Tanz
Publié le 21/06/2013
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Tanz 1 EINLEITUNG Tanz, rhythmisch geregelte Körperbewegungen zu Musik, ursprünglich ein religiöser Akt. Der Tanz dient auch der Kommunikation oder als Ausdruck von Stimmungen, Gefühlen und Ideen. Der Tanz kann ein bestimmtes Bewegungsrepertoire haben, das an sich ohne zuweisbare Bedeutung ist, wie etwa zu großen Teilen im Ballett und im europäischen Volkstanz. Er kann aber auch Mime (Nachahmung) und symbolische Gesten einsetzen, wie es in vielen asiatischen Tanzformen der Fall ist. Völker verschiedener Kulturen tanzen sowohl unterschiedlich als auch aus unterschiedlichen Gründen. 2 TANZ UND LEBENSKULTUR Tanz kann Kunst sein, rituellen Zwecken dienen oder schlicht Erholung verschaffen. Er kann eine Geschichte erzählen, politischen, wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Bedürfnissen Ausdruck geben oder eine Erfahrung vermitteln, die angenehm, anregend oder ästhetisch wertvoll ist. 2.1 Tanz und der menschliche Körper Die gewöhnliche Bewegungsfähigkeit des Körpers kann im Tanz vergrößert werden, was üblicherweise durch lang anhaltendes Spezialtraining geschieht. Im Ballett beispielsweise übt der Tänzer, die Beine an der Hüfte zu drehen oder einen Spagat zu machen, um das Bein in einer Arabesque hoch emporheben zu können. In Indien lernen manche Tänzer ihre Augäpfel und Augenbrauen choreographiegerecht zu bewegen. Zu den Grundelementen des Tanzes zählen: (1) der Einsatz des Raumes: Tanzschritte, die Formen des sich bewegenden Körpers und von den Gliedmaßen modellierter Raum; (2) der Einsatz der Zeit: Tempo, die Dauer eines Tanzes, rhythmische Variationen und die Grundeinstellung zur vergehenden Zeit, indem etwa in Ruhe vorgegangen wird oder schnelle, abrupte Bewegungen vorherrschen; (3) der Einsatz des Körpergewichts: das Überwinden der Schwerkraft, um leichte, anmutige Bewegungen auszuführen, das Nachgeben gegenüber der Schwerkraft mit schweren, erschlaffenden Bewegungen oder das Einsetzen von Kraft im Wettkampf zwischen Körpergewicht und Schwerkraft; und (4) der Einsatz des Energieflusses: angespannte, widerstrebende oder begrenzte Bewegungen oder freifließende Bewegung. 2.2 Tanz und das menschliche Bewusstsein Tanz kann auch psychisch wirken. Gefühle und Ideen können mittels Tanz ausgedrückt und mitgeteilt werden. Das Teilen von Rhythmus und Bewegung kann einer Gruppe ein Gemeinschaftsgefühl vermitteln. In einigen Gesellschaften führt Tanzen oft zur Trance oder zu gesteigerten Bewusstseinszuständen. In Trance sind Menschen zu bemerkenswerten Leistungen fähig. Sie werden stärker, ausdauernder oder können Gefahren besser trotzen, beispielsweise über glühende Kohlen tanzen. In einigen Gesellschaften tanzen Schamanen in Trance, um andere Menschen körperlich oder emotional zu heilen. Die moderne Tanztherapie wurde entwickelt, um Menschen zu helfen sich auszudrücken und kontaktfähiger zu werden. 2.3 Tanzarten Es gibt zwei grundlegende Tanzarten: Gemeinschaftstänze und Aufführungstänze. Die Gemeinschaftstänze umfassen Arbeitstänze, einige Arten des Sakraltanzes und Freizeittänze wie die Volkstänze oder die Gesellschaftstänze. Derartige Tänze bestehen oft aus sich wiederholenden Schrittfolgen, die leicht zu erlernen sind. Aufführungstänze finden oft an Höfen, in Tempeln oder in Theatern statt. Die Tänzer sind oft Berufstänzer, da diese Tänze in der Regel schwierige Bewegungsfolgen haben, die eine besondere Ausbildung voraussetzen. 2.4 Tanz und Gesellschaft Der Tanz hat vielfältige Funktionen. Er kann eine Art von Anbetung sein, ein Weg, die Ahnen zu ehren, die Götter gnädig zu stimmen oder ein Mittel der Magie. Tanz wird in der Bibel erwähnt und war bis ins Mittelalter oft Teil von Gottesdiensten und religiösen Feierlichkeiten. Obwohl er von der christlichen Kirche später als amoralisch bezeichnet wurde, ist er noch immer in einigen christlichen und nichtchristlichen Sekten von Bedeutung, zu denen die nordamerikanischen Shaker und die tanzenden Derwische der islamischen Welt zählen. Tanz ist oft Bestandteil bei Zeremonien, die stattfinden, wenn jemand die gesellschaftliche Rolle wechselt. So können Geburt, Initiation, ein Ausbildungsabschluss, Heirat, politische Nachfolge und Tod durch Tanz zelebriert werden. Tanz kann auch Teil der Partnerwerbung sein. In einigen Gesellschaften sind Tänze die einzigen Gelegenheiten, bei denen junge Männer und Frauen einander begegnen können. In einigen Kulturen ist Tanz eine Kunstform. Im 20. Jahrhundert wurden einige Tänze, die ursprünglich ausgefeilte Sakralrituale oder höfische Unterhaltungsformen waren, in angepasster Form auf die Theaterbühnen gebracht. 3 GESCHICHTE Einige Kulturen hatten wenig oder keine Berührung mit der Industriegesellschaft. Ihre Tänze sind üblicherweise Bestandteil eines religiösen Ritus, der hoch entwickelte religiöse oder philosophische Vorstellungen beinhaltet. In derartigen Gesellschaften gibt es oft Aufführungstänze. Bei den australischen Aborigines und bei den afrikanischen Khoi-san-Völkern führen beispielsweise ausgebildete Personen mimetische und akrobatische Tänze zur Unterhaltung und Belehrung auf. 3.1 Die Hochkulturen des Altertums Von den alten Kulturen des Mittelmeerraumes und des Nahen Ostens gibt es schriftliche und bildliche Zeugnisse über Tänze. In Ägypten sind auf solchen Darstellungen wahrscheinlich Berufsunterhalter zu sehen, die Sklaven waren. Tanz war ein wichtiger Bestandteil landwirtschaftlicher Feste und religiöser Feierlichkeiten wie bei den Tanzriten, die den Zyklus von Tod und Wiedergeburt des Gottes Osiris darstellen, bei denen der Jahreszeitenzyklus des Nil zum Ausdruck gebracht wird. Die Griechen bewunderten den Tanz, der bei ihnen gefördert wurde. Griechische Kriegertänze, die phyrrhischen Tänze, waren Teil der Soldatenausbildung. Sakraltänze, vor allem die zu Ehren von Dionysos, dem Weingott, waren anscheinend der Ursprung des Tanzes im griechischen Theater. Der Tragödienchor verwendete zur Begleitung der gesprochenen oder gesungenen Verse Symbolgesten und Tanzschritte. Die Römer sind besonders für ihren Beitrag zu den mimetischen Künsten bekannt. Obwohl es reisende Berufskünstler gab wie Tänzer, Possenreißer, Jongleure und Akrobaten, entwickelte sich der Tanz bei den Römern nicht weiter. 3.2 Das mittelalterliche Europa Die christliche Kirche, die im europäischen Mittelalter eine große Macht besaß, missbilligte Tänze. Im Volk wurde aber weiter getanzt. Modifizierte Bauerntänze des Mittelalters werden noch heute als Volkstänze getanzt. Einige Bauerntänze, die vom Adel übernommen und verändert wurden, wurden höfische Gesellschaftstänze, aus denen sich wiederum das Ballett entwickelte. 3.3 Ballett und Modern Dance Das Ballett entwickelte sich während der Renaissance an den Höfen Italiens und Frankreichs und wurde im späten 17. Jahrhundert zu einer Berufsdisziplin. Seit dieser Zeit ist es eine der bedeutenden Kunstformen der abendländischen Kultur. Im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert rebellierten die amerikanischen Tänzerinnen Isadora Duncan und Ruth Saint Denis gegen das klassische Ballett. Auch der Schweizer Erzieher Émile Jaques-Dalcroze, der ungarische Tänzer Rudolf von Laban und die deutsche Tänzerin Mary Wigman experimentierten mit neuen Ausdrucksmöglichkeiten (Ausdruckstanz). Die Arbeit dieser Wegbereiter des Modern Dance führte zur Entwicklung bedeutender neuer Tanzsprachen. 3.4 Volkstanz Volkstanz ist normalerweise an der Tradition ausgerichtet und wird von Mitgliedern einer Gemeinschaft ausgeführt. Der Begriff Volkstanz kann am besten auf Tänze angewandt werden, die von landwirtschaftlich orientierten Völkern aus weltlichen oder rituellen Anlässen getanzt werden. Beispiele hierfür sind der Kolo im Balkan, der englische Moriskentanz, der nordamerikanische Square Dance wie auch die Maitänze und die verschiedenen Arten des Schwerttanzes. Volkstänze sind normalerweise Gruppentänze, die unter den Generationen weitergegeben werden. Einige Volkstänze haben keine weit zurückreichende Tradition: Viele israelische Volkstänze wurden beispielsweise im 20. Jahrhundert nach den Vorbildern europäischer Volkstänze zu ähnlichen Zwecken entworfen ( siehe Hora). 3.5 Gesellschaftstanz Einige Freizeittanzformen werden als Gesellschaftstänze bezeichnet. Im Unterschied zu Volkstänzen handelt es sich bei ihnen allerdings meist um Paartänze. Die Gesellschaftstänze des Adels im Mittelalter, der Renaissance und im Barock wurden aus Volkstänzen entwickelt. Im ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert entwickelte sich der Gesellschaftstanz mit dem Anwachsen der Mittelklasse über die Adelsschranken hinaus und wurde in Europa und Nordamerika immer beliebter. Der Walzer und die Polka, die ursprünglich Bauerntänze waren, wandelten sich zu Gesellschaftstänzen. In den Vereinigten Staaten entstanden aus den Wechselbeziehungen zwischen den diversen Einwanderergruppen neue Formen des Gesellschaftstanzes und der volksnahen Unterhaltung wie der Square Dance und der Steptanz. Neue Gesellschaftstänze, die von den amerikanischen Tänzern Irene und Vernon Castle vor dem I. Weltkrieg populär gemacht wurden, eroberten Europa und Amerika. Der Foxtrott und südamerikanische Tänze wie Tango, Rumba und Cha-Cha-Cha wurden bekannt. Die Synkopen und Bewegungen des Tanzes der nordamerikanischen Schwarzen wurden in die beliebten Gesellschaftstänze aufgenommen. Dies geschah um 1900 mit dem Cakewalk und in den zwanziger Jahren mit dem Charleston und dem Black bottom, in den dreißiger und vierziger Jahren mit dem Big apple und dem Lindy ( siehe Jitterbug) und schließlich mit den Rock-'n'-Roll-Tänzen der fünfziger Jahre und ihren Nachfolgern in den folgenden Jahrzehnten. In den sechziger Jahren ging die Entwicklung dahin, zu tanzen, ohne seinen Tanzpartner zu berühren, wie dies beispielsweise beim Twist der Fall ist. Die siebziger und achtziger Jahre brachten eine Renaissance des Paartanzes, wie beispielsweise beim Hustle, der zu Disco- und Rockmusik getanzt wird. Mitte der achtziger Jahre begann der Breakdance, der unter farbigen Straßenkindern in den USA entstand, mit seinen akrobatischen, roboterartigen Bewegungen seinen Siegeszug auch in Europa. Siehe auch Mode- und Gesellschaftstänze 3.6 Musicals Die Gesellschaftstänze des 20. Jahrhunderts wie auch die Neuerungen im Ballett und Modern Dance beeinflussten die wachsende Bedeutung des Tanzes im Film und in Musicals. Der amerikanische Choreograph Busby Berkeley schuf in Hollywood ausgefeilte Gruppenproduktionsnummern. Die amerikanischen Tänzer Fred Astaire und Ginger Rogers verbanden Gesellschafts- und Steptanz. Bei Oklahoma! (1943) integrierte die amerikanische Choreographin Agnes de Mille Tanz in die Bühnenhandlung, was dazu führte, dass von nun an verstärkt Tanzszenen in Musicals eingearbeitet wurden. In der West Side Story (1957), die von dem amerikanischen Ballettmeister Jerome Robbins choreographiert wurde, war Tanz erstmals das Medium, durch das der Hauptteil der Musicalhandlung Ausdruck fand. In den siebziger Jahren wurde der Tanz am Broadway sogar noch bedeutender, was sich in Musicals wie A Chorus Line (1975) und Dancin' (1978) niederschlug. Siehe auch Jazztanz 3.7 Der klassische Tanz Asiens In Asien stehen Schauspiel, Musik und Tanz in enger, wechselseitiger Beziehung. Asiatische Tänze, die meist symbolische Gesten, Masken, ausgefeiltes Make-up und prächtige Kostüme als Elemente einsetzen, erzählen oft Geschichten, die auf Mythen, historischen Ereignissen und Legenden basieren. Die Aufführungen dauern oft viele Stunden lang. In Indien wurden Formen des klassischen Tanzes, die fast verschwunden waren, aufgrund von Beschreibungen in alten Manuskripten und von Tempelschnitzereien, die Tanzpositionen darstellen, wieder zum Leben erweckt. Tanzdramen und Solotanzformen, die auf Hinduepen gründen, arbeiten viel mit Handgesten, die Mudras genannt werden. Viele indische Volkstänze haben bestimmte Eigenschaften mit den komplexeren klassischen Tänzen gemein. Siehe auch indischer Tanz Japan weist eine Vielzahl von Volkstänzen auf, von denen etliche religiöser Natur sind. Darüber hinaus gibt es in Japan zwei Großformen des Tanztheaters: Nõ und Kabuki. Das etwa 500 Jahre alte Nõ ist eine extrem langsame Tanz- und Opernform voller symbolischer Bezüge. Das im 17. Jahrhundert entwickelte Kabuki ist eine volksnahe Form, in der viele Theatereinrichtungen zum Einsatz kommen. Siehe auch japanische Musik; japanisches Theater Die Pekingoper ist das bekannteste Genre des chinesischen Tanztheaters. Sie entwickelte sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus früheren Ausprägungen der chinesischen Oper und enthält Aufsehen erregende Akrobatik als wichtigen Handlungsbestandteil. In den fünfziger Jahren begann die chinesische Regierung Produktionen zu fördern, die sich am europäischen Ballett orientieren und (in unverblümt propagandistischer Absicht) die Themen behandeln, die für die zeitgenössische Politik und Wirtschaft bedeutsam sind. Siehe auch chinesische Musik In Indonesien, vor allem auf Java, unterhielten früher anmutige Tänzerinnen die Könige mit weit entwickelten Formen des Hoftanzes. Sie lebten am Hofe und ihre Tänze waren der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Auf Bali sind noch immer Maskenspiele mit Königen und Clowns, Kriegstänze und Geistertänze fester Bestandteil des Dorflebens. Siehe auch indonesischer Tanz 3.8 Afrika, Ozeanien, Nord- und Südamerika Die Tänze im südlich der Sahara gelegenen Teil Afrikas stehen oft in Verbindung mit Maskentanzgemeinschaften, deren Mitglieder Geister nachahmen oder von diesen besessen werden. Auch der Tanz bei Mannbarkeitsriten ist üblich. Im 20. Jahrhundert haben sich städtische Tanzformen entwickelt, in denen afrikanische und abendländische Einflüsse zusammenfallen. Siehe auch afrikanische Musik; afrikanischer Tanz Ozeanische Tänze gehen oft in Verbindung mit dem Erzählen von Geschichten oder Dichtungen vor sich, wie beispielsweise beim hawaianischen Hula. Auf Neuguinea werden Tänze oft in kriegerischem Kontext aufgeführt. Die indianischen Nationen Nordamerikas führten früher komplexe Tanzrituale aus, die heute noch Bestand haben. In den vergangenen fünfzig Jahren haben sich nationenübergreifende Gemeinschaftstänze entwickelt, die bei Stammestreffen (Powwows) in den USA und Kanada aufgeführt werden. In Südamerika haben sakrale und weltliche Tänze noch immer eine lebendige Tradition bei vielen Indianerstämmen. Andere südamerikanische Tänze machen direkte Anleihen bei afrikanischen Tanzbewegungen oder verbinden spanische Bewegungen mit Elementen aus Indianertänzen. 3.9 Bewahrung und Weiterentwicklung Die moderne Welt wird weitere Anleihen bei Tänzen zwischen unterschiedlichen Ländern fördern und die Entwicklung neuer Tanzformen, die aus nationalen Stilmischungen bestehen, unterstützen. Moderne Völker haben die Tänze vergangener Jahrtausende verloren, weil es kein Mittel gab, sie zu erhalten. Heute können jedoch die Tänze der gegenwärtigen Kulturen für zukünftige Generationen mittels Film- und Videoaufzeichnungen sowie Tanznotationen wie der Laba-Notation, der Effort/Shape-Notation und der Benesh-Notation erhalten werden. Siehe auch Choreographie; Country Dance; spanischer Tanz Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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3.3 Ballett und Modern Dance
Das Ballett entwickelte sich während der Renaissance an den Höfen Italiens und Frankreichs und wurde im späten 17.
Jahrhundert zu einer Berufsdisziplin.
Seit dieser Zeitist es eine der bedeutenden Kunstformen der abendländischen Kultur.
Im ausgehenden 19.
und frühen 20.
Jahrhundert rebellierten die amerikanischen Tänzerinnen IsadoraDuncan und Ruth Saint Denis gegen das klassische Ballett.
Auch der Schweizer Erzieher Émile Jaques-Dalcroze, der ungarische Tänzer Rudolf von Laban und die deutscheTänzerin Mary Wigman experimentierten mit neuen Ausdrucksmöglichkeiten (Ausdruckstanz).
Die Arbeit dieser Wegbereiter des Modern Dance führte zur Entwicklungbedeutender neuer Tanzsprachen.
3.4 Volkstanz
Volkstanz ist normalerweise an der Tradition ausgerichtet und wird von Mitgliedern einer Gemeinschaft ausgeführt.
Der Begriff Volkstanz kann am besten auf Tänze angewandt werden, die von landwirtschaftlich orientierten Völkern aus weltlichen oder rituellen Anlässen getanzt werden.
Beispiele hierfür sind der Kolo im Balkan, derenglische Moriskentanz, der nordamerikanische Square Dance wie auch die Maitänze und die verschiedenen Arten des Schwerttanzes.
Volkstänze sind normalerweiseGruppentänze, die unter den Generationen weitergegeben werden.
Einige Volkstänze haben keine weit zurückreichende Tradition: Viele israelische Volkstänze wurdenbeispielsweise im 20.
Jahrhundert nach den Vorbildern europäischer Volkstänze zu ähnlichen Zwecken entworfen ( siehe Hora).
3.5 Gesellschaftstanz
Einige Freizeittanzformen werden als Gesellschaftstänze bezeichnet.
Im Unterschied zu Volkstänzen handelt es sich bei ihnen allerdings meist um Paartänze.
Die Gesellschaftstänze des Adels im Mittelalter, der Renaissance und im Barock wurden aus Volkstänzen entwickelt.
Im ausgehenden 18.
und 19.
Jahrhundert entwickeltesich der Gesellschaftstanz mit dem Anwachsen der Mittelklasse über die Adelsschranken hinaus und wurde in Europa und Nordamerika immer beliebter.
Der Walzer und diePolka, die ursprünglich Bauerntänze waren, wandelten sich zu Gesellschaftstänzen.
In den Vereinigten Staaten entstanden aus den Wechselbeziehungen zwischen den diversen Einwanderergruppen neue Formen des Gesellschaftstanzes und der volksnahenUnterhaltung wie der Square Dance und der Steptanz.
Neue Gesellschaftstänze, die von den amerikanischen Tänzern Irene und Vernon Castle vor dem I.
Weltkrieg populärgemacht wurden, eroberten Europa und Amerika.
Der Foxtrott und südamerikanische Tänze wie Tango, Rumba und Cha-Cha-Cha wurden bekannt.
Die Synkopen undBewegungen des Tanzes der nordamerikanischen Schwarzen wurden in die beliebten Gesellschaftstänze aufgenommen.
Dies geschah um 1900 mit dem Cakewalk und inden zwanziger Jahren mit dem Charleston und dem Black bottom, in den dreißiger und vierziger Jahren mit dem Big apple und dem Lindy ( siehe Jitterbug) und schließlich mit den Rock-’n’-Roll-Tänzen der fünfziger Jahre und ihren Nachfolgern in den folgenden Jahrzehnten.
In den sechziger Jahren ging die Entwicklung dahin, zu tanzen, ohneseinen Tanzpartner zu berühren, wie dies beispielsweise beim Twist der Fall ist.
Die siebziger und achtziger Jahre brachten eine Renaissance des Paartanzes, wiebeispielsweise beim Hustle, der zu Disco- und Rockmusik getanzt wird.
Mitte der achtziger Jahre begann der Breakdance, der unter farbigen Straßenkindern in den USAentstand, mit seinen akrobatischen, roboterartigen Bewegungen seinen Siegeszug auch in Europa.
Siehe auch Mode- und Gesellschaftstänze
3.6 Musicals
Die Gesellschaftstänze des 20.
Jahrhunderts wie auch die Neuerungen im Ballett und Modern Dance beeinflussten die wachsende Bedeutung des Tanzes im Film und inMusicals.
Der amerikanische Choreograph Busby Berkeley schuf in Hollywood ausgefeilte Gruppenproduktionsnummern.
Die amerikanischen Tänzer Fred Astaire und GingerRogers verbanden Gesellschafts- und Steptanz.
Bei Oklahoma! (1943) integrierte die amerikanische Choreographin Agnes de Mille Tanz in die Bühnenhandlung, was dazu führte, dass von nun an verstärkt Tanzszenen in Musicals eingearbeitet wurden.
In der West Side Story (1957), die von dem amerikanischen Ballettmeister Jerome Robbins choreographiert wurde, war Tanz erstmals das Medium, durch das der Hauptteil der Musicalhandlung Ausdruck fand.
In den siebziger Jahren wurde der Tanz am Broadwaysogar noch bedeutender, was sich in Musicals wie A Chorus Line (1975) und Dancin’ (1978) niederschlug.
Siehe auch Jazztanz
3.7 Der klassische Tanz Asiens
In Asien stehen Schauspiel, Musik und Tanz in enger, wechselseitiger Beziehung.
Asiatische Tänze, die meist symbolische Gesten, Masken, ausgefeiltes Make-up undprächtige Kostüme als Elemente einsetzen, erzählen oft Geschichten, die auf Mythen, historischen Ereignissen und Legenden basieren.
Die Aufführungen dauern oft vieleStunden lang.
In Indien wurden Formen des klassischen Tanzes, die fast verschwunden waren, aufgrund von Beschreibungen in alten Manuskripten und von Tempelschnitzereien, dieTanzpositionen darstellen, wieder zum Leben erweckt.
Tanzdramen und Solotanzformen, die auf Hinduepen gründen, arbeiten viel mit Handgesten, die Mudras genanntwerden.
Viele indische Volkstänze haben bestimmte Eigenschaften mit den komplexeren klassischen Tänzen gemein.
Siehe auch indischer Tanz
Japan weist eine Vielzahl von Volkstänzen auf, von denen etliche religiöser Natur sind.
Darüber hinaus gibt es in Japan zwei Großformen des Tanztheaters: Nõ und Kabuki.Das etwa 500 Jahre alte Nõ ist eine extrem langsame Tanz- und Opernform voller symbolischer Bezüge.
Das im 17.
Jahrhundert entwickelte Kabuki ist eine volksnahe Form,in der viele Theatereinrichtungen zum Einsatz kommen.
Siehe auch japanische Musik; japanisches Theater
Die Pekingoper ist das bekannteste Genre des chinesischen Tanztheaters.
Sie entwickelte sich in der Mitte des 19.
Jahrhunderts aus früheren Ausprägungen der chinesischenOper und enthält Aufsehen erregende Akrobatik als wichtigen Handlungsbestandteil.
In den fünfziger Jahren begann die chinesische Regierung Produktionen zu fördern, diesich am europäischen Ballett orientieren und (in unverblümt propagandistischer Absicht) die Themen behandeln, die für die zeitgenössische Politik und Wirtschaftbedeutsam sind.
Siehe auch chinesische Musik
In Indonesien, vor allem auf Java, unterhielten früher anmutige Tänzerinnen die Könige mit weit entwickelten Formen des Hoftanzes.
Sie lebten am Hofe und ihre Tänzewaren der Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Auf Bali sind noch immer Maskenspiele mit Königen und Clowns, Kriegstänze und Geistertänze fester Bestandteil des Dorflebens.Siehe auch indonesischer Tanz
3.8 Afrika, Ozeanien, Nord- und Südamerika
Die Tänze im südlich der Sahara gelegenen Teil Afrikas stehen oft in Verbindung mit Maskentanzgemeinschaften, deren Mitglieder Geister nachahmen oder von diesenbesessen werden.
Auch der Tanz bei Mannbarkeitsriten ist üblich.
Im 20.
Jahrhundert haben sich städtische Tanzformen entwickelt, in denen afrikanische undabendländische Einflüsse zusammenfallen.
Siehe auch afrikanische Musik; afrikanischer Tanz
Ozeanische Tänze gehen oft in Verbindung mit dem Erzählen von Geschichten oder Dichtungen vor sich, wie beispielsweise beim hawaianischen Hula.
Auf Neuguineawerden Tänze oft in kriegerischem Kontext aufgeführt.
Die indianischen Nationen Nordamerikas führten früher komplexe Tanzrituale aus, die heute noch Bestand haben.
In den vergangenen fünfzig Jahren haben sichnationenübergreifende Gemeinschaftstänze entwickelt, die bei Stammestreffen (Powwows) in den USA und Kanada aufgeführt werden.
In Südamerika haben sakrale undweltliche Tänze noch immer eine lebendige Tradition bei vielen Indianerstämmen.
Andere südamerikanische Tänze machen direkte Anleihen bei afrikanischen.
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