Max Frisch (Sprache & Litteratur).
Publié le 12/06/2013
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Max Frisch (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Max Frisch (1911-1991), Schweizer Schriftsteller. Mit Friedrich Dürrenmatt gehört er zu den wichtigsten Vertretern der schweizerischen Literatur der Nachkriegszeit. Zentrale Themen seines zeitkritischen Werkes sind Selbstentfremdung und das Ringen um Identität in einer ebenso entfremdeten Welt. Frisch wurde am 15. Mai 1911 in Zürich geboren, wo er auch Architektur studierte. Danach arbeitete er als Journalist (seit 1931 freier Mitarbeiter der Neuen Zürcher Zeitung) und Architekt. Nach ausgedehnten Reisen durch Europa, Amerika und Mexiko (1951/52), die er in späteren Werken verarbeitete, lebte er nach Auflösung seines Architekturbüros 1955 als freier Schriftsteller, u. a. in Männedorf, Roman, Berzona (Tessin), Berlin und New York. 1968 heiratete Frisch in zweiter Ehe Marianne Oelers (Scheidung 1979). Er starb am 4. April 1991 in Zürich. 1980 wurde die Max-Frisch-Stiftung gegründet, ein Jahr später das Max-Frisch-Archiv der ETH Zürich. Frisch erhielt zahlreiche Literaturpreise, darunter den Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis (1939), den Rockefeller Grant for Drama (1951), den Wilhelm-Raabe-Preis (1954), den GeorgBüchner-Preis (1958), den Literaturpreis der Stadt Jerusalem (1965) und den Friedenspreis des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels (1976). 2 WERK Zu Frischs frühen Dramen zählt Die Chinesische Mauer (1946, Neufassungen 1955 und 1972), eine experimentelle Farce, in der in Anlehnung an Bertolt Brechts Technik des Verfremdungseffekts antike und moderne Schauplätze und Charaktere vermischt werden. Das folgende Schauspiel, Als der Krieg zu Ende war (1949), greift eine wahre Begebenheit aus dem Berlin der Nachkriegsjahre auf und kreist um das Thema der Schuld aus der Perspektive des Ehebruches und des Völkermordes. Sein wohl bekanntestes Stück Andorra (1961), in dem die Figur des Andri durch Antizipation der Verurteilung seiner Umgebung scheitert, knüpft an die genannte Thematik mit einer tragischen Parabel auf die Folgen des Antisemitismus an, während die Farce Biedermann und die Brandstifter (1958) anhand einer absurden Einquartierungssituation die Anpassungsmentalität des satten Bürgertums und seine Anfälligkeit für autoritäre Herrschaftsformen bloßlegt. Ähnlich wie Dürrenmatt zeigt Frisch seine Akteure meist im Spannungsfeld von Identität und gesellschaftlichem Rollenspiel, so in seiner Parodie des Don-Juan-Stoffes Don Juan oder die Liebe zur Geometrie (1953, Neufassung 1962), wo der Titelheld keineswegs als dynamischer Frauenverführer auftritt, sondern eher als der vom anderen Geschlecht und den Ereignissen Getriebene erscheint, dem eben diese Rolle vom Schicksal ohne rechten Sinn zugedacht wurde. Im Mittelpunkt des Romanerstlings Stiller (1954) mit seinem lakonischen Einleitungssatz ,,Ich bin nicht Stiller" steht ebenfalls der Kampf der Titelfigur um ihre Identität. Unter anderen Vorzeichen ist dieses Sujet auch im folgenden Roman Homo Faber präsent (1957, Verfilmung durch Volker Schlöndorff 1991). Hier wird aus der Sicht eines rationalistischen Ingenieurs der Gegensatz von technisch-wissenschaftlichem Weltbild und ,,unlogischen" Schicksalsmächten geschildert und mit der schon in Stiller auftretenden Eheproblematik (die auch das konfliktgeladene Verhältnis zu seiner langjährigen Lebensgefährtin Ingeborg Bachmann widerspiegelt) verbunden. Diese findet sich wiederum sehr ausgeprägt in Mein Name sei Gantenbein (1964), wo ,,die Kluft zwischen Wahn und Welt" durch die zweifelhafte Identität Gantenbeins, die im Titel bereits anklingt, offenbar wird. Diese Doppeldeutigkeit überträgt Frisch in den formalen Aufbau des Romans, indem er permanent verschiedene Textsorten mischt und getroffene Aussagen wieder relativiert. Dieses Mischungsprinzip begegnet wieder in der autobiographischen Erzählung Montauk (1975), die zugleich die Möglichkeiten des Erzählens reflektiert und die Suche nach objektiver Wahrheit als unausweichlichen Fehlschlag auch im eigenen Lebensplan des Autors transparent macht. Seine Erzählung Der Mensch erscheint im Holozän (1979) ist bereits gezeichnet vom Leiden am Verlust der literarischen Schaffenskraft und an der Aussichtslosigkeit eines Strebens nach einer erfüllten menschlichen Existenz angesichts einer gleichgültigen Natur. Blaubart, seine letzte 1982 veröffentlichte Erzählung, nimmt das Motiv des bekannten Märchens von Charles Perrault (und der gleichnamigen Erzählung von Anatole France) auf und führt die kunstvolle Altersprosa fort, hielt aber in der Gesamtanlage nicht mehr das Niveau der Vorgänger. Bemerkenswert vom literarischen und argumentativen Standpunkt sind hingegen Frischs Tagebücher, erschienen unter dem Titel Tagebuch 19461949 (1950) und Tagebuch 1966-1971 (1972). In ihrer Formfülle sind sie Montauk vergleichbar, spannen allerdings thematisch einen erheblich weiteren Bogen. Neben der Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Literatur präsentiert sich Frisch hier wie anderenorts als scharfsinniger Kritiker des Zeitgeschehens, insbesondere der Schweizer Verhältnisse (Schweiz ohne Heimat?, 1990). Weitere Werke des Autors sind die Romane Jürg Reinhart (1934) und J'adore ce qui me brûle oder Die Schwierigen (1943), die Erzählungen Bin oder Die Reise nach Peking (1945) und Wilhelm Tell für die Schule (1971) sowie die Dramen Nun singen sie wieder (1946), Santa Cruz (1947), Graf Öderland (1951, Neufassung 1961), Die große Wut des Philipp Hotz (1958), Biographie. Ein Spiel (1967, Neufassung 1985) und Triptychon. Drei szenische Bilder (1978). Ein Briefwechsel mit Walter Höllerer kam 1969 heraus. Verfasst von: Thomas Köster Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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