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Indien - geographie.

Publié le 06/06/2013

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Indien - geographie. 1 EINLEITUNG Indien, amtlich: Republik Indien (Hindi Bharat), parlamentarischer Bundesstaat in Südasien und Mitglied des britischen Commonwealth. Indien ist hinsichtlich der Fläche der siebtgrößte, hinsichtlich der Bevölkerungszahl nach China der zweitgrößte Staat der Erde. Der Staat grenzt im Norden an Tibet, Nepal und Bhutan, im Süden an die Palkstraße und den Golf von Mannar, der das Land von Sri Lanka trennt, im Westen an das Arabische Meer und Pakistan und im Osten an Myanmar, den Golf von Bengalen und Bangladesch, das den Nordosten Indiens fast völlig vom Rest des Landes abtrennt. Teile des Grenzverlaufs zu China - wie etwa in Arunachal Pradesh - sind umstritten. Mit Jammu and Kashmir (über dessen endgültigen Status noch nicht entschieden ist) verfügt Indien über eine Fläche von 3 165 596 Quadratkilometern. Die Hauptstadt ist Neu-Delhi; größte Stadt des Landes ist Mumbai. 2 LAND Indien lässt sich in vier geographische Großräume einteilen: den Himalaya, die nördlichen Stromebenen, das Hochland von Dekkan sowie die West- und Ostghats. 2.1 Physische Geographie Das Gebirgssystem des Himalaya erstreckt sich mit einer Breite von etwa 150 bis 300 Kilometern über eine Länge von rund 2 400 Kilometern entlang dem nördlichen und westlichen Rand des Indischen Subkontinents und trennt ihn damit geographisch vom übrigen Asien. Das geologisch junge Gebirge ist das höchste der Welt und tektonisch eines der aktivsten. Zu den höchsten Bergen, die ganz oder teilweise auf indischem Gebiet liegen, gehören der Kangchenjunga (8 598 Meter), der dritthöchste Berg der Welt nach Mount Everest und K 2 (Godwin-Austen); der Nanga Parbat (8 125 Meter); der Nanda Devi (7 817 Meter); der Rakaposhi (7 788 Meter) und der Kamet (7 756 Meter). Nach Süden hin erstrecken sich Stromebenen, die Breiten von bis zu 400 Kilometern aufweisen. Bei dieser Region handelt es sich um die größte Schwemmlandebene der Welt; sie umfasst den größten Teil des Einzugsgebiets der Flüsse Indus, Ganges und Brahmaputra. Aufgrund des Wasserreichtums und der ertragreichen Schwemmlandböden gehört diese Region zum fruchtbarsten und bevölkerungsreichsten Teil Indiens. Die Ebenen von Ganges und Brahmaputra erstrecken sich in West-OstRichtung von der pakistanischen Grenze bis hin zur Grenze zu Bangladesch und dann weiter in Richtung des Nordostens Indiens über den engen Landkorridor in der Nähe von Darjeeling. Das Tiefland des Indus verläuft in Nord-Süd-Richtung zu beiden Seiten der Grenze zu Pakistan. Der mittlere und der westliche Teil der indischen Stromebenen befinden sich im Einzugsgebiet des Ganges und seiner Nebenflüsse, welche die südlichen Hänge des Himalaya entwässern. Daher wird diese Region auch als Ganges-Ebene bezeichnet. Die nordöstlichen Bundesstaaten Assam und Arunachal Pradesh liegen im Einzugsgebiet des Brahmaputra und seiner Nebenflüsse, die im nördlichen Himalaya entspringen. Der Indus entspringt in Tibet, fließt in westliche Richtung durch den Bundesstaat Jammu and Kashmir und überquert dann die Grenze nach Pakistan. Im südlichen Teil der Grenze zu Pakistan geht die Ebene in die Wüste Tharr und die Salzsümpfe von Rann of Kutch über. Südlich der Ebenen liegt das Hochland von Dekkan, das den Großteil der indischen Halbinsel bedeckt. Die zumeist felsige Oberfläche des leicht nach Osten geneigten Plateaus gliedert sich durch Gebirgszüge geringer Höhe und tief eingeschnittene Täler in verschiedene Naturräume. Der westliche Teil des Hochlandes wird von Basaltdecken, dem so genannten Dekkantrapp, überlagert. Begrenzt wird das Hochland von Dekkan durch zwei Gebirge, die Westghats und die Ostghats. Die Westghats fallen zum Arabischen Meer hin steil ab und erreichen eine durchschnittliche Höhe von 915 Metern. Die fruchtbare Malabarküste befindet sich zwischen den Westghats und dem Arabischen Meer. Die durchschnittliche Höhe der Ostghats beträgt 600 Meter. Zwischen den Ostghats und dem Golf von Bengalen liegt eine schmale Küstenebene, die Koromandelküste. Die beiden Gebirgszüge treffen am südlichsten Punkt des Hochlandes von Dekkan im Gebirgsmassiv der Nilgiri-Berge aufeinander. In diesem Bereich befindet sich mit dem Anai Mudi (2 695 Meter) auch die höchste Erhebung der Ghats. Etwa 5,1 Prozent (2007) der gesamten Landesfläche von Indien stehen unter Naturschutz. 2.2 Klima Aufgrund der Topographie und der geographischen Lage Indiens herrschen sowohl regional als auch jahreszeitlich höchst unterschiedliche Klimaverhältnisse. Abgesehen von den Gebirgsregionen liegt Indien in tropischen Klimazonen. Die klimatischen Verhältnisse des Landes werden maßgeblich durch den Monsun geprägt; Südwest- und NordostMonsun haben tief greifende Auswirkungen auf Klimaelemente wie Temperatur und Niederschlag. Für weite Teile des Landes lassen sich drei Jahreszeiten unterscheiden: eine Regenzeit, eine kühle Jahreszeit und eine heiße Jahreszeit. Die Regenzeit, die meist im Juni beginnt und bis November anhält, wird vom Südwest-Monsun ausgelöst; dies ist ein Wind mit hoher Luftfeuchtigkeit, der vom Indischen Ozean und dem Arabischen Meer auf das indische Festland weht. Während dieser Jahreszeit fallen circa 90 Prozent des Jahresniederschlags, der an den Westghats häufig bei mehr als 3 000 Millimetern liegt. In Cherrapunji im Khasigebirge im Nordosten Indiens beträgt die mittlere jährliche Niederschlagsmenge mehr als 11 000 Millimeter. Im regenreichsten Ort des Landes wurde mit 26 461 Millimetern auch der höchste Jahresniederschlag weltweit verzeichnet. An den Südhängen des Himalaya beläuft sich der mittlere Jahresniederschlag auf etwa 1 500 Millimeter. Mitunter bleibt der Südwest-Monsun auch einige Wochen aus, was zu Dürren und Hungerkatastrophen führen kann. Der Monsun hat auch negative Seiten: So kommt es während der Regenzeit vielfach zu Mückenplagen und Malariaepidemien. In den meisten Jahren lässt die Intensität des Monsuns im September nach. Die Zeit von Anfang Dezember bis etwa Ende Februar wird vom trockenen Nordost-Monsun geprägt. Während dieser kühlen Jahreszeit herrscht in weiten Teilen des Landes ausgeprägte Trockenheit. Mitunter kann das Land aber auch von starken Stürmen, die in den nördlichen Stromebenen von leichtem Niederschlag und im Himalaya von starkem Schneefall begleitet sind, heimgesucht werden. Die heiße Jahreszeit, die etwa Mitte März beginnt und bis zum Beginn des Südwest-Monsuns anhält, erreicht im Mai ihren Höhepunkt. In Mittelindien sind zu dieser Zeit Temperaturen von über 50 °C keine Seltenheit. In der Nähe von Kalkutta, im Gangesdelta, beträgt die mittlere Jahrestemperatur 26,1 °C, an der Malabarküste 27,8 °C und an der Koromandelküste 28,9 °C. 2.3 Flora Nach unterschiedlichen Schätzungen leben in Indien etwa 6 Prozent der weltweit existierenden Pflanzenarten, wovon wiederum ein Drittel endemisch ist. In den Trockengebieten an der pakistanischen Grenze findet sich eine spärliche Flora, die vorwiegend aus Steppengräsern besteht. Häufig sind auch Dornsträucher und Arten der Gattungen Kapernbusch (siehe Kaperngewächse) und Ziziphus. In einigen Gebieten gedeiht Bambus; Palmen gehören zu den wenigen heimischen Baumarten dieser Region. Die feuchtere Ganges-Ebene ist dagegen Lebensraum zahlreicher Pflanzenarten. Insbesondere in den südöstlichen Gebieten ist die Vegetation besonders üppig: Hier finden sich Mangroven und Salbäume. In den höheren Himalaya-Regionen gedeiht eine vielfältige Hochgebirgsflora. Die tiefer gelegenen Hänge sind dagegen dicht bewaldet und erlauben das Wachstum zahlreicher subtropischer Pflanzen, insbesondere vieler Orchideenarten. Im nordwestlichen Himalaya dominieren Nadelbäume wie Zedern und Fichten. Im östlichen Himalaya wächst dagegen üppige tropische und subtropische Vegetation, u. a. Rhododendren. Zu den häufigsten Baumarten gehören hier Eichen und Magnolien. Die niederschlagsreiche Malabarküste im Südwesten der indischen Halbinsel und die Hänge der Westghats sind dicht bewaldet. In dieser Region gedeihen insbesondere immergrüne Pflanzen, Bambus und Edelholzarten wie etwa Teakholzbäume. In den sumpfigen Tiefländern und entlang der tiefer gelegenen Hänge der Westghats befinden sich ausgedehnte Dschungelgebiete. Die Vegetation im Hochland von Dekkan ist zwar weniger üppig, es finden sich aber auf der gesamten Halbinsel immer wieder Bambusund Palmenbestände sowie Laubwälder. 2.4 Fauna Die Wälder, Ebenen, Hügel und Berge in Indien sind Lebensraum einer vielfältigen Tierwelt. Das gilt auch für Großkatzen wie Tiger, Leoparden, Nebelparder und (im Hochland von Dekkan) Geparde. Daneben kommen auch Löwen vor, die heute aber nur noch im Gir National Park in Gujarat anzutreffen sind. Weitere Raubtiere sind Lippenbär, Wolf und Goldschakal. Aufgrund ehrgeiziger nationaler und internationaler Anstrengungen ist es gelungen, den vom Aussterben bedrohten Tiger zu retten. Heute ist seine Zahl wieder auf einen Bestand von mehreren tausend Tieren angewachsen, die in Reservaten wie Ranthambore in Rajasthan geschützt werden. In den letzten Jahren gerieten die Tiger aber erneut zunehmend in Bedrängnis. An den Nordosthängen des Himalaya und in den abgelegenen Wäldern im Hochland von Dekkan findet man Indische Elefanten, zudem ist in Indien das Panzernashorn heimisch. Zu den Paarhufern gehören Gaur, Wasserbüffel, Axishirsch, Muntjak, Indischer Sambar, Edmigazelle, Hirschziegenantilope und Zwergwildschwein. In Indien leben verschiedene Affenarten wie Rhesusaffen und Languren. Im Himalaya und in anderen Gebirgsregionen finden sich Wildziegen- und Wildschafarten sowie Steinböcke und Seraue (mit den Gämsen verwandt). Weitere erwähnenswerte Säugetiere sind Bandikutratten. Auffallende Vogelarten sind Papageien, Pfauen, Eisvögel, Marabus, Saruskraniche und Reiher (Grau-, Kuh-, Nacht-, Purpur-, Seiden-, Silberreiher). In Indien lebt das Bankivahuhn, die Stammform unserer Haushühner. Zu den zahlreichen Schlangenarten gehören Kobras, hochgiftige Kettenvipern und Salzwasserschlangen. Unter den ungiftigen Arten sind insbesondere Pythons bemerkenswert, die u. a. schädliche Nagetiere vertilgen; zur indischen Reptilienfauna gehören auch Chamäleons sowie Gaviale und andere Krokodile. In den Flüssen und Küstengewässern finden sich reiche Fischgründe mit zahlreichen essbaren Arten. 3 BEVÖLKERUNG Der Anteil der Inder an der Weltbevölkerung beträgt etwa 16 Prozent. Die Einwohnerzahl des Landes liegt bei 1,15 Milliarden (2008), die durchschnittliche Bevölkerungsdichte bei rund 386 Einwohnern pro Quadratkilometer. Die Geburtenrate beträgt 22,2 pro Tausend Einwohner, die Sterberate 6,4 pro Tausend Einwohner (2008). Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 69,2 Jahren. Etwa 71 Prozent der Bevölkerung leben in ländlichen Gebieten. Obwohl sich die Lebensbedingungen in vielen Gebieten verbessert haben - etwa durch die Bereitstellung sauberen Trinkwassers - gilt der überwiegende Teil der Menschen weiterhin als arm; etwa ein Drittel der Bevölkerung lebt an oder unterhalb der von den Vereinten Nationen festgesetzten Armutsgrenze. Die kulturellen Wurzeln der verschiedenen indischen Völker sind eng mit denen der anderen Völker Südasiens verknüpft. Dazu gehören die Einwohner Pakistans, Bangladeschs, Nepals, Bhutans und Sri Lankas sowie entfernterer Gebiete. Der genaue Ursprung der meisten indischen Völker ist nicht nachzuweisen, da zahlreiche Kulturen das Land eroberten und assimiliert wurden. Bei den heutigen Indern lassen sich jedoch drei so genannte Phänotypen - kaukasische, australide und mongolide - identifizieren. Ungefähr 7 Prozent der Gesamtbevölkerung gehören einer der mehr als 300 ethnischen Minderheiten an. Diese unterscheiden sich kulturell nicht nur von der Mehrheit der indischen Bevölkerung, sondern weisen auch untereinander große Unterschiede auf. Bei den Bergstämmen im äußersten Norden leben Angehörige des mongoliden Phänotyps, etwa das Volk der Naga. Menschen mit australiden Zügen sind z. B. die Santal in Westbengalen. Zahlreiche Stammesgemeinschaften in abgelegenen Gebirgsregionen konnten sich ihre eigene Kultur bewahren. Heute sind ihre Lebensformen allerdings verstärkt durch Assimilation bedroht, da die wachsende indische Bevölkerung immer mehr auch in diese isolierten Gebiete vordringt. 3.1 Kastensystem In der indischen Verfassung ist die Beseitigung des jahrhundertealten Kastensystems vorgesehen, das seit jeher den sozialen Fortschritt der untersten Gesellschaftsschicht der ,,Unberührbaren" verhinderte (Gandhi nannte sie Harijans, ,,Kinder Gottes", und heute setzt sich immer mehr der Begriff Dalit durch). Nach dem Erreichen der Unabhängigkeit wurden beträchtliche Anstrengungen unternommen, um die Bildungschancen dieser unterdrückten Gesellschaftsschichten zu fördern. Dies erfolgte vor allem durch das System der ,,positiven Diskriminierung": Dabei sind in Universitäten und berufsbildenden Einrichtungen bis zu 50 Prozent der Plätze Angehörigen der unteren Kasten vorbehalten. Trotz aller staatlicher Programme und des persönlichen Einsatzes Einzelner (wie Gandhi und Ambedkar) ist es nicht gelungen, die gängigen Vorurteile, vor allem im sozialen Umgang, abzubauen. Immerhin finden sich heute Angehörige der unteren Kasten in sämtlichen Bereichen des öffentlichen Lebens - angefangen von renommierten Wissenschaftlern über Richter bis hin zu Politikern. In den letzten Jahren hat sich Indien immer mehr zu einer Konsumgesellschaft entwickelt, in welcher der Status mehr auf materiellem Besitz als auf Familie und Tradition beruht. Dadurch ging die Bedeutung des Kastenwesens zurück; insbesondere im städtischen Mittelstand kommt es heute bereits häufig zur Heirat über die Kastengrenzen hinweg. In der Politik haben Parteien und Organisationen, die sich an bestimmten Kastengrenzen orientieren, oft lautstark ihre Rechte und den Schutz ihrer Interessen gefordert. Politiker und Parteien versuchen häufig, sich die Stimmen bestimmter Jatis (Unterkasten) zu sichern. Die Loyalität ist in der Regel jedoch fließend und basiert meist auf praktischen Erwägungen. Die Fortsetzung des Systems der positiven Diskriminierung beim Hochschulzugang hat zu Auseinandersetzungen mit Studenten geführt, nach deren Ansicht dieses System unerträglich hohe Zugangsvoraussetzungen für die Angehörigen mancher Kasten und zudem einen Verfall des Niveaus zur Folge hat. 3.2 Wichtige Städte Die größten Städte in Indien sind Mumbai (11,91 Millionen Einwohner), Kalkutta (13,22 Millionen), Delhi (12,79 Millionen), Hyderabad (5,53 Millionen), Bangalore (5,69 Millionen), Ahmedabad (4,52 Millionen), Kanpur (2,69 Millionen), Madras (6,42 Millionen), Pune (3,76 Millionen), Nagpur (2,12 Millionen), Lucknow (2,27 Millionen) und Jaipur (2,32 Millionen). 3.3 Sprache In Indien werden mehr als 1 600 Sprachen bzw. Dialekte gesprochen, die zu insgesamt 14 Hauptgruppen gehören. Die Amtssprachen sind Hindi, Englisch und folgende 17 gleichberechtigte regionale Sprachen: Assamesisch, Bengali, Gujarati, Kannada, Kashmiri, Konkani, Mayalayam, Manipuri, Marathi, Nepali, Oriya, Panjabi, Sanskrit, Sindhi, Tamil, Telugu und Urdu. Die offizielle Dominanz des Hindi, das von etwa 30 Prozent der Bevölkerung gesprochen wird, ist für Bundesstaaten wie Tamil Nadu im Süden allerdings untragbar. Siehe auch Indische Sprachen Neben den offiziell anerkannten Sprachen werden regional aber auch viele andere, unbedeutendere verwendet. Die meisten Völker im Norden und Osten sprechen indoarische Sprachen wie Assami, Panjabi, Urdu, Hindi und Bengali. Alle diese Sprachen leiten sich vom Sanskrit ab, einer toten Sprache, die nur mehr in heiligen Texten und religiösen Zeremonien verwendet wird. Die dravidischen Sprachen im Süden, wie Tamil, Telugu, Kannada und Malayalam, gehören nicht zur indogermanischen Sprachfamilie, enthalten jedoch viele Lehnwörter aus den geographisch benachbarten indoarischen Sprachen. Manipuri, das im nordöstlichen Bundesstaat Manipur gesprochen wird, zählt zu den sinotibetischen Sprachen. Beim Sanskrit, der Sprache der alten Hinduschriften, handelt es sich um eine indogermanische Sprache, die mit dem Griechischen und dem Lateinischen verwandt ist. In dieser Sprache wurde eine Vielzahl religiöser und weltlicher Texte verfasst, welche die Basis der klassischen indischen Literatur bilden ( siehe Sanskrit-Literatur). Tamil ist ebenfalls eine sehr alte Sprache mit einer umfangreichen Literatur; im Gegensatz zum Sanskrit wird es aber auch heute noch gesprochen. Auch in den anderen wichtigen indischen Sprachen, insbesondere Hindi, Bengali, Urdu, Telugu, Kannada und Malayalam, liegt umfangreiche und anspruchsvolle Literatur vor. 3.4 Religion Zu den wichtigsten religiösen Gruppen (gemäß ihres Anteils an der Gesamtbevölkerung) gehören Hindus (80,5 Prozent), Muslime (13,4 Prozent), Christen (2,3 Prozent) und Sikhs (1,9 Prozent). Bedeutende religiöse Minderheiten sind Buddhisten, Jaina und Parsen. Die Entwicklung des religiösen Nationalismus und Fundamentalismus in Indien während der achtziger und neunziger Jahre führte in bestimmten Gebieten zur Verschärfung politischer und sozialer Spannungen, die sich zuweilen - wie bei den Ausschreitungen 1992 und 1993 im Punjab - gewaltsam entladen. 3.4.1 Feiertage Das internationale Neujahrsfest (1. Januar) ist in Indien anerkannt, wenngleich das hinduistische Neujahrsfest erst im April oder Mai gefeiert wird. Am Tag der Republik (26. Januar) gedenken die Menschen der Gründung der selbständigen Republik Indien, am Unabhängigkeitstag (15. August) der Unabhängigkeit von Großbritannien. Dieser Tag wird allerdings nicht so ausgelassen gefeiert wie der Tag der Republik. Wie in Europa bezeichnet man auch in Indien den 1. Mai als Tag der Arbeit. Ein weiterer offizieller Feiertag ist der Geburtstag von Mahatma Gandhi (Gandhi Jayanti) am 2. Oktober. Trotz der geringen Anzahl von Christen in Indien sind Karfreitag und Weihnachten (25. Dezember) gesetzliche Feiertage. Darüber hinaus finden das ganze Jahr über Feste zu Ehren verschiedener Gottheiten, zum Frühlingsanfang und zu anderen Ereignissen statt. Zu den wichtigsten gehört Vasant Panchami, das Ende Januar bzw. Anfang Februar begangen wird. Hier feiern die Hindus in senfgelben Gewändern, da die Senfblume den Frühling ankündigt. Eines ihrer wichtigsten Feste feiern die Hindus im August oder September. Es ist Janmashtami, der Geburtstag Krishnas, den die Reichen wie die Armen verehren. Ein in ganz Indien verbreiteter islamischer Feiertag heißt Dussehra. Er findet im Oktober zum Sieg des Guten über das Böse statt. 3.5 Soziales Seit Beginn der Unabhängigkeit hat sich der Staat insbesondere auf die Verbesserung des Gesundheitswesens konzentriert. Aber trotz umfangreicher Maßnahmen im Bereich von Präventivmedizin, Hygiene und Ernährung ist die Situation für die Armen immer noch unzureichend; immerhin ist es gelungen, das regelmäßige Auftreten von Cholera-, Durchfall- und Elefantiasis-Epidemien zu stoppen. Ein Großteil der Bevölkerung leidet aber immer noch an Unterernährung. Fortschritte wurden bei der Bekämpfung von Malaria, Pest und Tuberkulose erzielt. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 69,2 Jahren im Vergleich zu 32 Jahren 1941. Die Kindersterblichkeitsrate fiel seit 1965 von 151 auf 32 pro Tausend Lebendgeburten (2008). Neben Ärzten gibt es Heilkundige, welche die traditionelle Heilmethode des Ayurveda praktizieren, Kräuterheilkundige sowie nicht zugelassene Ärzte. Im ganzen Land stehen etwa 650 000 Krankenhausbetten zur Verfügung. Ein Großteil der ländlichen Bevölkerung hat keinen direkten Zugang zum staatlichen Gesundheitswesen. Sozialfürsorgeprogramme kamen insbesondere bei der Familienplanung und verschiedenen Soforthilfemaßnahmen zum Einsatz. Besondere Anstrengungen wurden unternommen, um die materielle Situation der unteren Schichten zu verbessern und so die negativen Auswirkungen des Kastenwesens zu mildern. Die Löhne werden vom Staat festgelegt. Kinderarbeit ist immer noch weit verbreitet, obwohl Mitte der neunziger Jahre Versuche angestellt wurden, das Problem der Kinderarbeit einzudämmen. Vor allem in Teppichknüpfereien und Steinbrüchen sind nach Schätzungen mehr als 40 Millionen Kinder als Lohnarbeiter beschäftigt. 4 BILDUNG UND KULTUR Indien ist ein laizistischer Staat - Kirche und Staat sind getrennt. Die Mehrheit der heutigen Inder sind Hindus, was sich auch in der Kultur des Landes niederschlägt. Der Hinduismus selbst hat im Lauf der Jahrhunderte eine Vielzahl unterschiedlicher Philosophien und religiöser Ideen aufgenommen und weiterentwickelt, so den Advaita von Shankara und Gedanken der Bhakti-Bewegung. Die Koexistenz größerer religiöser Minderheiten mit der Mehrheit der Hindus verlief keineswegs immer friedlich; dabei wurden die oftmals blutigen Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Muslimen sowie zwischen Hindus und Sikhs immer wieder auch durch nichtreligiöse Gründe ausgelöst. Die Ramajanmabhoomi-Bewegung, welche die Forderung stellte, einen Hindu-Tempel am angeblichen Geburtsort von Rama in Ayodhya aufzubauen, führte 1992 zur Zerstörung der Babri Masjid (einer 1528 errichteten dreistöckigen Moschee, die am Ort eines ebenfalls zerstörten Tempels errichtet worden sein soll) - die Aktion fanatisierter Hindus wurde offenbar von weiten Bevölkerungskreisen unterstützt. 4.1 Bildung und Schulwesen Das alte Indien verfügte bereits über ein hoch entwickeltes Bildungssystem. Die Universitäten zogen zahlreiche Studenten aus anderen Teilen Asiens an, insbesondere aus China. Diese wollten sich in einigen der ältesten Universitäten der Welt mit den buddhistischen Lehren vertraut machen. Die berühmte Universität Nalanda wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. gegründet. Indien weitete seinen Einfluss auf dem Bildungssektor auch dadurch aus, dass Absolventen als Dozenten in andere asiatische Länder geschickt wurden. Ab dem 13. Jahrhundert verfiel das indische Bildungssystem jedoch zunächst unter der Herrschaft der Muslime sowie später unter der der Briten, und der Einsatz neuerer Lehrmethoden wurde eingeschränkt. Im 20. Jahrhundert erhielten Gopal Krishna Gokhale, einer der ersten nationalistischen Führer, Mohandas (Mahatma) Gandhi und Rabindranath Tagore internationale Preise für ihre Beiträge zur Entwicklung des indischen Bildungssystems. 1911 erarbeitete Gokhale eine Gesetzesvorlage, die Schulpflicht und die Möglichkeit zu kostenlosem Grundschulbesuch vorsah. Davon beeinflusst, initiierte Mahatma Gandhi Alphabetisierungskampagnen und kommunale Wohlfahrtsprogramme. 1901 gründete Tagore, einer der größten Dichter der modernen indischen Literatur, im etwa 160 Kilometer von Kalkutta entfernten Santiniketan eine Schule, die sich an die alten indischen Tapovana (Walderemitagen) anlehnte. Ziel war es, die jeweils besten Elemente der westlichen und der indischen Kultur miteinander zu verknüpfen; 1921 wurde die Schule in die Visva-Bharati University umgewandelt und zieht seitdem Studenten aus aller Welt an. Seit dem Beginn der indischen Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 wird versucht, ein modernes, umfassendes Schulsystem zu entwickeln. Die in den Berichten der allindischen Kommission von 1953 und 1964 vertretenen Reformansätze haben diese Entwicklung vorangetrieben. Die Ausbildung indischer Jugendlicher ist angesichts der komplexen sozialen und religiösen Verhältnisse jedoch nicht ganz einfach. Gelder, die zum Ausbau des Bildungswesens gedacht waren, mussten zur Bekämpfung von Armut, Lebensmittelknappheit und Überbevölkerung verwendet werden. Die Reste des Kastensystems, unzureichende Ausbildungsplätze und religiöse Differenzen stellten weitere Probleme auf dem Weg zu einer umfassenden Bildungsreform dar. Dennoch wurden grundlegende strukturelle Änderungen geplant und zum Großteil auch durchgesetzt; die Zahl der Schulen und Schüler ist seit der Unabhängigkeit jedenfalls gewaltig angestiegen. Das Schulsystem der 28 Bundesstaaten steht unter direkter Kontrolle der einzelstaatlichen Regierungen; das Bildungsministerium des Bundes koordiniert, regelt die Bildungsangelegenheiten in den sieben zentral verwalteten Unionsterritorien, stellt finanzielle Unterstützung für die Hochschulen zur Verfügung und übernimmt verschiedene andere Aufgaben. Der Grundschulbesuch ist kostenfrei; es besteht keine Schulpflicht. In den siebziger Jahren bildete sich folgendes Modell heraus: acht Jahre Grund- und Mittelschule, drei Jahre weiterführende bzw. berufsbezogene Schule (der Schulabschluss beinhaltet auch einen beruflichen Abschluss), an die sich dann eine dreijährige Universitätsausbildung anschließen kann. Damals wie heute kommt aber nur eine Minderheit über die Grundschule hinaus. Zu Beginn der achtziger Jahre wurde ein leicht abgeändertes Modell eingeführt, das eine zehnjährige Schulzeit (Grundstufe, Mittelstufe und Oberstufe) vorsah, an die sich eine zweijährige höhere Ausbildung und eine dreijährige Universitätsausbildung anschloss. Daneben gibt es ein landesweites Alphabetisierungsprogramm für Erwachsene. Der Alphabetisierungsgrad beträgt etwa 56,6 Prozent (2005). Die Analphabetenrate schwankt von Bundesstaat zu Bundesstaat beträchtlich. Im südindischen Kerala etwa gibt es praktisch keinen Analphabetismus mehr, was vermutlich auf die guten Bildungschancen für Frauen und ihren relativ hohen gesellschaftlichen Status zurückzuführen ist. In Indien gibt es etwa 150 Universitäten, zehn nationale Bildungsinstitutionen und 34 Lehreinrichtungen mit Universitätsstatus. Daneben stehen 7 000 technische und naturwissenschaftliche Hochschulen sowie Kunstakademien zur Verfügung. An allen Hochschulen und Universitäten sind etwa neun Millionen Studierende eingeschrieben, rund die Hälfte von ihnen an Universitäten. Zu den größten Bildungseinrichtungen gehören Universitäten in Agra (gegründet 1927), Bihar (1952), Mumbai (1857), Kalkutta (1857), Delhi (1922), Gauhati (1948), Madras (1857), Mysore (1916) und Pune (1949) sowie die Universitäten Rajasthan (1947 in Jaipur), Gujarat (1950 in Ahmadabad) und Kerala (1937 in Trivandrum). Zu den renommiertesten Lehr- und Forschungseinrichtungen gehören das Indian Institute of Science in Bangalore und das Tata Institute of Fundamental Research in Mumbai. 4.2 Kultureinrichtungen In Indien gibt es mehr als 60 000 Bibliotheken, darunter mehr als 1 000 Fachbibliotheken, die verschiedenen Regierungsbehörden angeschlossen sind. Die Nationalbibliothek in Kalkutta gehört zu den drei Bibliotheken, die Pflichtexemplare von sämtlichen in Indien veröffentlichten Büchern und Zeitschriften beherbergen. Unter den mehreren Hundert öffentlichen Bibliotheken ist die Bibliothek in Delhi die bedeutendste. Es gibt mehr als 350 Museen in Indien, darunter auch solche mit bedeutenden historischen und archäologischen Sammlungen. Dazu gehören das Government Museum und die National Art Gallery in Madras; das National Museum in Neu-Delhi; das Sarnath Museum in Varanasi und das Indische Museum in Kalkutta. In Baroda, Madras, Kozhikode und Neu-Delhi befinden sich zudem Museen mit hervorragenden Sammlungen mittelalterlicher und moderner Kunst. 4.3 Kunst und Musik Vor allem die frühe indische Kunst und Architektur spiegelt die wechselseitigen Einflüsse von Hinduismus, Buddhismus und Jainismus wider. Dies zeigt sich etwa in der Kunst von Madhura, Gupta und Gandhara, Letztere mit ihrer Mischung hellenistischer und indischer Elemente, in den Fresken von Ajanta, den Felsreliefs bei Mahabalipuram und den Nataraja bei Chidambaram. Die vermutlich älteste noch erhaltene theoretische Abhandlung über Drama, Musik und Tanz, die so genannte Natya Shastra von Bharata (etwa 300 v. Chr.), bildete die Grundlage einer hoch entwickelten Tradition in den darstellenden Künsten ( siehe indischer Tanz; indisches Theater). Am Ende der Regierungszeit von Harshavardhana im 7. Jahrhundert kam es in Nordindien zu einem gewissen Verfall der klassischen indischen Kunst und Kultur. Es begannen sich neue soziopolitische Formen zu entwickeln, während im Süden zur Zeit des Pallava- und später des Chola-Reichs Kunst und Architektur eine Blüte erlebten. In dieser Zeit des Wandels fand in Nordindien im 11. und 12. Jahrhundert eine tief greifende Erschütterung der kulturellen Entwicklung statt, ausgelöst durch mehrere Eroberungswellen aus Zentralasien, die mit dem Islam einen völlig anderen Glauben mit sich brachten. Einige der ältesten Bildungszentren, wie die buddhistische Universität in Nalanda, wurden im 11. Jahrhundert von den Türken vollkommen zerstört. Mitte des 16. Jahrhunderts gründete Babur, ein Nachfahre des Mongolen Timur-i Läng, die Mogul-Dynastie und eroberte ganz Nordindien. Der Islam mit seiner Kosmogonie und seiner Ablehnung jeder Form der Idolatrie unterschied sich grundlegend vom Hinduismus und anderen östlichen Religionen. In der Folgezeit wurden zahlreiche Tempel und Heiligtümer, wie etwa der Jagannatha-Tempel in Puri, geplündert. Einige spätere mongolische Herrscher interessierten sich jedoch für das Sanskrit und dessen zentrale Schriften, wie die mathematische Abhandlung von Bhaskara, der Lilavati, die ins Persische übersetzt wurde und während der Mogul-Zeit äußerst populär war. Unter den großen Mogul-Herrschern wie Akbar erlebte das Land eine neue Blüte der Kunst; mit frischen Impulsen aus Persien entwickelte sich in Nordindien ein eigener nationaler Stil. Während der Mogul-Zeit entstanden einige der eindrucksvollsten Bauwerke in Indien, darunter der weltberühmte Taj Mahal in Agra. Hervorragende Werke entstanden aber auch auf dem Gebiet der Buchillustration und der Miniaturmalerei. Daneben entwickelte sich im Norden die hindustanische Musik. Im Süden entstand ein eigener Musikstil, die so genannte karnatische Musik. Beide Richtungen haben herausragende Komponisten und Musiker wie Tansen, Tyagaraja und - in moderner Zeit - Allauddin Khan, Ravi Shankar oder M. S. Subbulakshmi hervorgebracht. Daneben bestand eine ausgeprägte regionale Volkskultur in den darstellenden Künsten. Während des britischen Kolonialismus wurde die kulturelle Kreativität zwar gebremst, doch entdeckten Forscher wie William Carey und Max Müller die antike und mittelalterliche indische Kultur; mit ihren Übersetzungen und Kommentaren boten sie westlichen Lesern Zugang zu den zentralen Werken. Einige Kunstformen wie der klassische indische Tanz fielen dagegen aufgrund mangelnder Förderung - sie galten dem viktorianischen Moralkodex als unschicklich - dem Niedergang anheim. Das steigende Nationalbewusstsein ging mit einer Wiederbelebung verschiedener Aspekte der indischen Philosophie und Kultur einher. Im 20. Jahrhundert wurden Versuche unternommen, Traditionen wie das Kathakali neu zu beleben. Auf dem Gebiet des Tanzes beispielsweise studierte Chandralekha die Frühformen des Bharatanatyam, und der erotische Stil des Odissi, dargestellt in vielen alten Skulpturen, ist inzwischen allgemein bekannt. Siehe auch indische Musik 4.4 Medien Die Armut weiter Teile der indischen Bevölkerung hat die Entwicklung eines nationalen Telefonsystems verzögert. Der staatliche Rundfunksender All India Radio sendet seine Programme in 24 Sprachen und zahlreichen Dialekten. Seit Ende der achtziger Jahre werden die staatlichen Fernsehprogramme durch zahlreiche Satellitenprogramme ergänzt, über die viele Inder zum ersten Mal westliche TV-Programme empfangen konnten. Die Presse spielt immer noch eine große Rolle. Es gibt mehr als 27 000 Zeitungen und Zeitschriften mit einer Gesamtauflage von mehr als 58 Millionen Exemplaren. Die 2 500 Tageszeitungen haben eine Gesamtauflage von mehr als 17 Millionen Exemplaren. Die Presse unterliegt keinerlei Zensur und ist der Regierung und einzelnen Politikern gegenüber oft kritisch eingestellt. Zu den einflussreichsten englischsprachigen Tageszeitungen gehören Times of India und Indian Express. 5 VERWALTUNG UND POLITIK Die Republik Indien wird nach der 1950 in Kraft getretenen und seither mehrmals geänderten Verfassung regiert. Laut der Verfassung ist Indien eine souveräne, parlamentarische Bundesrepublik innerhalb des Commonwealth. Nationalfeiertag ist der ,,Tag der Republik", der am 26. Januar begangen wird und an das In-Kraft-Treten der Verfassung im Jahr 1950 erinnert. 5.1 Exekutive Träger der Exekutive und Staatsoberhaupt ist der Präsident. Die Rolle des Präsidenten innerhalb der Regierung beschränkt sich jedoch größtenteils auf repräsentative Aufgaben; die tatsächliche Macht liegt bei einem dem Parlament verantwortlichen Ministerrat. Das Parlament besteht aus dem Oberhaus (Rajya Sabha) und dem Unterhaus (Lok Sabha). Der Präsident wird von einem Gremium gewählt, das sich aus Abgeordneten des Bundesparlaments und der Parlamente der Einzelstaaten zusammensetzt. Seine Amtszeit beträgt fünf Jahre; er kann beliebig oft wieder gewählt werden. Die Abstimmung im Wahlmännergremium ist äußerst kompliziert. Dem Ministerrat bzw. Kabinett steht der Premierminister vor, der formal vom Präsidenten ernannt wird. Jeder Minister ist für eine Verwaltungsabteilung der Zentralregierung verantwortlich. In vielerlei Hinsicht ist das indische Kabinettsystem mit dem britischen identisch. 5.2 Legislative Gemäß der Verfassung liegt die Legislative beim Parlament. Die Lok Sabha setzt sich aus 543 in allgemeinen und direkten Wahlen gewählten Mitgliedern zusammen, die um zwei vom Präsidenten ernannte Vertreter der angloindischen Minderheit ergänzt werden. Bestimmten Kasten und Stämmen sind jeweils 70 bzw. 41 Sitze in der Lok Sabha vorbehalten. Die Amtszeit der Mitglieder der Lok Sabha umfasst in der Regel eine Legislaturperiode von fünf Jahren. Die Kammer kann jedoch nach dem Scheitern wichtiger Gesetzesvorlagen auf Antrag der Exekutive vorzeitig aufgelöst werden. Die Rajya Sabha besteht aus bis zu 245 Mitgliedern. Bis auf zwölf vom Präsidenten ernannte Mitglieder werden sämtliche anderen von den Abgeordneten der Parlamente der Einzelstaaten gewählt. Bei der Rajya Sabha handelt es sich um eine permanente Einrichtung; die Amtszeit jeweils eines Drittels der Mitglieder endet nach zwei Jahren. Die Regierungsform der Einzelstaaten entspricht in etwa derjenigen der Zentralregierung. Das Oberhaupt eines Staates ist der vom indischen Staatspräsidenten auf fünf Jahre ernannte Gouverneur. In den Staaten Bihar, Jammu and Kashmir, Karnataka, Maharashtra und Uttar Pradesh werden aus zwei Kammern bestehende gesetzgebende Versammlungen und Räte gewählt; in den übrigen Staaten bestehen die gesetzgebenden Versammlungen aus einer Kammer. Von den insgesamt 4 061 Sitzen in den gesetzgebenden Versammlungen sind 557 bestimmten Kasten und 527 bestimmten Stämmen vorbehalten. Verantwortung für die Legislative haben in Indien drei Gruppen bzw. Listen: Liste 1 umfasst 97 Bereiche (z. B. Verteidigung, Außenpolitik, Kommunikation, Währung, Bankwesen und Zölle), die unter der ausschließlichen Jurisdiktion des Bundesparlaments stehen. Liste 2 umfasst 66 Bereiche (etwa Polizei und Öffentliche Ordnung, Bildung, Gesundheit, Landwirtschaft und Kommunalverwaltung), die ausschließlich in die Zuständigkeit der einzelstaatlichen Parlamente fallen. Die 47 Bereiche der Liste 3 (z. B. Wirtschafts- und Sozialplanung, Gewerkschaften und Preiskontrollen) fallen sowohl in die Zuständigkeit des Bundes als auch der Einzelstaaten. 5.3 Judikative Die judikative Gewalt wird in Indien über ein System nationaler Gerichte ausgeübt, die auf der Basis der Bundes- und Landesgesetze Recht sprechen. Zwar werden sämtliche Richter von der Exekutive ernannt, jedoch sind einige Vorkehrungen getroffen worden, um ihre Unabhängigkeit sicherzustellen. Dazu gehört insbesondere die Vorschrift, dass ein Richter nur mit Zweidrittelmehrheit des Bundesparlaments abgewählt werden kann. Das höchste Gericht ist der aus bis zu 17 Mitgliedern bestehende Oberste Gerichtshof. Dem untergeordnet sind die Ober- und Untergerichte in den jeweiligen Einzelstaaten. 5.4 Kommunalverwaltung Indien gliedert sich verwaltungsmäßig in 28 Bundesstaaten, sechs Unionsterritorien und das Hauptstadtterritorium. Städtische Bezirke unterliegen der Zuständigkeit zahlreicher Verwaltungsbehörden, die sich um Straßenbau, Wasserversorgung, Abwassersystem und sanitäre Einrichtungen, Impfprogramme und das Schulwesen kümmern. Die Beamten werden direkt gewählt und über die Erhebung von Vermögenssteuern, Kraftfahrzeugsteuern und andere Abgaben finanziert. In ländlichen Bezirken existiert der panchayati raj; darunter versteht man ein traditionelles, dreischichtiges Rätesystem, das auf Dorf-, Block- und Bezirksebene tätig ist. Die direkt vom und aus dem Volk gewählten Panchayats sind verantwortlich für Gesundheitsfürsorge, Unterstützung von Müttern und Kindern, landwirtschaftliche Produktion, Industrialisierung ländlicher Gebiete, Weideland, Gemeindestraßen sowie Wassertanks und Brunnen. 5.5 Politische Parteien Die wichtigsten politischen Parteien sind die Bharatiya Janata Party (BJP; nationalistische Hindupartei), All India Congress Committee (Kongresspartei), Communist Party of India-Marxist/CPM-Marxist, Rashtriya Janata Dal, Samajwadi Party, All-India Anna Dravida Munnetra Kazhagam, Telugu Desam Party, Samata Party und Communist Party of India (CPI). Der Indische Nationalkongress, gegründet 1885, führte Indien im Kampf um die Unabhängigkeit und stellte in verschiedenen Ausprägungen sämtliche Premierminister des Landes bis auf die Zeiträume zwischen 1977 und 1980 sowie 1989 und 1991. Im Jahr 1969 verließ eine Gruppe von Kongressmitgliedern die Partei und bildete die kleinere Indische Nationalkongress-Organisation (U). 1978 spaltete sich die Kongresspartei erneut, als Indira Gandhi den Indischen Nationalkongress-Indira (I) gründete, der 1981 vom Obersten Gericht offiziell als Kongresspartei anerkannt wurde. 5.6 Umweltschutz In Indien gibt es eine starke Natur- und Umweltschutzbewegung, die sich mit beträchtlichem Erfolg gegen die Zerstörung der Lebensräume von Tieren und Pflanzen durch die wachsende Industrialisierung und das rasche Bevölkerungswachstum einsetzt. Zu den erfolgreichen Umweltschützern gehören die Tree Huggers, die gegen die Abholzung der Baumbestände im Himalaya kämpfen. Zudem haben sie das Silent Valley Project in Kerala gestoppt - ein gewaltiges Wasserkraftwerksprojekt, das den Lebensraum einzigartiger Arten zerstört hätte - und erst kürzlich nach einer langen und erbitterten Auseinandersetzung das große Narmada Dam Project in Madhya Pradesh und Gujarat zu Fall gebracht. An einer anderen Front ist es Umweltschutzgruppen gelungen, das Tehri Project zu verzögern, bei dem der Bau von Dämmen in einer äußerst erdbebengefährdeten Zone im Himalaya geplant ist. 5.7 Verteidigung Sämtliche Abteilungen der indischen Streitkräfte bestehen ausschließlich aus Freiwilligen. Die Stärke des Heeres beträgt etwa 1 100 000 Soldaten (2004). Die Marine umfasst 55 000 Mann, die Luftwaffe 170 000 Mann (mehr als 700 Kampfflugzeuge). Indien besitzt eine der größten Streitmächte der Erde. Das indische Militär mischt sich traditionell nicht in die Innenpolitik ein; es gab nie einen Staatsstreich. 6 WIRTSCHAFT Im wirtschaftlichen System Indiens fällt den bundes- und einzelstaatlichen Behörden eine zentrale Rolle bei der Lenkung und Planung zu. Der Staat ist auch Eigentümer öffentlicher Unternehmen. Seit den fünfziger Jahren spielt der Staat eine führende Rolle im Wirtschaftsleben; zu dieser Zeit versuchte die erste unabhängige Regierung unter Jawaharlal Nehru, Nationalismus und Sozialismus miteinander zu verbinden. Ziel war es, die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben, um die Bedürfnisse der rasch wachsenden Bevölkerung zu decken. 1951 wurde der erste wirtschaftliche Fünfjahresplan verabschiedet. Während der folgenden Jahrzehnte verstaatlichte man einige Schlüsselindustrien und tätigte enorme Investitionen; der private Sektor unterlag weit reichenden Kontrollen. Es wurden Zölle eingeführt und andere Maßnahmen zum Schutz der heimischen Produktion ergriffen; daneben initiierte man verschiedene Agrarreformen. Die Ergebnisse waren größtenteils positiv, insbesondere im Vergleich zu vielen anderen Entwicklungsländern - Indien zählt mittlerweile zu den Schwellenländern. Abgesehen von extremen Dürrejahren wie 1979 und 1987 war ein beständiges Wirtschaftswachstum zu verzeichnen; zwischen 1965 und 1980 lag das Wachstum real (im Verhältnis zum Bevölkerungswachstum) bei jährlich 3,5 Prozent, heute liegt es bei 9,2 Prozent (2006). Indien ist ein wichtiger Stahlproduzent. Die Agrarproduktion stieg ebenfalls beträchtlich an, so dass die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln erheblich verbessert werden konnte. Die Wachstumsraten sind aber immer noch zu niedrig, um sich spürbar auf das Einkommen der Bevölkerungsmehrheit auszuwirken. Unterernährung ist weit verbreitet; sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen stehen nur begrenzt zur Verfügung. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt 911 813 Millionen US-Dollar (2006; Dienstleistungen 54,6 Prozent, Industrie 27,9 Prozent, Landwirtschaft 17,5 Prozent); dies entspricht einem BIP pro Einwohner von 821,60 US-Dollar. 1991 wurde P. V. Narasimha Rao Premierminister und leitete einen tief greifenden Wandel in der Wirtschaftspolitik ein. Zahlreiche Kontrollen über den privaten Sektor wurden aufgehoben und das staatliche Monopol in bestimmten Bereichen gelockert. Die Wirtschaft wurde durch Zollsenkungen und die Anwerbung ausländischer Investoren geöffnet. Diese Änderungen erfolgten teilweise im Hinblick auf die Erzielung höherer Wachstumsraten. Gleichzeitig war die Regierung jedoch gezwungen, die öffentlichen Ausgaben zu kürzen, die Inflation zu verringern, die Staatsschulden zurückzuzahlen und die Zahlungsbilanz auszugleichen. Von 1991 bis 1992 fiel das Wirtschaftswachstum auf 1,1 Prozent; 1994 war es wieder auf über 5,3 Prozent angestiegen. Die Inflationsrate beträgt 5,9 Prozent. Entsprechend dem Wandel auf Bundesebene wurden auch auf einzelstaatlicher Ebene Änderungen vorgenommen. Die Bundesstaaten haben einen beträchtlichen Einfluss auf die Innenpolitik und interpretieren die Bundespolitik auf unterschiedliche Weise. In einigen Staaten wie Westbengalen hat der Staat einen weit größeren Einfluss auf die Wirtschaft als in anderen Bundesstaaten. In Maharashtra dagegen ist die Wirtschaft traditionell marktorientiert. Seit 1991 haben jedoch fast sämtliche Staaten den Weg für ausländisches Kapital frei gemacht, die Kontrolle des privaten Sektors gelockert und erste Privatisierungen staatlicher Unternehmen eingeleitet. 6.1 Landwirtschaft Mehr als zwei Drittel der indischen Bevölkerung leben vom Landbau; mehr als die Hälfte der Staatsfläche wird landwirtschaftlich genutzt, über 90 Prozent davon als Ackerland. Die Landwirtschaft trägt etwa 17,5 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei (2006). Die meisten Höfe sind sehr klein: Im Landesdurchschnitt beträgt die Größe 2,6 Hektar. Ein Drittel der Höfe gilt als zu klein, um eine Familie ernähren zu können. Gemessen an der Anbaufläche ist Reis, das Hauptnahrungsmittel der Bevölkerung, das wichtigste Produkt. Neben Reis wird vor allem Weizen angebaut; Indien gehört außerdem zu den weltgrößten Produzenten von Zuckerrohr, Tee, Baumwolle und Jute; weitere wichtige Anbauprodukte sind Kaffee, Gemüse, Melonen, Sorghum, Hirse, Mais, Gerste, Kichererbsen, Bananen, Mangos, Kautschuk, Leinsamen, Erdnüsse und verschiedene Gewürze. In der Viehzucht sind insbesondere Büffel, Pferde, Esel und Kamele wichtig, die als Last- und Zugtiere eingesetzt werden. Rinderzucht ist trotz des hohen Bestands von 200 Millionen Tieren für die Ernährung von untergeordneter Bedeutung, weil Rinder von Hindus nicht geschlachtet werden dürfen. Die knappen Weideflächen und Wasservorräte führen dazu, dass indisches Vieh meist schlecht ernährt ist. Die 98,8 Millionen Büffel des Landes (2006) werden vor allem in den Deltaregionen gezüchtet. In den Trockengebieten des Punjab und Rajasthans gehören Kamele (630 000) zu den wichtigsten Lasttieren. Schafe (62,8 Millionen) und Ziegen (125 Millionen) werden hauptsächlich wegen der Wolle gezüchtet. Obwohl in der Landwirtschaft größtenteils immer noch auf traditionelle Methoden zurückgegriffen wird, konnte man seit der Unabhängigkeit einen Trend zum Einsatz von Agrartechnik feststellen. Das staatlich finanzierte System der Bewässerungskanäle wurde erheblich erweitert; zudem wurden die von Brunnen bewässerten Gebiete stark vergrößert. Etwa 45 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche werden künstlich bewässert. Der Bedarf an chemischen Düngemitteln und ertragreichem Saatgut ist insbesondere als Folge der groß angelegten ,,Grünen Revolution" der sechziger und Anfang der siebziger Jahre beträchtlich gestiegen. Profitiert haben davon vor allem die reicheren Bauern in den Weizenanbaugebieten wie in Uttar Pradesh und im Punjab. 6.2 Forstwirtschaft und Fischerei Das ehemals an Wäldern reiche Indien ist heute nur noch zu etwa 20,6 Prozent bewaldet (2005). Die Forstwirtschaft ist wenig entwickelt und beschränkt sich größtenteils auf die nördlichen Hochländer, auf Assam und die an den Himalaya grenzenden Gebiete. Die durch Raubbau bereits weitgehend zerstörten Wälder werden zur Gewinnung von Brennholz und Holzkohle - die für die meisten Inder wichtigsten Energiequellen - sowie zur Ernte von Nüssen und anderen Früchten sowie von Fasern, Ölen, Kautschuk und Harzen genutzt. Obwohl der Fischfang größtenteils kommerziell nicht entwickelt ist, spielt er regional, etwa im Ganges-Delta in Bengalen und an der Südwestküste, eine wichtige Rolle. In den letzten Jahren hat der Staat die Hochseefischerei gefördert, indem Fischfabriken gebaut und eine hochseetüchtige Fischereiflotte unterstützt wurden. Große Fangmengen werden vor allem bei Sardinen, Makrelen und Garnelen erzielt. Zu den wichtigsten Fischereistaaten gehören Kerala, Tamil Nadu und Maharashtra; sie allein erbringen etwa die Hälfte der nationalen Fangmenge. Mittlerweile wird in einigen Regionen die Überfischung zu einem Problem. Der jährliche Fischfang beträgt etwa 6,3 Millionen Tonnen (2005). 6.3 Bergbau Indien gehört zu den weltweit führenden Produzenten von Eisenerz, Steinkohle, Bauxit und Glimmer (rund 60 Prozent der Weltproduktion). Ebenfalls Bedeutung haben Mangan, Ilmenit (Titanerz), Kupfer, Erdöl, Erdgas (in kleineren Mengen), Chrom, Graphit, Phosphat, Zink, Gold und Silber. Diese vielfältigen Bodenschätze bildeten die Grundlage für den Aufbau eines diversifizierten Produktionssektors. Die Förderung von Erdöl konzentriert sich auf die Bundesstaaten Gujarat und Assam sowie auf OffshoreVorkommen im Golf von Cambay. Die Fördermenge entspricht etwa 60 Prozent des indischen Erdölbedarfs. 6.4 Industrie Indien verfügt über einen diversifizierten produzierenden Sektor, der etwa ein Viertel zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt. Hinsichtlich der Produktionsmengen dominiert der moderne Sektor mit einigen Großkonzernen, insbesondere in der Schwerindustrie. Beschäftigungspolitisch spielen dagegen die kleineren, oft in Familienbesitz befindlichen Handwerksbetriebe eine größere Rolle. Die älteste und immer noch wichtigste Branche ist die Textilindustrie (hauptsächlich Baumwollstoffe). In den meisten Städten gibt es mindestens eine Baumwollfabrik. Die Eisen- und Stahlindustrie hat seit den fünfziger Jahren einen gewaltigen Aufschwung erlebt. Zu den weiteren wichtigen Branchen gehört die Verarbeitung von Tee, Getreide, Ölsamen, Zucker, Tabak und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Daneben spielen das Druck- und Verlagswesen, die petrochemische Industrie, die Elektro- und Elektronikindustrie sowie die Herstellung von Kraftfahrzeugen eine große Rolle. Ebenfalls bedeutend ist die Produktion von Papier, chemischen Erzeugnissen, Baustoffen, Leder- und Metallwaren sowie Eisenbahnzulieferteilen. Auch die Computerindustrie, insbesondere der Softwarebereich, hat in den letzten Jahren einen gewaltigen Aufschwung erlebt. Die südindische Stadt Bangalore gilt als das ,,Silicon Valley" Indiens. 6.5 Energie Etwa 84 Prozent des indischen Energiebedarfs werden über Wärmekraftwerke unter Einsatz von Kohle oder Erdöl gedeckt. 12,3 Prozent werden in Wasserkraftwerken und weitere 2,9 Prozent in Kernkraftwerken wie in Kota oder in der Nähe von Mumbai erzeugt. Obwohl die Kapazitäten ständig erweitert werden, können sie nicht mit dem zunehmenden Bedarf mithalten; daher kommt es häufig zur Energieknappheit, unter der insbesondere das produzierende Gewerbe zu leiden hat. 6.6 Währung und Bankwesen Die Währungseinheit in Indien ist die Rupie zu 100 Paise. Die 1934 gegründete und 1949 verstaatlichte Reserve Bank of India wirkt als Zentralbank und zentrale Notenbank. Durch eine Serie von Verstaatlichungen gelangte die Mehrzahl der kommerziellen Banken in öffentliche Hand. Es gibt zwar etwa 300 registrierte kommerzielle Bankinstitute, 80 Prozent der Einlagen und Kredite laufen aber über die 28 staatlichen Banken. Das Kreditwesen im ländlichen Indien hat zur Verschuldung weiter Kreise der Bevölkerung geführt. Um diese Probleme zu lösen, wurden Kreditgesellschaften und Bankkooperativen gegründet; Ziel war insbesondere, den Bauern Kredite zum Erwerb von Saatgut, Düngemitteln und anderen landwirtschaftlichen Gütern zu ermöglichen. 6.7 Außenhandel Aufgrund des bis vor kurzem noch geltenden starken Protektionismus war das Außenhandelsvolumen im Vergleich zur Größe und Diversifizierung der indischen Wirtschaft eher gering. Dazu kam ein ständiges Handelsdefizit, das durch den Import von Öl, Rohstoffen, Maschinen, Konsumgütern, Schmuck, chemischen Stoffen und Düngemitteln entstanden war und durch Schmuggel im großen Stil noch verschärft wurde. Die Exporte sind äußerst vielfältig; wichtig sind Textilien, Kleidung, Agrarprodukte, Schmuck und Juwelen, Lederwaren, Tee, Gewürze, Werkzeugmaschinen und chemische Grundstoffe. Etwa 12 Prozent der jährlichen indischen Exporte gelangen in die Vereinigten Staaten, die auch 9 Prozent der Importe liefern. Zu den weiteren wichtigen Handelspartnern gehören Deutschland, Japan, Großbritannien, Belgien, Saudi-Arabien, die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), Singapur, Australien, die Niederlande und die Vereinigten Arabischen Emirate. 6.8 Verkehrswesen Zu Beginn der Unabhängigkeit 1947 gehörte Indien zu den verkehrsmäßig am besten erschlossenen früheren britischen Kolonien; insbesondere das Eisenbahnnetz war vorbildlich ausgebaut. Seitdem wurde die bestehende Infrastruktur durch Verlängerung des Straßennetzes und die Einrichtung eines Binnenflugverkehrs stark ausgeweitet. Der Großteil des Güterverkehrs wird aber immer noch über das staatliche Eisenbahnnetz abgewickelt. Die Gesamtlänge des Schienennetzes beträgt etwa 63 500 Kilometer (2005); 17 Prozent davon sind elektrifiziert. Es werden drei unterschiedliche Spurbreiten verwendet. Die Länge des Straßennetzes beträgt etwa 3,4 Millionen Kilometer (2002); etwa 47 Prozent davon sind befestigt. Die wichtigsten indischen Häfen wie Kalkutta, Mumbai, Madras und Vishakhapatnam werden von Fracht- und Passagierschiffen aus allen Teilen der Erde angelaufen. Vor allem für den Frachtverkehr haben auch die Binnenwasserstraßen des Landes Bedeutung. Der zivile Luftverkehr wurde 1953 verstaatlicht: Die Fluggesellschaft Air India übernimmt internationale Langstreckenflüge, Indian Airlines wickelt den Binnenflugverkehr ab. Seit 1991 wurden einige nationale Luftstraßen für den privaten Sektor geöffnet. Das Flugverkehrsaufkommen ist erheblich gestiegen, heute wird nicht mehr nur zwischen den Großstädten ein regelmäßiger Flugverkehr aufrechterhalten, sondern auch zu abgelegenen Teilen des Himalaya und des Nordosten Indiens. 7 GESCHICHTE Die folgende Zusammenfassung der indischen Geschichte beschränkt sich auf die wichtigsten historischen Ereignisse und Wendepunkte. 7.1 Vorgeschichte und Altertum 7.1.1 Vorgeschichte Über die sozialen, kulturellen und politischen Ereignisse der Frühzeit liegen keine Überlieferungen in Schriftform vor. Das Wissen über die ersten Kulturen auf dem Indischen Subkontinent stützt sich ausschließlich auf archäologische Funde. Generell fehlen zeitgenössische schriftliche Darstellungen der politischen Geschichte bis etwa 1200 n. Chr. Aus den archäologischen Befunden ergibt sich, dass der Indische Subkontinent während der Jungsteinzeit über weite Landstriche locker besiedelt war. Die ansässige Bevölkerung scheint allmählich von vermutlich aus dem Westen und Norden eingewanderten Stämmen assimiliert worden zu sein, wobei unklar ist, ob die Zuwanderer dravidische Sprachen benutzten. Archäologische Funde aus dem Industal belegen, dass die von den Zuwanderern errichtete Hochkultur in etwa den Zivilisationen in Mesopotamien oder im alten Ägypten entsprach oder sie an Pracht sogar übertraf. Die Harappakultur (früher Induskultur genannt), deren Großstädte Harappa und Mohenjo-Daro im heutigen Pakistan über Festungsbauten, öffentliche Bäder und Kanalisationssysteme verfügten, wird in die Zeit zwischen 2500 und 1500 v. Chr. datiert. Zwar gibt es für diese Ära schriftliche Überlieferung in Gestalt von Siegeln aus Speckstein, doch konnte die verwendete Schrift bis heute nicht entziffert werden. Die Harappakultur pflegte wirtschaftliche Beziehungen mit dem ganzen Vorderen Orient. Um die Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. erfolgte eine Reihe von Invasionen indoeuropäischer Stämme, deren Herkunft weitgehend unbekannt ist. Angelehnt an ihre Selbstbenennung als Arya (,,Edle") bürgerte sich für sie der Begriff Arier ein. Ihre Sprache (Sanskrit) war indogermanisch. Über die Bergpässe entlang der Nordwestgrenze des Reiches gelangten die halbnomadischen Indoarier auf den Subkontinent und besetzten nach und nach den Großteil der Gebiete nördlich des Vindhyagebirges und westlich des Flusses Yamuna. Ob die Harappakultur durch die waffentechnisch überlegenen indoarischen Stämme, die über Streitwagen, Lederrüstungen und Helme verfügten, zerstört wurde oder aus sich heraus zusammenbrach, ist unbekannt. Große Teile der Urbevölkerung flüchteten in den Norden und in das Zentrum des Indischen Subkontinents, wo Dravidensprachen immer noch weit verbreitet sind. Die verbliebenen Stämme und ihre Kultur wurden schließlich von den als Ackerbauern und Viehzüchtern sesshaft gewordenen Indoariern absorbiert. 7.1.2 Altertum 7.1.2.1 Das vedische Zeitalter (um 1200 bis 321 v. Chr.) Die politische Geschichte Indiens liegt nach dem Eindringen der Indoarier für mehrere Jahrhunderte im Dunklen. Dagegen hält die Veda, die aus vier Sammlungen heiliger Schriften aus der Zeit um 1200 v. Chr. besteht, Grundzüge der sozialen Ordnung, der Religion und Kultur fest. Die Stammesräte setzten sich nach demokratischen Prinzipien zusammen, die soziale Stellung der Frau war höher als die des Mannes, und die Ehe galt als heilig. Man verfügte über hervorragende Kenntnisse auf den Gebieten der Viehzucht, der Metallbearbeitung, des Bootsbaues und des Militärwesens. Die Veda-Hymnen, deren Inhalt über Jahrhunderte mündlich weitergegeben worden war, und die ihnen zugeordneten Ergänzungs- und Erläuterungstexte (Brahmanas und Upanishaden) gelten als bedeutendste Quelle der indischen Frühgeschichte und geben Hinweise auf die Entstehung zentraler Merkmale der hinduistischen gesellschaftlichen und religiösen Ordnung. Zu ihren fundamentalen Einrichtungen gehört das Kastenwesen, das sich mit vier Hauptkasten in der spätvedischen Zeit gesellschaftlich durchgesetzt hatte. Die höchste Kaste bildeten die Priester (Brahmanen), dann folgten die Krieger, die Bauern und schließlich als zunächst unterste Kaste die Hörigen, denen vor allem geächtete Arier und die Nichtarier zugeordnet wurden. Die Stabilität des starren, im Lauf der Jahrhunderte jedoch stark differenzierten Kastenwesens gründete sich auf dem Glauben an die in den Upanishaden entfaltete Lehre, dass ein den Regeln gemäßes Leben mit der Wiedergeburt in der nächsthöheren Kaste belohnt wird. Im Verlauf des 1. Jahrtausends v. Chr. hatten sich in der Region zwischen Himalaya, südlichem Ganges, Vindhyagebirge und Industal 16 autonome Staaten gebildet. Von diesen Staaten, sowohl Adelsrepubliken als auch Monarchien, war das Königreich Kosala der bedeutendste; es befand sich etwa in der Region des heutigen Bundesstaates Uttar Pradesh. Weitere wichtige Königreiche waren Avanti, Vamsas und Magadha. Letzteres lag im Gebiet des heutigen Bihar und stieg in der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. zur vorherrschenden Macht in Indien auf. Im 5./4. Jahrhundert v. Chr. lehrten dort die Religionsstifter Buddha, auf den der Buddhismus, und Mahavira, auf den der Jainismus zurückgeht. Mit ihrem Wirken endete die vedische Epoche und brach eine neue Zeit an. 326 v. Chr. führte Alexander der Große eine Expedition über den Hindukusch nach Nordindien, um das Indusgebiet seiner Herrschaft zu unterwerfen. Diese Region gehörte seit der Eroberung durch den Perserkönig Dareios I. als 20. Satrapie zum persischen Großreich (518 v. Chr.). In der Schlacht am Hydaspes (heute Jhelum) 326 v. Chr. besiegte Alexander den indischen König Poros, wurde jedoch von seinen eigenen Soldaten genötigt, sich wieder aus Indien zurückzuziehen. Politische Auswirkungen hatte die makedonisch-griechische Invasion dennoch insofern, als der Maurya-König Candragupta die nach Poros' Niederlage entstandene günstige Situation nutzte, um die Grenzen seines Reiches nach Westen zu verschieben. Die gräko-indischen Königreiche, die von den Statthaltern Alexanders am Indus begründet worden waren, konnten sich nach dessen Tod nicht lange halten. 7.1.2.2 Von der Maurya- bis zur Kuschan-Dynastie (321 v. Chr. bis 3. Jahrhundert n. Chr.) 321 v. Chr. gelang es Candragupta (von den Griechen als Sandrakottos bezeichnet), dem Begründer der Maurya-Dynastie, die Kontrolle über Magadha zu gewinnen. Im Lauf der nächsten zehn Jahre weitete er von seiner Hauptstadt Pataliputra (heute Patna) seine Herrschaft über den größten Teil des Subkontinents aus. Unterstützt wurde er dabei von Kautilya (oder Canakya), einem brahmanischen Minister, dem als Hauptautor das Arthashastra, ein Lehrbuch über Politik, zugeschrieben wird. Candragupta behauptete sich gegen den Versuch Seleukos' I., eines der Diadochen in der Nachfolge Alexanders des Großen und Begründer des Seleukidenreiches, das Erbe Alexanders in Indien anzutreten. In einem 305 v. Chr. geschlossenen Vertrag anerkannte Seleukos I. die Herrschaft Candraguptas über Belutschistan und Afghanistan und ließ sich dafür mit 200 (oder 500) Elefanten bezahlen (mit denen er 301 v. Chr. Antigonos I. und Demetrios I. Poliorketes besiegte); besiegelt wurde der Vertrag zusätzlich durch die Heirat des Maurya-Herrschers mit einer Tochter des Seleukiden. In der Folge kam es aufgrund der engen Beziehungen zwischen den beiden Reichen zu einem starken Einfluss der griechischen Kultur in Nordindien. Während der Regierungszeit des Aschoka (um 273 bis 232 v. Chr.), des Enkels von Candragupta und bedeutendsten Herrschers der Maurya-Dynastie, entwickelte sich der Buddhismus zur bedeutendsten Religion. Aschoka förderte die Verbreitung des Buddhismus auch außerhalb seines Reiches mit Nachdruck, setzte ansonsten aber auf Toleranz zwischen den verschiedenen Religionen. Indien wurde zu einem Zentrum der Bildung; Universitäten wie die in Nalanda und Takshashila zogen Gelehrte und Studierende aus weiten Teilen Asiens an. Unter Aschoka gehörte mit Ausnahme einiger Gebiete im Süden fast der ganze Indische Subkontinent zum Maurya-Reich. Unter Aschokas Nachfolgern zerfiel das Maurya-Reich; die Maurya-Dynastie endete um etwa 180 v. Chr. Den Niedergang beschleunigte die Eroberung großer Teile Nordindiens und des Punjab durch den Seleukidenherrscher Demetrios von Baktrien seit etwa 190 v. Chr. Von den Dynastien, die unmittelbar auf den Niedergang der Mauryas folgten, war die Shunga-Dynastie, die über ein Jahrhundert herrschte, am langlebigsten. Zu den nachhaltigsten Entwicklungen dieser Epoche, über die nur wenige Einzelheiten bekannt sind, gehören die Verfolgung und der Niedergang des Buddhismus und der Triumph des Brahmanismus. Der Sieg der Hindu-Brahmanen (Priester) etablierte das Kastensystem als wichtigstes Kennzeichen der indischen Gesellschaftsordnung. Im 1. Jahrhundert v. Chr., in dem Indien aus einer Vielzahl von größeren und kleineren Fürstentümern bestand, die im Norden und Westen noch teilweise unter griechischem Einfluss standen, eroberte das nomadische Reitervolk der Skythen, nachdem es die griechische Herrschaft in Afghanistan beseitigt hatte, einen großen Teil Westindiens. Das erste der indoskythischen Reiche hatte jedoch nur wenige Jahrzehnte Bestand, bis es von dem gleichfalls aus Zentralasien stammenden Nomadenvolk der Yüe-chi überrannt wurde. Die Yüe-chi drangen nach Süden vor und ließen sich schließlich im Nordwesten Indiens nieder, wo Kadphises, einer ihrer Könige, im 1. Jahrhundert n. Chr. die Kuschan-Dynastie begründete, die einen Großteil Nordindiens sowie Teile Afghanistans, Irans und Turkestans beherrschte. Die Kuschan unterhielten diplomatische Beziehungen zum Römischen Reich, hatten weit verzweigte Handelsverbindungen und förderten Wissenschaft und Kunst. Unter Kanishka, dessen Herrschaftsbereich vom Ganges-Tiefland bis Turkestan reichte, kam es zu einer Hochblüte der buddhistischen Kultur sowie auch der Wissenschaften. Aus dem Bereich der Medizin z. B. sind die Charaka-Texte überliefert. Künstlerisches und wissenschaftliches Zentrum war die Hauptstadt Muttra (heute Mathura). Über die Gründe des allmählichen Zerfalls des Kuschan-Reiches ist wenig bekannt. Seit Beginn des 3. Jahrhunderts n. Chr. mussten sich die Kuschan, neben deren Herrschaft noch das Kshatapra-Reich im Indusgebiet und in Nordwestindien und das Shatavahana-Reich im Hochland von Dekkan bestanden, mit dem aufsteigenden Perserreich der Sassaniden auseinandersetzen. Im Süden des Subkontinents, über dessen frühe Entwicklung wenig bekannt ist, dominierte vom 1. Jahrhundert v. Chr. an für mehr als vier Jahrhunderte das Reich der Andhra-Dynastie, das sich der nordindischen Kultur öffnete, als Sprache das klassische Sanskrit pflegte und rege Handelsbeziehungen mit dem Westen unterhielt. 7.2 Das indische Mittelalter 7.2.1 Die Großreiche der Gupta und Maukhari (320-800) Unter der Gupta-Dynastie, die ab 320 herrschte und als Großmacht etwa 160 Jahre Bestand hatte, erlebten große Teile Indiens eine längere Friedensperiode, begleitet von wirtschaftlichem Wachstum und kultureller Blüte. Eine neue höfische Zivilisation entfaltete sich, große Werke der klassischen Sanskrit-Literatur entstanden. Ebenso bedeutsam war die Renaissance des Hinduismus, der über lange Zeit verfallen war und jetzt Elemente des Buddhismus aufnahm. Architektonische Zeugnisse dieser Zeit sind u. a. die hinduistischen Tempel von Elephanta und Ellora sowie die Höhlen von Ajanta. Kumaragupta (Regierungszeit 415-455) wahrte zwar noch den Bestand des Reiches, sah sich jedoch schon mit den Hephthaliten (auch Weiße Hunnen genannt) konfrontiert. Aus Zentralasien über das Sassanidenreich vorgedrungen, zerstörten die Hephthaliten im letzten Drittel des 5. Jahrhunderts das Gupta-Reich, konnten selbst jedoch keine dauerhafte Herrschaft etablieren und wurden etwa ein halbes Jahrhundert später großenteils wieder aus Indien vertrieben (im heutigen Bundesstaat Rajasthan finden sich Stämme, die als Nachfahren der Hephthaliten gelten). In Nordindien entfaltete sich bis zu Beginn des 7. Jahrhunderts ein neues mächtiges Reich, das von Harshavardhana (Regierungszeit 606-647), dem letzten buddhistischen Großkönig der indischen Geschichte, gegründet worden war. Unter ihm kam es zu einer Renaissance der Gupta-Kultur; zu den Errungenschaften dieser Epoche gehören die Chroniken des großen chinesischen Mönches und Geschichtsschreibers Xuanzang. Von seinem Zentrum Kanauj am Ganges (südöstlich von Delhi) aus sicherte sich Harshavardhana die Kontrolle über fast den gesamten Subkontinent. Sein Versuch, auch das Hochland von Dekkan zu unterwerfen, scheiterte jedoch. Nach Harshavardhanas Tod zerfiel das Reich in zahlreiche untereinander zerstrittene Kleinstaaten und Fürstentümer. 7.2.2 Die Herrschaft von Muslimen und Mongolen 7.2.2.1 Ghasnawiden, Ghuriden (999-1206) Seit Beginn des 8. Jahrhunderts drangen die Araber von Westen aus nach Indien vor, eroberten größere Gebiete (712) und brachten den Islam, dessen Verbreitung jedoch zunächst auf das arabisch beherrschte Territorium beschränkt blieb. Bis zum Ende des 10. Jahrhunderts waren die Araber wieder aus Indien verdrängt. Die Periode staatlicher Zersplitterung fand mit der Eroberung durch Sultan Mahmud von Ghasni (Regierungszeit 999-1030) ein Ende. Im Jahr 1000 unternahm Mahmud die erste von insgesamt 17 aufeinander folgenden Expeditionen über die afghanische Grenze nach Indien, in deren Verlauf er seine Herrschaft bis tief nach Nordindien hinein ausweiten konnte, wobei ihm die politische Zersplitterung der Region sein Eroberungswerk wesentlich erleichterte. Mahmud plünderte zahlreiche westindische Städte, darunter auch die für ihren sagenhaften Reichtum bekannte Hafenstadt Somnath, und gliederte die Punjab-Region seinem Reich ein, das unter Mahmuds ghasnawidischen Nachfolgern wieder zusammenbrach. Daher gilt erst Muhammad von Ghur vielen Historikern als der eigentliche Begründer dauerhafter muslimischer Herrschaft in Indien. Seine Eroberungszüge begannen 1175, und im Lauf der darauf folgenden drei Jahrzehnte unterwarf er die gesamte Ebene zwischen Indus und Ganges westlich von Benares (dem heutigen Varanasi). Zentrum seines Großreiches war Ghur (nördlich von Kabul). 1206 wurde er von Qutb-ud-Din Aibak ermordet, seinem früheren Sklaven, den er zum Vizekönig in Delhi gemacht hatte, und der sich nun zum Sultan erhob ( siehe Sultanat von Delhi). 7.2.2.2 Niedergang der muslimischen Herrschaft (1206-1398) Die von Qutb-ud-Din gegründete so genannte Sklavendynastie herrschte über ein Großreich vom Indus bis zum Ganges und von Kaschmir bis zum Fluss Narmada. Sie ging 1288 unter, nicht zuletzt aufgrund der Erbfolgeregelung, die nur ehemaligen Sklaven die Thronfolge erlaubte, aber eben darum zerstörerische Rivalitätskämpfe auslöste. Ein weiterer bedeutender Muslimherrscher war Ala ad-Din Khalji (Regierungszeit 1296-1316), der zweite Herrscher der Khalji-Dynastie, die auf die Sklavendynastie gefolgt war. Ala ad-Din konsolidierte das indische Reich und eroberte das Hochland von Dekkan. Noch vor dem Ende seiner Regierungszeit begannen die Mongolen von Norden her nach Indien einzudringen. Der letzte bedeutende Sultan von Delhi, Mohammed Bin Tughluq (Regierungszeit 1325-1351), provozierte durch grausame Herrschaft, religiösen Fanatismus und wirtschaftliche Ausbeutung Aufstände sowohl seiner muslimischen als auch seiner hinduistischen Untertanen. Sein Reich zerfiel schließlich durch Bürgerkriege und den Abfall von Provinzen und wurde leichte Beute des mongolischen Eroberers Timur-i Läng (Tamerlan), der 1398 in Indien einfiel. 7.2.3 Von Timur-i Läng bis Lodi (1398-1526) Nachdem Timur-i Läng Delhi geplündert und zerstört und unter der Bevölkerung ein Blutbad angerichtet hatte, zog er sich wieder aus Indien zurück, das wieder in kleinere politische Einheiten zerfiel. In einigen von ihnen hielt sich die Timuriden-Dynastie bis 1451, als sie von der Lodi-Dynastie verdrängt wurde, die die Nachfolge der Sultane von Delhi beanspruchte. Erst im 16. Jahrhundert gelang dem aus Usbekistan stammenden Babur, einem Nachkommen Timur-i Längs und Dschingis Khans, nach dem Sieg über den Sultan Ibrahim Lodi (1526) innerhalb weniger Jahre wieder die Bildung eines islamischen Großreiches in Indien. Babur erhob sich zum Kaiser über sein Großreich und begründete die Mogul-Dynastie. 7.3 Das Mogulreich (1526-1858) 7.3.1 Von Akbar bis Aurangseb Als der bedeutendste Mogulherrscher gilt Baburs Enkel Akbar (Regierungszeit 1556-1605). Er schlug eine Reihe Aufstände rebellischer Fürsten in verschiedenen Regionen nieder, u. a. im Punjab und in den heutigen Bundesstaaten Rajasthan und Gujarat. 1576 gliederte er Bengalen in sein Herrschaftsgebiet ein, zwischen 1586 und 1592 eroberte er Kaschmir und 1590 Sind, und anschließend (1598-1601) erfolgte die Unterwerfung verschiedener muslimischer Königreiche im Hochland von Dekkan. Bei der Festigung seiner Herrschaft zeigte Akbar besonderes Geschick: Er verstand es, sich die Loyalität der zahlreichen feudalen Herrscher zu sichern - durch Ämtervergabe auch an viele von jenen, die er militärisch bezwungen hatte -, förderte den Handel, führte ein gerechtes Steuersystem ein und übte religiöse Toleranz. Den Widerstand verbliebener Gegner brach er jedoch mit grausamer und massenhafter Gewalt. Unter Akbars Enkel Shah Jahan erreichte das Mogulreich seine kulturelle Blüte. Die Regierungszeit von Shah Jahan (1628-1658) gilt als das goldene Zeitalter der indisch-islamischen Architektur, deren berühmtestes Beispiel der Taj Mahal ist. 1658 verdrängte Aurangseb seinen Vater vom Thron und nahm den Titel Alamgir (,,Eroberer der Welt") an. Aurangseb (Regierungszeit 1658-1707) führte eine Reihe von Kriegen, um das Reich in seinem territorialen Bestand zu sichern. Im Inneren löste er jedoch zahlreiche Konflikte und Rebellionen aus, vor allem durch seine intolerante Religionspolitik, die die orthodoxen Sunniten förderte, die persisch beeinflussten Schiiten benachteiligte und die Hindus bekämpfte. Und auch gegen die hinduistischen Marathen konnte er sich nicht durchsetzen; er starb 1707 auf einem seiner Feldzüge gegen die Marathen. Unter Aurangseb konnte die Sikh-Religion, die Elemente von Islam und Hinduismus vereinte, in Indien Fuß fassen. 7.3.2 Der Niedergang des Mogulreiches Im ersten halben Jahrhundert nach Aurangsebs Tod verlor die Mogul-Dynastie schrittweise an Macht. Neben kleineren Königreichen und Fürstentümern, errichtet von muslimischen und hinduistischen regionalen Autoritäten, gründeten die Gouverneure der imperialen Provinzen große, unabhängige Staaten, darunter das bedeutende Hyderabad, das seine Unabhängigkeit bis zur Gründung des indischen Nationalstaates 1948 behaupten konnte. Auch Bengalen entwickelte sich zu einer eigenen Macht, bis es 1757 unter die Oberherrschaft der Briten geriet. Zugleich stieg das Reich der Marathen, das sich im 17. Jahrhundert im Gebiet des heutigen Bundesstaates Maharashtra selbständig gemacht hatte, zur stärksten Macht in Indien auf. 1739 erlitt das geschwächte Mogulregime eine verheerende Niederlage gegen den Perser Nadir Schah, der in Indien eingefallen war und Delhi plünderte, wobei ihm der riesige Koh-i-noor-Diamant und der sagenhafte Pfauenthron, der aus massivem Gold bestand und mit Edelsteinen besetzt war, zur Beute fielen. Nadir Schah zog sich bald wieder zurück, doch 1756 geriet Delhi erneut unter Fremdherrschaft, diesmal unter die des Emirs Ahmed Schah Durrani von Afghanistan, der zuvor bereits den Punjab erobert hatte. Nach seinem Abzug in die afghanische Heimat 1764 kehrte der Mogulherrscher wieder auf den Thron zurück. Als Lehnsherr der indischen Fürstentümer galt er noch als formelles Oberhaupt; angesichts der zunehmenden ethnischen, religiösen und politischen Spaltung des Landes, die auch immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen führten, verfügte er allerdings kaum noch über reale Macht und Autorität. Parallel zum Verfall der muslimischen Macht hatten neben den Marathen die kämpferischen Sikhs weite Gebiete unter ihren Einfluss gebracht. Um 1800 errichteten die Sikhs unter Ranjit Singh ein faktisch unabhängiges eigenes Reich. Die Aussicht auf erneute Vereinigung Indiens in einem einzigen Staat war vollends geschwunden, und das Land, das bereits seit einiger Zeit das Interesse europäischer Mächte geweckt hatte, geriet sukzessive unter britische Herrschaft. 1858 setzten die Briten den letzten Mogulherrscher ab. 7.4 Unter Kolonialherrschaft 7.4.1 Früher Kolonialismus (1498 bis 18. Jahrhundert) 7.4.1.1 Portugiesen und Niederländer Vor allem die Kontrolle der wichtigen Handelswege zwischen dem Mittelmeer und Indien durch die Muslime war es, was verschiedene europäische Mächte dazu bewog, eine neue Route nach Fernost zu suchen. In den Jahren 1497 und 1498 leitete Vasco da Gama im Auftrag der portugiesischen Krone eine entsprechende Expedition: Er umsegelte das Kap der Guten Hoffnung, durchquerte den Indischen Ozean und erreichte am 20. Mai 1498 den Hafen von Calicut (Kozhikode) an der westindischen Malabarküste. Nach Aufnahme freundlicher Beziehungen zum Fürsten von Dekkan sicherte da Gama für Portugal das Monopol für den indischen Seehandel, das ein Jahrhundert lang Bestand hatte. Gebrochen wurde die portugiesische Monopolstellung zu Beginn des 17. Jahrhunderts durch die niederländische Ostindische Kompanie, eine Vereinigung niederländischer Händler, die 1602 unter dem Schutz der niederländischen Regierung gegründet worden war. Zwei Jahre zuvor hatte die englische Königin Elisabeth I. die Gründung einer ähnlichen Handelsorganisation, der ersten englischen Ostindischen Kompanie, bestätigt und sie mit Privilegien versehen. Letzterer gestattete der Mogulherrscher Jahangir (1605-1627) die Gründung einer Handelsstation in Surat am Golf von Khambhat (1612). Die Portugiesen versuchten, das englische Vordringen mit Gewalt zu verhindern, unterlagen jedoch in der Seeschlacht im Golf von Khambhat (29. November 1612). Weitere englische Siege in den folgenden Jahren brachen den portugiesischen Widerstand endgültig; die englische Ostindische Kompanie weitete nun im 17. Jahrhundert ihre Einflusssphäre systematisch aus. Sie errichtete einen Stützpunkt in Orissa (1633), gründete die Stadt Madras (1639), erhielt Handelsprivilegien in Bengalen (1651), erwarb Bombay von den Portugiesen (1661), schloss einen Handelsvertrag mit dem Marathenherrscher Shivaji Bhonsle (1674) und gründete die Stadt Kalkutta (1690). 7.4.1.2 Rivalitäten zwischen Briten und Franzosen Im 17. Jahrhundert hatten sich außer Portugal, den Niederlanden und Großbritannien auch Dänemark (1616) und Frankreich (1664) in Indien festgesetzt. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts suchte Frankreich seine Position in Konkurrenz zur britischen Ostindischen Kompanie auszubauen. Die Spannungen zwischen Frankreich und Großbritannien erreichten 1746 einen Höhepunkt, als eine französische Flotte Madras belagerte. Dieser Angriff, der sich zu dem gleichzeitig mit dem Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-1748) ausgetragenen 1. Karnataka-Krieg ausweitete, sowie die nachfolgenden Kämpfe in Indien blieben letztlich ohne Sieger; 1748 gaben die Franzosen Madras an die Briten zurück. Im Laufe des 3. Karnataka-Krieges (1756-1763) um die Vorherrschaft in Indien schalteten die Briten den Konkurrenten Frankreich schließlich aus. Das bedeutendste Ereignis des gesamten Krieges war der Sieg der britischen Truppen unter Robert Clive bei Plassey (1757). In dessen Folge übernahmen die Briten de facto die Herrschaft über Bengalen, die bevölkerungsreichste indische Provinz, indem sie sich vom Großmogul die Verwaltungshoheit übertragen ließen. Im Rahmen der Friedensregelungen nach dem Siebenjährigen Krieg wurde das französische Territorium in Indien auf einige Handelsstationen begrenzt. Militärisch spielte Frankreich auf dem Subkontinent keine Rolle mehr. 7.4.2 Britisch-Indien I (19. Jahrhundert) 7.4.2.1 Die britische Ostindische Kompanie Bei der Verfolgung ihrer Ziele in Indien stützten sich die Briten zwar vorwiegend auf ihr überlegenes militärisches Potenzial, doch daneben spielten auch Bestechung, Erpressung und politische Manipulation indischer Herrscher eine nicht unwesentliche Rolle. Die Uneinigkeit der verschiedenen indischen Königreiche und Fürstentümer erlaubte es den Briten schließlich, den gesamten Subkontinent sowie angrenzende Regionen wie Birma ihrer Herrschaft zu unterwerfen. Ihre Herrschaft übten sie entweder direkt aus oder indem sie die regierenden indischen Herrscher ihrer Kontrolle unterstellten. Zwar setzten immer wieder einzelne oder mehrere Staaten dem britischen Vordringen Widerstand entgegen, doch letztlich behielten die Briten stets die Oberhand. Zu den wichtigsten Trägern des bewaffneten Widerstands gegen die britische Herrschaft gehörten die Maratha-Konföderation, die 1818 nach mehreren Kriegen vernichtend geschlagen wurde, und der von Sikhs beherrschte Punjab, der nach einem dreijährigen, für beide Seiten verlustreichen Krieg 1848 kapitulierte. Nach der Annexion des Punjab unterstellte der britische Generalgouverneur James Andrew Broun Ramsay, Marquess of Dalhousie, die von Nawabs (formal Stellvertreter des Großmoguls) geführten Fürstentümer Satara, Jaipur, Sambalpur, Jhansi, Nagpur und Oudh jeweils nach dem Tod ihrer Herrscher der direkten britischen Verwaltung durch die Ostindische Kompanie. Zugleich mit der Festigung ihrer Macht begannen die Briten mit der Einführung zahlreicher Reformen und Neuerungen. Es wurden Eisenbahnen, Brücken, Straßen und Bewässerungssysteme gebaut, Post- und Telegraphenwesen eingerichtet, überlieferte Traditionen, die den humanitären britischen Auffassungen entgegenstanden (wie vor allem Witwenverbrennung und Sklavenhandel), eingedämmt sowie Agrarreformen dekretiert, die mit den alten Strukturen und Wirtschaftsweisen auf dem Lande brachen. Diese Maßnahmen stießen bei der indischen Bevölkerung ebenso auf heftige Ablehnung wie die weitere Ausdehnung der britischen Herrschaft und die offene Verachtung, die Dalhousie der indischen Kultur entgegenbrachte. 7.4.2.2 Der Große Indische Aufstand von 1857/58 Die Unruhen eskalierten im Großen Indischen Aufstand, bekannt auch als Sepoy-Aufstand, der am 10. Mai 1857 in Meerut in der Nähe von Delhi begann und bald den ganzen Norden des Subkontinents erfasste. Träger der Erhebung war eine konspirative Bewegung unter den Sepoys, den von der britischen Ostindischen Kompanie aufgestellten indischen Truppen. Die Aufständischen sammelten sich unter dem Banner von Bahadur Shah II., dem nominellen Herrscher des Mogulreiches. Den Rebellen gelang es rasch, Delhi und weitere strategisch wichtige Zentren zu besetzen, wurden aber schließlich von loyalen britisch-indischen Sikhs-Truppen besiegt. Dem Aufstand folgte eine Periode brutaler Unterdrückung durch britische Truppen, insbesondere in Delhi, wo Tausende ohne Gerichtsverhandlung hingerichtet wurden; der Großmogul Bahadur Shah II. wurde unter dem Vorwurf der Anstiftung zur Rebellion zu lebenslanger Haft verurteilt. Wichtigstes Ergebnis des Sepoy-Aufstands war die Verabschiedung des Act for Better Government in India durch das britische Parlament (1858). Durch dieses Gesetz wurde das Mogulreich formell aufgelöst und die Verwaltung Indiens ging von der Ostindischen Kompanie, die schon 1813 auf ihr Handelsmonopol für Indien und weitere Privilegien hatte verzichten müssen, ganz auf die britische Krone über. Der Generalgouverneur erhielt den Titel des Vizekönigs der Kronkolonie. 7.4.2.3 Verwaltung In der Folge modernisierte die britische Verwaltung der Kolonie Britisch-Indien nach britischem Muster umfassend das Finanz- und Steuerwesen, die Verwaltung, das Rechts- sowie das Bildungswesen. Der Ausbau der Infrastruktur wurde weiter vorangetrieben, ein großes Eisenbahnnetz aufgebaut. Schon in den dreißiger Jahren war Englisch als Amtssprache eingeführt worden. 1876 nahm Königin Viktoria den Titel der Kaiserin von Indien an. Die Proklamation des Kaiserreiches wurde mit großem Aufwand in Delhi zelebriert. Großbritannien unter Premierminister Benjamin Disraeli, der die Umwandlung Indiens in ein Kaiserreich betrieben hatte, unterstrich damit nicht nur den imperialen Anspruch des britischen Weltreiches, sondern mit der Wiederaufnahme der 1858 beendeten Herrschaftstradition des Großmoguls auch die Absicht, die Inder stärker in das Empire einzubinden. Die Reformen, die im Wesentlichen den Interessen der Kolonialmacht dienten - z. B. wurde eine einheimische Industrie, die den Absatz britischer Waren hätte gefährden können, nicht gefördert -, ließen jedoch zahlreiche Probleme des Landes ungelöst. Große Teile der Bevölkerung waren wachsender Verarmung ausgesetzt, und mehrere verheerende Hungerkatastrophen - die Hungersnot in Orissa 1866 z. B. kostete etwa 1,5 Millionen Menschen das Leben - schürten zusätzlich die soziale und politische Unruhe. 7.4.3 Britisch-Indien II (20. Jahrhundert): Der Weg zur Unabhängigkeit 7.4.3.1 Widerstand und Nationalbewegung (1885-1918) Der Widerstand gegen die koloniale Unterdrückung und kulturelle Überfremdung des Landes verband sich nun mit einem erstarkenden indischen Nationalismus. Getragen wurde er von der intellektuellen Elite Indiens, die teilweise im Westen studiert oder die westliche Welt besucht hatte und nach einer Verbindung europäischer und indischer Kultur suchte. Während der Jahrzehnte nach dem Sepoy-Aufstand waren zahlreiche Vereinigungen entstanden, deren Ziel es war, die britische Herrschaft zu beenden; die einflussreichste Organisation war der 1885 in Pune gegründete Indische Nationalkongress ( Indian National Congress, INC; Kongresspartei), der von zahlreichen prominenten Hindus und Muslimen unterstützt wurde. Unter seinem Einfluss kam es in Reaktion auf die autokratische Herrschaft des britischen Vizekönigs Lord Curzon (1899-1905) zunehmend zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen die britische Herrschaft. Die von Curzon vorgenommene willkürliche Teilung Bengalens verschärfte die Konflikte. Bengalische Nationalisten verübten zahlreiche Attentate, Bombenanschläge und Sabotageakte. Vergeltungsmaßnahmen der Kolonialbehörden wurden mit offenem Boykott britischer Waren beantwortet. Um der Situation Herr zu werden, erließ die britische Regierung eine Reihe besonderer strafrechtlicher Regelungen. Dazu gehörten die Einsetzung von Sondergerichten ebenso wie Deportationen. Diesen repressiven Maßnahmen folgte 1909 der India Councils Act, der ein gewisses Maß an indischer Selbstbestimmung vorsah, doch konnte damit das Verlangen nach Unabhängigkeit in keiner Weise befriedigt werden. Mit der Muslim-Liga (All Indian Muslim League), deren Gründung 1906 als Gegengewicht zum INC von den Briten tatkräftig unterstützt wurde, kam eine neue Strömung in die indische Unabhängigkeitsbewegung. Unterstützt wurde die Interessenvertretung der muslimischen Minderheit in Indien insbesondere von solchen Muslimen, die im Sinn eines indischen Muslim-Nationalismus dem wachsenden Einfluss der Hindus, die den INC dominierten, nicht weniger entgegentreten wollten als dem Kolonialismus der Briten. Zwischen den Anhängern beider Organisationen kam es in den folgenden Jahrzehnten immer wieder zu schweren Auseinandersetzungen. Im 1. Weltkrieg waren insgesamt etwa 1,2 Millionen Inder als Teil der britischen Streitkräfte an sämtlichen Kriegsschauplätzen eingesetzt und kämpften loyal für die britische Seite. Dieser indische Kriegsbeitrag verlieh dem indischen Nationalbewusstsein weiteren Auftrieb, zumal die britische Kolonialmacht, abgelenkt und geschwächt durch den Krieg, ihren repressiven Kurs in Indien lockern musste. Ab Herbst 1916 nahm die Unabhängigkeitsbewegung, die sich nach Kriegsausbruch zwei Jahre lang zurückgehalten hatte, ihre Aktivitäten wieder auf. Nationalkongress und Muslim-Liga verfassten eine gemeinsame Erklärung mit Minimalforderungen, die von der britischen Regierung im August 1917 mit einer politischen Absichtserklärung beantwortet wurde, in der Indien ein allmählicher Übergang zur Selbstregierung in Aussicht gestellt wurde. Unter anderem war die Einbeziehung von Indern in sämtliche Bereiche der Verwaltung und die stufenweise Entwicklung von eigenen politischen Institutionen vorgesehen. 7.4.3.2 Passiver Widerstand Nach dem Ende des 1. Weltkrieges verschärften sich die politischen Konflikte wieder. Als Reaktion auf die wieder aufgelebte Unabhängigkeitsbewegung verabschiedete das britische Parlament die Rowlatt Acts, mit denen Bürgerrechte außer Kraft gesetzt und über die von Aufständen und Ausschreitungen betroffenen Regionen der Ausnahmezustand verhängt wurde. Die Durchsetzung der Rowlatt Acts löste in vielen Teilen Indiens eine Welle der Gewalt und des Aufruhrs aus. Als der von Mohandas Gandhi ausgerufene passive Widerstand im Punjab in einen Generalstreik überging, begegneten die britischen Truppen den gewaltlos Protestierenden am 13. April 1919 im so genannten Amritsar-Massaker mit einer beispiellosen Brutalität, die der antibritischen Bewegung weiteren Zulauf verschaffte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Mohandas Gandhi bereits als führender Kopf der Unabhängigkeitsbewegung herauskristallisiert. Selbst Hindu, bemühte sich Gandhi im Kampf gegen die britische Herrschaft um den Zusammenschluss von Hindus und Muslimen, bekämpfte das Kastenwesen und führte in der politischen Auseinandersetzung neue, gewaltfreie Mittel ein: den Boykott britischer Waren, der britischen Rechtsprechung und der britischen Bildungseinrichtungen, die Nichtteilnahme am politischen Leben und die Ablehnung britischer Titel, die an Inder verliehen wurden. Der passive Widerstand mit seinen Hauptkomponenten des zivilen Ungehorsams, der Nichtzusammenarbeit mit den Briten und des wirtschaftlichen Boykotts ging mitunter mit gewalttätigen Aktionen einher, obwohl Gandhi immer wieder dazu aufrief, auf den Einsatz von Gewalt zu verzichten. In Verbindung mit parlamentarischen Mitteln erwies sich die Bewegung als äußerst effektive Waffe im Kampf um die indische Unabhängigkeit. In den Augen der britischen Behörden bedeuteten die Aktivitäten Gandhis nichts weiter als offenen Aufruhr. Er und andere Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung wie Sarojini Naidu wurden in den zwanziger und dreißiger Jahren immer wieder inhaftiert oder interniert. Gandhi, der von seinen Bewunderern Mahatma (Sanskrit: große Seele) genannt wurde, gilt als bedeutendste Gestalt der politischen Geschichte Indiens. Die Aktivitäten der Unabhängigkeitsbewegung weiteten sich seit der ersten Inhaftierung Gandhis 1922 ständig aus und erreichten im Frühjahr 1930 einen Höhepunkt: Als Reaktion auf die Weigerung der Briten, Indien den Dominion-Status zuzuerkennen, eröffnete Gandhi mit dem legendären Salzmarsch eine Kampagne, die das britische Salzmonopol brechen sollte. In ganz Indien kam es zu Aktionen, die sich als sehr effektiv erwiesen. Als Gandhi erneut inhaftiert wurde, löste dies in Kalkutta, Delhi und anderen großen Städten teilweise gewaltsame Proteste aus, denen auch Regierungsbeamte zum Opfer fielen. Die britischen Behörden griffen zu Gegenmaßnahmen, verurteilten u. a. binnen weniger Monate etwa 27 000 indische Nationalisten zu Haftstrafen, konnten dadurch die politische Situation jedoch nicht beruhigen. 1931 vereinbarte die britische Regierung mit Gandhi, der erst kurz zuvor zusammen mit anderen politischen Gefangenen wie Jawaharlal Nehru, seinem engsten Vertrauten und Präsidenten des INC, aus der Haft entlassen worden war, ein Stillhalteabkommen, in dem die britische Seite nur geringfügige Zugeständnisse machte. 7.4.3.3 Spaltung der Unabhängigkeitsbewegung Ungeachtet des Kampfes um die nationale Unabhängigkeit verschärfte sich die Rivalität zwischen den hinduistischen und muslimischen Kräften der Unabhängigkeitsbewegung. Gandhis Boykottbewegung zur Brechung des Salzmonopols z. B. schloss sich die Muslim-Liga nicht an. Aus Furcht vor einer Dominanz der Hindus forderte sie in den Verhandlungen mit den Briten über den Dominion-Status Indiens besondere Minderheitenrechte für die Muslime in der angestrebten DominionRegierung. Die Auseinandersetzung hierüber führte zu bürgerkriegsartigen Unruhen zwischen Hindus und Muslimen. Zur selben Zeit verschärfte die Weltwirtschaftskrise das soziale und politische Chaos in der Kronkolonie noch zusätzlich. Ohne indische Mitwirkung verabschiedete das britische Parlament 1935 den Government of India Act als neue Verfassung für Britisch-Indien. Birma wurde von Indien getrennt. Die etwa 500 halbautonomen Fürstentümer, die rund ein Viertel der Bevölkerung des Subkontinents umfassten, sollten in einen zu errichtenden Bundesstaat integriert und die bestehenden elf Provinzen autonom regiert werden. Während die Bundesstaatspläne am Widerstand der Fürsten scheiterten, trat die Verfassung in den Provinzen des Landes am 1. April 1937 in Kraft. In sieben von ihnen hatte die von Nehru geführte Kongresspartei die absolute Mehrheit erhalten, war aber erst nach weiteren Zugeständnissen der britischen Regierung dazu bereit, in den Provinzen Regierungen zu bilden oder sich an ihnen zu beteiligen. Da es auf gesamtstaatlicher Ebene zu keiner Lösung gekommen war, führte der britische Vizekönig die Zentralregierung fort. Die Weigerung des INC, in den Provinzen mit der Muslim-Liga Koalitionen zu bilden, führte zum endgültigen Bruch zwischen den beiden Bewegungen. Die Muslim-Liga unter Führung von Mohammed Ali Jinnah verlegte sich von nun an auf die Forderung, die mehrheitlich muslimischen Provinzen im Westen und Osten abzuspalten und einen unabhängigen Muslimstaat (Pakistan) zu gründen. 7.4.3.4 2. Weltkrieg Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges erklärte der Vizekönig von Indien, Victor Alexander John Hope, Marquess of Linlithgow, Deutschland im Namen Indiens den Krieg. Dieser Schritt, der zwar konform mit der Verfassung von 1937 ging, aber ohne Rücksprache mit indischen Politikern erfolgt war, stieß bei Gandhi auf heftige Kritik. Einflussreiche Fraktionen innerhalb des INC teilten seine Einstellung und verliehen ihren Forderungen nach sofortiger Selbstverwaltung als Preis für die Teilnahme Indiens am Krieg neuen Nachdruck. Als die britische Regierung kein Entgegenkommen zeigte, traten acht Provinzregierungen zurück. Der INC nahm nun wieder die Politik des zivilen Ungehorsams auf, die wiederum mit der Verhaftung der politischen Führer und Tausender Anhänger sowie einem zeitweiligen Verbot des INC beantwortet wurde. Doch gleichzeitig hatten sich bereits die Muslim-Liga, zahlreiche Fürstentümer und einzelne Mitglieder des INC dafür entschieden, die Briten im Krieg zu unterstützen. Um sich angesichts einer drohenden japanischen Invasion in Indien einer gemeinsamen Front zur Verteidigung Britisch-Indiens zu versichern, gestand die britische Regierung 1942 Indien die Entlassung in die Unabhängigkeit nach Kriegsende zu, sowie bis zur Unabhängigkeit die Einsetzung einer indischen Übergangsregierung. Die Verhandlungen des Lordsiegelbewahrers Sir Stafford Cripps mit Gandhi und Nehru scheiterten jedoch u. a. an der Absicht der Briten, vorerst Landesverteidigung und die Außenpolitik in der Hand zu behalten. In der Folge verstärkte die Unabhängigkeitsbewegung erneut ihren zivilen Widerstand; Gandhi, Nehru und zahlreiche andere prominente Mitglieder der Unabhängigkeitsbewegung kamen erneut in Haft. Der indische Beitrag zur Kriegführung der Alliierten war beträchtlich. Bis Kriegsende hatten etwa 1,5 Millionen indische Soldaten in der Heimat oder im Fronteinsatz gedient; die finanziellen Leistungen Indiens beliefen sich auf insgesamt etwa zwölf Milliarden US-Dollar. Am 6. Mai 1944 entließ die britische Regierung Gandhi aus der Haft. Während seiner Internierung hatte Gandhi seine Einstellung zum Krieg und den Vorschlägen des britischen Unterhändlers Cripps geändert. Ab September 1944 verhandelte er mit dem Muslimführer Jinnah, doch gelang es beiden nicht, sich auf eine gemeinsame Politik gegenüber den Briten zu einigen. 7.4.3.5 Übergangsregierung Obwohl Indien bereits im Juni 1945 Gründungsmitglied der Vereinten Nationen geworden war, dauerte es noch einige Jahre bis die Unabhängigkeit tatsächlich erreicht war. Als die Verhandlungen zwischen Briten, Hindus und Muslimen in der zweiten Hälfte des Jahres 1945 noch immer keine konkreten Ergebnisse gezeitigt hatten, kam es zu einer neuen Welle antibritischer Ausschreitungen und Demonstrationen. Im Frühjahr 1946 unternahm die britische Regierung einen erneuten Verhandlungsversuch. Die Muslim-Liga nahm zwar ihre Forderung nach einer Teilung Indiens entlang der konfessionellen Grenzen zurück, doch über die Zusammensetzung einer Übergangsregierung konnte keine Einigung erzielt werden. Erst nachdem im September 1946 ein Interimskabinett unter der Führung Nehrus und unter Beteiligung aller wichtigen politischen Parteien gebildet worden war, erklärte sich die Muslim-Liga zur Mitarbeit bereit. Dennoch kam es in verschiedenen Teilen Indiens zu bürgerkriegsähnlichen Kämpfen zwischen Hindus und Muslimen. Im Februar 1947 erklärte der britische Premierminister Clement Attlee, dass die britische Regierung die Herrschaft über Indien spätestens am 30. Juni 1948 abgeben würde. Dieser Schritt sollte unabhängig davon erfolgen, ob die indischen Parteien sich bis dahin auf eine Verfassung geeinigt haben würden oder nicht. Nach Beratungen mit indischen Politikern empfahl Vizekönig Louis Mountbatten der britischen Regierung, Indien unverzüglich zu teilen, um einen Bürgerkrieg abzuwenden. Der Plan fand die Zustimmung der Muslim-Liga und des INC und wurde von beiden Kammern des britischen Parlaments im Juli 1947 einstimmig gebilligt. 7.5 Die Ära Nehru (1947-1966) Seit der Unabhängigkeit bis Anfang der neunziger Jahre wurden die Geschicke des Landes wesentlich von der ,,Familiendynastie" der Nehrus bestimmt. Jawaharlal Nehru, dessen Vater Motilal Nehru Mitbegründer und einer der führenden Köpfe des INC gewesen war, blieb nach dem Tod Mahatma Gandhis 1948 bis zu seinem eigenen Tod 1964 die beherrschende politische Figur Indiens. Ihm folgte zwei Jahre später seine - mit Mahatma Gandhi nicht verwandte - Tochter Indira Gandhi als Partei- und Regierungschefin (1966-1977, 1980-1984) nach, die wiederum von ihrem Sohn Rajiv Gandhi (1984-1989) beerbt wurde. 7.5.1 Unabhängigkeit unter britischer Krone Mit Inkrafttreten des Independence of India Act am 15. August 1947 wurden die Indische Union und Pakistan als Dominien im Rahmen des British Commonwealth of Nations in die Unabhängigkeit entlassen. (Zur weiteren Geschichte Pakistans siehe Pakistan: Geschichte). Die verfassunggebende Versammlung übertrug einem Kabinett unter Premierminister Nehru die Regierungsverantwortung für den Zentralstaat. Mountbatten wurde Generalgouverneur des Dominions. Die Grenzen zwischen den neuen Staaten Indien und Pakistan hingen von der Verbreitung der Religionen ab: Vorwiegend von Hindus bewohnte Gebiete wurden Indien zugesprochen, diejenigen mit einer muslimischen Mehrheit kamen zu Pakistan. Da die Mehrheit der Inder Hindus waren, wurden die meisten britischen Provinzen Teil der Indischen Union. Auch die meisten der autonomen Fürstentümer schlossen sich der Union an, nachdem ihnen eine Reihe Privilegien zugesichert worden waren (die Privilegien wurden erst 1970 aufgehoben). 7.5.2 Der Konflikt mit Pakistan 7.5.2.1 Anhaltender Antagonismus zwischen Muslimen, Sikhs und Hindus Das Ende der britischen Herrschaft in Indien wurde enthusiastisch gefeiert. Gleichzeitig spitzten sich die Feindseligkeiten zwischen Hindus und Muslimen sowie zwischen Muslimen und Sikhs insbesondere in den Regionen weiter zu, in denen die Religionen etwa gleich stark vertreten waren. Zur Regelung von Grenzstreitigkeiten in diesen Regionen war schon vor der Teilung eine Grenzkommission unter der Leitung eines neutralen (britischen) Vorsitzenden gebildet worden. Bei der Teilung Bengalens stießen die Empfehlungen dieser Kommission auf wenig Widerstand. Im Punjab hatte die Grenzziehung allerdings zur Folge, dass fast zwei Millionen Sikhs, die traditionell antimuslimisch eingestellt waren, unter die Herrschaft Pakistans fielen. Solche Entscheidungen der Grenzkommission provozierten erbitterte Auseinandersetzungen. Es begann ein durch Vertreibungen forcierter Massenexodus von Muslimen aus dem Gebiet der Indischen Union nach Pakistan und von Sikhs und Hindus aus Pakistan in das Gebiet der Indischen Union. Die Bevölkerungsverschiebungen betrafen rund acht Millionen Menschen, die mit ihnen verbundenen Unruhen forderten etwa eine halbe Million Menschenleben. 7.5.2.2 1. Kaschmirkrieg Der Konflikt um Kaschmir, einem überwiegend muslimischen Fürstentum, entwickelte sich zu einem Problem, das die indisch-pakistanischen Beziehungen bis in die Gegenwart belastet und mehrmals zu kriegerischen Auseinandersetzungen führte (siehe Kaschmirkonflikte). Am 24. Oktober 1947 riefen aufständische Muslime, die von Pakistan aus unterstützt wurden, eine ,,provisorische Regierung Kaschmirs" aus. Drei Tage später gab der Hindu-Maharadscha von Kaschmir, Hari Singh, den vorläufigen Beitritt des Fürstentums zur Indischen Union bekannt. Diese akzeptierte den Beitritt und sicherte einen Volksentscheid zu, sobald die kriegerischen Auseinandersetzungen beendet seien. Zugleich entsandte die indische Regierung ihre Truppen in den östlichen Teil Kaschmirs, Pakistan die seinen in den westlichen. Trotz wiederholter Vermittlungsversuche des UN-Sicherheitsrates dauerten die Kämpfe das ganze Jahr 1948 an. Im Januar 1949 hatten die Friedensbemühungen dann Erfolg, Indien und Pakistan akzeptierten im Grundsatz ein Plebiszit unter Kontrolle der UN. Der UN-Plan sah u. a. den Rückzug der Kampftruppen aus Kaschmir vor sowie die Rückkehr von Flüchtlingen, die sich an der Abstimmung beteiligen wollten. Im Juli 1949 einigten sich Indien und Pakistan auf eine Grenzlinie zwischen ihren jeweiligen Besatzungszonen in Kaschmir und die Abhaltung einer Volksabstimmung über die endgültige Zukunft Kaschmirs. Einen Kompromiss über die Vorbedingungen für die Durchführung des Plebiszits, darunter die Demilitarisierung des Gebiets, fanden sie hingegen nicht. Zwischenzeitlich hatten sowohl Indien als auch Pakistan den Verlust ihrer bedeutendsten politischen Führungspersönlichkeiten zu beklagen. Gandhi war am 30. Januar 1948 von einem Hindu-Fanatiker getötet worden; Jinnah, der Gründer Pakistans, starb am 11. September 1948. 7.5.3 Gründung der Republik Indien (1950) Am 26. Januar 1950 trat die 1949 verabschiedete republikanische Verfassung für die Indische Union in Kraft. Damit erlosch auch der Dominion-Status. Der GandhiAnhänger und Vorsitzender der verfassunggebenden Versammlung, Rajendra Prasad, wurde im Januar 1950 zum ersten Präsidenten der Republik gewählt (bis 1962). Die verfassunggebende Versammlung konstituierte sich als provisorisches Parlament und wählte Jawaharlal Nehru zum Premierminister (bis 1964). Zugleich übernahm Nehru das Amt des Außenministers. Die Verfassung der größten Demokratie der Welt, mit 395 Paragraphen und acht Zusätzen umfassender als sämtliche anderen existierenden Verfassungen, wurde von westlichen Wertvorstellungen geprägt. Staatsoberhaupt ist der Präsident; der vom Unterhaus (Lok Sabha) des Zweikammerparlaments gewählte Premierminister verantwortet die Politik des Zentralstaates. Die bundesstaatliche Struktur räumt den Gliedstaaten, die über die Ländervertretung, das Oberhaus (Rajya Sabha), an der Gesetzgebung beteiligt sind, viel Autonomie in den inneren Belangen ein. Besonders wichtig war die Abschaffung der eigentlich außerhalb des Kastensystems stehenden Großkaste der Unberührbaren, der etwa 40 Millionen Inder angehörten; sie waren bis dahin sozial und wirtschaftlich diskriminiert worden. 7.5.4 Nehrus Reformen Seit den ersten Parlamentswahlen, die von Oktober 1951 bis Februar 1952 abgehalten wurden, war die Kongresspartei die dominierende politische Kraft; Nehru konnte, gestützt auf seine Partei, ohne Koalitionspartner regieren und das Land nach demokratisch-sozialistischen Gesichtspunkten gestalten, wobei er große Teile der Wirtschaft verstaatlichte und die wirtschaftliche Entwicklung durch Fünfjahrespläne zu steuern versuchte. Doch lange Zeit gelang es nicht, eine ausreichende Versorgung mit Nahrungsmitteln sicherzustellen. Bis in die achtziger Jahre kam es - oft als Folge von Naturkatastrophen, häufig jedoch wegen fehlgeschlagenen staatlichen Reformmaßnahmen - immer wieder zu schweren bis katastrophalen Mangelsituationen, die jeweils innenpolitische Krisen nach sich zogen. Nur durch ausländische Hilfslieferungen konnten die Schwierigkeiten überwunden werden. Der dritte Fünfjahresplan, der 1961 verabschiedet wurde, formulierte das Ziel, bis 1976 von jedweder Auslandshilfe unabhängig zu werden. Die wichtigsten Probleme der indischen Innenpolitik waren die Überwindung der ethnischen, kulturellen und sprachlichen Unterschiede, die Herstellung der inneren staatlichen Einheit, die Beschränkung des Bevölkerungswachstums und der Aufbau einer leistungsfähigen Wirtschaft. Die überlieferten historischen Grenzen der einzelnen Bundesstaaten widersprachen in vielen Fällen dem Selbstverständnis der dort lebenden Bevölkerung. Immer wieder wurden Veränderungen vorgenommen, um den Wünschen einzelner Ethnien nach Selbstverwaltung Rechnung zu tragen. So wurde im Mai 1960 der Bundesstaat Bombay entlang der Sprachgrenzen in die Staaten Maharashtra und Gujarat geteilt. Das Siedlungsgebiet der Naga-Völker wurde 1963 aus dem Bundesstaat Assam ausgegliedert und zum neuen Bundesstaat Nagaland gemacht. 1966 erhielten die Sikhs ihren eigenen Bundesstaat Haryana, der zuvor Teil des Punjab gewesen war. Die Verfassung von 1950 schrieb die Einführung des Hindi als Staatssprache innerhalb eines Zeitraumes von 15 Jahren vor. Als im Januar 1965 diese Regelung umgesetzt werden sollte, kam es in weiten Teilen Südindiens zu politischen Unruhen, weil die dort lebende überwiegend dravidische Bevölkerung sich in ihrer kulturellen Identität bedroht sah. Nur die Aussetzung der Verfassungsbestimmung und die vorläufige Beibehaltung des Englischen als offizielle Sprache konnten die blutigen Auseinandersetzungen beenden. Nehrus Versuch, die überlieferten sozialen Strukturen durch eine grundlegende Veränderung des Hindurechts zu modernisieren, scheiterte 1955. Dennoch setzte er gegen den Widerstand konservativer Gruppierungen einige wichtige Verbesserungen für die Stellung der Frau durch. Ein Ehegesetz verbot die Polygamie und erlaubte die Ehescheidung. Am 27. Mai 1964 starb Nehru. Nachfolger wurde Lal Bahadur Shastri, der frühere Innenminister, der seinerseits nach nur kurzer Regierungszeit im September 1966 verstarb, nachdem er nach einem erneuten Krieg um Kaschmir (September 1965) in Taschkent einen Vertrag mit Pakistan ausgehandelt hatte. 7.6 Die Ära Indira Gandhi und Rajiv Gandhi (1966-1991) 7.6.1 Indira Gandhis Regiment Neue Premierministerin wurde 1966 Nehrus Tochter Indira Gandhi, die zuvor Informationsministerin gewesen war. Bei den Parlamentswahlen im Februar 1967 büßte die Kongresspartei ihre bisher unangefochtene Stellung ein, in zahlreichen Bundesstaaten ging ihre Mehrheit verloren. Im Bundesparlament blieb der INC noch knapp stärkste Partei, war jetzt aber zur Regierungsbildung auf Koalitionspartner angewiesen. 1969 sah sich Indira Gandhi einer Revolte des konservativen Flügels ihrer Partei ausgesetzt. Doch konnte sie sich gegen ihre Gegner durchsetzen, als der von ihr unterstützte Varahagiri Venkata Giri die Präsidentschaftswahlen gegen den offiziellen Kandidaten der Kongresspartei für sich entschied. Im November 1969 spaltete sich daraufhin die Kongresspartei in einen rechten (Alter Kongress) und einen linken Flügel (Neuer Kongress). Bei den vorgezogenen Neuwahlen 1971 gewann der von Indira Gandhi geführte Neue Kongress die absolute Mehrheit. Zu Beginn der siebziger Jahre zeigten die langjährigen Bemühungen um eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität, die unter dem Motto ,,Grüne Revolution" vorangetrieben worden waren, erstmals umfassenden Erfolg. Der Import von Nahrungsmitteln war zur Sicherstellung der Versorgung nicht mehr nötig. Als angesichts dieses Erfolgs der Getreidehandel im April 1973 verstaatlicht wurde, verschlechterte sich die Versorgungslage jedoch wieder. Nach politischen Unruhen musste Indira Gandhi im März 1974 die Verstaatlichung wieder zurücknehmen. Ihrer drohenden Amtsenthebung nach einer Verurteilung im Juni 1975 wegen Korruption im Wahlkampf des Jahres 1971 kam Indira Gandhi durch die Verhängung des Ausnahmezustands und die Unterdrückung der Opposition zuvor. Eine Verfassungsänderung stärkte 1976 die Rechte des Parlaments, schränkte aber gleichzeitig die Unabhängigkeit der Rechtsprechung ein. 7.6.2 Das Ende der Vorherrschaft der Kongresspartei Bei den Parlamentswahlen im März 1977 errang die aus verschiedenen oppositionellen Gruppen hervorgegangene Janata Party einen klaren Sieg. Erstmals seit der Unabhängigkeit Indiens wurde nun mit Morarji Desai ein Politiker zum Premierminister berufen, der nicht der Kongresspartei angehörte. Im Kampf um die Macht in der Neuen Kongresspartei spaltete Indira Gandhi im Januar 1978 ihre Fraktion als selbständige Partei ab, erzielte mit ihrem ,,Indira-Kongress" bei den vorgezogenen Parlamentswahlen im Januar 1980 eine Zweidrittelmehrheit und übernahm wieder das Amt der Regierungschefin. Ab Mitte der siebziger Jahre verbesserte sich die Wirtschaftslage zusehends, doch führte nun die Verschärfung der ethnischen Konflikte zu einer Destabilisierung der innenpolitischen Situation. Militante Sikhs im Punjab forderten die Bildung eines innerhalb Indiens autonomen oder völlig unabhängigen Sikh-Staates und griffen zum Mittel des Terrorismus. Als die indische Regierung im Juni 1984 den seit zwei Jahren von Sikh-Rebellen besetzten und zur Festung ausgebauten Goldenen Tempel von Amritsar, das Nationalheiligtum der Sikhs, stürmen ließ (mit mehr als 1 200 Todesopfern), eskalierte die innenpolitische Situation. Am 31. Oktober 1984 wurde Indira Gandhi von zwei den Sikhs angehörenden Mitgliedern ihrer eigenen Leibwache getötet. Bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen waren die Folge. 7.6.3 Innenpolitischer Niedergang unter Rajiv Gandhi Nachfolger Indira Gandhis im Amt des Premierministers wurde ihr Sohn Rajiv. Mit seiner Politik stieß er jedoch bei der Bevölkerung auf immer stärkeren Widerstand, zumal die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zunahmen und sich die innenpolitischen Spannungen verschärften. Das ungezügelte Wachstum in einigen Industriesektoren, die vor allem von ausländischen Konzernen ungeachtet der Folgen für die Umwelt aufgebaut wurden, führte zu teilweise schweren Katastrophen. Als in der Stadt Bhopal am 3. Dezember 1984 aus dem leckgeschlagenen Tank eines Pestizidwerkes des amerikanischen Unternehmens Union Carbide giftige Gase ausströmten, wurden mindestens 3 300 Menschen getötet und mehrere Zehntausend verletzt. Im Februar 1986 kam es zu einem Generalstreik gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung. Auch innerhalb der Kongresspartei entwickelten sich wegen der zunehmenden wirtschaftlichen Probleme neue Spannungen. Aus Protest gegen Amtsmissbrauch und Korruption in der Führung von Partei und Regierung spaltete der bisherige Finanz- und Verteidigungsminister Vishwanath Pratap Singh den Reformflügel ab und gründete die Demokratische Volkspartei (Samajwadi Janata Dal). Vor den Parlamentswahlen von 1989 schloss er seine Partei mit vier weiteren Mitte-links-Oppositionsparteien zu dem Wahlbündnis Nationale Front (Rashtriya Morcha) zusammen, führte es zum Wahlsieg und löste den in einen Korruptionsskandal verwickelten Rajiv Gandhi als Regierungschef ab. Nach der Spaltung seiner Partei und seinem Sturz durch ein Misstrauensvotum im Parlament musste er das Amt schon 1990 seinem innerparteilichen Gegenspieler Chandra Shekhar überlassen. Vor dem Hintergrund der verschärften innenpolitischen Konflikte, die von einer Welle religiös und sozial motivierter Gewalt begleitet wurden, währte Shekhars Amtszeit nur wenige Monate. Der Hindu-Muslim-Konflikt manifestierte sich z. B. immer wieder in blutigen Kämpfen um die Babri-Masjid-Moschee in Ayodhya (Uttar Pradesh). Zudem entfachte der von Sri Lanka auf den Subkontinent übergesprungene Bürgerkrieg blutige Auseinandersetzungen. Militante Gruppen der indischen Tamilen unterstützten die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) aus Protest gegen die Abkehr Rajiv Gandhis von seiner ursprünglichen Unterstützung für die Separatisten des Inselstaates. Im März 1989 hatte Gandhi die seit Juli 1987 in Sri Lanka zur Befriedung des Konflikts stationierten Truppen wieder zurückbeordert. 1990 unterstellte Premierminister Shekhar wegen zunehmender terroristischer Aktivitäten der tamilischen Rebellen den Bundesstaat Tamil Nadu der direkten Verwaltung durch die Zentralregierung. Einen Ausweg aus der politischen Sackgasse sollten vorgezogene Neuwahlen weisen, von denen sich Rajiv Gandhi ein politisches Comeback erhoffte. Auf dem Höhepunkt des Wahlkampfs wurde Gandhi am 21. Mai 1991 Opfer eines von Anhängern der LTTE inszenierten Anschlags. 1992 wurde die Gruppe in Indien verboten. 7.7 Außenpolitik Indiens in der Ära Nehru und Gandhi (1950-1989) 7.7.1 Nehrus Prinzipien Im Kalten Krieg zwischen dem Ostblock und den westlichen Industriestaaten verfolgte Jawaharlal Nehru einen neutralen Kurs und machte Indien in den fünfziger Jahren zu einer der führenden Nationen unter den Blockfreien. Diese außenpolitische Linie hatte sich schon kurz nach der Unabhängigkeit abgezeichnet. So schloss sich Indien nach Ausbruch des Koreakrieges im Juni 1950 zwar der Resolution des UN-Sicherheitsrates an, in der militärische Sanktionen gegen Nordkorea gefordert wurden, lehnte ein militärisches Engagement an der Seite der USA jedoch ab. Stattdessen versuchte Nehru wiederholt, durch Vermittlungsaktionen einen Frieden in Korea herbeizuführen, und er plädierte für die Aufnahme der Volksrepublik China in die Vereinten Nationen als Voraussetzung für eine Lösung der Krise. Als die USA 1950 Lebensmittellieferungen zur Linderung einer durch mehrere Naturkatastrophen hervorgerufenen schweren Hungersnot vom politischen Wohlverhalten Indiens abhängig zu machen versuchte, verzichtete Nehru auf die Hilfe. Im September 1951 dagegen nahm Indien Hilfslieferungen aus der Volksrepublik China und der Sowjetunion an, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass diese Lieferungen nicht von etwaigen politischen Konzessionen seitens Indiens abhängig gemacht würden. Unabhängigkeit von den Führungsmächten in Ost und West demonstrierte Indien auch in seinem Verhältnis zu Japan. Im Juni 1952 unterzeichnete Indien, obwohl es wie die Sowjetunion 1951 die Friedenskonferenz von San Francisco boykottiert hatte, einen bilateralen Friedensvertrag mit Japan, der einen Verzicht auf Reparationsleistungen festschrieb. 1954 definierte Nehru ,,Fünf Prinzipien" als seine außenpolitischen Leitvorstellungen: Achtung der territorialen Gegebenheiten, keine Einmischung in die innenpolitischen Angelegenheiten anderer Staaten, Beziehungen auf der Basis der Gleichberechtigung, friedliche Koexistenz und Verzicht auf militärische Gewalt. Aufgrund der Blockfreiheit übernahm Indien in den fünfziger und sechziger Jahren bei internationalen Konflikten oft eine Vermittlerrolle. 7.7.2 Blockfreiheit, angelehnt an die Sowjetunion Auf der Bandungkonferenz im April 1955 beschlossen 30 asiatische und afrikanische Staaten unter führender Beteiligung Indiens eine gemeinsame Politik auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet und eine einheitliche Politik gegen den Kolonialismus. Im Juli 1956 veröffentlichten Nehru, der jugoslawische Präsident Tito und der ägyptische Präsident Gamal Abd el-Nasser ein gemeinsames Kommuniqué, in dem sie die Ablehnung des Kolonialismus bekräftigten und ein internationales, kollektives Sicherheitssystem forderten. Aufgrund der außenpolitischen Doktrin der Blockfreiheit suchte Indien zur Sowjetunion und zu den USA zunächst in etwa gleich gute Beziehungen. Da Nehru eine Industrialisierung Indiens gemäß sozialistischen Wirtschaftsmodellen anstrebte, ergab sich auf ökonomischem Gebiet jedoch eine verstärkte Orientierung am sowjetischen Vorbild (z. B. auch in Form der Fünfjahrespläne). Im Juni 1955 besuchte Nehru die UdSSR. Ergebnis des Staatsbesuchs war eine gemeinsame sowjetisch-indische Erklärung, in der eine Ächtung aller Atomwaffen, eine umfassende Abrüstung und die friedliche Koexistenz gefordert wurden. Im Gegenzug erhielt Indien sowjetische Wirtschaftshilfe. Unter Indira Gandhi wurde die Annäherung an die Sowjetunion noch ausgebaut, was sich u. a. 1971 im Abschluss eines Freundschaftsvertrags dokumentierte. Ähnliche Vereinbarungen mit anderen Ostblockstaaten folgten. Mit sowjetischer Hilfe wurde Indien zur Atommacht: Am 18. Mai 1974 wurde in der Wüste Tharr erstmals eine indische Atombombe erfolgreich getestet - mit der Folge, dass auch Pakistan sich nuklear aufrüstete. Seit 1989 verfügt Indien über Mittelstreckenraketen, die mit Nuklearsprengköpfen bestückt werden können. Parallel zur sowjetisch-indischen Annäherung verschlechterte sich das Verhältnis zu den USA. Erst als die Janata Party ab 1977 vorübergehend die Regierung stellte, kam es zu einer Erneuerung der Politik der Blockfreiheit und zu einer erneuten Annäherung an die USA. Rajiv Gandhi intensivierte nach seiner Regierungsübernahme 1984 die Beziehungen zur Sowjetunion wieder und schloss 1985 einen Vertrag über verstärkte Zusammenarbeit in den Bereichen Wissenschaft, Medizin und Technik. Ein weiteres Abkommen, diesmal gegen den Einsatz von Atomwaffen, wurde im November 1986 während eines Besuchs des KPdSU-Generalsekretärs Michail Gorbatschow in Indien unterzeichnet. 7.7.3 Schwierige Beziehungen zu China Als einer der ersten Staaten erkannte Indien 1949 die neu gegründete Volksrepublik China diplomatisch an. Doch sowohl die Besetzung Tibets durch China 1950 als auch Probleme des Grenzverlaufs zwischen beiden Staaten führten schnell zu einer Trübung des Verhältnisses. Trotzdem wurde 1954 noch ein Freundschaftsvertrag unterzeichnet, in dem Indien alle von Großbritannien auf die Indische Union übergegangenen Rechte und Pflichten für hinfällig erklärte. Nachdem Indien jedoch in Verhandlungen über den Grenzverlauf zu keinen Kompromissen bereit war, kam es 1959 zu ersten bewaffneten Grenzzwischenfällen, die 1962 in den 32 Tage dauernden Indisch-Chinesischen Krieg um ein strategisch wichtiges Gebiet in Ladakh mündeten. Indien, das von der Sowjetunion unterstützt wurde, erlitt eine verheerende Niederlage gegen China, das sich mit Pakistan verbündet hatte. Erst 1977 nahmen China und Indien wieder Handelsbeziehungen und bald auch diplomatische Beziehungen auf. 1986 kam es erneut zu einem Grenzkonflikt, der 1993 durch einen Vertrag über eine Truppenreduzierung an der 3 800 Kilometer langen gemeinsamen Grenze vorläufig beigelegt wurde. Der Grenzstreit selbst wurde bis heute nicht gelöst. 7.7.4 Rückgewinnung letzter europäischer Kolonien und Vormachtpolitik in Südasien Im Verhältnis zu europäischen Staaten stand zunächst noch die Beseitigung der letzten Überreste kolonialer Herrschaft im Vordergrund. So spitzte sich 1954 die Lage um die portugiesischen Besitzungen (Goa, Daman, Diu) zu. Indische Nationalisten drängten auf den Rückzug Portugals. Als im August 1955 portugiesische Einheiten das Feuer auf eine Gruppe indischer Demonstranten eröffneten, die die Grenze nach Goa überschritten hatten, brach Indien die diplomatischen Beziehungen zu Portugal ab. Am 18. Dezember 1961 besetzten indische Truppen die verbliebenen portugiesischen Kolonialgebiete, die von der Regierung zum Teil des Staatsgebiets erklärt wurden. Eine Verurteilung der Annexion durch die UNO scheiterte am Veto der Sowjetunion. Frankreich gab seine kolonialen Besitzungen in Indien 1950 und 1962 zurück. Als bislang letzte territoriale Veränderung annektierte Indien 1975 das Königreich Sikkim im östlichen Himalaya. Es stand seit 1950 unter indischem Protektorat und wurde nun von Indira Gandhi als 22. Bundesstaat in die Republik Indien eingegliedert. In den Jahren 1987 bis 1989 ließ Rajiv Gandhi indisches Militär in den Bürgerkrieg auf Sri Lanka intervenieren (siehe oben). 7.7.5 Zweiter und dritter Krieg mit Pakistan Die Beziehungen zu Pakistan blieben angesichts der Kaschmir-Frage angespannt. Im Dezember 1953 endeten die indisch-pakistanischen Gespräche über die Einzelheiten der anvisierten Volksabstimmung ergebnislos. Insbesondere war keine Einigung über die Zusammensetzung der während der Abstimmung in Kaschmir zu stationierenden Truppen möglich. Daraufhin beschloss die konstituierende Versammlung von Kaschmir im Februar 1954, entgegen den internationalen Vorgaben, einstimmig den Beitritt zu Indien. Am 26. Januar 1957 erklärte Indien den Staat Kaschmir zu einem Bestandteil der Indischen Republik. Die Proteste der pakistanischen Regierung bei den Vereinten Nationen blieben ohne Konsequenzen. Der Konflikt um das vorwiegend muslimische Kaschmir mündete im August 1965 in den 2. Indisch-Pakistanischen Krieg. Trotz eines von der UNO initiierten Waffenstillstands konnte er erst beendet werden, nachdem es der Sowjetunion gelungen war, zwischen dem indischen Premierminister Shastri und dem pakistanischen Präsidenten Mohammed Ayub Khan zu vermitteln und sie am 10. Januar 1966 zu einem Vertrag über einen beiderseitigen Truppenrückzug zu bewegen. Im März 1971 brach in Ostpakistan ein Bürgerkrieg aus, als die pakistanische Regierung den Kampf der Bengalen für staatliche Unabhängigkeit brutal unterdrückte. Etwa zehn Millionen bengalischer Flüchtlinge strömten nach Indien. Im Dezember 1971 griff Indien im 3. Indisch-Pakistanischen Krieg militärisch zugunsten der bengalischen Separatisten ein, trug damit erheblich zur Spaltung Pakistans bei und ermöglichte so 1972 die Bildung des neuen Staates Bangladesch. 1988 schloss Rajiv Gandhi schließlich einen Nichtangriffspakt mit Pakistan, der jedoch durch permanente terroristische Aktivitäten separatistischer Gruppierungen in Kaschmir, die teilweise von Pakistan aus operierten, und durch Übergriffe des Militärs beider Seiten immer wieder unterwandert wurde. 7.8 Niedergang der Kongresspartei, Aufstieg des Hindu-Nationalismus (1991-2004) 7.8.1 Regierung Rao im Zeichen innerer Konflikte (1991-1996) Vor dem Hintergrund der Ermordung von Rajiv Gandhi gelang es der Kongresspartei, die zwischenzeitlich auch bei den Wahlen in den Bundesstaaten weiter an Boden verloren hatte, wieder die Mehrheit zu erringen. Neuer Premierminister wurde Gandhis Parteigänger und Nachfolger als Parteivorsitzender, P. V. Narasimha Rao. Zwar gelang ihm eine gewisse Konsolidierung der Wirtschaft, indem er von der staatlichen Planwirtschaft in der Tradition Nehrus und Indira Gandhis abrückte, zahlreiche Großbetriebe privatisierte und den indischen Markt für ausländische Produkte und Investoren öffnete. Aber auch seine Amtszeit war von einer weiteren Verschärfung der innenpolitischen Konflikte geprägt. In einigen Regionen Nordindiens kam es immer wieder zu Pogromen radikaler Hindus gegen Muslime. Der religiöse Dauerkonflikt ging in einen regionalen Bürgerkrieg über, als fundamentalistische Hindus im November 1992 die aus dem 16. Jahrhundert stammende Babri-Masjid-Moschee in Ayodhya schleiften. Um die Situation unter Kontrolle zu bringen, setzte Premierminister Rao in vier Bundesstaaten die von der nationalistisch-hinduistischen Bharatiya Janata Party (BJP) gestellten Regierungen ab und unterstellte diese Bundesstaaten der Zentralregierung - mit der Folge, dass die schweren Auseinandersetzungen im Frühjahr 1993 auch auf die Hauptstadt Delhi und auf Kalkutta übersprangen. Im Bundesstaat Punjab, in dem die Sikhs etwa 52 Prozent der Bevölkerung stellen, forcierten militante Anhänger der Volksgruppe den seit Anfang der achtziger Jahre andauernden Kampf für die Errichtung eines unabhängigen Staates Khalistan. Dem begegnete die Bundesregierung mit einem umfassenden Ausbau des Sicherheitsapparates in der Provinz und der Verhaftung oder Tötung eines großen Teils der Führungsschicht der Sikhs. Auch in den nordöstlichen Bundesstaaten, vor allem in Assam, Westbengalen und Bihar, kam es zu gewaltsamen Versuchen, sich vom Zentralstaat abzulösen oder Autonomieforderungen durchzusetzen. In Jammu and Kashmir hielten die Konflikte mit separatistischen, von Pakistan aus unterstützten Muslimen an. Der Verfall der inneren Ordnung führte zu einem deutlichen Machtverlust der Kongresspartei; man machte sie zudem auch für die sozial negativen Auswirkungen der liberalen Wirtschaftsreformen Raos verantwortlich, was sich deutlich in den Ergebnissen der Wahlen zu den Landesparlamenten 1994 und 1995 niederschlug. Denn die Steigerung des Wirtschaftswachstums war begleitet von einer starken Inflation, Preissteigerungen und Arbeitsplatzverlusten in verschiedenen Branchen. Die Auseinandersetzungen über den weiteren Kurs mündeten im Mai 1995 in die dritte große Spaltung der Kongresspartei. Da die Mehrheit der Parlamentsabgeordneten jedoch Rao folgte, konnte dieser bis zum Ende der Legislaturperiode im Amt bleiben. 7.8.2 Die Ära Vajpayee (1996/1998-2004) 7.8.2.1 Instabile Mehrheitsverhältnisse Die Wahlen zum Unterhaus im April und Mai 1996 waren außer von den schweren Konflikten zwischen den Religions- und Volksgruppen vom größten Korruptionsskandal in der Geschichte der Republik überschattet, in den zahlreiche führende Politiker der Kongresspartei, unter ihnen Premierminister Rao, verwickelt waren. Als Folge erlitt die Kongresspartei ihre bisher schwerste Niederlage, während die nationalistisch-hinduistische BJP stärkste politische Kraft wurde. Dennoch gelang es ihr nicht, eine stabile Regierung zu bilden: Ihr Vorsitzender Atal Behari Vajpayee amtierte als Premierminister nur zwölf Tage. Sein Nachfolger H. D. Deve Gowda (Janata Dal) hielt sich, gestützt auf eine aus 13 Parteien bestehende Mitte-links-Allianz, der auch die Kongresspartei angehörte, bis zum April 1997. Doch auch seinem Nachfolger, Inder Kumar Gujral, gelang es nicht, an der Spitze eines von der Kongresspartei tolerierten Minderheitskabinetts den Rest der Koalition zusammenzuhalten, so dass er nach nur siebenmonatiger Amtszeit im November 1997 seinen Rücktritt einreichte und Neuwahlen ausgeschrieben wurden. Vorausgegangen waren im Juli 1997 die Präsidentschaftswahlen. Mit 4 231 von 4 833 Stimmen hatte das aus Repräsentanten der Regionen und wichtigsten politischen Parteien zusammengesetzte Wahlmännerkollegium mit Kocheril Raman Narayanan erstmals einen ,,Unberührbaren" in das Amt des indischen Präsidenten gewählt. Das bisherige Staatsoberhaupt Shankar Dayal Sharma hatte auf die Kandidatur für eine zweite Amtsperiode verzichtet. 7.8.2.2 Vajpayees ,,Swadeshi": Reformen unter nationalistischem Vorzeichen Aus den zweiten Unterhauswahlen innerhalb von weniger als zwei Jahren (Februar/März 1998) ging die BJP erneut als stärkste politische Kraft hervor, und auf der Basis einer 15-Parteien-Koalition, die sich als Hindutva-Front formiert hatte, bildete Vajpayee erneut eine Minderheitsregierung. Die inneren Widersprüche des Landes überdeckte er mit einem deutlich nationalistischen Regierungsprogramm. Unter dem Schlagwort Swadeshi versprach er, die innere Entwicklung Indiens nicht von äußeren Einflüssen oder partikularen Interessen im Land abhängig zu machen, sondern allein von den Interessen Indiens bestimmen zu lassen. Zugleich lenkte er die nationalen Emotionen auf den Konflikt mit Pakistan, in dem er für Indien als Atommacht die ,,nukleare Option" offenhielt (siehe unten). Tatsächlich gelang Vajpayee eine gewisse Beruhigung der innenpolitischen Lage, wenn auch zahlreiche Kastenkonflikte und ethnische Spannungen weiter bestehen blieben und in mehreren Regionen (vor allem in Assam und Bihar) zu blutigen Kämpfen führten. Die gewaltsamen, religiös motivierten Auseinandersetzungen zwischen Hindus (etwa 80 Prozent der Gesamtbevölkerung) und Muslimen (rund 11 Prozent) ebbten jedoch ab und verlagerten sich teilweise auf den Konflikt zwischen Hindus und Christen, einer weitaus kleineren Minderheit (2,4 Prozent). Zwar litt auch die indische Wirtschaft unter der Asienkrise (1997/98), dennoch konnte sich Indien unter den 15 führenden Wirtschaftsnationen behaupten. Nachdem sich im April 1999 eine Regionalpartei aus der Regierungskoalition zurückgezogen hatte und Vajpayee keine mehrheitsfähige neue Regierung zustande brachte, fanden im September/Oktober 1999 Neuwahlen statt. Auf der Woge des Nationalismus nach dem militärischen Konflikt mit Pakistan (siehe unten) errang das von der BJP geführte, aus 25 Parteien bestehende Parteienbündnis National Democratic Alliance (NDA) die absolute Mehrheit. Auf die NDA entfielen 299 von 543 Mandaten; allein die BJP kam auf 183 Mandate. Vajpayee wurde im Amt des Regierungschefs bestätigt. Dem Sieg der NDA stand die dritte schwere Niederlage der Kongresspartei in Folge gegenüber: Sie stellte nur noch 114 Abgeordnete. Das Desaster war nicht zuletzt eine Folge innerparteilicher Auseinandersetzungen über die Führung der Partei durch die aus Italien stammende Sonia Gandhi, die Witwe von Rajiv Gandhi. Sonia Gandhi war 1998 angetreten, das politische Erbe der ,,Gandhi-Dynastie" fortzusetzen. Auf der im Vergleich zum bisherigen Zustand stabileren Basis konnte Vajpayee seinen politischen Kurs weiter verfolgen. Zu seinem innenpolitischen Programm gehörten institutionelle Reformen, durch die eine höhere Stabilität der Regierungsarbeit gewährleistet werden sollte. So wurde z. B. der Gebrauch des Misstrauensvotums im Parlament als Mittel der Opposition, die Regierung zu stürzen und Neuwahlen zu erzwingen, wesentlich erschwert. Um die Infrastruktur des Landes zu verbessern und zugleich Autonomieforderungen teilweise entgegenzukommen, wurden im Herbst 2000 drei neue Bundesstaaten geschaffen. Aus einem Teil des mittelindischen Madhya Pradesh ging der neue Bundesstaat Chattisgarh hervor; Uttaranchal wurde aus Uttar Pradesh, dem bevölkerungsreichsten Bundesstaat Indiens, ausgegliedert; und von dem von Kastenkonflikten erschütterten Bihar wurde der Süden als neuer Bundesstaat Jharkand abgetrennt. Bei den Präsidentschaftswahlen am 15. Juli 2002 wurde der Muslim Abdul Kalam zum neuen Staatsoberhaupt gewählt. Der Atomwissenschaftler besaß die Unterstützung sowohl der Regierungs- als auch der größten Oppositionparteien. 7.8.3 Naturkatastrophen Der Indische Subkontinent wird häufig von schweren Naturkatastrophen heimgesucht, deren Folgen durch mangelhafte Infrastruktur und unzureichende hygienische Verhältnisse in den betroffenen Gebieten häufig noch potenziert werden. Im September 1993 kam es in Mittelindien, etwa 320 Kilometer westlich von Hyderabad, in einer bis dahin als erdbebensicher geltenden Region zu einem verheerenden Erdbeben, das auf der Richterskala eine Stärke von 6,4 erreichte. Schätzungen zufolge fielen etwa 25 000 Menschen dem Erdbeben zum Opfer, zahlreiche Dörfer wurden zerstört. Das größte bisher bekannte Erdbeben in der Geschichte Indiens mit einer Stärke von 7,9 auf der Richterskala ereignete sich am 26. Januar 2001 in der westindischen Provinz Gujarat. Bei ihm sollen nach offiziellen Angaben 17 122 Menschen ums Leben gekommen sein, Hunderttausende wurden obdachlos. Der wirtschaftliche Schaden wurde auf mehr als drei Milliarden US-Dollar veranschlagt. Durch Zyklone an der Ostküste mit verheerenden Flutwellen im Gefolge kamen im Oktober 2000 im östlichen Bundesstaat Orissa Schätzungen internationaler Hilfsorganisationen zufolge bis zu 30 000 Menschen ums Leben, und die Infrastruktur einer der ärmsten Regionen Indiens wurde zu einem großen Teil zerstört. Im Sommer 2001 vernichtete eine Überschwemmungskatastrophe infolge des heftigsten Monsunregens seit über 100 Jahren in den östlichen Regionen einschließlich Orissa einen großen Teil der Ernte. Mehrere hunderttausend Menschen wurden obdachlos. 7.8.4 Der ungelöste Kaschmirkonflikt 7.8.4.1 Permanente Konfrontation Zu Beginn der neunziger Jahre verschärften sich die Spannungen zwischen Indien und Pakistan hinsichtlich der Kaschmirfrage. Seit dem Ende der achtziger Jahre war im indischen Teil Kaschmirs der Widerstand in der muslimischen Bevölkerung gegen die indische Vorherrschaft deutlich angewachsen. Militante Gruppen, die einen unabhängigen Staat oder den Anschluss ganz Kaschmirs an das muslimische Pakistan forderten, gingen zum Guerillakampf gegen die indische Armee über und unternahmen terroristische Aktionen gegen die nichtmuslimische Bevölkerung in Jammu and Kashmir, heimlich oder offen unterstützt von der Regierung und dem Geheimdienst Pakistans, der außer Geld und Waffen auch Kämpfer über die Grenze schleuste. Im Januar 1994 fanden bilaterale Gespräche zwischen Indien und Pakistan über die umstrittene Region statt, die aber zu keinen nennenswerten Ergebnissen führten. Als Premierminister Rao den Anspruch Indiens auf Kaschmir erneuerte und Pakistan aufforderte, sich aus dem von ihm verwalteten Teil zurückzuziehen und ihn an Indien abzutreten, brach der Kontakt ab. Nach den ersten Parlamentswahlen nach sieben Jahren Direktverwaltung durch die Zentralregierung wurde im Oktober 1996 Farooq Abdullah (National Conference Party) zum Regierungschef von Jammu and Kashmir gewählt. Ohne die Zugehörigkeit seines Gliedstaates zu Indien in Frage zu stellen, vertrat er einen moderaten, gegenüber der Politik der Regierung in Delhi jedoch wesentlich weiter greifenden Autonomiekurs. 7.8.4.2 Dialogversuche im Schatten atomarer Aufrüstung Nachdem es wiederholt zu Gefechten zwischen indischen und pakistanischen Grenztruppen gekommen war, nahm Indien 1997 unter Vermittlung des US-Präsidenten Bill Clinton den Dialog mit Pakistan wieder auf. Jedoch wies Premierminister Gujral die von seinem pakistanischen Amtskollegen Nawaz Sharif vorgeschlagene Internationalisierung des Konflikts durch Einschaltung dritter Mächte oder der UN zurück und lehnte auch einen Nichtangriffspakt sowie ein Plebiszit der Bevölkerung von Kaschmir ab. Nach einem erneuten ergebnislosen Gipfeltreffen im Juli 1998 in Colombo kam es schließlich im Februar 1999 zu einem ,,Versöhnungstreffen" zwischen Premierminister Vajpayee und seinem pakistanischen Kollegen Nawaz Sharif im pakistanischen Lahore. Zuvor hatten beide Staaten ihr Atomwaffenprogramm vorangetrieben; Vajpayee, der den Einsatz von Atomwaffen zur Wahrung der nationalen Interessen Indiens nicht ausgeschlossen hatte, hatte im Mai 1998 unterirdische Atombombentests durchführen lassen, woraufhin Pakistan seinerseits eine Testreihe unternommen hatte. 7.8.4.3 Kriegsnahe Konflikte 1999 und 2001 Trotz der Vereinbarung vertrauensbildender Maßnahmen kam es schon im Mai 1999 wieder zu Gefechten an der Waffenstillstandslinie im Grenzabschnitt der Kargil-Höhen, die sich zu den schwersten militärischen Zusammenstößen seit dem Krieg von 1971 entwickelten. Ausgangspunkt war die Besetzung eines Hochtals auf der indischkaschmirischen Seite durch eine muslimische Freischärlergruppe, von der Indien behauptete, sie sei von Pakistan gesteuert. Der pakistanische Ministerpräsident Nawaz Sharif gab schließlich einem indischen Ultimatum nach und veranlasste die Separatisten zum Rückzug, was schließlich mit zu seinem Sturz durch Pervez Musharraf führte. Angesichts der Aussichtslosigkeit, mit Hilfe Pakistans auf militärischem Weg ein muslimisches ungeteiltes Kaschmir durchsetzen zu können, griffen die separatistischen Extremisten zu immer drastischeren und spektakulären Formen des Terrors, wobei es nicht mehr bei Angriffen auf Polizeistationen und Dörfer im indischen Teil Kaschmirs blieb. Die Aktionen eskalierten in Entführungen, u. a. einer indischen Passagiermaschine nach Kandahar (Afghanistan) mit der Freipressung prominenter KaschmirSeparatisten aus indischer Haft (Ende 1999), in Bombenanschlägen (u. a. in Srinagar am 3. Januar 2000: 18 Tote) und Massaker (u. a. bei Srinagar am 23. März 2000: 35 Tote). Zugleich kam es an der Waffenstillstandslinie in Kaschmir ab Februar 2000 immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen pakistanischen und indischen Milizen. Indien machte die pakistanische Regierung für die meisten terroristischen Gewalttaten mitverantwortlich und beendete im Mai 2001 eine zwischenzeitliche einseitige Waffenruhe. Nach dem Scheitern eines erneuten indisch-pakistanischen Gipfeltreffens im nordindischen Agra im Juli 2001 und mehreren verheerenden Angriffen von Selbstmordkommandos kaschmirischer Untergrundgruppen, u. a. auf das Provinzparlament von Jammu and Kashmir in Srinagar am 1. Oktober 2001 (42 Tote) und auf das indische Parlament am 13. Dezember 2001 (12 Tote), spitzte sich der Konflikt dramatisch zu. Premierminister Vajpayee verlangte von Pakistan ultimativ die Zerstörung der Basis- und Ausbildungslager der Freischärler auf pakistanischer Seite sowie die Festnahme und Auslieferung ihrer Anführer, die in Pakistan den Ruf von Befreiungskämpfern genießen. Mit der Mobilisierung der indischen Armee und der Drohung mit dem Einsatz von Raketen unterstrich Vajpayee seine Forderungen; Pakistan seinerseits antwortete mit einem militärischen Aufmarsch an der beiderseitigen Grenze. Dank internationaler Vermittlung, u. a. durch den britischen Premierminister Tony Blair und den US-Außenminister Colin Powell, sowie der offen bekundeten Absicht der pakistanischen Regierung, nachdrücklich gegen islamistische Extremisten vorgehen zu wollen, konnte im Januar 2002 ein direkter Krieg zwischen Indien und Pakistan noch einmal abgewendet werden. Nach einem neuerlichen Anschlag islamistischer Terroristen am 14. Mai 2002 im indischen Teil Kaschmirs, der mehr als 30 Todesopfer forderte, warf Indien dem Nachbarstaat erneut vor, islamistische Terroristen, die vom pakistanischen Teil Kaschmirs aus operierten, zu unterstützen und drohte Pakistan mit Krieg. Nach der pakistanischen Zusage eines härteren Vorgehens gegen Terroristen entspannte sich die Lage. Wenige Tage nach einem erneuten Aufflammen der Gefechte Mitte Oktober kündigten die Regierungen beider Staaten einen Teilrückzug ihrer Truppen an. Eine neue Phase des Dauerkonflikts wurde Anfang 2003 eingeleitet, als beide Staaten atomwaffenfähige Kurzstreckenraketen testeten. Aber im Verlauf des Jahres 2003 verstärkte Indien seine Friedensbemühungen, vermutlich auf Druck der USA, die den Kaschmirkonflikt als einen der gefährlichsten Konfliktherde einschätzten. Im November 2003 verständigten sich Indien und Pakistan auf einen Waffenstillstand, der für die Armeen der beiden Länder sowohl an der Demarkationslinie in Kaschmir als auch an der gesamten gemeinsamen Grenze galt; er galt nicht für die indischen Soldaten im Kampf gegen muslimische Separatisten im indischen Teil Kaschmirs. Im Januar 2004 trafen zum ersten Mal seit dem gescheiterten Gipfeltreffen von Agra im Juli 2001 die beiden Staats- bzw. Regierungschefs Musharraf und Vajpayee wieder direkt aufeinander. Dieses Treffen, das einen weiteren Fortschritt in den Bemühungen beider Seiten um eine Lösung des Konflikts darstellte, endete mit einer gemeinsamen Erklärung, in der Vajpayee und Musharraf die zeitnahe Aufnahme bilateraler Gespräche ankündigten und sich zuversichtlich zeigten, dass alle strittigen Fragen einschließlich des Kaschmirkonflikts friedlich gelöst werden könnten. Wenige Tage zuvor waren erste Verkehrsverbindungen zwischen Pakistan und Indien wieder eröffnet worden. 7.9 Die Rückkehr der Kongresspartei Im April/Mai 2004 fanden - in fünf Etappen, verteilt über drei Wochen - vorgezogene Neuwahlen statt. Vajpayee hatte das Parlament vorzeitig auflösen lassen, in der Überzeugung, dass seine Partei angesichts des großen Wirtschaftswachstums und der allmählichen Entspannung des Verhältnisses zu Pakistan die Wahlen klar gewinnen würde. Völlig überraschend wurde jedoch die Kongresspartei zusammen mit ihren Allianzpartnern stärkste Kraft: Sie gewannen 219 der insgesamt 543 Mandate (die Kongresspartei alleine kam auf 147 Sitze) und konnten darüber hinaus mit der Unterstützung weiterer linker Parteien, insbesondere der beiden kommunistischen Parteien, sowie einiger Regionalparteien und somit auf eine bequeme absolute Mehrheit im Parlament rechnen. Vajpayees BJP errang unter leichten Zugewinnen gegenüber den vorangegangenen Wahlen 186 Mandate. Unmittelbar nach Bekanntwerden der Niederlage seiner Partei reichte Vajpayee seinen Rücktritt ein. Dass die Kongresspartei nicht auf einen Wahlsieg vorbereitet war, zeigte sich daran, dass sie noch nicht einmal mit einem Spitzenkandidaten in die Wahlen gegangen war und nun, nach ihrem Sieg, zunächst keinen Kandidaten für das Amt des Premierministers parat hatte. Doch relativ rasch entschied sich die Partei in Absprache mit ihren Allianz- und potentiellen Koalitionspartnern für die Parteipräsidentin Sonia Gandhi - trotz starker Vorbehalte gegen sie, die gebürtige Italienerin und Katholikin, vor allem bei den politischen Gegnern, die während des Wahlkampfes heftig gegen die ,,Ausländerin" agitiert hatten. Aber kurz nach ihrer offiziellen Nominierung erklärte Gandhi wegen eben dieser Vorbehalte gegen ihre Person ihren Verzicht auf das Amt der Premierministerin. Stattdessen schlug sie den früheren Finanzminister Manmohan Singh vor, der sich in der Regierung Rao (1991-1996) als durchgreifender Reformer hervorgetan hatte. Am 23. Mai 2004, knapp zwei Wochen nach den Wahlen, wurde Singh als neuer Premierminister vereidigt. Er ist der erste Sikh in diesem Amt, das bisher ausschließlich von Hindus bekleidet worden war. Singh konnte sich im Parlament auf etwa 20 Parteien stützen, die zusammen über 300 Mandate innehatten, jedoch nicht alle direkt an der Regierung beteiligt wurden wie etwa die kommunistischen Parteien. In seine Regierung berief Singh 68 Minister, die er sorgfältig nach der Maßgabe auswählte, dass alle assoziierten Parteien, alle Regionen und Kasten in gebührendem Maße vertreten waren. Singh kündigte an, die Reformen der Regierung Vajpayee fortzusetzen, allerdings mit einem ,,menschlicheren" Antlitz, d. h. mit der Absicht, besonders die bisher benachteiligten und vernachlässigten Schichten zu fördern. Dementsprechend wandte die Regierung einen Großteil des Bundeshaushaltes für die Bekämpfung der Armut in den unterentwickelten ländlichen Distrikten auf, etwa in Form von Investitionen in die Infrastruktur, sowie in die Grundbildung und den Gesundheitsbereich. Ein Meilenstein in der Armutsbekämpfung war die 2005 verabschiedete National Rural Employment Bill, die auf dem Land für je einen Erwachsenen pro Haushalt für 100 Tage im Jahr eine Beschäftigung zu einem Mindestlohn garantiert - laut Premierminister Singh das wichtigste Gesetz seit der Unabhängigkeit Indiens. Das Vorhaben, 27 Prozent der Studienplätze für die unteren Kasten zu reservieren (zusätzlich zu den bereits für Kastenlose und Ureinwohner reservierten 22,5 Prozent), führte allerdings zu heftigen Protesten, da die bisher an Schulen und Hochschulen privilegierten höheren Kasten um ihre Ausbildungschancen fürchteten. Der durch ein Seebeben vor der Westküste der Insel Sumatra ausgelöste Tsunami suchte am 26. Dezember 2004 verschiedene Küstenregionen in Südasien heim und richtete auch in Indien, vor allem im Bundesstaat Tamil Nadu und auf den Inselgruppen der Nikobaren und der Andamanen, schwere Schäden an. Insgesamt kamen in Indien durch die Flutwelle offiziellen Angaben zufolge mehr als 10 000 Menschen ums Leben, fast 8 000 davon allein in Tamil Nadu und davon wiederum etwa 6 000 in und um die Hafenstadt Nagapattinam. Aber anders als die übrigen schwer von der Naturkatastrophe betroffenen Länder wie Indonesien, Thailand und Sri Lanka lehnte Indien Hilfe von außen ab und erklärte, die Folgen der Katastrophe alleine bewältigen zu wollen und zu können. Im Kaschmirkonflikt setzte Singh den von seinem Vorgänger Vajpayee eingeleiteten Dialog sowohl mit Pakistan als auch mit gemäßigten kaschmirischen Separatisten fort, ohne jedoch einen raschen Durchbruch zu erwarten; vielmehr setzten sowohl Indien als auch Pakistan nun vor allem auf vertrauensbildende Maßnahmen und eine Politik der kleinen Schritte, zu denen u. a. mehrere Treffen zwischen Singh und dem pakistanischen Präsidenten Musharraf sowie praktische Maßnahmen wie die Eröffnung einiger weniger direkter Verbindungen zwischen beiden Teilen Kaschmirs gehörten. Als erster indischer Premierminister verhandelte Singh auch persönlich mit gemäßigten Separatisten, allerdings ohne greifbares Ergebnis. Zur neuen Staatspräsidentin wurde im Juli 2007 Pratibha Patil gewählt, nachdem Kalam auf eine zweite Amtsperiode verzichtet hatte. Patil, die bereits auf eine lange politische Karriere als Mitglied der Kongresspartei zurückblicken konnte und zuletzt (seit 2004) Gouverneurin von Rajasthan gewesen war, ist die erste Frau im Präsidentenamt in Indien. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« immergrüne Pflanzen, Bambus und Edelholzarten wie etwa Teakholzbäume.

In den sumpfigen Tiefländern und entlang der tiefer gelegenen Hänge der Westghats befindensich ausgedehnte Dschungelgebiete.

Die Vegetation im Hochland von Dekkan ist zwar weniger üppig, es finden sich aber auf der gesamten Halbinsel immer wieder Bambus-und Palmenbestände sowie Laubwälder. 2.4 Fauna Die Wälder, Ebenen, Hügel und Berge in Indien sind Lebensraum einer vielfältigen Tierwelt.

Das gilt auch für Großkatzen wie Tiger, Leoparden, Nebelparder und (imHochland von Dekkan) Geparde.

Daneben kommen auch Löwen vor, die heute aber nur noch im Gir National Park in Gujarat anzutreffen sind.

Weitere Raubtiere sindLippenbär, Wolf und Goldschakal.

Aufgrund ehrgeiziger nationaler und internationaler Anstrengungen ist es gelungen, den vom Aussterben bedrohten Tiger zu retten.

Heuteist seine Zahl wieder auf einen Bestand von mehreren tausend Tieren angewachsen, die in Reservaten wie Ranthambore in Rajasthan geschützt werden.

In den letztenJahren gerieten die Tiger aber erneut zunehmend in Bedrängnis. An den Nordosthängen des Himalaya und in den abgelegenen Wäldern im Hochland von Dekkan findet man Indische Elefanten, zudem ist in Indien das Panzernashornheimisch.

Zu den Paarhufern gehören Gaur, Wasserbüffel, Axishirsch, Muntjak, Indischer Sambar, Edmigazelle, Hirschziegenantilope und Zwergwildschwein.

In Indien lebenverschiedene Affenarten wie Rhesusaffen und Languren.

Im Himalaya und in anderen Gebirgsregionen finden sich Wildziegen- und Wildschafarten sowie Steinböcke undSeraue (mit den Gämsen verwandt).

Weitere erwähnenswerte Säugetiere sind Bandikutratten. Auffallende Vogelarten sind Papageien, Pfauen, Eisvögel, Marabus, Saruskraniche und Reiher (Grau-, Kuh-, Nacht-, Purpur-, Seiden-, Silberreiher).

In Indien lebt dasBankivahuhn, die Stammform unserer Haushühner.

Zu den zahlreichen Schlangenarten gehören Kobras, hochgiftige Kettenvipern und Salzwasserschlangen.

Unter denungiftigen Arten sind insbesondere Pythons bemerkenswert, die u.

a.

schädliche Nagetiere vertilgen; zur indischen Reptilienfauna gehören auch Chamäleons sowie Gavialeund andere Krokodile.

In den Flüssen und Küstengewässern finden sich reiche Fischgründe mit zahlreichen essbaren Arten. 3 BEVÖLKERUNG Der Anteil der Inder an der Weltbevölkerung beträgt etwa 16 Prozent.

Die Einwohnerzahl des Landes liegt bei 1,15 Milliarden (2008), die durchschnittlicheBevölkerungsdichte bei rund 386 Einwohnern pro Quadratkilometer.

Die Geburtenrate beträgt 22,2 pro Tausend Einwohner, die Sterberate 6,4 pro Tausend Einwohner(2008).

Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 69,2 Jahren.

Etwa 71 Prozent der Bevölkerung leben in ländlichen Gebieten.

Obwohl sich die Lebensbedingungen invielen Gebieten verbessert haben – etwa durch die Bereitstellung sauberen Trinkwassers – gilt der überwiegende Teil der Menschen weiterhin als arm; etwa ein Drittel derBevölkerung lebt an oder unterhalb der von den Vereinten Nationen festgesetzten Armutsgrenze. Die kulturellen Wurzeln der verschiedenen indischen Völker sind eng mit denen der anderen Völker Südasiens verknüpft.

Dazu gehören die Einwohner Pakistans,Bangladeschs, Nepals, Bhutans und Sri Lankas sowie entfernterer Gebiete.

Der genaue Ursprung der meisten indischen Völker ist nicht nachzuweisen, da zahlreiche Kulturendas Land eroberten und assimiliert wurden.

Bei den heutigen Indern lassen sich jedoch drei so genannte Phänotypen – kaukasische, australide und mongolide –identifizieren. Ungefähr 7 Prozent der Gesamtbevölkerung gehören einer der mehr als 300 ethnischen Minderheiten an.

Diese unterscheiden sich kulturell nicht nur von der Mehrheit derindischen Bevölkerung, sondern weisen auch untereinander große Unterschiede auf. Bei den Bergstämmen im äußersten Norden leben Angehörige des mongoliden Phänotyps, etwa das Volk der Naga.

Menschen mit australiden Zügen sind z.

B.

die Santal inWestbengalen. Zahlreiche Stammesgemeinschaften in abgelegenen Gebirgsregionen konnten sich ihre eigene Kultur bewahren.

Heute sind ihre Lebensformen allerdings verstärkt durchAssimilation bedroht, da die wachsende indische Bevölkerung immer mehr auch in diese isolierten Gebiete vordringt. 3.1 Kastensystem In der indischen Verfassung ist die Beseitigung des jahrhundertealten Kastensystems vorgesehen, das seit jeher den sozialen Fortschritt der untersten Gesellschaftsschichtder „Unberührbaren” verhinderte (Gandhi nannte sie Harijans, „Kinder Gottes”, und heute setzt sich immer mehr der Begriff Dalit durch).

Nach dem Erreichen der Unabhängigkeit wurden beträchtliche Anstrengungen unternommen, um die Bildungschancen dieser unterdrückten Gesellschaftsschichten zu fördern.

Dies erfolgte vor allemdurch das System der „positiven Diskriminierung”: Dabei sind in Universitäten und berufsbildenden Einrichtungen bis zu 50 Prozent der Plätze Angehörigen der unterenKasten vorbehalten.

Trotz aller staatlicher Programme und des persönlichen Einsatzes Einzelner (wie Gandhi und Ambedkar) ist es nicht gelungen, die gängigen Vorurteile,vor allem im sozialen Umgang, abzubauen.

Immerhin finden sich heute Angehörige der unteren Kasten in sämtlichen Bereichen des öffentlichen Lebens – angefangen vonrenommierten Wissenschaftlern über Richter bis hin zu Politikern.

In den letzten Jahren hat sich Indien immer mehr zu einer Konsumgesellschaft entwickelt, in welcher derStatus mehr auf materiellem Besitz als auf Familie und Tradition beruht.

Dadurch ging die Bedeutung des Kastenwesens zurück; insbesondere im städtischen Mittelstandkommt es heute bereits häufig zur Heirat über die Kastengrenzen hinweg. In der Politik haben Parteien und Organisationen, die sich an bestimmten Kastengrenzen orientieren, oft lautstark ihre Rechte und den Schutz ihrer Interessen gefordert.Politiker und Parteien versuchen häufig, sich die Stimmen bestimmter Jatis (Unterkasten) zu sichern.

Die Loyalität ist in der Regel jedoch fließend und basiert meist auf praktischen Erwägungen.

Die Fortsetzung des Systems der positiven Diskriminierung beim Hochschulzugang hat zu Auseinandersetzungen mit Studenten geführt, nachderen Ansicht dieses System unerträglich hohe Zugangsvoraussetzungen für die Angehörigen mancher Kasten und zudem einen Verfall des Niveaus zur Folge hat. 3.2 Wichtige Städte Die größten Städte in Indien sind Mumbai (11,91 Millionen Einwohner), Kalkutta (13,22 Millionen), Delhi (12,79 Millionen), Hyderabad (5,53 Millionen), Bangalore(5,69 Millionen), Ahmedabad (4,52 Millionen), Kanpur (2,69 Millionen), Madras (6,42 Millionen), Pune (3,76 Millionen), Nagpur (2,12 Millionen), Lucknow (2,27 Millionen)und Jaipur (2,32 Millionen). 3.3 Sprache In Indien werden mehr als 1 600 Sprachen bzw.

Dialekte gesprochen, die zu insgesamt 14 Hauptgruppen gehören.

Die Amtssprachen sind Hindi, Englisch und folgende 17gleichberechtigte regionale Sprachen: Assamesisch, Bengali, Gujarati, Kannada, Kashmiri, Konkani, Mayalayam, Manipuri, Marathi, Nepali, Oriya, Panjabi, Sanskrit, Sindhi,Tamil, Telugu und Urdu.

Die offizielle Dominanz des Hindi, das von etwa 30 Prozent der Bevölkerung gesprochen wird, ist für Bundesstaaten wie Tamil Nadu im Südenallerdings untragbar.

Siehe auch Indische Sprachen Neben den offiziell anerkannten Sprachen werden regional aber auch viele andere, unbedeutendere verwendet.

Die meisten Völker im Norden und Osten sprechenindoarische Sprachen wie Assami, Panjabi, Urdu, Hindi und Bengali.

Alle diese Sprachen leiten sich vom Sanskrit ab, einer toten Sprache, die nur mehr in heiligen Textenund religiösen Zeremonien verwendet wird.

Die dravidischen Sprachen im Süden, wie Tamil, Telugu, Kannada und Malayalam, gehören nicht zur indogermanischenSprachfamilie, enthalten jedoch viele Lehnwörter aus den geographisch benachbarten indoarischen Sprachen.

Manipuri, das im nordöstlichen Bundesstaat Manipurgesprochen wird, zählt zu den sinotibetischen Sprachen.. »

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