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Kambodscha - geographie.

Publié le 06/06/2013

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Kambodscha - geographie. 1 EINLEITUNG Kambodscha, Königreich in Südostasien. Kambodscha grenzt im Nordosten an Laos, im Osten und Südosten an Vietnam, im Südwesten an den Golf von Thailand und im Westen und Nordwesten an Thailand. Kambodscha hat eine Gesamtfläche von 181 035 Quadratkilometern. Die Hauptstadt und zugleich größte Stadt des Landes ist Phnom Penh. 2 LAND Das Kerngebiet Kambodschas bildet eine weite Schwemmlandebene um den Mekong und den Tonle Sap (Großer See). Dieses etwa zwei Drittel der Staatsfläche einnehmende Tiefland wird von Bergketten umgeben: Im Südwesten erhebt sich das Kardamomgebirge (Chuor Phnum Kravanh) mit dem Phnom Aural, dem höchsten Berg des Landes (1 813 Meter), im Norden befindet sich die Dangrek-Kette (Phanom Dong Rok), im Osten wird Kambodscha von Ausläufern der annamitischen Küstenkette erreicht. 2.1 Flüsse und Seen Der Mekong durchquert das Land von Norden nach Süden. In der sommerlichen Regenzeit schwillt der Fluss so stark an, dass ein Teil des mitgeführten Wassers nicht das Delta des Flusses erreicht, sondern in den Tonle Sap fließt. Dieses größte Binnengewässer Südostasiens bedeckt in der Regenzeit eine Fläche von etwa 10 400 Quadratkilometern. Mit dem Ende der Regenzeit fließt Wasser aus dem Tonle Sap über den gleichnamigen Abfluss zum Mekong. Das Volumen des Sees nimmt in dieser Phase stark ab, und die Seefläche umfasst in der Trockenzeit eine Fläche von nur etwa 3 000 Quadratkilometern. 2.2 Klima In Kambodscha herrscht tropisches Monsunklima. Der Südwestmonsun bringt in der Regenzeit von Mai bis Oktober den Luvseiten der Gebirge bis zu 4 000 Millimeter Jahresniederschlag, im zentralen Tiefland liegen die Werte zwischen 1 000 und 2 000 Millimeter. Von November bis April befindet sich das Land unter dem Einfluss des trockenen Nordostmonsuns. Die mittlere Jahrestemperatur liegt in Phnom Penh bei 26,7 °C, die jahreszeitlichen Temperaturschwankungen sind gering. 2.3 Flora und Fauna Rund 57,7 Prozent der Landesfläche Kambodschas sind bewaldet (2005). Die dichtesten Wälder finden sich in den Bergen und an der Südwestküste. Es kommen Regenwald und Monsunwald vor, an der Küste wachsen Mangroven. Viele der Mangrovendickichte, die für die Artenvielfalt wie auch für die Fischerei von existentieller Bedeutung sind, wurden allerdings zerstört. Auf den Hochebenen und Hochplateaus dominiert Savanne mit hohen Gräsern. Kautschukbäume, Kapokbäume, Palmen, Kokosnusspalmen und Bananenstauden sind weit verbreitet. Die voranschreitende Entwaldung ist das größte Umweltproblem. In den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts nahmen weite Teile der Wälder und Feuchtgebiete durch die Bombardierungen und die im Vietnamkrieg eingesetzten Entlaubungsmittel Schaden. In den siebziger und achtziger Jahren wurde diese Zerstörung durch die katastrophale Agrarwirtschaft der Roten Khmer und durch den Bürgerkrieg fortgesetzt. Als in den neunziger Jahren Friede im Land einkehrte, wurde der Export von Tropenhölzern ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Kambodscha. Die jährliche Entwaldungsrate beträgt 1,3 Prozent (1990-2005). Die kambodschanische Regierung hat 21,6 Prozent (2007) der gesamten Landesfläche unter Schutz gestellt. Zur vielfältigen Tierwelt gehören Großsäuger wie Tiger, Leoparden, Malaienbären, Elefanten, Muntjaks, Schweinshirsche, Koupreys, Bantengs und Yaks. In der Vogelwelt finden sich Kormorane, Purpurreiher, Schwarzmilane, Schmalschnabelgeier, Prälatfasane und Bankivahühner (Stammart unserer Haushühner). Reptilien sind durch Schildkröten, Agamen (u. a. die zum Gleitflug fähigen Flugdrachen), Skinke und Schlangen wie Kobras repräsentiert. 3 BEVÖLKERUNG Rund 92 Prozent der Kambodschaner sind Angehörige des Khmervolkes. Der übrige Teil der Bevölkerung besteht vorwiegend aus den Minderheitengruppen der Chinesen, Vietnamesen und Thai sowie aus den in den Bergländern wohnenden Cham, Moi und Lao. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt auf dem Land (80,3 Prozent), der Urbanisierungsgrad ist sehr gering. Kambodscha hat etwa 14,24 Millionen Einwohner (2008) und eine Bevölkerungsdichte von 81 Einwohnern pro Quadratkilometer bei einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 1,8 Prozent. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 61,7 Jahren (Männer 59,6 Jahre, Frauen 63,8 Jahre; 2008). Während der Terrorherrschaft der Roten Khmer starben zwischen 1975 und 1979 mindestens 10 Prozent der Bevölkerung. 3.1 Wichtige Städte Die Hauptstadt Phnom Penh (etwa 1,16 Millionen Einwohner) liegt am Zusammenfluss von Mekong und Tonle Sap. Weitere wichtige Städte sind Battambang (171 000), Si?mréab (76 000), Kâmpóng Cham (33 000), Prey Vêng und Kampot (15 000). Der bedeutendste Seehafen ist Kâmpóng Saôm (16 000), früher Sihanoukville, am Golf von Thailand. Ende der siebziger Jahre ging die Einwohnerzahl der größeren Städte zurück, da die Bewohner entweder flüchteten oder in ländliche Gebiete umgesiedelt wurden. 3.2 Sprache und Religion Die Amtssprache ist Khmer, das zu den Mon-Khmer-Sprachen zählt, einem Zweig der austroasiatischen Sprachfamilie. Französisch findet als Handels-, Bildungs- und Verkehrssprache Verwendung, mittlerweile gewinnt Englisch immer mehr an Bedeutung. Minderheitensprachen sind Chinesisch und Vietnamesisch. Rund 88 Prozent der Bevölkerung sind Anhänger des Theravada-(Hinayana-)Buddhismus, der Staatsreligion ist. Der Hinduismus übt einen wichtigen kulturellen und historischen Einfluss aus. Minderheitenreligionen sind Katholizismus, Islam und Mahayana-Buddhismus. Die Bergstämme sind Anhänger traditioneller Religionen. 3.2.1 Feiertage Gesetzliche Feiertage sind der Tag der Befreiung (7. Januar), der Tag der Revolution (17. April) und der Tag der Front (2. Dezember). Sowohl das chinesische als auch das buddhistische Neujahrsfest werden begangen. Das buddhistische Neujahr liegt im April. Die Feiern dauern drei Tage. Vassa ist die Zeit des Monsuns, wenn die Mönche ihre Pilgerreisen unterbrechen und sich zu Meditation und Gebet in die Klöster zurückziehen. Während der letzten Septemberwoche, am Ende der Regenzeit, wird Pchum Ben, ein wichtiger buddhistischer Festtag, gefeiert. Dabei werden die Toten geehrt, und man bittet um die Errettung der eigenen Seele. 3.2.2 Soziales Der Lebensstandard der Bevölkerung ist sehr niedrig. Ein staatliches Sozialversicherungssystem existiert nicht, soziale Absicherung ist ausschließlich durch Familienbande möglich. Die Arbeitslosenquote weist eine hohe Zahl Unterbeschäftigter aus. Die medizinische Versorgung ist unzulänglich. Auf einen Arzt kommen 6 423 Einwohner, die Kindersterblichkeitsrate liegt bei 57 Sterbefälle pro 1 000 Lebendgeburten. 4 BILDUNG UND KULTUR Das kulturelle Erbe der Khmer-Dynastien ist von großer Bedeutung für die südostasiatische Kunst und Kultur und spiegelt sich in vielen Bereichen des heutigen Kambodscha wider. Viele Gebäude, wie der Königspalast in Phnom Penh, sind im architektonischen Stil der Khmer erbaut und mit Motiven wie dem Garuda verziert, einem mythischen Vogelsymbol des Hinduismus. Auch kunsthandwerkliche Waren, oft aus Gold- oder Silberlamé, zeigen traditionelle Motive. Der klassische kambodschanische Tanz stellt Legenden aus dem Leben der Götter dar. 4.1 Bildung und Schulwesen 71,3 Prozent der Kambodschaner können lesen und schreiben. Der Bürgerkrieg zeigte auch im Bildungswesen verheerende Wirkungen. Die Einrichtungen für höhere Bildung wurden Ende der siebziger Jahre geschlossen, und viele Lehrer wurden getötet oder starben an Hunger oder Krankheit. In den letzten Jahren wurde begonnen, das Bildungssystem wieder aufzubauen. Der Besuch öffentlicher Schulen ist unentgeltlich. Sekundarschulen und höhere Schulen gibt es nur in begrenzter Zahl. 4.2 Sehenswürdigkeiten In seiner Frühzeit wurde Kambodscha von der indischen Kultur geprägt. Die im Nordwesten Kambodschas entdeckten Ruinen des ehemaligen Khmer-Reiches (9. bis 15. Jahrhundert) sind eine der reichsten und berühmtesten archäologischen Stätten der Welt. Bedeutend sind vor allem die Überreste der Zentren des Khmer-Reiches: der Tempelkomplex Angkor Wat, der von 1113 bis nach 1150 erbaut wurde, und die Hauptstadt Angkor Thom aus dem 13. Jahrhundert. 4.3 Medien Alle wichtigen Medien Kambodschas werden von der Regierung kontrolliert. Die Organisation Reporter ohne Grenzen schätzte die Situation der Pressefreiheit für das Jahr 2000 als ,,halbwegs zufrieden stellend" ein. Zwischen den großen Städten gibt es Funkverbindungen. Der Telefon-, Telegraphen- und Postdienst wurde 1979 wieder aufgenommen. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Nach der Verfassung von 1993 ist Kambodscha eine parlamentarische Monarchie mit dem König als Staatsoberhaupt. Höchstes Legislativorgan ist die Nationalversammlung, deren 122 Mitglieder für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt werden. Wahlberechtigt sind alle Bürger, die das 18. Lebensjahr vollendet haben. Wichtigste politische Parteien sind die Cambodian People's Party (CPP) und der Front Uni National pour un Cambodge Indépendant, Neutre, Pacifique et Coopératif (FUNCINPEC). Kambodscha gliedert sich verwaltungsmäßig in 21 Provinzen. 5.1 Verteidigung Kambodschas Streitkräfte bestehen aus etwa 124 300 Mann (2004). Von 1979 bis 1989 besetzten rund 140 000 vietnamesische Soldaten das Land. 6 WIRTSCHAFT Wichtige Stützen der Wirtschaft Kambodschas sind neben dem Dienstleistungssektor und dem moderat zunehmenden Tourismus in erster Linie die Landwirtschaft. 60 Prozent der Erwerbstätigen Kambodschas sind im Agrarsektor beschäftigt. Vor dem Beginn des Krieges und der Bürgerkriegsunruhen während der siebziger und achtziger Jahre war Kambodscha weitgehend autark (unabhängig) in Bezug auf Nahrungsmittel. Trotz geringer Erträge auf kleinen Flächen und des Anbaus von nur einer einzigen Ackerfrucht pro Jahr wurden beachtliche Mengen Reis exportiert. 1974 musste dagegen Reis eingeführt werden. Die Produktion von Kautschuk, des bis dahin zweitwichtigsten Agrarprodukts, ging ebenfalls zurück. 1975 verstaatlichten die Roten Khmer, welche die neue Regierung bildeten, sämtliche Produktionsmittel und die Landwirtschaft. Die Agrarproduktion verzeichnete einen leichten Anstieg, bis der Krieg 1978 und 1979 die Ernte und das Anpflanzen von Reis verhinderte, worauf eine große Hungersnot folgte. Die Folgen des Krieges waren ebenso schwerwiegend für die kleine verarbeitende Industrie; auch wurden viele Verkehrs- und Kommunikationsverbindungen zerstört. Mitte der achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts begannen sowohl die Landwirtschaft als auch die Verarbeitungsindustrie, sich von den Kriegsjahren zu erholen. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts trugen die politische Stabilisierung auf der einen Seite und marktwirtschaftliche Reformen sowie die Öffnung des Marktes für ausländische Investoren auf der anderen Seite erste Früchte. 1999 konnte Kambodscha sogar einen wirtschaftlichen Aufschwung verzeichnen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt 7 258 Millionen US-Dollar (2006). 6.1 Landwirtschaft Reis ist die wichtigste Feldfrucht der kambodschanischen Landwirtschaft, er wird auf 70 Prozent der Anbauflächen kultiviert. Kautschuk, das andere bedeutende Agrarprodukt des Landes, wird vor allem auf den Hochplateaus im Osten des Landes gewonnen. Weitere landwirtschaftliche Erzeugnisse sind z. B. Mais, Maniok, Sojabohnen, Sesam, Rohrzucker, Palmzucker und Pfeffer. Mangos, Bananen und Ananas werden für den Eigenbedarf angebaut. 6.2 Forstwirtschaft und Fischerei Die wirtschaftlich wertvollen Waldbestände Kambodschas (mit Mahagoni, Ebenholz, Teak) wurden zu erheblichen Teilen rücksichtslos ausgebeutet. 1995 verhängte die Regierung zwar ein Exportverbot für Holz, aber der illegale Holzhandel trägt weiterhin zur Zerstörung der Wälder bei. Der Fischfang ist ebenfalls ein wichtiger Wirtschaftszweig und dient der unmittelbaren Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung. Der Tonle Sap ist eines der bedeutendsten Fanggebiete für Süßwasserfische in Südostasien. Zu den in erster Linie gefangenen Fischarten gehören Karpfen und Barsche. 6.3 Bergbau In Kambodscha gibt es nur wenige bekannte Bodenschätze, von denen die Phosphat- und Edelsteinvorkommen am bedeutendsten sind. Im Westen des Landes werden Zirkone, Saphire und Rubine in begrenztem Umfang abgebaut, in den zentralen Provinzen wird Salz gewonnen. Bescheidene Eisenerzlagerstätten gibt es im Norden des Landes. Kambodscha verfügt über ein riesiges Wasserkraftpotential, dessen Nutzung jedoch durch Kriegswirren und Bürgerkriege in den siebziger und achtziger Jahren behindert wurde. 6.4 Industrie Kambodschas gering entwickelte Industrie hatte während der siebziger Jahre schweren Schaden erlitten und wurde seitdem nur teilweise wieder aufgebaut. In Phnom Penh hat sich u. a. die Reifenindustrie angesiedelt. Das Gros des verarbeitenden Gewerbes ist vorwiegend in Kleinbetrieben organisiert. Große Bedeutung kommt der Herstellung von Textilien und Bekleidung zu. 6.5 Währung und Bankwesen Die Währungseinheit Kambodschas ist der neue Riel, bestehend aus 100 Sen. Die Nationalbank von Kambodscha ist die alleinige Notenbank des Landes. Die 1978 abgeschaffte Währung wurde 1980 wieder eingeführt und ist bis heute offizielles Zahlungsmittel. 6.6 Außenhandel Bedeutende Exportgüter Kambodschas sind Textilien und Bekleidung, die allein 1999 mehr als die Hälfte des Exportvolumens ausmachten. Daneben werden Reis und Reisprodukte sowie Holz ausgeführt. Eingeführt werden u. a. Zigaretten, Gold, Brennstoffe und Fahrzeuge. Die Handelsbilanz ist negativ. 6.7 Verkehrswesen Kambodscha verfügt über 38 257 Kilometer Straßen (2004). Eine moderne Fernstraße verbindet Phnom Penh mit dem Hafen Kompong Som. Die Eisenbahnlinie zwischen der Hauptstadt und Battambang führt Richtung Nordwesten weiter zur thailändischen Grenze. Eine weitere Linie verbindet Phnom Penh und Kompong Som. Das Streckennetz der Eisenbahn hat eine Länge von insgesamt etwa 650 Kilometern. Die Binnenschifffahrtswege einschließlich der schiffbaren Abschnitte der großen Flüsse haben während der Regenzeit eine Länge von rund 1 400 Kilometern; ansonsten sind nur 650 Kilometer schiffbar. Ein internationaler Flughafen befindet sich bei Phnom Penh. 7 GESCHICHTE Die Vorfahren der Kambodschaner, Mon- und Khmer-Völker, wanderten in vorchristlicher Zeit in Südostasien ein. Sie stammten wahrscheinlich aus dem Norden und kamen vor ihren heutigen Nachbarn, den Vietnamesen, Laoten und Thai. Kulturelle Einflüsse aus Indien brachten ein Schriftsystem, Baustile, Religionen (Hinduismus und Buddhismus), die Vorstellung eines Gottkönigs (Devaraja) und ein vielschichtiges Klassensystem in das ehemalige Königreich Kambodscha. 7.1 Die frühen Khmer-Staaten Funan, das erste auf dem Gebiet des heutigen Kambodscha entstandene Königreich, wurde vermutlich im 1. Jahrhundert n. Chr. von Mon-Khmer-Völkern gegründet. Die Kultur Funans stammte größtenteils aus Indien. Der Hafen Oc Eo im Golf von Thailand war ein wichtiger Knotenpunkt für den Handel zwischen China und Indien. Das im Nordosten des Tonle Sap angesiedelte Königreich Zhenla, ursprünglich ein Vasallenstaat von Funan, eroberte im 6. und 7. Jahrhundert Funan. 706 zerfiel Zhenla jedoch in zwei Staaten. Die nördliche Hälfte, Land-Zhenla, lag im heutigen Laos; die südliche Hälfte, das auf dem Gebiet des heutigen Kambodscha liegende, so genannte WasserZhenla, fiel unter die Herrschaft von Java. 7.1.1 Die Angkor-Zeit Mit der Herrschaft Jayavarmans II. (802-850) begann die Angkor-Zeit in der Geschichte der Khmer und der Aufstieg der großen Khmer-Königreiche. Am Anfang des 9. Jahrhunderts kehrte Jayavarman II. aus dem Exil in Java zurück, wies die Ansprüche des Königreiches Srivijaya zurück und verstärkte den Kult der Verehrung des Gottkönigs. Die großen Tempel der Angkor-Ära wurden von seinen Nachfolgern für die Unterbringung der königlichen Lingas, der phallischen Symbole des Hindugottes Shiva, erbaut. Die Könige von Angkor herrschten bis Anfang des 15. Jahrhunders über weite Teile des südostasiatischen Festlandes. Die Hauptstadt war der Kernpunkt eines großen Netzes von Wasserspeichern und Kanälen für die Bewässerung der Reisfelder. Der erwirtschaftete Überschuss diente der Finanzierung von Kriegen und Monumentalbauten. Einer der Könige, Jayavarman VIII., ließ Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts Krankenhäuser und Rasthäuser entlang der Straßen bauen, die das Königreich durchzogen. Erste Anzeichen einer Schwächung des Königreiches waren die Unruhen im 12. Jahrhundert. Diese sind auf die von den Herrschern dem Volk abverlangten, übermäßigen Frondienste sowie auf die Vernachlässigung des Bewässerungssystems zurückzuführen. Zudem schwächten Malariaepidemien und andere Krankheiten die Bevölkerung. Die Einführung des Theravada-Buddhismus - nach dem alle Menschen durch Meditation zur Erleuchtung gelangen können - dürfte zusätzlich zur Erschütterung der angkorianischen Reichsführung und der starren Gesellschaftsordnung beigetragen haben. Der Verlust der Kontrolle über das Gebiet des im heutigen Thailand gelegenen Flusses Chao Phraya bedeutete eine weitere Schwächung des Angkor-Reiches. 7.1.2 Der Verfall des Reiches Nachdem Thailand (früher Siam genannt) 1431 die Stadt Angkor besiegt hatte, wurde der kambodschanische Hof in den Südosten nach Phnom Penh verlegt. Trotz der nahezu ununterbrochenen Kämpfe gegen Siam im Westen wurde das Alltagsleben im Inneren des Landes kaum berührt, bis Siam 1594 Phnom Penh einnahm und die Oberherrschaft ausübte. Die Vietnamesen drangen langsam Richtung Süden vor und erreichten das Mekongdelta einige Jahre später. 1620 heiratete der Khmerkönig Chetta II. (1618-1625) eine vietnamesische Prinzessin und gestattete Vietnam, ein Zollhaus an der Stelle der heutigen Ho-Chi-Minh-Stadt (Saigon) zu errichten. In der Folgezeit versuchten Siam und Vietnam abwechselnd, das Khmerreich durch militärische Besetzung und die Entsendung von ,,Marionettenkönigen" zu beherrschen. 7.2 Die französische Herrschaft 1863 griff Frankreich, das seine Expansion in Indochina rasch vorantrieb, in den langsamen Zersplitterungsprozess Kambodschas durch die Eroberungen Vietnams und Siams ein und errichtete eine Schutzherrschaft (Protektorat) über das Land. Die formell indirekte französische Herrschaft in Kambodscha wurde durch Berater ausgeübt, deren Meinung bei wichtigen Fragen ausschlaggebend war. Die kambodschanische Monarchie wurde beibehalten und für den öffentlichen Dienst wurden allmählich Khmer ausgebildet. Der Bau von Straßen, Hafenanlagen und die Durchführung anderer staatlicher Bauvorhaben geschah in erster Linie im Hinblick auf die innere Sicherheit und den Export von Kautschuk und Reis. Die Restaurierung der weitläufigen Tempelanlage Angkor Wat in den dreißiger Jahren trug dazu bei, den Stolz der Khmer auf ihre Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. Während des 2. Weltkrieges, als japanische Streitkräfte 1940 in Indochina stationiert waren, blieb die willfährige französische Zivilverwaltung im Amt. Kurz vor ihrer Niederlage 1945 beseitigten die Japaner die französische Protektoratsverwaltung und setzten eine formell unabhängige Khmerregierung unter dem jungen König Norodom Sihanouk ein. Nach dem Krieg stellte Frankreich rasch seine Herrschaft über Kambodscha wieder her, aber Sihanouk erreichte 1953 schließlich die vollständige Unabhängigkeit für sein Land. 7.3 Der moderne Staat Zwei Jahre später verzichtete König Sihanouk zugunsten seines Vaters auf den Thron. Als Prinz Sihanouk konnte er die städtische Elite, die ständig alles daransetzte, höhere Positionen zu erringen, viel freier manipulieren. Sihanouk bekam diese Elite durch die Bildung einer in erster Linie auf dörfliche Würdenträger gestützten Volksbewegung in den Griff. Ausländische Mächte wie die Vereinigten Staaten, die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) und China, die in der Region nach Einflussbereichen suchten, umwarben Sihanouk. Dieser ließ sie um das Privileg konkurrieren, Kambodschas Entwicklung unterstützen zu dürfen. Sein außenpolitischer Erfolg verstärkte Sihanouks politische Macht im Land. Über 15 Jahre vollführte er einen Balanceakt und hielt Kambodscha relativ fern von den Unruhen im benachbarten Vietnam. Auf diese Weise musste er jedoch die Augen vor dem immer unverhohleneren Missbrauch von Kambodschas Neutralität durch nordvietnamesische und Vietcong-Streitkräfte im Vietnamkrieg verschließen. 7.3.1 Der Staatsstreich von 1970 Im März 1970 ergriff der Premierminister, General Lon Nol, während einer Auslandsreise Sihanouks die Macht, erklärte Kambodscha zur Republik und entsandte seine Armee zur Bekämpfung der Vietcong-Truppen in die Grenzgebiete. Dies zog die Nordvietnamesen - gefolgt von amerikanischen und südvietnamesischen Truppen - ins Land, und Kambodscha wurde während der folgenden zwei Jahre zu einem Schlachtfeld des Vietnamkrieges. Die Vereinigten Staaten und Südvietnam belieferten Lon Nols Armee und unterstützten sie mit ihrer Luftwaffe in der Hoffnung, so eine Atempause für das Regime in Saigon zu erreichen. Währenddessen bekämpften Anhänger der Kommunistischen Partei der Khmer, genannt Rote Khmer, Lon Nols Regime. Sie wurden von Nordvietnam und Prinz Sihanouk, der in China Asyl erhalten hatte, unterstützt. Hunderttausende von Landbewohnern suchten in den von Lon Nol kontrollierten Städten Schutz. 7.3.2 Das Pol Pot-Regime Im April 1975, kurz bevor Saigon in die Hände Nordvietnams fiel, nahmen die Roten Khmer Phnom Penh ein. Ihr Regime unter Führung von Pol Pot siedelte die gesamte städtische Bevölkerung zwangsweise auf das Land um, wo auf Ungehorsam oder selbst nur auf den Hinweis auf eine Mittelstandsstellung die Todesstrafe stand. Die Roten Khmer versuchten, Kambodscha von jeglichem Fremdeinfluss fernzuhalten, schafften das Geld ab, richteten Regimegegner hin, unternahmen groß angelegte wirtschaftliche Umformungen nach den Richtlinien von Chinas Großem Sprung nach vorn und bemühten sich ansonsten, einen doktrinären Kommunismus bzw. Maoismus einzuführen. Ihre Brutalität, die wohl über einer Million Menschen das Leben gekostet hatte, nahm Hanoi im Dezember 1978 zum Anlass für eine Invasion. Wichtige Städte und Fernstraßen kamen rasch unter die Kontrolle einer von Vietnam unterstützten Marionettenregierung unter Führung von Heng Samrin, Vorsitzender des Staatsrates, und Hun Sen, erst Außenminister, dann Premierminister. Diese Regierung führte großenteils wieder den Lebensstil (einschließlich des Buddhismus) aus der Zeit vor 1970 ein, jedoch ohne Monarchie. Restliche Anhänger der Roten Khmer setzten währenddessen mit einiger Unterstützung von Nichtkommunisten den Widerstand insbesondere in den Gebieten nahe der thailändischen Grenze fort und bewahrten den Sitz Kambodschas in den Vereinten Nationen. Die so entstandene, unsichere Koalition mit Sihanouk als nominellem Präsidenten wurde im Ausland anerkannt, erhielt aber kaum Unterstützung im eigenen Land. 7.3.3 Neueste Entwicklung Fast alle vietnamesischen Truppen wurden im September 1989 abgezogen und versetzten das Regime von Hun Sen in eine prekäre Lage. Im Oktober 1991 unterzeichneten die Konfliktparteien ein Friedensabkommen, das eine UN-Übergangsverwaltung und einen Obersten Nationalrat, dem die meisten Splittergruppen angehörten, vorsah. Sihanouk kehrte nach Kambodscha zurück und trat das Amt des Staatspräsidenten an. 1992 kam es immer wieder zu Gewalttaten, die von den Roten Khmer ausgingen und sich häufig gegen die UN-Friedenstruppe richteten. Im Mai 1993 wurden die ersten freien Wahlen seit 1972 abgehalten; gewählt wurde eine verfassunggebende Versammlung, die zugleich als Parlament fungierte. Die Roten Khmer boykottierten die Wahlen, obgleich sie 1991 den Friedensvertrag unterzeichnet hatten. Stärkste Kraft wurde die royalistische FUNCINPEC (Front uni national pour un Cambodge indépendant, neutre, pacifique et coopératif) unter Sihanouks Sohn Norodom Ranariddh, gefolgt von der ehemals kommunistischen CPP (Cambodian People's Party) unter Hun Sen. Am 24. September 1993 trat die neue Verfassung in Kraft, die Kambodscha in eine parlamentarische Monarchie verwandelte, und noch am selben Tag bestieg Sihanouk erneut den kambodschanischen Thron. Unmittelbar nach seiner Thronbesteigung bestimmte Sihanouk seinen Sohn Ranariddh zum Ersten Ministerpräsidenten und Hun Sen zum gleichberechtigten Zweiten Ministerpräsidenten einer FUNCINPEC/CPP-Regierung, die im Oktober 1993 vom Parlament bestätigt wurde. Mit In-Kraft-Treten der neuen Verfassung endete das Mandat der UN-Übergangsverwaltung. Trotz des Friedensabkommens von 1991 setzten die Roten Khmer ihren Widerstand fort; Bemühungen König Sihanouks um eine nationale Aussöhnung schlugen fehl. Im Juli 1994 wurden die Roten Khmer durch ein mit großer Mehrheit verabschiedetes Gesetz für illegal erklärt. Sie lieferten sich jedoch weiterhin immer wieder Gefechte mit den Regierungstruppen und kontrollierten Teile des Staatsgebietes. Im September 1996 schloss die Regierung ein Friedensabkommen mit einem abtrünnigen Rote-KhmerFührer und dessen Fraktion und amnestierte sie; in der Folgezeit wechselten weitere Tausende Rote-Khmer-Kämpfer auf die Regierungsseite über. Unterdessen verschärften sich die innenpolitischen Spannungen zwischen Ranariddh und Hun Sen, zu denen auch der konziliante Kurs der Königsfamilie gegenüber den Roten Khmer beigetragen hatte. Die Spannungen gingen im Frühjahr 1997 in bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen den beiden Lagern über und mündeten in der Entmachtung Ranariddhs durch Hun Sen am 7. Juni 1997; Ranariddh hatte sich nach Auffassung Hun Sens der Kollaboration mit Rote-Khmer-Gruppierungen und der Vorbereitung des Bürgerkrieges schuldig gemacht. Unmittelbar nach dem Sturz Ranariddhs vertagte die ASEAN die ursprünglich für Ende Juli 1997 beschlossene Aufnahme Kambodschas als Vollmitglied auf unbestimmte Zeit; erst im Mai 1999, nachdem sich die Lage im Lande wieder weitgehend entspannt hatte, wurde Kambodscha in die ASEAN aufgenommen. Nur wenige Tage nach dem Sturz Ranariddhs, der sich nun im Exil aufhielt, erklärte sich die FUNCINPEC zur Fortsetzung ihrer Zusammenarbeit mit Hun Sen bereit und nominierte mit dem Außenminister Ung Huot einen neuen Koministerpräsidenten; im August 1997 wurde Ung Huot von Parlament und König als Ministerpräsident bestätigt. Der Konflikt zwischen Hun Sen und Ranariddh selbst aber wurde erst im Februar 1998 durch einen durch japanische Vermittlung zustande gekommenen Friedensplan beigelegt, der u. a. Ranariddh die Rückkehr aus dem Exil und die Teilnahme an den Parlamentswahlen im Juli 1998 erlaubte. Am 15. April 1998 starb Pol Pot in seinem Lager in der kambodschanisch-thailändischen Grenzregion; wenige Tage später, am 20. April 1998, brach die kambodschanische Regierung die Friedensgespräche mit den noch kämpfenden Rote-Khmer-Einheiten ab. Im Mai 1998 konnten Regierungstruppen die Roten Khmer aus ihren letzten Stützpunkten entlang der Grenze zu Thailand vertreiben und deren letzte Bastion, den Hügel 200, einnehmen. Im Dezember 1998 ergaben sich die letzten kämpfenden Roten Khmer bedingungslos der Regierung; die Organisation galt damit als aufgelöst. Aus den Parlamentswahlen vom 26. Juli 1998 (Wahlbeteiligung etwa 90 Prozent) ging die CPP unter Hun Sen mit 64 der insgesamt 122 Parlamentssitze als stärkste Kraft hervor. Zweitstärkste Partei wurde die FUNCINPEC unter Ranariddh mit 43 Mandaten; die Sam Rainsy Party (SRP) unter dem früheren Finanzminister Sam Rainsy kam auf 15 Sitze. Internationalen Beobachtern zufolge waren die Wahlen ,,in vernünftiger Weise frei und fair" verlaufen. Laut kambodschanischer Verfassung muss sich die Regierung im Parlament auf eine Zweidrittelmehrheit stützen können; daher schlug Hun Sen den beiden anderen Parteien eine Dreierkoalition vor, was diese jedoch unter dem Vorwurf des Wahlbetrugs ablehnten. Die folgenden öffentlichen Proteste und Demonstrationen gegen die Regierung Hun Sens mündeten in gewalttätige Zusammenstöße mit den Sicherheitskräften; es gab Verletzte und auch Tote. Erst unter dem Einfluss von König Sihanouk und auf Druck aus den eigenen Reihen einigten sich Hun Sen und Ranariddh auf eine Kompromisslösung: Ranariddh wurde auf der konstituierenden Sitzung des Parlaments am 25. November 1998 mit 105 von 122 Stimmen zum Parlamentspräsidenten ernannt; Hun Sen wurde mit 99 von 122 Stimmen zum alleinigen Ministerpräsidenten einer CPP/FUNCINPEC-Regierung gewählt. Die innenpolitische Beruhigung schuf die Voraussetzung für einen stetigen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Parlamentswahlen vom 27. Juli 2003 gewann erneut die CPP: Sie erhielt 73 der insgesamt 123 Mandate. Zweitstärkste Kraft wurde wieder die FUNCINPEC, die erhebliche Verluste hinnehmen musste und nur noch 26 Mandate gewann, dicht gefolgt von der gegenüber 1998 erstarkten SRP mit 24 Mandaten. Internationale Wahlbeobachter bezeichneten die Wahlen als weitgehend ruhig und fair, wenngleich Menschenrechtsorganisationen der CPP im Vorfeld der Wahlen Einschüchterung vorgeworfen hatten und es im Wahlkampf zu blutigen Zusammenstößen gekommen war, jedoch in deutlich geringerem Ausmaß als vor den Wahlen von 1998. Trotz ihrer Zugewinne verfehlte die CPP die für eine Alleinregierung notwendige Zweidrittelmehrheit und sah sich erneut auf eine Koalition angewiesen; jedoch lehnten SRP und FUNCINPEC zunächst eine Koalition mit der CPP ab und schlossen sich zu einer ,,Demokratischen Allianz" zusammen. Auf Drängen von König Sihanouk nahmen SRP und FUNCINPEC im November 2003, mehr als drei Monate nach den Wahlen, schließlich doch Koalitionsverhandlungen mit der CPP auf; aber erst im Juni 2004 konnten sich die drei Parteien auf die Bildung einer Koalitionsregierung einigen, und im Juli wurde die neue Regierung vom Parlament bestätigt. Die CPP als stärkste Kraft stellte mit Hun Sen wieder den Ministerpräsidenten, die FUNCINPEC mit Ranariddh den Parlamentspräsidenten, die SRP bekam einen Vizepräsidentenposten. Im Oktober 2004 dankte Sihanouk ab bzw. da die kambodschanische Verfassung eine Abdankung nicht vorsah, bat er um die Erlaubnis abzudanken. Er hatte bereits mehrmals mit seinem Rückzug von der Staatsspitze gedroht, seine Drohung aber bis dahin nie in die Tat umgesetzt, sondern sie vielmehr als Instrument eingesetzt, um die zwei bzw. drei großen Parteien in seinem Land unter Druck zu setzten, sich um eine Einigung zu bemühen. Für seinen Rücktritt machte Sihanouk in erster Linie gesundheitliche Gründe geltend; aber er wollte seinen Rücktritt offensichtlich auch als Protest gegen den andauernden Streit zwischen den drei im Parlament und der Regierung vertretenen Parteien seit den Parlamentswahlen im Juli 2003 verstanden wissen. Zu seinem Nachfolger bestimmte der Kronrat Sihanouks Sohn Norodom Sihamoni, der am 29. Oktober 2004 inthronisiert wurde. 7.3.3.1 Aufarbeitung des Pol-Pot-Regimes Nach dem Ende der Roten Khmer 1998 empfahlen die Vereinten Nationen zur Aufarbeitung und Verfolgung der Menschenrechtsverbrechen des Pol-Pot-Regimes die Errichtung eines internationalen Tribunals, was jedoch bei Hun Sen, selbst einige Zeit Kommandant der Roten Khmer, auf wenig Resonanz stieß. Seinen Gegenvorschlag, nämlich die Verurteilung der Verantwortlichen vor einem nationalen Gericht, lehnten die Vereinten Nationen ab. Nach langwierigen Verhandlungen und Kompromissen auf beiden Seiten einigten sich die kambodschanische Regierung und die Vereinten Nationen im Juni 2003 auf die Errichtung eines in Phnom Penh angesiedelten Rote-KhmerSondergerichts, offiziell Extraordinary Chambers in the Courts of Cambodia (ECCC) genannt, das sich mehrheitlich aus kambodschanischen Richtern zusammensetzt, in dem aber die nicht kambodschanischen, von den Vereinten Nationen gestellten Richter über ein Vetorecht gegen ihrer Auffassung nach unangemessene Urteile verfügen. Weitere drei Jahre später, im Juli 2006, wurden schließlich die 17 kambodschanischen und zehn ausländischen Richter vereidigt. Und nachdem man sich schließlich auch auf eine Verfahrensordnung geeinigt hatte, konnte das Sondergericht im Juli 2007 mit dem Verhör des ersten Angeklagten Kang Kek Leu, genannt Duch, offiziell die Arbeit aufnehmen. Duch soll als Leiter eines Gefängnisses in den Jahren 1975 bis 1979 für die Folterung und Ermordung von mindestens 15 000 Menschen verantwortlich gewesen sein. In den folgenden Monaten wurden weitere vier hochrangige Verantwortliche des Regimes verhaftet und vom ECCC wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt: Nuon Chea, der Chefideologe der Roten Khmer, Ieng Sary und seine Frau Ieng Thirith, Außenminister und Sozialministerin des Regimes, sowie Khieu Samphan, von 1976 bis 1979 Staatsoberhaupt und engster Vertrauter von Pol Pot. Mit ihnen stand nun die gesamte noch lebende Führungsriege der Roten Khmer vor Gericht. Dass sie alle bis zu ihrer Verhaftung völlig unbehelligt in Kambodscha gelebt hatten und dass sich die Errichtung des Tribunals jahrelang hinzog, ließ den Schluss zu, dass interessierte Kreise absichtlich die Aufarbeitung der Verbrechen des Regimes verzögerten, um frühere Mitstreiter vor dem Gericht zu bewahren. 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Ein staatliches Sozialversicherungssystem existiert nicht, soziale Absicherung ist ausschließlich durch Familienbandemöglich.

Die Arbeitslosenquote weist eine hohe Zahl Unterbeschäftigter aus.

Die medizinische Versorgung ist unzulänglich.

Auf einen Arzt kommen 6 423 Einwohner, dieKindersterblichkeitsrate liegt bei 57 Sterbefälle pro 1 000 Lebendgeburten. 4 BILDUNG UND KULTUR Das kulturelle Erbe der Khmer-Dynastien ist von großer Bedeutung für die südostasiatische Kunst und Kultur und spiegelt sich in vielen Bereichen des heutigen Kambodschawider.

Viele Gebäude, wie der Königspalast in Phnom Penh, sind im architektonischen Stil der Khmer erbaut und mit Motiven wie dem Garuda verziert , einem mythischen Vogelsymbol des Hinduismus.

Auch kunsthandwerkliche Waren, oft aus Gold- oder Silberlamé, zeigen traditionelle Motive.

Der klassische kambodschanische Tanz stelltLegenden aus dem Leben der Götter dar. 4.1 Bildung und Schulwesen 71,3 Prozent der Kambodschaner können lesen und schreiben.

Der Bürgerkrieg zeigte auch im Bildungswesen verheerende Wirkungen.

Die Einrichtungen für höhere Bildungwurden Ende der siebziger Jahre geschlossen, und viele Lehrer wurden getötet oder starben an Hunger oder Krankheit.

In den letzten Jahren wurde begonnen, dasBildungssystem wieder aufzubauen.

Der Besuch öffentlicher Schulen ist unentgeltlich.

Sekundarschulen und höhere Schulen gibt es nur in begrenzter Zahl. 4.2 Sehenswürdigkeiten In seiner Frühzeit wurde Kambodscha von der indischen Kultur geprägt.

Die im Nordwesten Kambodschas entdeckten Ruinen des ehemaligen Khmer-Reiches (9.

bis15.

Jahrhundert) sind eine der reichsten und berühmtesten archäologischen Stätten der Welt.

Bedeutend sind vor allem die Überreste der Zentren des Khmer-Reiches: derTempelkomplex Angkor Wat, der von 1113 bis nach 1150 erbaut wurde, und die Hauptstadt Angkor Thom aus dem 13.

Jahrhundert. 4.3 Medien Alle wichtigen Medien Kambodschas werden von der Regierung kontrolliert.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen schätzte die Situation der Pressefreiheit für das Jahr2000 als „halbwegs zufrieden stellend” ein.

Zwischen den großen Städten gibt es Funkverbindungen.

Der Telefon-, Telegraphen- und Postdienst wurde 1979 wiederaufgenommen. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Nach der Verfassung von 1993 ist Kambodscha eine parlamentarische Monarchie mit dem König als Staatsoberhaupt.

Höchstes Legislativorgan ist die Nationalversammlung,deren 122 Mitglieder für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt werden.

Wahlberechtigt sind alle Bürger, die das 18.

Lebensjahr vollendet haben.

Wichtigste politischeParteien sind die Cambodian People’s Party (CPP) und der Front Uni National pour un Cambodge Indépendant, Neutre, Pacifique et Coopératif (FUNCINPEC).

Kambodscha gliedert sich verwaltungsmäßig in 21 Provinzen. 5.1 Verteidigung Kambodschas Streitkräfte bestehen aus etwa 124 300 Mann (2004).

Von 1979 bis 1989 besetzten rund 140 000 vietnamesische Soldaten das Land. 6 WIRTSCHAFT Wichtige Stützen der Wirtschaft Kambodschas sind neben dem Dienstleistungssektor und dem moderat zunehmenden Tourismus in erster Linie die Landwirtschaft.60 Prozent der Erwerbstätigen Kambodschas sind im Agrarsektor beschäftigt.

Vor dem Beginn des Krieges und der Bürgerkriegsunruhen während der siebziger und achtzigerJahre war Kambodscha weitgehend autark (unabhängig) in Bezug auf Nahrungsmittel.

Trotz geringer Erträge auf kleinen Flächen und des Anbaus von nur einer einzigenAckerfrucht pro Jahr wurden beachtliche Mengen Reis exportiert.

1974 musste dagegen Reis eingeführt werden.

Die Produktion von Kautschuk, des bis dahinzweitwichtigsten Agrarprodukts, ging ebenfalls zurück.

1975 verstaatlichten die Roten Khmer, welche die neue Regierung bildeten, sämtliche Produktionsmittel und dieLandwirtschaft.

Die Agrarproduktion verzeichnete einen leichten Anstieg, bis der Krieg 1978 und 1979 die Ernte und das Anpflanzen von Reis verhinderte, worauf eine großeHungersnot folgte.

Die Folgen des Krieges waren ebenso schwerwiegend für die kleine verarbeitende Industrie; auch wurden viele Verkehrs- undKommunikationsverbindungen zerstört.

Mitte der achtziger Jahre des 20.

Jahrhunderts begannen sowohl die Landwirtschaft als auch die Verarbeitungsindustrie, sich vonden Kriegsjahren zu erholen.

Gegen Ende des 20.

Jahrhunderts trugen die politische Stabilisierung auf der einen Seite und marktwirtschaftliche Reformen sowie die Öffnungdes Marktes für ausländische Investoren auf der anderen Seite erste Früchte.

1999 konnte Kambodscha sogar einen wirtschaftlichen Aufschwung verzeichnen.

DasBruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt 7 258 Millionen US-Dollar (2006). 6.1 Landwirtschaft Reis ist die wichtigste Feldfrucht der kambodschanischen Landwirtschaft, er wird auf 70 Prozent der Anbauflächen kultiviert.

Kautschuk, das andere bedeutendeAgrarprodukt des Landes, wird vor allem auf den Hochplateaus im Osten des Landes gewonnen.

Weitere landwirtschaftliche Erzeugnisse sind z.

B.

Mais, Maniok,Sojabohnen, Sesam, Rohrzucker, Palmzucker und Pfeffer.

Mangos, Bananen und Ananas werden für den Eigenbedarf angebaut. 6.2 Forstwirtschaft und Fischerei Die wirtschaftlich wertvollen Waldbestände Kambodschas (mit Mahagoni, Ebenholz, Teak) wurden zu erheblichen Teilen rücksichtslos ausgebeutet.

1995 verhängte dieRegierung zwar ein Exportverbot für Holz, aber der illegale Holzhandel trägt weiterhin zur Zerstörung der Wälder bei.

Der Fischfang ist ebenfalls ein wichtigerWirtschaftszweig und dient der unmittelbaren Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung.

Der Tonle Sap ist eines der bedeutendsten Fanggebiete für Süßwasserfische inSüdostasien.

Zu den in erster Linie gefangenen Fischarten gehören Karpfen und Barsche. 6.3 Bergbau In Kambodscha gibt es nur wenige bekannte Bodenschätze, von denen die Phosphat- und Edelsteinvorkommen am bedeutendsten sind.

Im Westen des Landes werdenZirkone, Saphire und Rubine in begrenztem Umfang abgebaut, in den zentralen Provinzen wird Salz gewonnen.

Bescheidene Eisenerzlagerstätten gibt es im Norden desLandes.

Kambodscha verfügt über ein riesiges Wasserkraftpotential, dessen Nutzung jedoch durch Kriegswirren und Bürgerkriege in den siebziger und achtziger Jahrenbehindert wurde. 6.4 Industrie. »

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