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Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts (Sprache & Litteratur).

Publié le 13/06/2013

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Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts (Sprache & Litteratur). Die Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts (1826) ist die bekannteste Prosaarbeit von Joseph von Eichendorff, einem der führenden Repräsentanten der deutschen Spätromantik. Das Werk beschreibt das Leben des von seinem Vater als ,,Taugenichts" gescholtenen Ich-Erzählers, der sich frohgemut auf Wanderschaft begibt, um in der Welt sein Glück zu suchen. In typisch romantischer Motivik zeigt der Protagonist seine Ablehnung der in ihrer Kälte und Rationalität als ungenügend empfundenen normalen Lebenswelt, die mit der positiv besetzten geheimnisvollen Natur, der Sphäre des einfachen Volkes, der Phantasie und der Gefühlswelt kontrastiert wird. Das ausgewählte Zitat präsentiert den Textanfang und schildert, wie der Held seine Heimat verlässt und sich auf Wanderschaft begibt. Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts ERSTES KAPITEL Das Rad an meines Vaters Mühle brauste und rauschte schon wieder recht lustig, der Schnee tröpfelte emsig vom Dache, die Sperlinge zwitscherten und tummelten sich dazwischen; ich saß auf der Türschwelle und wischte mir den Schlaf aus den Augen, mir war so recht wohl in dem warmen Sonnenscheine. Da trat der Vater aus dem Hause; er hatte schon seit Tagesanbruch in der Mühle rumort und die Schlafmütze schief auf dem Kopfe, der sagte zu mir: ,,Du Taugenichts! da sonnst du dich schon wieder und dehnst und reckst dir die Knochen müde und läßt mich alle Arbeit allein tun. Ich kann dich hier nicht länger füttern. Der Frühling ist vor der Türe, geh auch einmal hinaus in die Welt und erwirb dir selber dein Brot." - ,,Nun", sagte ich, ,,wenn ich ein Taugenichts bin, so ist's gut, so will ich in die Welt gehen und mein Glück machen." Und eigentlich war mir das recht lieb, denn es war mir kurz vorher selber eingefallen, auf Reisen zu gehn, da ich den Goldammer, der im Herbst und Winter immer betrübt an unserem Fenster sang: ,,Bauer, miet mich, Bauer miet mich!" nun in der schönen Frühlingszeit wieder ganz stolz und lustig vom Baume rufen hörte: ,,Bauer, behalt deinen Dienst!" - Ich ging also in das Haus hinein und holte meine Geige, die ich recht artig spielte, von der Wand, mein Vater gab mir noch einige Groschen Geld mit auf den Weg, und so schlenderte ich durch das lange Dorf hinaus. Ich hatte recht meine heimliche Freud', als ich da alle meine alten Bekannten und Kameraden rechts und links, wie gestern und vorgestern und immerdar, zur Arbeit hinausziehen, graben und pflügen sah, während ich so in die freie Welt hinausstrich. Ich rief den armen Leuten nach allen Seiten recht stolz und zufrieden Adjes zu, aber es kümmerte sich eben keiner sehr darum. Mir war es wie ein ewiger Sonntag im Gemüte. Und als ich endlich ins freie Feld hinauskam, da nahm ich meine liebe Geige vor und spielte und sang, auf der Landstraße fortgehend: ,,Wem Gott will rechte Gunst erweisen, Den schickt er in die weite Welt, Dem will er seine Wunder weisen In Feld und Wald und Strom und Feld. Die Trägen, die zu Hause liegen, Erquicket nicht das Morgenrot, Sie wissen nur vom Kinderwiegen, Von Sorgen, Last und Not um Brot. Die Bächlein von den Bergen springen, Die Lerchen schwirren hoch vor Lust, Was sollt' ich nicht mit ihnen singen Aus voller Kehl' und frischer Brust? Den lieben Gott laß ich nur walten; Der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld Und Erd' und Himmel will erhalten, Hat auch mein' Sach' aufs best' bestellt!" Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts. Stuttgart 1970. S. 3f. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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