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Molière: Der eingebildete Kranke (Sprache & Litteratur).

Publié le 13/06/2013

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Molière: Der eingebildete Kranke (Sprache & Litteratur). Molière, der selbst schwer krank war und unmittelbar nach dem Besuch einer Aufführung seiner Komödie Der eingebildete Kranke an einem Blutsturz starb, karikiert in dieser Komödie die Selbstherrlichkeit von Ärzten und die Gutgläubigkeit ihrer Patienten. In dem hier vorgestellten 10. Auftritt des 3. Aufzugs erscheint Toinette, das als Arzt verkleidete Dienstmädchen des eingebildeten Kranken Argan, um diesem vor Augen zu führen, wie lächerlich seine Wehleidigkeit und Autoritätsgäubigkeit sind. Molière: Der eingebildete Kranke T o i n e t t e. Mein Herr, ich bitte von ganzem Herzen um Entschuldigung. A r g a n. Es ist unglaublich! T o i n e t t e. Sie werden die Güte haben, es mir nicht zu verargen, daß meine Neugier mich trieb, einen so berühmten Kranken wie Sie zu besichtigen; der weitverbreitete Ruf, dessen Sie genießen, mag die Freiheit entschuldigen, die ich mir genommen habe. A r g a n. Mein Herr, ich bin Ihr Diener. T o i n e t t e. Ich bemerke, mein Herr, daß Sie mich scharf fixieren. Welches Alter würden Sie mir zuerkennen? A r g a n. Ich sollte meinen, daß Sie höchstens sechsundzwanzig oder siebenundzwanzig Jahre alt sein könnten ... T o i n e t t e. Ah! ah! ah! ah! ah! Ich bin neunzig alt. A r g a n. Neunzig Jahre? T o i n e t t e. Gewiß. Sie gewahren darin ein Ergebnis der Geheimnisse meiner Kunst, die mir hilft, mich frisch und kräftig zu erhalten. A r g a n. Mein Ehrenwort, das nenne ich mir für neunzig Jahre einen hübschen jungen Greis. T o i n e t t e. Ich bin ein fahrender Arzt, der von Stadt zu Stadt zieht, von Provinz zu Provinz, von Königreich zu Königreich, um bedeutende Materien, meiner Kapazität würdig, zu suchen, um Leiden zu finden, wert, mich mit ihnen zu befassen, an denen ich die großen und schönen Geheimmittel ausprobieren könnte, die ich in der Arzneikunst entdeckt habe. Ich verschmähe es, mich mit dem Plunder und Kleinzeug der gewöhnlichen Krankheiten zu belustigen, mit diesen Bagatellen von Rheumatismus und Flüssen, mit den leichten Fieberchen, den Hysterien und den Migränen. Ich wünsche mir Krankheiten von Gewicht, richtige, gute, langanhaltende Fieber, die sich aufs Gehirn werfen, gute Fieber mit Scharlachfrieseln, beachtliche Pestfälle, gute durchgebildete Wassersuchten, gute Brustfellentzündungen: das sind Siege, die mir gefallen könnten; und darum wünschte ich, daß Sie, mein Herr, gleich an all diesen Krankheiten, die ich genannt, darniederlägen und daß Sie von allen Ärzten aufgegeben worden wären und als hoffnungsloser Fall bereits in der Agonie lägen, denn dann würde ich Ihnen die Vorzüge meiner Medizinen zeigen und Ihnen den Eifer, mit dem ich Ihnen dienen wollte, beweisen können. A r g a n. Ich bin Ihnen für die Güte, die Sie mir bezeugen wollen, sehr verbunden, mein Herr. T o i n e t t e. Lassen Sie mich Ihren Puls fühlen. Paß du mir auf, du sollst schlagen, wie es sich gehört. Aha! Ich will dir schon zeigen, daß du zu gehen hast, wie du sollst. Daß dich! Das ist ja ein ganz unverschämter Puls; ich sehe schon, daß du mich noch nicht kennst. Wer ist eigentlich Ihr Arzt? A r g a n. Herr Purgon. T o i n e t t e. Der Name steht nicht in meinem Register der großen Mediziner. Und was hat er über die Art Ihrer Krankheit gesagt? A r g a n. Er sagt, es sei die Leber, andere wieder meinen, es sei die Milz. T o i n e t t e. Alle miteinander Ignoranten. Es ist die Lunge, an der Sie leiden. A r g a n. Die Lunge? T o i n e t t e. Gewiß. Was haben Sie für Beschwerden? A r g a n. Ich leide von Zeit zu Zeit an Kopfschmerzen. T o i n e t t e. Ganz klar, die Lunge. A r g a n. Mir ist mitunter, ein Schleier läge über meinen Augen. T o i n e t t e. Die Lunge. A r g a n. Ich empfinde zuweilen Übelkeiten. T o i n e t t e. Die Lunge. A r g a n. Gelegentlich fühle ich eine Erschlaffung an allen Gliedern ... T o i n e t t e. Die Lunge. A r g a n. Und dann wieder habe ich Schmerzen in meinem Leibe, wie wenn es Koliken wären. T o i n e t t e. Die Lunge. Haben Sie Appetit beim Essen? A r g a n. Ja, mein Herr. T o i n e t t e. Die Lunge. Und Sie trinken gern ein bißchen Wein? A r g a n. Ja, mein Herr. T o i n e t t e. Die Lunge. Und nach Tisch kommt eine kleine Schläfrigkeit über Sie und Sie würden gern etwas schlafen? A r g a n. Ja, mein Herr. T o i n e t t e. Die Lunge, die Lunge, ich sage es Ihnen. Und was hat Ihnen der Arzt verordnet, welche Diät? A r g a n. Er verordnete mir Suppe. T o i n e t t e. Ignorant! A r g a n. Etwas Geflügel. T o i n e t t e. Ignorant! A r g a n. Kalbfleisch. T o i n e t t e. Ignorant! A r g a n. Bouillon. T o i n e t t e. Ignorant! A r g a n. Frische Eier. T o i n e t t e. Ignorant! A r g a n. Abends gekochte Pflaumen, um den Leib zu erleichtern. T o i n e t t e. Ignorant! A r g a n. Und vor allem meinen Wein stark mit Wasser verdünnt. T o i n e t t e. Ignorantus, ignoranta, ignorantum! Sie werden Ihren Wein von nun ab pur trinken; und um Ihr Blut einzudicken, weil es zu dünn ist, werden Sie gutes Rindfleisch in derben Stücken essen, gutes Schweinefleisch in derben Stücken, guten Holländer Käse, Grütze und Reis, Maronen und Teigwaren, alles, was leimt und kleistert. Ihr Arzt ist ein Dummkopf. Ich will Ihnen einen von meinen Schülern schicken und selber von Zeit zu Zeit bei Ihnen vorsprechen, solange ich in dieser Stadt weile. A r g a n. Sie werden mich damit sehr verbinden. T o i n e t t e. Was Teufel machen Sie eigentlich mit dem Arm da? A r g a n. Wie meinen Sie? T o i n e t t e. Wenn ich Sie wäre, würde ich mir den Arm auf der Stelle abnehmen lassen. A r g a n. Und warum das? T o i n e t t e. Ja, sehen Sie denn nicht, daß er alle Nahrung an sich reißt und die andere Seite daran hindert, daran zu profitieren. A r g a n. Schon gut, aber ich kann meinen Arm nicht missen. T o i n e t t e. Sie haben da außerdem ein rechtes Auge, das würde ich mir wegnehmen lassen, wenn ich Sie wäre. A r g a n. Ein Auge wegnehmen lassen? T o i n e t t e. Sehen Sie denn nicht ein, daß es das andere nur hindert und ihm die Nahrung raubt? Glauben Sie mir, lassen Sie es sich schnellstens wegmachen, Sie werden um so klarer mit dem einen sehen. A r g a n. Das eilt nicht so. T o i n e t t e. Adieu. Es tut mir leid, Sie so bald verlassen zu müssen, indes ich muß zu einer großen Konsultation, die wegen eines gestern verstorbenen Mannes abgehalten wird. A r g a n. Wegen eines gestern verstorbenen Mannes? T o i n e t t e. Ja, wir wollen feststellen und herausfinden, was hätte geschehen müssen, um ihn zu kurieren. Somit auf Wiedersehen. A r g a n. Sie wissen doch, kranke Leute brauchen kein Geleit zu geben. B e r a l d. Da haben wir mal einen Mediziner, der sehr geschickt zu sein scheint. A r g a n. Gewiß. Nur ist er mir ein wenig zu schnell. B e r a l d. Alle großen Mediziner sind so wie dieser. A r g a n. Mir einen Arm abschneiden, mir ein Auge wegnehmen, damit die andere Seite besser dran wäre! Ich will so bleiben, wie ich bin, auf die Gefahr hin, weniger gut zu sehen. Eine schöne Operation, mich einäugig und einarmig zu machen. Molière: Der eingebildete Kranke. Komödie in drei Aufzügen. Übertragen aus dem Französischen und Nachwort von Johannes von Guenther. Stuttgart 1954, S. 6265. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« werden um so klarer mit dem einen sehen.A r g a n.

Das eilt nicht so.T o i n e t t e.

Adieu.

Es tut mir leid, Sie so bald verlassen zu müssen, indes ich muß zu einer großen Konsultation, die wegen eines gestern verstorbenen Mannesabgehalten wird.A r g a n.

Wegen eines gestern verstorbenen Mannes?T o i n e t t e.

Ja, wir wollen feststellen und herausfinden, was hätte geschehen müssen, um ihn zu kurieren.

Somit auf Wiedersehen.A r g a n.

Sie wissen doch, kranke Leute brauchen kein Geleit zu geben.B e r a l d.

Da haben wir mal einen Mediziner, der sehr geschickt zu sein scheint.A r g a n.

Gewiß.

Nur ist er mir ein wenig zu schnell.B e r a l d.

Alle großen Mediziner sind so wie dieser.A r g a n.

Mir einen Arm abschneiden, mir ein Auge wegnehmen, damit die andere Seite besser dran wäre! Ich will so bleiben, wie ich bin, auf die Gefahr hin,weniger gut zu sehen.

Eine schöne Operation, mich einäugig und einarmig zu machen. Molière: Der eingebildete Kranke .

Komödie in drei Aufzügen.

Übertragen aus dem Französischen und Nachwort von Johannes von Guenther.

Stuttgart 1954, S.

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