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Neue Musik - Musik.

Publié le 21/06/2013

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Neue Musik - Musik. 1 EINLEITUNG Neue Musik, Sammelbegriff für verschiedene Musik- und Kompositionsrichtungen, die im 20. Jahrhundert als Gegenbewegung zur dominierenden romantischen Tradition des 19. Jahrhunderts entstanden. Im weiteren Sinn wurden Stilwechsel in der Musikgeschichte schon mehrfach mit dem Begriff der ,,Neuen Musik" bezeichnet, z. B. die Ars nova im Mittelalter (1320-1380). 2 MUSIKGESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG Am Übergang zur Neuen Musik stand ab etwa 1890 der französische Impressionismus, aber auch die gebrochene Symphonik von Gustav Mahler. Die wichtigsten Komponisten des Expressionismus (Arnold Schönberg, Alban Berg, Anton von Webern, Hanns Eisler) stießen um 1908 zur freien Atonalität vor und arbeiteten ab etwa 1924 vorwiegend mit dem neuen Ordnungsprinzip der Zwölftontechnik. Daneben bestanden in gemeinsamer antiromantischer Haltung unterschiedliche Strömungen der Neuen Musik nebeneinander: radikalere Avantgardisten (Bruitismus um Edgar Varèse, Futurismus um Luigi Russolo und die russische Skrjabin-Schule), Rückgriffe auf Volksmusik (Zoltán Kodály, Béla Bartók) oder auf vorromantische Musik (Igor Strawinsky, Benjamin Britten, zeitweise Paul Hindemith und Sergej Prokofjew, Carl Orff, Darius Milhaud) und eine kontinuierliche Reflexion der symphonischen Tradition (z. B. bei Dmitrij Schostakowitsch oder Karl Amadeus Hartmann). Einen tiefen Einschnitt bedeutete der deutsche Nationalsozialismus, der nahezu sämtliche Ansätze der Neuen Musik als ,,entartet" unterdrückte. An Arnold Schönberg, besonders aber an Webern orientierte sich nach dem 2. Weltkrieg eine große Zahl von Komponisten, die sich zunächst der Zwölftontechnik und ab etwa 1948 der Technik der seriellen Musik bedienten (Olivier Messiaen, Karlheinz Stockhausen, Luigi Nono, Pierre Boulez, Luciano Berio, György Ligeti, der späte Igor Strawinsky u. a.). Daneben entwickelten sich elektronische Musik (Karlheinz Stockhausen), Musique concrète (Pierre Schaeffer), Aleatorik (John Cage) und der musikalische Neodadaismus. Ein eigenständig kritisches Werk hinterließ Bernd Alois Zimmermann. Die Inszenierung der musikalischen Darbietung (Musiktheater; Mauricio Kagel, Hans Werner Henze) einerseits, Klangfarbenkompositionen andererseits rückten seit 1960 ins Zentrum des Interesses. Komponisten wie György Ligeti, Hans Werner Henze, Krzyztof Penderecki, Witold Lutoslawski führten in den siebziger Jahren zur Lösung von seriellen Modellen sowie zu einer neuen Auseinandersetzung mit der spätromantischen Tradition (besonders mit dem Werk von Richard Wagner und Gustav Mahler). Seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts ist zudem ein zunehmender Pluralismus der Stile und Kompositionstechniken zu beobachten. Einige Werke der jüngeren Komponistengeneration werden unter dem umstrittenen Begriff der ,,Neuen Einfachheit" geführt, so z. B. Hans-Jürgen von Bose und Wolfgang Rihm. Experimentelle oder kritische Ansätze verfolgen u. a. Dieter Schnebel, Heinz Holliger, Hans Zender, Helmut Lachenmann, Yannis Xenakis, Hans-Joachim Hespos. Einen (nur scheinbaren) Verzicht auf alle historischen Bedingtheiten vollziehen die so genannten ,,Minimalisten" (Minimal Music). Produktive Verschmelzungen von asiatischen und europäischen Musiktraditionen leisten Isang Yun, Toru Takemitsu, aber auch Peter Michael Hamel und Karlheinz Stockhausen. Zu Leitfiguren der achtziger Jahre wurde Morton Feldman mit seinen leisen, zerbrechlichen und langen Stücken sowie Luigi Nono mit seinem Spätwerk. Durch die Öffnung Osteuropas kam es auch im Westen zur stärkeren Wirkung osteuropäischer Komponisten (Alfred Schnittke, Arvo Pärt und Sofia Gubaidulina). Von den Komponisten der früheren DDR ist besonders Jörg Herchet zu nennen. Zu den wichtigsten Foren der Neuen Musik gehören in Deutschland die ,,Darmstädter Ferienkurse" und die ,,Donaueschinger Musiktage". In Europa der ,,Warschauer Herbst", die ,,Rencontres" in Metz und das Zentrum IRCAM in Paris. Wichtigste Dachorganisation ist die ,,Internationale Gesellschaft für neue Musik" (IGNM) mit ihren jährlichen ,,Weltmusiktagen". 3 STILISTISCHE ENTWICKLUNG Das Ende der spätromantischen Harmonik und Melodik war um die Jahrhundertwende definitiv erreicht. Es musste ein neues Hören geschaffen werden: ,,Man kann das innere Entwicklungsziel der neuen Musik gar nicht anders fassen denn als bewusstes Streben nach einer Erneuerung unseres melodischen Empfindens, ... das nicht nur nach anderen Tonkombinationsmöglichkeiten innerhalb der gegebenen Normen strebt, sondern das eine grundlegende psychische Erneuerung und Erweiterung unseres Musikempfindens ... zur Voraussetzung hat." (1919, P. Bekker über Neue Musik). Die Auflösung der alten und extrem erweiterten Tonalität zur freien Atonalität und später zum Zwölftonsystem war die systemimmanente Antwort Schönbergs auf diese Zeitfrage. Nicht nur neue Tonkombinationen, sondern eine völlige Neuordnung des musikalischen Materials (d. h. der Tonleitern) waren der Kern seiner neuen Musik. Folgerichtig grenzte Ernst Krenek den Begriff ,,Neue Musik" allein auf Schönberg und dessen (Zweite) Wiener Schule ein. Jedoch vertraten Arnold Schönberg und seine Schüler mitnichten die Position aller Komponisten, nicht einmal der Mehrheit von ihnen. Zahlreiche andere knüpften an vorromantische Positionen an - wie beispielsweise Igor Strawinsky -, oder suchten weitere Quellen in der Volksmusik - wie beispielsweise Béla Bartók - oder kombinierten unterschiedliche musikalisch-akustische Elemente wie Charles Ives. Auch Elemente des Jazz und der Unterhaltungsmusik fanden Eingang in die Neue Musik wie in den Werken von Paul Hindemith oder den Filmmusiken von Dmitri Schostokawitsch. Der krasse Einschnitt des deutschen Nationalsozialismus schnitt die meisten produktiven Entwicklungen ab und polarisierte die ideologischen Etiketten: 1949 formulierte daher der Philosoph Theodor W. Adorno die Opposition ,,Schönberg und der Fortschritt" versus ,,Strawinsky und die Reaktion". So extrem formuliert, wirkte sich diese Opposition nachteilig auf die Entwicklung der Neuen Musik aus, stellte andere Komponisten ins Abseits (wie Paul Hindemith) und ignorierte deren Leistung absichtlich (wie das synfonische Werk von Dmitri Schostakowitsch). Die Frage nach dem Tonsystem (,,Zwölfton oder nicht?") blockierte lange Zeit die Frage nach guter oder schlechter Musik. Jüngere Komponisten wie Karlheinz Stockhausen oder Pierre Boulez versuchten, diese falsche Opposition zu überwinden, indem sie rhythmische Neuerungen von Bartók und Strawinsky in ihre Werke übernahmen. Mit dem Übergang zur seriellen Musik gewann die Kompositionsweise Anton Weberns immer größere Bedeutung. Aber auch diese Ansätze erstickten bald an ihren zu strengen Regeln. Zentrum einer immer stärker normsetzenden Kompositionsgruppe waren die Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik und das Kölner Studio von Karlheinz Stockhausen. Mehr und mehr Komponisten kamen mit dieser einengenden Regelsetzung nicht mehr zurecht - und wandten sich ab: Hans Werner Henze, Luciano Berio, Mauricio Kagel. Diese Komponisten bevorzugten eine eingängigere und plausiblere Schreibweise, komponierten viel für die Bühne und das Musiktheater, bezogen politisch Stellung und öffneten sich ihrem Publikum. Seit 1968 spaltete sich die stilistische Entwicklung in zahlreiche Zweige auf: Musik, die auf politischer Ebene wirken soll steht neben dem Einsatz elektronischer Klänge, Instrumente und Versatzstücke, aleatorische Ansätze werden weiterverfolgt, Film- und Hörfunkmusiken erwiesen sich als produktive Zweige des musikalischen Schaffens, außereuropäische Instrumente und Elemente werden in die Neue Musik integriert. In dieser ,,postseriellen" Phase traten neue Muster in den Vordergrund (Minimal Music, Neue Einfachheit, Ethno-Musik). Es gab jedoch relativ wenige Versuche in der Neuen Musik, die ,,klassische" und ,,populäre" Musik - oder anders gesagt E- und U-Musik (,,ernste" und ,,unterhaltende" Musik) - zu verbinden. Diese Verbindungslinien wurden größtenteils von den Minimalisten Philip Glass und Steve Reich gelegt. Trotzdem sind klassische Musik und Popmusik im 20. Jahrhundert so stark getrennt wie noch zu keiner Zeit. In den letzten Jahrzehnten entwickelten nur wenige Komponisten ihren ganz individuellen und souveränen Schreibstil: Wolfgang Rihm, Hans-Jürgen von Bose und besonders Luigi Nono könnten als Leitfiguren der achtziger und neunziger Jahre in die Musikgeschichte eingehen. Das vorherrschende Merkmal und das Hauptcharakteristikum der Neuen Musik im 20. Jahrhundert waren ihr stilistischer Eklektizismus und ihre Vielgestaltigkeit, die sich auf keinen gemeinsamen Nenner bringen lässt. Der Verlust der ,,muttersprachlichen" Tonalität und das Scheitern eines neuen, gemeinsamen, von allen oder doch zumindest von vielen Komponisten, Musikern und Hörern akzeptierten Regelsystems waren die zentralen Ursachen für die enorme Zersplitterung der Neuen Musik im 20. Jahrhundert. 4 AUFFÜHRUNGSFORMEN UND INSTRUMENTARIUM Im Gegensatz zu den traditionellen Besetzungen im 18. und 19. Jahrhundert, wo besonders kirchenmusikalische Formen (z. B. Messe) und große synfonische Formen im Vordergrund standen, wird in der Neuen Musik des 20. Jahrhunderts die kleine Besetzung und die Bühne des Musiktheaters bevorzugt. Dies resultiert aus den Produktionsbedingungen: Es gibt keine oder wenige Kompositionsaufträge für großes Orchester; kleinere Besetzungen lassen sich dagegen einfacher und billiger für experimentelle Stücke einsetzen. Die Mehrheit der Werke der Zweiten Wiener Schule und vieler zeitgenössischer Komponisten sind für kammermusikalische Besetzungen geschrieben. Die Oper und die Bühne des Musiktheaters ist der zweite Schaffensschwerpunkt im 20. Jahrhundert. Dies kommt der multimedialen Tendenz entgegen, verschiedene Aspekte und Künste in ein Werk zu integrieren. Auch gab und gibt es zahlreiche Kompositionsaufträge von Opernhäusern und Festivals. Neben diesen beiden Formen steht als stabile Säule der Rundfunk, das Fernsehen und die Filmindustrie, die immer wieder Filmmusiken in Auftrag geben. Hieraus resultiert auch der ,,neue" Arbeitsplatz des Komponisten im Tonstudio. Elektronische und gesampelte Klänge werden immer selbstverständlicher mit ,,klassischen" Naturklängen integriert und kombiniert. Das Instrumentarium der Neuen Musik wurde und wird ständig erweitert: Neben die ,,klassischen" Instrumente des großen romantischen Orchesters treten vor allem zahlreiche neue Schlaginstrumente, aber auch viele außereuropäische Saiten- und Blasinstrumente. Der Trend geht weg vom Regelinstrument hin zum sporadisch eingesetzten Spezialinstrument. Verfasst von: Friedrich Burkhardt Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« Das vorherrschende Merkmal und das Hauptcharakteristikum der Neuen Musik im 20.

Jahrhundert waren ihr stilistischer Eklektizismus und ihre Vielgestaltigkeit, die sich aufkeinen gemeinsamen Nenner bringen lässt.

Der Verlust der „muttersprachlichen” Tonalität und das Scheitern eines neuen, gemeinsamen, von allen oder doch zumindestvon vielen Komponisten, Musikern und Hörern akzeptierten Regelsystems waren die zentralen Ursachen für die enorme Zersplitterung der Neuen Musik im 20.

Jahrhundert. 4 AUFFÜHRUNGSFORMEN UND INSTRUMENTARIUM Im Gegensatz zu den traditionellen Besetzungen im 18.

und 19.

Jahrhundert, wo besonders kirchenmusikalische Formen (z.

B.

Messe) und große synfonische Formen imVordergrund standen, wird in der Neuen Musik des 20.

Jahrhunderts die kleine Besetzung und die Bühne des Musiktheaters bevorzugt.

Dies resultiert aus denProduktionsbedingungen: Es gibt keine oder wenige Kompositionsaufträge für großes Orchester; kleinere Besetzungen lassen sich dagegen einfacher und billiger fürexperimentelle Stücke einsetzen.

Die Mehrheit der Werke der Zweiten Wiener Schule und vieler zeitgenössischer Komponisten sind für kammermusikalische Besetzungengeschrieben.

Die Oper und die Bühne des Musiktheaters ist der zweite Schaffensschwerpunkt im 20.

Jahrhundert.

Dies kommt der multimedialen Tendenz entgegen,verschiedene Aspekte und Künste in ein Werk zu integrieren.

Auch gab und gibt es zahlreiche Kompositionsaufträge von Opernhäusern und Festivals. Neben diesen beiden Formen steht als stabile Säule der Rundfunk, das Fernsehen und die Filmindustrie, die immer wieder Filmmusiken in Auftrag geben.

Hieraus resultiertauch der „neue” Arbeitsplatz des Komponisten im Tonstudio.

Elektronische und gesampelte Klänge werden immer selbstverständlicher mit „klassischen” Naturklängenintegriert und kombiniert. Das Instrumentarium der Neuen Musik wurde und wird ständig erweitert: Neben die „klassischen” Instrumente des großen romantischen Orchesters treten vor allemzahlreiche neue Schlaginstrumente, aber auch viele außereuropäische Saiten- und Blasinstrumente.

Der Trend geht weg vom Regelinstrument hin zum sporadischeingesetzten Spezialinstrument. Verfasst von:Friedrich BurkhardtMicrosoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation.

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