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Portugal - geographie.

Publié le 06/06/2013

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Portugal - geographie. 1 EINLEITUNG Portugal, amtlich República Portuguesa, Republik im Südwesten Europas, im Westteil der Iberischen Halbinsel gelegen, im Norden und Osten begrenzt durch Spanien und im Süden und Westen durch den Atlantischen Ozean. Die Azoren und die Insel Madeira im Atlantik gehören ebenfalls zu Portugal. Die Gesamtfläche Portugals einschließlich der Azoren (2 247 Quadratkilometer) und Madeiras (741 Quadratkilometer) beträgt 92 345 Quadratkilometer. Portugal besaß außerdem in Ostasien das Überseeterritorium Macao, das im Dezember 1999 an China zurückgegeben wurde. 2 LAND Portugal umfasst etwa ein Sechstel der Iberischen Halbinsel. Von Nord nach Süd erstreckt es sich über etwa 560 Kilometer, die maximale West-Ost-Ausdehnung liegt bei rund 220 Kilometern. Die Grenzen des Landes folgen auf weiten Strecken Bergzügen und Flüssen. Die beiden Flüsse Douro (auf spanischem Gebiet Duero) und Tejo (in Spanien Tajo genannt) gliedern das Land in einen nördlichen, einen mittleren und einen südlichen Teil. 2.1 Physische Geographie Im Hochland nördlich des Douro (Trás os Montes) werden Höhen um 1 500 Meter erreicht. Das Kastilische Scheidegebirge setzt sich nach Westen zwischen beiden Flüssen im mittelportugiesischen Gebirgsland fort. In der Serra da Estrêla im zentralen Portugal befindet sich mit 1 991 Metern die höchste Erhebung des festländischen Portugal. Der Pico Alto auf den Azoren ist mit 2 351 Metern höchster Gipfel des Landes. Die Region südlich des Tejo wird von den durch Hügelketten gegliederten Ebenen des Alentejo, weitem Küstentiefland im Westen und den nach Süden steil abfallenden Küsten der Algarve geprägt. 2.2 Flüsse und Seen Portugal wird von mehreren Flüssen durchquert, die in Spanien entspringen und in den Atlantischen Ozean münden. Der Tejo hat eine Gesamtlänge von 1 007 Kilometern; sein portugiesischer Anteil beträgt 280 Kilometer. Nahe seiner Mündung befindet sich die Hauptstadt Lissabon. Der insgesamt 895 Kilometer lange Douro, an dessen Mündung Porto liegt, durchfließt Portugal auf einer Länge von 320 Kilometern. Die Flüsse sind an manchen Stellen zum Zweck der Energiegewinnung und des Bewässerungsfeldbaus aufgestaut. 2.3 Klima Das im Norden stärker atlantisch geprägte Klima nimmt nach Süden zunehmend mediterranen Charakter an. Kennzeichnend sind heiße, trockene Sommer und milde, feuchte Winter. Die mittleren Temperaturen betragen im Juli zwischen 20 und 25 °C, im Januar zwischen 8 und 11 °C. Während die den Westwinden ausgesetzten Westseiten der Gebirge bis zu 3 000 Millimeter Jahresniederschlag erhalten, werden im Osten des Landes stellenweise 600 Millimeter unterschritten. 2.4 Flora und Fauna 4,9 Prozent (2007) des Landes stehen unter Naturschutz. Die Pflanzen- und Tierwelt Portugals entspricht großenteils derjenigen Spaniens. Die am meisten verbreiteten Baumarten in den Wäldern des nördlichen und mittleren Portugal sind laubwerfende Eichenarten und die immergrüne Korkeiche; Letztere bildet auch im Süden Portugals ausgedehnte Wälder. Im Alentejo wachsen neben Stein- und Korkeichen vor allem Kiefern, Kastanien, Eukalyptusarten und Ölbäume. Großflächige Rodungen führten in einigen Regionen zur Entwicklung einer vorwiegend aus Macchie bestehenden Sekundärvegetation mit Ginster und Heidekrautgewächsen sowie aromatischen Kräutern wie Zistrosen, Thymian und Lavendel. Zu den in Portugal lebenden Raubtieren gehören Wolf, Luchs, Wildkatze, Rotfuchs, Waschbär und verschiedene Marderarten; bemerkenswert sind insbesondere auch die beiden Schleichkatzenarten Ginsterkatze und Ichneumon. Auffallende Arten der Avifauna (Vogelwelt) sind neben mehreren Adler- und Geierarten Rosaflamingo, Bienenfresser, Blauracke und Wiedehopf. Zur Reptilienfauna gehören neben verschiedenen Schlangenspezies (Nattern, Vipern), Geckos, Agamen, das Europäische Chamäleon und die bis zu 60 Zentimeter lange Smaragdeidechse; an den Küsten leben Meeresschildkröten. 3 BEVÖLKERUNG Die Einwohnerzahl Portugals einschließlich der Azoren und Madeiras beträgt etwa 10,7 Millionen (2008). Die Bevölkerungsdichte liegt bei 116 Einwohnern pro Quadratkilometer. Das Land ist ethnisch überaus homogen zusammengesetzt; etwa 99 Prozent der Bevölkerung sind portugiesische Staatsbürger. Zu den größten Minderheiten gehören Brasilianer, Afrikaner und Spanier. Die Bevölkerung lebt überwiegend in ländlichen Gebieten; der Urbanisierungsgrad liegt bei 56 Prozent. Trotz eines auf Geburtenüberschüssen beruhenden natürlichen Bevölkerungswachstums stagniert die Einwohnerzahl aufgrund der relativ hohen Auswanderungsquote. Rund vier Millionen Portugiesen leben im Ausland, der überwiegende Teil davon in Brasilien. Der Lebensstandard der Bevölkerung ist im Vergleich zu anderen Staaten der Europäischen Union gering. Die medizinische Versorgung ist nicht in allen Landesteilen ausreichend; häufig gibt es Engpässe bei der Ausstattung mit Medikamenten. Auf einen Arzt kommen 308 Einwohner. 3.1 Wichtige Städte Lissabon ist mit etwa 1,96 Millionen Einwohnern die Hauptstadt und zugleich größte Stadt mit dem wichtigsten Seehafen Portugals. Weitere bedeutende Städte sind Porto (263 000), zweitgrößte Stadt mit bedeutendem Seehafen, sowie Coimbra (148 500), ein wichtiges Industriezentrum. 3.2 Sprache und Religion Die Amtssprache des Landes ist Portugiesisch. Abgesehen von Mirandês, das im äußersten Nordosten gesprochen wird, gibt es keine regionalen Dialekte oder andere Sprachen. Über 94 Prozent der portugiesischen Bevölkerung sind römisch-katholisch; die Protestanten stellen die stärkste religiöse Minderheit. Außerdem leben jeweils mehrere Tausend Muslime und Juden im Land. Die Verfassung gewährt Religionsfreiheit. 3.2.1 Feiertage Das Neujahrsfest begehen die Portugiesen am 1. Januar. Zu den Feiertagen gehören der Fastnachtsdienstag, der Karfreitag, der Ostersonntag und der Tag der Arbeit am 1. Mai. Der Tag der Freiheit am 25. April erinnert an die Revolution von 1974. Seit dem Mittelalter ist Fronleichnam im Mai oder Juni einer der bedeutendsten religiösen Feiertage des Landes. Portugiesischer Nationalfeiertag ist der Todestag des 1524 geborenen Dichters Luis de Camões. Am Tag Johannes des Täufers am 24. Juni finden im ganzen Land Umzüge, Aufführungen, Stierkämpfe und Feuerwerke statt. Am 15. August feiern die Portugiesen Mariä Himmelfahrt. Der 5. Oktober ist der Tag der Republik und erinnert an den Tag, als die Republik Portugal ausgerufen wurde. Am 2. November feiern die Menschen Allerseelen (Dia dos Finados), indem sie ihre Verstorbenen ehren. Portugal erlangte 1640 die Unabhängigkeit von Spanien. Dieses Ereignis wird am Unabhängigkeitstag am 1. Dezember festlich begangen. Weitere Feiertage sind der Tag der Unbefleckten Empfängnis am 8. Dezember und Weihnachten am 25. Dezember. 4 BILDUNG UND KULTUR Die portugiesische Kultur ist eng verwandt mit der Kultur Spaniens. Sie wurde durch römische, westgotische und maurische Einflüsse geprägt. 4.1 Bildung und Schulwesen Kinder zwischen 6 und 14 Jahren sind schulpflichtig, der Schulbesuch ist kostenlos. Durch gezielte Förderung des Bildungswesens konnte der Alphabetisierungsgrad von 70 Prozent im Jahr 1980 auf mittlerweile 94,1 Prozent angehoben werden. In Portugal gibt es 13 Universitäten und Hochschulen, acht davon befinden sich in Lissabon. Die Universität Coimbra und die Universität Lissabon wurden im 13. Jahrhundert gegründet und sind damit die ältesten des Landes. 4.2 Kultureinrichtungen Lissabon besitzt eine Reihe wichtiger Bibliotheken, darunter die Bibliothek der Akademie der Wissenschaften, die Ajuda-Bibliothek, die Nationalbibliothek und die Militärbibliothek. Das Nationalarchiv von Torre do Tombo, ebenfalls in Lissabon, ist erwähnenswert wegen seiner Sammlung historischer Dokumente aus dem 9. Jahrhundert. Die Bibliotheken in Porto, Évora, Braga und Mafra verwahren viele seltene, alte Bücher und große Handschriftensammlungen. Zu den Universitäten gehören verschiedene spezialisierte Bibliotheken. In den wichtigen Städten und Gemeinden jedes Distrikts findet man Museen für Archäologie, Kunst und Ethnographie. Das Kunstmuseum in Coimbra ist bekannt für seine Sammlung von Skulpturen aus dem 16. Jahrhundert, das Museum in Évora für seine römischen Skulpturen und Gemälde des 16. Jahrhunderts. Das Nationalmuseum für Alte Kunst in Lissabon beherbergt dekorative Kunst und Gemälde aus dem 12. bis 19. Jahrhundert. Ebenfalls in Lissabon befinden sich: das Nationalmuseum für Zeitgenössische Kunst; das Nationalmuseum für Naturkunde; das Calouste Gulbenkian Museum mit einer Sammlung von Kunstgegenständen von 2800 v. Chr. bis ins 20. Jahrhundert sowie das Ethnographische Museum und das Archäologische Museum. 4.3 Kunst und Musik Einige der in Portugal gefundenen Kunstrelikte stammen aus prähistorischer Zeit. Dolmen, alte steinerne Grabkammern, wurden entlang der Atlantikküste entdeckt. Im Gebiet der Algarve fand man Gräber aus der Eisenzeit. Einige der wichtigsten Baudenkmäler des Landes wurden während der römischen Besatzung der Iberischen Halbinsel (2. Jahrhundert v. Chr. bis 5. Jahrhundert n. Chr.) errichtet. Der so genannte Tempel der Diana im Südosten, die Ruinen der Stadt Aeminuium bei Coimbra an der Westküste sowie die Brücke von Chaves im Nordosten sind herausragende Beispiele römischer Architektur. Die anschließende Besetzung durch die Westgoten im 5. Jahrhundert und durch die Mauren im 8. Jahrhundert kann man an den verschiedenen Baustilen vieler portugiesischer Gebäude und Kirchen erkennen. Das 14. Jahrhundert war das goldene Zeitalter portugiesischer Bildhauerei. In dieser Zeit entstanden so prächtige Denkmäler wie die Gräber der Könige in Alcobaça. Die Bildhauer der Renaissance und des Barock in Portugal schufen ihre schönsten Werke für die Kirche. Die portugiesische Volksmusik schlägt einen Bogen von sehr lebhaften Liedern und Tänzen bis hin zu leidenschaftlichen Klagegesängen ( siehe Fado). Ähnlich wie andere Musik der Iberischen Halbinsel, spiegelt die portugiesische Musik drei Haupteinflüsse wider: den der katholischen Kirche, der königlichen Troubadoure sowie der fahrenden Sänger, die ihre Geschichten überall im Land vortrugen. Zur Literatur des Landes siehe portugiesische Literatur. 4.4 Medien Insgesamt 27 Tageszeitungen haben eine Gesamtauflage von über 315 677. Mehr als die Hälfte aller Zeitschriften wird in Lissabon verlegt. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Portugal wird gemäß einer Verfassung regiert, die 1976 in Kraft trat und im September 1997 zum letzten Mal geändert wurde. Ursprünglich rief die Verfassung zur Schaffung eines ,,klassenlosen" Staates auf; demgemäß sollten Grund und Boden, Bodenschätze und die wichtigsten Produktionsmittel in öffentlichem Besitz sein. Diese sozialistische Passage in der Verfassung wurde 1989 geändert. Streikrecht und Versammlungsfreiheit sind garantiert, Zensur und Todesstrafe sind verboten. 5.1 Exekutive Portugal ist eine Republik. Staatsoberhaupt ist der Staatspräsident, der von der Bevölkerung für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt wird; einmalige Wiederwahl ist möglich. Der Präsident ernennt den Premierminister, der als Vorsitzender der Regierung einem Kabinett mit 17 Ministern vorsteht. 5.2 Legislative Die Legislative liegt in den Händen des Parlaments, der aus einer Kammer bestehenden Versammlung der Republik (Assembleia da República). Die 230 Mitglieder dieser Versammlung werden nach dem Verhältniswahlrecht für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt. 5.3 Judikative Das Gerichtswesen in Portugal ist dreistufig aufgebaut. An der Spitze der Gerichtsbarkeit steht der Oberste Gerichtshof, der sich aus einem Präsidenten und 29 Richtern zusammensetzt. Dieser Instanz untergeordnet sind Berufungsgerichte sowie Bezirksgerichte. 5.4 Kommunalverwaltung Portugal ist verwaltungsmäßig in 18 Distrikte unterteilt: Aveiro, Beja, Braga, Bragança, Castelo Branco, Coimbra, Évora, Faro, Guarda, Leiria, Lissabon, Portalegre, Porto, Santarém, Setúbal, Viana do Castelo, Vila Real und Viseu. Die Azoren und Madeira bilden jeweils eine autonome Region. Die Kommunalverwaltung obliegt den Bezirksgouverneuren und der Bezirkslegislative. Jeder Bezirk ist weiter untergliedert in Gemeinden, von denen jede eine gewählte Versammlung und einen Gemeinderat hat. 5.5 Politik Die führenden politischen Parteien in Portugal sind der Partido Socialista (PS, Sozialistische Partei), der Partido Social Democrata (PSD, Sozialdemokratische Partei), der linksgerichtete Coligação Democrático Unitária (CDU, Vereinigte Volksallianz, bestehend aus Partido Comunista Português/PCP und Os Verdes/Grüne) und der Partido Popular (PP, Zentrum). 5.6 Verteidigung Portugal, ein Mitglied des Nordatlantischen Verteidigungspaktes (NATO), verfügt über moderne, gut ausgerüstete Streitkräfte. Der Militärdienst ist für einen Zeitraum von 16 bis 24 Monaten für alle männlichen Staatsbürger Pflicht. 1997 wurde die baldige Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht beschlossen. Nach einer mehrere Jahre dauernden Übergangsphase soll eine Berufsarmee die Aufgabe zur Verteidigung des Landes erhalten. 6 WIRTSCHAFT 1986 trat Portugal der Europäischen Gemeinschaft (EG) bei. Durch diesen Schritt erhielt die Wirtschaft des Landes entscheidende Impulse. So stieg beispielsweise das reale Wirtschaftswachstum im Lauf der Zeit kontinuierlich an und erreicht seither mit durchschnittlich 1,30 Prozent (2006) stabile Werte. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Portugals beträgt 194 726 Millionen US-Dollar (2006). Davon entfallen 72,2 Prozent auf den Dienstleistungssektor, 25 Prozent auf die Industrie und 2,8 Prozent auf die Landwirtschaft. Das BIP pro Kopf beträgt 18 388,90 US-Dollar. Die Inflationsrate liegt bei durchschnittlich 2,90 Prozent (2006). Eine bedeutende Einnahmequelle bildet die Tourismusbranche. 6.1 Landwirtschaft Die Landwirtschaft beschäftigt rund 13 Prozent der Erwerbstätigen. Die wichtigsten Anbauprodukte sind Kartoffeln, Trauben, Tomaten, Mais, Weizen und Oliven. Portugal ist weltweit einer der größten Produzenten für Wein und Olivenöl. Der Viehbestand umfasst einige Millionen Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine und Geflügel. 6.2 Forstwirtschaft und Fischerei 41,1 Prozent der Fläche Portugals sind bewaldet. Die Waldbedeckung nimmt im Durchschnitt um 0,86 Prozent pro Jahr zu. Das Land ist einer der größten Korkproduzenten der Welt. Daneben spielt die Nutzholzgewinnung eine bedeutende Rolle. Auch der gewerbliche Fischfang (vor allem Sardinen) ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor Portugals. Die jährliche Fangmenge beläuft sich auf 218 866 Tonnen (2005 geschätzt). 90 Prozent davon stammen aus dem Ozean. 6.3 Bergbau Portugal besitzt im Vergleich zu anderen Ländern Europas nur wenige Bodenschätze. Gefördert werden Kupfer-, Eisen- und Zinnerz, Gold sowie Wolframit, ein Ausgangsprodukt zur Herstellung von Wolfram und wolframhaltigen Stählen. Außerdem gibt es kleinere Vorkommen von Kohle. In Portugal wird auch Uran abgebaut - mit der Förderung begann man 1979. 6.4 Industrie Rund 32 Prozent der Beschäftigten sind in der Industrie erwerbstätig. Bedeutende Industriezweige des Landes sind neben der Textil- und Bekleidungsindustrie die chemische und Erdöl verarbeitende Industrie sowie der Maschinenbau und die Fahrzeugmontage. Erzeugnisse der Textil- und Bekleidungsindustrie werden hauptsächlich in kleinindustriellen oder handwerklichen Betrieben hergestellt. Die Industriestandorte sind vor allem in Nord- und Mittelportugal angesiedelt. 6.5 Währung und Außenhandel Währungseinheit ist seit dem 1. Januar 2002 der Euro zu 100 Cents, der den Escudo (= 100 Centavos) als Währung ablöste. Portugal wickelt nahezu 80 Prozent seines Außenhandels mit EU-Mitgliedsstaaten ab. Ein Merkmal des portugiesischen Außenhandels ist der Importüberschuss. So wurden z. B. 1996 Waren im Wert von rund 28 Milliarden US-Dollar eingeführt, während in den Export Güter im Wert von knapp 20 Milliarden US-Dollar gingen. Zu den Haupteinfuhrgütern gehören neben Basismetallen, elektronischen Produkten und Kraftfahrzeugen chemische Erzeugnisse, Kunststoffe, Agrarprodukte sowie Textilien und Bekleidung. Hauptexportwaren sind Textilien, Bekleidung und Schuhe, Maschinen und Fahrzeuge sowie Kork - das Land stellt den weltweit größten Teil der Gesamtproduktion an Kork. Außerdem gehen Zellstoff, Holz- und Papierprodukte in den Export. Die wichtigsten Handelspartner Portugals sind Deutschland, Spanien, Frankreich, Großbritannien, die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Italien. 6.6 Verkehrswesen Straßen- (78 470 Kilometer) und Schienennetz (2 839 Kilometer) sind gut ausgebaut. Zu den wichtigsten Seehäfen zählen Lissabon, Porto de Leixões, Setúbal, Aveiro und Funchal (Madeira). Die nationale Luftfahrtgesellschaft Transportes Aéreos Portugueses (TAP) versieht den inländischen und internationalen Flugdienst. Über 20 ausländische Fluggesellschaften fliegen regelmäßig den internationalen Flughafen in Lissabon an. Der Flughafen von Faro ist insbesondere für den Tourismus von Bedeutung. 6.7 Energie 35,07 Prozent der portugiesischen Elektrizität werden in Wasserkraftanlagen erzeugt, 59,86 Prozent liefern Wärmekraftwerke und Solaranlagen. 7 GESCHICHTE Um 137 v. Chr. eroberten die Römer nach jahrelangen Kriegen gegen die einheimischen Lusitanier das Gebiet des heutigen Portugals; vollends unter ihre Kontrolle brachten sie das Gebiet jedoch erst mit der Einrichtung der Provinz Lusitania durch Kaiser Augustus 27 v. Chr. Anfang des 5. Jahrhunderts n. Chr. drangen im Zuge der Völkerwanderung die westgermanischen Sweben in das heutige Portugal ein und lösten dort die römische Herrschaft ab; 585 eroberten die Westgoten das Gebiet und gliederten es ihrem spanischen Reich ein. 711 zerschlugen die Mauren mit ihrem Sieg über König Roderich das Westgotenreich in Spanien; das Gebiet des heutigen Portugal wurde nun Teil des arabischen Kalifats von Córdoba. In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts eroberte König Ferdinand I. von Kastilien und León im Zuge der Reconquista den Norden Portugals. Sein Sohn Alfons VI. erhob dieses Gebiet als Comitatus Portaculenis, benannt nach dem alten römischen Seehafen Portus Cale (heute Porto), zur Grafschaft, mit der er 1095 seinen Schwiegersohn Heinrich von Burgund (gestorben 1112) belehnte. Nach dem Tod Alfons' VI. 1109 verweigerte Heinrich dessen Nachfolger die Lehenstreue, und nach Heinrichs Tod 1112 gelang es dessen Witwe Teresa als Regentin für ihren Sohn Alfons Heinrich (den späteren Alfons I., den Eroberer, Regierungszeit 1139-1185), die Unabhängigkeit der Grafschaft von Kastilien und León vorerst zu wahren. 1127 musste sie sich jedoch wieder Kastilien unterwerfen, woraufhin Alfons Heinrich sie stürzte, selbst die Herrschaft übernahm und den Kampf um die Unabhängigkeit von Kastilien aufnahm, zugleich die Reconquista Richtung Süden vorantrieb. 1135 verweigerte er Alfons VII. von Kastilien und León den Lehnseid, 1139 errang er einen entscheidenden Sieg über die Mauren, und 1140 nahm er, von Alfons VII. anerkannt, als Alfons I. den Königstitel an. 1143 unterstellte Alfons I. zum Schutz vor dem starken Nachbarn Kastilien sein Königreich direkt dem Papsttum, das allerdings erst 1179 Portugal als unabhängiges Königreich anerkannte. 7.1 Das Königreich Portugal unter den Burgundern 1147 eroberte Alfons I. mit Hilfe von Kreuzfahrern (siehe 2. Kreuzzug) Lissabon von den Mauren; ein Jahrhundert später brachte Alfons III. (1248-1279) schließlich noch die Algarve unter portugiesische Herrschaft. Damit hatte Portugal in seinem Gebiet die Reconquista abgeschlossen und - früher als alle anderen europäischen Staaten - seine heutigen Grenzen erreicht. 1256 verlegte Alfons III. die Hauptstadt von Coimbra nach Lissabon. Auch die innere Struktur des Landes wurde im 12./13. Jahrhundert geschaffen bzw. verfestigt: Im Norden blieb der noch auf die swebische Zeit zurückgehende bäuerliche Kleinbesitz bestehen; im wenig besiedelten Süden übertrug der König umfangreiche Ländereien an Klöster, Ritterorden und den Adel, der Großgrundbesitz dominierte hier bis weit ins 20. Jahrhundert. Unter Alfons' III. Sohn Diniz (Dionysius, 1279-1325) erlebte Portugal einen unvergleichlichen Aufschwung. Diniz förderte Landwirtschaft und Handel, forcierte den Ausbau der Marine und gründete 1290 in Lissabon die erste Universität Portugals (1307 nach Coimbra verlegt). 1294 schloss er einen Handelsvertrag mit England und 1308 einen Freundschaftsvertrag - die ersten einer ganzen Reihe von Verträgen zwischen Portugal und England. 1297 einigte er sich mit Kastilien über die Grenzziehung zwischen den beiden Ländern. Diniz' Sohn und Nachfolger Alfons IV. (1325-1357) besiegte, unterstützt von Alfons XI. von Kastilien, 1340 am Salado de Morón die Mauren und setzte damit den Versuchen der Mauren, in Portugal wieder Fuß zu fassen, endgültig ein Ende. Ferdinand I. (1367-1383) griff ab 1370 in die Auseinandersetzungen um den kastilischen Thron ein, musste sich jedoch nach drei Kriegen gegen Kastilien 1382 schließlich geschlagen geben. 1373 hatte er Diniz' Vertrag mit England erneuert und so das portugiesisch-englische Bündnis verfestigt. 1382 verheiratete Ferdinand I. zur Bekräftigung des Friedens mit Kastilien seine Erbtochter Beatrix mit König Johann I. von Kastilien. Nach dem Tod Ferdinands I. 1383 - er hinterließ keinen legitimen männlichen Nachfolger - erhob sein Schwiegersohn Johann I. von Kastilien Anspruch auf den portugiesischen Thron und drang in Portugal ein. Unterstützung fand er beim portugiesischen Hochadel, der sich von ihm die Restauration seiner alten, unterdessen verlorenen Privilegien erhoffte. Auf der anderen Seite erhob sich Johann, der illegitime Sohn König Peters I. von Portugal (1357-1367) und Halbbruder Ferdinands I., der vom niederen Adel, vom Bürger- und Bauerntum favorisiert wurde. Im April 1385 wurde Johann von den portugiesischen Cortes als Johann I. (1385-1433) zum König proklamiert; im August 1385 schlug er mit englischer Hilfe die Kastilier bei Aljubarrota entscheidend, sicherte so die Unabhängigkeit Portugals und begründete die Herrschaft der Avis-Dynastie in Portugal. 7.2 Der Aufstieg zur Weltmacht unter der Avis-Dynastie Johann reformierte und vereinfachte Verwaltung und Gesetzgebung, band das Bürgertum stärker in die Verwaltung ein und schuf durch die Übertragung des Besitzes des Hochadels, der infolge seiner Parteinahme für Johann I. von Kastilien das Land hatte verlassen müssen, an Bürgerliche eine neue, dem König verpflichtete und loyale Adelsschicht. 1415 eroberte Portugal in Fortsetzung der Reconquista die reiche marokkanische Handelsstadt Ceuta und leitete damit seine Expansion nach Übersee ein. In den Folgejahren trieb Johanns jüngster Sohn, Heinrich der Seefahrer, die Erkundung der afrikanischen Küste und des Atlantiks systematisch voran - ursprünglich, um für die aufstrebende Handelsmacht Portugal einen Seeweg nach Indien zu finden: 1418 wurde Madeira entdeckt und auf Betreiben Heinrichs kolonisiert, 1427 entdeckten Heinrichs Seefahrer die Azoren und 1455/56 die Kapverdischen Inseln. Unter Alfons V. (1438-1481) wurde 1471 Tanger erobert. König Johann II. (1481-1495) führte die von Heinrich dem Seefahrer eingeleitete Erkundung der Westküste Afrikas im Interesse des portugiesischen Handels systematisch und forciert fort: Es wurden feste Stützpunkte für den Afrikahandel (vor allem Gold und Sklaven) errichtet, so etwa 1482 das Fort Elmina an der Goldküste (Ghana), das für lange Zeit die mächtigste Festung an der Goldküste mit Zugriff auf die Goldreserven im Hinterland blieb; 1488 umsegelte Bartolomeu Diaz auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien als Erster das Kap der Guten Hoffnung. Nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus teilten Portugal und Kastilien 1494 im Vertrag von Tordesillas (siehe Demarkationslinie) die Welt in eine portugiesische und eine kastilische Interessensphäre ein. Im Inneren hatte sich Johann gegen den unter König Eduard (1433-1438) und Alfons V. wieder erstarkten Adel zu behaupten; eine Adelsverschwörung beendete er durch die Hinrichtung des mächtigen Herzogs von Braganza. Unter König Emanuel I. (1495-1521) erreichte die portugiesische Expansion einen ersten Höhepunkt. 1498 erreichte Vasco da Gama, begleitet von Bartolomeu Diaz, als erster Europäer Indien auf dem Seeweg um das Kap der Guten Hoffnung. Dem Entdecker folgten die Eroberer, zunächst Francisco de Almeida, dann Afonso d'Albuquerque, die vom König mit umfangreichen Vollmachten ausgestattet und zu Vizekönigen in Indien ernannt worden waren. Sie errichteten eine Reihe von Stützpunkten, sowohl Handelsniederlassungen als auch militärische Stützpunkte, und drangen über Indien hinaus nach Osten vor. 1510 brachten sie Goa in portugiesische Gewalt, das sich rasch zur bedeutendsten portugiesischen Handelsniederlassung in Indien entwickelte; 1511 eroberten sie Malacca (Melaka), das die Malaccastraße und damit den Weg zu den Gewürzinseln, den Molukken, kontrollierte; auf den Molukken selbst errichteten die Portugiesen bereits 1511 erste Stützpunkte. Portugal hatte damit den außerordentlich lukrativen Gewürzhandel weitgehend unter seiner Kontrolle; Lissabon entwickelte sich zum wichtigsten Handelszentrum für Gewürze und andere Waren aus dem Osten. In dieser Zeit eröffnete Portugal auch den Handel mit China; einen ersten Handelsposten (den ersten europäischen in China überhaupt) errichteten sie in Macao. Zugleich baute Portugal seine Niederlassungen und damit auch seine Handelsbeziehungen an den afrikanischen Küsten weiter aus. Bereits 1500 hatte Pedro Álvares Cabral Brasilien entdeckt und für die portugiesische Krone in Besitz genommen. Parallel zur Expansion nach Übersee erlebte Portugal selbst ein ,,goldenes Zeitalter", eine Zeit der wissenschaftlichen und künstlerischen Blüte (die u. a. den Emanuelstil hervorbrachte), die das Land seinem neu erworbenen Reichtum aus den überseeischen Gebieten verdankte. Besonders die Krone profitierte von der Expansion: Der Überseehandel war königliches Monopol, die neuen Besitzungen waren Krongut. Unter Emanuel wurde Portugal jedoch auch eines nicht unerheblichen Teiles seiner Mittelund seiner Intellektuellenschicht beraubt: Ab 1496 ließ der König auf Betreiben der spanischen Krone die altansässigen und die nach dem Ende der Reconquista in Spanien nach Portugal geflohenen Mauren sowie die Juden aus seinem Land vertreiben. Emanuels Sohn und Nachfolger Johann III. (1521-1557) trieb die Expansion in Übersee zielstrebig voran und förderte durch das System der donatárias (lehensrechtliche Landschenkungen) systematisch die Kolonisierung Brasiliens. Im Zuge der Gegenreformation führte er 1536 in Portugal die Inquisition ein, holte außerdem die Jesuiten ins Land. Unter Johann III. waren bereits die Anfänge des Niedergangs der portugiesischen Weltmacht erkennbar: Das kleine Portugal konnte seine überseeischen Besitzungen zum Teil nur mit Mühe gegen die starke Konkurrenz aus anderen europäischen Ländern wie England und Spanien verteidigen; Teile des überseeischen Besitzes gingen schon kurz nach dem Erwerb wieder verloren. König Sebastian (1557-1578), Enkel und Nachfolger Johanns III., suchte - im Rahmen eines ,,Kreuzzuges" gegen den Islam - die von Johann I. eineinhalb Jahrhunderte zuvor eingeleitete Eroberung Marokkos fortzusetzen, scheiterte jedoch: Auf seiner zweiten Expedition gegen Marokko 1578 wurde er vernichtend geschlagen; er selbst und ein Teil des portugiesischen Adels wurden getötet. Mit dem Tod von Sebastians Nachfolger Heinrich endete 1580 die Avis-Dynastie. 7.3 Spanisches Interregnum Nach Heinrichs Tod konkurrierten mehrere Anwärter um die portugiesische Krone. Noch 1580 besetzte Philipp II. von Spanien, über seine Mutter Isabella von Portugal ein Enkel Emanuels I., Portugal, und 1581 wurde er von den portugiesischen Cortes als Philipp I. (1581-1598) zum König proklamiert. Unter Philipp II. blieb die Verbindung mit Spanien weitgehend auf die Personalunion beider Kronen beschränkt; Portugal blieb ein eigenständiger Staat mit eigener Verwaltung und Gesetzgebung, verwaltete auch weiterhin die überseeischen Besitzungen, die allerdings (formal) an Spanien kamen. Unter Philipps II. Nachfolgern Philipp III. und Philipp IV. (Philipp II. und Philipp III. von Portugal) änderte sich dies: Beide, vor allem aber Philipp IV. und sein Minister Graf von Olivares suchten Portugal zu einer Provinz Spaniens zu degradieren, was bei den Portugiesen erheblichen Unmut auslöste. Hinzu kam, dass Portugal nun durch seine Verbindung mit Spanien bzw. den Habsburgern in deren Kriege gegen die unabhängig gewordenen Niederlande und gegen Frankreich verwickelt wurde, was zum einen den Verlust wichtigen Kolonialbesitzes wie der Molukken und Malaccas und damit auch den Verlust der Kontrolle des Ostindienhandels zur Folge hatte; zum anderen wurde nun auch Portugal zur Finanzierung der spanischen, habsburgischen Kriege herangezogen, d. h. mit hohen Steuern belegt. Zwei Aufstände gegen die spanische Herrschaft 1634 und 1637 scheiterten. In einem dritten Aufstand 1640 unter der Führung Herzog Johanns II. von Braganza stürzten die Portugiesen die spanische Herrschaft in Portugal; Herzog Johann wurde als Johann IV. (1640-1656) zum König gekrönt. Seine Dynastie, das Haus Braganza, regierte in Portugal bis zur Abschaffung der Monarchie 1910. 7.3.1 Das Haus Braganza Es dauerte jedoch noch bis 1668, bis Portugal sich mit englischer und französischer Unterstützung endgültig von den Spaniern befreit hatte und Spanien im Frieden von Lissabon die Unabhängigkeit Portugals und den portugiesischen Kolonialbesitz anerkannte. Johann IV. erneuerte und bekräftigte die traditionelle Verbindung mit England und schloss einen Vertrag mit Frankreich. 1654 gelang ihm im Bündnis mit England während des 1. Englisch-Niederländischen Seekrieges die Rückeroberung Brasiliens, das die Niederländer 1630 besetzt hatten. Brasilien entwickelte sich nun, nach dem Verlust ostindischer Kolonien und dem Rückgang des Ostindienhandels, zum wichtigsten und vor allem ertragreichsten Kolonialbesitz Portugals: Rohrzucker und, ab Anfang des 18. Jahrhunderts, vor allem Gold und Diamanten wurden nun zur Grundlage von Portugals Reichtum. Unter Johanns Nachfolgern Alfons VI. (1656-1667/83) und Peter II. (1667/83-1706) erreichte Portugal u. a. dank seiner reorganisierten Armee und seiner verstärkten Flotte und dank seiner Bündnisse mit England und Frankreich die völlige staatliche Unabhängigkeit von Spanien, drohte nun aber allmählich wirtschaftlich und politisch unter englische und französische Hegemonie zu geraten. Peter II. suchte durch den gezielten Ausbau der produzierenden Wirtschaft (Manufakturen; Siehe auch Merkantilismus) Portugal von Importen weitgehend unabhängig zu machen; mit dem Abschluss des Methuen-Vertrages mit England 1703 fand diese Politik vorerst ein Ende. Der MethuenVertrag erlaubte England den zollfreien Import von Textilien nach Portugal, Portugal lieferte im Gegenzug Wein; bald importierte England auch Manufakturwaren und schließlich Industrieprodukte in großem Umfang, die Portugal mit Gold und Diamanten aus Brasilien bezahlte. Das stetig zunehmende Handelsvolumen bedeutete für England eine Stärkung seiner Wirtschaftsmacht; Portugal dagegen begab sich mehr und mehr in die wirtschaftliche Abhängigkeit von England. Mit dem Methuen-Vertrag erneuerte Portugal zugleich das politische Bündnis mit England: Hatte Portugal zunächst auf der Seite Frankreichs am Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1713/14) teilgenommen, wechselte es nun auf die Seite Englands bzw. der Großen Allianz. Unter Johann V. (1706-1750) erlebte Portugal ein zweites ,,goldenes Zeitalter": Gold und Diamanten aus Brasilien erlaubten eine großzügige Förderung von Kunst und Wissenschaften und die Ausgestaltung des absolutistischen Systems, die sich u. a. in prachtvollen Bauwerken manifestierte. Joseph I. (1750-1777) revidierte die Politik seines Vaters Johann V. im Sinne des aufgeklärten Absolutismus; Exponent der neuen Reformpolitik war der Marquês de Pombal, Erster Minister des Königs. Pombal leitete den Wiederaufbau des 1755 von einem Erdbeben zerstörten Lissabon, nahm den von Peter II. eingeleiteten wirtschaftspolitischen Kurs in Richtung auf eine größere wirtschaftliche Selbständigkeit Portugals mit Erfolg wieder auf, drängte den Einfluss von Kirche und Adel zugunsten der Staatsgewalt zurück und reformierte mit teilweise rigiden Methoden Bildungs-, Rechts-, Finanz- und Heerwesen. 1759 verbot er in Portugal und den Kolonien den Jesuitenorden, der seinen Reformen Widerstand entgegengesetzt hatte (1773 löste der Papst auf Pombals Betreiben den Orden vollends auf), und schließlich schaffte er die Sklaverei in Portugal ab und stellte die indigene Bevölkerung in den Kolonien rechtlich den Portugiesen (nominell) gleich. Nach dem Regierungsantritt Marias I. (1777-1816) wurde Pombal auf Betreiben seiner Gegner entlassen, sein Reformwerk wurde größtenteils rückgängig gemacht. Während der Koalitionskriege gegen das revolutionäre Frankreich hielt Portugal an seinem Bündnis mit England fest, schloss sich folglich auch nicht der Kontinentalsperre gegen England an, woraufhin 1807 französische Truppen Portugal besetzten. Der portugiesische Hof flüchtete nach Brasilien und kehrte erst 1820 wieder nach Portugal zurück, obwohl schon 1811 ein britisches Heer unter Wellington die Franzosen aus Portugal verdrängt hatte. 1815 wurde Brasilien gleichberechtigtes Königreich neben Portugal. 1816 folgte Johann VI. (1816-1826) seiner Mutter Maria in beiden Königreichen nach; Portugal regierte er, der sich noch in Brasilien aufhielt, durch einen Kronrat. Bei seiner Rückkehr nach Portugal 1821 ließ er seinen Sohn Dom Pedro als Regenten in Brasilien zurück. 7.3.2 Die konstitutionelle Monarchie 1820 stürzte eine liberale Revolution das absolutistische System und ersetzte es durch eine konstitutionelle Monarchie mit liberaler Verfassung, die den Cortes deutlich erweiterte Rechte gegenüber der Krone zugestand. Im Oktober 1822 nahm Johann VI. die neue Verfassung an; im Monat zuvor hatte sich Brasilien, um sich dem nun wieder festeren Zugriff durch Portugal zu entziehen, mit Dom Pedro als Kaiser Peter I. für unabhängig erklärt. 1824 suchten Johanns Gemahlin und sein jüngerer Sohn, Dom Miguel, das konstitutionelle System zu stürzen und die absolute Monarchie wiederherzustellen. Mit britischer Hilfe konnte sich Johann jedoch behaupten, Frau und Sohn schickte er ins Exil. Nach Johanns Tod 1826 übernahm Peter I. von Brasilien als Peter IV. auch den portugiesischen Thron. Er erließ eine neue, die Rechte des Königs gegenüber den Cortes wieder stärkende Verfassung und verzichtete zugunsten seiner gerade erst siebenjährigen Tochter Maria II. da Glória auf den portugiesischen Thron. 1827 musste er jedoch auf Betreiben der die Restauration verteidigenden Heiligen Allianz seinen Bruder Dom Miguel als Regenten für Maria einsetzen; 1828 ließ sich Dom Miguel von den reaktionären Kräften in Portugal als Michael I. (1828-1834) zum König proklamieren und errichtete nun ein absolutistisches Regime. Nach langwierigen bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen besiegte Peter 1834 - wieder mit britischer Hilfe - Michael und sicherte Maria den Thron. Die Regierungszeit Marias II. da Glória (1826/34-1853) war geprägt von ständigen inneren Unruhen und Parteienkämpfen: Setembristen, die die Verfassung von 1822 befürworteten, und Cartisten, die für die Charta von 1826 plädierten, stritten um die Macht. Ein Volksaufstand 1846/47 konnte - erneut dank britischer Unterstützung - niedergeschlagen werden. Unter Marias Nachfolgern Peter V. (1853-1861) und Ludwig I. (1861-1889) setzten sich die Auseinandersetzungen zwischen den Parteien fort, wenn auch in vermindertem Ausmaß. 1892 musste Portugal Staatsbankrott anmelden: Brasilien als Einnahmequelle war seit seiner Unabhängigkeit weggefallen; der Kolonialbesitz in Afrika konnte zwar in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch erweitert werden, brachte aber deutlich weniger Erträge als Brasilien; und Portugal selbst war trotz der wirtschaftlichen Reformansätze im 18. Jahrhundert ein wenig entwickeltes Agrarland geblieben. Unter Karl I. (1889-1908) erstarkten republikanische und radikale Bewegungen, besonders seit Ministerpräsident João Franco 1907 die Cortes aufgelöst und mit Billigung des Königs ein diktatorisches Regime errichtet hatte. 1908 fielen Karl und sein ältester Sohn in Lissabon einem Attentat zum Opfer. Auf dem Thron folgte Karls zweiter Sohn Emanuel II. Er wurde durch eine republikanische Militärrevolte und die Ausrufung der Republik am 5. Oktober 1910 gestürzt. 7.4 Die Republik Am 11. Juni 1911 wurde die Monarchie offiziell abgeschafft, und am 31. August 1911 trat die republikanische Verfassung in Kraft, die u. a. die Trennung von Kirche und Staat festschrieb. Erster Präsident der Republik war Fernandes Braga. Während der folgenden 15 Jahre versank das Land aufgrund von Parteienkämpfen, der desolaten Finanz- und Wirtschaftslage und sozialer Unruhen innenpolitisch im Chaos: Über 40 Regierungen und acht Präsidenten wechselten bis 1926 einander ab. Ab 1916 nahm Portugal auf der Seite der Entente am 1. Weltkrieg teil: Nachdem die portugiesische Marine im Hafen von Lissabon deutsche Schiffe beschlagnahmt hatte, erklärte Deutschland am 9. März 1916 Portugal den Krieg. Nach dem Krieg verschärfte 1919 ein Aufstand der Royalisten die inneren Unruhen und politischen Turbulenzen noch. Am 28. Mai 1926 wurde die vorerst letzte parlamentarische Regierung durch einen von General Manuel De Oliveira angeführten Militärputsch gestürzt, das Parlament wurde aufgelöst, die Verfassung ausgesetzt. 7.4.1 Der autoritäre Staat Wenige Wochen nach dem Putsch übernahm General António de Fragoso Carmona das Amt des Ministerpräsidenten und 1928 das Amt des Staatspräsidenten. Im selben Jahr ernannte er António de Oliveira Salazar zum Finanzminister und stattete ihn zur Konsolidierung des desolaten Staatshaushaltes mit außerordentlichen Vollmachten aus. Innerhalb kurzer Zeit hatte Salazar den Staatshaushalt ausgeglichen und Portugals Auslandsschulden zurückgezahlt. Salazar wurde rasch zur mächtigsten politischen Figur in Portugal; vier Jahrzehnte lang bestimmte er, ab 1932 als Ministerpräsident, den politischen Kurs Portugals. 1930 gründete er die União Nacional (Nationale Union), eine ständisch-autoritär organisierte Partei. 1933 wurde eine neue, maßgeblich von Salazar beeinflusste und am faschistischen Italien orientierte Verfassung erlassen, die Portugal in einen ständisch-autoritären Staat, den Estado Novo (Neuer Staat), umwandelte. Zwar gab es in der neuen Verfassung noch demokratische Elemente wie etwa Wahlen; es war jedoch nur eine Partei offiziell zugelassen, die União Nacional. Jegliche Opposition wurde unterdrückt und von der berüchtigten Geheimpolizei PIDE verfolgt. Die Gewerkschaften wurden aufgelöst, und Arbeitnehmer und Arbeitgeber wurden - ebenfalls nach italienischem Vorbild - in einem gemeinsamen korporativen System organisiert. Wesentliche Stützen des neuen Regimes waren die alten Eliten: Kirche, Armee und Großgrundbesitzer. Während des Spanischen Bürgerkrieges (1936-1939) unterstützte Salazar die Aufständischen unter General Francisco Franco. Im März 1939 unterzeichnete Portugal einen Freundschafts- und Nichtangriffspakt mit Spanien; im Juli 1940 verpflichteten sich beide Länder in einem Zusatzprotokoll auf Neutralität während des 2. Weltkrieges. Im Oktober 1943 jedoch, als die Achsenmächte zunehmend in die Defensive gedrängt wurden, gestattete Portugal den Alliierten die Stationierung von Flugzeugen und Schiffen auf den Azoren. Trotz der Neutralität war die portugiesische Wirtschaft durch den Krieg schwer in Mitleidenschaft gezogen worden, und im Fernen Osten waren die Überseegebiete bedroht. Timor z. B. war von 1942 bis 1945 japanisch besetzt. Bei Kriegsende herrschten in Portugal Armut und Arbeitslosigkeit, die Opposition gegen die Salazar-Diktatur wuchs, wurde aber weiterhin rigoros unterdrückt. Zwar wurde das Einparteiensystem etwas geöffnet, die Nationalversammlung wurde aber nach wie vor von der União Nacional monopolisiert. 1951 starb Staatspräsident Carmona; sein Nachfolger wurde General Francisco Craveiro Lopes. Außenpolitisch ging Portugal nach dem 2. Weltkrieg von seinem neutralen Kurs ab: 1949 gehörte Portugal zu den Gründungsmitgliedern der NATO, und 1951 überließ das Land den USA Stützpunkte auf den Azoren. 1955 wurde Portugal in die UNO aufgenommen, 1960 trat es der OECD und der EFTA bei. 1951 erklärte Portugal seine Kolonien zu Übersee-Provinzen, d. h. zu integralen Bestandteilen Portugals, und suchte so allen Unabhängigkeitsforderungen den Boden zu entziehen. In den fünfziger Jahren erstarkten wie in allen Kolonien auch in den portugiesischen Überseegebieten die Unabhängigkeitsbewegungen, und in den frühen sechziger Jahren brachen in nahezu allen Übersee-Provinzen Aufstände gegen die portugiesische Herrschaft aus: 1961 in Angola, 1962 in Portugiesisch-Guinea und 1964 in Moçambique. Portugiesisch-Goa war 1961 von Indien annektiert worden. Portugal suchte die Aufstände und Befreiungsbewegungen mit militärischer Gewalt zu unterdrücken und führte ab etwa 1961 bis in die siebziger Jahre regelrechte Kolonialkriege, die Portugal innenpolitisch in eine schwere Krise stürzten und die außenpolitisch zunehmend auf Kritik stießen und Verurteilungen durch die UNO nach sich zogen. 1958 ließ Salazar bei den Präsidentschaftswahlen einen Gegenkandidaten zu, der jedoch dem Kandidaten der Regierung, Konteradmiral Américo Deus Rodrigues Tomás, unterlag. Tomás wurde 1965 und 1971 im Amt bestätigt. In den sechziger Jahren gab es einige Studentendemonstrationen; die politische Opposition gegen das SalazarRegime blieb jedoch weiterhin unkoordiniert. 1968 löste Marcello das Neves Alves Caetano den schwer erkrankten Salazar im Amt des Ministerpräsidenten ab. Caetano leitete zwar eine - äußerst maßvolle - Liberalisierung des politischen Lebens in Portugal ein; gegenüber den Übersee-Provinzen führte er jedoch die restriktive Salazar-Politik weiter. 7.4.2 Nelkenrevolution Es war letztlich der aussichtslose, politisch nicht vertretbare und die Wirtschaft über die Maßen belastende Kolonialkrieg, der am 25. April 1974 zum Sturz des autoritären Regimes durch die oppositionelle ,,Bewegung der Streitkräfte" (Movimento das Forças Armadas, MFA) in einem unblutigen Staatsstreich, der so genannten Nelkenrevolution, führte. Die Regierung übernahm nun eine siebenköpfige Militärjunta unter der Führung von General António Ribeiro de Spínola. Deren vordringlichen Ziele waren die Entkolonialisierung und die Errichtung demokratischer Strukturen in Portugal. 1974/75 wurden alle Überseegebiete in die Unabhängigkeit entlassen, mit Ausnahme von Macao, das portugiesisches Überseeterritorium blieb; Osttimor wurde unmittelbar nach seiner Unabhängigkeit 1975 von Indonesien annektiert. In Portugal selbst konnten sich nun wieder politische Parteien konstituieren, Oppositionelle kehrten aus dem Exil zurück, politische Gefangene wurden amnestiert. Im Mai 1974 übernahm Spínola offiziell das Amt des Staatspräsidenten; Ministerpräsident wurde im Juli 1974 der Sozialist Vasco dos Santos Gonçalves. Portugal schlug nun einen sozialistischen Kurs ein: Durch Enteignung und Umverteilung des Großgrundbesitzes wurde die überfällige Agrarreform umgesetzt, Großbetriebe und Banken wurden verstaatlicht, Gewerkschaften wieder zugelassen. Vor dem Hintergrund zunehmender Spannungen und Auseinandersetzungen zwischen gemäßigten und sozialistisch orientierten, rechten und linken Kräften innerhalb der Staatsführung trat der gemäßigte Spínola am 30. September 1974 zurück; sein Nachfolger wurde General Francisco da Costa Gomes. Im März 1975 unternahmen gemäßigte bis rechtsgerichtete Spínola-Anhänger einen Putschversuch gegen die sozialistisch ausgerichtete Regierung; der Putsch scheiterte, und Spínola ging ins Exil. Im September 1975 wurde Gonçalves zugunsten des gemäßigteren José Baptista Pinheiro de Azevedo auf Betreiben des Revolutionsrates abgesetzt. Der MFA-dominierte Revolutionsrat hatte sich nach dem Putschversuch vom März als eigentliches Exekutivorgan konstituiert und setzte sich mehrheitlich aus gemäßigten Kräften zusammen. Im November 1975 scheiterte ein linksgerichteter Putschversuch. Verschärft wurde die innenpolitisch brisante Situation noch durch die massenweise Rückkehr portugiesischer Truppen und Siedler aus den ehemaligen, gerade in die Unabhängigkeit entlassenen Kolonien: Steigende Arbeitslosigkeit und zunehmende soziale und politische Unruhen waren die Folge des plötzlichen Bevölkerungszuwachses. 7.4.3 Die 3. Republik Am 2. April 1976 trat die neue Verfassung in Kraft; ausgearbeitet hatte sie die im April 1975 gewählte, von den Sozialisten dominierte Verfassunggebende Versammlung. Aus den Wahlen zur Nationalversammlung im April 1976 ging der Partido Socialista (PS, Sozialistische Partei) als stärkste Kraft hervor und bildete eine Minderheitsregierung mit Mário Soares als Ministerpräsidenten. Zum Staatspräsidenten wurde ebenfalls 1976 General António dos Santos Ramalho Eanes direkt vom Volk gewählt. Die Regierung Soares wurde bereits im Juli 1978 wieder entlassen, nachdem es ihr nicht gelungen war, der tiefen Wirtschaftskrise wirksam zu begegnen. Die nachfolgenden drei, von Ramalho Eanes ernannten, zum Teil parteiungebundenen Regierungen waren noch kurzlebiger. Die vorgezogenen Neuwahlen vom Dezember 1979 gewann der konservative Partido Popular Democrático (PPD, Demokratische Volkspartei bzw. PSD: Partido Social Democrata, Sozialdemokratische Partei), Ministerpräsident wurde der PPD-Vorsitzende Francisco Manuel de Sá Carneiro. Im Dezember 1980 kam Sá Carneiro bei einem Flugzeugabsturz ums Leben; ihm folgte im Januar 1981 Francisco Pinto Balsemão, ebenfalls PPD, im Amt des Ministerpräsidenten nach. Auf seine Initiative hin wurde 1982 der Revolutionsrat durch eine Verfassungsänderung abgeschafft. Auch die Regierung Pinto Balsemão musste vorzeitig zurücktreten. Aus den vorgezogenen Wahlen im April 1983 ging wieder der PS als stärkste Fraktion hervor, Soares wurde erneut Ministerpräsident, diesmal einer Koalitionsregierung mit dem PPD/PSD. Soares leitete ein umfangreiches Spar- und Reformprogramm ein, um die Wirtschaft zu sanieren, und forcierte - vor allem in Hinblick auf die Stabilisierung der Wirtschaft - die Beitrittsverhandlungen mit den Europäischen Gemeinschaften (EG). 1985 zerbrach die instabile Regierungskoalition; die vorgezogenen Wahlen im Oktober 1985 führten zur Bildung einer PPD/PDS-Minderheitsregierung unter Aníbal Cavaco Silva. Soares wurde Anfang 1986 mit knapper Mehrheit zum Nachfolger von Ramalho Eanes im Amt des Staatspräsidenten gewählt und 1991 mit deutlicher Mehrheit im Amt bestätigt. Zum 1. Januar 1986 wurde Portugal Mitglied der EG; 1988 wurde das Land in die Westeuropäische Union (WEU) aufgenommen. Bei den Wahlen im Juli 1987 gewann der PPD/PSD die absolute Mehrheit, Cavaco Silva blieb Ministerpräsident; die Wahlen vom Oktober 1991 bestätigten die absolute Mehrheit der Sozialdemokraten. 1989 verabschiedete die Regierung Cavaco Silva eine revidierte Verfassung, aus der nahezu alle sozialistischen Ansätze der Verfassung von 1976 gestrichen wurden. Staatliche Unternehmen wurden wieder privatisiert, wie zuvor schon enteigneter Großgrundbesitz zurückgegeben worden war. Maßnahmen wie diese, die rasche Modernisierung der Wirtschaft sowie der EG-Beitritt brachten Ende der achtziger Jahre einen spürbaren Wirtschaftsaufschwung; die Sozialpolitik der Regierung Cavaco Silva dagegen stieß zunehmend auf Kritik. In der Außenpolitik bemühte sich Portugal in den achtziger Jahren um eine Verbesserung der Beziehungen zu seinen ehemaligen Kolonien. Portugal spielte eine wichtige Rolle bei den Friedensbemühungen in Angola, nahm auch an den Friedensverhandlungen in Moçambique teil und bemühte sich trotz zahlreicher Rückschläge in Verhandlungen mit der indonesischen Regierung um eine Lösung des Osttimorkonfliktes. 1987 einigte sich Portugal mit der Volksrepublik China auf die Rückgabe des Überseeterritoriums Macao an China, die im Dezember 1999 erfolgte. 7.4.4 Jüngere Entwicklungen Bei den Wahlen vom Oktober 1995 setzte sich der PS als stärkste Kraft durch, er verfehlte die absolute Mehrheit lediglich um vier Mandate; Ministerpräsident einer PSMinderheitsregierung wurde der PS-Vorsitzende António Guterres. Im Januar 1996 wurde Jorge Sampaio, ebenfalls PS, zum Nachfolger von Soares im Amt des Staatspräsidenten gewählt. Die sozialistische Regierung Guterres setzte den wirtschaftspolitischen Kurs ihrer Vorgängerin fort und hielt an strengen Sparmaßnahmen fest, revidierte aber deren restriktive Sozialpolitik u. a. durch höhere Sozialausgaben. Im Dezember 1996 einigte sie sich mit Arbeitgebern und Gewerkschaften auf einen Sozialpakt, der die staatlichen Maßnahmen zur Konsolidierung des Staatshaushaltes flankieren sollte und in dem sich alle Beteiligten u. a. auf maßvolle Lohnerhöhungen einigten. 1997 war der Haushalt so weit saniert, dass Portugal die Kriterien für die Teilnahme an der Europäischen Währungsunion und an der Einführung des Euro am 1. Januar 1999 erfüllte. Am 1. Januar 2002 wurde der Euro Währungseinheit. Aus den Parlamentswahlen vom 10. Oktober 1999 ging der regierende PS als klarer Sieger hervor, verfehlte jedoch mit einem Stimmenanteil von rund 44 Prozent erneut die absolute Mehrheit. Die Sozialisten stellten im Parlament mit 115 Mandaten exakt die Hälfte der Abgeordneten. Bei den Präsidentschaftswahlen vom 14. Januar 2001 wurde Jorge Sampaio für eine weitere Amtszeit als Staatsoberhaupt bestätigt. Am 16. Dezember 2001 trat Ministerpräsident Guterres zurück und zog damit die Konsequenzen aus der Niederlage, die seine Sozialistische Partei bei den kurz zuvor abgehaltenen Kommunalwahlen erlitten hatte. Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen am 17. März 2002 wurde der liberal-konservative PSD mit 105 der insgesamt 230 Mandate stärkste Partei vor dem regierenden PS, der 96 Sitze errang. Wenige Tage nach der Wahl beauftragte Staatspräsident Sampaio den Vorsitzenden des PSD, José Manuel Durão Barroso, mit der Regierungsbildung. Barroso formierte eine Koalition aus PSD und PP (Partido Popular), die zusammen über 119 Mandate und damit eine nur knappe Mehrheit im Parlament verfügten. Die Regierung Barroso leitete eine strikte Sparpolitik ein, um dem Eurostabilitätspakt gerecht zu werden, und provozierte damit wachsende Unzufriedenheit. Schwere Kritik handelte sie sich zudem mit ihrer Unterstützung der USA im Irak-Krieg ein; Portugal war neben Spanien und Großbritannien das einzige EU-Land, das den Krieg der USA im Irak befürwortete. Die zunehmende Ablehnung der Politik der Regierung Barroso durch die Bevölkerung manifestierte sich im Ergebnis der Europawahlen im Juni 2004: Der PSD verlor klar gegenüber dem oppositionellen PS. Im Juli 2004 trat Barroso als Ministerpräsident zurück, nachdem er von den Staats- und Regierungschefs der EU zum Präsidenten der neuen, ab November 2004 amtierenden Europäischen Kommission nominiert worden war. Als neuen Ministerpräsidenten berief Staatspräsident Sampaio - trotz vielfältiger Warnungen - den bisherigen Lissabonner Bürgermeister Pedro Santana Lopes (ebenfalls PSD). Die neue Regierung geriet jedoch schon bald in die Krise, insbesondere aufgrund Santana Lopes' Haushaltspolitik, die sich trotz Verwarnungen seitens der Europäischen Kommission und anderer Institutionen in populistischer Manier nicht an den von Barroso vorgegebenen Sparkurs hielt und somit für 2005 einen neuerlichen Verstoß gegen den Eurostabilitätspakt riskierte. Nachdem Santana Lopes zudem innerhalb weniger Monate ohne greifbaren Erfolg mehrmals sein Kabinett umgebildet hatte, zog Sampaio im Dezember 2004 die Konsequenz aus der Krise, löste das Parlament auf und beraumte für Februar 2005 Neuwahlen an. Im Gegenzug reichte Santana Lopes seinen Rücktritt ein, führte die Amtsgeschäfte jedoch bis zu den Neuwahlen weiter. Die vorgezogenen Neuwahlen am 20. Februar 2005 gewann überraschend klar der seit 2002 oppositionelle PS: Er errang 121 Mandate und damit zum ersten Mal seit 1974 die absolute Mehrheit im Parlament. Der bisher regierende PSD unter Santana Lopes dagegen verlor gegenüber den vorangegangenen Wahlen 33 Mandate und kam auf nur noch 72 Sitze. Am 12. März 2005 wurde die neue Regierung mit dem PS-Vorsitzenden José Sócrates als Ministerpräsidenten vereidigt; sein Kabinett besetzte er zur Hälfte mit parteilosen Fachleuten. Als vordringliche Aufgabe nannte die neue Regierung die Stärkung der Wirtschaft, um künftig den Eurostabilitätspakt zu erfüllen. Aus den Präsidentschaftswahlen am 22. Januar 2006 ging bereits im ersten Wahlgang der frühere Ministerpräsident Aníbal Cavaco Silva als Sieger hervor; mit ihm wurde zum ersten Mal seit der Nelkenrevolution von 1974 ein Kandidat der Konservativen an die Staatsspitze gewählt. Ausschlaggebend für seine Wahl war vermutlich vor dem Hintergrund der stagnierenden Wirtschaft die Hoffnung auf eine Wiederbelebung der erfolgreichen Wirtschaftspolitik, die Cavaco Silva als Ministerpräsident umgesetzt hatte. 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portugal

« und erinnert an den Tag, als die Republik Portugal ausgerufen wurde.

Am 2.

November feiern die Menschen Allerseelen (Dia dos Finados), indem sie ihre Verstorbenen ehren.

Portugal erlangte 1640 die Unabhängigkeit von Spanien.

Dieses Ereignis wird am Unabhängigkeitstag am 1.

Dezember festlich begangen.

Weitere Feiertage sind derTag der Unbefleckten Empfängnis am 8.

Dezember und Weihnachten am 25.

Dezember. 4 BILDUNG UND KULTUR Die portugiesische Kultur ist eng verwandt mit der Kultur Spaniens.

Sie wurde durch römische, westgotische und maurische Einflüsse geprägt. 4.1 Bildung und Schulwesen Kinder zwischen 6 und 14 Jahren sind schulpflichtig, der Schulbesuch ist kostenlos.

Durch gezielte Förderung des Bildungswesens konnte der Alphabetisierungsgrad von70 Prozent im Jahr 1980 auf mittlerweile 94,1 Prozent angehoben werden.

In Portugal gibt es 13 Universitäten und Hochschulen, acht davon befinden sich in Lissabon.

DieUniversität Coimbra und die Universität Lissabon wurden im 13.

Jahrhundert gegründet und sind damit die ältesten des Landes. 4.2 Kultureinrichtungen Lissabon besitzt eine Reihe wichtiger Bibliotheken, darunter die Bibliothek der Akademie der Wissenschaften, die Ajuda -Bibliothek, die Nationalbibliothek und die Militärbibliothek.

Das Nationalarchiv von Torre do Tombo, ebenfalls in Lissabon, ist erwähnenswert wegen seiner Sammlung historischer Dokumente aus dem9.

Jahrhundert.

Die Bibliotheken in Porto, Évora, Braga und Mafra verwahren viele seltene, alte Bücher und große Handschriftensammlungen.

Zu den Universitäten gehörenverschiedene spezialisierte Bibliotheken. In den wichtigen Städten und Gemeinden jedes Distrikts findet man Museen für Archäologie, Kunst und Ethnographie.

Das Kunstmuseum in Coimbra ist bekannt für seineSammlung von Skulpturen aus dem 16.

Jahrhundert, das Museum in Évora für seine römischen Skulpturen und Gemälde des 16.

Jahrhunderts.

Das Nationalmuseum fürAlte Kunst in Lissabon beherbergt dekorative Kunst und Gemälde aus dem 12.

bis 19.

Jahrhundert.

Ebenfalls in Lissabon befinden sich: das Nationalmuseum fürZeitgenössische Kunst; das Nationalmuseum für Naturkunde; das Calouste Gulbenkian Museum mit einer Sammlung von Kunstgegenständen von 2800 v.

Chr.

bis ins 20.

Jahrhundert sowie das Ethnographische Museum und das Archäologische Museum. 4.3 Kunst und Musik Einige der in Portugal gefundenen Kunstrelikte stammen aus prähistorischer Zeit.

Dolmen, alte steinerne Grabkammern, wurden entlang der Atlantikküste entdeckt.

ImGebiet der Algarve fand man Gräber aus der Eisenzeit.

Einige der wichtigsten Baudenkmäler des Landes wurden während der römischen Besatzung der Iberischen Halbinsel(2.

Jahrhundert v.

Chr.

bis 5.

Jahrhundert n.

Chr.) errichtet.

Der so genannte Tempel der Diana im Südosten, die Ruinen der Stadt Aeminuium bei Coimbra an derWestküste sowie die Brücke von Chaves im Nordosten sind herausragende Beispiele römischer Architektur.

Die anschließende Besetzung durch die Westgoten im5.

Jahrhundert und durch die Mauren im 8.

Jahrhundert kann man an den verschiedenen Baustilen vieler portugiesischer Gebäude und Kirchen erkennen. Das 14.

Jahrhundert war das goldene Zeitalter portugiesischer Bildhauerei.

In dieser Zeit entstanden so prächtige Denkmäler wie die Gräber der Könige in Alcobaça.

DieBildhauer der Renaissance und des Barock in Portugal schufen ihre schönsten Werke für die Kirche. Die portugiesische Volksmusik schlägt einen Bogen von sehr lebhaften Liedern und Tänzen bis hin zu leidenschaftlichen Klagegesängen ( siehe Fado).

Ähnlich wie andere Musik der Iberischen Halbinsel, spiegelt die portugiesische Musik drei Haupteinflüsse wider: den der katholischen Kirche, der königlichen Troubadoure sowie der fahrendenSänger, die ihre Geschichten überall im Land vortrugen. Zur Literatur des Landes siehe portugiesische Literatur. 4.4 Medien Insgesamt 27 Tageszeitungen haben eine Gesamtauflage von über 315 677.

Mehr als die Hälfte aller Zeitschriften wird in Lissabon verlegt. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Portugal wird gemäß einer Verfassung regiert, die 1976 in Kraft trat und im September 1997 zum letzten Mal geändert wurde.

Ursprünglich rief die Verfassung zur Schaffungeines „klassenlosen” Staates auf; demgemäß sollten Grund und Boden, Bodenschätze und die wichtigsten Produktionsmittel in öffentlichem Besitz sein.

Diese sozialistischePassage in der Verfassung wurde 1989 geändert.

Streikrecht und Versammlungsfreiheit sind garantiert, Zensur und Todesstrafe sind verboten. 5.1 Exekutive Portugal ist eine Republik.

Staatsoberhaupt ist der Staatspräsident, der von der Bevölkerung für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt wird; einmalige Wiederwahl istmöglich.

Der Präsident ernennt den Premierminister, der als Vorsitzender der Regierung einem Kabinett mit 17 Ministern vorsteht. 5.2 Legislative Die Legislative liegt in den Händen des Parlaments, der aus einer Kammer bestehenden Versammlung der Republik (Assembleia da República). Die 230 Mitglieder dieser Versammlung werden nach dem Verhältniswahlrecht für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt. 5.3 Judikative Das Gerichtswesen in Portugal ist dreistufig aufgebaut.

An der Spitze der Gerichtsbarkeit steht der Oberste Gerichtshof, der sich aus einem Präsidenten und 29 Richternzusammensetzt.

Dieser Instanz untergeordnet sind Berufungsgerichte sowie Bezirksgerichte. 5.4 Kommunalverwaltung Portugal ist verwaltungsmäßig in 18 Distrikte unterteilt: Aveiro, Beja, Braga, Bragança, Castelo Branco, Coimbra, Évora, Faro, Guarda, Leiria, Lissabon, Portalegre, Porto,Santarém, Setúbal, Viana do Castelo, Vila Real und Viseu.

Die Azoren und Madeira bilden jeweils eine autonome Region.

Die Kommunalverwaltung obliegt denBezirksgouverneuren und der Bezirkslegislative.

Jeder Bezirk ist weiter untergliedert in Gemeinden, von denen jede eine gewählte Versammlung und einen Gemeinderathat. 5.5 Politik. »

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