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Systemtheorie - Soziologie.

Publié le 15/06/2013

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Systemtheorie - Soziologie. Systemtheorie, uneinheitlich verwendeter Begriff für theoretische Ansätze in den Natur- und Sozialwissenschaften, die die strukturellen Eigenschaften und funktionalen Leistungen von natürlichen, sozialen oder technischen Systemen zu beschreiben und erklären versuchen. Gelegentlich wird Systemtheorie als Teilgebiet der allgemeinen Kybernetik definiert. Im engeren sozialwissenschaftlichen Sinne bezeichnet Systemtheorie einen seit Ende der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts im Wesentlichen von Niklas Luhmannn entwickelten Forschungsansatz. Diese auch als funktionalistisch-strukturell bezeichnete Theorie, die im Folgenden vorgestellt werden soll, versucht, die in den sechziger Jahren von den chilenischen Neurophysiologen Humberto R. Maturana und Francesco J. Varela ausgearbeitete biologische Systemtheorie für die Sozialwissenschaften fruchtbar zu machen. Nach Luhmann besitzt die moderne Gesellschaft weder in Politik, noch in Moral oder Wirtschaft ein Zentrum, von dem aus alle anderen Gesellschaftsbereiche erschlossen werden können. So kann sich Gesellschaftstheorie nur mit allen gesellschaftlichen Bereichen befassen. In der Tat gelang es Luhmann bis zu seinem Tod 1998, alle gesellschaftlich relevanten Subsysteme, wie z. B. Religion, Wirtschaft oder Recht, zu untersuchen. Jedes System arbeitet dabei auf seine spezifische Weise: Das Wirtschaftssystem funktioniert über das Medium Geld, das Rechtssystem über Gesetze, und die Menschen als psychische Systeme funktionieren über Bewusstsein. Luhmann sieht im Gegensatz zu Talcott Parsons, an dessen theoretische Arbeiten er anschließt, in einem sozialen System ein reales System, d. h., die konstituierenden Elemente werden durch das beobachtete soziale System selbst bestimmt. So sind für Luhmann so genannte Kommunikationen, nicht Personen, die letzten unteilbaren Elemente eines sozialen Systems, das er als ein System sinnhafter Kommunikation definiert. Anders ausgedrückt, steht in der Systemtheorie nicht der Mensch im Zentrum der Gesellschaft, sondern er gehört zu deren Umwelt. Eine Gesellschaft konstituiert sich nach Luhmann nicht aus Subjekten, sondern aus Kommunikationen. Soziale Systeme beziehen sich für die Systemtheorie nicht nur bei der Konstitution ihrer Elemente, sondern auch ihrer Operationen und Strukturen auf sich selbst und werden deshalb als selbstreferentielle Systeme bezeichnet. Obwohl sie in diesem Sinne ,,operativ geschlossen" sind, besteht für sie die Notwendigkeit, Kontakt zur Umwelt herzustellen, da die Systemdynamik ohne Umwelt zum Erliegen käme. Systemtheorie begreift Systeme als Ausgrenzungen einer nicht unmittelbar zum System gehörenden Umwelt, denn Systeme entwickeln ihre Identitäten in Differenz zu einer komplexeren Umwelt: Sie entstehen durch ,,Reduktion von Komplexität". Diese Reduktion ist gleichbedeutend mit einer Selektion von Möglichkeiten. Geschlossene Systeme, wie z. B. das rigide System einer Ideologie, verstanden als soziales Sinnsystem, stehen kaum im Austausch mit ihrer Umwelt. Deshalb sind ihre Strukturen dauerhafter, als das bei offenen Systemen der Fall sein kann, die sich aktiv mit der Umwelt auseinandersetzen. Verändert sich die Umwelt, wird aber beispielsweise eine Ideologie nicht dauerhaft überleben können, da der Außendruck an der Grenze zwischen geschlossenem System und Umwelt nicht durch Veränderung ausgeglichen wird. Die herausragende Bedeutung der Systemtheorie für die Soziologie am Ende des 20. Jahrhunderts ist nicht zuletzt auf den Umstand zurückzuführen, dass sie zwar die Prämisse der postmodernen Philosophie vom Ende der ,,großen Erzählungen" teilt, als Theorie aber die Welt als Ganzes zu erklären sucht. Luhmanns Bestreben war es, eine Theorie zu entwickeln, mit der die Komplexität der Welt sinnvoll reduziert werden kann: Er gab seinem Projekt den Namen ,,Theorie der Gesellschaft". Mit dem Anspruch, moderne Gesellschaften verstehbar zu machen, indem man erklärt, wie Unwahrscheinliches wahrscheinlich wird, verband sich in seinem Werk auch die Beschäftigung mit aktuellen gesellschaftlichen und politischen Fragen. Der bei dieser Beschäftigung vollzogene systemtheoretische Perspektivenwechsel kann als eine Art soziologische Verfremdungstechnik verstanden werden, durch die das ,,alteuropäische Denken" selbst in Frage gestellt wird. siehe Politische Kybernetik Verfasst von: Andreas Beil Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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