sie sonst erst nach jahrelangem normalem Gebrauch des Gummis eintrat.

So konnten die Techniker und Chemiker in kurzer Zeit untersuchen, wie schnell und unter welchen Bedingungen diealterungsbedingte Qualitätsabnahme eintritt.

Man fand heraus, dass unter den äußeren Einflüssen insbesondere Luftsauerstoff eine große Rolle spielt.

Deshalb entschlossensich die Forscher bald darauf, dem Gummi chemische Substanzen (so genannte Antioxidantien) zuzusetzen.

Ihr Versuch hatte Erfolg, denn durch diese Maßnahme ließ sichbeispielsweise die Lebensdauer von Gummireifen stark erhöhen.

Innerhalb weniger Jahre entwickelte man neue chemische Verbindungen, die die Alterung auch vonWeichgummi deutlich verlangsamten, aus dem z.

B.

Arbeitshandschuhe, Folien und Schläuche hergestellt werden. Weitere Verbesserungen der Gummiverarbeitung wurden auch für den noch nicht koagulierten Latex entwickelt.

Bei einigen Verarbeitungsverfahren wurde das Rohgummidurch feine Düsen gepresst.

Dadurch ließen sich dünne Fäden gewinnen, die man u.

a.

zur Herstellung von Textilien und Geweben verwendete.

Ferner wurden Werkstückeaus Metall oder anderen Substanzen mit Gummi beschichtet. 2.6 Produktionsverfahren Bei den heutigen Verfahren zur Herstellung von Gegenständen aus Naturgummi wird der Rohkautschuk zunächst in speziellen Mischvorrichtungen mit Bindemitteln undanderen Zusatzstoffen versetzt.

Die Mischung wird dann mechanisch auf den jeweiligen Träger aufgebracht oder entsprechend geformt.

Anschließend vulkanisiert man denKautschuk auf dem beschichteten Gegenstand oder das Gummiwerkstück. Rohkautschuk wird in Form von Platten, Bahnen oder Blöcken angeliefert, die auf den Kautschukplantagen aus dem Latex der Hevea -Bäume gefertigt werden.

Bei einigen Verfahren geht man vom unkoagulierten Latex aus.

Altgummi wird zur Aufbereitung zwölf bis 30 Stunden lang mit Alkalien behandelt und als Zusatz zum Rohkautschukverwendet.

Mit dieser Vorgehensweise lassen sich die Produktionskosten senken.

Je nach gewünschter Qualität des Endprodukts darf die zugesetzte Menge an Altgummieinen bestimmten Prozentsatz der Gesamtmenge nicht überschreiten. 2.6. 1 Zusatzstoffe Für die meisten Anwendungszwecke wird der Rohkautschuk mit verschiedenen Zusatzstoffen vermischt, um die Eigenschaften auf die gewünschte Weise zu beeinflussen.Füllstoffe wie Kreide, Calciumcarbonat oder Bariumsulfat verleihen dem Gummi zwar eine höhere Festigkeit, bewirken aber keine wesentlich größere Härte des fertigenWerkstückes.

Anders ist das bei verstärkenden Füllstoffen wie Ruß, Zinkoxid und Magnesiumcarbonat sowie einigen Tonerdesorten.

Die gewünschten Farben erreicht mandurch Zusatz von Pigmenten – z.

B.

Titandioxid, Eisenoxide, Deckweiß (Lithopone, Zinksulfid) und einigen organischen Farbstoffen.

So genannte Weichmacher sind vorallem bei äußerst zähen Reaktionsmischungen notwendig.

Diese Mischungen lassen sich ohne Weichmacher nur schwer verarbeiten, denn die verschiedenen Zusatzstoffekönnen nicht ohne weiteres zugegeben und im Produkt vermischt werden.

Als Weichmacher kommen meist Mineralöle, bestimmte Ether und Thioether in Frage.

EinigeWeichmacher werden aber auch aus Tallöl ( siehe Kolophonium) oder Fettsäuren, wie z.

B.

Rizinusöl, hergestellt. Das wichtigste Vulkanisierungsmittel ist immer noch der Schwefel.

Außerdem verwendet man auch Selen oder Tellur, die meist mit hohen Anteilen von Schwefel vermischtwerden.

Beim häufigsten Vulkanisierverfahren wird der Schwefel zunächst gemahlen und dann dem Kautschuk zusammen mit den anderen trockenen Zusatzstoffenzugemischt und erhitzt.

Das Mengenverhältnis von Schwefel zu Kautschuk variiert von 1 : 40 für Weichgummi, bis 1 : 1 für Hartgummi.

Die so genannte Kaltvulkanisation eignet sich zur Produktion von weichen, dünnen Gummierzeugnissen, wie z.

B.

Handschuhe und für Beschichtungen.

Hier werden die Werkstücke zur Vulkanisation in eineLösung von Dischwefeldichlorid (S 2Cl2) in Schwefelkohlenstoff oder Benzin eingetaucht.

Danach bringt man sie in eine Ammoniakatmoshäre.

Bei dieser Prozedur neutralisiert man die entstandene Salzsäure und zerstört überschüssiges Dischwefeldichlorid.

Als Vulkanisationsbeschleuniger dienten zunächst nur Metallcarbonate wieBleiweiß (Bleicarbonat) und Kalk.

Seit den Erkenntnissen von Oenslager verwendet man auch verschiedene organische Amine. 2.6. 2 Mastikation Vor der eigentlichen Verarbeitung des Kautschuks wird dieser einer so genannten Mastikation (Mastizieren) unterworfen.

Bei diesem technischen Prozess werden langkettigeKautschukmoleküle in kleinere Einheiten zerlegt.

Dadurch lässt sich die Plastizität des Rohstoffes erhöhen und gleichzeitig die Viskosität (zäh fließende Eigenschaft)verringern.

Der Naturkautschuk wird dazu in speziellen mechanischen Vorrichtungen bei möglichst niedrigen Temperaturen und unter Zusatz von so genanntenMastizierhilfsmitteln (z.

B.

aromatische Thiole, also schwefelhaltige Verbindungen) behandelt.

Die hohen mechanischen Kräfte, die bei diesem Vorgang entstehen, zerreißendie Kautschukmoleküle in „kleinere” Einheiten.

Diese Einheiten bezeichnet man in der chemischen Verfahrenstechnik auch als Makroradikale, also große Radikalmoleküle. »

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