Klassische Archäologie - Geschichte.
Publié le 13/06/2013
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Klassische Archäologie - Geschichte. Klassische Archäologie, historische Wissenschaft als Teilbereich der Archäologie, die sich mit der Kulturgeschichte der klassischen, d. h. der griechisch-römischen Antike anhand ihrer materialen Überreste beschäftigt. Ihr Untersuchungsgegenstand ist der Mittelmeerraum zwischen dem 2. Jahrtausend v. Chr. und dem 4. Jahrhundert n. Chr., ihr Ziel die Rekonstruktion, Erforschung, Bewahrung und Vermittlung der aus dieser Region und Zeit bekannten archäologischen Funde als Bestandteile der kulturellen Lebenswelt der griechisch-römischen Antike (Architektur, Skulptur, Malerei, Keramik usw. sowie Gräber, Heiligtümer, Städte usw.). Zur klassischen Archäologie gehören auch die kretisch-mykenische Archäologie (Kreta, Mykene) und die Etruskologie (siehe etruskische Kultur). Sie ist eng mit der provinzialrömischen und biblischen Archäologie, mit Numismatik (Münzkunde) und Epigraphik (Inschriftenkunde) verbunden (die provinzialrömische Archäologie betrifft u. a. das Rheinland, Süddeutschland, Österreich, die Schweiz, Frankreich, Belgien, die Niederlande und Großbritannien). Klassische Archäologie wird an Antikenmuseen, Universitäten und Forschungsinstituten, wie dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI), betrieben, das 1829 gegründet und 1874 zur staatlichen Einrichtung wurde. Es hat seinen Sitz in Berlin. Als Begründer der klassischen Archäologie gilt Johann Joachim Winckelmann (1717-1768). Er entwarf eine Geschichte der griechischen Kunst, deren ,,hoher Stil" des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. ästhetisch vorbildlich sei (siehe Klassizismus), und förderte frühe Ausgrabungen (Herculaneum, Pompeji). 1802 wurde die klassische Archäologie erstmals Lehrfach an einer deutschen Universität (Kiel). Sie war zunächst noch eng verbunden mit der klassischen Philologie, löste sich aber später als Kunstgeschichte der Antike von diesem Fach. 1830 verfasste Karl Otfried Müller (1797-1840) ein erstes Handbuch der Archäologie der Kunst. Führende Archäologen wie Heinrich Brunn (18221894) und Adolf Furtwängler (1853-1907) orientierten sich an Beschreibungen von Kunstwerken in der antiken Literatur, um die Entwicklung der griechischen Kunst zu verstehen. Ausgrabungen, die in großem Umfang erst seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts etwa in Troja, Olympia und Pergamon, auf Delos oder in Delphi stattfanden, erbrachten umfangreiches neues Fundmaterial antiker Denkmäler. So entdeckte man bislang kaum untersuchte Epochen als Forschungsgebiete, wie die frühgriechische und römische Kunst, aber auch die Alltagskultur der Griechen und Römer. Zugleich förderten Anregungen aus der kunstgeschichtlichen Forschung (Alois Riegl, Heinrich Wölfflin) das Interesse an Gesetzmäßigkeiten der stilistischen und formalen Wandlungen antiker Gegenstände und Monumente, die ihre zeitliche Einordnung ermöglichten. In umfangreichen Sammelwerken begann man deshalb, ganze Denkmälergattungen zusammenzustellen, wie die bemalte griechische Keramik oder die römischen ReliefSarkophage. Die Deutung der Bilder (siehe Ikonographie) beruhte weiter auf philologischen Grundlagen (Carl Robert). Nach dem 2. Weltkrieg blieben diese Forschungsrichtungen führend. Seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts bemühte man sich, die archäologischen Denkmäler in ihrer ganzen Vielfalt als Bestandteile der politischen und sozialen Geschichte der Antike zu verstehen. Ihre Funktionen im Alltag sowie die Interessen ihrer antiken Auftraggeber und Betrachter gewannen verstärkt an Bedeutung. Besonders die englisch- und französischsprachige Forschung regte Fragestellungen aus der Anthropologie und Soziologie an. Hinzu kamen religionswissenschaftliche, wirtschaftshistorische und landeskundliche Studien. Heute versteht sich die klassische Archäologie als Teil einer umfassenden Kulturwissenschaft der Antike, für die sich die Erhaltung archäologischer Denkmäler in Anbetracht der Umweltzerstörung und des Diebstahls antiker Kulturgüter, aber auch des Massentourismus als eine wesentliche Aufgabe darstellt. Verfasst von: Ralf von den Hoff Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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