Renaissancekunst.
Publié le 19/06/2013
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2.3 Die zweite Künstlergeneration
In den folgenden Jahrzehnten wurden die für die Renaissancekunst typischen Neuerungen wie perspektivische und Landschaftsdarstellung, neue Figurenauffassung undminutiös geplante Bildkompositionen weiterentwickelt und verfeinert.
In Florenz beschäftigten sich Künstler wie Antonio Pollaiuolo und Andrea del Verrocchio anhand vonStudien am lebenden Modell mit der komplizierten Anatomie des Menschen.
Sie fanden ihren Niederschlag in Bildern wie Pollaiuolos Martyrium des heiligen Sebastian (1475, National Gallery, London).
Darüber hinaus schuf dieser die Bronzegrabmäler für Papst Sixtus IV.
(1484-1493) und Innozenz VIII.
(1493-1497) in der Gruft derPeterskirche in Rom.
Die Studien Pollaiuolos und Verrocchios wurden später von Leonardo da Vinci aufgegriffen, dem berühmtesten Schüler Verrocchios, dessenwissenschaftliche Forschungen neben seinen künstlerischen Werken zu den bedeutendsten Errungenschaften der Renaissance gehören.
Die führenden Maler der zweiten Generation in Norditalien waren Andrea Mantegna aus Padua und Giovanni Bellini aus Venedig.
Mantegna, der vorübergehend in Veronaund Rom arbeitete, verbrachte die meiste Zeit seiner Laufbahn im Dienst der in Mantua herrschenden Familie Gonzaga.
Zu seinen Meisterleistungen gehören die Fresken derCamera degli Sposi (1465-1474) im Palazzo Ducale, bei denen er durch Anwendung der Trompe-l’œil-Technik die Illusion eines weiten Raumes erweckte.
Mantegnas strenger Stil beeinflusste durch seine kraftvollen Entwürfe, reiche Formgebung und kühne Perspektive besonders die Kunst seines Schwagers Giovanni Bellini,der fast ausschließlich in Venedig tätig war und seinerseits auf eine Reihe bedeutender Schüler einwirkte, darunter Sebastiano del Piombo, Giorgione und Tizian.
Dasleuchtende Kolorit wurde zu einem der charakteristischen Merkmale der venezianischen Malerei, im Gegensatz zum Prinzip der Zeichnung (disegno), das in der florentinischen Malerei dominierte.
Zu den herausragenden Werken Bellinis gehört das Altarbild von San Giobbe (1488, Accademia, Venedig).
Typisch für seinen späten Stilsind leuchtende Farben, weiche Konturen und Figuren, die wie stumme Schauspieler wirken, umgeben von einem atmosphärischen Raum.
Ein weiterer führender Vertreter der zweiten Generation der italienischen Frührenaissance war Sandro Botticelli, der für die Fürstenfamilie der Medici in Florenz und denVatikan in Rom arbeitete.
Zu den bekanntesten seiner dekorativ-lyrischen Werke zählen Die Geburt der Venus (1482) und Primavera (Der Frühling, um 1478), beide in den Florentiner Uffizien.
2.4 Künstler der Hochrenaissance
Den Beginn der italienischen Hochrenaissance markierte die Rückkehr Leonardo da Vincis aus Mailand nach Florenz im Jahr 1500.
Dort traf er mit dem jungen Michelangelozusammen, der gerade an seiner Statue des David arbeitete (1501-1504, Accademia, Florenz).
Diese Skulptur setzte bildnerische Maßstäbe und wurde bald zum Wahrzeichen der Stadt Florenz.
Michelangelo stellte David darin kurz vor seinem Zusammentreffen mit Goliath dar, wie er in Gelassenheit vor dem Betrachter steht.
DieserAusdruck erinnert an die Apostel Leonardo da Vincis in seinem Abendmahl (1495-1497, Santa Maria delle Grazie, Mailand), auf dem der Künstler den Augenblick der Ankündigung des Verrats darstellte.
In der Hochrenaissance beschränkten sich die Künstler auf das Wesentliche, nebensächliche Details fielen weg, damit dieAufmerksamkeit des Betrachters auf das Hauptmotiv gelenkt wurde.
Der künstlerische Aspekt trat damit gleichberechtigt neben den Inhalt.
Später begann sich das Zentrum der Kunst nach Rom an den Hof von Papst Julius II.
zu verlagern, wo die führenden Künstler der Hochrenaissance die ehrgeizigen Projektedes Papstes realisierten.
Der herausragende Architekt dieser Zeit war Donato Bramante, der aus Umbrien stammte und seine Laufbahn als Maler im Stil Piero dellaFrancescas begann.
In Rom schuf er Bauwerke wie den Tempietto (1502), einen klassischen Rundtempel in Miniaturform im Hof von San Pietro in Montorio, und eine Reihe von Privatpalästen.
Als Krönung seines Werkes gilt der Entwurf eines Zentralbaus (um 1506) für die geplante Neuerrichtung des Petersdomes.
Er beeinflusste Baumeisterwie Baldassarre Peruzzi aus Siena, der für die Familie Chigi die Villa Farnesina (1509-1511) in Rom errichtete, die schönste Villa des frühen 16.
Jahrhunderts.
Auch den ebenfalls aus Umbrien stammenden Raffael zog es 1508 nach Rom, wo er bis zu seinem Tod 1520 arbeitete.
Der Schüler von Perugino studierte in Florenz, alsauch Michelangelo und Leonardo dort tätig waren, und war maßgeblich an der Formulierung der künstlerischen Sprache der Hochrenaissance beteiligt.
Raffael avanciertezum führenden Maler der Stadt und unterhielt eine große Werkstatt mit zahlreichen Gehilfen.
Er schuf u.
a.
die Fresken in den Stanzen (1508-1517) des Vatikan.
Die beiden herausragenden Szenen, die inhaltlich aufeinander Bezug nehmen, finden sich in der Stanza della Segnatura: Die Disputà, eine umfassende Darstellung des Sakraments der Eucharistie, steht stellvertretend für die christliche Theologie .
Die andere Seite des Raumes zeigt die Schule von Athen, die die klassische Philosophie thematisiert.
Sie verrät eine meisterhafte Beherrschung der Zentralperspektive, wobei der Fluchtpunkt hinter Platon und Aristoteles in der Mitte des Bildes liegt.
Viele Figuren sindDarstellungen zeitgenössischer Künstler.
Als Anregung könnten die Fresken der Sixtinischen Kapelle gewirkt haben, an denen Michelangelo etwa zur gleichen Zeit arbeitete.
Hauptmerkmale des poetischen Malstils von Giorgione, der trotz seines kurzen Lebens von fundamentalem Einfluss auf die venezianische Malerei war, sind weiche Konturen,kräftige Farben und häufig rätselhafte Themen.
Sein bekanntestes Bild, Das Gewitter (um 1505, Accademia, Venedig), mischt profane mit religiösen Themen und hatte die Funktion eines privaten Andachtsbildes für gebildete Kreise.
Tizian, ein Schüler Bellinis und früher Anhänger Giorgiones, war der bedeutendste Vertreter der venezianischen Hochrenaissance.
Zu seinen bedeutendsten Frühwerkenzählen Himmlische und irdische Liebe (um 1515, Galleria Borghese, Rom), eine allegorische Szene, in der die (bekleidet dargestellte) himmlische und die (nackte) irdische Liebe einander gegenübersitzen, sowie das Altarbild Himmelfahrt Mariä (1516-1518, Santa Maria dei Frari, Venedig), in dem warme Farbtöne wie Rot und Goldgelb vorherrschen.
Darin schwebt Maria über den Aposteln und bewegt sich auf Gottvater zu, der am oberen Bildrand erscheint.
Seine meisterhafte Behandlung klassischermythologischer Themen demonstrieren Bilder wie Bacchus und Ariadne (1520-1523, National Gallery, London) oder Venusfest (1518-1519, Prado, Madrid), die beide als Auftragsarbeiten für den Herzog von Ferrara entstanden.
Darüber hinaus schuf Tizian zahlreiche Auftragswerke für Kaiser Karl V., der ihn zum spanischen Hofmaler ernannte, darunter mehrere Bildnisse, wie das ReiterporträtKarl V.
zu Pferd in der Schlacht bei Mühlberg (1548, Prado, Madrid), das für etwa zwei Jahrhunderte im Bereich der staatlich-repräsentativen Porträtmalerei neue Maßstäbe setzte.
Noch im hohen Alter malte Tizian in einem Stil, der durch Farbreichtum, monumentale Figuren und idealisierte Landschaften gekennzeichnet ist.
Ein repräsentativesBeispiel für diesen Spätstil ist das Bild Dornenkrönung Christi (um 1570, Alte Pinakothek, München), in dem sich die Formen in ein Gewirr aus reinem Licht, Farbe und Pigmenten aufzulösen scheinen.
Correggio war ein weiterer einflussreicher Maler der Hoch- bzw.
Spätrenaissance.
Er verbrachte den größten Teil seines Lebens in Parma, wo er sich 1518 niederließ.
Dortschuf er u.
a.
Freskenzyklen für den Dom und die Kirche San Giovanni Evangelista (zerstört).
Seine Bilder, die Stileinflüsse Michelangelos, Raffaels, Tizians und Leonardosspiegeln, zeichnen sich durch großes Geschick in der perspektivischen Verkürzung und manieristische Zurückweisung der klassischen Ausgewogenheit aus.
2.5 Manierismus
Um 1520 begann sich in der italienischen Malerei mit dem Manierismus ein Stil durchzusetzen, der durch überlange, gedrehte Figuren mit stilisierten Bewegungen undunklare räumliche Beziehung zum Hintergrund gekennzeichnet war.
Einer der frühen Vertreter des Florentiner Manierismus war Pontormo, dessen Malerei auf sorgfältigerZeichnung beruhte und blasse, unwirkliche Farben und in die Länge gezogene Formen aufwies.
Eines der bedeutendsten Werke Pontormos ist die Kreuzabnahme Christi (1526) in der Kirche Santa Felicità in Florenz.
Ein weiterer Florentiner Künstler war Rosso Fiorentino, der sich stilistisch mit Pontormo vergleichen lässt.
Im Gegensatz zu diesem unternahm er jedoch ausgedehnteReisen, bevor er seine Laufbahn als Hofmaler Franz I.
in Frankreich beschloss, und trug so maßgeblich zur Verbreitung des italienischen Manierismus im Ausland bei.
DieFiguren in seiner Kreuzabnahme Christi (1521, Pinacoteca Comunale, Volterra) sind weniger gedrängt als bei Pontormo, wirken jedoch komplexer.
Ab etwa 1520 setzte als Reaktion auf den monumentalen Klassizismus der Hochrenaissance eine Gegenbewegung ein, die sich an nordeuropäischer Kunst, insbesondere an.
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