Joseph Freiherr von Eichendorff (Sprache & Litteratur).
Publié le 12/06/2013
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Joseph Freiherr von Eichendorff (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857), deutscher Schriftsteller. Mit seiner Lyrik und der Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts (1826) war er neben Clemens Brentano der herausragende Vertreter der deutschen Spätromantik. Eichendorff wurde am 10. März 1788 als Sohn eines preußischen Offiziers und Freiherrn aus kleinem Landadel auf Schloss Lubowitz bei Ratibor (Oberschlesien) geboren. Mit seinem älteren Bruder Wilhelm und seiner jüngeren Schwester Louise verband ihn lebenslang ein inniges Verhältnis. Eichendorff, zu dessen Kindheitslektüre Abenteuer- und Ritterromane gehörten, erhielt zunächst von einem katholischen Hauslehrer Privatunterricht. Durch eine wenig umsichtige Wirtschaftsführung seines Vaters kam das Eichendorff'sche Gut jedoch in zunehmende finanzielle Schwierigkeiten, die eine auf einen eigenen Broterwerb ausgerichtete Ausbildung der Söhne erforderlich machten. Joseph und Wilhelm wurden daher ab 1801 auf das Königlich Katholische Matthias-Gymnasium in Breslau geschickt; aus dieser Zeit stammen erste Tagebuchaufzeichnungen. Bereits während seines Jurastudiums in Halle, Heidelberg und Berlin in den Jahren 1805 bis 1810 kam Eichendorff mit Joseph von Görres, Adam von Müller, Heinrich von Kleist, Johann Gottlieb Fichte sowie den Vertretern der so genannten Heidelberger Romantik Clemens Brentano und Achim von Arnim in Kontakt, deren Volksliedersammlung Des Knaben Wunderhorn (1806-1808) ihn faszinierte und beeinflusste. 1809 schrieb er sein erst posthum erschienenes, zur Gattung des Kunstmärchens gehörendes Erzähldebüt Die Zauberei im Herbste. 1810 übersiedelte Eichendorff nach Wien, wo er sich dem Kreis um Friedrich von Schlegel anschloss. 1812 legte er das juristische Examen ab. Zu dieser Zeit entstand mit der Unterstützung Dorothea von Schlegels, die das Werk korrigierte und wohl auch überarbeitete, der autobiographische, 1815 von Friedrich de la Motte Fouqué herausgegebene Roman Ahnung und Gegenwart, in dem bereits zahlreiche Motive auch des lyrischen Werkes (die Reise, der geheimnisvolle Wald, die melancholische Sehnsucht nach dem Verlorenen etc.) anklingen. Nach seiner Teilnahme an den Befreiungskriegen wurde Eichendorff 1816 preußischer Beamter; nach mehreren niederen und schlecht bezahlten Stellen avancierte er 1821 zum Regierungsrat in Danzig. 1824 wurde er als Präsidialrat nach Königsberg versetzt; 1831 gab er die Stellung freiwillig auf und zog nach Berlin, wo er zehn Jahre lang in untergeordneteren Positionen an verschiedenen Ministerien tätig war. Erst seine Ernennung zum Geheimen Regierungsrat 1841 sicherte ihm wieder eine feste Stellung; bereits 1844 wurde er jedoch aus gesundheitlichen Gründen pensioniert. Während seiner Beamtenjahre in Breslau, Danzig, Königsberg und Berlin entstanden die meisten und bedeutendsten seiner literarischen Werke. Nach seiner Pensionierung lebten Eichendorff und seine Frau Luise abwechselnd in Berlin, Dresden und bei der Tochter Therese in Danzig. Während eines fast zweijährigen Wienaufenthalts 1846/47 lernte Eichendorff u. a. Robert und Clara Schumann, Franz Grillparzer und Adalbert Stifter kennen. 1855 ließ sich das Ehepaar bei der Tochter im schlesischen Neiße nieder. Kurz nach dem Umzug starb Eichendorffs Frau; er selbst vereinsamte nach ihrem Tod und starb nur wenige Monate später, am 26. November 1857, an einer eigentlich harmlosen Erkältung. Seit 1956 existiert ein nach dem Dichter benannter Literaturpreis. 2 WERK Eichendorffs vom Katholizismus durchdrungene literaturhistorische Studien (z. B. Über die ethische und religiöse Bedeutung der neueren romantischen Poesie in Deutschland, 1847; Der deutsche Roman des 18. Jahrhunderts in seinem Verhältnis zum Christentum, 1851) sind wohl die am wenigsten bekannten Arbeiten des Dichters, nehmen gleichwohl aber den größten Raum in seinem Gesamtwerk ein. Sein literarisches Werk - größtenteils in der Zeit seiner Berufstätigkeit nebenher entstanden - ist vergleichsweise schmal. Wie viele Romantiker versuchte er sich in mehreren Formen; seine Versepen und Dramen (Krieg den Philistern, 1824; Die Freier, 1833; Julian, 1853; Robert und Guiscard, 1855) sind jedoch eher von untergeordneter Bedeutung. Als wichtigster Vertreter der Spätromantik etablierte sich Eichendorff vor allem mit seinen Novellen. Die zeitkritisch akzentuierten Werke Das Marmorbild (1819) und Schloss Dürande (1836) über die Wirren der Französischen Revolution reflektieren nicht zuletzt (und durchaus auch mit Anklängen an die eigene, als abgesichert und sorglos empfundene Kindheit mit ihrem ,,genügsamen Behagen") auch die melancholische Trauer um den Verlust der alten Ordnung. Demgegenüber liegt Eichendorffs berühmtester, u. a. von Thomas Mann hochgelobter Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts (1826) eine dezidiert eskapistische Tendenz zugrunde: So flieht der Protagonist, ein Troubadourkünstler, vor der Enge einer bürgerlichen Welt nach Italien. In den bewusst naiv erzählten, in der Tradition des romantischen Kunstmärchens stehenden Taugenichts ließ Eichendorff einige seiner populärsten, am Volkslied orientierten Gedichte einfließen (Wem Gott will rechte Gunst erweisen, Wenn ich ein Vöglein wär etc.). Die in der Ich-Perspektive erzählte Geschichte wurde lange einseitig als Hymne auf ein naiv-harmloses, naturverbundenes und weitgehend realitätsfernes Leben interpretiert, das damit als prototypisch für eine romantische Existenz galt. Diese Sicht vernachlässigt jedoch die ironischen Anspielungen des Autors, der im unbeschwerten - und arbeitsfreien - Leben des ,,Taugenichts" auch seine eigene Lebenssituation als hart arbeitender und dennoch wenig erfolgreicher Beamter negativ spiegelte und dem Werk dadurch eine zeitkritische Dimension verlieh. Eichendorffs beste Gedichte zeigen sich von Johann Wolfgang von Goethe ebenso wie von Novalis beeinflusst, entwickeln in Grundton und Metaphorik aber eine vollkommene Eigenständigkeit. Vor allem bespiegeln sie die romantische Idee des Dichters von der Zauberkraft der Sprache, welche die stumme Natur zum Klingen bringen kann und in einem literarischen Erkenntnisakt deren Wunder zu offenbaren sucht (,,Schläft ein Lied in allen Dingen, / Die da träumen fort und fort, / Und die Welt hebt an zu singen, / Triffst du nur das Zauberwort"). Mit seiner volksliedhaften Lyrik, die mal unbeschwert-fröhlich, mal traurig-melancholisch die Natur, die Lebensfreude und die Sehnsucht preist, prägte Eichendorff maßgeblich die populäre Vorstellung des ,,Romantischen". Er galt damit lange als ,,Sänger des deutschen Waldes"; diese verklärende Titulierung verkennt jedoch einerseits die religiöse, andererseits die soziale und politische Dimension seiner Lyrik, die als bewusster Gegenentwurf zur Lebenswirklichkeit seiner Zeit verstanden werden muss, die von tief greifenden politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen geprägt war. Die breite Popularität seiner Lyrik verdankt sich auch zahlreichen Vertonungen: So haben bedeutende Komponisten wie Robert Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms, Hugo Wolf und Richard Strauss Eichendorffs Gedichte vertont, die damit Eingang ins deutsche Volksliedgut gefunden haben. Weitere Werke Eichendorffs sind die Romane bzw. Erzählungen Viel Lärmen um nichts (1833), Dichter und ihre Gesellen (1834), Unstern (1839), Die Entführung (1839), Eine Meerfahrt (1841) und Die Glücksritter (1841), die Dramen Ezzelin von Romano (1828), Meierbeths Glück und Ende (1828) und Der letzte Held von Marienburg (1830), das Epos Lucius (1857) sowie zahlreiche, inzwischen zum Schulkanon gehörende Gedichte. Verfasst von: Thomas Köster Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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