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Literaturgeschichte (Sprache & Litteratur).

Publié le 13/06/2013

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Literaturgeschichte (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Literaturgeschichte, die Darstellung der historischen Entwicklung entweder der Nationalliteraturen bzw. der Weltliteratur oder aber einzelner Epochen, Gattungen, Stoffe und Motive. Dabei werden die untersuchten Autoren bzw. Werke perspektivisch in Entwicklungsrahmen eingeordnet, die je nach Blickwinkel des Literarhistorikers ideen- und geistesgeschichtlich, kulturgeschichtlich oder sozialgeschichtlich geprägt sein können. Neben der Dokumentation ergibt sich durch die geschichtliche Perspektivierung auch die Möglichkeit der Interpretation von Literatur, wobei der Literaturbegriff im Lauf der Zeit einem Wandel unterlag (Literaturwissenschaft). Ein Beispiel für die geschichtliche Darstellung einer Epoche ist Friedrich Sengles Studie Biedermeierzeit (1971-1980), für die einer Gattung die Geschichte der deutschen Elegie (1941) von Friedrich Beißner. Hans W. Eppelsheimer untersuchte die Geschichte der europäischen Weltliteratur (1970 ff.) 2 GESCHICHTE DER LITERATURSCHREIBUNG In der Antike bezeichnete Literatura alles mit Buchstaben Geschriebene und damit das gesamte Schrifttum der Zeit in Dichtung, Geschichtsschreibung, Philosophie, Rhetorik und Wissenschaft. In den ersten Literaturgeschichten wurden daher die als mustergültig geltenden Werke aus diesen Bereichen zusammengestellt, etwa bei Kallimachos (Alexandria, 3. Jahrhundert v. Chr.). Beispiele der Poetik und Rhetorik stellte Quintilian im Rom des 1. Jahrhunderts n. Chr. zusammen. Biographisch angelegt war Suetons De viris illustribus (110 n. Chr.), eine Abhandlung über das Leben von Dichtern, Rednern, Historikern, Philosophen und Grammatikern. Im 4. Jahrhundert n. Chr. beschrieb der Kirchenvater Hieronymus in seinem gleichnamigen Werk das Leben von 135 Dichtern und Gelehrten. Er unterschied darin zwischen literatura (Schriften heidnischer Autoren) und scriptura (Schriften christlicher Autoren). Damit schrieb er die erste christliche Literaturgeschichte. Zur wichtigsten SchulLiteraturgeschichte des Mittelalters avancierte Hugo von Trimbergs Registrum multorum auctorum (1280). In der Renaissance diente der Begriff Literatur vorrangig als Bezeichnung für Schriften der Gelehrsamkeit, schloss aber die Naturwissenschaften aus. Ein dezidiertes Interesse am Schrifttum des eigenen Volkes bekundeten in Deutschland Konrad Celtis und Flavius Illyricus, in Frankreich Joachim Du Belay, in Italien Pietro Bembo und in Spanien Juan Luis Vives. Zum ,,Vater der deutschen Literaturgeschichtsschreibung" wurde in Deutschland Daniel Georg Morhof mit den Schriften Unterricht von der deutschen Sprache und Poesie (1682) und Polyhistor sive De notitia auctorum et nerum commentarii (1688), das die enzyklopädische Darstellung der allgemeinen Wissenschafts- und Literaturgeschichte versuchte. Im 18. Jahrhundert erfolgte in Deutschland die Trennung von Literatur und Poesie bzw. Dichtung, die - in Anlehnung an den in Frankreich im 17. Jahrhundert entstandenen Begriff belles-lettres - auch als ,,schöne" oder ,,schöngeistige" Literatur bezeichnet wurde (siehe Belletristik). Die erste deutsche Literaturgeschichte im heutigen Sinn schrieb Georg Gottfried Gervinus: Seine Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen (1835-1842) steht ganz unter der Idee eines strukturierten Zusammenhangs. Grundgedanke war, dass das Volk in seiner Literatur zu sprachlicher Identität und damit zu einem spezifischen Selbstbewusstsein komme. Für Gervenius erreichte die deutsche Literatur in Schiller und Goethe ihren im Gegensatz von Idealismus und Realismus markierten Gipfelpunkt. Das Konzept, Literatur an den Gedanken der Nation zu binden, wurde im Deutschland des 19. Jahrhunderts äußerst populär (bekannteste Beispiele: Hermann Hettners Literaturgeschichte des 18. Jahrhunderts, 1856-1870, und Wilhelm Scherers Geschichte der deutschen Literatur, 1880-1883). Adolf Bartels radikalisierte es in seiner präfaschistischen Geschichte der deutschen Literatur (1901/02), in Josef Nadlers Literaturgeschichte der deutschen Stämme und Landschaften (1912-1918) kulminierte es endgültig zur Blut- und Boden-Ideologie. Einen anderen Weg hatte in Frankreich der für den Naturalismus wichtige Theoretiker Hippolyte Taine eingeschlagen, der sich an den Naturwissenschaften orientierte und in seiner Geschichte der englischen Literatur (Histoire de la litérature anglaise, 1877-1880) ein Zusammenwirken von Rasse, Milieu, Zeitgeist und individueller Genialität betonte. Auch Wilhelm Scherer nahm positivistische Ansätze auf. Zudem war im 19. Jahrhundert neben den Bereich der schöngeistigen Literatur der der ,,Humanitätsstudien" getreten, der erweiterte Literaturbegriff, der sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durchsetzte, war damit vorbereitet. Die Forschergeneration nach Wilhelm Scherer erarbeitete zu Beginn des 20. Jahrhunderts große Epochendarstellungen oder groß angelegte Handbücher zur Literaturgeschichte, positivistisch und zugleich von der geistesgeschichtlichen Ausrichtung Diltheys geprägt. Oskar Walzel etwa erweiterte die Literaturgeschichte Scherers um ein Kapitel Von Goethes Tod bis zur Gegenwart (1917) und gab das Handbuch der Literaturwissenschaft (1923 ff.) heraus. Weitere geistesgeschichtlich orientierte Epochendarstellungen waren Hermann August Korffs Geist der Goethezeit (1923/1953), Rudolf Ungers Hamann und die Aufklärung (1925) sowie Fritz Strichs Deutsche Klassik und Romantik oder Vollendung der Unendlichkeit (1922). Die deutsche Literaturgeschichtsschreibung nach dem 2. Weltkrieg begann mit der von Helmut de Boor und Richard Newald herausgegebenen Geschichte der deutschen Literatur (1949 ff.) sowie den Annalen der deutschen Literatur (1952, Herausgeber: Hans Otto Burger). Einen Neuansatz gegenüber den geistesgeschichtlichen Konzepten der ersten Jahrhunderthälfte brachte aber erst Arnold Hausers Sozialgeschichte der Kunst und Literatur (1953), welche die Frage nach der sozialen Organisation von Literatur hinsichtlich ihrer Produktionsbedingungen, dem literarischen Markt und ihrer sozialen Funktion aufwarf. In Westdeutschland verfolgten Hansers Sozialgeschichte der deutschen Literatur vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart (1980 ff., Herausgeber: Rolf Grimminger) und Horst Albert Glasers Deutsche Literatur. Eine Sozialgeschichte (1982 ff.) diesen Ansatz weiter. In der DDR war auf der Grundlage der marxistischen Basis-Überbau-Theorie (siehe Marxismus) die von Klaus Gysi, Kurt Böttcher, Günter Albrecht und Paul Günther Krohn herausgegebene Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart (1965 ff.) bedeutend. Mit dem Poststrukturalismus wurde die Möglichkeit, eine historische Genese der Literatur zu behaupten, generell in Frage gestellt. Die Beziehungen von literarischen Werken ergibt sich hier nur aus ihrer Intertextualität (siehe Textlinguistik). Eine Darstellung dieser Evolutionsprozesse steht aber noch aus. Verfasst von: Heribert Däschlein Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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