Zedler: Mit der Schwalbe hat es eine andere Bewanndtniß - Biologie.
Publié le 09/06/2013
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Zedler: Mit der Schwalbe hat es eine andere Bewanndtniß - Biologie. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts vermischten sich der Wirklichkeit entsprechende Erkenntnisse über den Vogelzug mit phantastischen Erzählungen, die für bare Münze gehalten wurden. Zwar hatte man die Wanderungen von Zugvögeln und deren Überwinterung in südlichen Gefilden bereits erkannt. Doch glaubte man, auf Schwalben träfe dies nicht zu und diese überwinterten im Boden oder in Gewässern. Zedler: Mit der Schwalbe hat es eine andere Bewanndtniß Vogelzug. Davon, oder von dem Fortziehen einiger Vögel, handelt Hanß Friedrich von Flemming, in dem andern Haupttheile seines Deutschen Jägers, p. 251. u, f. also: Daß viel Gevögel, so in dem Nordlichen Europa im Sommer Junge hecket, gegen den Winter in warme Länder, auch ausser Europa ziehe, solches ist eine unleugbare Sache. Die Wachtel gehet nach Africa, und bezeugen viel Schrifftsteller in ihren Reisebeschreibungen, daß sie die häufige Wiederkunfft der Wachteln am Seestrande, über das Mittländische Meer von Rom nach Orka wahrgenommen. Bey Neapolis lieget in dem Meer die von dem Kayser Tiberio bekannte Insel Capria: Auf derselben bestehen des Bischoffs meiste Einkünffte in den allda bey der Abreise und Wiederkunfft sich unzählig sammlenden Wachteln, als welche bey der Ankunfft so matt seyn, daß sie die Bauern mit den Händen haschen. Da der Storch einen weit höheren und stärckern Flug hat, so ist zu vermuthen, derselbe gehe in die unbebauetesten Gegenden des Nilus, wo er Zweiffels ohne vieles Ungeziefer zu seiner Nahrung, und eine warme Lufft, nebst vielem Wasser, welches dieser Vogel liebet, findet. Es ist überhaupt zu glauben, daß die Vögel, welche sich den Winter über, bey uns nicht lebendig und gesund erhalten lassen, als die Wachteln, Störche, Reiher, Kraniche und andere, sich nicht verkriechen oder in Höhlen verstecken, sondern zu Winterszeit ihrer Nahrung an warmen Orten, so, wie bey uns im Sommer, nachgehen. Es ist eine gemeine Sage, daß sich der Storch nicht gerne unter souverainen und despotischen Regierungen aufhalte, sondern in Republicken, so die Freyheit lieben, wie denn in Franckreich wenig Störche zu finden seyn sollen, desto mehr aber in Holland. Die wahre Ursache aber ist wohl das viele Wasser, und der sumpfigte Boden, nebst der daher entstehenden häufigen Nahrung. Mit der Schwalbe hat es eine andere Bewanndtniß: dieselbe ist des Winters todt, oder doch ohne äusserliches Leben, nur ist darbey folgender Unterscheid zu machen. Von der Erdschwalbe ist wohl kein Zweiffel, daß sie in der Erde sticket, bis es wieder Sommer wird; Die Wasserschwalbe hingegen fället den Winter über gewiß in das Wasser, und ist es im Mecklenburgischen gar was gewöhnliches, daß, wenn die stehenden Seen im Winter unter Eisse, mit gar großen Netzen, so Waden genennet werden, und ein dergleichen Netz über 300. bis 400. Thaler zu stehen kommt, gefischet werden, zuweilen Schwalben klumpenweise, oder da sich eine Menge an langen Halmen angebissen, herausgefischet werden, auch, wenn sie in warme Stuben kommen, aufleben, aber bald darauf sterben. Johann Heinrich Zedler (Hg.): Grosses vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste. Band 50 (Vo-Vrh). Halle und Leipzig 1746, Spalte 240. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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