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Umberto Eco (Sprache & Litteratur).

Publié le 12/06/2013

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Umberto Eco (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Umberto Eco (*1932), italienischer Philosoph, Zeichentheoretiker und Schriftsteller. Er begründete die Disziplin der kulturellen Semiotik, welche die Gesamtheit menschlicher Schaffenskraft hinsichtlich ihrer auf Zeichen basierenden Bedeutung zu analysieren sucht. Einem breiteren Publikum wurde er vor allem durch seinen internationalen Bestseller Il nome della rosa (1981; Der Name der Rose) bekannt. Eco wurde am 5. Januar 1932 in Alessandria (Piemont) geboren. Sein Nachname wurde seinem Großvater von Priestern gegeben, die das Findelkind bei sich aufnahmen; nach Auskunft Ecos stellt er das Akronym zu der lateinischen Bezeichnung ,,ex coelis oblatus" (,,der vom Himmel Geschenkte") dar. Eco begann auf Wunsch des Vaters ein Jurastudium, brach es jedoch ab und studierte stattdessen Philosophie und Germanistik (Promotion 1956). Von 1954 bis 1959 arbeitete er als Redakteur für kulturelle Programme für die staatliche italienische Rundfunkgesellschaft RAI. Daneben war er zwischen 1956 und 1964 als Dozent für Ästhetik an der Universität von Turin tätig, anschließend zwei Jahre an der Universität von Mailand. 1966 wurde Eco Professor für visuelle Kommunikation in Florenz. Während dieser Zeit veröffentlichte er seine bedeutende Abhandlung La struttura assente (1968), die er in überarbeiteter Fassung unter dem Titel Trattato di semiotica generale (1976; Semiotik. Entwurf einer Theorie der Zeichen) herausbrachte. Nachdem Eco ab 1969 zwei Jahre am Mailänder Polytechnikum gelehrt hatte, wurde er 1971 Professor für Semiotik in Bologna; der Studiengang war extra für ihn eingerichtet worden. Seitdem hatte er zudem mehrere Gastprofessuren an amerikanischen Universitäten inne. Mit seinen theoretischen Studien zur mittelalterlichen Ästhetik und Geistesgeschichte und der Analyse von Zeichen und Bedeutungen machte sich Eco in akademischen Kreisen einen Namen und wirkte wesentlich auf die internationale Avantgarde seit der Mitte der sechziger Jahre. Einer breiten Öffentlichkeit in Italien wurde er besonders als Kolumnist in Zeitungen und Wochenschriften bekannt. Eco gilt als einer der letzten Universalgelehrten der Neuzeit. Ihm wurden über 30 Ehrendoktorwürden verliehen. 2 LITERARISCHES WERK Weltweiten Ruhm erwarb sich Eco mit seinem Roman Il nome della rosa (1981; Der Name der Rose), der als Sensationserfolg quasi über Nacht seine Reise um die Welt antrat: Ecos italienischer Verlag hatte mit 30 000 verkauften Exemplaren gerechnet (tatsächlich wurden weit über 100 Millionen Exemplare verkauft), deutsche Verlage lehnten die Veröffentlichung wegen des angeblich zu hohen kalkulatorischen Risikos zunächst ab. Als Detektivgeschichte angelegt, operiert Der Name der Rose geschickt mit den Verfahren der Postmoderne (etwa der Intertextualität). Erzählt wird die Geschichte einer verschworenen Klostergemeinschaft im Jahr 1327, die sich im Streit um ein geheimnisvolles Manuskript, ein verschollen geglaubtes Buch des Aristoteles, mit tödlicher Konsequenz aufreibt, bis das Buch unwiederbringlich in den Flammen eines bewusst gelegten Bibliotheksbrandes verlodert. Der Name der Rose wurde 1986 von Jean-Jacques Annaud mit Sean Connery in der Hauptrolle verfilmt. Ecos Nachfolgeband Il pendolo di Foucault (1988; Das Foucaultsche Pendel), ein phantastischer Roman über die Verschwörung einer Gruppe von Intellektuellen, führt den Leser an die Grenzen der Aufklärung. In alle Werke floss, ebenso wie in den Roman L'isola del giorno prima (1994; Die Insel des vorigen Tages), Ecos umfassendes Wissen über Philosophie und Literatur mit ein. Baudolino (2000; Baudolino) ist ein wieder im Mittelalter angesiedelter historischer Schelmenroman, der kenntnisreich und voller rätselhafter Anspielungen ein intellektuell verspieltes Panorama Europas im 12. Jahrhundert ausbreitet. Mit La misteriosa fiamma della regina Loana (2004; Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana) legte Eco einen selbstverliebten autobiographischen Roman vor, der in postmoderner Manier mit Kolportage-Elementen spielt und gewohnt anspielungsreich das Porträt einer ganzen Generation zeichnet. 3 PHILOSOPHIE UND SEMIOTIK Seine Karriere startete Eco 1956 mit einer Dissertation über die Ästhetik Thomas von Aquins (Il problema estetica in San Tomasso, 1956), welche unter Mediävisten die Auffassung vom Mittelalter revolutionierte. Bereits hier versuchte Eco eine Art vorneuzeitlicher Zeichentheorie, die sich in ihrer späteren Ausformung weniger den Schriften Ferdinand de Saussures verdankt, sondern vielmehr an den (weiter gefassten) Modellen von Charles Sanders Peirce und Charles William Morris ausgerichtet ist. Diesen Gedanken führte Eco später in seiner Theorie einer kulturellen Semiotik zu Ende. Die von Menschen geschaffene Welt - angefangen von der Schutz bietenden Höhle bis hin zum komplexen Kunstwerk - ist als Welt der Zeichen, ,,das für jemanden für etwas steht" (Peirce), mit Bedeutung aufgeladen. Folglich ist alles Interpretation: ein Gedanke, der auch für die Rezeption von Texten eine wichtige Rolle spielt. Hier ist der Titel von Ecos Schrift Lector in fabula (1979) programmatisch: Der Leser wirkt durch seinen deutenden Lektüreakt entscheidend daran mit, die Geschichte erst zu konstruieren. Kunstwissenschaftlich formte Eco diesen Gedanken bereits in seiner Theorie des ,,offenen Kunstwerks", die er in seiner gleichnamigen Essaysammlung Opera aperta (1962; Das offene Kunstwerk) darlegte und mit der er vor allem eine an der Informationstheorie orientierte strukturale Ästhetik der Moderne zu etablieren suchte. Moderne Kunst manifestiert sich nur im Wechselspiel mit ihrem Betrachter. Jedes zeitgenössische Kunstwerk ist hinsichtlich seiner Bedeutung ,,offen" und wird erst durch den bewussten Blick des Rezipienten eindeutig - eine Eindeutigkeit, die durch einen permanenten Reflexionsprozess wieder in Frage gestellt wird. In der kulturellen Semiotik ist endgültig der Punkt erreicht, wo die eigentlich konträren Theorien von Strukturalismus, Poststrukturalismus und Hermeneutik in einer philosophischen Meisterleistung dialektisch miteinander verschmelzen. In diesem Sinn ist auch Ecos literarisches Werk semiotisch ausdeutbar. Nicht nur der Titel von Der Name der Rose verdankt sich dem mit vielschichtigem historischem, kulturellem, religiösem oder mythologischem Sinn aufgeladenen Symbol der ,,Blume der Liebe". Im Mittelpunkt von Das Foucaultsche Pendel etwa steht eine vermeintliche Geheimbotschaft, die sich im Verlauf der Handlung als simple Wäscheliste entpuppt, ohne ihren Reiz als mythisches und mystisches Transportmittel von Rätseln je ganz zu verlieren. Interpretation und Überinterpretation halten sich die Waage, das Pendel schlägt jeweils in die eine oder andere Richtung aus. Weitere Werke Ecos sind Apocalittici e integrati (1964; Apokalyptiker und Integrierte), Le forme del contenuto (1971), Il segno (1973; Zeichen), Postile a ,Il nome della rosa' (1983; Nachschrift zum ,Namen der Rose'), Semiotics and the Philosophy of Language (1984; Semiotik und Philosophie der Sprache) und Interpretation and Overinterpretation (1992, Zwischen Autor und Text. Interpretation und Überinterpretation). Auf Deutsch liegen darüber hinaus einige Auswahlbände mit verstreut publizierten oder kleineren Schriften Ecos vor, u. a.: Über Gott und die Welt (1985), Platon im Striptease-Lokal (1990), Kunst und Schönheit im Mittelalter (1991), Die Grenzen der Interpretation (1992), Wie man mit einem Lachs verreist und andere nützliche Ratschläge (1993), Im Wald der Fiktionen (1994), Die Suche nach der vollkommenen Sprache (1995), Das Metier des Denkens (1996), Kant und das Schnabeltier (2000) und Im Krebsgang voran (2007). Für den materialreichen Sammelband Storia della bellezza (2004; Die Geschichte der Schönheit) und sein Pendant Storia della bruttezza (2007; Die Geschichte der Hässlichkeit) zeichnete der erfolgreiche Schriftsteller und Kulturtheoretiker als Herausgeber verantwortlich. Dire quasi la stessa cosa (2003; Quasi dasselbe mit anderen Worten) behandelt unakademisch und facettenreich die Kunst des Übersetzens. Verfasst von: Thomas Köster Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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