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Italien - geographie.

Publié le 06/06/2013

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Italien - geographie. 1 EINLEITUNG Italien (italienisch Italia), Republik in Südeuropa. Italien grenzt im Norden an die Schweiz und an Österreich, im Osten an Slowenien und an das Adriatische Meer, im Süden an das Ionische Meer, im Westen an das Tyrrhenische Meer und das Ligurische Meer und im Nordwesten an Frankreich. Zusätzlich zum Festland gehören die Mittelmeerinseln Elba, Sardinien, Sizilien und einige kleinere Inseln und Inselgruppen (u. a. die Toskanischen Inseln, Ischia, Capri und die Liparischen Inseln) zum italienischen Staatsgebiet. Die unabhängigen Staaten San Marino und Vatikanstadt stellen politisch selbständige Enklaven innerhalb des Festlandes dar. Letzterer ist ein päpstlicher Staat und ist fast gänzlich von Rom, der Hauptstadt Italiens, umgeben. Die Staatsfläche Italiens beträgt 301 323 Quadratkilometer. 2 LAND Mehr als die Hälfte des italienischen Staatsgebiets wird von der Italienischen Halbinsel eingenommen. Von Nordwesten bis Südosten misst Italien etwa 1 145 Kilometer. Seine maximale Breite auf dem Festland weist das Land mit circa 610 Kilometern im Norden auf, die Halbinsel kommt nur auf einen Höchstwert von 240 Kilometer. Italien gliedert sich in drei unterschiedliche Naturräume; dies sind die Alpen, die Poebene und die Apenninen. Rund zwei Drittel des Staatsgebiets sind Hochgebirge. Im Norden hat das Land Anteil an den Alpen, welche die natürliche Grenze zu Mitteleuropa bilden. Im Nordwesten erstrecken sich Teile der kristallinen West- und Zentralalpen, im Nordosten Gebiete der südlichen Kalkalpen mit den Dolomiten auf italienischem Staatsgebiet. Die Alpen verlaufen in einem weiten Bogen von Ventimiglia an der Küste des Ligurischen Meeres im Westen bis Gorizia an der Grenze zu Slowenien im Osten. Zu den spektakulärsten Gipfeln gehören z. B. der Monte Cervino (4 478 Meter) und der Gran Paradiso (4 061 Meter). Italiens höchste Erhebung befindet sich in der Nähe des Gipfels des Montblanc (Monte Bianco) an der italienisch-französisch-schweizerischen Grenze. Der Gipfel des Montblanc (4 810 Meter) liegt auf französischem Gebiet. Im östlichen Teil des italienischen Alpenanteils ragen die Dolomiten in der Marmolada bis in eine Höhe von 3 342 Metern auf. Insgesamt erreichen 18 Gipfel der Dolomiten Höhen von mehr als 3 000 Metern. Aus den Alpen reichen zum Teil tief eingeschnittene Täler in das südliche Alpenvorland. Dort dämmen Moränen die durch die Tätigkeit von Gletschern während der vergangenen Eiszeiten entstandenen Becken nach Süden hin ab. In diesen Becken entstanden durch das beim nacheiszeitlichen Abschmelzen der Gletscher anfallende Schmelzwasser zum Teil sehr große Seen. Zwischen den Alpen und den Apenninen breitet sich die weite, von Westen nach Osten reichende Poebene aus. Sie ist das fruchtbarste Gebiet und gleichzeitig die wirtschaftlich aktivste Region des Landes. Im nordöstlichen Teil geht die Poebene in das Tiefland von Venetien über. Der Küstenabschnitt am Adriatischen Meer ist in diesem Bereich überaus flach und wird von zahlreichen Strandseen und Lagunen geprägt. Die Alpen werden in Ligurien nur durch einen schmalen Küstenstreifen von den Apenninen getrennt. Bei diesen handelt es sich um ein lang gestrecktes, geologisch junges Faltengebirge, das überwiegend Mittelgebirgscharakter hat. Die nördlichen Apenninen ziehen sich von den Seealpen entlang des Golfes von Genua bis zu den Quellen des Tiber und erreichen ihre höchste Erhebung im Monte Cimone (2 165 Meter). Die zentralen Apenninen beginnen an den Quellen des Tiber und setzen sich aus mehreren parallel zueinander verlaufenden Gebirgsketten zusammen. Im Osten dieses zerklüfteten Gebirgszuges liegt der mit 2 912 Meter höchste Gipfel der Apenninen, der Corno Grande im Massiv Gran Sasso d'Italia, das in den Abruzzen liegt. In ihrem zentralen Abschnitt greifen die Apenninen in einem Bogen weit nach Osten aus; die Beckenlandschaften im Westen werden u. a. von Arno, Ombrone und Tiber durchflossen. Die südlichen Apenninen verlaufen vom Flusstal des Sangro bis zur Küste des Golfes von Tarent in südöstlicher, dann weiter in südlicher Richtung. Im südlichsten Teil der Apenninen auf dem italienischen Festland erheben sich in Kalabrien die Bergmassive La Sila (1 928 Meter) und Aspromonte (1 955 Meter). Ausläufer der Apenninen reichen bis nach Sizilien und bilden dort die Bergketten Nebrodi und Madonie. Wie andere Alpenländer verzeichnet auch Italien einen drastischen Gletscherrückgang. Während Gletscher gegen Ende des 19. Jahrhunderts noch rund 1 000 Quadratkilometer bedeckt hatten, waren es Ende des 20. Jahrhunderts nur noch etwa 500 Quadratkilometer. Zahlreiche kleinere Gletscher verschwanden, größere - wie etwa am Ortler - nahmen stark an Fläche ab. Als Grund für diese Entwicklung führen Glaziologen den Treibhauseffekt an. Nur circa ein Drittel der gesamten Oberfläche Italiens ist Flachland, das größte zusammenhängende Gebiet dieser Art befindet sich in der Lombardei. Die italienische Küste entlang des Adriatischen Meeres ist im Norden flach und sandig und geht in seichtes Gewässer über. Abgesehen von Venedig können aus Mangel an entsprechenden Häfen hochseetaugliche Schiffe in diesem Bereich nur schwer anlegen. Etwas südlich von Rimini wird die Ostküste der Halbinsel von den Vorsprüngen der Apenninen gesäumt. Auf mittlerer Höhe entlang der Westküste sind drei Streifen flachen Sumpfgebiets entwickelt, die Campagna Romana, die Pontinischen Sümpfe und die Maremmen. Ansonsten wird die Westküste des Landes über weite Strecken von Buchten gegliedert, in denen zahlreiche natürliche Ankerplätze zur Verfügung stehen. Im Nordwesten befindet sich im Golf von Genua der Hafen der wichtigen Handelsstadt Genua. Neapel, eine weitere bedeutende Hafenstadt der Westküste, liegt an dem vom Vulkan Vesuv überragten Golf von Neapel. Etwas weiter südlich schließt der Golf von Salerno mit dem Hafen von Salerno an. Am südlichen Ende der Halbinsel bildet der Golf von Tarent eine tiefe Einbuchtung ins Landesinnere und trennt damit den so genannten ,,Absatz" von Italien von der ,,Spitze" (Kalabrien). Die Ausläufer der Apenninen reichen bis über die Straße von Messina und durchqueren die Insel Sizilien. Auf dieser liegt der Vulkan Ätna (3 323 Meter), der aktivste Vulkan Europas. Ein weiterer noch tätiger Vulkan erhebt sich auf Stromboli, einer der Liparischen Inseln nordwestlich der Straße von Messina. Italien wird jedoch nicht nur von Vulkanausbrüchen, sondern auch von zahlreichen kleineren Erdbeben, vor allem in den südlichen Regionen, heimgesucht. 2.1 Flüsse und Seen Italien verfügt über zahlreiche Flüsse, die längsten sind der Po und die Etsch. Der 652 Kilometer lange Po ist von Turin bis zu seiner Mündung ins Adriatische Meer schiffbar und stellt mit seinen Nebenflüssen circa 965 Kilometer inländischer Wasserwege bereit. Die Etsch (410 Kilometer) entspringt am Reschenpass, durchfließt die Ebene des Po, mit dem sie durch Kanäle verbunden ist, und mündet nördlich des Po in das Adriatische Meer. Die Flüsse der Italienischen Halbinsel sind überwiegend seicht, während der Sommermonate oft ausgetrocknet und folglich für die Schifffahrt und die Industrie wenig geeignet. Arno und Tiber sind die längsten Flüsse dieser Apenninenhalbinsel. Der Arno entspringt in den Apenninen und fließt etwa 241 Kilometer in westlicher Richtung durch ein fruchtbares, landwirtschaftlich genutztes Tal und durchquert auch die Städte Florenz und Pisa. In der Nähe der Quellen des Arno liegen auch die des Tiber, der durch Rom fließt. Auf dem Staatsgebiet von Italien befinden sich auch zahlreiche Seen. Die größten sind im Norden des Landes der Gardasee, der Lago Maggiore, der Comer See und der Iseosee. Sie befinden sich am südlichen Alpenrand in den ehemals von Gletschern ausgeschürften Becken. Die größten Seen auf der Halbinsel sind der Trasimenische See, der Bolsenasee und der Braccianosee. 2.2 Klima Italiens Klima ist aufgrund der großen Längenerstreckung und des stark gegliederten Reliefs äußerst vielfältig und reicht vom alpinen Klima der höheren Lagen der Alpen und der Apenninen bis hin zum subtropischen Klima entlang der Küsten des Ligurischen Meeres und der südlichen Abschnitte der Halbinsel. Das Gebiet der Alpen ist je nach Höhenlage durch kühlgemäßigte bis alpine Bedingungen gekennzeichnet. Hauptregenzeit ist im Gebirge der Sommer. Die mittleren Monatstemperaturen in Bozen liegen im Januar bei 0 °C, im Juli bei 22 °C. In Bozen werden mittlere Jahresniederschläge von etwa 800 Millimetern verzeichnet. Die Poebene ist durch winterkaltes Klima geprägt. Die Niederschläge fallen hier weniger im Sommer, sondern erreichen ihre Höchstwerte im Frühling und im Herbst. Die Monatsmitteltemperaturen liegen in Mailand bei 2 °C (Januar) bzw. 23 °C (Juli); der mittlere Jahresniederschlag beläuft sich hier auf etwa 900 Millimeter. Das Klima auf der Halbinsel unterliegt hohen regionalen Schwankungen, die hauptsächlich durch die Apenninen verursacht und von den Winden der umliegenden Meere beeinflusst werden. Die klimatischen Bedingungen zeigen hier eine deutliche Abhängigkeit von der Entfernung zum Meer und der Höhenlage. In den Ebenen und in den tieferen Lagen der Apenninen sind die Winter mild, die Sommer sehr warm. Extrem hohe Temperaturen während der warmen Jahreszeit werden durch die kühlenden Brisen vom Mittelmeer gemildert. Auf der gleichen geographischen Breite im Osten der Halbinsel sind die Temperaturen wesentlich niedriger, was vor allem an den vorherrschenden nordöstlichen Winden liegt. In den Küstenregionen Italiens herrscht mediterranes Klima; die Sommer sind heiß und trocken, die Winter mild und feucht. In San Remo, an der Küste des Ligurischen Meeres, nahe der Grenze zu Frankreich, liegt die mittlere Januartemperatur bei 10 °C, die des Juli bei 23 °C; die Jahresniederschläge betragen rund 800 Millimeter. Ähnlich sind die klimatischen Bedingungen entlang der Westküste bis nach Sizilien, wo die Sommer noch etwas wärmer sind (Julimittel 25 °C); allerdings ist es mit circa 500 Millimetern trockener als in den nördlicher gelegenen Küstengebieten. 2.3 Flora und Fauna Früher waren weite Teile Italiens mit Wald bedeckt. Intensive Rodungen zum Zweck der Ausweitung von Siedlungs- und Agrarflächen sowie zur Gewinnung von Brennholz und Rohstoffen für den Schiffsbau führten während der vergangenen Jahrhunderte zum Verlust weiter Waldflächen. Die verbliebenen Laub- und Nadelwälder in den Alpenregionen gehen ab etwa einer Höhe von 1 800 bis 2 100 Metern in Strauchformationen mit nur geringem Anteil an Bäumen über. Oberhalb der Baumgrenze sind alpine Matten mit Rasengesellschaften verbreitet. Die Poebene wird großflächig agrarisch genutzt; zahlreiche Kulturpflanzen werden hier angebaut. In den zentralen und südlichen Regionen Italiens ist eine typisch mediterrane Pflanzenwelt verbreitet, die in Mittelitalien bis in 400 Meter und in Süditalien bis in 800 Meter Höhe reicht. Im Norden des Landes gedeiht sie auch im Bereich der Alpenrandseen, z. B. in den Uferregionen des Gardasees, sowie an der ligurischen Küste. Zu den charakteristischen Kulturpflanzen Italiens zählen Ölbäume und Citrusbäume; im Süden gedeihen Dattelpalmen sowie Feigen-, Granatapfel- und Mandelbäume, darüber hinaus werden Zuckerrohr und Baumwolle angepflanzt. Die niedrigeren Hänge der Apenninen sind mit Kastanien, Zypressen und Eichen bewachsen, während in höheren Lagen Pinien- und Tannenwälder verbreitet sind. Lang anhaltende Abholzung und Überweidung führten in manchen Gebieten zur Entwicklung der Macchie, einer typischen Sekundärvegetation, die heute in weiten Teilen des Mittelmeerraumes der vorherrschende Vegetationstyp ist. Arten der Macchie sind Baumheide, Lorbeer und Zistrosen. Die Tierwelt, insbesondere die Avifauna (Vogelwelt), wird durch die in Italien weit verbreitete freie Jagd, der auch zahllose Zugvögel zum Opfer fallen, stark beeinträchtigt. Vorkommen größerer Säugetiere sind weitgehend auf Naturparks beschränkt. Im Gran Paradiso Nationalpark gelang es, eine Restpopulation des durch Überbejagung gefährdeten Steinbocks für Wiedereinbürgerungen zu vermehren. In den Abruzzen leben noch Braunbären und Wölfe, in den Alpen finden Luchse, Gämsen, Murmeltiere und Schneehasen Lebensraum. Zwei aus anderen Regionen eingeführte Säugetiere sind das Nordafrikanische Stachelschwein und der Indische Mungo (eine Schleichkatze). In Italien lebt das kleinste Säugetier Europas, die Etruskerspitzmaus. Zu den Greifvögeln gehören Adler (Habichtsadler, Steinadler, Seeadler, Schelladler, Schlangenadler, Fischadler), Geier (Schmutzgeier), Milane, Weihen, Bussarde und Falken. Bemerkenswerte Vogelarten der Feuchtgebiete sind Reiher (Nachtreiher, Seidenreiher, Graureiher, Purpurreiher), Sichler und Rosaflamingos (die beiden letzteren auf Sardinien). Die Reptilienfauna ist u. a. durch zahlreiche Eidechsen- und Schlangenarten (Nattern, giftige Vipern) repräsentiert, zudem gibt es Geckos und auf Sizilien Chamäleons. In einigen Gebieten leben Skorpione. 3 BEVÖLKERUNG Die Einwohnerzahl Italiens beträgt rund 58,1 Millionen (2008). Die Bevölkerungsdichte liegt bei 198 Einwohnern pro Quadratkilometer (2008). Die höchsten Werte werden im Norden des Landes verzeichnet. Hier sind die Geburtenraten zwar niedriger als in den südlichen Landesteilen, jedoch hält der Zuzug aus dem Süden in den stärker industrialisierten Norden an. Die bevorzugte Region für Zuwanderer aus dem Süden ist dabei das so genannte Industriedreieck Mailand-Turin-Genua. Das jährliche Wachstum der Bevölkerung in Italien beträgt etwa -0,02 Prozent (2008). Die mittlere Lebenserwartung liegt für Frauen bei 83,2 Jahren, für Männer bei 77,1 Jahren (2008). Die hohen Auswanderungsraten aus den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts sind stark zurückgegangen. Demgegenüber stieg die Zahl der Rückwanderer an. Mittlerweile besteht ein Gleichgewicht bei den Zahlen der Aus- und Rückwanderer. Nach einer groben Gliederung kann man das Land in den stärker industrialisierten Norden (das Gebiet von der nördlichen Landesgrenze bis Rom) und den vor allem agrarisch strukturierten, ländlichen Süden (Mezzogiorno) unterteilen. Im Norden liegt die Mehrzahl der größeren Städte; hier leben rund zwei Drittel der Bevölkerung Italiens. Allerdings sind auch in Norditalien einige Gebiete, wie z. B. in den Alpen, nur sehr dünn besiedelt. Mittlerweile wohnen etwa 68 Prozent der italienischen Bevölkerung in Städten. Bis in die späten achtziger Jahre hinein stieg der Urbanisierungsgrad stark an, stagnierte jedoch in den neunziger Jahren. 3.1 Wichtige Städte Die größte Stadt und zugleich Hauptstadt Italiens ist Rom mit 2,71 Millionen Einwohnern (2007), ein kulturelles wie auch überragendes touristisches Zentrum. Weitere bedeutende Städte sind das Industrie- und Finanzzentrum Mailand (1,30 Millionen), Neapel (975 000), mit einem der am stärksten frequentierten Häfen Italiens, die Industriestadt Turin (900 569), Palermo (666 552), Hauptstadt und wichtigste Hafenstadt Siziliens, Genua (615 686), die führende Hafenstadt Italiens, das Handelszentrum Bologna (373 026), das überragende kulturelle Zentrum Florenz (365 966), Bari (325 052), Catania (301 564) und Venedig (268 934). 3.2 Sprache Amtssprache des Landes ist Italienisch, regionale Amtssprachen für anerkannte Minderheiten sind Deutsch in Südtirol, Französisch im Aostatal und Slowenisch in FriaulJulisch-Venetien. Auf Sardinien sind Katalanisch und Sardisch verbreitet. Minderheitensprachen in Süditalien sind Kroatisch und Griechisch. Die im Süden der Provinz Trentino-Alto Adige ansässigen Ladiner sprechen Ladinisch, eine der rätoromanischen Sprachen. 3.3 Religion Etwa 90 Prozent der Italiener sind Anhänger des römisch-katholischen Glaubens, der bis 1984 Staatsreligion war. Die Verfassung garantiert nun Religionsfreiheit. Zum Protestantismus bekennen sich etwa 50 000 Einwohner, zum Judentum rund 35 000. Die in Italien lebenden Muslime sind meist Bosnier, die während des BosnischKroatisch-Serbischen Krieges hierherkamen. 3.3.1 Feiertage Am 6. Januar wird Epiphanias, das Dreikönigsfest, gefeiert, an dem die Weihnachtshexe Befana die Menschen besucht. Befana ist der Überlieferung zufolge eine alte freundliche Hexe, die die Heiligen Drei Könige nicht begleiten konnte, und die seitdem nach dem Jesuskind sucht. In vielen Teilen Italiens wird an den Tagen, die der Fastenzeit unmittelbar vorausgehen, mit Umzügen und Kostümfesten der Carnevale gefeiert. Der Tag der Befreiung am 25. April erinnert an die Befreiung Italiens im 2. Weltkrieg. Am 15. August begehen die Italiener den Feiertag Mariä Himmelfahrt. An diesem Tag beginnt auch Ferragosto, d. h. die Ferien, in denen alle großen Unternehmen schließen. An Allerheiligen (1. November) gedenken die Italiener aller katholischen Heiligen. Einen Tag später, am 2. November, folgt Allerseelen ( Il Giorno dei Morti). Am 6. Dezember feiern die Italiener das Fest des heiligen Nikolaus (Festa di San Nicola). Der heilige Nikolaus ist u. a. der Schutzpatron der Schiffer und Kinder. Auf ihn geht auch der von uns gefeierte Nikolaus zurück, der in Italien unter dem Namen Babbo Natale (Weihnachtsmann) bekannt ist. Der 8. Dezember ist der Tag der Unbefleckten Empfängnis. 3.4 Soziales Ein staatliches Gesundheitswesen wurde 1980 in der Absicht eingeführt, allen Bürgern freie medizinische Versorgung zu gewähren. Die Sozialversicherung, überwiegend von den Arbeitgebern getragen, versorgt auch Behinderte und Alte sowie Staatspensionäre, Bauern, arbeitslose Landarbeiter und Lehrlinge. Große soziale Unterschiede bestehen zwischen dem wirtschaftlich geprägten Norditalien und dem eher landwirtschaftlichen Süden. 4 BILDUNG UND KULTUR Der italienische Einfluss auf die europäische Bildung geht bis auf die frühen römischen Erzieher und Gelehrten zurück, von denen die herausragendsten Cicero, Quintilian und Seneca waren. Im Mittelalter galten die italienischen Universitäten als Modelle für andere Länder. Während der Renaissance unterrichteten italienische Gelehrte in fast ganz Europa geisteswissenschaftliche Fächer, besonders griechische Sprache und griechische Literatur. Dieser Einfluss hielt bis zum Ende des 17. Jahrhunderts an. Nach einer wenig bedeutenden Phase im 18. und 19. Jahrhundert gewann das italienische Bildungswesen im 20. Jahrhundert wieder internationale Anerkennung, so auch Maria Montessoris neue Methoden der Kindererziehung (siehe Montessori-Pädagogik). Das moderne Bildungswesen wurde 1859 durch die Verabschiedung eines Gesetzes begründet, das ein vollständiges Schulsystem von der Elementarstufe bis zur Universität vorsah. Es wurde im Verlauf des 19. Jahrhunderts stetig verbessert. 1923 setzte sich der Philosoph Giovanni Gentile, der unter Benito Mussolini Unterrichtsminister war, für eine völlige Kontrolle des Staates über das Bildungswesen ein. Dies wurde durch die Schulsatzung von 1939 bekräftigt. Nach dem Ende des Faschismus 1944 wurde das Schulsystem jedoch nach demokratischen Richtlinien umorganisiert. Die Verfassung von 1947 und spätere Gesetze hatten einen Anstieg des allgemeinen Bildungsniveaus zur Folge und ermutigten Experimente wie beispielsweise Erwachsenenbildung über das Fernsehen (telescuola). Für Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren stehen Kindergärten zur Verfügung. Die Dauer der Schulpflicht beträgt 9 Jahre (2001-2002); in dieser Zeit ist der Schulbesuch gebührenfrei. Innerhalb dieses Abschnitts sind fünf Schuljahre in der Elementarstufe und drei Jahre Sekundarstufe vorgesehen. Letztere absolviert man in einer allgemeinen Sekundarschule. Im Anschluss daran bieten weiterführende Schulen der fortgeschrittenen Sekundarstufe eine berufsspezifische Ausbildung oder eine Vorbereitung auf die Universität an. Die Zugangsberechtigung zur Universität kann in Schulen verschiedener Ausrichtung erworben werden, in klassischen, wissenschaftlichen, pädagogischen, technischen oder Wirtschaftsschulen. Auch Kunstakademien und Musikkonservatorien können besucht werden; berufsspezifische Ausbildungsgänge schließen auch die Bereiche Industrie und Landwirtschaft ein. 4.1 Bildungseinrichtungen Im 13. Jahrhundert wurden sechs italienische Universitäten gegründet, fünf im 14. Jahrhundert. Die älteste ist die Universität Bologna, sie geht bis auf das 11. Jahrhundert zurück. Die Universität Rom ist mit circa 180 000 Studenten die größte des Landes. Weitere namhafte Universitäten befinden sich in Bari, Florenz, Genua, Mailand, Padua, Perugia, Pisa, Siena und Triest. 4.2 Kunst, Musik und Literatur Von der Antike bis zur heutigen Zeit spielten die italienische Kunst und Architektur sowie die italienische Literatur international eine zentrale Rolle. Auch die italienische Musik war stil- und gattungsbildend, vor allem im Bereich der Oper, die im Italien des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts ihren Anfang nahm. In Italien gibt es aufgrund der natürlichen geographischen Grenzen und des ungleichen kulturellen Erbes, das in den Kulturen der Griechen, Etrusker, Araber, Normannen und Langobarden wurzelt, auf kulturellem Gebiet bedeutende regionale Unterschiede. Diese Vielfalt spiegelt sich in den unterschiedlichen Dialekten, Feiertagen, Festen, Liedern und in der regionalen Küche wider. Bedeutende italienischen Maler sind Giotto, Fra Angelico, Michelangelo, Leonardo da Vinci, Raffael, Tizian und Amedeo Modigliani, herausragende Komponisten Antonio Vivaldi, Gaetano Donizetti, Giacomo Puccini, Gioacchino Rossini und Giuseppe Verdi. Die Biennale, ein internationales Filmfestival in Venedig, ist weltbekannt. italienischer Film 4.2.1 Bibliotheken und Museen Italien verfügt über eine Vielzahl bedeutender Bibliotheken. Die umfangreichsten und wertvollsten sind die Nationalbibliotheken von Florenz, Neapel und Rom. Auch in mehreren Universitäten findet man gut ausgestattete Bibliotheken. Kleinere Sammlungen mit aus der jeweiligen Gegend stammenden Manuskripten und Inkunabeln kann fast jede italienische Stadt aufweisen. Zahlreiche italienische Städte beherbergen weltbekannte Kunstsammlungen. Die wichtigsten Kunstmuseen sind die Uffizien und die Medici-Kapelle in Florenz, das Nationalmuseum in Neapel sowie in Rom das Museum Villa Giulia, Museum und Galerie Borghese und die Nationalgalerie für Moderne Kunst. Der Vatikan verfügt über bedeutende Kunstsammlungen in seinen Museen und Kapellen, am bekanntesten ist die Sixtinische Kapelle. 4.2.2 Medien Seit 1976 das Monopol der italienischen Regierung für Fernseh- und Rundfunkübertragungen aufgehoben wurde, hat sich die Anzahl der Radio- und Fernsehstationen auf über 1 000 erhöht. Mit dem Anstieg der Sender nahm die Bedeutung der Printmedien ab. Nach wie vor spielen lokale und regionale Veröffentlichungen, einschließlich derjenigen der politischen Parteien und der römisch-katholischen Kirche, eine tragende Rolle in der italienischen Medienlandschaft. Einflussreiche Tageszeitungen sind die Corriere della Sera (Mailand, mit einer römischen Ausgabe), La Repubblica (Rom) und La Stampa (Turin). 5 VERWALTUNG UND POLITIK Nach der Verfassung von 1948 ist Italien eine parlamentarisch-demokratische Republik. Obwohl die zeitweise instabile Politik seither mehr als 50 verschiedene Regierungen hervorgebracht hat, wird die Ordnung durch eine fest verankerte, die gewählten Amtsträger stützende Bürokratie aufrechterhalten. 5.1 Exekutive Staatsoberhaupt Italiens ist der Präsident; er wird vom Parlament und jeweils drei Vertretern der 20 Regionalversammlungen für eine Amtsperiode von sieben Jahren gewählt. Das Aostatal entsendet nur einen Vertreter. Der Präsident - er muss mindestens 50 Jahre alt sein - ist gewählt, wenn er eine Zweidrittelmehrheit erhält. Er hat, abgesehen von den letzten sechs Monaten seiner Amtszeit, jederzeit das Recht, den Senat und das Abgeordnetenhaus aufzulösen. In der Regel hat er wenig mit den laufenden Regierungsgeschäften zu tun, sondern beschränkt sich überwiegend auf repräsentative Aufgaben. Die Exekutive wird vornehmlich vom Ministerpräsidenten ausgeübt, der vom Präsidenten ernannt wird. Der Ministerpräsident ist in der Regel der Führer der stärksten Partei im Abgeordnetenhaus. 5.2 Legislative Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament. Es setzt sich aus dem Abgeordnetenhaus und dem Senat zusammen. Beide werden vom Volk für eine Amtszeit von fünf Jahren gewählt. Bis 1993 gab es ein Verhältniswahlsystem; infolge von Korruptionsskandalen Anfang der neunziger Jahre stimmten jedoch die Wähler 1993 für die Einführung eines direkteren Wahlsystems. In der Folge wurden, beginnend bei den Wahlen im März 1994, jeweils drei Viertel der 630 Sitze des Abgeordnetenhauses und der 325 Sitze im Senat durch Mehrheitswahl bestimmt. Die verbliebenen 25 Prozent der Mandate werden weiterhin von den Parteichefs entsprechend dem Stimmenanteil der Partei bestimmt. 2005 wurde wieder ein Verhältniswahlsystem eingeführt, das jedoch im Abgeordnetenhaus dem stärksten Parteienbündnis automatisch mindestens 55 Prozent der Sitze, also die absolute Mehrheit garantiert. Eine ausgewählte Gruppe aus Ehrenbürgern und ehemaligen Präsidenten ist im Senat Mitglied auf Lebenszeit. Für die Wahl eines Senators sind alle Bürger ab 25 Jahren berechtigt, für alle anderen Wahlen alle Bürger ab 18 Jahren. 5.3 Judikative Die italienische Rechtsprechung basiert auf römischen Traditionen und dem französischen Code civil. Der Verfassungsgerichtshof (Corte Constituzionale) überwacht die Einhaltung der Verfassung. Er besteht aus 15 Richtern; fünf von diesen werden vom Präsidenten der Republik ernannt, fünf von Senat und Abgeordnetenhaus gemeinsam und fünf vom Obersten Gerichtshof. Der Oberste Kassationsgerichtshof (Corte Supreme di Cassazione) ist das oberste Berufungsgericht und für alle nicht die Verfassung betreffenden Fälle zuständig. Darunter sind für die Strafgerichtsbarkeit Bezirksgerichte, Tribunale und Berufungsgerichte eingerichtet. 5.4 Kommunalverwaltung Italien ist in 20 Regionen unterteilt, diese wiederum in insgesamt 108 Provinzen. Fünf der 20 Regionen besitzen einen Sonderstatus; dabei handelt es sich um das Aostatal, Friaul-Julisch-Venetien, Sizilien, Sardinien und Trentino-Südtirol. Jede Region hat ein Verwaltungsoberhaupt, das einer vom Volk gewählten Versammlung verantwortlich ist. Die Regierungen der Regionen sind mit beträchtlichen Kompetenzen ausgestattet. Das Oberhaupt einer Provinz, der Präfekt, wird von der Zentralregierung ernannt und ist ihr gegenüber verantwortlich; in der Praxis hat er nur geringe Machtbefugnisse. Die Verwaltung der Provinzen unterliegt jeweils einem gewählten Provinzialrat und einem Provinzialausschuss mit Exekutivgewalt. 5.5 Politische Parteien In der ersten Hälfte der neunziger Jahre erlebte die italienische Parteienlandschaft eine tief greifende Umgestaltung und Neuorientierung. Ursache war der Vertrauens- und Glaubwürdigkeitsverlust der etablierten Parteien, der wiederum aus der Häufung der Korruptionsaffären resultierte, in die zahlreiche führende Politiker verwickelt waren, sowie aus der offensichtlichen Unfähigkeit der etablierten Kräfte, eine tragfähige Regierung zu bilden und die anstehenden Probleme zu lösen. Bis in die neunziger Jahre hatte ein italienisches Kabinett eine durchschnittliche Lebensdauer von zehn Monaten, gefolgt jeweils von mehr oder weniger langen regierungslosen Phasen. Bis in die neunziger Jahre dominierte die Democrazia Cristiana (DC, Christdemokraten) die Parteienlandschaft. Sie kam bis in die achtziger Jahre bei den Parlamentswahlen jeweils auf etwa 40 Prozent und stellte bis 1981 ohne Unterbrechung den Ministerpräsidenten; bis 1994 war sie stärkste Fraktion und an allen Regierungen beteiligt. Zweitstärkste Kraft war seit Bestehen der Republik der Partito Comunista Italiano (PCI, Kommunistische Partei Italiens), die mitgliederstärkste kommunistische Partei im Westen, mit Stimmenanteilen bei den Parlamentswahlen zwischen 16 und knapp 35 Prozent. Die Sozialisten waren in zwei Parteien gespalten: den prowestlichen Partito Socialista Democratico Italiano (PSDI) und den kommunistisch orientierten Partito Socialista Italiano (PSI). 1991 änderte der PCI seinen Namen in Partito Democratico della Sinistra (PDS, Demokratische Partei der Linken) und gab sich ein neues Programm. Die orthodoxen Kommunisten spalteten sich als Partito di Rifondazione Comunista (PRC, Partei der Kommunistischen Neugründung) vom PDS ab. Ebenfalls 1991 schlossen sich mehrere kleine norditalienische Autonomiebewegungen zur rechtsgerichteten Lega Nord zusammen. Im Januar 1994 zog die DC die Konsequenz aus ihrer letzten Wahlniederlage und ihrer Verwicklung in diverse Korruptionsaffären, löste sich auf und gründete sich als Partito Populare Italiano (PPI, Italienische Volkspartei) neu. Der rechte Flügel trennte sich als Centro Cristiano Democratico (CCD, Christlich-Demokratisches Zentrum) von den ehemaligen Christdemokraten. Im Juli 1995 erlebte der PPI neuerlich eine Abspaltung: Der konservative Flügel konstituierte sich unter dem Namen Cristiani democratici uniti (CDU, Vereinte Christdemokraten) als eigene Partei. Im November 1994 löste sich auch der PSI auf und gründete sich als Socialisti Italiani (SI, Italienische Sozialisten) neu. Im Dezember 1993 gründete der Medienunternehmer Silvio Berlusconi die rechtspopulistische Forza Italia, und im Januar 1994 schlossen sich verschiedene kleiner Rechtsparteien unter der Führung der Neofaschisten zur Alleanza Nazionale (AN, Nationale Allianz) zusammen. In Reaktion auf die Wahlrechtsreform - 75 Prozent der Abgeordneten werden seit 1994 per Mehrheitswahlrecht ermittelt - schlossen sich die Parteien zu Wahlbündnissen zusammen. 1994 waren das: Das Linksbündnis Alleanza Progressiva oder Progressisti, bestehend aus PSI, PRC, Verdi (Grüne) sowie anderen kleineren Linksparteien unter der Führung des PDS; das Rechtsbündnis Polo della libertà e del buon governo (Pol der Freiheit und des guten Regierens) aus Lega Nord, AN, CCD und anderen Rechtsparteien unter der Führung der Forza Italia; und das Wahlbündnis der Mitte aus PPI und Pakt für Italien. Bei den Märzwahlen 1994 konnte sich von den alten Parteien bzw. deren Nachfolgerinnen allein der PDS als weiterhin zweitstärkste Kraft behaupten; alle anderen verloren zugunsten des Rechtsbündnisses, das die abolute Mehrheit gewann. Im Vorfeld der Aprilwahlen 1996 formierten sich die Wahlbündnisse neu: Zum Mitte-links-Bündnis L'Ulivo (Ölbaum) schlossen sich PDS, PPI und Verdi zusammen; im Rechtsbündnis Polo della libertà (Pol der Freiheit) fanden sich Forza Italia, AN, CCD und CDU zusammen. Die Lega Nord, der PRC und andere kleinere Parteien schlossen sich keinem der beiden Bündnisse an. Aus den Wahlen ging das Mitte-links-Bündnis als Sieger hervor, war allerdings im Parlament auf die Unterstützung des PRC angewiesen. Stärkste Fraktion wurde der PDS, gefolgt von den Rechtsparteien Forza Italia, AN und Lega Nord. Für die Parlamentswahlen vom Mai 2001 formierte sich das rechte Lager neu: Forza Italia, Alleanza Nazionale und Lega Nord schlossen sich zur von Berlusconi und seiner Forza Italia dominierten Casa delle Libertà zusammen, die in beiden Kammern die absolute Mehrheit der Sitze ereichte und das regierende Mitte-links-Bündnis L'Ulivo von der Macht verdrängte. Zu den Wahlen vom April 2006 vereinten sich die Mitte-links-Parteien zur Unione, konnten sich knapp gegen die Casa delle Libertà durchsetzen und kehrten an die Regierung zurück. Um der Parteienzersplitterung und damit auch instabilen Regierungen entgegenzuwirken, formierte sich in der Folge im Mitte-links-Lager aus PDS und linksbürgerlicher Margherita, den beiden größten Parteien des Regierungsbündnisses Unione, eine neue, politisch in der linken Mitte angesiedelte Partei, der Partido Democratico. Auf der anderen Seite vereinte Berlusconi Forza Italia und Alleanza Nazionale zum Bündnis Popolo della Libertà (Volk der Freiheit), mit der Option, das Bündnis in eine Partei umzuwandeln. Die vorgezogenen Wahlen vom April 2008 - die Viel-Parteien-Koalition Unione war gescheitert - gewann wieder klar Berlusconi mit seinem Popolo della Libertà im Bündnis mit der Lega Nord. 5.6 Die Mafia Die Mafia ist ein Netzwerk krimineller Gruppen und entwickelte sich bereits im Mittelalter in Sizilien. Sie ist wegen ihrer starken Familienbande, ihrer rücksichtslosen Gewalt und ihrer strengen Schweigepflicht (Omertà) bekannt und kontrolliert vor allem Sizilien. Dabei unterwandert bzw. manipuliert sie lokale Verwaltungen und erpresst Gelder. Abgesehen von einer zeitweisen Eindämmung durch Benito Mussolini von den zwanziger Jahren bis zum Ende des 2. Weltkrieges, hat die Mafia während des 20. Jahrhunderts ihren Einfluss über sowohl legale als auch illegale Unternehmen, besonders im Süden des Landes, kontinuierlich ausgebaut. Ihr Einflussbereich wurde durch die Emigration von Mitgliedern auch auf andere Länder ausgedehnt. Seit den siebziger Jahren kontrolliert die Mafia einen großen Teil des weltweiten Heroinhandels. Mitte der achtziger Jahre begann die Regierung erneut, die Drahtzieher und die Aktivitäten der Mafia zu verfolgen und zu verurteilen. Dies sowie eine Reihe politischer Skandale, bei denen die Beziehungen einiger italienischer Politiker zur Mafia aufgedeckt wurden, gaben Anlass zu der Hoffnung, dass der Einfluss der Mafia in Italien eines Tages nachlassen würde. 5.7 Verteidigung Italiens Streitkräfte wurden seit dem Beitritt zur NATO im Jahr 1949 stark vergrößert. Das Militär umfasst insgesamt etwa 191 875 Soldaten, davon ein Heer mit rund 112 000, eine Marine mit circa 34 000 und eine Luftwaffe mit ungefähr 45 875 Soldaten (2004). Die Wehrpflicht wurde zum 1. Januar 2005 ausgesetzt; seither ist die italienische Armee eine Berufs- und Freiwilligenarmee. Der freiwillige Wehrdienst dauert ein Jahr. 6 WIRTSCHAFT Ein weiterhin aktuelles Problem der italienischen Wirtschaft stellt das Nord-Süd-Gefälle dar. So ist z. B. die Industrialisierung in Norditalien wesentlich höher als in Süditalien. Hinsichtlich der Produktivität liegt der Süden in fast allen Wirtschaftsbereichen weit hinter dem Norden. Viele Süditaliener arbeiten in Norditalien oder im benachbarten Ausland. Die Arbeitslosenrate des gesamten Landes liegt bei etwa 8 Prozent (2004). Auch bei der Erwerbslosigkeit ist ein Nord-Süd-Gefälle zu verzeichnen (im Süden mehr, im Norden weniger). Das Bruttoinlandsprodukt Italiens beträgt etwa 1 851 Milliarden US-Dollar (2006). Davon werden gut 65 Prozent in der Dienstleistungsbranche, etwa 32 Prozent in der Industrie und nur knapp 3 Prozent im Agrarsektor erwirtschaftet. Von den rund 24 Millionen Arbeitern gehören etwa neun Millionen den drei großen Gewerkschaften an; der Confederazione Generale Italiana del Lavoro (CGIL) mit kommunistischer Ausrichtung (circa 4,6 Millionen Mitglieder), der zur politischen Mitte orientierten Confederazione Italiana Sindacati Lavoratori (CISL; rund 3 Millionen Mitglieder) und der Unione Italiana del Lavoro (UIL; etwa 1,4 Millionen Mitglieder). 6.1 Landwirtschaft Fast 60 Prozent der Landesfläche Italiens werden landwirtschaftlich genutzt. Etwa 9 Prozent der Erwerbstätigen sind im Agrarsektor beschäftigt. Italien zählt weltweit zu den führenden Weinproduzenten, und auch in der Herstellung von Oliven und Olivenöl rangiert Italien international weit vorne. Weitere wichtige Feldfrüchte sind Weizen, Kartoffeln, Tomaten, Zuckerrüben, Mais und Reis; ferner werden Gerste, Roggen, Artischocken, Pfefferschoten und Wassermelonen angebaut. Überaus bedeutsam für die italienische Landwirtschaft ist der Obstanbau; im Vordergrund stehen dabei Äpfel, Orangen, Feigen und Datteln. Auch die Milchwirtschaft hat einen hohen Stellenwert; sie ermöglicht die Herstellung von etwa 50 verschiedenen Käsesorten, u. a. Gorgonzola, Pecorino und Parmesan. Während in den nördlichen Landesteilen vor allem Rinder- und Schweinezucht erfolgen, werden in Süditalien überwiegend Schafe und Ziegen gehalten. 6.2 Forstwirtschaft und Fischerei In Italien ist die forstwirtschaftliche Industrie nur schwach ausgeprägt, große Mengen an Holz werden importiert. Ausgedehnte Gebiete, die früher mit Wald bedeckt waren, wurden bereits seit der Antike abgeholzt. Die damit einhergehende Bodenerosion behinderte die Wirtschaft weiter. In den letzten Jahren kam es verstärkt zu Wiederaufforstungen. Die Bedeutung des Fischfangs ist aufgrund der Überfischung des Mittelmeeres und anhaltender Gewässerverschmutzung stark zurückgegangen. Zu den wichtigsten Meerestieren zählen für die Fischerei Sardinen, Forellen, Anchovis, Garnelen, Tintenfische und Muscheln. 6.3 Bergbau Italien ist ein relativ rohstoffarmes Land. Wichtige Bodenschätze sind neben Braunkohle, Erdöl und Erdgas vor allem Blei-, Antimon-, Zink- und Eisenerzlagerstätten. Außerdem werden Quecksilbererze, Schwefel und Salz (Stein- und Kalisalz) abgebaut. Ebenfalls wirtschaftlich bedeutend ist die Marmorgewinnung. Viele dieser Vorkommen befinden sich u. a. auf den Inseln Sizilien und Sardinien sowie in der Poebene. 6.4 Industrie Zu den wichtigen industriellen Produktionszweigen des Landes gehören neben der Metallverarbeitung der Maschinen- und Fahrzeugbau, die Elektrotechnik sowie die Herstellung chemischer Erzeugnisse. Darüber hinaus sind auch die Produktion von Nahrungs- und Genussmitteln (u. a. Teigwaren, Speiseöl, Käse und Wein) sowie die Leder-, Tabak- und Textilverarbeitung von herausragender Bedeutung. Eine besondere Rolle kommt dem Kunsthandwerk zu. Die führenden Industriezentren konzentrieren sich in Nord- und Mittelitalien. Wichtige Standorte des produzierenden Gewerbes sind Genua, Mailand, Rom und Turin. 6.5 Währung und Bankwesen Währungseinheit ist seit dem 1. Januar 2002 der Euro zu 100 Cents, der die Italienische Lira (= 100 Centesimi) als Währung ablöste. Mailand und Rom sind die wichtigsten Finanzzentren des Landes. 6.6 Außenhandel Seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts sind die Handelsbeziehungen Italiens vor allem zu den anderen Mitgliedsländern der Europäischen Gemeinschaft intensiviert worden. Die Abhängigkeit Italiens vom Import wichtiger Rohstoffe führte bis in die achtziger Jahre hinein überwiegend zu negativen Handelsbilanzen. Mittlerweile verzeichnet die italienische Volkswirtschaft eine positive Handelsbilanz, die Einnahmen des Exports übersteigen die Ausgaben des Imports. Wichtigste Exportgüter sind Maschinen und Kraftfahrzeuge, Agrarprodukte (vor allem Oliven, Obst, Wein und Reis), chemische Erzeugnisse, Textilien, Bekleidung und Schuhe. Der Hauptanteil der italienischen Exportwaren wird nach Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, die USA und die Schweiz geliefert. Zu den Hauptimportprodukten zählen Maschinen, Fahrzeuge, Rohöl, Kohle, Nahrungsmittel und Baumwolle. Importiert wird überwiegend aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien und Belgien. 6.7 Verkehrswesen Italien verfügt über eine der größten Handelsflotten der Welt. Die wichtigsten Häfen Italiens sind u. a. Genua, Triest, Augusta, Tarent und Venedig, Livorno, Neapel, Ravenna, Syrakus und La Spezia. Zwischen dem Festland und mehreren Inseln im Mittelmeer bestehen regelmäßige Schiffsverbindungen. Das Eisenbahnnetz erstreckt sich über 16 751 Kilometer, mehr als die Hälfte davon ist elektrifiziert. Die meisten Bahnlinien sind staatlich. Italien verfügt über ein etwa 484 688 Kilometer langes Straßennetz, einschließlich circa 6 000 Kilometer gebührenpflichtiger Autobahnen (autostrada). Mit den nördlichen Nachbarstaaten Österreich und der Schweiz ist Italien verkehrstechnisch durch mehrere Alpenübergänge sowie durch Straßen und Bahnlinien verbunden, die teilweise durch Tunnels verlaufen. Der Montblanc-Tunnel, einer der längsten Autotunnels der Welt, wurde 1965 zwischen Italien und Frankreich eröffnet. Diese beiden Länder sind seit 1980 auch durch den Mont-Fréjus-Straßentunnel verbunden. Alitalia, die staatliche Fluggesellschaft, wickelt sowohl inländischen als auch ausländischen Flugverkehr ab. Der frequentierteste Flughafen ist Leonardo da Vinci bei Rom, der größte internationale Flughafen ist Malpensa bei Mailand. Ebenfalls bedeutend sind die Flughäfen von Neapel, Turin, Venedig, Rimini und Catania. 6.8 Tourismus Seit einigen Jahrzehnten zählt der Fremdenverkehr zu den ergiebigsten Einnahmequellen Italiens, das zu den klassischen Reiseländern zählt. Bevorzugte Regionen sind die Alpen, die Küstengebiete am Ligurischen und Adriatischen Meer, die großen Städte sowie kleinere Städte und Orte, in denen Baudenkmäler verschiedener Epochen erhalten sind. 1999 kamen nahezu 36 Millionen Besucher aus dem Ausland nach Italien. 6.9 Energie Italien ist auf umfangreiche Energieimporte, vor allem Steinkohle, Erdöl und Erdgas, angewiesen. 82,4 Prozent der in Italien erzeugten Energie liefern Wärmekraftwerke. Ebenfalls bedeutend ist die Energieproduktion in Wasserkraftwerken (13,4 Prozent). Eine Besonderheit im Energiesektor ist die Nutzung der Erdwärme nahe der toskanischen Stadt Larderello. Dort wird Strom aus vulkanischen Dämpfen gewonnen. 7 GESCHICHTE Zur Geschichte der Apenninenhalbinsel bis 476 n. Chr. siehe Etrusker und etruskische Kultur, Frühgeschichte Roms, Römische Republik und Römisches Kaiserreich. 7.1 Nach dem Ende des Weströmischen Reiches In der letzten Phase des Weströmischen Reiches fielen im Rahmen der Völkerwanderung wiederholt auswärtige Völker in das Machtvakuum Italien ein, so etwa 410 die Westgoten unter Alarich I. und 452 die Hunnen unter Attila, und auch die folgenden etwa fünf Jahrhunderte blieb die Apenninenhalbinsel ein Spielball verschiedener Mächte, die sich in der Herrschaft über die ganze oder Teile der Halbinsel abwechselten. 476 setzte der Skirenfürst Odoaker den weströmischen Kaiser Romulus Augustulus ab und besiegelte damit das Ende des Weströmischen Reiches. Von seinem Heer zum König ausgerufen, übernahm Odoaker weitgehend die römischen Verwaltungsstrukturen, wurde auch vom römischen Senat anerkannt und anerkannte seinerseits die Oberhoheit des oströmischen Kaisers Zenon. Ab 488 bekämpfte der Ostgote Theoderich der Große im Auftrag Zenons Odoaker, schlug ihn 493 vernichtend und übernahm als Stellvertreter des oströmischen bzw. byzantinischen Kaisers die Herrschaft in Italien. Unter Theoderichs über 30-jähriger Herrschaft erlebte Italien nach einer langen Zeit der Kämpfe und des Niedergangs wieder eine Phase des Friedens, der kulturellen Blüte und des wirtschaftlichen Wiederaufstiegs. Der Gegensatz allerdings zwischen dem arianischen Glauben der herrschenden Ostgoten und dem katholischen Glauben der Mehrheit der einheimischen Bevölkerung standen einer nachhaltigen Konsolidierung des Staates entgegen. Nach Theoderichs Tod 526 übernahm dessen Tochter Amalasuntha die Regentschaft in Italien; nach deren Tod 535 eroberten die byzantinischen Feldherrn Belisar und Narses im Auftrag ihres Kaisers Justinian I. in einem langwierigen Krieg (535-552/553) Italien für das Byzantinische Reich zurück. Bereits 568 endete mit dem Einfall der Langobarden unter ihrem König Alboin in Italien die byzantinische Herrschaft über die gesamte Halbinsel wieder. Die Langobarden brachten ganz Norditalien und die Toskana unter ihre Herrschaft, später auch noch die Herzogtümer Spoleto und Benevent in Mittel- und Süditalien. Ihre Hauptstadt wurde Pavia. Nur die Küstenregionen um Rom und Ravenna, Genua und Venedig und in Unteritalien Kalabrien und Apulien sowie Sizilien blieben in byzantinischer Hand und wurden von Exarchen verwaltet. Die dritte bedeutsame Macht in Italien neben Langobarden und Byzantinern war das Papsttum mit dem ihm unterstehenden Grundbesitz der römischen Kirche, dem Patrimonium Petri (siehe Kirchenstaat). Bislang unter byzantinischer Oberhoheit, verlor das Papsttum im 8. Jahrhundert infolge des Bilderstreites den byzantinischen Schutz, so dass sich Papst Stephan II. 753 gezwungen sah, gegen die erneut den Kirchenstaat bedrohenden Langobarden den fränkischen König Pippin III. zu Hilfe zu rufen. 754 und 756 schlug Pippin die Langobarden und überließ ehemals langobardisches Gebiet (Ravenna, das die Langobarden erst 751 erobert hatten, und die Pentapolis) als so genannte Pippin'sche Schenkung dem Papst. 773/774 eroberte Karl der Große, erneut vom Papsttum zu Hilfe gerufen, das langobardische Reich und nahm den Titel Rex Langobardorum (König der Langobarden) an. Oberitalien wurde bald als ,,Reichsitalien" eng mit dem Frankenreich verbunden, das Herzogtum Spoleto wurde zur fränkischen Mark, und Benevent blieb vorerst unabhängig. Der Kirchenstaat stand unter dem Schutz Karls des Großen und seiner Nachfolger. 800 krönte Papst Leo III. Karl den Großen in Rom zum Kaiser und erneuerte damit das weströmische Kaisertum. Ab dem 9. Jahrhundert wurde Italien zunehmend von den Sarazenen bedroht; ab 827 unterwarfen sie Sizilien und griffen wiederholt auch auf das Festland über. Den Karolingern bis einschließlich Ludwig II., dem letzten Kaiser und König von Italien in direkter Linie, gelang es, die Sarazenen abzuwehren; in der Folgezeit fiel diese Aufgabe mehr und mehr den regionalen Mächten zu, die sich unterdessen herausgebildet hatten und sich, da eine übergeordnete starke Königs- oder Kaisermacht fehlte, immer weiter verselbständigten. Zwar erhoben die Päpste noch verschiedene karolingische Könige zu Kaisern; aber im Zuge des allgemeinen Machtverfalls im Frankenreich boten diese Kaiser dem Papsttum kaum mehr Schutz gegen die Sarazenen und die seit dem späten 9. Jahrhundert ebenfalls in Italien einfallenden Ungarn sowie gegen die regionalen Mächte. 7.2 Unter kaiserlicher Oberhoheit 951 zog Otto I. nach einem Hilferuf Adelheids, der Witwe des letzten italienischen Königs, nach Italien, besiegte den Usurpator Berengar, nahm den Titel eines Königs der Langobarden an und setzte Berengar als Unterkönig in Reichsitalien ein. 961 zog Otto erneut nach Italien, diesmal von Papst Johannes XII. gegen Berengar zu Hilfe gerufen, besiegte Berengar und wurde 962 in Erneuerung des römischen bzw. karolingischen Kaisertums von Johannes XII. zum Kaiser gekrönt. Die Kaiserkrönung erneuerte die Schutzherrschaft des Kaisertums über den Kirchenstaat bzw. die Kirche, und sie begründete die Ausrichtung der mittelalterlichen deutschen Reichspolitik nach Italien. Da den römisch-deutschen Königen bzw. Kaisern eine eigene Machtbasis in Nord- und Mittelitalien fehlte - Süditalien blieb außerhalb ihrer Reichweite -, mussten sie sich zur Durchsetzung ihrer Herrschaft auf regionale Fürsten und vor allem auf die Bischöfe stützen, auf deren Einsetzung sie starken Einfluss nahmen und denen sie weitreichende Herrschaftsrechte übertrugen (siehe Reichskirche). 7.2.1 Die Normannen in Süditalien Seit dem frühen 11. Jahrhundert begannen sich die Normannen in Süditalien festzusetzen, verdrängten nach und nach die Langobarden und die Byzantiner aus ihren Herrschaften und bedrohten zeitweise auch den Kirchenstaat. Das Papsttum suchte zunächst bei den Kaisern um Hilfe gegen die Normannen nach; 1059 allerdings erhob Papst Nikolaus II. den Normannen Robert Guiscard zum Herzog von Apulien, Kalabrien und Sizilien (das vorerst noch in sarazenischer Hand war) und sicherte damit dem Papsttum in seiner Auseinandersetzung mit den römisch-deutschen Kaisern die Unterstützung seitens der Normannen. Roberts Bruder Roger I. eroberte 1091 Sizilien, Rogers Sohn Roger II. vereinte 1127 die normannischen Gebiete in Süditalien und auf Sizilien zu einem Herrschaftsbereich, und 1130/1139 erkannte das Papsttum den normannischen Herrschaftsbereich als Königreich an. 7.2.2 Der Konflikt mit dem Papsttum und den Städten Etwa ein Jahrhundert lang war das Verhältnis Papsttum-Kaisertum durchaus kooperativ, das Kaisertum förderte sogar das Reformpapsttum. Ab der Mitte des 11. Jahrhunderts bestritten die Reformpäpste dem Kaisertum allerdings weitgehend die Verfügungsgewalt über die Kirche, u. a. bestritten sie dem Kaisertum das Recht auf die Einsetzung von Bischöfen. Die Auseinandersetzung zwischen Papsttum und Kaisertum über die Verfügungsgewalt der weltlichen über die geistliche Macht kulminierte unter Papst Gregor VII. und Kaiser Heinrich IV. im Investiturstreit. Durch das Wormser Konkordat von 1122, am Ende des Investiturstreites, wurde dem Kaiser die Einflussnahme auf die Besetzung der Bistümer weitgehend entzogen. Für die Entwicklung in Italien war der Investiturstreit bzw. dessen Ergebnis insofern von außerordentlicher Bedeutung, als er den Aufstieg der oberitalienischen Städte einleitete, das Papsttum als Konkurrenzmacht zum Kaisertum etablierte und im Grunde den Beginn der Loslösung Italiens vom Heiligen Römischen Reich markierte. Die oberitalienischen Städte suchten sich seit dem frühen 11. Jahrhundert aus der Macht der vom Kaiser eingesetzten und von ihm mit umfassenden weltlichen Rechten ausgestatteten Bischöfe zu lösen; im Zuge des Investiturstreites gelang es ihnen weitgehend, sich aus bischöflicher Herrschaft zu befreien und als autonome Kommunen zu etablieren. Der enorme wirtschaftliche Aufschwung vor allem der Hafenstädte im Rahmen der Kreuzzüge stärkte das Selbstbewusstsein, die Autonomiebestrebungen und die Macht der oberitalienischen Kommunen noch weiter. Als Stütze seiner Herrschaft kamen für das Kaisertum die selbständigen oder nach Selbständigkeit strebenden Städte nicht (mehr) in Frage (sie ergriffen im Gegenteil in den folgenden Konflikten zwischen Papsttum und Kaisertum in der Regel Partei für das Papsttum), und die Bischöfe waren als verlässliches Herrschaftsinstrument ausgeschaltet. Kaiser Friedrich I. suchte zwischen 1158 und 1177 in mehreren Italienzügen die kaiserliche Oberhoheit über Ober- und Mittelitalien wieder herzustellen, scheiterte aber am Ende an der erbitterten Gegenwehr des Papsttums und vor allem der oberitalienischen Städte bzw. des Lombardenbunds, zu dem sich 1167 einige der mächtigsten Städte zusammengeschlossen hatten. 1183 musste Friedrich I. den oberitalienischen Städten im Frieden von Konstanz weitgehende Autonomie zugestehen. 1184 verheiratete Friedrich I. seinen Sohn Heinrich VI. mit der Erbin des normannischen Königreiches Sizilien (das neben Sizilien ganz Unteritalien umfasste; siehe Königreich Neapel), womit die Staufer über ganz Italien mit Ausnahme des Kirchenstaates herrschten. In seinem Bemühen, sich aus der staufischen Umklammerung zu befreien, unterstützte das Papsttum nach Heinrichs Tod 1197 das welfische Kaisertum; 1211 anerkannte Papst Innozenz III. dann jedoch Heinrichs Sohn Friedrich II., seit 1198 König von Sizilien und zugleich Mündel des Papstes, als römisch-deutschen König. Innozenz III. hatte das relative Machtvakuum in Italien nach Heinrichs Tod genutzt, um den Kirchenstaat als unabhängiges Staatswesen in Mittelitalien zu konsolidieren, und durch seinen entscheidenden Einfluss auf die Besetzung des Kaiserthrones führte er das Papsttum auf den Höhepunkt seiner politischen Macht. Friedrich II. errichtete in seinem unteritalienischen Königreich ein zentralistisches, straff organisiertes Staatswesen; in Oberitalien und gegenüber dem Papsttum suchte er die kaiserliche Oberhoheit mit Waffengewalt wiederherzustellen. Als sich eine militärische Entscheidung zu seinen Gunsten anzudeuten schien, starb Friedrich 1250. Mit dem Tod von Friedrichs Sohn und Nachfolger Konrad IV. 1254 brach die kaiserliche Herrschaft in Ober- und Mittelitalien endgültig zusammen. 7.3 Italien im Spätmittelalter 7.3.1 Das Königreich Sizilien/Neapel Um die Reste staufischer Macht in Italien zu beseitigen, belehnte Papst Klemens IV. 1263 Karl von Anjou mit dem Königreich Sizilien. Der nahm ab 1265 das Königreich in Besitz, besiegte 1266 Manfred, den letzten staufischen König von Sizilien, und 1268 Konrads IV. Sohn Konradin, der das staufische Erbe zurückzugewinnen versuchte. Ihn ließ Karl 1268 in Neapel öffentlich hinrichten. Gegen Karls hartes Regime, gegen die Übergriffe der französischen Soldaten und Beamten erhoben sich 1282 die Sizilianer in der Sizilianischen Vesper; unterstützt wurden sie von Peter III. von Aragonien, der aufgrund seiner Verwandtschaft mit den Staufern Ansprüche auf das Königreich Sizilien erhob. Nach langwierigen Kämpfen kam die Insel Sizilien 1302, endgültig 1372, als Sekundogenitur an Aragonien; der festländische Teil des Königreiches blieb als Königreich Neapel beim Haus Anjou. Nach dem Aussterben der Anjou 1435 eroberte Alfons V. von Aragonien 1442 Neapel und vereinigte es wieder mit Sizilien. 1495 eroberte Karl VIII. von Frankreich als Erbe der Anjou Neapel, 1504 wurden die Franzosen jedoch von Ferdinand II. von Aragonien wieder aus Neapel vertrieben. Bis 1707 unterstand Neapel-Sizilien als Vizekönigreich der spanischen Krone. Der französische Anspruch auf das Königreich Neapel führte zu einem langwierigen Konflikt mit den Habsburgern, die seit 1516 auch in Spanien herrschten, um die Vorherrschaft in Italien. 7.3.2 Der Aufstieg der Stadtstaaten Nach dem Ende der Kaiserherrschaft zerfiel Oberitalien in eine Vielzahl unabhängiger politischer Einheiten, die sich zum Teil gegeneinander bekämpften, zum Teil auch in sich selbst zerstritten waren; getragen wurden die Konflikte vielfach von Guelfen und Ghibellinen, den beiden mächtigsten Parteien in Oberitalien, die sich im Rahmen der Auseinandersetzung zwischen Kaisertum und Papsttum herausgebildet hatten. Die halbherzigen Versuche einiger spätmittelalterlicher Kaiser, das Kaisertum in Italien wieder zur Geltung zu bringen, blieben Episode und ohne Folgen, ihre Romzüge hatten eher repräsentativen Charakter. Das Versagen der kollegialen Herrschaften in den Kommunen sowie die zunehmenden Konflikte zwischen den Kommunen ließen die Einrichtung starker kommunaler Zentralgewalten erforderlich werden, um den Frieden innerhalb und zwischen den Kommunen wiederherzustellen. Als typische Form der Alleinherrschaft bildete sich die Signoria heraus, die sich zunächst noch im Rahmen der kommunalen Verfassung und Institutionen bewegte, sich jedoch nach und nach verselbständigte. Durch Erblichwerden des Amtes des Signore (Stadtherren) wurden die ursprünglich demokratisch regierten Kommunen im Laufe des 14. Jahrhunderts de facto zu Fürstenstaaten. Parallel zur Ausweitung ihrer politischen Herrschaft dehnten einige Signorien auf Kosten anderer Kommunen und Herrschaften auch ihre territoriale Herrschaft aus, schufen mehr oder weniger große (und mehr oder weniger langlebige) Flächenstaaten und gelangten wie etwa Mailand, das 1395 zum Herzogtum erhoben wurde, zu landesfürstlichen Würden. Zu bedeutenden Flächenstaaten entwickelten sich im 14. Jahrhundert neben der Herrschaft der Visconti in Mailand u. a. die Herrschaften der Este in Modena, Reggio und Ferrara, der Gonzaga in Mantua und der Medici in Florenz. In Venedig blieb die oligarchisch-aristokratische Herrschaft mit dem Dogen an der Spitze bestehen - was den Stadtstaat nicht davon abhielt, sein Territorium beträchtlich zu erweitern: Nach seinem Sieg über Genua (1381), seine bedeutendste Konkurrenz auf italienischem Boden, eroberte es nach und nach ein geschlossenes Gebiet zwischen Po, Adda, Alpen und Adria, die so genannte Terra ferma (,,festes Land"). 7.3.3 Der Kirchenstaat Nachdem der Konflikt zwischen Papsttum und Kaisertum gegenstandslos geworden war, beschwor der machtbewusste Papst Bonifatius VIII. um 1295 einen schwerwiegenden Konflikt mit Frankreich herauf, der 1309 in der Übersiedelung der Päpste nach Avignon ( siehe Avignonisches Exil) mündete. Während die Päpste für knapp 70 Jahre in Frankreich residierten, zerfiel der Kirchenstaat in zahlreiche, faktisch unabhängige Kleinherrschaften und Stadtrepubliken. Im Auftrag des Papstes suchte der spanische Kardinal Albornoz den Kirchenstaat zusammenzuhalten und gab ihm eine Verfassung; nach Albornoz' Tod 1367 stagnierte die Entwicklung. Erst nach ihrer Rückkehr aus dem Exil und nach dem Ende des Abendländischen Schismas forcierten die Päpste den Wiederaufbau des Kirchenstaates. 7.3.4 Gleichgewicht der Kräfte Im frühen 15. Jahrhundert hatten sich in Italien sechs bzw. fünf Staatswesen als die dominierenden Mächte herauskristallisiert: Die Königreiche Sizilien und Neapel (ab 1442 wieder vereinigt) im Süden, der Kirchenstaat in der Mitte und das Herzogtum Mailand, die Republik Venedig und Florenz in Oberitalien. Ihre gegenseitigen Rivalitäten trugen sie mit Waffengewalt aus - die Condottieri hatten ihre Blütezeit. Aber als sich 1453 mit der Einnahme Konstantinopels durch die Osmanen ( siehe Osmanisches Reich) im östlichen Mittelmeer eine neue Macht etabliert hatte, die in Italien als potentielle Bedrohung empfunden wurde, schlossen sich die fünf großen italienischen Staaten 1454 im Frieden von Lodi zusammen. Treibende Kraft hinter dem Friedensschluss war Cosimo de' Medici. Er war in erster Linie bestrebt, auf der Apenninenhalbinsel ein Gleichgewicht der Kräfte zu errichten und zu erhalten, d. h. zu verhindern, dass einer der fünf Staaten die Herrschaft über die anderen erringe, denn in einem Kräftegleichgewicht sah er die beste Garantie für einen dauerhaften Frieden. Dieses italienische Modell hatte Vorbildcharakter für die Pentarchie der europäischen Großmächte im 18./19. Jahrhundert. Für fast ein halbes Jahrhundert herrschte auf der Apenninenhalbinsel nun tatsächlich Frieden. In dieser Zeit erlebten die italienischen Staaten eine außerordentliche Blüte: Kunst und Kultur der Renaissance begannen zu florieren (nicht zuletzt dank der vor den Osmanen aus Konstantinopel geflohenen griechischen Gelehrten) und auf ganz Europa zu wirken; Geld- und Bankwesen, Handel und Gewerbe standen auf ihrem Höhepunkt. Aufgrund der Tatsache, dass nun die Osmanen das östliche Mittelmeer kontrollierten, ging allerdings der Orienthandel, bisher einer der Schwerpunkte der italienischen Handelstätigkeit, sukzessive zurück, was die italienische Wirtschaft schwer schädigte. 7.4 Kampf um die Vorherrschaft 7.4.1 Italien zwischen den Habsburgern und Frankreich Gleichgewicht und Frieden zerbrachen, als 1494 König Karl VIII. von Frankreich in Italien einmarschierte und Neapel eroberte. Die folgende Epoche war geprägt von den Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und den Habsburgern um die Vorherrschaft in Italien. Die italienischen Staaten ihrerseits gingen dabei wechselnde Bündnisse mit den Habsburgern oder Frankreich sowie anderen europäischen Mächten ein, aber auch wechselnde Bündnisse untereinander. In den italienischen Staaten selbst führten diese Konflikte zu teilweise tief greifenden Umwälzungen der politischen Strukturen, so z. B. in Florenz, wo 1494 die Medici vertrieben und Savonarola eine Art theokratische Republik errichtete. Der Italienzug Karls VIII. scheiterte an der Gegenwehr der ersten Heiligen Liga; 1495 musste sich Karl aus Italien zurückziehen. 1499 fiel Karls Nachfolger Ludwig XII. erneut in Italien ein, eroberte 1500 Mailand und setzte dort der Herrschaft der Sforza ein Ende. 1504 konnte Ferdinand II. von Aragonien die Franzosen endgültig aus Neapel vertreiben und zusammen mit Sizilien als Vizekönigreich der spanischen Krone unterstellen. 1508 verbündeten sich die ehemaligen Gegner Ludwig XII. und Ferdinand II. mit Kaiser Maximilian I. und später auch Papst Julius II. in der Liga von Cambrai gegen Venedig und eroberten 1509 die Terra ferma. Bereits im folgenden Jahr verließ Papst Julius II. die Liga von Cambrai, verbündete sich mit Venedig und rief erneut eine Heilige Liga ins Leben, deren Ziel wieder die Verdrängung Frankreichs aus Oberitalien war. 1512 gelang es der Liga, die Franzosen aus Mailand zu vertreiben und die Sforza in Mailand zu restaurieren; aber bereits 1515 nahmen die Franzosen nach der Schlacht bei Marignano Mailand wieder in Besitz. In der Folgezeit spitzte sich der Konflikt zwischen Frankreich (seit 1515 unter Franz I.) und den Habsburgern (unter Karl V., seit 1516 König von Spanien und seit 1519 römisch-deutscher König, ab 1530 Kaiser) um Italien zu. Insgesamt vier Kriege führten Franz I. und Karl V. um die Vorherrschaft in Italien (1521-1526, 1527-1529, 15341536 und 1542-1544). Bereits im ersten Krieg führte Karl mit seinem Sieg über Franz und dessen Gefangennahme bei Pavia eine Entscheidung zugunsten Mailands herbei. Im zweiten Krieg sah sich Karl der Liga von Cognac gegenüber, der dritten Heiligen Liga, der neben Frankreich u. a. Mailand und der Papst angehörten. Nach dem Sacco di Roma 1527 verzichtete Franz im Frieden von Cambrai auf alle Ansprüche auf Italien. Mailand fiel nach dem Tod des letzten Sforza 1535 an Spanien. Die beiden letzten Kriege bestätigten den Status quo. Durch die Aufteilung des habsburgischen Besitzes nach der Abdankung Karls V. kamen die habsburgischen Ländereien an die spanische Linie; die spanischen Habsburger verfügten nun über Sizilien, Neapel, Mailand und Sardinien. Der Vertrag von Cateau-Cambrésis bestätigte 1559 die spanische Vorherrschaft auf der Apenninenhalbinsel. Der Vertrag von Cateau-Cambrésis stellte auch das Herzogtum Savoyen-Piemont wieder her, das teilweise französisch besetzt gewesen war, und das sich im 15. Jahrhundert zum mächtigsten Staat in Oberitalien entwickelt hatte, wobei das eigentliche Machtzentrum des Herzogtums das Piemont war. 1560 verlegten die savoyischen Herzöge folgerichtig ihre Residenz nach Turin. Das Papsttum als politische Großmacht in Italien dagegen hatte in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts schwer gelitten; die Ursachen waren zum einen die wechselnde Parteinahme im französisch-habsburgischen Konflikt, zum anderen die Reformation und nicht zuletzt der Nepotismus der Renaissancepäpste, der das Papsttum erheblich in Misskredit gebracht hatte. Erst durch das Tridentinum und die Gegenreformation konnten, besonders unter Papst Pius V., Ansehen und Macht des Papsttumes wieder hergestellt werden; territorial wurde der Kirchenstaat durch die Eingliederung der Fürstentümer Ferrara und Urbino (1598 und 1631) konsolidiert. Auf die Phase der politisch-militärischen Konflikte folgte ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Zeit des wirtschaftlichen Niedergangs. Hauptursache war die Verlagerung der Welthandels- und Wirtschaftszentren nach Westeuropa infolge der Entdeckung Amerikas und des neuen Seewegs nach Indien, durch die das Mittelmeer als Handelsknotenpunkt seine Bedeutung verlor. Die Rezession wurde verschärft durch Überbevölkerung, Agrarkrisen und nicht zuletzt durch den hohen Steuerdruck in den spanisch beherrschten Staaten. So kam es im 17. Jahrhundert verschiedentlich zu Volksaufständen, z. B. 1647/48 in Neapel und Palermo. Der wirtschaftliche Niedergang traf besonders Venedig sehr hart, bislang die größte Handelsmacht Italiens, die vor allem von dem Orienthandel gelebt hatte. Begleitet wurde Venedigs Niedergang als Wirtschafts- und Handelsmacht von dem Verlust des größten Teiles seiner Besitzungen im östlichen Mittelmeerraum an die Osmanen ( siehe Venezianisch-Türkische Kriege). 7.4.2 Die spanischen Bourbonen und die Habsburger Nach dem Tod des letzten spanischen Habsburgers Karl II. 1700 und dem Spanischen Erbfolgekrieg erhielten die österreichischen Habsburger durch die Friedensschlüsse von Utrecht (1713) und Rastatt (1714) Neapel, Mailand, Mantua und Sardinien und damit den größten Teil des italienischen Erbes der spanischen Habsburger; das Haus Savoyen als der zweite große Gewinner der Friedensschlüsse bekam das Königreich Sizilien, das Viktor Amadeus I. 1720 unter Beibehaltung des Königstitels gegen das österreichische Sardinien tauschte. Die folgenden Jahrzehnte waren geprägt von der Auseinandersetzung zwischen den spanischen Bourbonen und den Habsburgern um Italien. Treibende Kraft auf spanischer Seite war dabei Elisabeth Farnese, die Gemahlin Philipps V. von Spanien, die das Erbe der spanischen Habsburger für die spanische Krone zurückzugewinnen suchte. Nach dem Aussterben der Farnese 1731 kamen die Herzogtümer Parma und Piacenza an die spanischen Bourbonen; im Rahmen des Polnischen Erbfolgekrieges (1733-1735) besetzte Spanien die Königreiche Neapel und Sizilien, im Gegenzug erhielt Österreich Parma und Piazenca, und Herzog Franz Stephan, der spätere Kaiser Franz I., bekam nach dem Aussterben der Medici 1737 das Herzogtum Toskana, das durch seine Ehe mit Maria Theresia ebenfalls an die Habsburger fiel. Nach dem Österreichischen Erbfolgekrieg musste Österreich 1748 Parma und Piacenza wieder an die spanischen Bourbonen zurückgeben, wurde dafür im Besitz der Lombardei bestätigt. Neben den habsburgischen und den spanisch-bourbonischen Staaten sowie dem Königreich Sardinien bestanden auf der Apenninenhalbinsel nun noch der Kirchenstaat sowie die Republiken Venedig, Lucca und Genua. Letztere verkaufte 1768 die Insel Korsika an Frankreich. 7.5 Das napoleonische Zeitalter Nach Abschluss der territorialen Neuordnung 1748 erlebte Italien eine vergleichsweise lange Friedensperiode; sie endete mit Ausbruch der Koalitionskriege gegen das revolutionäre Frankreich. Ende 1792 besetzte die Republik Frankreich Savoyen, 1796 besiegte Napoleon die Österreicher in Oberitalien und eroberte praktisch ganz Oberitalien, und 1797 gewann er die Romagna, Ferrara und Bologna vom Kirchenstaat. Im Frieden von Campo Formio 1797 überließ er das Gebiet der zusammengebrochenen Republik Venedig östlich der Etsch (Venetien) Österreich. Ebenfalls 1797 errichtete Napoleon die Zisalpinische Republik mit der Hauptstadt Mailand und die Ligurische Republik um Genua; 1798 errichtete er nach der Besetzung der Stadt Rom die Römische Republik, die allerdings ein Jahr später bereits wieder aufgelöst wurde, und 1801 schuf er das Königreich Etrurien. 1802 wandelte Napoleon die Zisalpinische Republik in die Italienische Republik um und 1805, um Venetien vergrößert, in das Königreich Italien, zu dessen König er sich selbst krönen ließ. Parma-Piacenza, Ligurien und der Kirchenstaat inklusive Rom wurden zwischen 1802 und 1809 als Departements in den französischen Staat eingegliedert. 1806 wurde das Königreich Neapel annektiert; hier setzte Napoleon zunächst seinen Bruder Joseph, 1808 seinen Schwager Joachim Murat als König ein. Ganz Italien stand nun unter französischer Herrschaft bzw. in französischer Abhängigkeit; nur auf den Inseln Sizilien und Sardinien konnten sich noch die Bourbonen bzw. das Haus Savoyen behaupten. 1814/15 brach wie überall in Europa auch in Italien die napoleonische Herrschaft zusammen. Der Wiener Kongress 1814/15 stellte die vornapoleonische, monarchische Ordnung in Italien sowie den Kirchenstaat wieder her. 1815 nahm der Bourbone Ferdinand I. Neapel wieder in Besitz und vereinte es mit seinem Königreich Sizilien zum ,,Königreich beider Sizilien"; das Königreich Sardinien wurde restauriert und um die ehemalige Republik Venedig erweitert; die Lombardei und Venetien kamen als ,,Lombardo-Venezianisches Königreich" an Österreich; Parma-Piacenza, Modena und Lucca kamen an Napoleons Gemahlin Marie Louise und nach deren Tod an eine bourbonische Linie. 7.6 Risorgimento und Einigung Italiens In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatten die spanischen Bourbonen und die Habsburger in ihren italienischen Ländern zahlreiche Reformen im Sinne des aufgeklärten Absolutismus durchgeführt; während der französischen Herrschaft über Italien wurden der Code Napoléon eingeführt und umfassende Reformen in Staat und Gesellschaft nach französischem Vorbild eingeleitet. Die Restauration machte zahlreiche der damit verbundenen Errungenschaften wieder zunichte. In weiten Kreisen der Bevölkerung, vor allem beim Bürgertum, machte sich Unzufriedenheit mit der Rückkehr zum alten monarchischen System breit, zudem wuchs der Widerstand gegen die andauernde Fremdherrschaft und gegen die österreichische Hegemonie. Es entstanden verschiedene Geheimgesellschaften, wie z. B. die Carboneria, die Aufstände in Neapel (1820), Piemont (1821) und in der Romagna und in Parma (1831) initiierten; die Aufstände wurden alle niedergeschlagen. 1831 gründete Giuseppe Mazzini die Giovine Italia als Nachfolgeorganisation der Carboneria; sein Ziel war die Errichtung einer geeinten, unabhängigen Republik Italien. Die Aufstände der Giovine Italia (1833 im Piemont, 1843 in Bologna, 1844 in Kalabrien und 1845 in Rimini) wurden ebenfalls niedergeschlagen, weckten aber in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für das italienische Problem und leiteten das Risorgimento ein. Im Kirchenstaat führte der (zunächst) liberale Papst Pius IX. nach seinem Amtsantritt 1846 eine Reihe von Reformen durch. Auf Druck liberaler Kräfte bzw. im Königreich beider Sizilien eines Aufstandes im Januar 1848 (der im Übrigen die Revolutionen von 1848/49 einläutete) sahen sich auch die anderen italienischen Staaten zu liberalen Reformen gezwungen: 1848 erhielt das Königreich beider Sizilien eine konstitutionelle Verfassung (1849 wieder aufgehoben), desgleichen das Herzogtum Toskana (1852 aufgehoben) und das Königreich Sardinien (bis 1946 im Königreich Italien in Kraft). Das Königreich Sardinien unter Karl Albert übernahm nun die Führung im Kampf um die Einigung Italiens und gegen die österreichische Fremdherrschaft; ein erster Krieg gegen Österreich 1848/49 scheiterte jedoch. Ende 1848 wurde Papst Pius IX., der inzwischen auf einen antiliberalen Kurs eingeschwenkt war, aus Rom vertrieben, und im Februar 1849 errichtete Mazzini die Römische Republik, die Giuseppe Garibaldi immerhin bis Juli 1849 gegen französische Truppen verteidigen konnte. Nach 1848/49 zog überall in Italien wieder die Reaktion ein; nur im Königreich Sardinien blieb die Repräsentativverfassung bestehen, das Land wurde tatsächlich auch parlamentarisch regiert, ab 1852 von Ministerpräsident Camillo Benso di Cavour. Dank seiner liberalen Reformpolitik fand Cavour mit seiner Idee einer Einigung Italiens in Form einer konstitutionellen Monarchie unter der Führung des Königreiches Sardinien starken Rückhalt auch bei den republikanischen Kräften (mit Ausnahme der radikaleren um Mazzini). Die italienische Einigung hielt Cavour allerdings nur im europäischen Rahmen und gegen Österreich für erreichbar. Daher beteiligte er 1855 sein Land an der Seite Frankreichs und Großbritanniens am Krimkrieg und sicherte sich dadurch die Unterstützung Kaiser Napoleons III. gegen Österreich, die 1858 durch ein Bündnis abgesichert wurde. 1859 provozierte Österreich durch ein Ultimatum den Italienischen Krieg gegen Sardinien und dessen Verbündeten Frankreich, der nach dem sardisch-französischen Sieg bei Solferino (24. Juni 1859) mit dem Vorfrieden von Villafranca vom 11. Juli 1859 endete. Begleitet wurde der Krieg von prosardischen Aufständen in der Toskana und der Emilia-Romagna. Sardinien erhielt durch den Vorfrieden von Villafranca bzw. den nachfolgenden Frieden von Zürich die Lombardei (über Frankreich); Venetien verblieb vorerst noch bei Österreich. 1860 schlossen sich nach Volksabstimmungen die Toskana, Parma-Piacenza, Modena und die Emilia-Romagna an das Königreich Sardinien an; für seine Zustimmung zu dieser Angliederung erhielt Frankreich Nizza und Savoyen von Sardinien. Im Mai 1860 landete Garibaldi mit Cavours Einverständnis auf Sizilien, eroberte die Insel und anschließend den festländischen Teil des Königreiches beider Sizilien. Im September 1860 stimmten das Königreich beider Sizilien sowie die Marken und Umbrien, bislang Bestandteile des Kirchenstaates, für ihre Angliederung an das Königreich Sardinien. Bis auf den Restkirchenstaat, d. h. Latium, und Venetien hatte sich nun ganz Italien dem Königreich Sardinien angeschlossen. Im Januar 1861 fanden die ersten gesamtitalienischen Parlamentswahlen statt, und am 17. März 1861 wurde das Königreich Italien mit Viktor Emanuel II. als einem ersten König proklamiert. Verfassung und Verwaltungsstrukturen Sardiniens wurden nun auf das gesamte Königreich Italien übertragen, d. h. Italien bekam ein parlamentarisches System, die Regierung war dem Parlament verpflichtet, der König hatte nur begrenzte Rechte. Die politische Mitwirkung war allerdings auf einen kleinen Kreis beschränkt: Aufgrund des hohen Zensuswahlrechts waren nur etwa 2 Prozent der Bevölkerung wahlberechtigt. Eine neue Verfassung - wie von republikanischen und linken Kräften erhofft - erhielt das neue Staatswesen nicht. Hauptstadt des Königreiches war zunächst Turin, ab 1865 das zentraler gelegene Florenz. Bis 1870 konnten auch die zwei noch verbliebenen territorialen Probleme - Venetien und Kirchenstaat - gelöst werden: 1866 erhielt Italien durch seine Teilnahme am Deutschen Krieg auf preußischer Seite Venetien von Österreich, obwohl die Österreicher die Italiener bei Custoza (24. Juni 1866) und Lissa (20. Juli 1866) geschlagen hatten. Die Eingliederung des Restkirchenstaates in das Königreich Italien gestaltete sich dagegen deutlich schwieriger. Zweimal, 1862 und 1866, versuchte Garibaldi, mit seinem Freikorps Rom einzunehmen, scheiterte aber beide Male an italienischen Regierungstruppen bzw. den französischen Truppen, die seit 1849 in Rom stationiert waren. Erst nach dem Abzug der französischen Truppen aus Rom nach Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges 1870 konnten italienische Truppen am 20. September 1870 die Stadt gefahrlos besetzen. Nach einem Volksentscheid im Oktober 1870 wurde nun also auch der Restkirchenstaat in das Königreich eingegliedert und Rom 1871 zur Hauptstadt Italiens proklamiert. Papst Pius IX. allerdings weigerte sich, Rom als weltliche Hauptstadt Italiens anzuerkennen, und betrachtete sich als ,,Gefangener im Vatikan". 7.7 Die Konsolidierung des Königreiches Italien Äußerlich war Italien nun zwar geeinigt, im Inneren war das Land aber zutiefst gespalten: Zum einen standen weite Kreise der Katholiken dem neuen Staatswesen äußerst distanziert gegenüber, nachdem Papst Pius IX. nach der Annexion des Kirchenstaates den Katholiken u. a. die Teilnahme an Wahlen verboten hatte. Zum anderen bestand seit der Gründung des Königreiches eine tiefe Kluft zwischen dem agrarisch-feudalistisch geprägten Süden und dem bürgerlich-industriellen Norden. Die Übertragung der sardischen Verfassung und Verwaltung auf den Süden konnte diese Kluft nicht überbrücken - sie vertiefte sie im Gegenteil noch, da sie den wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten im Süden nicht gerecht wurde. Bis 1876 wurde Italien von der ,,Rechten" regiert, gemäßigten Rechten, die in der Nachfolge Cavours standen; dann übernahm die ,,Linke", gemäßigt liberale Antiklerikale unter der Führung von Agostino Depretis (Ministerpräsident 1876-1879 und 1881-1887) die Regierung. Unter Depretis wurden einige Sozialreformen durchgeführt, wie z. B. die Einführung der kostenlosen Schulpflicht; außerdem wurde das Wahlrecht reformiert, so dass nun etwa 7 Prozent der Bevölkerung wahlberechtigt waren. 1882 trat Italien dem gegen Frankreich gerichteten Dreibund mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn bei; Grund war die 1881 erfolgte Besetzung von Tunis durch Frankreich. Von Österreich-Ungarn erhielt Italien die vage Zusage, dass ihm Trient und Triest, auf die Italien Anspruch erhob, übertragen würden, sofern Österreich-Ungarn Territorialgewinne auf dem Balkan zu verzeichnen hätte. Die Irredenta, die sich die Eingliederung von Trient und Triest zum Ziel gesetzt hatte, wurde daraufhin zeitweise verboten. Ab 1885 engagierte sich Italien in der Kolonialpolitik, die besonders von Depretis' Nachfolger Francesco Crispi (Ministerpräsident 1887-1891 und 1893-1896) vorangetrieben wurde: Eritrea (1890 italienische Kolonie) und Italienisch-Somaliland (1889) wurden besetzt; der Versuch, das Kolonialgebiet durch den Erwerb von Abessinien (Äthiopien) zu arrondieren, scheiterte jedoch 1896 mit der katastrophalen Niederlage der Italiener bei Adua gegen die Äthiopier unter Menelik II. Die Innenpolitik der Regierung Crispi war geprägt von strikter Unterdrückung der sozialen Unruhen (von denen im Übrigen die Kolonialpolitik ablenken sollte) und der sich formierenden katholischen und sozialistischen Arbeiterbewegungen - 1892 hatte sich die erste sozialistische Partei Italiens, der Partito Socialista Italiano (PSI) konstituiert. Dieser autoritäre Kurs, der sich u. a. in massiven Einschränkungen der Presse- und der Versammlungsfreiheit manifestierte, stieß jedoch auf zunehmenden Widerstand, der sich in Generalstreiks 1898 in Mailand und 1900 in Genua entlud; 1900 wurde König Umberto I. (1878-1900), der diesen Kurs mitgetragen hatte, von einem Anarchisten ermordet. Unter Umbertos Nachfolger Victor Emanuel III. (1900-1946) leitete der Linksliberale Giovanni Giolitti (Innenminister 1901-1903, Ministerpräsident 1903-1905, 1906-1909 und 1911-1914) umfassende Reformen ein: Er baute die Arbeits- und Sozialgesetzgebung aus, führte z. B. das Streikrecht sowie Sozialversicherungen ein und reformierte das Wahlrecht, so dass nun etwa 23 Prozent der Bevölkerung wahlberechtigt waren, d. h. fast die gesamte erwachsene männliche Bevölkerung. Durch seine konsequente Reformpolitik gelang es Giolitti, den reformistischen Flügel der Arbeiterbewegung in das Staatswesen einzubinden; zugleich suchte er durch einen weniger antiklerikalen Kurs den politischen Katholizismus für den Staat zu gewinnen. Die Wirtschaft erlebte seit den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts einen ungeheueren Aufschwung, die Industrialisierung im Norden machte rapide Fortschritte, so dass nun auch - trotz sinkender Steuern und steigender Sozialausgaben - der Staatshaushalt konsolidiert werden konnte. Trotz seiner Zugehörigkeit zum Dreibund schloss Italien Abkommen mit Frankreich (1902) und Russland (1909), d. h. mit zwei Mitgliedern der 1907 gegen den Dreibund errichteten Tripelentente, was zu Spannungen im Verhältnis zwischen Italien und seinen Bündnispartnern Österreich-Ungarn und Deutsches Reich führte. 1911 besetzte Italien Tripolis und löste damit den Italienisch-Türkischen Krieg gegen das Osmanische Reich aus, in dem es Tripolis, die Cyrenaika und den Dodekanes gewann. Eine der innenpolitischen Folgen des Italienisch-Türkischen Krieges war das Erstarken der politischen Gruppen am äußersten rechten und linken Rand, so z. B. der nationalistischen Rechten. 7.8 Der 1. Weltkrieg und die Folgen Nach Giolittis Rücktritt im März 1914 - er hatte die Mehrheit im Parlament verloren - übernahm der Rechtsliberale Antonio Salandra die Regierung (1914-1916). Er setzte die Reformpolitik seines Vorgängers nicht fort, leitete vielmehr erneut einen restriktiven Kurs ein, vor allem gegenüber der Arbeiterbewegung. Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges blieb Italien trotz seiner Bündnisverpflichtungen aus dem Dreibund zunächst neutral. Auf Druck linker wie nationalistischer rechter Kräfte und auf Druck der Entente kündigte Italien schließlich den Dreibund und erklärte am 23. Mai 1915 Österreich-Ungarn und am 28. August 1916 dem Deutschen Reich den Krieg - gegen den Einspruch der neutralistischen Parlamentsmehrheit. Den Kriegserklärungen vorausgegangen waren außerdem Verhandlungen mit den Entente-Mächten, die Italien für den Fall eines italienischen Kriegseintritts und eines Sieges der Entente im Londoner Geheimvertrag vom 26. April 1915 den Gewinn von Südtirol, Trient, Triest und Dalmatien in Aussicht stellte. Der Krieg konnte nicht, wie von Salandra erhofft, rasch und siegreich beendet werden. In den insgesamt zwölf Isonzoschlachten (Juni 1915 bis November 1917) versuchten die italienischen Truppen vergeblich, die österreichisch-ungarische Alpenfront zu überwinden; der Durchbruch der Mittelmächte bei Caporetto im Oktober 1917 und ihr Vorstoß bis zur Piave im Juni 1918 bedeuteten beinahe die Niederlage für Italien. Erst die italienische Offensive im Oktober 1918 gegen das praktisch zusammengebrochene Österreich-Ungarn brachte den Erfolg. Auf den Pariser Friedensverhandlungen 1919/20 konnte Italien einen Großteil seiner Forderungen durchsetzen: Im Friedensvertrag von Saint-Germain mit Österreich erhielt Italien Trient, Südtirol bis zum Brenner, Görz, Triest und Istrien, nicht jedoch Dalmatien und Fiume ( siehe Rijeka), die beide dem neu errichteten Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (später Königreich Jugoslawien) zugesprochen wurden. Der Friedensvertrag von Sèvres mit dem Osmanischen Reich bestätigte Italien den Besitz der Insel Rhodos und des Dodekanes. Aus Protest gegen den Verlust Fiumes besetzte Gabriele d'Annunzio mit einer Freischar 1919/20 die Stadt. Die Nachkriegsjahre waren nicht nur von einer schweren Wirtschaftskrise geprägt, sondern vor allem auch von einer tiefen Krise des politischen Systems, die das Land beinahe in einen Bürgerkrieg stürzte. Die weit verbreitete Meinung, Italien habe zwar den Krieg gewonnen, aber den Sieg verloren, führte zu einer tiefen Vertrauenskrise gegenüber der Staatsmacht. Sowohl die Sozialisten (PSI) wie auch die 1919 gegründete katholische Volkspartei Partito Popolare Italiano (PPI) lehnten jede Zusammenarbeit untereinander sowie mit der dritten starken Kraft, den Liberalen, ab und machten damit eine konstruktive Parlaments- und Regierungsarbeit unmöglich. Begleitet wurde diese Pattsituation von zahlreichen Streiks der Land- und Fabrikarbeiter, von Fabrikbesetzungen und anderen sozialen Unruhen. Die 1919 von Benito Mussolini gegründeten, zunächst noch sozialrevolutionären Fasci di Combattimento erhielten großen Zulauf, vor allem nachdem sie sich 1920 durch ihre radikale Wende nach rechts, zum Antisozialismus, Antiliberalismus und Antiparlamentarismus, als neue Ordnungskraft empfahlen und nun auch breite Unterstützung beim Bürgertum, bei Unternehmern, Großgrundbesitzern und in der Bürokratie fanden. Ministerpräsident Giolitti (1920/21) suchte in Fortsetzung seines alten Integrationskurses, Mussolini und seine Faschisten, seit 1921 im Partito Nazionale Fascista (PNF) organisiert, an den Staat zu binden und stützte seine liberale Regierung sogar auf die seit 1921 im Parlament vertretenen Faschisten, was deren Prestige enorm erhöhte. Giolitti trat 1921 zurück, weil PSI und PPI ihm die parlamentarische Unterstützung entzogen. Giolittis liberaler Nachfolger Luigi Facta (1922) fand ebenfalls keine stabile Mehrheit. 7.9 Italien unter Mussolini In dieser Krisensituation erzwang Mussolini mit seinem Marsch auf Rom am 27./28. Oktober 1922 von König Viktor Emanuel III. seine Ernennung zum Ministerpräsidenten. Er bildete eine Koalitionsregierung mit den bürgerlich-konservativen Parteien einschließlich des PPI, die sich von den Faschisten eine Beruhigung der politischen und sozialen Lage im Lande versprachen. Obwohl noch in der Minderheit, besetzten die Faschisten alle Schlüsselpositionen in der Regierung. 7.9.1 Aufbau der Diktatur Unterstützt, zumindest gebilligt von den alten Eliten aus Kirche, Armee, Justiz und Verwaltung baute Mussolini seine Machtstellung in Partei und Regierung sukzessive aus und errichtete schließlich eine totalitäre Einparteien- bzw. Einmann-Diktatur (siehe Faschismus). Während zunächst lediglich Sozialisten und Kommunisten dezidiert in Opposition zu Mussolini standen, formierte sich nach dem Auszug der Sozialisten, der PPI und einiger Liberaler aus dem Parlament im Juni 1924 infolge der Ermordung des sozialistischen Abgeordneten Giacomo Matteotti eine breite antifaschistische Opposition, in der sich nun alle nicht faschistischen Kräfte zusammenfanden. Die Opposition im Parlament war durch die Matteotti-Krise auf ein Minimum zusammengeschrumpft; durch das Verbot aller Parteien (mit Ausnahme des PNF) 1926 wurde sie vollkommen von der parlamentarischen Arbeit ausgeschlossen. Die Aufhebung der Pressefreiheit und des Versammlungsrechts, die Gründung der Geheimpolizei OVRA und eines Sondergerichtshofes für so genannte politische Verbrechen beraubten die Opposition aller legaler Wirkungsmöglichkeiten, verbannte sie in den Untergrund und festigten Mussolinis diktatorische Herrschaft. Per Gesetz hob Mussolini 1925/26 seine Verantwortlichkeit als Regierungschef gegenüber dem Parlament auf und ließ sich auch die legislative Gewalt übertragen, und mit der Umwandlung des Gran consiglio del fascismo (Großrat des Faschismus), 1922 als Führungsspitze des PNF gegründet, in ein Staatsorgan 1928 war der Aufbau der Diktatur und die Gleichsetzung von Partei und Staat vollendet. Seine Machtstellung manifestierte Mussolini mit den Titeln Capo del Gobierno (Haupt der Regierung) und Duce del Fascismo (Führer des Faschismus). In bewusster Annäherung an die katholische Kirche als einer der wesentlichen Stützen seiner Diktatur war Mussolini bestrebt, einen Ausgleich mit dem Papsttum hinsichtlich der Römischen Frage zu finden. Nach langen Verhandlungen schlossen die italienische Regierung und der Heilige Stuhl im Februar 1929 die Lateranverträge, in denen der italienische Staat die Souveränität des Heiligen Stuhles über die Vatikanstadt als neutralen Staat und das Papsttum Rom als Hauptstadt Italiens anerkannte. Ein Konkordat regelte daneben die Beziehungen zwischen Kirche und Staat. 7.9.2 Außenpolitik In der Außenpolitik war Mussolini zunächst, während der Aufbauphase des faschistischen Staates, um Ausgleich und Kooperation innerhalb der Nachkriegsordnung bemüht; so band er z. B. Italien als Garantiemacht in den Locarnopakt ein. Zugleich betrieb er im östlichen Mittelmeerraum eine zunächst noch sehr vorsichtige Expansionspolitik: 1923 besetzte er Korfu, und 1924 brachte er durch einen Vertrag mit Jugoslawien Fiume an Italien. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers 1933, dem Ende der deutschfranzösischen Ausgleichspolitik und dem Beginn der aggressiven deutschen Außenpolitik schloss sich Italien eng an Österreich und an Frankreich an, zu dem die Beziehungen bislang wegen ungelöster Kolonialfragen und Rivalitäten im Mittelmeerraum sehr gespannt gewesen waren. Im März 1934 unterzeichnete Italien mit Österreich und Ungarn die Römischen Protokolle, die im Grunde gegen das Deutsche Reich gerichtet waren; im Januar 1935 wurde das so genannte Mussolini-Laval-Abkommen mit Frankreich geschlossen; und im April 1935 fanden sich Italien, Frankreich und Großbritannien in der Stresafront gegen die revisionistische Außenpolitik des Deutschen Reiches zusammen. Dadurch außenpolitisch abgesichert, ging Mussolini nun zu einem offen expansionistischen Kurs über: Im Italienisch-Äthiopischen Krieg (1935/36) eroberte er Äthiopien und vereinigte es mit Eritrea und Italienisch-Somaliland zur Kolonie Italienisch-Ostafrika; König Viktor Emanuel III. nahm den Titel ,,Kaiser von Äthiopien" an. Durch die Annexion Äthiopiens geriet Italien allerdings wieder in Konflikt mit den Westmächten Frankreich und Großbritannien; dies sowie die Intervention Deutschlands und Italiens im Spanischen Bürgerkrieg zugunsten Francisco Francos und der Aufständischen führten trotz aller machtpolitischer Gegensätze zu einer Annäherung des faschistischen Italien an das nationalsozialistische Deutsche Reich. Im Oktober 1936 wurde die Achse Berlin-Rom errichtet, 1937 trat Italien dem deutsch-japanischen Antikominternpakt bei und aus dem Völkerbund aus. Den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, den Mussolini durch die Römischen Protokolle noch zu verhindern gesucht hatte, akzeptierte er im März 1938 widerspruchslos, und im September 1938 vermittelte er das Münchner Abkommen zwischen dem Deutschen Reich einerseits, Frankreich und Großbritannien andererseits. Im April 1939 besetzten italienische Truppen Albanien, das sich in den zwanziger Jahren eng an Italien angeschlossen hatte, nun aber versuchte, dieses Abhängigkeitsverhältnis zu lösen. Albanien wurde mit Italien vereinigt, Viktor Emanuel in Personalunion auch albanischer König. Im Mai 1939 schlossen Mussolini und Hitler den Stahlpakt, ein Militärbündnis, in dem sie u. a. auch die deutsch-italienische Grenze festlegten: Südtirol sollte bei Italien verbleiben, der Brenner sollte weiterhin die Grenze bilden. Im Oktober 1939 handelten Mussolini und Hitler zusätzlich ein Umsiedlungsabkommen für die deutschsprachige Bevölkerung in Südtirol aus. 7.9.3 Italien im 2. Weltkrieg Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges am 1. September 1939 hielt sich Italien zunächst als ,,nicht Krieg führende" Macht aus dem Kriegsgeschehen heraus - vor allem weil es noch nicht ausreichend gerüstet war. Erst vor dem Hintergrund der deutschen Siege trat Italien am 10. Juni 1940 mit Kriegserklärungen an Frankreich und Großbritannien auf der Seite Deutschlands in den Krieg ein; Ziel waren dabei in erster Linie Territorialgewinne auf Kosten Frankreichs wie z. B. Tunesien und Französisch-Somaliland ( siehe Dschibuti). Die italienischen Offensiven in Griechenland (von Albanien aus) und gegen die Briten in Nordafrika (von Italienisch-Ostafrika und Libyen aus) scheiterten jedoch und offenbarten die militärische Unzulänglichkeit Italiens. Im weiteren Verlauf des Krieges, in dem Italien politisch und militärisch zunehmend in deutsche Abhängigkeit geriet und sich an der deutschen Besetzung Griechenlands und Albaniens beteiligte, machten sich zudem die Schwächen der in weiten Teilen vom Import abhängigen italienischen Wirtschaft drückend bemerkbar. 7.9.3.1 Das Ende der Ära Mussolini Die militärischen Misserfolge, die wirtschaftlichen Probleme und die zunehmenden inneren Krisen stärkten die antifaschistische Opposition in Italien und führten im März 1943 zu Massenstreiks. Nach der Landung der Alliierten auf Sizilien am 9./10. Juli 1943 wandte sich schließlich auch der Großrat des Faschismus von Mussolini ab und forderte ihn auf, den militärischen Oberbefehl an den König abzugeben; am 25. Juli ließ Viktor Emanuel III. Mussolini verhaften und betraute Marschall Pietro Badoglio mit den Regierungsgeschäften. Der löste den PNF auf, schloss am 3. September 1943 einen Waffenstillstand mit den Alliierten und trat am 13. Oktober 1943 auf deren Seite in den Krieg gegen Deutschland ein. Nach Bekanntgabe des Waffenstillstandes am 8. September wurden die italienischen Truppen im Zugriffsbereich der deutschen Wehrmacht von den Deutschen entwaffnet und gefangen genommen, Italien wurde bis zu einer Linie etwa 100 Kilometer südlich von Rom von deutschen Truppen besetzt. König und Regierung mussten aus Rom nach Bari, in das unbesetzte Regno del Sud, fliehen. Am 12. September 1943 befreiten deutsche Fallschirmtruppen Mussolini aus der Haft; wenig später gründete Mussolini in Norditalien unter deutschem Schutz die vollkommen von Deutschland abhängige Repubblica Sociale Italiana, die Republik von Salò. 7.9.3.2 Befreiung und demokratischer Neubeginn In der Folgezeit versuchten alliierte Truppen von Unteritalien aus, die deutschen Linien nach Norden zu durchbrechen, zunächst mit wenig Erfolg; der entscheidende Durchbruch gelang erst im Frühjahr 1944. In Mittel- und Oberitalien unterstützten zahlreiche Partisanenverbände hinter der Front die alliierten Operationen. Am 4. Juni 1944 eroberten die Alliierten Rom; ein knappes Jahr später, am 29. April/2. Mai 1945 kapitulierten die deutschen Truppen in Italien endgültig. Die Republik von Salò löste sich auf, Mussolini wurde am 28. April 1945 von Antifaschisten erschossen. Bereits seit etwa 1942 hatten sich im Untergrund die alten, von Mussolini verbotenen Parteien neu konstituiert (die kommunistische Partei Partito Comunista Italiano, PCI, und die sozialistische Partei Partito Socialista Italiano di Unità Proletaria, PSIUP), außerdem wurden neue Parteien gegründet (die christlich-demokratische Democrazia Cristiana, DC, die Aktionspartei Partito d'Azione, Pd'A, sowie liberale und demokratische Parteien). Sie schlossen sich im September 1943 zum Comitato di Liberazione Nazionale (CLN, Nationales Befreiungskomitee) zusammen. Nach der Eroberung Roms durch die Alliierten trat der durch seine Verbindung mit dem Faschismus diskreditierte König Viktor Emanuel III. auf Druck des CLN seine Kompetenzen an seinen Sohn Umberto II. ab, der den Titel eines Generalstatthalters annahm; die Regierung Badoglio wurde durch eine Koalition aus sechs CLN-Parteien abgelöst, Ministerpräsident dieser provisorischen Regierung wurde der ehemalige sozialistische Ministerpräsident (1921/22) und CLN-Präsident Ivanoe Bonomi. Wie vereinbart trat Bonomi nach der deutschen Kapitulation zurück. Nach einer kurzen Zwischenphase unter dem Pd'A-Vorsitzenden Ferruccio Parri wurde im Dezember 1945 der DC-Vorsitzende Alcide de Gasperi zum Ministerpräsidenten ernannt. 7.10 Die Republik Italien Am 9. Mai 1946 dankte Viktor Emanuel III. zugunsten Umbertos II. ab. In einer Volksabstimmung am 2. Juni 1946 stimmten 54,3 Prozent der Wahlberechtigten (erstmals auch Frauen) für die Abschaffung der Monarchie und die Errichtung der Republik. Am 13. Juni ging Umberto ins Exil, und am 18. Juni 1946 proklamierte der Oberste Gerichtshof Italiens offiziell die Republik. 7.10.1 Parteienkonstellation im Nachkriegsitalien In der ebenfalls am 2. Juni 1946 gewählten verfassunggebenden Nationalversammlung war die DC mit 207 Sitzen die stärkste Fraktion, gefolgt von dem PSIUP mit 115 Sitzen, dem PCI mit 104 Mandaten und vier kleineren Parteien mit zusammen 117 Sitzen. Ministerpräsident blieb de Gasperi; er bildete eine große Koalition unter Einschluss der Sozialisten und der Kommunisten. Die Koalition hielt allerdings nicht lange: Im Januar 1947 trat der Sozialist Pietro Nenni als Außenminister zurück. Vorausgegangen waren innerparteiliche Auseinandersetzungen über die politische Orientierung des bislang neutralistischen PSIUP sowie eine mögliche Zusammenarbeit mit den Kommunisten, in deren Folge es zur Spaltung der Partei kam: Der prowestliche Flügel konstituierte sich als Partito Socialista Democratico Italiano (PSDI) unter Giuseppe Saragat neu; der kommunistisch orientierte Flügel unter Petro Nenni nahm wieder den alten Namen Partito Socialista Italiano (PSI) an. Die Spaltung schwächte die sozialistische Linke in Italien erheblich; der PSI konnte sich erst nach der Auflösung seines Aktionsbündnisses mit dem PCI und nach seinem Einschwenken auf einen reformistischen Kurs in den sechziger Jahren wieder als regierungsfähige Partei etablieren. Im Mai 1947 kündigte de Gasperi vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Kalten Krieges die Koalition mit den Kommunisten und den Sozialisten auf; Kommunisten und Sozialisten auf der anderen Seite waren bereits zunehmend in Distanz zu dem gemäßigten Reformkurs de Gasperis gegangen. Am 22. Dezember 1947 verabschiedete die Nationalversammlung die unterdessen erarbeitete parlamentarisch-demokratische Verfassung mit großer Mehrheit; am 1. Januar 1948 trat die neue Verfassung in Kraft. Bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus im April 1948, denen ein erbitterter Wahlkampf zwischen Bürgerlichen und linkssozialistisch-kommunistischer Volksfront vorausgegangen war, erhielt die DC 48,5 Prozent der Stimmen, d. h. die absolute Mehrheit der Mandate; PSI und PCI kamen zusammen nur auf 31 Prozent. Ministerpräsident wurde erneut de Gasperi. Zwar erreichte die DC bei Parlamentswahlen nie wieder die absolute Mehrheit, bis in die achtziger Jahre aber immer um die 40 Prozent, und bis 1981 stellte sie ohne Unterbrechung den Ministerpräsidenten. Während sie zunächst ausschließlich mit Parteien der Mitte und der gemäßigten Rechten koalierte, vollzog sie Anfang der sechziger Jahre die Apertura a sinistra (,,Öffnung nach links") und ging nun auch Regierungsbündnisse mit der nichtkommunistischen Linken ein. Aber obwohl die DC vier Jahrzehnte lang stärkste Fraktion blieb, zeichneten sich ihre Regierungen - wie auch alle nachfolgenden, nicht DC-geführten - durch große Instabilität aus; Ursache dafür war die Flügelbildung innerhalb der DC selbst sowie die große Parteienvielfalt in Italien, die wiederum Ausdruck großer sozialer und politischer Gegensätze ist. Im Mai 1948 wurde Luigi Einaudi als Kandidat der DC und der gemäßigten Sozialisten zum Staatspräsidenten gewählt. Zuvor hatte er als Haushaltsminister (1947/48) unter de Gasperi wesentlich zur Stabilisierung der Staatsfinanzen beigetragen. 7.10.2 Friedensvertrag und Außenpolitik Der Pariser Friedensvertrag vom 10. Februar 1947 zwischen den Alliierten und Italien bestätigte in etwa den territorialen Bestand Italiens auf der Apenninenhalbinsel, nur das zwischen Italien und Jugoslawien umstrittene Triest wurde Freistaat unter UN-Aufsicht. Außerdem musste Italien Istrien an Jugoslawien abgeben, die Dodekanes Griechenland überlassen und auf Albanien und Äthiopien sowie alle seine Kolonien verzichten; dafür erhielt es 1950 die UN-Treuhandschaft über Italienisch-Somaliland. Bereits am 5. September 1946 hatte de Gasperi mit dem österreichischen Außenminister Karl Gruber zur Regelung der Südtirolfrage das so genannte Gruber-De-GasperiAbkommen geschlossen, das der deutschsprachigen Bevölkerung in Südtirol eine gewisse Autonomie garantierte. Das Abkommen wurde sowohl dem Friedensvertrag als auch der neuen italienischen Verfassung beigefügt. Aufgrund der unterschiedlichen Auslegung des Abkommens kam es allerdings zwischen der deutschsprachigen Bevölkerung in Südtirol und der italienischen Regierung zu Spannungen, die sogar vereinzelt in Terroranschläge ausarteten, und zu Differenzen zwischen Österreich und Italien. 1969 handelten Österreich und Italien einen neuen Vertrag aus, das so genannte Südtirol-Paket, das die Problematik wesentlich konkreter behandelte und dessen 137 Durchführungsbestimmungen 1992 für erfüllt galten. 1954 einigten sich Italien und Jugoslawien über Triest: Stadt mit Hafen und westlichem Umland kamen an Italien zurück, der Rest der Zone ging an Jugoslawien. Vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Ost-West-Konflikts wie auch der Erfahrungen aus der Zeit des Faschismus und des 2. Weltkrieges suchte Italien - gegen den erbitterten Widerstand der Kommunisten - die enge Anbindung an den Westen und engagierte sich für die politische und wirtschaftliche Integration Europas. Italien war Gründungsmitglied der NATO und des Europarates (1949), der Montanunion (1952), der Westeuropäischen Union (1955) sowie der EURATOM und der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (siehe Römische Verträge, 1957). Seit 1955 ist Italien Mitglied der Vereinten Nationen. 7.10.3 Italien unter christlich-demokratischer Regierung Dank der Marshallplan-Hilfe gelang der wirtschaftliche Wiederaufbau Ende der vierziger/Anfang der fünfziger Jahre in Italien relativ rasch. Der Versuch, durch eine Sozialund Bodenreform sowie die Einrichtung einer eigenen Entwicklungsbank für den wirtschaftlich benachteiligten Süden die wirtschaftliche und soziale Kluft zwischen Nord und Süd zu verringern, war dagegen weniger erfolgreich; der Mezzogiorno ist nach wie vor das Armenhaus Italiens. Aus den Wahlen zum Abgeordnetenhaus im Juni 1953 gingen die Christdemokraten mit 40 Prozent erneut als stärkste Partei hervor, verloren aber ihre absolute Mehrheit. Der PCI wurde mit 22,6 Prozent zweitstärkste Fraktion. Der Christdemokrat und frühere Schatzminister Giuseppe Pella löste de Gasperi als Ministerpräsident ab und bildete ein Kabinett der rechten Mitte. Aufgrund DC-interner Differenzen wechselten im weiteren Verlauf der Legislaturperiode beinahe jährlich die Kabinette und Ministerpräsidenten. 1955 wurde Giovanni Gronchi, ein Vertreter des linken Flügels der DC, zum Staatspräsidenten gewählt. Die Parlamentswahlen vom Mai 1958 bestätigten die Koalition der rechten Mitte und den PCI als zweitstärkste Fraktion. Amintore Fanfani wurde Ministerpräsident, aber bereits im Januar 1959 von Antonio Segni wieder abgelöst. Segni regierte mit einem rein christdemokratischen Minderheitskabinett. Seine Regierung wurde im Februar 1960 gestürzt; die Regierung übernahm erneut Fanfani, auch er an der Spitze eines ausschließlich christdemokratischen Minderheitskabinetts. 7.10.3.1 Öffnung nach links Vor dem Hintergrund einer fehlenden stabilen Regierungsmehrheit im Parlament und angesichts der Tatsache, dass der PSI seine Zusammenarbeit mit dem PCI gelöst und in Dialog mit der Kirche und der DC getreten war, leitete Fanfani nun die Apertura a sinistra der DC bzw. der Regierung ein. 1962 bildete er eine Koalition mit dem PSDI und dem Partito Repubblicano Italiano (PRI), die sich auf die parlamentarische Tolerierung durch den PSI stützte. 1962 wurde Antonio Segni zum Staatspräsidenten gewählt; 1964 übernahm mit Giuseppe Saragat (PSDI) erstmals ein Sozialdemokrat das Amt des Staatspräsidenten. Bei den Parlamentswahlen im April 1963 sank die DC auf 38,3 Prozent, der PCI erreichte 25,3 Prozent. Seinen Stimmenzuwachs verdankte der PCI nach einer Phase der Stagnation in den späten fünfziger Jahren seiner Neuorientierung im Rahmen der Entstalinisierung. Palmiro Togliatti, von 1947 bis 1964 Generalsekretär des PCI, plädierte nun für einen ,,eigenen Weg zum Sozialismus" und wandte sich scharf gegen die Einmischung der KPdSU in die Angelegenheiten der kommunistischen Parteien anderer Länder. Nach den Parlamentswahlen trat Fanfani zurück; Giovanni Leone, bislang Präsident des Abgeordnetenhauses, wurde Ministerpräsident und bildete eine christdemokratische Minderheitsregierung. Im Oktober signalisierte der PSI unter Pietro Nenni seine Bereitschaft, in eine Mitte-links-Regierung einzutreten; durch seine Anerkennung der Einbindung Italiens in die NATO und das westeuropäische Bündnissystem hatte sich der PSI zudem als potentieller Koalitionspartner qualifiziert. Im Dezember 1963 übernahm der Christdemokrat Aldo Moro an der Spitze einer Koalition aus DC, PSI, PSDI und PRI die Regierung; Nenni wurde stellvertretender Ministerpräsident. 7.10.3.2 Instabile Verhältnisse und wechselnde Koalitionen Unter der Regierung Aldo Moro (1963-1968) erlebte Italien eine Phase relativer innenpolitischer Stabilität, obwohl sich bereits ein Ende des Wirtschaftsbooms mit all seinen Begleiterscheinungen wie Inflation und zunehmende Arbeitslosigkeit abzeichnete. Nach den Wahlen von 1968 führte - nach einer kurzen Zwischenphase einer reinen DCRegierung unter Giovanni Leone - Mariano Rumor die Vierparteienkoalition weiter. Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Stagnation und steigender Arbeitslosenzahlen, zunehmender sozialer und politischer Polarisation, die sich u. a. in Streiks der Studenten und Arbeiter manifestierte, wechselten in der Folgezeit die Regierungen rasch einander ab: 1969 bildete Rumor eine DC-Regierung, im März 1970 kehrte er zur Vierparteienkoalition zurück, die ab August 1970 von Emilio Colombo weitergeführt wurde. Nach einer weiteren DC-Regierung unter Giulio Andreotti, die gerade einmal neun Tage im Amt war, blieb Italien von Februar bis Juni 1972 ohne Regierung. Nach den Neuwahlen bildete Andreotti eine Koalition aus DC, PSDI und Partitio Liberale Italiano (PLI), die im Juli 1973 wieder von der alten Vierparteienkoalition unter Rumor abgelöst wurde. Im November 1974 übernahm wieder die DC alleine die Regierung mit Aldo Moro als Ministerpräsidenten. Staatspräsident wurde 1971 Giovanni Leone. Unterdessen erklärte sich der PCI, der unter seinem Generalsekretär Enrico Berlinguer (1972-1984) einen eurokommunistischen Kurs des sowohl von der Sowjetunion wie auch von der Sozialdemokratie unabhängigen ,,dritten Weges" eingeschlagen hatte, zu einem ,,historischen Kompromiss" bereit, d. h. zu einer bedingten Zustimmung zur Westintegration und NATO-Einbindung Italiens zugunsten einer Regierungsbeteiligung. Bei den Parlamentswahlen von 1976 erreichte der PCI mit 34,4 Prozent sein bestes Ergebnis; die DC kam auf 39 Prozent. Andreotti bildete eine DC-Minderheitsregierung, die sich allerdings auf ein breites parlamentarisches Bündnis aus PCI, PSI, PSDI, PLI und PRI stützen konnte. Zusammen mit der DC hatten sich diese fünf Parteien auf ein gemeinsames Aktionsprogramm zur wirtschaftlichen und sozialen Konsolidierung des Landes geeinigt. Nachdem der Versuch des PCI, eine direkte Regierungsbeteiligung zu erreichen, die Regierung Andreotti Anfang 1978 in eine schwere Krise gestürzt hatte und schließlich am Widerstand der DC gescheitert war, entzog der PCI der Regierung die Unterstützung. Bei den Neuwahlen von 1979 verloren die Kommunisten 4 Prozent, ansonsten veränderte sich die Parteienkonstellation kaum. Ministerpräsident wurde Francesco Cossiga. Er führte zunächst eine DC/PSDI/PLI-Minderheitsregierung, die von PSI und PRI toleriert wurde; im April 1980 bildete er eine DC/PSI/PRI-Mehrheitsregierung. Beide Kabinette scheiterten jedoch an ihrem strikten Sparkurs. Desgleichen scheiterte im Mai 1981 die nachfolgende Mitte-links-Koalition unter Arnoldo Forlani. Staatspräsident war seit 1978 der Sozialist Alessandro Pertini. 7.10.3.3 Terrorismus Seit den späten sechziger Jahren, besonders aber Ende der siebziger Jahre wurde Italien von einer Welle terroristischer Anschläge von rechts und links heimgesucht. Höhepunkte der Terrorwelle waren 1978 die Entführung und Ermordung Aldo Moros durch die linksextremen Roten Brigaden und 1980 der Anschlag einer rechtsextremen Gruppierung auf den Bahnhof von Bologna, dem 85 Menschen zum Opfer fielen. Im Entführungsfall Aldo Moro wurde der Regierung Andreotti vorgeworfen, dem Linksterrorismus nicht energisch genug begegnet zu sein und - auch aus parteiinternen Gründen - den Tod Aldo Moros in Kauf genommen zu haben; zudem sollen Mitglieder der Geheimloge P 2 mit der Aufklärung der Entführung betraut worden sein. Die Loge P 2 stand auch im Mittelpunkt von Umsturzgerüchten und umfangreichen Steuerhinterziehungen im Umfeld des Bankrotts einer vom Vatikan kontrollierten Bank; zahlreiche führende Politiker waren in diese Affäre verwickelt, die DC verlor stark an Glaubwürdigkeit. 7.10.4 Regierungswechsel In dieser Vertrauenskrise musste die DC erstmals seit Bestehen der Republik das Amt des Ministerpräsidenten abgeben: Im Juni 1981 bildete Giovanni Spadolini vom PRI eine Koalitionsregierung aus DC, PSI, PSDI, PRI und PLI; er wurde aber schon im Dezember 1982 von dem Christdemokraten Amintore Fanfani wieder abgelöst. Bei den Parlamentswahlen im Juni 1983 musste die DC erhebliche Stimmeneinbußen hinnehmen, der PCI fiel knapp unter 30 Prozent, dafür konnte der PSI an Stimmen gewinnen. Mit Bettino Craxi übernahm nun erstmals ein Sozialist das Amt des Ministerpräsidenten; seine Koalition aus PSI, DC, PSDI, PRI und PLI hielt immerhin bis März 1987. Seine Sparpolitik, die sich auch negativ auf Löhne und Gehälter auswirkte, provozierte zahlreiche Streiks in Industrie und öffentlichem Dienst. 1984 schloss die Regierung Craxi ein Konkordat mit dem Heiligen Stuhl, das die Lateranverträge von 1929 ablöste, das Verhältnis zwischen Kirche und Staat neu regelte und u. a. den Katholizismus als Staatsreligion abschaffte. Bei den Wahlen von 1987 konnte sich die DC wieder konsolidieren und bis 1992 erneut die Ministerpräsidenten stellen (Giovanni Goria 1987/88, Ciriaco De Mita 1988/89, Andreotti 1989-1992) und in wechselnden Koalitionen mit Sozialisten, Sozialdemokraten, Liberalen und Republikanern regieren. Im April 1992 trat Francesco Cossiga, seit 1985 Staatspräsident, kurz vor Ablauf seiner Amtszeit aus Protest gegen die Entwicklung des politischen Systems in Italien zurück. Er hatte sich für eine tief greifende Verfassungsreform engagiert, die Italien zu einer stabileren innenpolitischen Struktur verhelfen sollte, war damit jedoch gescheitert. Zu Cossigas Nachfolger wurde (erst im 16. Wahlgang) Oscar Luigi Scalfaro gewählt. 7.10.5 Neuordnung der Parteienlandschaft Die Neugewichtung des Kräfteverhältnisses zwischen den Parteien, die in den achtziger Jahren eingesetzt hatte, mündete in den neunziger Jahren in einer völligen Umstrukturierung und Neuordnung der Parteienlandschaft. Hauptursache war der Verlust der Glaubwürdigkeit und des Vertrauens in die etablierten politischen Kräfte. Ihnen war es praktisch seit Bestehen der Republik nicht gelungen, eine trag- und arbeitsfähige Regierung zu bilden - die Lebensdauer eines italienischen Kabinetts beträgt durchschnittlich zehn Monate. Und es war ihnen nicht gelungen, die tiefe wirtschaftliche und soziale Kluft zwischen Nord und Süd zu minimieren, die immens hohe Staatsverschuldung abzubauen, das politische System zu reformieren und dem zunehmenden organisierten Verbrechen wirksam zu begegnen. Zudem wurden zahlreiche Korruptionsaffären aufgedeckt, in die prominente Politiker sowie führende Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Verwaltung verwickelt waren. Den Anfang bei der Neuorientierung der Parteien machte der PSI unter seinem Vorsitzenden Craxi: Im Oktober 1990 nannte sich die Partei in PSI - Unità Socialista um und signalisierte damit ihre Absicht, alle sozialistischen Kräfte unter ihrem Dach zu vereinen. Im Februar 1991 änderte der PCI - auch in Reaktion auf die politischen Umbrüche in den sozialistischen Staaten - seinen Namen in Partitio Democratico della Sinistra (PDS, Demokratische Partei der Linken) und gab sich ein neues Programm. Wenig später spalteten sich die orthodoxen Kommunisten als Partito di Rifondazione Comunista (PRC, Partei der Kommunistischen Neugründung) vom PDS ab. Ebenfalls im Februar 1991 schlossen sich mehrere norditalienische Autonomiebewegungen unter der Führung von Umberto Bossi zur Lega Nord zusammen. Bei den vorgezogenen Neuwahlen im April 1992 mussten die etablierten Parteien deutliche Stimmenverluste hinnehmen: Die DC verlor gegenüber 1987 4,6 Prozent und kam nur noch auf 29,7 Prozent, der PDS verlor über 10 Prozent und erhielt nur mehr 16,1 Prozent, blieb aber weiterhin, wie seit Bestehen der Republik, zweitstärkste Partei. Der PSI konnte mit 13,6 Prozent sein Ergebnis von 1987 in etwa verteidigen. Wahlgewinner waren kleinere Parteien wie etwa die Lega Nord, die mit 8,7 Prozent ins Abgeordnetenhaus einzog. Infolge der Niederlage der DC trat Andreotti als Ministerpräsident zurück; neuer Ministerpräsident einer DC/PSI/PSDI/PLI-Regierung wurde der Sozialist Giuliano Amato. Der Versuch der Regierung Amato, das Vertrauen in Politik und Staat wiederherzustellen scheiterte: Ende 1992/Anfang 1993 wurden gegen Craxi, Andreotti sowie zahlreiche weitere Politiker, darunter ehemalige Minister und Ministerpräsidenten und Abgeordnete, und gegen Personen aus der Wirtschaft Verfahren wegen Korruption und zum Teil auch wegen ihrer Nähe zum organisierten Verbrechen eingeleitet. Seit dem Frühjahr 1992 nahmen zudem die Anschläge der Mafia rapide zu; ihnen fielen u. a. zwei Symbolfiguren im Kampf gegen die Mafia, der Richter Giovanni Falcone und der Staatsanwalt Paolo Borsellino, zum Opfer. Im August 1992 verabschiedete das Parlament ein Anti-Mafia-Gesetz, das die Bekämpfung des organisierten Verbrechens erleichtern sollte. Im April 1993 stimmte die Bevölkerung in einem Referendum mit großer Mehrheit für eine Wahlrechtsreform, d. h. für eine Reform des politischen Systems. In Reaktion auf dieses Abstimmungsergebnis und auf Verwicklung einiger seiner Minister in Korruptionsaffären trat Amato als Ministerpräsident zurück; als Nachfolger berief Staatspräsident Scalfaro den parteilosen Notenbankpräsidenten Carlo Ciampi. Der führte die Koalition seines Vorgängers weiter, nahm aber erstmals auch drei PDS-Politiker sowie mehrere Parteilose in sein Kabinett auf. Im Juli 1993 zog die DC die Konsequenz aus ihrer Krise: Sie beschloss ihre Auflösung und ihre Neugründung als Partito Populare Italiano (PPI, Italienische Volkspartei), die im Januar 1994 vollzogen wurde. Zugleich spaltete sich der rechte Flügel als Centro Cristiano Democratico (CCD, Christlich-Demokratisches Zentrum) von der Partei ab. Im Dezember 1993 beschloss der PSI ebenfalls seine Selbstauflösung und Neugründung und seinen Anschluss an die PDS-geführte Linksallianz. Auflösung und Neugründung als Socialisti Italiani (SI, Italienische Sozialisten) erfolgten ein knappes Jahr später, im November 1994. Ebenfalls im Dezember 1993 gründete der Medienunternehmer Silvio Berlusconi die rechtspopulistische Forza Italia (FI). Im Januar 1994 vereinigte Gianfranco Fini, der Vorsitzende des neofaschistischen Movimento Sociale Italiano - Destra Nazionale (MSI - DN, Italienische Sozialbewegung - Nationale Rechte), seine Partei mit anderen Rechtsparteien zur Alleanza Nazionale (AN, Nationale Allianz). 7.10.5.1 Rechtsruck Im Vorfeld der vorgezogenen Parlamentswahlen im März 1994, bei denen erstmals entsprechend dem neuen Wahlgesetz 75 Prozent der Abgeordneten beider Kammern nach dem Mehrheitswahlrecht gewählt werden sollten, schlossen sich die Parteien zu drei Wahlbündnissen zusammen: Zum Linksbündnis Alleanza Progressiva oder Progressisti unter der Führung des PDS fanden sich PRC, PSI, Verdi (Grüne), die Anti-Mafia-Partei La Rete (Das Netz) sowie weitere kleine Parteien zusammen; das Zentrum bildeten PPI und der Pakt für Italien des Reformpolitikers Mario Segni; zu dem von Berlusconi geführten Rechtsbündnis Polo della libertà e del buon governo (Pol der Freiheit und des guten Regierens) schlossen sich Forza Italia, Lega Nord, Alleanza Nazionale, CCD und andere kleine Rechtsparteien zusammen. Die Wahlen selbst erbrachten eine völlige Neuordnung des politischen Kräfteverhältnisses: Das Rechtsbündnis gewann 360 der insgesamt 630 Sitze im Abgeordnetenhaus und damit die absolute Mehrheit; mit einem Stimmenanteil von 21,1 Prozent wurde die Forza Italia stärkste Kraft. Die Progressisti kamen auf 213 Mandate; der PDS wurde mit 20,4 Prozent zweitstärkste Kraft, der PSI erreichte nur mehr 2,2 Prozent. Das Zentrum kam auf 46 Sitze; der DC-Nachfolger PPI erhielt nur 11,1 Prozent. Im April trat Ministerpräsident Ciampi zurück; Staatspräsident Scalfaro beauftragte Silvio Berlusconi, der erst drei Monate zuvor seinen Einstieg in die Politik bekannt gegeben hatte, mit der Regierungsbildung. Berlusconis Kabinett gehörten neben drei Parteilosen ausschließlich Mitglieder seines Rechtsbündnisses an, darunter zum erstenmal seit 1945 auch Neofaschisten. Bereits zwei Monate nach ihrem Amtsantritt im Mai 1994 geriet die Regierung Berlusconi in eine schwere Krise. Berlusconi hatte ein Dekret erlassen, durch das die Anwendung der Untersuchungshaft drastisch eingeschränkt wurde und das somit die Ermittlungen in den sich häufenden Korruptions- und Mafiaverfahren erheblich erschwerte. Das Dekret stieß sowohl innerhalb der Koalition als auch vor allem in der Öffentlichkeit auf scharfe Kritik; wenig später musste Berlusconi das Dekret wieder zurücknehmen. Im September stellte die Regierung Berlusconi den Haushaltsentwurf für 1995 vor, der zu Eindämmung der immensen Staatsschulden massive Kürzungen vor allem im Gesundheits- und Rentenwesen vorsah. Diese geplanten Sparmaßnahmen provozierten im Oktober 1995 einen Generalstreik, an dem sich Millionen Arbeitnehmer in ganz Italien beteiligten. Trotz anhaltender Massenproteste gegen die Sparmaßnahmen, aber zunehmend auch gegen das Ausbleiben zugesagter Reformen und gegen die Verquickung privater Interessen wirtschaftlicher Natur seitens der Person Berlusconi sprach das Parlament Berlusconi zunächst noch das Vertrauen aus. Als dann aber gegen Berlusconi ein Ermittlungsverfahren wegen Bestechung eingeleitet wurde, die Alleanza Nazionale sich von Berlusconi distanzierte und die Lega Nord faktisch die Zusammenarbeit mit Berlusconi aufkündigte, trat Berlusconi am 22. Dezember 1994 zurück und kam damit einem Misstrauensvotum im Parlament zuvor. 7.10.6 Neuorientierung und Konsolidierung Im Januar 1995 beauftragte Scalfaro den parteilosen bisherigen Schatzminister Lamberto Dini mit der Regierungsbildung. Dini berief ausschließlich parteilose, unabhängige Experten in seine Regierung. Hauptaufgabe der Regierung Dini war die Verabschiedung der Rentenreform und vor allem die schrittweise Senkung des Haushaltsdefizits von über 7 Prozent 1995 auf 2,5 Prozent 1998, um die Konvergenzkriterien für die Teilnahme an der Europäischen Währungsunion zu erfüllen. Im März 1995 billigten beide Kammern des Parlaments den Nachtragshaushalt für 1995, der Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen vorsah. Im August wurde die Rentenreform verabschiedet, der zufolge das Rentenalter schrittweise auf 57 Jahre und die Zahl der Mindestbeitragsjahre auf 40 angehoben werden sollen. Im Oktober 1995 überstand Dini knapp ein Misstrauensvotum und kündigte daraufhin an, unmittelbar nach Verabschiedung des neuen Haushaltes zurückzutreten. Am 11. Januar 1996 nahm Staatspräsident Scalfaro Dinis Demission an und beauftragte den parteilosen Minister Antonio Maccanico mit der Regierungsbildung. Nachdem es Maccanico nicht gelungen war, ein mehrheitsfähiges Kabinett zusammenzustellen, löste Scalfaro das Parlament auf und beraumte für den 21. April 1996 Neuwahlen an. Die Regierung Dini blieb geschäftsführend im Amt. Im Vorfeld der Neuwahlen gruppierten sich die Parteienbündnisse neu: Zum Mitte-links-Bündnis L'Ulivo (Ölbaum) unter der Führung des parteilosen Wirtschaftswissenschaftlers Romano Prodi schlossen sich PDS, PPI, Verdi und die gemäßigt reformorientierte Liste Dini zusammen. Im Rechtsbündnis Polo della libertà (Pol der Freiheit) unter der Führung Berlusconis fanden sich Forza Italia, Alleanza Nazionale und CCD zusammen. Die Lega Nord, der PRC und andere kleinere Parteien traten als eigenständige Parteien zur Wahl an. Aus den Wahlen ging der ,,Ölbaum" knapp als Sieger hervor: Er gewann 284 der 630 Sitze, der ,,Pol der Freiheit" 246 Sitze. Den größten Stimmenanteil erhielt mit 21,1 Prozent der PDS, gefolgt von der Forza Italia (20,6 Prozent), der Alleanza Nazionale (15,7 Prozent) und der Lega Nord (10,1 Prozent). Staatspräsident Scalfaro beauftragte Romano Prodi mit der Regierungsbildung. Prodi verkleinerte das Kabinett von 25 auf 20 Minister und berief mehrere Parteilose in seine Regierung, die im Übrigen auf die Unterstützung durch den PRC und anderer kleiner unabhängiger Parteien angewiesen war. Am 18. Mai 1996 nahm die Regierung Prodi ihre Arbeit auf. Zur Konsolidierung des Haushalts setzte die Regierung Prodi die von der Regierung Dini eingeleiteten Sparmaßnahmen und Steuererhöhungen fort und legte im September einen entsprechenden Haushaltsentwurf für 1997 vor, der weitere Einsparungen und zusätzliche Belastungen vorsah. Nach Abschluss der Haushaltsberatungen im November 1996 wurde die Lira wieder in das Europäische Währungssystem aufgenommen, aus dem sie 1992 ausgeschlossen worden war; in Italien selbst kam es zu Massendemonstrationen gegen die Sparpolitik. Nachdem die Regierung Anfang 1997 einen noch rigoroseren Nachtragshaushalt vorgestellt hatte, durch den das Haushaltsdefizit unter die von der Währungsunion geforderten 3 Prozent gedrückt werden sollte, demonstrierten am 22. März 1997 in Rom erneut Hunderttausende gegen die Sparpolitik. Dennoch legte die Regierung den Nachtragshaushalt im Parlament vor. Der PRC lehnte ihn zunächst ab, stimmte dann aber, nachdem die Regierung u. a. umfangreiche Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zugesagt hatte, doch zu, so dass der Haushalt mit den Stimmen des ,,Ölbaumes" und des PRC passieren konnte. Nachdem die Lega Nord bei den Parlamentswahlen im April 1996 vor allem in Norditalien große Erfolge erzielt hatte, propagierte ihr Vorsitzender Bossi die Trennung der acht norditalienischen Regionen vom restlichen Italien und proklamierte am 15. September 1996 die ,,Republik Padania". Allerdings fand Bossi mit seiner Aktion nur äußerst wenig Rückhalt bei der Bevölkerung; Staatspräsident Scalfaro warnte öffentlich vor unheilvollen Separationsbestrebungen, und Prodi betonte die Bemühungen seiner Regierung um eine Verfassungsreform zur Dezentralisierung des Staates. Im Juni 1997 legte eine aus beiden Kammern des Parlaments zusammengesetzte Kommission Vorschläge für eine Verfassungsreform vor, durch die die Föderalisierung des Zentralstaates vorangetrieben und die Exekutive, vor allem die Position des Präsidenten gestärkt werden sollte. Ein Jahr später war die Verfassungsreform vor allem am Widerspruch der Forza Italia vorerst gescheitert. 1996 wurden mehrere Prozesse gegen prominente Politiker eingeleitet, u. a. gegen Berlusconi und Craxi wegen illegaler Parteienfinanzierung, und gegen Andreotti, der beschuldigt wurde, enge Kontakte zur Cosa Nostra gepflegt zu haben und der eigentliche Kopf der Geheimloge P 2 zu sein. Im August 1996 wurde der ehemalige SSHauptsturmführer Erich Priebke wegen der Ermordung von 335 italienischen Zivilisten während des 2. Weltkrieges in Italien vor Gericht gestellt, aber wegen Verjährung der Tat freigesprochen. Das Urteil rief in der Öffentlichkeit einen Sturm der Entrüstung hervor, woraufhin Priebke im Juli 1997 in einem weiteren Verfahren zu 15 Jahren und in einem Berufungsprozess im März 1998 von dem Militärgericht in Rom zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurde. Angesichts der Flüchtlingswelle aus dem krisengeschüttelten Albanien übernahm Italien im April 1997 das Kommando der multinationalen, vom UN-Sicherheitsrat gebilligten Schutztruppe, die vor allem die Lieferungen von Hilfsgütern für die Not leidende albanische Bevölkerung absichern sollte. Die Entsendung eines 2 500 Mann starken Truppenkontingents nach Albanien konnte Prodi im Abgeordnetenhaus allerdings nur mit Hilfe des ,,Pols der Freiheit" durchsetzen; der PRC lehnte die Truppenentsendung ab. Wenig später stellte sich der PRC in einer Vertrauensabstimmung jedoch wieder hinter Prodi und verhinderte damit den Sturz der Regierung Prodi. Im Oktober 1998 entzog der PRC bzw. Teile der Partei der Regierung Prodi erneut die Unterstützung: Etwa ein Drittel der PRC-Abgeordneten unter der Führung des Parteivorsitzenden Fausto Bertinotti verweigerte dem Haushalt für 1999 die Zustimmung und verursachte so die Niederlage der Regierung Prodi bei der Vertrauensabstimmung (die Opposition setzte sich mit einer Stimme Mehrheit durch) und den Rücktritt Prodis. Vier Tage später, am 13. Oktober 1998, beauftragte Staatspräsident Scalfaro erneut Prodi mit der Regierungsbildung, die jedoch schon nach wenigen Tagen am Widerstand des früheren Staatspräsidenten Francesco Cossiga und dessen neu gegründeter Partei Unione democratica per la repubblica (UDR) endgültig scheiterte. Daraufhin ernannte Scalfaro Massimo d'Alema, den Vorsitzenden der stärksten Fraktion, des PDS, zum Ministerpräsidenten. Diesem gelang es, eine neue Mitte-links-Koalition zusammenzubringen unter Einschluss der UDR und des gemäßigten Flügels des PRC, der sich wenig später als Comunisti Italiani (CI) unter Armando Cossutta, dem ehemaligen Parteipräsidenten des PRC, konstituierte. Am 21. Oktober 1998 wurde d'Alema als Ministerpräsident vereidigt; mit ihm übernahm erstmals in der Geschichte Italiens ein Exkommunist die Regierung. In sein Kabinett übernahm d'Alema mehrere Minister der Regierung Prodi, u. a. den Außenminister Dini; vier Ministerposten gingen an die UDR und zwei an die CI. Italien konnte am 1. Januar 1999 an der Einführung des Euro teilnehmen, der seit dem 1. Januar 2002 Währungseinheit ist. Dank ihrer rigorosen Sparpolitik war es der Regierung Prodi gelungen, das Haushaltsdefizit bis Anfang 1998 so weit zu drücken, dass Italien die Konvergenzkriterien für die Teilnahme an der Einführung des Euro erfüllte. Im Mai 1999 wurde der frühere Ministerpräsident Carlo Ciampi zum Nachfolger von Luigi Scalfaro im Amt des italienischen Staatspräsidenten gewählt. Am 22. Dezember 1999 wurde die zweite Regierung von Massimo d'Alema vereidigt. Das neue Mitte-links-Kabinett des Vorsitzenden des Partito Democratico della Sinistra (PDS) stützt sich auf insgesamt sieben Parteien. D'Alema war vier Tage zuvor vor dem Hintergrund einer anhaltenden Regierungskrise vom Amt des Ministerpräsidenten zurückgetreten. Bei den Regionalwahlen 16. April 2000 mussten die Regierungsparteien erhebliche Verluste hinnehmen, während eine rechtpopulistische Parteienallianz unter Silvio Berlusconi einen großen Anteil der Stimmen für sich verbuchen konnte. D'Alema erklärte definitiv am 19. April 2000 seinen zweiten Rücktritt. Am 21. April 2000 betraute Präsident Ciampi den bisherigen Finanzminister Giuliano Amato mit der Regierungsbildung, dessen Kabinett am 26. April vereidigt wurde. 7.10.7 Erneute Mitte-rechts-Regierung Bei den Parlamentswahlen am 13. Mai 2001 gewann das von Berlusconi angeführte Mitte-rechts-Bündnis Casa delle Libertà (,,Haus der Freiheiten"), das von der Forza Italia dominiert wurde und dem die Lega Nord, die Alleanza Nazionale und die Christdemokraten (CCD-CDU) angehörten, in beiden Kammern die absolute Mehrheit der Sitze: Im Abgeordnetenhaus erhielt das Bündnis 368 der insgesamt 630 Sitze, im Senat 177 der 315 Sitze. Größter Wahlgewinner war dabei die Forza Italia, die ihren Stimmenanteil gegenüber den Wahlen von 1996 um fast 9 auf knapp 30 Prozent steigern konnte. Am 9. Juni 2001 beauftragte Staatspräsident Carlo Ciampi Berlusconi mit der Regierungsbildung, und zwei Tage später wurde die neue Regierung, die 59. italienische Nachkriegsregierung, mit Berlusconi als Ministerpräsidenten vereidigt. Obwohl rechtsgerichtete und postfaschistische Parteien an teils prominenter Stelle an der Regierung beteiligt wurden - der Vorsitzende der postfaschistischen Alleanza Nazionale, Gianfranco Fini, wurde z. B. stellvertretender Ministerpräsident, der Lega-Nord-Vorsitzende Bossi Minister für Reformen -, sah die EU, anders als im Jahr zuvor im Fall Österreichs, von Sanktionen oder ähnlichen Maßnahmen gegen Italien ab. 7.10.7.1 Innenpolitik Die Regierung Berlusconi sorgte schon bald für erhebliche Irritationen und Unmut sowohl bei den übrigen 14 EU-Mitgliedern als auch für scharfe Kritik im eigenen Land: So lehnte sie lange Zeit die Zustimmung zu dem einheitlichen EU-Haftbefehl ab, der für 32 Straftaten gelten und vor allem auch der Terrorismusbekämpfung dienen sollte. Lediglich für einen Teil der 32 Delikte wollte die Regierung den einheitlichen EU-Haftbefehl akzeptieren, nicht aber für Straftaten wie Geldwäsche und Korruption, die ebenfalls zu der Liste der 32 Straftaten gehörten. Dies legte den Verdacht nahe, dass Berlusconi mit seiner anfänglichen, nachdrücklichen Ablehnung des EU-Haftbefehls sich selbst und eine Reihe Gleichgesinnter vor dem Zugriff der Justiz schützen wollte. Ähnliche Mutmaßungen erweckte die Justizpolitik der Regierung Berlusconi bzw. deren Umgang mit dem Justizapparat im eigenen Land. Opposition und Justiz warfen Berlusconi vor, die Gesetzgebung ebenso wie die Personalpolitik im Justizapparat allein an den eigenen Interessen auszurichten - immerhin waren auch nach Berlusconis zweitem Amtsantritt noch einige Verfahren gegen ihn und gegen Mitarbeiter seines Firmenimperiums anhängig. Den eigenen Interessen Berlusconis bzw. der Aufhebung seines Interessenkonflikts als Unternehmer - er ist der reichste Unternehmer Italiens und zugleich Regierungschef - diente auch die im Juli 2002 verabschiedete so genannte Lex Berlusconi, der zufolge künftig unternehmerische Tätigkeit mit der Ausübung eines Regierungsamtes unvereinbar sein sollte, nicht aber der Besitz von Wirtschaftsunternehmen oder entsprechenden Aktienanteilen. Und die Berufung von Kandidaten ausschließlich aus dem rechten politischen Lager in den bisher paritätisch besetzten fünfköpfigen Verwaltungsrat der staatlichen Radio- und Fernsehgesellschaft RAI im Februar 2002 trug Berlusconi den Vorwurf ein, auch die RAI unter seine Kontrolle zu bringen und somit weite Teile der italienischen Medienlandschaft zu kontrollieren. Gegen diese Medienpolitik formierte sich breiter Protest, der sich in zahlreichen Massendemonstrationen artikulierte. Ein lange verhandeltes, umstrittenes Mediengesetz, das Berlusconis Medienmacht noch zementiert hätte, wurde im Dezember 2003 von Staatspräsident Ciampi gestoppt, der ihm die Unterschrift verweigerte. Zu einem Generalstreik - dem ersten seit 20 Jahren - und weiteren Großkundgebungen kam es im Frühjahr 2002, als die Regierung Berlusconi eine Reform des Arbeitsrechts zuungunsten der Arbeitnehmer in Angriff nahm. Ein weiterer Generalstreik folgte im Oktober 2002; in seinem Mittelpunkt stand die schwere Krise bei FIAT, in deren Folge tausende Arbeitsplätze in den italienischen Werken des Konzerns abgebaut werden sollten. Neuerliche Massenproteste gab es, als die Regierung im Eiltempo eine Reform der Strafprozessordnung durch Senat und Abgeordnetenhaus brachte, der zufolge es Angeklagten in Strafverfahren künftig gestattet sein sollte, eine Verlegung ihres Prozesses zu beantragen, sofern sie den ,,legitimen Verdacht" hätten, dass die zuständigen Richter befangen seien. Im November 2002 wurde das Gesetz, aus dem Berlusconi einigen Vorteil ziehen könnte, nach tumultartigen Auseinandersetzungen und unter massiven Protesten der Opposition verabschiedet. Unter ähnlichen Umständen passierte im Juni 2003 ein weiteres Gesetz das Parlament: das so genannte Immunitätsgesetz, das die Aussetzung von Prozessen gegen die fünf obersten Repräsentanten des Staates, darunter der Ministerpräsident, bis zum Ende ihres Mandates zulässt. Dieses Gesetz wurde gerade noch rechtzeitig vor dem Plädoyer der Anklage in dem Mailänder SME-Prozess gegen Berlusconi verabschiedet und kurz vor dem Beginn der italienischen EU-Ratspräsidentschaft, so dass Berlusconi am 1. Juli 2003 unbelastet von einem Prozess die EU-Präsidentschaft antreten konnte. Im Januar 2004 erklärte das italienische Verfassungsgericht das Immunitätsgesetz allerdings für verfassungswidrig, da es mit dem Prinzip der Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz nicht vereinbar sei. Die Europa-, Regional- und Kommunalwahlen am 13. Juni 2004 (letztere mit Stichwahlen am 27. Juni) erbrachten für Berlusconis Forza Italia deutliche Verluste, während sich seine Koalitionspartner mindestens behaupten und die Mitte-links-Parteien sich wieder verbessern konnten. In der Folge geriet die Regierung Berlusconi in eine Krise, in deren Zentrum die Finanz- und Wirtschaftspolitik sowie die geplante Verfassungsreform standen. Aufgrund der Krise musste der umstrittene Wirtschafts- und Finanzminister Giulio Tremonti (Forza Italia) zurücktreten; sein Amt übernahm vorübergehend Berlusconi selbst. Im November 2004 einigte sich die Regierungskoalition schließlich nach langen Auseinandersetzungen auf das von Berlusconi mit Nachdruck betriebene Steuersenkungsprogramm, das, da es vor allem Besserverdienenden zugutekommen sollte, einen erneuten Generalstreik (den fünften seit dem Amtsantritt der Regierung Berlusconi) provozierte. Gegenfinanziert werden sollten die Steuersenkungen u. a. durch Einstellungskürzungen im öffentlichen Dienst sowie durch Einkünfte aus dem Straferlass für Schwarzbauten, die nun durch Zahlung einer Gebühr nachträglich legalisiert werden konnten - auch das eine Bestimmung, die Berlusconi selbst zugutekam. Im Oktober 2004 nahm die Abgeordnetenkammer und im März 2005 auch der Senat den Entwurf einer reformierten Verfassung zur Stärkung des Föderalismus an, d. h., den Regionalregierungen sollen in bestimmten Bereichen weiter reichende Befugnisse eingeräumt werden, aber auch dem Ministerpräsidenten soll mehr Macht übertragen werden. Um in Kraft treten zu können, muss die neue Verfassung jedoch ein weiteres Mal die beiden Parlamentskammern passieren. Bei den Regionalwahlen am 3./4. April 2005 in 13 der 20 Regionen musste die Regierungskoalition, insbesondere wieder die Forza Italia, schwere Einbußen hinnehmen, während die Mitte-links-Parteien unerwartet klar gewannen: Sie siegten in elf Regionen und kamen insgesamt auf etwa 53 Prozent der Stimmen. Das schlechte Abschneiden der Regierungsparteien führte zu einer neuerlichen schweren Krise innerhalb der Koalition, in der vor allem Berlusconi selbst unter Druck geriet. Seine Regierungspartner forderten eine politische Neuorientierung und, als sichtbaren Neuanfang, den Rücktritt Berlusconis und die anschließende Bildung einer neuen Regierung, wieder unter Berlusconi. Am 20. April reichte Berlusconi schließlich seinen Rücktritt ein, zwei Tage später wurde er von Ciampi erneut mit der Regierungsbildung beauftragt, und am darauf folgenden Tag wurde seine neue, gegenüber der alten nur wenig veränderte Regierung vereidigt. Auch Berlusconi war es also nicht gelungen, eine volle Legislaturperiode mit nur einer Regierung zu überstehen. In Reaktion auf dieses Wahlergebnis und angesichts der schlechten Umfrageergebnisse für sein Mitte-rechts-Bündnis im Vorfeld der Parlamentswahlen im Frühjahr 2006 ließ Berlusconi im Oktober 2005 ein neues Wahlgesetz verabschieden, von dem er sich eine klare Sicherung seiner Macht erhoffte. Mit diesem Gesetz kehrte Italien zur reinen Verhältniswahl zurück, aber die siegreiche Koalition sollte zusätzlich zu den Mandaten, die ihr nach ihrem Stimmenanteil zustanden, noch einen ,,Mehrheitsbonus" bekommen, der ihr mindestens 55 Prozent der Sitze, also mindestens 340 der insgesamt 630 Sitze im Abgeordnetenhaus garantierte. Die Opposition lehnte das Gesetz als ,,Schandgesetz" ab. 7.10.7.2 Außenpolitik Großen Zweifel am europapolitischen Kurs der Regierung Berlusconi erweckte der erzwungene Rücktritt des parteilosen, international renommierten, europafreundlichen Außenministers Renato Ruggiero Anfang 2002. Ruggiero hatte immer wieder die Europaskepsis oder gar -feindschaft des Kabinetts sowie die erkennbare Abneigung einer Reihe von Regierungsmitgliedern gegen die Einführung des Eurobargeldes zum 1. Januar 2002 (die im Übrigen nur in Italien nicht problemlos verlaufen war) moniert und damit eine heftige Auseinandersetzung mit Berlusconi über den außenpolitischen Kurs der Regierung und die Kompetenzen des Außenministers beschworen, die mit dem Rücktritt Ruggieros endete. Berlusconi übernahm nun bis November 2002 selbst das Amt des Außenministers. Als Vertreter Italiens im neu geschaffenen EU-Konvent setzte er im Januar 2002 den Postfaschisten Fini durch, sozusagen als Gegengewicht zu dem ,,linken" Giuliano Amato, den die EU zum Vizepräsidenten des Konvents ernannt hatte. Als EU-Ratspräsident im zweiten Halbjahr 2003 suchte sich Berlusconi als derjenige zu profilieren, unter dessen Präsidentschaft sich die EU-Mitgliedsländer und EUBeitrittskandidaten endgültig auf eine Verfassung für die EU einigten; den Entwurf dazu hatte der Konvent im Juli 2003 vorgelegt. Es gelang ihm jedoch nicht, die Verhandlungen über die EU-Verfassung zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 auf Ziele in den USA stellte sich die Regierung Berlusconi solidarisch auf die Seite der USA und engagierte sich aktiv im Kampf gegen den internationalen Terrorismus, indem sie u. a. mehrere Kriegsschiffe mit etwa 1 400 Mann Besatzung für die Operation Enduring Freedom bereitstellte. Desgleichen präsentierte sich die Regierung Berlusconi im Vorfeld des Irak-Krieges als verlässlicher Parteigänger der USA und erklärte zusammen mit einigen anderen EULändern (u. a. Großbritannien, Spanien, Portugal) ihre Solidarität mit den USA, obwohl die große Mehrheit der Italiener einen Krieg gegen den Irak ohne UN-Mandat strikt ablehnten, was sie u. a. im Februar 2003 in der größten Protestkundgebung, die es seit Jahrzehnten in Rom gegeben hatte, zum Ausdruck brachten. Auch Staatspräsident Ciampi erklärte sich offen gegen den Kriegskurs der USA und damit gegen die Politik der eigenen Regierung. Da nach der italienischen Verfassung eine direkte Beteiligung am Krieg nicht in Frage kam, garantierte die Regierung Berlusconi den USA immerhin Überflugsrechte und die Nutzung von Militärbasen in Italien, und nach dem Ende der Hauptkampfhandlungen im Irak beschloss sie die Entsendung von bis zu 3 000 Soldaten und Carabinieri für den Wiederaufbau und für humanitäre Hilfe im Irak. 7.10.7.3 Mittel-links-Zwischenspiel Der Wahlkampf vor den Parlamentswahlen am 9./10. April 2006 wurde insbesondere seitens des amtierenden Ministerpräsidenten Berlusconi äußerst polemisch geführt. Die Wahlen selbst brachten ein in verschiedener Hinsicht überraschendes Ergebnis: Berlusconi, der - insbesondere aufgrund des im Herbst 2005 verabschiedeten neuen Wahlrechts - mit einem sicheren Sieg gerechnet hatte, verlor mit seinem Mitte-rechts-Bündnis die Wahlen knapp; das Mitte-links-Bündnis Unione unter Romano Prodi gewann ebenso knapp, obwohl ihm ein deutlicherer Sieg prognostiziert worden war. Für das Abgeordnetenhaus kam Berlusconis Bündnis auf 49,7 Prozent der Stimmen und 281 Mandate, Prodis Bündnis erreichte 49,8 Prozent, 0,1 Prozentpunkte mehr als die Mitte-rechts-Parteien, und - dank des neuen Wahlrechts - 348 Mandate. Für den Senat gewann das Berlusconi-Bündnis 156 Sitze, das Prodi-Bündnis 158. Fast genau zehn Jahre nach seinem ersten Regierungsantritt wurde Prodi am 17. Mai 2006 ein zweites Mal als Ministerpräsident vereidigt, und mit ihm wurde seine Mitte-links-Regierung, der u. a. Massimo d'Alema als Außen- und Giuliano Amato als Innenminister angehörten, in ihr Amt eingeführt. Den Auftrag zur Regierungsbildung hatte bereits der neue Staatspräsident Giorgio Napolitano erteilt. Er war als Kandidat des Prodi-Bündnisses eine Woche zuvor zum Nachfolger von Carlo Ciampi gewählt und am 15. Mai vereidigt worden. Einen ersten Erfolg für die Regierung Prodi markierte die Ablehnung einer umfangreichen Verfassungsreform durch eine Volksabstimmung im Juni 2006. Die Verfassungsreform war unter der Regierung Berlusconi in die Wege geleitet und gegen die Stimmen der damaligen Oppositions- und gegenwärtigen Regierungsparteien von beiden Kammern des Parlaments verabschiedet worden. Sie sah u. a. eine deutliche Stärkung des Ministerpräsidenten sowie eine Ausweitung der Kompetenzen der Regionen vor. Darüber hinaus gelang es der Regierung Prodi kaum, ihre ehrgeizigen Vorhaben, wie etwa die Sanierung des Haushaltes bei gleichzeitigen Steuersenkungen, umzusetzen. Die äußerst knappe Mehrheit im Senat zwang Prodi wiederholt dazu, die Vertrauensfrage zu stellen, um seine Gesetzesvorhaben durch das Parlament zu bringen. Als sich im Februar 2007 der Senat in einer Abstimmung gegen die Außenpolitik der Regierung Prodi (u. a. gegen eine Verlängerung des Afghanistan-Einsatzes italienischer Truppen) aussprach, reichte Prodi seinen Rücktritt ein, wurde aber von Staatspräsident Napolitano zur Fortführung seines Amtes aufgefordert. Die darauf folgende Vertrauensabstimmung gewann Prodi, im Senat relativ knapp, im Abgeordnetenhaus mit großer Mehrheit. Mit dem Austritt der kleinen christdemokratischen Partei UDEUR aus der Koalition im Januar 2008 - der von der UDEUR gestellte Justizminister war wegen Korruptionsvorwürfen zurückgetreten - hatte die Regierung Prodi selbst die knappe Mehrheit im Senat verloren; die auf den Austritt folgende Vertrauensabstimmung im Senat verlor Prodi folgerichtig, woraufhin er erneut seinen Rücktritt einreichte. Napolitano strebte die Bildung einer Übergangsregierung an, die vor allem das Wahlgesetz reformieren sollte; aber eine solche, auch Berlusconis Bündnis einbindende Regierung kam nicht zustande. In der Konsequenz löste Napolitano das Parlament auf, was vor allem den Wünschen Berlusconis entgegenkam. Die vorgezogenen Neuwahlen am 13./14. April 2008 gewann mit deutlicher Mehrheit wieder Berlusconi, und zwar mit seiner neuen Mitte-rechts-Bewegung Popolo della Libertà (Volk der Freiheit), bestehend aus Forza Italia und Alleanza Nazionale, im Bündnis mit der Lega Nord und einer weiteren kleinen Partei: Im Abgeordnetenhaus gewann das Bündnis 340 Mandate (46,8 Prozent der Stimmen), im Senat 168. Der erst im Jahr zuvor aus den beiden größten Parteien der Mitte-links-Koalition neu gegründete Partido Democratico mit seinem Spitzenkandidaten Walter Veltroni kam zusammen mit seinem Bündnispartner Italia dei Valori auf 239 Mandate (37,5 Prozent) im Abgeordnetenhaus und 130 Mandate im Senat. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« Das Klima auf der Halbinsel unterliegt hohen regionalen Schwankungen, die hauptsächlich durch die Apenninen verursacht und von den Winden der umliegenden Meerebeeinflusst werden.

Die klimatischen Bedingungen zeigen hier eine deutliche Abhängigkeit von der Entfernung zum Meer und der Höhenlage.

In den Ebenen und in dentieferen Lagen der Apenninen sind die Winter mild, die Sommer sehr warm.

Extrem hohe Temperaturen während der warmen Jahreszeit werden durch die kühlenden Brisenvom Mittelmeer gemildert.

Auf der gleichen geographischen Breite im Osten der Halbinsel sind die Temperaturen wesentlich niedriger, was vor allem an denvorherrschenden nordöstlichen Winden liegt. In den Küstenregionen Italiens herrscht mediterranes Klima; die Sommer sind heiß und trocken, die Winter mild und feucht.

In San Remo, an der Küste des LigurischenMeeres, nahe der Grenze zu Frankreich, liegt die mittlere Januartemperatur bei 10 °C, die des Juli bei 23 °C; die Jahresniederschläge betragen rund 800 Millimeter.

Ähnlichsind die klimatischen Bedingungen entlang der Westküste bis nach Sizilien, wo die Sommer noch etwas wärmer sind (Julimittel 25 °C); allerdings ist es mit circa500 Millimetern trockener als in den nördlicher gelegenen Küstengebieten. 2.3 Flora und Fauna Früher waren weite Teile Italiens mit Wald bedeckt.

Intensive Rodungen zum Zweck der Ausweitung von Siedlungs- und Agrarflächen sowie zur Gewinnung von Brennholzund Rohstoffen für den Schiffsbau führten während der vergangenen Jahrhunderte zum Verlust weiter Waldflächen.

Die verbliebenen Laub- und Nadelwälder in denAlpenregionen gehen ab etwa einer Höhe von 1 800 bis 2 100 Metern in Strauchformationen mit nur geringem Anteil an Bäumen über.

Oberhalb der Baumgrenze sind alpineMatten mit Rasengesellschaften verbreitet. Die Poebene wird großflächig agrarisch genutzt; zahlreiche Kulturpflanzen werden hier angebaut.

In den zentralen und südlichen Regionen Italiens ist eine typischmediterrane Pflanzenwelt verbreitet, die in Mittelitalien bis in 400 Meter und in Süditalien bis in 800 Meter Höhe reicht.

Im Norden des Landes gedeiht sie auch im Bereichder Alpenrandseen, z.

B.

in den Uferregionen des Gardasees, sowie an der ligurischen Küste.

Zu den charakteristischen Kulturpflanzen Italiens zählen Ölbäume undCitrusbäume; im Süden gedeihen Dattelpalmen sowie Feigen-, Granatapfel- und Mandelbäume, darüber hinaus werden Zuckerrohr und Baumwolle angepflanzt. Die niedrigeren Hänge der Apenninen sind mit Kastanien, Zypressen und Eichen bewachsen, während in höheren Lagen Pinien- und Tannenwälder verbreitet sind.

Langanhaltende Abholzung und Überweidung führten in manchen Gebieten zur Entwicklung der Macchie, einer typischen Sekundärvegetation, die heute in weiten Teilen desMittelmeerraumes der vorherrschende Vegetationstyp ist.

Arten der Macchie sind Baumheide, Lorbeer und Zistrosen. Die Tierwelt, insbesondere die Avifauna (Vogelwelt), wird durch die in Italien weit verbreitete freie Jagd, der auch zahllose Zugvögel zum Opfer fallen, stark beeinträchtigt.Vorkommen größerer Säugetiere sind weitgehend auf Naturparks beschränkt.

Im Gran Paradiso Nationalpark gelang es, eine Restpopulation des durch Überbejagunggefährdeten Steinbocks für Wiedereinbürgerungen zu vermehren.

In den Abruzzen leben noch Braunbären und Wölfe, in den Alpen finden Luchse, Gämsen, Murmeltiere undSchneehasen Lebensraum.

Zwei aus anderen Regionen eingeführte Säugetiere sind das Nordafrikanische Stachelschwein und der Indische Mungo (eine Schleichkatze).

InItalien lebt das kleinste Säugetier Europas, die Etruskerspitzmaus. Zu den Greifvögeln gehören Adler (Habichtsadler, Steinadler, Seeadler, Schelladler, Schlangenadler, Fischadler), Geier (Schmutzgeier), Milane, Weihen, Bussarde undFalken.

Bemerkenswerte Vogelarten der Feuchtgebiete sind Reiher (Nachtreiher, Seidenreiher, Graureiher, Purpurreiher), Sichler und Rosaflamingos (die beiden letzterenauf Sardinien).

Die Reptilienfauna ist u.

a.

durch zahlreiche Eidechsen- und Schlangenarten (Nattern, giftige Vipern) repräsentiert, zudem gibt es Geckos und auf SizilienChamäleons.

In einigen Gebieten leben Skorpione. 3 BEVÖLKERUNG Die Einwohnerzahl Italiens beträgt rund 58,1 Millionen (2008).

Die Bevölkerungsdichte liegt bei 198 Einwohnern pro Quadratkilometer (2008).

Die höchsten Werte werdenim Norden des Landes verzeichnet.

Hier sind die Geburtenraten zwar niedriger als in den südlichen Landesteilen, jedoch hält der Zuzug aus dem Süden in den stärkerindustrialisierten Norden an.

Die bevorzugte Region für Zuwanderer aus dem Süden ist dabei das so genannte Industriedreieck Mailand-Turin-Genua.

Das jährlicheWachstum der Bevölkerung in Italien beträgt etwa -0,02 Prozent (2008).

Die mittlere Lebenserwartung liegt für Frauen bei 83,2 Jahren, für Männer bei 77,1 Jahren (2008).Die hohen Auswanderungsraten aus den siebziger Jahren des 20.

Jahrhunderts sind stark zurückgegangen.

Demgegenüber stieg die Zahl der Rückwanderer an.

Mittlerweilebesteht ein Gleichgewicht bei den Zahlen der Aus- und Rückwanderer. Nach einer groben Gliederung kann man das Land in den stärker industrialisierten Norden (das Gebiet von der nördlichen Landesgrenze bis Rom) und den vor allemagrarisch strukturierten, ländlichen Süden (Mezzogiorno) unterteilen.

Im Norden liegt die Mehrzahl der größeren Städte; hier leben rund zwei Drittel der BevölkerungItaliens.

Allerdings sind auch in Norditalien einige Gebiete, wie z.

B.

in den Alpen, nur sehr dünn besiedelt.

Mittlerweile wohnen etwa 68 Prozent der italienischenBevölkerung in Städten.

Bis in die späten achtziger Jahre hinein stieg der Urbanisierungsgrad stark an, stagnierte jedoch in den neunziger Jahren. 3.1 Wichtige Städte Die größte Stadt und zugleich Hauptstadt Italiens ist Rom mit 2,71 Millionen Einwohnern (2007), ein kulturelles wie auch überragendes touristisches Zentrum.

Weiterebedeutende Städte sind das Industrie- und Finanzzentrum Mailand (1,30 Millionen), Neapel (975 000), mit einem der am stärksten frequentierten Häfen Italiens, dieIndustriestadt Turin (900 569), Palermo (666 552), Hauptstadt und wichtigste Hafenstadt Siziliens, Genua (615 686), die führende Hafenstadt Italiens, das HandelszentrumBologna (373 026), das überragende kulturelle Zentrum Florenz (365 966), Bari (325 052), Catania (301 564) und Venedig (268 934). 3.2 Sprache Amtssprache des Landes ist Italienisch, regionale Amtssprachen für anerkannte Minderheiten sind Deutsch in Südtirol, Französisch im Aostatal und Slowenisch in Friaul-Julisch-Venetien.

Auf Sardinien sind Katalanisch und Sardisch verbreitet.

Minderheitensprachen in Süditalien sind Kroatisch und Griechisch.

Die im Süden der ProvinzTrentino-Alto Adige ansässigen Ladiner sprechen Ladinisch, eine der rätoromanischen Sprachen. 3.3 Religion Etwa 90 Prozent der Italiener sind Anhänger des römisch-katholischen Glaubens, der bis 1984 Staatsreligion war.

Die Verfassung garantiert nun Religionsfreiheit.

ZumProtestantismus bekennen sich etwa 50 000 Einwohner, zum Judentum rund 35 000.

Die in Italien lebenden Muslime sind meist Bosnier, die während des Bosnisch-Kroatisch-Serbischen Krieges hierherkamen. 3.3. 1 Feiertage Am 6.

Januar wird Epiphanias, das Dreikönigsfest, gefeiert, an dem die Weihnachtshexe Befana die Menschen besucht.

Befana ist der Überlieferung zufolge eine altefreundliche Hexe, die die Heiligen Drei Könige nicht begleiten konnte, und die seitdem nach dem Jesuskind sucht.

In vielen Teilen Italiens wird an den Tagen, die derFastenzeit unmittelbar vorausgehen, mit Umzügen und Kostümfesten der Carnevale gefeiert.

Der Tag der Befreiung am 25.

April erinnert an die Befreiung Italiens im 2.

Weltkrieg.

Am 15.

August begehen die Italiener den Feiertag Mariä Himmelfahrt.

An diesem Tag beginnt auch Ferragosto, d.

h.

die Ferien, in denen alle großenUnternehmen schließen.

An Allerheiligen (1.

November) gedenken die Italiener aller katholischen Heiligen.

Einen Tag später, am 2.

November, folgt Allerseelen ( Il Giorno. »

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