Spanische Literatur (Sprache & Litteratur).
Publié le 12/06/2013
Extrait du document
«
4.2 Prosa
Ab etwa 1530 entstanden bemerkenswerte Prosatexte mystischer Provenienz, darunter die des Dominikanermönchs Fray Luis de Granada.
Als bedeutendste Vertreterin derreligiösen Prosa des 16.
Jahrhunderts gilt die Karmeliterin Teresa von Ávila, die u.
a.
die Unterweisungsschrift Camino de perfección (Wege der Vollkommenheit, gedruckt 1583) und die mystisch-kontemplative Beschreibung Castillo interior (1577, Die Seelenburg ) verfasste.
Der wichtigste Theologe des goldenen Zeitalters war der jesuitische Philosoph Francisco Suárez, der mit seinen in lateinischer Sprache verfassten Werken als wichtigster Vertreter der spanischen Barockscholastik gilt.
Dazu gehören einfünfbändiger Kommentar zur Summa Theologica des Thomas von Aquin, der zwischen 1590 und 1603 entstand, die Disputationes Metaphysicae (1597; Metaphysische Disputationen ), De Legibus (1612; Über das Recht ) und De Divina Gratia (posthum 1620; Über die göttliche Gnade ).
Von außerordentlicher Bedeutung für die Entwicklung der spanischen Literatur war auch Francisco Gómez de Quevedo y Villegas, der sich kritisch mit den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Missständen inSpanien auseinandersetzte.
Zu seinen politischen Werken zählen Política de dios, gobierno de Cristo y tiranía de Satanás (1635) und La vida de Marco Bruto (1644).
Ferner verfasste er philosophische Studien, Liebesgedichte, Satiren und Burlesken, die eine idealisierte Vergangenheit heraufbeschwören und den Sittenverfall der Gegenwartbeklagen.
Auch die Essayistik war in der spanischen Literatur des 17.
Jahrhunderts von großer Bedeutung.
Herausragend hierbei sind die Empresas (1640) von Diego Saavedra y Fajardo, eine Utopie über den idealen christlichen Herrscher, die berühmten Satiren Los sueños (1627, Quevedos wunderliche Träume ) von Quevedo y Villegas, in denen dieser die Laster der Gesellschaft geißelte, sowie die Romanallegorie El criticón (1651-1657, Criticon oder Über die allgemeinen Laster des Menschen ) von Baltasar Gracián y Morales.
Diese Werke sind allesamt im Stil des für die spanische Barockliteratur kennzeichnenden Conceptismo abgefasst.
Garcilaso de la Vega wurde mit seiner Geschichte der Inkas und der spanischen Eroberung Perus, die Comentarios reales que tratan del origen de los Incas (zwei Teile, 1609 und 1617; Geschichte der Incas, Könige von Peru ).
Außerdem schrieb er die romanhaft ausgearbeitete Chronik über die Expedition des spanischen Forschers Hernando de Soto, La Florida del Inca o historia del adelantado Hernando de Soto (1605, Geschichte der Eroberung von Florida ).
Zu Antonio de Guevaras bekanntesten Schriften gehören der moralsatirische Traktat Menosprecio de corte y alabanza de aldea (1539, Das vergnügte Land- und beschwerliche Hofleben ) und La década de Césares (1539).
Zu seinen Lebzeiten waren diese Werke weit verbreitet, heute haben sie in erster Linie historische Bedeutung.
4.2. 1 Neue Erzählformen
Um 1550 entwickelten sich mehrere neue Romangattungen, darunter der Schäferroman, der Maurenroman und der Schelmenroman.
Der in einer idealisierten Hirtenidylleangesiedelte Schäferroman kam aus Italien bzw.
Portugal nach Spanien.
Als bedeutendstes spanisches Werk dieser Gattung gilt La Diana (um 1559, Diana ) des aus Portugal stammenden Literaten Jorge de Montemayor.
Im Maurenroman, einer in Spanien entstandenen Gattung, vereinigten sich die literarischen Ausprägungen vorangegangenerJahrhunderte (darunter Ritter- bzw.
Abenteuerroman) mit den im 16.
Jahrhundert neu hinzugekommenen Stiltendenzen.
Inhaltlich griffen diese Romane unter christlicherPerspektive die Kämpfe mit den Mauren auf.
Der erste Maurenroman ist wohl der anonym veröffentlichte El Abencerraje (1598).
Die literarische Tradition des Schelmenromans, der der Idyllik von Hirten- und Maurendichtung ein eher pessimistisches Weltbild entgegenstellte und aus der Perspektive eines sozial Mindergestelltenargumentierte, beginnt mit Lazarillo de Tormes (1554).
Ihm folgten zu Beginn des 17.
Jahrhunderts zahlreiche weitere Werke, darunter Guzmán de Alfarache (1599-1604, Das Leben des Guzmán von Alfarache ) von Mateo Alemán oder Historia de la vida del Buscón (1626, Der abenteuerliche Buscon ) von Francisco Gómez de Quevedo y Villegas.
Der spanische Schelmenroman übte auf die Entwicklung des europäischen Romans maßgeblichen Einfluss aus.
Vicente Espinels autobiographische Relaciones de la vida del Escudero Marcos de Obregón (1618, Leben und Begebenheiten des Escudero Marcos de Obregon ) etwa verwendete der französische Schriftsteller Alain-René Lesage als Vorlage für seinen Gil Blas (1747).
Als Satire auf die verzerrte Welt der galanten Ritterromane konzipierte der spanische Schriftsteller Miguel de Cervantes Saavedra den Roman El ingenioso hidalgo Don Quijote de La Mancha (1605-1615, Der sinnreiche Junker Don Quijote von La Mancha ), dessen weltfremder, teils aber auch geistreich argumentierender Held sich aus Liebe zu seiner Angebeteten Dulcinea mit seinem bodenständigen Diener Sancho Pansa in zahlreiche – eingebildete – Abenteuer begibt.
Darüber hinaus entwarf Cervantes im Don Quijote ein erzähltechnisch innovatives, äußerst facettenreiches Panorama der spanischen Gesellschaft.
Weniger bekannt sind Cervantes’ Novellensammlung Novelas ejemplares (1613, Exemplarische Novellen ) und sein phantastischer Abenteuerroman Los trabajos de Persiles y Sigismunda (1617, Die Leiden des Persiles und der Sigismunda ), der zu den Meisterwerken der spanischen Barockprosa gehört.
4.3 Drama
Zu den besten spanischen Dramen aus der ersten Hälfte des 17.
Jahrhunderts gehören die lyrischen Spiele von Gil Vicente, der zugleich als Begründer des portugiesischenDramas gilt.
Herausragend sind seine drei Moralitäten bzw.
Auto sacramentales Auto da barca do inferno (1516, Die Fahrt zur Hölle ), Auto da barca do purgatório (1518, Das Fegefeuer ) und Auto da barca do glória (1519, Die Erlösung ).
Unter den Dramatikern der Zeit traten auch Lope de Rueda und Cervantes mit eigenen Stücken hervor. Zumeist waren diese Dramen im Stil der italienischen Renaissancekomödie abgefasst.
Juan de la Cueva de la Garoza wählte für seine Theaterstücke zumeist ein Sujet desspanischen Mittelalters oder der Antike, so für seine Komödie Comedia del infamador (1581).
Seine Poetik Exemplar poético o arte poética Espanola (1606) hatte großen Einfluss auf das spanische Drama, vor allem auf die volkstümlichen Komödien Lope de Vegas.
Ein weiterer bedeutender Dramatiker des goldenen Zeitalters war Guillén deCastro y Bellvis, der etwa 50 Theaterstücke schrieb.
Sein bekanntestes Bühnenwerk trägt den Titel Las mocedades del Cid (1618, Der Cid ); es diente Pierre Corneilles Meisterwerk Le Cid (Der Cid) als Vorlage.
Die spanische Comedia, die unter Lope de Vega zur Vollendung kam, war ein dreiaktiges Versdrama mit tragikomischen Motiven.
Sie variierte für gewöhnlich im Versmaß (siehe Verslehre) und orientierte sich nicht an den Regeln der Poetik des Aristoteles.
Lope de Vega leitete die Geschichtsthematik seiner Theaterstücke zumeist von den alten romanceros ab.
Von seinen angeblich 1500 Comedias sind rund 500 erhalten, darunter Fuenteovejuna (1612 bis etwa 1614, Das Dorf Fuente Ovejuna ), Peribáñez y el Comendador de Ocaña (1614 bis etwa 1616, Das Weib des Andern ) und El caballero de Olmedo (1620-1625, Der Ritter von Olmedo ).
Weitere Beispiele der Comedia verfasste Tirso de Molina, darunter La prudencia en la mujer (1633; Die Weisheit der Frauen ) und Don Gil de las calzas verdes (1635; Don Gil mit den grünen Hosen ).
El burlador de Sevilla y convidado de piedra (1630, Don Juan, der Wüstling ), das erste literarische Werk, das den Stoff um Don Juan aufgriff, wurde ebenfalls lange Zeit Tirso de Molina zugeschrieben.
Heute gilt sein Zeitgenosse Andrés de Claramonte (1580-1626) als Verfasser.
Auch der ebenfalls Corneille inspirierende Juan Ruiz de AlarcónMendoza machte sich mit seinen im städtischen Milieu spielenden Sittenkomödien wie Las paredes oyen (Die Wände hören) und La verdad sospechosa (Die verdächtige Wahrheit) um die Entwicklung der Comedia verdient.
Den Höhepunkt des Dramas im goldenen Zeitalter bildet zweifellos das Schaffen Pedro Calderóns de la Barca.
Seine bühnenwirksamen, philosophischen Stücke sind voneiner äußerst komplexen Handlungskomposition charakterisiert.
Dazu gehören La vida es sueño (um 1635, Das Leben ist Traum ) und El alcalde de Zalamea (1642, Der Richter von Zalamea ).
Nach 1650 widmete sich Calderón de la Barca ausschließlich der Gattung der Auto sacramentales und damit der allegorischen Darstellungen des christlichen Heilsgeschehens.
Zwei Stücke dieser Gattung, El gran teatro del mundo (1649, Das große Welttheater ) und La cena del rey Baltasar (um 1634, Das Nachtmahl des Königs Balthasar ), gehören zu den bedeutendsten Fronleichnamsspielen und werden noch heute in Spanien aufgeführt.
Calderón gilt sowohl wegen dieser geistlichen als auch wegen seiner weltlichen Stücke als einer der größten spanischen Dramatiker.
Unter anderem Francisco de Rojas Zorrilla und Agustín Moreto y Cavana wurden vonCalderón beeinflusst.
5 VON 1700 BIS ZUR GEGENWART
Im Laufe des 17.
Jahrhunderts verlor Spanien an politischer und wirtschaftlicher Bedeutung.
Diese Tendenz setzte sich während des Spanischen Erbfolgekrieges von 1701bis 1714 und unter der Herrschaft der ersten Bourbonenkönige in Spanien zwischen 1700 und 1759 fort.
Dementsprechend stagnierte die Entwicklung der spanischen.
»
↓↓↓ APERÇU DU DOCUMENT ↓↓↓
Liens utiles
- Expressionismus (Literatur und Film) (Sprache & Litteratur).
- Millennium: Literatur (Sprache & Litteratur).
- Französische Literatur (Sprache & Litteratur).
- Italienische Literatur (Sprache & Litteratur).
- Amerikanische Literatur (Sprache & Litteratur).