Oper: Die Nachtwandlerin - Texte. Das Teatro alla Scala in Mailand ist eines der berühmtesten Opernhäuser der Welt. Seit der Gründung im Jahr 1778 fanden hier zahlreiche Uraufführungen statt. Jedes Jahr lassen sich Tausende von Besuchern von den Darbietungen begeistern. Um dem Geschehen auf der Bühne folgen zu können, ist es hilfreich, die Handlung einer Oper vorab zu kennen. Der folgende Text fasst den Inhalt der Oper Die Nachtwandlerin (La Sonnambula) von Vincenzo Bellini zusammen. Oper: Die Nachtwandlerin Erster Akt Erstes Bild. Ein Dorf in der Schweiz. Im Hintergrund die Mühle Teresas und der Bach, der das Mühlrad antreibt. Auf der linken Seite eine Gastwirtschaft. In der Ferne hört man die fröhlichen Chöre der Bauern, die die Hochzeit von Amina, der Adoptivtochter Teresas, mit dem jungen Elvino, dem reichen Gutsbesitzer des Orts, feiern. Lisa, die Wirtin, die noch in Elvino verliebt ist, mit dem sie einst verlobt war, teilt diese Freude nicht. Mit Widerwillen weist sie die ständigen Aufmerksamkeiten Alessios zurück. Amina kommt aus dem Haus und dankt den ,,lieben Freundinnen" und den ,,lieben Gefährten" für die Beweise der Sympathie. Sie hofft, diese bald erwidern zu können, vor allem Alessio gegenüber, der schon Vorbereitungen für den Tag, an dem er Lisa zum Altar geleiten wird, getroffen hat. Aber Lisa meint kühl, sie glaube nicht an die Liebe und schätze ihre Freiheit viel zu hoch ein. ,,Sieh welche Heuchelei", bemerkt Teresa, die von den Gefühlen für Elvino weiß. Der Notar erscheint, um den Hochzeitsvertrag aufzusetzen. Sofort danach kommt Elvino, der sich für die Verspätung entschuldigt: Er war noch am Grab seiner Mutter, um deren Segen für die Braut zu erbitten. Und mit liebevollen Worten überreicht er Amina einen Feldblumenstrauß und den Ehering, der der Mutter gehörte. Dann lädt er alle für den nächsten Morgen zur Hochzeitsfeier in die Kirche ein. Inzwischen hört man ,,Peitschenknallen und Pferdegetrappel". Es erscheint der Graf Rodolfo, der Herr des Dorfes, der nach langer Abwesenheit zurückkehrt. Er sieht sich um und erkennt bewegt die Orte wieder, in denen er seine Jugend verbrachte. Die Schönheit Aminas, der er einige galante Worte, die zur Gelegenheit passen, widmet, erinnert ihn an eine alte Liebe. Rodolfo will nicht erkannt werden und mietet bei Lisa ein Zimmer für die Nacht. Am nächsten Tag wird er ins Schloss gehen, wo er in Jugendtagen Gast des alten Grafen war, der erst kürzlich verstorben ist. Er sei auch mit dem Sohn befreundet, sagt er, der ebenfalls bald zurückkomme. Es wird Abend, und Teresa fordert die Freunde auf, sich in ihre Häuser zurückzuziehen. Rodolfo erzählt sie, es nahe sich die Stunde, in der ein unheimliches Gespenst im Ort umgehe: In ein weißes Laken gehüllt, mit offenen Haaren, glühenden Augen, jage es allen Schrecken ein. Der Graf lacht über diese Ängste und versucht umsonst, den Bauern zu erklären, dass es sich um Einbildung handelt. Auch wenn alle die Erscheinung gesehen zu haben glauben - denn sie bestehen auf ihrer düsteren Erzählung - ist sie die Frucht ihrer Unwissenheit und Leichtgläubigkeit. Während sich alle eilig entfernen, grüßt er noch einmal freundlich Amina und zieht sich, von Lisa begleitet, in die Locanda zurück. Elvino ist eifersüchtig auf die Komplimente, die der unbekannte Herr Amina machte. Er ist beleidigt und will weggehen, ohne seiner Braut eine gute Nacht gewünscht zu haben. Amina macht ihm Vorwürfe wegen seiner dummen Gedanken, und beide verabschieden sich schließlich in Harmonie und wünschen sich gegenseitig die schönsten Träume. Zweites Bild. Ein Zimmer in der Gastwirtschaft. Rodolfo freut sich, dass er im Dorf haltgemacht hat. Der Ort gefällt ihm, die Leute sind höflich, die Frauen freundlich und hübsch. Lisa fragt, ob dem ,,Herrn Grafen" das Zimmer gefällt. Der Bürgermeister hat entdeckt, wer er in Wirklichkeit ist und alle bereiten sich vor, seine Rückkehr zu feiern. Rodolfo macht Lisa den Hof, sie geht kokett auf ihn ein, aber ihr Spiel wird von einem plötzlichen Geräusch unterbrochen. Lisa flüchtet in das Nebenzimmer, aber in der Eile verliert sie ein Tuch. Der Graf hebt es auf und wirft es auf das Sofa. Das Fenster geht weit auf und es erscheint Amina: bekleidet mit einem weißen Hemd nähert sie sich langsam, und es wird klar, dass sie Nachtwandlerin ist. Der Graf erkennt in ihr sofort das ,,Nachtgespenst" und tut alles, um sie nicht aufzuwecken, während sie nach Elvino ruft, ihm wegen seiner Eifersucht Vorwürfe macht und über die glückliche Hochzeitsfeier phantasiert. Während Amina sich auf dem Sofa ausstreckt, schließt der Graf das Fenster. Lisa hat alles aus ihrem Versteck beobachtet und läuft, um Elvino zu verständigen. Rodolfo fühlt sich zu Amina hingezogen, er ist bezaubert von der Hingabe für den Bräutigam, aber seine Ehrbarkeit verbietet es ihm, von der Situation zu profitieren. Er verlässt das Zimmer, um Aminas Ruf nicht zu gefährden. Geführt von dem Bürgermeister, ist inzwischen eine Gruppe von Dorfbewohnern in die Locanda gekommen. Sie möchten dem Grafen ihre Aufwartung machen. Da die Tür offensteht, schauen sie ins Zimmer, machen aber sofort Halt, als sie die schlafende Dame auf dem Sofa bemerken. Ironische Bemerkungen und der Zorn des herbeigerufenen Elvino wecken Amina. Sie ist verängstigt und verstört, kann die peinliche Situation, in der sie sich befindet, nicht verstehen. Es ist zwecklos, dass sie Elvino gegenüber ihre Unschuld beteuert. In seinem Schmerz und seinem Zorn klagt er sie des Verrats an. Natürlich ist von Hochzeit keine Rede mehr. Die Entrüstung über eine so schwere Schuld und das Mitgefühl für den armen Elvino sind allgemein, während sich das Mädchen in die Arme Teresas flüchtet. Diese legt ihr das Tuch, das sie auf dem Sofa gefunden hat um den Hals und führt sie liebevoll hinaus. Zweiter Akt Erstes Bild. Im Wald. Die Dorfbewohner haben etwas über das unglaubliche Benehmen Aminas nachgedacht. Bis gestern war sie ein Beispiel der Tugend und Ehrlichkeit, um so unglaublicher ist ihre Schuld. Sie beschließen, zum Schloss zu gehen und den Grafen zu bitten, das Mädchen zu verteidigen wenn es wirklich unschuldig ist, oder die Gründe für ihren Verrat darzulegen. Von der Mutter begleitet, besucht inzwischen Amina die Plätze, wo sie so glücklich war. Sie hat noch eine geheime Hoffnung, als sie Elvino entdeckt, der ebenso unglücklich wie sie, allein und nachdenklich, hier spazierengeht. Er liebt sie also noch. Sie begrüßt ihn mit zärtlichen Worten, bittet, sie anzuhören, aber der junge Mann weist sie zurück: Er glaubt nicht an ihre Unschuld. Und er glaubt auch den Bauern nicht, die eben vom Schloss zurückkommen und versichern, der Graf komme und wolle für die Ehrbarkeit des Mädchens bürgen. Elvino reißt Amina den Ring vom Finger und läuft voller Verzweiflung weg. Zweites Bild. Das Dorf, wie im ersten Akt. Lisa strahlt über Elvinos Entschluss, sie zu heiraten. Erfolglos versucht Alessio ihr klarzumachen, dass er das nur tue, um Amina ihren Verrat heimzuzahlen, die er jedoch immer noch im Herzen trage. Lisa antwortet mit der gewohnten Verachtung, dass sie die Hochzeit mit einem, der sie nicht liebe, immer noch der mit einem Dummkopf wie ihm vorziehe. Elvino kommt hinzu, die Gefährtinnen gratulieren und schon will man den Bund in der Kirche schließen. Dem Grafen, der gekommen ist, um noch einmal die Unschuld Aminas zu bekräftigen und das Phänomen des Nachtwandelns zu erklären, antwortet er spöttisch, er glaube nur, was er gesehen habe. Rodolfo ist beleidigt, dass sein Wort in Zweifel gezogen wird. Die Diskussion nimmt an Lautstärke zu und Teresa kommt aus dem Haus und bittet, ihre Tochter nicht zu stören, die nach langer Zeit endlich wieder einmal schläft. Als sie die Hochzeitsvorbereitungen bemerkt, fragt sie Elvino erstaunt, wen er denn heirate. Als Lisa erklärt, sie sei Elvinos würdig, denn sie sei nie in den Zimmern reicher Herrn angetroffen worden, kann Teresa ihre Empörung nicht länger zurückhalten und zeigt allen das Tuch, das auf dem Sofa gefunden wurde. Elvino ist enttäuscht und beschämt (aber lange nicht so außer sich wie über den vermeintlichen Verrat Aminas) und verlangt eine Erklärung von dem Grafen. Dieser sagt nicht ja und nicht nein zu diesem Zeugnis der Untreue Lisas, aber besteht weiter auf der Unschuld Aminas. Und als Elvino nach weiteren Beweisen fragt, zeigt der Graf auf Amina selbst, die gerade in diesem Augenblick schlafend aus einem Fenster der Mühle steigt und die Wand entlanggeht, gefährlich nahe über dem laufenden Mühlrad. Alle sehen ihr erschrocken zu, und Rodolfo hindert Elvino daran, Amina zur Hilfe zu eilen. Ein einziger falscher Schritt, ein einziger Schrei könnte sie töten. Amina nähert sich inzwischen dem Mühlrad. Sie geht auf einem feuchten Balken, dieser gibt nach, zerbricht, aber es gelingt ihr, das Hindernis zu überwinden und sich zu retten. Nachtwandelnd geht sie traurig durch die versammelte Menge, spricht über das ungerechte Verhalten Elvinos ihr gegenüber. Sie verzeiht ihm, sie liebt ihn noch und wünscht ihm deshalb, mit der neuen Braut glücklich zu werden. In Gedanken lässt sie dann die Hochzeitszeremonie ablaufen, bis ihr der Ring wieder in den Sinn kommt, den Elvino ihr wegnahm. Weinend hält sie den kleinen Blumenstrauß in der Hand, den ihr der Bräutigam als Unterpfand der Liebe gab und der in einem Tag verwelkt ist. Ach, könnte er doch zu ihr zurückkommen! Elvino ist von Rührung überwältigt: Der Graf fordert ihn auf, den Wunsch der Nachtwandlerin zu erfüllen. Der junge Mann nähert sich Amina und steckt ihr den Ring wieder an den Finger. Das wirkt Wunder. In der Umarmung des Geliebten erwacht Amina, verwirrt und glücklich, unter dem Jubel des ganzen Dorfes. Teatro alla Scala, Mailand Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.