Osmanisches Reich 1 EINLEITUNG Osmanisches Reich, türkisches Reich (1300-1922), das sich auf dem Höhepunkt seiner Macht über drei Kontinente erstreckte, von Ungarn im Norden bis nach Aden im Süden und von Algerien im Westen bis zur iranischen Grenze im Osten.
Publié le 15/06/2013
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Millets erhielten eine gewisse religiöse und kulturelle Autonomie zugebilligt.
Das Gros bildeten die bäuerliche Landbevölkerung, etwa 15 Prozent waren Stadtbewohner. Außerdem standen viele Nomaden und Halbnomaden unter osmanischer Herrschaft.
Die ersten drei Jahrhunderte des Osmanischen Reiches waren eine Zeit des Wohlstands, der sich in der Entfaltung einer reichen Kultur widerspiegelte: in der türkischenMusik und Literatur (Geschichte, Geographie und Poesie), in der Malerei und vor allem in der Architektur, deren hohe Kunst sich vielleicht am besten in der von Sinanerbauten Süleiman-Moschee (Istanbul) bewundern lässt.
4 NIEDERGANG
Der Niedergang des Osmanischen Reiches setzte gegen Ende der Regierungszeit von Süleiman II.
ein und dauerte bis zum Ende des 1.
Weltkrieges an.
Von offizieller Seitewurde auf den Verfall des Reiches mit zwei unterschiedlichen Vorgehensweisen reagiert.
In der Zeit der traditionellen Reform (1566-1807) gingen die Bestrebungen inRichtung einer Wiederherstellung der alten Institutionen, während in der Zeit der modernen Reform (1807-1918) die alten Institutionen aufgegeben und neue, aus demWesten kommende Vorbilder übernommen wurden.
4.1 Die Gründe des Verfalls
Bis zur Mitte des 16.
Jahrhunderts kontrollierten die Sultane sowohl die türkische Aristokratie als auch die durch das Dewschirme -System zum Islam bekehrten Christen und deren Nachkommen durch eine ausgeklügelte Balance der Macht, bei dem beide Gruppierungen gegeneinander ausgespielt wurden.
Unter der Regierung Süleimansgewannen jedoch die Dewschirme die Oberhand und verdrängten die alte türkische Stammesaristokratie aus den Führungspositionen.
Zu dieser Zeit begann das Reich auch unter der in einer Ära des inneren Friedens entstandenen Überbevölkerung zu leiden.
Die hohe Geburtenrate führte schließlich auf dem Land und in den Städten zuArbeitslosigkeit, die zudem durch die begrenzten Möglichkeiten des Landerwerbs und eine von den städtischen Gilden durchgesetzte restriktive Wirtschaftspolitik nochverschlimmert wurde.
Diese Arbeitslosen schlossen sich häufig zu Räuberbanden zusammen, die Stadt und Land gleichermaßen verunsicherten.
Durch die inkompetente,korrupte und ineffektive Regierung wurde die Landwirtschaft vernachlässigt, das Reich litt unter Hungersnöten und Epidemien, und ganze Provinzen fielen unter dieHerrschaft örtlicher Feudalherren.
Die Untertanen litten stark unter diesen Bedingungen, wurden jedoch von den schlimmsten Auswüchsen durch das System der Millets und der Gilden, die einen Stützpfeiler der Gesellschaft darstellten und bei Bedarf auch Regierungsfunktionen übernahmen, bewahrt.
Die Osmanen zeigten sich aus mehreren Gründen nicht sehr besorgt über den Reichsverfall.
Zum einen war Europa für mindestens ein Jahrhundert so stark mit seineneigenen Problemen beschäftigt, dass es die Schwäche des Osmanischen Reiches nicht wahrnahm und auch nichts unternahm, um aus dieser Situation Vorteile zu ziehen.Zum anderen profitierte der Großteil der herrschenden osmanischen Klasse von dem Chaos im Land.
Und schließlich nahmen die Osmanen die Veränderungen, die Europaum vieles mächtiger als zuvor werden ließen, nicht bewusst wahr.
Sie gingen nach wie vor davon aus, dass die islamische Welt dem christlichen Europa noch immer weitüberlegen sei.
Unter diesen Bedingungen sah die herrschende Klasse keinerlei Veranlassung, Veränderungen vorzunehmen oder Reformen durchzuführen.
Nach einer gewissen Zeit begannen die Mächte Europas jedoch das Ausmaß des inneren Verfalls des Osmanischen Reiches zu begreifen und daraus Nutzen zu ziehen.
1571drang die Flotte der Heiligen Liga unter Don Juan de Austria in den östlichen Mittelmeerraum vor und zerstörte die osmanische Flotte in der Seeschlacht bei Lepanto.
DieserNiederlage begegneten die Osmanen mit dem Bau einer vollständig neuen Flotte, die sie in die Lage versetzte, die Kontrolle des Mittelmeerraumes für ein weiteres halbesJahrhundert zurückzugewinnen.
Trotzdem setzte sich in Europa die Ansicht durch, dass die Osmanen zu besiegen seien.
Am Ende des Krieges mit Österreich (1593-1606)musste der Sultan den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches als gleichrangigen Partner anerkennen und die Tributpflicht Österreichs aufheben, was den europäischenMächten die Schwäche des Osmanischen Reiches noch deutlicher vor Augen führte.
4.2 Reformen und Verluste
Erst als das Reich, von dem ihre Privilegien und ihr Reichtum abhingen, von außen bedroht wurde, akzeptierte die führende Schicht die Reformen.
1623 eroberte SchahAbbas I.
von Persien Bagdad und den Osten des Irak und schürte eine Reihe turkmenischer Revolten in Ostanatolien.
Als Antwort darauf etablierte Sultan Murad IV.
erneutdie alten Herrschaftsstrukturen und erhöhte damit die Effizienz der herrschenden Klasse und der Armee.
Diese so genannten traditionellen Reformen wurden mit derHinrichtung von Tausenden von Personen, die des Verstoßes gegen islamische Gesetze und Traditionen schuldig befunden wurden, eingeleitet.
In der Folge gelang es, die Perser aus dem Irak zu vertreiben und den Kaukasus zu erobern (1638).
Unter Murads Nachfolger setzte jedoch der Niedergang derZentralautorität wieder ein.
Der Türkisch-Venezianische Krieg, der im Seeangriff Venedigs in den Dardanellen seinen Höhepunkt erreichte, führte zum Aufstieg der Köprülü-Dynastie von Großwesiren, die ein weiteres Mal mit den von Murad VI.
angewendeten Methoden dem Reichsverfall Einhalt zu gebieten und die ehemalige Macht desOsmanischen Reiches wieder herzustellen versuchten.
1683 unternahm der letzte Großwesir der Köprülü, Kara Mustafa Pascha, einen erneuten Versuch, Wien zu erobern.Nach einer kurzen Belagerung fiel die osmanische Armee jedoch gänzlich auseinander.
Diese Tatsache ermöglichte es einer neuen Europäischen Heiligen Liga, Teile desReiches zu erobern.
Nach den Friedensverträgen von Karlowitz (1699) mussten Ungarn und Transsilvanien an Österreich, Dalmatien, der Peloponnes und wichtige ägäischeInseln an Venedig, Podolien und der Süden der Ukraine an Polen sowie Asow und die Gebiete nördlich des Schwarzen Meeres an Russland abgetreten werden.
4.3 Landgewinne und weitere Verluste
Selbst in dieser Phase wies das Osmanische Reich jedoch noch genug innere Stärke auf, schlimme Missstände zu beseitigen und durch die Übernahme modernereuropäischer Waffen und Taktiken sogar verlorene Gebiete zurückzugewinnen.
1711 zerschlugen die Osmanen einen Angriff des russischen Zaren Peter I., des Großen, undzwangen ihn zur Rückgabe der in Karlowitz verlorenen Gebiete; im Krieg mit Venedig und Österreich (1714-1717) verloren sie dagegen Belgrad und Nordserbien.
Diesführte zu einer neuen Zeit der Reformen, genannt Tulpenzeit (1715-1730), während der die osmanische Armee umorganisiert und modernisiert wurde, mit dem Ziel, dasReich vor weiteren Gebietsverlusten zu bewahren.
Mahmud I.
(1730-1754) setzte während seiner Regierungszeit diese Bemühungen fort und beauftragte den französischenArtillerieoffizier Claude de Bonneval, genannt Humbaracı Ahmed Pascha, ein neues Artilleriekorps nach europäischem Muster aufzustellen.
Damit waren die Osmanen imKrieg gegen Russland und Österreich (1736-1739) in der Lage, den Großteil der verlorenen Gebiete in Nordserbien und an der Nordküste des Schwarzen Meereszurückzuerobern.
Anschließend folgte eine Zeit des Friedens zwischen dem Osmanischen Reich und Europa, die in erster Linie darauf zurückzuführen ist, dass dieeuropäischen Staaten in andere Kriege verwickelt waren.
Diese Unterbrechung ließ jedoch einmal mehr die herrschende Klasse glauben, dass die Gefahr gebannt sei, undder Reichsverfall setzte schnell wieder ein.
In zwei verheerenden Kriegen zwischen 1768 und 1792 ( siehe Russisch-TürkischeKriege) zerfiel die osmanische Armee.
Bis zum Frieden von Jassy (1792) hatten die Osmanen ihre Gebiete nördlich der Donau verloren und sich von der Krim und den Gebieten östlich vom Dnjestr bis Russlandzurückgezogen.
In den anderen europäischen Gebieten, in Asien und Afrika waren Herrscher an der Macht, auf die die Zentralregierung nur wenig Einfluss hatte.
4.4 Die Ära der modernen Reform
Während des 19.
Jahrhunderts verschärfte sich die Gefahr einer Eroberung durch ausländische Mächte noch durch das Entstehen des Nationalbewusstseins der unterosmanischer Herrschaft stehenden Völker.
Die nichttürkischen Völker des Reiches forderten ihre Unabhängigkeit und erhielten sie auch nach und nach.
Griechenland wurdeals erstes Land 1829 in die Unabhängigkeit entlassen.
Daraufhin kam es zu Revolten der Serben, Bulgaren und Albanier sowie der Armenier Ostanatoliens.
Die osmanischen Herrscher führten daraufhin Reformen durch (1839-1878), die unter dem Namen Tanzimat (türkisch: „Umorganisation”) bekannt wurden.
Das Tanzimatwurde unter Mahmud II.
geplant und begonnen und erreichte seinen Höhepunkt unter der unumschränkten Herrschaft von Abd ül-Hamid II.
(1876-1909).
Mahmud II.
hattees sich zum Ziel gesetzt, die alte Armee aufzulösen und durch eine neue Armee nach europäischem Vorbild zu ersetzen.
1826 löste er die Janitscharen und die Armee der.
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