Historienmalerei Historienmalerei, Genre der Malerei, dessen Thema die Darstellung historischer oder mythologischer Ereignisse oder literarischer Motive ist.
Publié le 20/06/2013
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Historienmalerei Historienmalerei, Genre der Malerei, dessen Thema die Darstellung historischer oder mythologischer Ereignisse oder literarischer Motive ist. In Form von Schlachtendarstellungen und ähnlichen Themen nimmt die künstlerische Abbildung historischer Ereignisse ihren Anfang bereits in der Antike. Ägypter und Assyrer sowie Griechen und Römer schufen Wandmalereien, Mosaiken und Reliefs mit meist idealisierendem Tenor. Im weiteren Sinn zählt zu diesem Bereich auch die mit dem Christentum aufkommende religiöse Malerei, soweit sie historischen Bezug nimmt. Neben der bildlichen Darstellung von Heiligenlegenden erscheinen ab dem frühen Mittelalter aber auch weltliche Historiengemälde. Der berühmte Teppich von Bayeux gilt mit seinen monumentalen Ausmaßen als eine der aufwendigsten Historiendarstellungen aus jener Zeit. Die Renaissance förderte - von der Antike inspiriert - die Idee des Historienbildes in besonderer Weise, und bedeutende Künstler wie Leonardo da Vinci, Tizian und Michelangelo nahmen sich auch dieses Genres an. Raffael schuf zwischen 1511 und 1517 für die Stanzen des Vatikans eine auf geschichtliche Ereignisse Bezug nehmende Bilderfolge, in der er Themen wie die Begegnung von Leo I. und Attila oder die Schlacht von Ostia in ein verklärendes Licht tauchte. In Deutschland entstand als herausragendes Beispiel die Alexanderschlacht (1529, Alte Pinakothek München) von Albrecht Altdorfer. Der französische Absolutismus und die ihn begleitende Zeit des Barock fanden in besonderer Weise Gefallen an der verherrlichenden Darstellung von historischen Personen und Ereignissen. Aus den Kunstakademien des Landes gingen insbesondere zahlreiche Schlachtenmaler hervor. Mit dem Schwur der Horatier (1784, Louvre, Paris) von Jacques-Louis David und im Gefolge der wenig später einsetzenden Französischen Revolution vollzog sich ein Bedeutungswandel der Historienmalerei hin zu einem bürgerlichen Politikverständnis, wie er sich auch in dem aufrüttelnden Bild Die Erschießung der Aufständischen vom 3. Mai 1808 (1814, Prado, Madrid) von Francisco de Goya dokumentiert. Der im 19. Jahrhundert zur Blüte gelangende Nationalismus führte einerseits wiederum zu einer besonderen Betonung von Pathos und Heldentum, andererseits aber auch zu zunehmend kritischen Sichtweisen. Vor allem in der russischen Kunst ließen die während des 19. Jahrhunderts vorherrschenden Richtungen des Realismus und die sich zuspitzenden politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse des Zarenreichs zahlreiche Historienbilder entstehen, die kritisch Themen der Vergangenheit und der Gegenwart aufgriffen. Ilja Repin malte 1891 in seinem Gemälde Die Saporoscher Kosaken schreiben an Sultan Mohamed IV. einen Brief süffisant eine Episode aus dem 17. Jahrhundert aus, Wassili Surikow schuf mit seinem monumentalen Gemälde Die Bojarin Morosowa 1887 eine künstlerische Psychologie der Volksmenge und der Zeitzeugenschaft, Wassili Wereschtschagin hielt in vielen seiner Gemälde seine Beobachtungen des Krieges fest und entmystifizierte ihn z. B. in einem Gemälde wie Apotheose des Krieges von 1871, dessen Titel der dargestellten Pyramide aus Schädeln sarkastisch Hohn spricht. Mit den politischen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts verlor die Historienmalerei in den Ländern der westlichen Welt an Bedeutung, während sie im sozialistischen Realismus Osteuropas, vor allem in der Sowjetunion, in gewisser Weise fortlebte. Eines der bedeutendsten auf ein historisches Ereignis Bezug nehmenden Kunstwerke des 20. Jahrhunderts ist Guernica (1937, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid) von Pablo Picasso, das den vernichtenden Angriff deutscher Flugzeuge der Legion Condor auf die baskische Stadt Guernica in einem Bild des Entsetzens festhält. Beispiele aus der neueren Kunst, die historische Themen aus jeweils gänzlich anderen Perspektiven und mit völlig verschiedenen stilistischen Ansätzen aufgreifen, sind zahlreiche Werke Anselm Kiefers, Gerhard Richters 1988 nach Pressephotographien gemalter Zyklus 18. Oktober 1977, der die ideologische Haltung der RAF reflektiert, ferner das dreiteilige photographische Werk Es lebe der Tod von Angelika Bader und Dietmar Tanterl von 1987, das ein bearbeitetes Pressephoto des toten Uwe Barschel in der Badewanne einem ebenfalls photographisch manipulierten Ausschnitt aus dem Gemälde Der ermordete Marat von Jacques-Louis David gegenüberstellt. Verfasst von: Wolfgang Blümel Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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