Devoir de Philosophie

Lenins Testament - Geschichte.

Publié le 15/06/2013

Extrait du document

Lenins Testament - Geschichte. In der letzten Dezemberwoche des Jahres 1922 diktierte Lenin, durch einen zweiten Schlaganfall nahezu gelähmt und weitgehend arbeitsunfähig, in mehreren Etappen seinen Brief an den Parteitag, bekannt geworden als sein Testament. Lenin hatte die gefährliche Entwicklung erkannt, die die Partei zu nehmen drohte, und legte nun der Partei verschiedene Reformen nahe wie z. B. die Erhöhung der Mitgliederzahl des ZK. Nachdrücklich warnte er vor einer Spaltung des ZK und vor allem vor der Person, die in seinen Augen die Geschlossenheit des ZK am stärksten bedrohte: Stalin. In einer Nachschrift zu seinem Testament, diktiert am 4. Januar 1923, wiederholte Lenin noch einmal seine Warnung vor Stalin. Lenins Testament Ich würde sehr empfehlen, auf diesem Parteitag eine Reihe von Änderungen in unserer politischen Struktur vorzunehmen. Ich möchte Ihnen die Überlegungen mitteilen, die ich für die wichtigsten halte. In erster Linie rate ich, die Zahl der Mitglieder des ZK auf einige Dutzend oder sogar auf hundert zu erhöhen. Mir scheint, unserem Zentralkomitee würden, wenn wir eine solche Reform nicht vornehmen, große Gefahren drohen, wenn sich der Gang der Ereignisse nicht ganz günstig für uns gestaltet (damit müssen wir aber rechnen). Sodann möchte ich der Aufmerksamkeit des Parteitags empfehlen, den Beschlüssen der Staatlichen Plankommission unter bestimmten Voraussetzungen gesetzgeberischen Charakter zu verleihen, diesbezüglich also Genossen Trotzki bis zu einem gewissen Grad und unter gewissen Bedingungen entgegenzukommen. Was den ersten Punkt betrifft, das heißt die Erhöhung der Zahl der Mitglieder des ZK, so glaube ich, daß das nötig ist, sowohl um die Autorität des ZK zu heben als auch um ernsthaft an der Verbesserung unseres Apparats zu arbeiten und um zu verhindern, daß Konflikte kleiner Teile des ZK eine übermäßig große Bedeutung für das ganze Schicksal der Partei erlangen könnten. Ich glaube, daß unsere Partei das Recht hat, von der Arbeiterklasse fünfzig bis hundert Mitglieder des ZK zu verlangen, und sie von ihr ohne übermäßige Anspannung der Kräfte erhalten kann. Eine solche Reform würde unsere Partei erheblich festigen und ihren Kampf inmitten feindlicher Staaten erleichtern, der sich meiner Meinung nach in den nächsten Jahren stark zuspitzen kann und muß. Mir scheint, daß unsere Partei durch eine solche Maßnahme tausendfach an Stabilität gewinnen würde. (...) Genosse Stalin hat dadurch, daß er Generalsekretär geworden ist, eine unermeßliche Macht in seinen Händen konzentriert, und ich bin nicht überzeugt, daß er es immer verstehen wird, von dieser Macht vorsichtig genug Gebrauch zu machen. Andererseits zeichnet sich Genosse Trotzki, wie sein Kampf gegen das ZK in der Frage des Volkskommissariats für Verkehrswesen schon bewiesen hat, nicht nur durch hervorragende Fähigkeiten aus. Persönlich ist er wohl der fähigste Mann im gegenwärtigen ZK, aber auch ein Mensch, der ein Übermaß von Selbstbewußtsein und eine übermäßige Leidenschaft für rein administrative Maßnahmen hat. Diese zwei Eigenschaften zweier hervorragender Führer des gegenwärtigen ZK können unbeabsichtigt zu einer Spaltung führen, und wenn unsere Partei nicht Maßnahmen ergreift, um das zu verhindern, so kann die Spaltung überraschend kommen. (...) Nachschrift vom 4. Januar 1923: Stalin ist zu grob, und dieser Fehler, der in unserer Mitte und im Verkehr zwischen uns Kommunisten erträglich ist, kann in der Funktion des Generalsekretärs nicht geduldet werden. Deshalb schlage ich den Genossen vor, sich zu überlegen, wie man Stalin ablösen könnte, und jemand anderen an diese Stelle zu setzen, der sich in jeder Hinsicht von dem Genossen Stalin nur durch einen Vorzug unterscheidet, nämlich dadurch, daß er toleranter, loyaler, höflicher und den Genossen gegenüber aufmerksamer, weniger launenhaft usw. ist. Es könnte so scheinen, als sei dieser Umstand eine winzige Kleinigkeit. Ich glaube jedoch, unter dem Gesichtspunkt der Vermeidung einer Spaltung und unter dem Gesichtspunkt der von mir oben geschilderten Beziehungen zwischen Stalin und Trotzki ist das keine Kleinigkeit oder eine solche Kleinigkeit, die entscheidende Bedeutung gewinnen kann. Robert Payne: Lenin. Sein Leben und sein Tod. München 1965, S. 416-422. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

Liens utiles