Russische Revolution (1917) - Geschichte.
Publié le 15/06/2013
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Befehl Nr.
1. Dieser Befehl wies die Soldaten und Matrosen an, sich in allen politischen Angelegenheiten dem Sowjet und seinen Ausschüssen unterzuordnen, nur die Befehle zu befolgen, die den Weisungen des Sowjets nicht widersprachen, und Ausschüsse zu wählen, die die ausschließliche Verfügungsgewalt über die Waffen hatten.
DieDisziplin der Truppen sollte natürlich gewahrt werden; aber die bislang übliche harte und erniedrigende Behandlung der Mannschaften durch die Offiziere wurde verboten,die Pflicht der Soldaten, die Offiziere zu grüßen, wurde abgeschafft.
Auseinandersetzungen zwischen Soldatenausschüssen und Offizieren sollten zur Beilegung an denSowjet verwiesen werden.
Der Befehl Nr.
1 sicherte den Sowjets zwar die Loyalität der Truppen, die Demokratisierung der Armee brachte aber auch stellenweise eineAuflösung der Disziplin mit sich.
Daher wurde wenig später der Befehl Nr.
1 wieder eingeschränkt.
Der Petrograder Sowjet hätte leicht die Macht, die ihm durch die Wahlen zum Sowjet im Grunde ja übertragen worden war, in der Hauptstadt übernehmen können; er tatdies aber nicht.
Die Gründe hierfür sind nicht ganz klar; eine wichtige Rolle spielte sicherlich die Uneinigkeit in den eigenen Reihen sowie die Furcht vor der Verantwortung.Wie alle anderen politischen Gruppierungen waren auch die Parteien der Arbeiterklasse vom Ausbruch der Revolution überrascht worden und standen ihr ohne starkeFührung und ohne klares Konzept gegenüber.
Selbst die Bolschewiki, die bereits seit Anfang des 20.
Jahrhunderts mit einer Revolution in Russland rechneten, waren vonihrem Beginn überrascht worden und in keiner Weise darauf vorbereitet, die Lage für sich zu nutzen.
Erst als ihr Führer Wladimir Iljitsch Lenin am 16.
April aus seinemSchweizer Exil nach Russland zurückkehrte, formulierten die Bolschewiki ihr Programm: die sofortige Beendigung des Krieges, die sofortige Enteignung adeligenGrundbesitzes, die Kontrolle in den Fabriken durch die Arbeiter, und „alle Macht den Sowjets”.
Vorerst waren die Bolschewiki im Petrograder Sowjet aber noch eineunbedeutende Minderheit; die Mehrheit hatten die Menschewiki und die Sozialrevolutionäre.
Im Gegensatz zu den Bolschewiki definierten die Menschewiki die Februarrevolution als bürgerliche Revolution , in deren Folge sich die kapitalistische Gesellschaft und ihre demokratische Verfassung erst voll entwickeln mussten, bevor, laut Karl Marx, die wesentliche Voraussetzung für eine sozialistische Revolution gegeben war.
Vor allem aberwaren Menschewiki und Sozialrevolutionäre auch für die Fortsetzung des Krieges, damit sich Russland nicht etwa einem Diktatfrieden unterwerfen musste.
Unter Führungder gemäßigten menschewistisch-sozialrevolutionären Mehrheit erklärte sich der Petrograder Sowjet dann auch zur Zusammenarbeit mit der Provisorischen Regierungbereit, was von den Bolschewiki als Verrat an der Revolution strikt abgelehnt wurde.
5 DIE PROVISORISCHE REGIERUNG
Am 12.
März 1917 verkündete das Provisorische Komitee der Duma, es übernehme die Verantwortung für die Wiederherstellung der Ordnung.
Am 13.
März übernahm eskommissarisch die Leitung der Ministerien.
Das Provisorische Komitee bildete in Absprache mit dem Sowjet eine Provisorische Regierung und forderte die Abdankung des Zaren.
Nikolaus verzichtete am 15.
März für sich und seinen Sohn Alexander auf den Thron zugunsten seines Bruders, des Großfürsten Michail Alexandrowitsch, der nachRücksprache mit der Regierung am 16.
März ebenfalls auf den Thron verzichtete.
Die Provisorische Regierung setzte sich, mit Ausnahme des Sozialrevolutionärs Aleksandr Fjodorowitsch Kerenskij, aus denselben liberalen Führern zusammen, die 1915 denprogressiven Block in der Duma organisiert hatten.
Der Ministerpräsident, Fürst Georgij Jewgenjewitsch Lwow, ein reicher Landbesitzer, war Mitglied der konstitutionell-demokratischen Kadettenpartei, die für eine konstitutionelle Monarchie und einen allmählichen Übergang zur Republik eintrat.
Lwow war im Grunde nur eine Galionsfigur;die herausragende Persönlichkeit der Provisorischen Regierung war bis Anfang Mai Pawel Miljukow, Außenminister und Vorsitzender der Kadettenpartei seit ihrer Gründung1905.
Er formulierte maßgeblich die Politik der Regierung.
Kerenskij, der Justizminister, früher in der Duma Führer der Trudowiki („Arbeitervertreter”), war der einzige Vertreter eines gemäßigten Sozialismus in der Provisorischen Regierung.
Nach ihrer Anerkennung durch den Petrograder Sowjet und das Oberkommando des Heeres und der Marine war die Provisorische Regierung anfangs sehr populär.
Sie löstesogleich die zaristische Polizei auf, hob alle Beschränkungen der Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit auf und erließ eine Amnestie für politische Gefangene.
BisAnfang April hatten sich alle revolutionären Führer von Rang, die verhaftet, verbannt oder zur Emigration gezwungen worden waren, in der Hauptstadt eingefunden.
DemVertretungsanspruch der Provisorischen Regierung fehlte allerdings die Basis, da die Duma, aus der sie hervorgegangen war, keine demokratisch gewählte Vertretung derMassen war.
Das Dilemma der Provisorischen Regierung fasste ihr Kriegsminister Aleksandr Gutschkow so zusammen: „Die Regierung hat leider keine echte Macht.
DasMilitär, die Eisenbahnen, das Post- und Telegraphenwesen sind in der Hand des Sowjets.
Tatsache ist einfach, dass die Provisorische Regierung nur so lange besteht, wie esder Sowjet zulässt.”
In Bezug auf die wesentlichen sozialen Problemen erklärte die Provisorische Regierung, dass sie, eben weil sie ein Provisorium sei, grundsätzlich keine einschneidendenVeränderungen wie die Enteignung des adeligen Grundbesitzes zugunsten der Bauern durchführen könne.
Alle grundlegenden Reformen mussten bis zur Entscheidung durcheine konstituierende Versammlung verschoben werden, aber die Wahlvorbereitungen zogen sich in die Länge, der Wahltermin wurde immer wieder verschoben.
Denn für dieliberale Mehrheit in der Provisorischen Regierung stand zu befürchten, dass nicht sie, sondern die verschiedenen sozialdemokratischen und sozialistischen Parteien dieMehrheit in der konstituierenden Versammlung erhalten würden.
Die einzige Chance der Provisorischen Regierung zum Machterhalt bestand in einem Sieg an der Seite derAlliierten im 1.
Weltkrieg.
6 KRIEG ODER FRIEDEN
Die größten Differenzen zwischen der Provisorischen Regierung und dem Petrograder Sowjet gab es in der Frage der Kriegsziele.
Die Provisorische Regierung verpflichtetesich zur Fortsetzung des Krieges bis zum Sieg und zur Einhaltung der „unbedingten Bündnisverpflichtungen gegenüber unseren Alliierten”.
Zu diesen noch von derzaristischen Regierung eingegangenen Verpflichtungen gehörten auch Geheimverträge über russische Annexionen am Bosporus.
Der Petrograder Sowjet wies dieseimperialistischen Kriegsziele, an denen die Provisorische Regierung weiter festhielt, scharf zurück und rief die „Völker der Welt” durch einen von Maksim Gorkij verfasstenAppell auf, ihre Regierungen zu Friedensverhandlungen zu zwingen.
Trotz der Differenzen und trotz der Kriegsmüdigkeit der großen Mehrheit der Bevölkerung, die damalswohl nicht einmal dem Sowjet in seinem ganzen Ausmaß bewusst war, einigten sich Sowjet und Provisorische Regierung auf einen Kompromiss zur Fortführung des Krieges:Die Annexionspläne wurden fallen gelassen.
Grundsätzlich aber wurde der Konflikt über Kriegsziele und -führung nie gelöst, solange die Provisorische Regierung bestand.
Die Gräben zwischen der Provisorischen Regierung und dem Petrograder Sowjet wurden immer tiefer.
Ausschlaggebend für diese Entwicklung war der Wandel des Sowjetsvon einer Institution, die auf eine parlamentarische Demokratie hinarbeitete, zu einem Instrument des revolutionären Sozialismus.
Dieser Wandel hatte zweiHauptursachen: Erstens die zögerliche Politik der Regierung, die die Lösung dringender Probleme einer künftigen konstituierenden Versammlung überlassen wollte unddaher nichts gegen die miserable wirtschaftliche Situation und die anhaltend katastrophale Versorgungslage unternahm, die Agrarreform aufschob und das Erstarken derkonterrevolutionären Kräfte zuließ.
Stattdessen konzentrierte sich die Regierung vor allem auf die Fortführung des Krieges.
Die zweite Ursache war eine logische Folge derersten: Die Arbeiter und Bauern kamen zu der Überzeugung, dass ihre Probleme nicht von der Regierung, sondern nur von den Sowjets gelöst werden könnten.
DieseÜberzeugung war nach Lenins Rückkehr nach Petrograd von den Bolschewiki entscheidend mitgeprägt und dann für deren eigene Zwecke genutzt worden.
Vor LeninsRückkehr aus dem Exil am 16.
April 1917 war die bolschewistische Politik von Männern wie Lew Borissowitsch Kamenew und Jossif Wissarionowitsch Stalin formuliertworden; sie waren für eine bedingte Unterstützung der Provisorischen Regierung und für die Bildung eines Blockes mit den Menschewiki und den Sozialrevolutionären.
7 DAS ERSTARKEN DER BOLSCHEWIKI
Gleich nach seiner Rückkehr nach Petrograd legte Lenin seine später so genannten Aprilthesen vor: die Übernahme der Macht durch die Sowjets; sofortige Beendigung desKrieges nach dem Sturz des Kapitals; keinerlei Zusammenarbeit mit der Provisorischen Regierung und den sie unterstützenden Parteien; Enteignung des adeligenGrundbesitzes und die Übernahme der Produktionsmittel durch die Arbeiter.
Lenin erkannte aber auch, dass die Bolschewiki als vorläufig noch kleine Minderheit diese Zielenicht durch eine sofortige Machtübernahme würden verwirklichen können, sondern indem sie durch geduldige Propaganda und Aufklärung die Mehrheit der Arbeiter vonihrer Politik überzeugten und so die Sowjets eroberten.
Zunächst war beinahe die komplette Führung der Bolschewiki gegen diese Politik, aber nach und nach brachte Lenin.
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