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Reiterstandbild.

Publié le 20/06/2013

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Reiterstandbild. Reiterstandbild, die bereits seit der Antike verbreitete, in Renaissance, Barock und im 19. Jahrhundert wieder aufgenommene Darstellung eines auf einem Pferd sitzenden Reiters auf erhöhtem Sockel. Die älteste bekannte vollplastische Reiterfigur ist das in Fragmenten erhaltene Weihegeschenk für einen Sieger der Pythischen Spiele von der Akropolis in Athen aus der Zeit um 550 v. Chr. Reiterstandbilder im heutigen Sinn kannte bereits der Hellenismus in Form von Denkmälern für Alexander den Großen, für hellenistische Satrapen und siegreiche Feldherren. Daraus entwickelte sich im 1. Jahrhundert n. Chr. das römische Reitermonument, das auf öffentlichen Plätzen aufgestellt und als Herrschaftssymbol ausschließlich Kaisern vorbehalten war. Die römischen Reiterstandbilder wurden von den Christen aufgrund des mit ihnen verbundenen Herrscherkultes zerstört (bis auf das lange für Konstantin den Großen gehaltene Standbild des Mark Aurel). Zwei Grundtypen bestimmten die Erscheinungsform des Reiterstandbildes über einen Zeitraum von fast 2 000 Jahren: der Reiter als Befehlender auf dem ruhig schreitenden Pferd und der Reiter als Kämpfer auf dem sich aufbäumenden Pferd. Zum ersten Typus gehört das Reiterstandbild des Mark Aurel (161-180 n. Chr.), auf dem Kapitolsplatz in Rom, den zweiten Typus vertreten die als kleinformatige Repliken überlieferten Reiterdenkmäler Alexanders des Großen aus hellenistischer Zeit. Ein Reiterdenkmal Theoderichs war der Regisole in Pavia, der erst 1796 zerstört wurde (Rekonstruktion 1937). Im Mittelalter, das ein profanes Reiterstandbild nicht kannte, wurden besonders der heilige Martin und der heilige Georg gerne zu Pferd dargestellt. Eher ein Symbol für die Rechtsprechung als das Gedächtnisbild eines Herrschers ist das Reiterdenkmal Ottos I. oder Ottos II. auf dem Alten Markt in Magdeburg aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Die Entwicklung des Reiterstandbildes in der Renaissance setzt ein mit den illusionistischen Darstellungen von Reiterstandbildern erfolgreicher Condottieri (Söldnerführer) in Siena (Simone Martini, nach 1330) und Florenz (Paolo Uccello, 1436; Andrea des Castagno, 1456), wobei, ähnlich wie bei der Bronzefigur des Gattamelata Donatellos in Padua (1446/47), die Tradition des Grabgedenkbildes noch verbindlich ist. Während die genannten Reiterbilder den römischen Typus des Mark-Aurel-Denkmals neu belebten, knüpfte Leonardo da Vinci mit seinen Entwürfen für die Denkmäler des Francesco Sforza und des Gian Giacomo Trivulzio in Mailand an den hellenistischen Alexandertypus an. Das Reiterdenkmal des absolutistischen Fürsten im Sinne eines Staatsporträts findet seine früheste Ausprägung in Giovanni da Bolognas Reiterstatue von Cosimo I. de' Medici, die 1594 in Florenz enthüllt wurde. Das kolossale Reitermonument Ludwigs XIV. von Francois Girardon, das 1699 auf der Place Vendôme in Paris enthüllt wurde (während der Französischen Revolution vernichtet), war Vorbild für das Berliner Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten von Andreas Schlüter. Das letzte barocke Reitermonument nach dem Verständnis des Absolutismus ist Etienne-Maurice Falconets Denkmal für Zar Peter I. in Sankt Petersburg (1782 enthüllt). Im 19. Jahrhundert wurde in Frankreich der Typus des Reiterdenkmals als nationales Monument mit Darstellungen der Jeanne d'Arc aufgenommen, deren bekannteste Eugène Frémiets Denkmal auf der Place des Pyramides in Paris (1874) ist. Zur gleichen Zeit entstanden in Deutschland die stereotypen Reiterstandbilder Kaiser Wilhelm I., Wilhelm II. und des Reichskanzlers Bismarck und noch nach dem Zweiten Weltkrieg Reiterdenkmäler in Moskau, die die siegreiche Sowjetarmee verherrlichten. In der Kunst des 20. Jahrhunderts griff der italienische Bildhauer Marino Marini, von der antiken und etruskischen Plastik angeregt, die Gattung des Reiterstandbilds in Bronze wieder auf. Verfasst von: Claudia List Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.