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Johann Sebastian Bach - KUNSTLER.

Publié le 18/06/2013

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Johann Sebastian Bach - KUNSTLER. 1 EINLEITUNG Johann Sebastian Bach (1685-1750), deutscher Komponist. Er gilt als bedeutendster Vertreter des Spätbarock und als einer der überragenden Komponisten der abendländischen Musiktradition. Bach wurde am 21. März 1685 im thüringischen Eisenach geboren und erhielt die erste musikalische Ausbildung durch seinen Vater, den Stadtmusikus Johann Ambrosius Bach. Die Familie der Bach, unter denen viele Berufsmusiker waren, lässt sich in Thüringen bis 1520 zurückverfolgen. 1693 bis 1695 besuchte Bach die Lateinschule in Eisenach. Als nach seiner Mutter Elisabeth auch sein Vater starb, zog Bach zu seinem älteren Bruder Johann Christoph Bach, der in Ohrdruf als Organist tätig war. In Ohrdruf besuchte er das Gymnasium und erhielt Unterricht auf mehreren Instrumenten sowie in Musiktheorie. 2 FRÜHE JAHRE Im Jahr 1700 wurde Bach Chorknabe der angesehenen Michaelisschule in Lüneburg. Die drei Jahre, die Bach in Lüneburg verbrachte, waren für seine Entwicklung von größter Bedeutung. Von Lüneburg aus reiste er u. a. nach Hamburg, um die bedeutenden Organisten Johann Adam Reincken und Vincent Lübeck zu hören. Auch die nahe gelegene Residenzstadt Celle besuchte Bach öfter und erhielt dort wichtige Anregungen: Denn an diesem Hof wurden sowohl französische als auch italienische Musikstile auf hohem Niveau gepflegt, bevor das Orchester 1705 nach dem Tode des Herzogs aufgelöst wurde. Nach dem Abschluss der Schule 1702 erhielt Bach seine erste Anstellung als ,,Geiger und Lakai" in der Hofkapelle des Herzogs Johann Ernst von Weimar. Noch im selben Jahr wurde er jedoch als Organist und Chorleiter nach Arnstadt berufen. In Arnstadt komponierte Bach vermutlich eine Reihe von Orgel- und Cembalowerken: Choralvorspiele, Toccaten, Partiten und Fantasien. Im Oktober 1705 reiste Bach zu Fuß nach Lübeck, um sich dort bei dem berühmten Orgelvirtuosen Dietrich Buxtehude weiter zu vervollkommnen; statt den genehmigten vier Wochen blieb er Arnstadt ganze vier Monate fern. Aus der Arnstädter Zeit sind zahlreiche Querelen Bachs mit den vorgesetzten Behörden überliefert, die von dem Selbstbewusstsein des jungen Meisters zeugen. Wegen dieser Unstimmigkeiten bewarb sich Bach 1707 als Organist an der Sankt-Blasius-Kirche in Mühlhausen. Nach der Berufung heiratete er im selben Jahr seine Cousine Maria Barbara Bach, mit der er dann sieben Kinder hatte. In Mühlhausen erschloss sich Bach ein neues Arbeitsgebiet: Er kopierte Kantaten anderer Komponisten wie Buxtehude und komponierte dann seine erste erhaltene eigene Kantate, Gott ist mein König (BWV 71, 1708), zudem u. a. für eine Beerdigung auch die als Actus Tragicus bekannte Kantate Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit (BWV 106, 1707). Daneben entstanden weiterhin zahlreiche Orgelwerke. Unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen sowie dem niedrigen Gehalt und behindert von den Angriffen des pietistischen Pastors Frohne zog es Bach jedoch bald weg von Mühlhausen. Bereits im folgenden Jahr (1708) kehrte er als Hoforganist und Geiger an den Hof der Herzöge Wilhelm Ernst und Ernst August von Sachsen-Weimar zurück. Die Weimarer Jahre gelten als erster Höhepunkt in seinem Schaffen. In Weimar komponierte Bach einige seiner bedeutendsten Orgelwerke, z. B. die Passacaglia in c-Moll (BWV 582), Präludium und Fuge in f-Moll (BWV 534), Toccata und Fuge in d-Moll (BWV 538) und F-Dur (BWV 540) sowie Fantasie und Fuge c-Moll (BWV 537) und g-Moll (BWV 542). Außerdem entfaltete er eine umfangreiche Tätigkeit als Orgelsachverständiger und Pädagoge (Orgelbüchlein, BWV 599-644, 1713-1715); als virtuoser Improvisator gab er im Umland zahlreiche Orgelkonzerte und festigte seinen rasch legendäre Züge annehmenden Ruf als Organist. Außerdem studierte er zahlreiche Werke der zeitgenössischen italienischen Musik und übertrug Konzerte von Antonio Vivaldi, Arcangelo Corelli, Benedetto Marcello und anderen in Orgel- oder Cembalokonzerte. Dadurch machte er sich genauestens mit der modernen Form des italienischen Solokonzerts vertraut. Bach verband diese Einflüsse aber stets mit den Traditionen des deutschen Barocks und schuf damit eine vermischte Satztechnik, die alte und neue Stilarten und Kompositionstechniken integrierte. Als Bach sich 1713 mit dem Gedanken trug, sich nach Halle zu bewerben, wurde er vom Weimarer Herzog Wilhelm Ernst zum Konzertmeister und Leiter der geistlichen Musik in Weimar befördert - mit dem Auftrag, allmonatlich eine Kantate zu komponieren. Die Bedingungen für Bach waren exzellent: hervorragende Sänger, eine renommierte Hofkapelle und ausreichende Probenzeiten. Daraufhin entstanden in Weimar mehr als 20 Kantaten. Anders als in den Mühlhäuser Kantaten wich Bach dabei zunehmend von den konventionellen Kantaten-Modellen ab und legte den Weimarer Kantaten eigens gedichtete, ausdrucksstarke Texte, z. B. von Salomon Franck oder Erdmann Neumeister, zugrunde. Zu den bekanntesten der Weimarer Kantaten gehören Ich hatte viel Bekümmernis (BWV 21, 1714), Nun komm, der Heiden Heiland (BWV 61, 1714, mit französischen Ouvertürenmustern im Eingangschor) oder Himmelskönig, sei willkommen (BWV 182, 1714). Formal fällt die immense Vielfalt musikalischer Strategien auf: Bach schuf sich ein reichhaltiges Repertoire musikalischer Möglichkeiten. Als Bach bei der Besetzung der Hofkapellmeisterstelle übergangen wurde, verließ er Weimar im Streit und ging 1717 als Kapellmeister an den Hof des kunstsinnigen Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen. Damit war für ihn ein neues Aufgabenfeld verbunden, denn der Fürst pflegte an seinem Hof in erster Linie weltliche Instrumentalmusik. Die Zeit in Köthen bis 1720 gehört zu Bachs glücklichsten und schöpferisch produktivsten Jahren. Durch die Abgeschiedenheit des Hofes und das große musikalische Interesse des Fürsten fand Bach hervorragende Arbeitsbedingungen vor, die weder durch Kompetenzgerangel wie in Weimar noch durch religiöse Streitigkeiten wie in Mühlhausen beeinträchtigt wurden. In den sechs Köthener Jahren schuf Bach daher neben weltlichen Kantaten vor allem eine Fülle von Instrumentalkonzerten, Kammermusik für Ensembles und Soloinstrumente. Mit den sechs Brandenburgischen Konzerten (1721) für verschiedene Soloinstrumente mit Begleitung schuf Bach eines der repräsentativsten Orchesterwerke des frühen 18. Jahrhunderts in Deutschland. Spielerisch, experimentierfreudig, farbig, voller Phantasie und rhythmischer Kraft, bilden sie einen Höhepunkt in seinem Schaffen. Daneben stehen andere, ähnlich gewichtige Werke wie die Sonaten und Partiten für Violine solo, die Suiten für Violoncello solo, die vier Orchestersuiten (1717-1723), Das wohltemperierte Klavier I (1722) sowie die Englischen Suiten (um 1721) und die Französischen Suiten (1722-1725). Daneben schrieb Bach zahlreiche Klavierwerke für Unterrichtszwecke, etwa für seinen ältesten Sohn das Clavier-Büchlein für Wilhelm Friedemann Bach, die Zweistimmigen Inventionen und die Dreistimmigen Sinfonien. Im Jahr 1720 starb überraschend Bachs erste Frau. Ein Jahr später heiratete er Anna Magdalena Wilcke, mit der er weitere dreizehn Kinder hatte. Acht Tage später heiratete auch Bachs Dienstherr, Fürst Leopold, die Prinzessin Friederike Henriette von Anhalt-Bernburg. Sie war musikalisch vollkommen uninteressiert und sorgte dafür, dass auch der Fürst sich immer weniger um seine Hofmusik kümmerte. Bach begann daher, nach einer neuen Stellung Ausschau zu halten. 3 SPÄTE JAHRE Am 22. Dezember 1722 bewarb sich Bach um die Nachfolge des Leipziger Thomaskantors Johann Kuhnau. 1723 erhielt er nach der Absage anderer Kandidaten als eine Art Kompromisskandidat die Stelle und zog nach Leipzig, um die Stelle eines Kantors an Thomaskirche und -schule und das Amt des Musikdirektors der Leipziger Kirchen zu übernehmen. In dieser Funktion war er für die kirchliche und weltliche Musikpflege der Stadt zuständig. Obwohl die Messe- und Universitätsstadt Leipzig eine der wohlhabendsten Städte Deutschlands war, bedeutete der Wechsel vom Hofkapellmeister zum Kantor einen Abstieg, dem allerdings durch die relativ gute Absicherung der städtischen Position auch Vorteile angesichts der unsicheren Perspektive am Hof gegenüberstanden. Die Arbeitslast war jedoch immens für Bach: Er musste nicht nur die Kirchenmusik an den vier Hauptkirchen betreuen, ständig neue Werke dafür schreiben, einstudieren und aufführen, Hochzeiten, Begräbnisse, Geburts- und Trauerfeiern sowie städtische Festlichkeiten musikalisch gestalten, sondern auch an der Thomasschule Musik-, Instrumental-, Gesangs- und Lateinunterricht erteilen. Dazu kamen weitere Verpflichtungen wie Prüfungen, Orgelabnahmen, Verwaltung des städtischen Instrumentariums und die ständig wachsende Familie. Trotz der zum Teil sehr schlechten Arbeitsbedingungen leistete Bach in den ersten Leipziger Jahren ein enormes Pensum. Allwöchentlich schrieb er eine neue Kantate, insgesamt fünf vollständige Jahreszyklen von Sonntags- und Festtagskantaten mit rund 300 Werken (von denen etwa 200 erhalten sind). Für die großen kirchlichen Feste entstanden das Weihnachtsoratorium (BWV 248, 1734), fünf Passionsvertonungen (komplett erhalten sind nur die Johannespassion, BWV 244, 1724, und die Matthäuspassion, BWV 245, 1727 oder 1729), die h-Moll-Messe (BWV 232, 1724 bis um 1747/1749), das Magnificat (BWV 243, 1723), das Himmelfahrtsoratorium (BWV 11, 1735) und das Osteroratorium (BWV 249; 1725-1735). Für Beerdigungen schrieb Bach seine Motetten BWV 225-231, die zu den bedeutendsten Vokalwerken des 18. Jahrhunderts gehören. Daneben jedoch entstanden zudem zahlreiche andere Werke - die großen zyklischen Instrumental- und Vokalkompositionen sowie Orgel-, Klavier- und Kirchenwerke, z. B. die vier Orchestersuiten (1717-1730), mehrere Instrumentalkonzerte, die Orgelchoräle, die vier Teile der Clavier-Übung oder das Zweite Clavier-Büchlein (nun für seine Frau Anna Magdalena Bach). Neben den in dieser Zeit verfassten Klavierwerken, die weitgehend als Lehrwerke für seine Schüler, darüber hinaus auch als Studienwerke für ein größeres Publikum gedacht waren, schrieb Bach die großen Zyklen der Goldbergvariationen (1742) und des wohltemperierten Klaviers II (1744). In Leipzig schuf sich Bach seinen Ruf als hervorragender Orgelvirtuose, Komponist, Kompositionslehrer und Orgelgutachter. Ab 1729 leitete er zudem mit dem Collegium musicum wieder eine weltliche Vereinigung von Instrumentalisten, für die er zahlreiche Werke komponierte. In den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts durchlebte Bach einige schwere Krisen: Wegen der mangelhaften Arbeitsbedingungen und der steten Beschränkungen der finanziellen und personellen Ausstattung der Kirchenmusik lag er ständig im Streit mit den Behörden der Stadt, die in ,,aufgeklärter Haltung" seine ,,altmodischen Musikformen" kritisierten. Aus Verärgerung darüber zog sich Bach immer mehr aus dem öffentlichen Leben zurück. Versuche, eine andere Anstellung zu finden (Danzig, Dresden, Berlin), schlugen fehl. Dennoch blieb Bach weiter höchst produktiv: Das Musicalische Opfer (1747) und die Kunst der Fuge (1749/50), ein Werk, in dem Bach die verschiedenen kontrapunktischen Bearbeitungsarten in 16 Fugen und vier Kanons exemplarisch vorführt, bilden die großen Summen seines Spätwerks. Gerade die letzten Werke ziehen eine Bilanz der Vergangenheit, aber sie greifen zugleich noch einmal weit ins Spekulative aus und eröffnen gänzlich neue Wege. Fast erblindet starb Bach nach zwei Schlaganfällen am 28. Juli 1750 in Leipzig. Von seinen 20 Kindern wurden vier Söhne ebenfalls Komponisten von Rang: Wilhelm Friedemann Bach, Carl Philipp Emanuel Bach, Johann Christian Bach und Johann Christoph Friedrich Bach. 4 DIE WIEDERENTDECKUNG BACHS Durch den tief greifenden musikalischen Stilwandel in der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde Bach nach seinem Tod weniger als Komponist denn als Orgel- und Cembalospieler in Erinnerung gehalten. Seine wiederholten Reisen hatten ihm den Ruf eingebracht, der bedeutendste Organist seiner Zeit zu sein, sein kontrapunktischer Stil hingegen galt schon den Zeitgenossen zunehmend als veraltet. Die meisten von ihnen bevorzugten die neuen, frühklassischen Stilrichtungen, die melodiebetonter, homophoner, einfacher und weniger kontrapunktisch angelegt waren als Bachs Werke. Und so wurden seine Schöpfungen rund 80 Jahre lang wenig beachtet, obwohl sie von einigen großen Musikern - unter ihnen Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven - bewundert wurden. Erst im 19. Jahrhundert erwachte das breite Interesse an Bachs Werken erneut. Eines der entscheidenden Ereignisse war die Wiederaufführung der Matthäuspassion durch Felix Mendelssohn Bartholdy im Jahr 1829 (100 Jahre nach der Uraufführung). Die 1850 gegründete Bach-Gesellschaft widmete sich der Auffindung, Redaktion und Herausgabe der Werke Bachs, so dass diese seit dem späten 19. Jahrhundert wieder zum Kernbestand des barocken Repertoires gehörten. Da die Wiederentdeckung Bachs jedoch mit der Blüte der romantischen Musik zusammenfiel, kam es dabei oft zu krassen Verzerrungen von Bachs ursprünglicher Aufführungspraxis. Die Forschung des 20. Jahrhunderts, die anfangs vom Enthusiasmus Albert Schweitzers getragen wurde, hat nach und nach Aufführungsformen rekonstruiert, die Bachs Zeit und seiner Musik gerechter werden. 5 WERK Bachs Werk umfasst nahezu alle musikalischen Gattungen mit Ausnahme der Oper. Der Formenbestand der spätbarocken Musik wurde durch Bach um wichtige Bereiche erweitert (Cembalokonzerte, Kammermusik); die bestehenden Gattungen hob er durch die Qualität und ästhetische Dichte seiner Werke weitgehend auf ein neues Niveau. Auch wenn die Entstehung seiner Werke meist die Schwerpunkte seiner jeweiligen Tätigkeit reflektiert (so entstand ein Großteil der Orgelmusik während seiner Organistenjahre in Arnstadt, Mühlhausen und Weimar), schuf er sich doch in seinen jeweiligen Positionen immer auch die Freiräume für Experimente aller Art. Die zahlreichen Auseinandersetzungen mit seinen Auftraggebern ergeben das Bild eines selbstbewussten, verantwortungsvollen und emanzipierten Künstlers. In Bachs Werk zeigt sich zum einen eine genaue Kenntnis der musikalischen Traditionen, daneben aber auch seine immense Ausdruckskraft, seine schöpferische Phantasie und seine Virtuosität als Instrumentalist. Bach komponierte immer exemplarisch: In seinen Werken durchdachte er kompositorische Probleme und fand dabei oft zu überraschenden, stets aber beispielhaften Lösungen. Bach blieb nicht in der Sicherheit seines Könnens stehen; er entwickelte sein Leben lang sein Können weiter, auch indem er die Musik seiner Zeitgenossen genau studierte, überarbeitete oder neu arrangierte. Bis in seine letzten Jahre hinein blieb er äußerst aufmerksam, was die neuen Entwicklungen des Komponierens anging: Die vielleicht überraschendste all seiner Bearbeitungen ist die Kantate Tilge, Höchster, meine Sünden (BWV 1083, um 1746/47), eine Übernahme des Stabat mater des jungen Giovanni Battista Pergolesi, eines Vertreters des ganz modernen Stils. Auch seine eigenen Werke überarbeitete Bach mitunter neu; dem verdanken wir die großen Sammlungen etwa der Schübler-Choräle oder des wohltemperierten Klaviers, aber auch die Fertigstellung der h-Moll-Messe auf der Basis älterer Einzelsätze. In beiden Fällen - bei der Bearbeitung fremder sowie der Revision eigener Werke - zeigte Bach ein geradezu systematisches Interesse am Durchdenken kompositorischer Problemstellungen: Sein Ziel war es, neue Möglichkeiten, die in diesen fertig gestellten Werken noch nicht realisiert wurden, zu finden und zu entwickeln. Bachs hartnäckiges Bemühen um Vervollkommnung und Weiterentwicklung führte ihn zu einer ständigen Erweiterung der expressiven und strukturellen Möglichkeiten der Barockmusik. Verfasst von: Krämer, Jörg und Theilacker, Jörg Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« (BWV 11, 1735) und das Osteroratorium (BWV 249; 1725-1735).

Für Beerdigungen schrieb Bach seine Motetten BWV 225-231, die zu den bedeutendsten Vokalwerken des 18.

Jahrhunderts gehören.

Daneben jedoch entstanden zudem zahlreiche andere Werke – die großen zyklischen Instrumental- und Vokalkompositionen sowie Orgel-,Klavier- und Kirchenwerke, z.

B.

die vier Orchestersuiten (1717-1730), mehrere Instrumentalkonzerte, die Orgelchoräle, die vier Teile der Clavier-Übung oder das Zweite Clavier-Büchlein (nun für seine Frau Anna Magdalena Bach).

Neben den in dieser Zeit verfassten Klavierwerken, die weitgehend als Lehrwerke für seine Schüler, darüber hinaus auch als Studienwerke für ein größeres Publikum gedacht waren, schrieb Bach die großen Zyklen der Goldbergvariationen (1742) und des wohltemperierten Klaviers II (1744).

In Leipzig schuf sich Bach seinen Ruf als hervorragender Orgelvirtuose, Komponist, Kompositionslehrer und Orgelgutachter.

Ab 1729 leitete er zudem mit dem Collegium musicum wieder eine weltliche Vereinigung von Instrumentalisten, für die er zahlreiche Werke komponierte. In den dreißiger Jahren des 18.

Jahrhunderts durchlebte Bach einige schwere Krisen: Wegen der mangelhaften Arbeitsbedingungen und der steten Beschränkungen derfinanziellen und personellen Ausstattung der Kirchenmusik lag er ständig im Streit mit den Behörden der Stadt, die in „aufgeklärter Haltung” seine „altmodischenMusikformen” kritisierten.

Aus Verärgerung darüber zog sich Bach immer mehr aus dem öffentlichen Leben zurück.

Versuche, eine andere Anstellung zu finden (Danzig,Dresden, Berlin), schlugen fehl.

Dennoch blieb Bach weiter höchst produktiv: Das Musicalische Opfer (1747) und die Kunst der Fuge (1749/50), ein Werk, in dem Bach die verschiedenen kontrapunktischen Bearbeitungsarten in 16 Fugen und vier Kanons exemplarisch vorführt, bilden die großen Summen seines Spätwerks.

Gerade die letztenWerke ziehen eine Bilanz der Vergangenheit, aber sie greifen zugleich noch einmal weit ins Spekulative aus und eröffnen gänzlich neue Wege.

Fast erblindet starb Bach nachzwei Schlaganfällen am 28.

Juli 1750 in Leipzig.

Von seinen 20 Kindern wurden vier Söhne ebenfalls Komponisten von Rang: Wilhelm Friedemann Bach, Carl PhilippEmanuel Bach, Johann Christian Bach und Johann Christoph Friedrich Bach. 4 DIE WIEDERENTDECKUNG BACHS Durch den tief greifenden musikalischen Stilwandel in der Mitte des 18.

Jahrhunderts wurde Bach nach seinem Tod weniger als Komponist denn als Orgel- undCembalospieler in Erinnerung gehalten.

Seine wiederholten Reisen hatten ihm den Ruf eingebracht, der bedeutendste Organist seiner Zeit zu sein, sein kontrapunktischerStil hingegen galt schon den Zeitgenossen zunehmend als veraltet.

Die meisten von ihnen bevorzugten die neuen, frühklassischen Stilrichtungen, die melodiebetonter,homophoner, einfacher und weniger kontrapunktisch angelegt waren als Bachs Werke.

Und so wurden seine Schöpfungen rund 80 Jahre lang wenig beachtet, obwohl sievon einigen großen Musikern – unter ihnen Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven – bewundert wurden. Erst im 19.

Jahrhundert erwachte das breite Interesse an Bachs Werken erneut.

Eines der entscheidenden Ereignisse war die Wiederaufführung der Matthäuspassion durch Felix Mendelssohn Bartholdy im Jahr 1829 (100 Jahre nach der Uraufführung).

Die 1850 gegründete Bach-Gesellschaft widmete sich der Auffindung, Redaktion undHerausgabe der Werke Bachs, so dass diese seit dem späten 19.

Jahrhundert wieder zum Kernbestand des barocken Repertoires gehörten.

Da die Wiederentdeckung Bachsjedoch mit der Blüte der romantischen Musik zusammenfiel, kam es dabei oft zu krassen Verzerrungen von Bachs ursprünglicher Aufführungspraxis.

Die Forschung des20.

Jahrhunderts, die anfangs vom Enthusiasmus Albert Schweitzers getragen wurde, hat nach und nach Aufführungsformen rekonstruiert, die Bachs Zeit und seiner Musikgerechter werden. 5 WERK Bachs Werk umfasst nahezu alle musikalischen Gattungen mit Ausnahme der Oper.

Der Formenbestand der spätbarocken Musik wurde durch Bach um wichtige Bereicheerweitert (Cembalokonzerte, Kammermusik); die bestehenden Gattungen hob er durch die Qualität und ästhetische Dichte seiner Werke weitgehend auf ein neues Niveau.Auch wenn die Entstehung seiner Werke meist die Schwerpunkte seiner jeweiligen Tätigkeit reflektiert (so entstand ein Großteil der Orgelmusik während seinerOrganistenjahre in Arnstadt, Mühlhausen und Weimar), schuf er sich doch in seinen jeweiligen Positionen immer auch die Freiräume für Experimente aller Art.

Diezahlreichen Auseinandersetzungen mit seinen Auftraggebern ergeben das Bild eines selbstbewussten, verantwortungsvollen und emanzipierten Künstlers. In Bachs Werk zeigt sich zum einen eine genaue Kenntnis der musikalischen Traditionen, daneben aber auch seine immense Ausdruckskraft, seine schöpferische Phantasieund seine Virtuosität als Instrumentalist.

Bach komponierte immer exemplarisch: In seinen Werken durchdachte er kompositorische Probleme und fand dabei oft zuüberraschenden, stets aber beispielhaften Lösungen.

Bach blieb nicht in der Sicherheit seines Könnens stehen; er entwickelte sein Leben lang sein Können weiter, auchindem er die Musik seiner Zeitgenossen genau studierte, überarbeitete oder neu arrangierte.

Bis in seine letzten Jahre hinein blieb er äußerst aufmerksam, was die neuenEntwicklungen des Komponierens anging: Die vielleicht überraschendste all seiner Bearbeitungen ist die Kantate Tilge, Höchster, meine Sünden (BWV 1083, um 1746/47), eine Übernahme des Stabat mater des jungen Giovanni Battista Pergolesi, eines Vertreters des ganz modernen Stils.

Auch seine eigenen Werke überarbeitete Bach mitunter neu; dem verdanken wir die großen Sammlungen etwa der Schübler-Choräle oder des wohltemperierten Klaviers , aber auch die Fertigstellung der h-Moll-Messe auf der Basis älterer Einzelsätze.

In beiden Fällen – bei der Bearbeitung fremder sowie der Revision eigener Werke – zeigte Bach ein geradezu systematisches Interesse amDurchdenken kompositorischer Problemstellungen: Sein Ziel war es, neue Möglichkeiten, die in diesen fertig gestellten Werken noch nicht realisiert wurden, zu finden undzu entwickeln.

Bachs hartnäckiges Bemühen um Vervollkommnung und Weiterentwicklung führte ihn zu einer ständigen Erweiterung der expressiven und strukturellenMöglichkeiten der Barockmusik. Verfasst von:Krämer, Jörg und Theilacker, JörgMicrosoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation.

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