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Ingeborg Bachmann (Sprache & Litteratur).

Publié le 12/06/2013

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Ingeborg Bachmann (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Ingeborg Bachmann (1926-1973), österreichische Schriftstellerin. Mit ihrer subjektiv geprägten Lyrik, die nicht zuletzt die existentielle Bedrohung des Subjekts durch die Allmacht der Geschichte thematisiert, gab sie der deutschsprachigen Literatur der Nachkriegszeit entscheidende Impulse. Ingeborg Bachmann wurde am 25. Juni 1926 in Klagenfurt geboren. Der Einmarsch von Hitlers Truppen in ihrer Geburtsstadt führte zum ,,Aufkommen meiner ersten Todesangst", die sie später in ihrer Dichtung zu bekämpfen sucht. Ein Studium der Philosophie, Psychologie und Germanistik in Innsbruck, Graz und Wien (1945-1950) schloss sie mit einer Dissertation über Martin Heidegger (Die kritische Aufnahme der Existentialphilosophie Martin Heideggers, 1950) ab. Während dieser Zeit kam Bachmann u. a. mit Paul Celan und Ilse Aichinger in Kontakt. Von 1951 bis 1953 war sie Redakteurin der Sendergruppe Rot-Weiß-Rot in Wien. Während dieser Zeit erschien ihr erstes Hörspiel Ein Geschäft mit Träumen (1952); von dem im Publikationsjahr fertig gestellten Roman Stadt ohne Namen ist nur das erste Kapitel überliefert. Ab 1953 arbeitete sie als freie Schriftstellerin und wurde nach einer Lesung der Gruppe 47 für ihren ersten Gedichtband Die gestundete Zeit (1953) ausgezeichnet. Nach Aufenthalten u. a. in Italien, München und Berlin sowie einem Aufenthalt in Cambridge (1955, auf Einladung der Harvard University) lebte Bachmann von 1958 bis 1962 mit Max Frisch in der Schweiz, unterbrochen durch eine Poetikvorlesung an der Universität Frankfurt am Main (1959/60; Probleme zeitgenössischer Dichtung), anschließend in Rom. Reisen nach Prag, Ägypten und in den Sudan folgten 1964. Bachmann starb am 17. Oktober 1973 in Rom. 1957 erhielt Bachmann den Literaturpreis der Freien Hansestadt Bremen, 1959 den Hörspielpreis der Kriegsblinden und 1964 schließlich den Georg-Büchner-Preis zugesprochen. 1968 wurde ihr der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur verliehen. Mit seinem collageartigen Nekrolog Eine Reise nach Klagenfurt, dessen Titel sich auf die Fahrt des Autors zur dortigen Grabstätte Bachmanns auf dem Friedhof Annabichl bezieht, setzte Uwe Johnson der Dichterin 1974 ein literarisches Denkmal. Später verlieh Thomas Bernhard der Figur der Dichterin Maria mit ihrem ,,opernhaften Aufzug" im Roman Auslöschung (1986) deren Physiognomie. Nach Bachmann ist ein Preis benannt, den die Stadt Klagenfurt und der österreichische Rundfunk (ORF) jährlich nach einer Lesung für das beste noch unveröffentlichte Manuskript vergeben. Traditionell wird der Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb auch im Fernsehen übertragen. 2 WERK Bachmanns Gedichte verbinden eine freirhythmische Versform mit den Vorgaben intellektuell-abstrakter Gedankenlyrik. Dabei steht eine ausgeprägte Metaphorik und eine hohe Musikalität des Ausdrucks im Vordergrund, der, mit deutlicher Affinität zur Poetologie Robert Musils, eine uneigentliche Bildsprache für den Bereich menschlicher Belange sein soll. Von ihrer auch theoretischen Auseinandersetzung mit der Sprachphilosophie Heideggers, Ludwig Wittgensteins und des Wiener Kreises, der dieser artistisch-virtuosen Ästhetik zugrunde liegt, zeugen zahlreiche Essays (Ludwig Wittgenstein, 1953) und Radioessays (Sagbares und Unsagbares, Der Wiener Kreis, 1953/54). In den lyrisch getönten Hörspielen suchte Bachmann nach einer neuen, dem Medium angemessenen Form (Zikaden, 1955; Der gute Gott von Manhattan, 1958). Eines ihrer Zentralthemen ist die Befreiung des Menschen aus der Unverbindlichkeit des Lebens zur wahren Existenz. Gleichzeitig spiegelt sich im Frühwerk eine starke Antipathie gegen die restaurativen Tendenzen der Wirtschaftswunderzeit, die, so eine Botschaft der Texte, die Kriegsangst, statt sie zu verarbeiten, nur verdrängt habe. Dementsprechend werden in den nur 23 Gedichten von Die gestundete Zeit apokalyptische Visionen aufgerufen: ,,Schon hebt sich unter den Scherben / des Märchenvogels geschundener Flügel / und die vom Steinwurf entstellte Hand / sinkt ins erwachende Korn. / Wo Deutschlands Himmel die Erde schwärzt, / sucht sein enthaupteter Engel ein Grab für den Haß / und reicht dir die Schlüssel des Herzens." Der Gedichtband Anrufung des Großen Bären (1956) sucht nicht zuletzt nach Lösungsmustern im tröstlichen Mythos. In der Frankfurter Vorlesung wird der innovativen Lyrik jener ethisch-reinigende Impuls zugesprochen, der die Wunde deutscher Geschichte im ,,moralischen, erkenntnishaften Ruck" zu schließen helfen könne: ,,Keine neue Welt ohne neue Sprache", heißt es im Erzählband Das dreißigste Jahr (1961) mit seinen Geschichten, die nicht zuletzt weiblich-mythologische Gegenwelten entwerfen (Und Undine geht). Diesen Wunsch einer utopischen Überwindung eines Dilemmas der als patriarchalgewaltsam erkannten Historie spiegelt auch der Prosazyklus Simultan (1972), hier dezidiert am Beispiel herausragender Frauenfiguren. Der autobiographisch sich gebende Roman Malina (1971) beschreibt die Demütigung und allmähliche Destruktion der Künstlerin und Ichinstanz durch ihren Geliebten Ivan, der im Prozess vergewissernden Schreibens aber eigentlich nur den männlichen Part ihrer Psyche darstellt: ,,Ich habe in Ivan gelebt und sterbe in Malina." Der Roman wurde 1990 von Werner Schroeter verfilmt. Darüber hinaus schrieb Bachmann Essays und Opernlibretti für Hans Werner Henze, mit dem sie eine Zeit lang liiert war (Der Idiot, 1955; Der Prinz von Homburg, 1960). In Ein Ort für Zufälle (1965) befasste sich die Dichterin mit der deutsch-deutschen Ost-West-Problematik. Ihr Fragment gebliebener Romanzyklus Todesarten, von dem nur Malina und - posthum - fragmentarische Bruchstücke erschienen (Der Fall Franza, Requiem für Fanny Goldmann, beide 1978), wurde nach einer germanistischen Fleißarbeit - rund 10 000 Textseiten mußten geordnet werden - 1996 von Monika Albrecht und Dirk Göttsche unter Leitung Robert Pichls kritisch herausgegeben. Darüber hinaus tat sich Bachmann mit Übersetzungen der Gedichte Giuseppe Ungarettis hervor. 1998 erschienen ihre ein Jahr zuvor entdeckten Radiomanuskripte unter dem Titel Römische Reportagen. Unter dem Titel Ich weiß keine bessere Welt. Unveröffentlichte Gedichte (2000) wurde Lyrik aus dem Nachlass publiziert, die Einblick in die seelische Not der Autorin gibt und ihre Verzweiflung zum Ausdruck bringt. Verfasst von: Gerhard Pollok Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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