Spielkarten und Kartenspiele 1 EINLEITUNG Spielkarten und Kartenspiele, Kartenblätter aus Karton, Kunststoff oder anderen Materialien und die mit ihnen durchgeführten Spiele.
Publié le 22/06/2013
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Spielkarten und Kartenspiele 1 EINLEITUNG Spielkarten und Kartenspiele, Kartenblätter aus Karton, Kunststoff oder anderen Materialien und die mit ihnen durchgeführten Spiele. Spielkarten sind in Europa im Allgemeinen rechteckig, indische Spielkarten sind in der Regel rund, chinesische bestehen aus langen schmalen Streifen. Auf der Vorderseite tragen Karten Symbole (so genannte Farbzeichen), Figuren und Zahlen. Die Rückseiten der Karten eines Spieles müssen identisch sein, damit die Spielpartner nicht erkennen, wer welche Karten in der Hand hält. Karten werden für Geschicklichkeits- oder Glücksspiele oder zum Wahrsagen (Kartenlegen) verwendet. Die Ursprünge der Spielkarten lassen sich bis in die chinesische Tang-Dynastie (618-907) zurückverfolgen. Über den Mittleren Osten kamen Spielkarten wahrscheinlich durch die Kreuzritter nach Europa. Hier wurden Kartenspiele, die seinerzeit aus handbemalten Papierkarten bestanden, erstmals um 1300 erwähnt: Etwa aus dieser Zeit stammt ein in Straßburg erlassenes Verbot für Kartenspiele. Für Deutschland ist ein derartiges Verbot - und damit die Existenz von Spielkarten - erstmals aus dem Jahr 1378 (in Regensburg) dokumentiert. Die Kosten für einen Satz Karten waren damals sehr hoch, so dass das Spielen zunächst dem Adel vorbehalten blieb. Im 15. Jahrhundert wurden durch Holzschnitt hergestellte Karten vor allem in Deutschland entworfen und in großer Zahl exportiert. Durch die Verbesserung von Druckverfahren nahmen die Verbreitung und die Beliebtheit von Kartenspielen zu. In Indien ist das Dasavatara eines der bekanntesten Kartenspiele. Es hat zehn Farben, die sich an die zehn Avataras oder Inkarnationen des Gottes Vishnu anlehnen: Fisch, Schildkröte, Keiler, Löwe, Zwerg, Axt, Pfeil und Bogen, Blitz, Tritonshorn und Pferd. Die meisten indischen Spielkarten sind unterschiedlich groß und bestehen aus dick lackiertem Karton, Pappmaché oder Elfenbein. In Japan sind das Hanafuda (,,Blumenspiel") und das Utagaruta (,,Spiel der hundert Dichter") beliebte Kartenspiele. 2 FARBEN UND MUSTER Spielkarten sind weltweit mit unterschiedlichsten Farben und Symbolen versehen. Die ältesten europäischen Karten stammen aus dem 14. Jahrhundert und wurden im italienischen Stil hergestellt. Die heute am häufigsten verwendeten Symbole kommen aus Frankreich und werden mit Kreuz, Pik, Herz und Karo bezeichnet. Die Symbole des bayerischen (altdeutschen) Blattes sind Eichel, Gras, Herz und Schellen. 3 DER STANDARD-KARTENSATZ In einem Standard-Kartensatz besteht jede der vier Farben aus 13 Karten. Man unterscheidet die Bildkarten (König, Dame und Bube) und die Zählkarten (von As bis zehn). Zusätzlich gibt es seit dem 19. Jahrhundert so genannte Joker. Ansonsten wurde der Kartensatz nur wenig verändert. Gelegentlich werden nur 36 oder 32 Karten für Spiele wie Piqué, Euchre oder Bezique sowie 48 für Binokel und ähnliche Spiele verwendet. Bildkarten mit jeweils zwei Abbildungen wurden im frühen 19. Jahrhundert in Frankreich eingeführt, um die Karten leichter erkennen zu können. Kartenzeichen - kleine Farbsymbole in den Kartenecken - ermöglichen seit Ende des 19. Jahrhunderts das Halten des Blattes in einem Fächer bei gleichzeitigem Erkennen der Farbwerte. In der Braille-Blindenschrift geprägte Spielkarten ermöglichen es auch sehbehinderten Menschen, mit Karten zu spielen. 4 SONDERFORMEN Vom 17. bis 19. Jahrhundert entstanden in Europa zahlreiche Sonderformen der Kartenspiele. Von 1670 bis etwa 1720 wurde eine Reihe historischer Spielkarten herausgegeben, die mit karikaturhaften Zeichnungen versehen sind. Es wurden etwa 15 Spiele entworfen, wie z. B. ,,Die Dienstbarkeit des Hinterteils", mit dem die Minderheitsregierung von Oliver Cromwell karikiert wurde, ,,Die Regentschaft der Queen Anne" und ,,Die Siege des Marlborough". In Frankreich wurden im 18. und 19. Jahrhundert viele hervorragende Kartenspiele hergestellt. Besonders interessant sind die revolutionären Spiele, die anstelle von Damen und Königen ,,Bürger" darstellten, und die kunstvoll handkolorierten Kostümkarten, die Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden. Deren Bildkarten stellten reale Personen dar, die in aufwendige Kostüme jener Zeit gekleidet waren. Anfang des 19. Jahrhunderts, als es noch keine Kartenzeichen gab, vergnügten sich die Leute damit, eigene, auf den Farbsymbolen basierende Karten zu zeichnen, so genannte Veränderungsspiele. Der Begriff Veränderung bezeichnet hier die Veränderung einer leeren Karte zu einem Kunstwerk. Etwa 75 dieser Spiele wurden gedruckt. Tarot ist einer der ältesten Kartensätze: Es war bereits im frühen 14. Jahrhundert in Italien bekannt. Heute dienen die Karten als Medium für Weissagungen. Ein Tarotspiel besteht aus 78 Blatt, von denen 22 symbolische oder allegorische Objekte oder Persönlichkeiten darstellen. Die restlichen Karten sind nummeriert. Aus dem Tarot hat sich der aus 52 Spielkarten bestehende Satz entwickelt, wie er heute in vielen Ländern verwendet wird. 5 KARTENSPIELE Im Lauf der Jahrhunderte haben sich Menschen Hunderte von Kartenspielen ausgedacht, von denen aber nur wenige längere Zeit überdauert haben. Poker z. B. entwickelte sich aus verschiedenen Spielen, die heute nicht mehr existieren. Kartenspiele lassen sich vereinfachend in fünf große Kategorien einteilen. Zur ersten Gruppe gehören die Spiele, in denen man nach der Anzahl der Stiche gewinnt. Meist werden bestimmte Karten oder eine ganze Farbe zu Trümpfen, ranghöchsten Karten, ernannt. Hierzu gehören die zahlreichen Varianten von Whist, Bridge und Euchre. Eine zweite Gruppe beinhaltet Spiele, deren Ziel es ist, bestimmte Karten mit einer hohen Punktzahl oder bestimmte Kartenfolgen zu sammeln. Zu diesen Spielen zählen Binokel, Bezique und Piqué. Auch Spiele, die ohne Trümpfe gespielt werden und deren Ziel es ist, möglichst wenig Stiche zu bekommen, z. B. Casino und Hearts, können dieser Kategorie zugeordnet werden. Ziel einer weiteren Gruppe ist es, eine vorgegebene Punktzahl durch Sammeln oder Abwerfen von Karten zu erreichen. Hiervon werden die Romméspiele am häufigsten gespielt. Zu den beliebtesten Varianten gehören Gin und Canasta. Ähnlich wie Rommé sind Spiele wie Fan Tan, bei denen die Spieler passende Karten in Gruppen, Farben oder Folgen sammeln, die dann ausgelegt werden, oder die aussetzen müssen, wenn sie nicht ,,legen" können. Eine ähnliche Idee unterliegt den unterschiedlichen Formen von Patience. Zu einer vierten Gruppe lassen sich die Glücksspiele zusammenfassen, bei denen die Spieler darum wetten, dass sie Karten oder Kartenkombinationen aufdecken können, die im Punktwert die des Gegners übertreffen. Das bekannteste Glücksspiel ist Poker. Zu einer letzten Kategorie, bei der Zahlenwerte addiert werden, gehören Wettspiele wie Siebzehnundvier, Bakkarat und Cribbage. Schließlich gibt es Kartenspiele, bei denen die Spieler das Ziel verfolgen, mehr Punkte als der Gegner zu erzielen. Hierzu zählen die in Deutschland sehr beliebten und von ihren Grundprinzipien her verwandten Spiele Skat, Doppelkopf und Schafkopf. Doppelkopf ist vor allem im norddeutschen Raum verbreitet, während Schafkopf sich im süddeutschen Raum (vor allem in Bayern) großer Beliebtheit erfreut. 6 KARTENSAMMLUNGEN Spielkarten sind die weltweit am weitesten verbreiteten Unterhaltungsobjekte. Mehr als drei Viertel aller Menschen beherrschen ein oder mehrere Kartenspiele. Alte und ungewöhnliche Spielkarten haben sich zu wertvollen Sammelobjekten entwickelt, die in vielen Museen der Welt ausgestellt werden. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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ungewöhnliche Spielkarten haben sich zu wertvollen Sammelobjekten entwickelt, die in vielen Museen der Welt ausgestellt werden.
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