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Zedler: Englische Kranckheit - Biologie.

Publié le 09/06/2013

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Zedler: Englische Kranckheit - Biologie. Im England des 17. Jahrhunderts trat verstärkt eine Krankheit auf, die 1650 erstmals von dem Physikprofessor Francis Glisson beschrieben wurde. Wie der hier wiedergegebene Lexikoneintrag von 1734 zeigt, waren die Ursachen der Rachitis fast ein Jahrhundert später noch immer unbekannt und die empfohlenen Behandlungsmethoden sinnlos. Die Zunahme der Rachitis in England stand im Zusammenhang mit der Verstädterung und Industrialisierung, insbesondere auch mit der Kinderarbeit in Bergwerken, und dem damit einhergehenden Mangel an Sonnenlicht, das der Körper zur Erzeugung von Vitamin D braucht. Zedler: Englische Kranckheit Englische Kranckheit, Rachitis, Rhachitis. Eine gewisse Kranckheit, welche sonst die Lenden-Kranckheit heisset, und ein recht sonderlicher Zufall ist, da aus ungleicher Austheilung des Nahrungs-Saffts, einige Theile des Leibes vertrocknen, andere hergegen wieder über die maassen zunehmen. Es ist bey nahe in England eine Land-Kranckheit, indem vor andern die kleinen Kinder vom halben Jahr bis in das andere und auch drüber davon angegeriffen werden. Um die Mitte des sechszehenden Seculi entstand diese Kranckheit zu erst in denen mittägigen Orten Engellands, hernach fast in gantz Teutschland, und endlich auch fast durch das gantze Nordische Europa; zuvor war sie niemahls bekannt gewesen, ist aber heut zu Tage sehr gemein worden. Die Kennzeichen der Englischen Kranckheit sind folgende: Die Glieder oder Theile des Leibes werden schlapp und weich, die Kinder schwach, kräncklich, faul und müde. In dieser Kranckheit lässet sich eine ungleiche Nahrung derer Theile des Leibes gar sichtlich mercken: Denn das Haupt ist über die proportionirliche Grösse, das Gesicht völlig und wohlgefärbet, die übrigen Theile aber, so unter dem Haupte sich befinden, nehmen bey Zunehmung der Kranckheit von Tage zu Tage immer ab; Es sind auch etliche Erhöhungen und Knoten in der Gegend einiger Gelencke, sonderlich um die Hand-Wurtzel zu sehen, zuweilen auch um die Knöchel an denen Beinen, iedoch weit seltener. Dergleichen Schwulsten bemerckt man an denen Enden derer Ribben, wo sie mit den Brust-Bein-Knorpel sich vereinigen. Einige Beine werden in dieser Kranckheit sehr krum, besonders das Schien- und Waden-Bein, die klein und grosse Arm-Röhre seltener, oder doch nicht so sehr, zuweilen auch wohl gar das Schulter- und Hüfft-Bein. Manchmahl wollen die Beine zu kurtz werden, und wachsen nicht ferner der Länge nach. Endlich ist eine unordentliche Auswachsung des Hauptes zu sehen, sonderlich kan man hieher ziehen, wenn das Stirn-Bein zuweit auswärts gebeuget ist. Die Zähne kommen bey solchen Kindern viel langsamer und auch viel schwerer, als bey andern, und es darff leicht eine Gelegenheit seyn, so wackeln sie, werden auch zuweilen gantz schwartz, und fallen ihnen Stück-weise aus dem Munde. Wenn nun die Kranckheit immer mehr und mehr zunimmet, so wird die Brust von denen Seiten zusammen gedrucket und enger gemachet, gegen das VorderTheil aber zugespitzt. Dabey ist gleichsam eine Geschwulst, so den Unter-Leib erfüllet, und in denen Seiten in Weichen drücket und dehnet. Vielmahl kommen auch noch Husten, schwerer Athem, und andere Brust-Kranckheiten darzu. Die Patienten, die an dieser Kranckheit liegen, können öffters entweder auf der rechten oder lincken Seite nicht liegen, weil entweder die Lunge auf der Seite mit dem Brust-Häutgen zusammen gewachsen, oder auf der andern Seite gegen über eine Geschwulst ist. Die Cur kan nicht anders, als von denenjenigen Medicis, bey welchen diese Kranckheit gantz gemein ist, entlehnet werden. Zu diesem Ende recommendiret der berühmte Englische Practicus D. Sydenham dieses Purgier-Tränckgen darzu. R. Tamarind. eine halbe Untze Fol. Seh. zwey Untzen Rhabarb. eine halbe Untze Cag. in aqua commun. q.S. In Colat. drey Untzen dissolue, Mannae. Syrup. rosar. solut. ana. eine Untz. F. Potio. Hiervon kan das Kind ein oder zwey Löffel voll nehmen, nach Beschaffenheit derer Jahre, und zwar um den andern Tag. Johann Heinrich Zedler (Hg.): Grosses vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste. Band 8 (E). Halle und Leipzig 1734. Spalten 1239f. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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