Jean Paul (Sprache & Litteratur).
Publié le 12/06/2013
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Jean Paul (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Jean Paul, eigentlich Johann Paul Friedrich Richter, (1763-1825), Schriftsteller. Bekannt wurde er als Verfasser skurril-humoristischer, teilweise ins Phantastische ausgeweiteter Romane. Jean Paul wurde am 21. März 1763 in Wunsiedel geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Der Tod des Vaters 1779 zwang den nun völlig Mittellosen zum Abbruch seines Theologiestudiums in Leipzig. Jean Paul nahm 1786 eine Hauslehrertätigkeit auf und leitete von 1790 bis 1794 eine Privatschule in Schwarzenbach. Nach dem Tod seiner Mutter 1797 lebte er wieder kurze Zeit in Leipzig und ging anschließend nach Weimar, wo er sich bereits 1796 auf Einladung Charlotte von Kalbs aufgehalten hatte. Die damals mit Johann Gottfried Herder geknüpfte Freundschaft wurde erneuert, doch mit Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich von Schiller, den neben Herder und Christoph Martin Wieland wichtigsten Repräsentanten des Weimarer Geisteslebens, trat er nicht näher in Verbindung. Mit seiner Ehegattin Caroline Mayer (seit 1801) ließ sich Jean Paul nach kurzen Zwischenstationen in Meiningen und Coburg 1804 in Bayreuth nieder. Trotz zunehmender Erfolge als Schriftsteller befand er sich zeitlebens in bedrängten finanziellen Verhältnissen, die nur durch eine staatliche Pension gemildert wurden. Nach seinem Tod am 14. November 1825 in Bayreuth geriet sein Werk schnell in Vergessenheit und wurde erst im Lauf des 20. Jahrhunderts wieder entdeckt und in seiner Bedeutung gewürdigt. Heute ist der Bayerische Jean-Paul-Preis nach dem Autor benannt. Preisträger waren bisher u. a. Friedrich Dürrenmatt (1985), Botho Strauß (1987), Hermann Lenz (1991), Siegfried Lenz (1995) und Günter de Bruyn (1997). Die Jean-Paul-Gesellschaft in Bayreuth pflegt das Andenken des Dichters und die wissenschaftliche Erforschung seiner Werke. Sie verleiht zudem jährlich die Jean-Paul-Medaille an verdiente Schriftsteller. 2 WERK Die frühen Prosasatiren Jean Pauls standen deutlich unter dem Einfluss der didaktisch-rationalistischen Schriften Jonathan Swifts und Alexander Popes. Sie blieben ohne nennenswertes Echo (Auswahl aus des Teufels Papieren, 1789). Möglicherweise unter dem Eindruck einer Todesvision änderten sich seine Denkart und seine literarischen Ausdrucksformen in der Folge, was bereits in dem 1793 veröffentlichten Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wuz in Auenthal in Erscheinung trat. Die im Untertitel als Eine Art Idylle bezeichnete Erzählung vereinte Züge dieser literarischen Gattung mit der Moralsatire nach dem Muster Jean de La Bruyères. Der Staats- und Bildungsroman Die unsichtbare Loge (1793) wiederum war geprägt von einer illusionslosen, humorvoll-resignativen Weltsicht. Seinen literarischen Ruhm begründete der Roman Hesperus (1795). Hier griff Jean Paul auf den durch Lawrence Sterne und Samuel Richardson populären sentimentalen Roman zurück. Er bereicherte dieses Modell um pietistisches Gedankengut und vor allem um eine phantasie- und kraftvolle Bildersprache, die charakteristisch für sein weiteres Schaffen werden sollte. Zu einem unverwechselbaren Zug seiner Dichtungen wurden zudem virtuose und häufig kuriose Wortspiele, die mitunter bereits im Titel in Erscheinung traten. In rascher Folge entstanden die humoristischen Romane Leben des Quintus Fixlein, aus fünfzehn Zettelkästen gezogen (1795), Jean Pauls biographische Belustigungen unter der Hirnschale einer Riesin (1796) und Blumen- Frucht- und Dornenstükke oder Ehestand, Tod und Hochzeit des Armenadvokaten F. S. Siebenkäs im Reichsmarktflecken Kuhschnappel (1796). Während der autobiographisch akzentuierte Siebenkäs recht konventionell das Muster des Entwicklungsromans reproduzierte, verfolgte Jean Paul mit Titan (4 Bde., 1800-1803) die Idee des ,,gegen den Strich" geschriebenen Bildungsromans. Im Titan setzte er sich u. a. kritisch mit zeitgenössischen sozialrevolutionären Ideen und Bildungskonzepten auseinander und verband dieses Anliegen allerdings mit einer extrem verschlungenen, ins Fragmentarische mündenden Handlung. Im Spätwerk verstärkten sich Jean Pauls pessimistische Grundhaltung und die pädagogische Tendenz seiner Schriften. Die Arbeit an seinem letzten Roman Der Komet, oder Nikolaus Marggraf. Eine komische Geschichte (1820-1823) brach er unter dem Eindruck des Todes seines Sohnes ab, und die im letzten Lebensjahrzehnt einsetzende Erblindung (1814) ließ seine Schaffenskraft endgültig versiegen. Neben den erzählerischen Werken widmete sich Jean Paul auch theoretischen Schriften, vorrangig poetologischen Inhalts, wie die Vorschule der Ästhetik (1804), die seinerzeit in Literatenkreisen lebhaft diskutiert wurde. Mit Levana oder die Erziehungslehre (1807) hingegen legte er eine Abhandlung über das Erziehungswesen vor, und in Politische Fastenpredigten während Deutschlands Marterwoche (1817) kommentierte er politischsoziale Zeitfragen. Die durch zahlreiche Abschweifungen komplizierte Struktur seiner Werke und ihr nicht minder eigenwilliger Sprachduktus haben auf Zeitgenossen und Nachwelt gleichermaßen faszinierend wie abstoßend gewirkt. Zu seinen größten Bewunderern zählte der phantastische Erzähler E. T. A. Hoffmann, der hinsichtlich der grotesken Komik als Wahlverwandter Jean Pauls gilt. Zum ersten Band seiner Fantasiestücke (1814) bat er sich eigens ein Vorwort des verehrten Dichters aus. Schon in der nachfolgenden Generation aber fanden Jean Pauls Werke nur noch eine spärliche Leserschaft, und erst seit zwanzig Jahren sind sie in einer mustergültigen Edition greifbar. Aus heutiger Sicht bilden der Roman Flegeljahre (1804) und die Erzählung Dr. Katzenbergers Badereise (1809) die am einfachsten lesbaren Werke. Insgesamt gesehen reflektiert Jean Pauls Werk in vielen Facetten das literarische und weltanschauliche Spektrum seiner Epoche. Indessen nimmt es - darin Heinrich von Kleist und Friedrich Hölderlin vergleichbar - doch eine Sonderstellung innerhalb der deutschen Dichtung ein und fand keine Nachfolger im engeren Sinne. 1996 erschien unter dem Titel Ideen-Gewimmel in der von Hans Magnus Enzensberger herausgegebenen Anderen Bibliothek eine Sammlung von über anderthalbtausend Jean Paul'scher Aphorismen, Sprüche, Notizen und Worterfindungen aus dem Nachlass (,,Wenn sie eine Gans isset, bleibt doch noch immer eine übrig"; ,,Auch der Urin gibt einen Regenbogen"; ,,Der Rezensent ist in der Blüte seiner Jahre, was ich schon daraus sehe, dass er keine Früchte zeigt"). Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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