Neolithische Revolution Neolithische Revolution, von dem englischen Prähistoriker Vere Gordon Childe
Publié le 13/06/2013
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Neolithische Revolution Neolithische Revolution, von dem englischen Prähistoriker Vere Gordon Childe 1936 in Anlehnung an den Begriff industrielle Revolution geprägter Terminus, der den Übergang von der bloß aneignenden und nomadenhaften Lebens- und Wirtschaftsform der steinzeitlichen Jäger- und Sammlerkulturen zur sesshaften und produktiven Lebens- und Wirtschaftsform benennen soll - wobei für den Wechsel von der nomadisierenden zur bäuerlich-sesshaften Wirtschaftsweise historisch zweifellos der Begriff ,,Revolution" gerechtfertigt ist, wenngleich dieser Wechsel als lang dauernder, evolutionärer Prozess verstanden werden muss. Die Neolithische Revolution spielte sich - wie es der Name sagt - im Neolithikum, der Jungsteinzeit, ab. Das Neolithikum ist die zwischen 9000 und 8000 v. Chr. einsetzende und etwa 6 000 Jahre währende letzte Epoche der Steinzeit; sie endete etwa 2400 bis 1800 v. Chr. mit dem Beginn der Bronzezeit, in der metallurgische Fähigkeiten erstmals die Herstellung von Werkzeugen und Waffen aus den Rohstoffen Kupfer und Zinn ermöglichten. Die Neolithische Revolution war gekennzeichnet durch die Sesshaftwerdung der vorher nomadisch lebenden Jäger- und Sammlerkulturen. Sie ging einher mit der Herausbildung von Ackerbau und Viehzucht, also der Domestikation von Pflanzen und Tieren (siehe Ursprünge der Landwirtschaft), sowie der Vorratshaltung, die Gefäße zur Aufbewahrung notwendig machte. Im Zusammenhang damit entstanden die ersten dörflichen Siedlungen in Lehmbauweise und später die ersten Städte mit Mauern und Türmen, wie zum Beispiel Çatal Hüyük in Anatolien und Jericho in Palästina, die ältesten bekannten Städte der Welt. Im Zuge der Neolithischen Revolution wurden Zeit und Energien der steinzeitlichen Menschen freigesetzt, um bestimmte Fertigkeiten, Techniken und Werkzeuge zu entwickeln, die vorher unter dem unmittelbaren Überlebensdruck der Jäger- und Sammlerkulturen noch nicht entwickelt werden konnten - z. B. der von Rindern gezogene Holzpflug sowie nicht nur abgeschlagene, sondern zugeschliffene Steinwerkzeuge (Äxte, Beile, Sicheln usw.), die Weiterentwicklungen der schon im Mesolithikum (Mittelsteinzeit) verwendeten Mikrolithen waren. Hinzu kam die Entwicklung von Keramik und Weberei. Die im Zuge der Neolithischen Revolution neu entstandenen Aufgaben, Möglichkeiten und Fertigkeiten erforderten die Organisierung der Menschen, hatten eine fortschreitende berufliche Spezialisierung zur Folge und führten zu einer sozialen Gliederung (Entstehung von u. a. Adel und Priesterschaft). In Folge der Sesshaftwerdung und der damit verbundenen Wirtschaftsweise nahm die Bevölkerung stark zu; zudem entwickelte sich der (Tausch-)Handel mit z. B. Getreide, Tieren, Rohstoffen, aber auch Luxusgütern, der zum Teil auch schon über große Entfernungen abgewickelt wurde. Nach heutigen Erkenntnissen nahm die Neolithische Revolution zwischen 8000 und 7000 v. Chr. ihren Ausgang im Fruchtbaren Halbmond. Hier wurden erstmals Gerste, Weizen und Hülsenfrüchte angebaut und Viehzucht betrieben, zuerst mit Schafen und Ziegen, später kamen Rinder, Schweine und Pferde hinzu. Vom Fruchtbaren Halbmond aus breitete sich die Neolithische Revolution auf zwei Routen nach Europa aus: Die eine führte über Kleinasien, Griechenland und den Balkan (etwa 7000 v. Chr.) und weiter entlang der Donau bis nach Mitteleuropa; die andere über Ägypten und Nordafrika zur Iberischen Halbinsel und nach Südfrankreich. In Richtung Osten breitete sich die Neolithische Revolution zeitlich versetzt etwa ab 5000 v. Chr. aus bis zum Industal und zum Gelben Fluss in China, und von dort über ganz Südostasien. In dieser Region wurde statt der ,,westlichen" Getreidesorten Gerste und Weizen Hirse und Reis angebaut (etwa ab 3500 v. Chr.). Unabhängig davon vollzog sich etwa ab 6500 v. Chr. die Neolithische Revolution auch in Mexiko und Zentralamerika mit dem Anbau von Mais, Hülsenfrüchten und Kürbissen, wobei größere feste Siedlungen allerdings erst ab etwa 2000 v. Chr. auftraten. Mit der Sesshaftwerdung und der Entwicklung von Ackerbau und Viehzucht wurde die Vorratshaltung (vor allem von Saatgut) immer wichtiger, weil sie fortan die Subsistenz der Menschen sicherte. Dies drückte sich vor allem in der Entstehung und Entwicklung von Vorratsgefäßen aus Keramik aus, weshalb die archäologische Lokalisierung und Periodisierung der verschiedenen Kulturkreise während der Neolithischen Revolution weitgehend entlang der Keramikfunde erfolgt. Für den europäischen Raum sind das u. a. folgende nach ihren Leitformen benannte Kulturen: Bandkeramikkultur, Trichterbecherkultur, Glockenbecherkultur und Schnurkeramikkultur. Während der Neolithischen Revolution veränderten sich auch die Bestattungsbräuche: An die Stelle von Gemeinschaftsgräbern in Megalithkammern traten Einzelgräber mit Grabbeigaben, was auf den Glauben an das Fortleben nach dem Tod hindeutet. Damit einher ging die Entstehung von Fruchtbarkeitsreligionen, die mit dem Zyklus der Jahreszeiten und der Beobachtung der Gestirne verknüpft waren. Sonne und Feuer standen im Mittelpunkt der religiösen Verehrung. Immer häufiger kam es zu plastischen Darstellungen von tier-, menschen- und mischgestaltigen Lebewesen. Siehe auch neolithische Kunst Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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