Heinrich Schliemann: Entdeckung Trojas - Geschichte.
Publié le 15/06/2013
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Heinrich Schliemann: Entdeckung Trojas - Geschichte. Gestützt auf sorgfältigstes Studium der Quellen, vor allem der Ilias des Homer, und geleitet von einem unerschütterlichen Glauben an die Zuverlässigkeit der Homer'schen Angaben, gelang es Heinrich Schliemann im Jahr 1868, allein durch eine genaue Untersuchung des Geländes den Hügel Hissarlik etwa fünf Kilometer südlich des Hellespont als Ort des antiken Troja auszumachen. Er widerlegte damit die bislang herrschende Auffassung, der zufolge Troja - so es überhaupt je ein Troja gegeben habe - bei dem Dorf Bunarbaschi etwa acht Kilometer südwestlich vom Hissarlik anzusiedeln sei. Schliemanns Grabungen auf dem Hissarlik bewiesen schließlich die Richtigkeit seiner Theorie. Heinrich Schliemann: Entdeckung Trojas Gegen zehn Uhr Morgens kamen wir auf ein weit ausgedehntes hochliegendes Terrain, welches mit Scherben und Trümmern von bearbeiteten Marmorblöcken bedeckt war. Vier einzeln stehende, zur Hälfte im Boden vergrabene marmorne Säulen zeigten die Stelle eines grossen Tempels an. Die weite Ausdehnung des mit Trümmern besäeten Feldes liess uns nicht bezweifeln, dass wir auf dem Umkreise einer grossen, einst blühenden Stadt standen, und wirklich befanden wir uns auf den Ruinen von Neu-Ilium, jetzt Hissarlik genannt, welches Wort Palast bedeutet. Nachdem wir eine halbe Stunde lang auf diesem Terrain weiter gegangen waren, kamen wir zu einem Hügel von ungefähr 40 Meter Höhe, welcher im Norden fast senkrecht in die Ebene abfällt und ungefähr 20 Meter höher ist, als der Rücken der Bergkette, deren letzten Ausläufer er bildet. (...) Der Gipfel des genannten Hügels bildet ein viereckiges, ebnes Plateau von 233 Meter Länge bei gleicher Breite. Der geistreiche Frank Calvert hat durch Nachforschungen in dem Hügel gefunden, dass er zum grossen Theil künstlich aus den Ruinen und Trümmern der Tempel und Paläste aufgeworfen worden ist, welche lange Jahrhunderte hindurch nach einander auf diesem Boden gestanden haben. Bei einer Ausgrabung auf dem Gipfel im Osten legte er einen Theil eines grossen Gebäudes, eines Palastes oder Tempels, aus grossen, ohne Cement übereinander geschichteten Quadersteinen bloss. Aus den wenngleich nur dürftigen Resten des Gebäudes ersieht man, dass es eine grosse Ausdehnung hatte und mit vollendeter Kunst ausgeführt war. Nachdem ich zweimal die ganze Ebene von Troja aufmerksam untersucht habe, theile ich vollkommen die Ueberzeugung Calverts, dass die Hochfläche von Hissarlik die Stelle des alten Troja bezeichnet, und dass auf dem genannten Hügel seine Burg Pergamus gelegen hat. (...) Um zu den Ruinen der Paläste des Priamus und seiner Söhne, sowie zu denen der Tempel der Minerva und des Apollo zu gelangen, wird man den ganzen künstlichen Theil dieses Hügels fortschaffen müssen. Alsdann wird sich sicherlich ergeben, dass die Citadelle von Troja sich noch eine bedeutende Strecke über das anstossende Plateau ausdehnte; denn die Ruinen vom Palaste des Odysseus, von Tiryns und von der Citadelle in Mykenä, sowie die grosse, noch unberührte Schatzkammer Agamemnons beweisen deutlich, dass die Bauwerke des heroischen Zeitalters grosse Ausdehnungen hatten. (...) Ich kann natürlich nicht mit vollkommener Sicherheit angeben, wie die Häuser in Troja gebaut waren; da ich mich aber überzeugt habe, dass die Schweineställe des Eumaios auf Ithaka cyklopische Bauwerke aus grossen, ohne Cement übereinander geschichteten Quadersteinen waren, so trage ich kein Bedenken zu behaupten, dass im heroischen Zeitalter alle Häuser auf die nämliche Weise erbaut wurden, sowie, dass die Paläste des Priamus und seiner Söhne und die verschiedenen Tempel der Citadelle cyklopische Bauwerke waren, von gleich vollkommener Kunst wie die Schatzkammer des Agamemnon zu Mykenä, und dass die von Apollo und Neptun erbaueten Ringmauern Troja's wenigstens ebenso grossartig und fest waren, wie die der Citadellen von Tiryns und Mykenä, welche Cyklopen erbaut hatten; denn der schöpferischen Hand der Götter könnte man nur solche Bauwerke zuschreiben, welche diejenigen der Cyklopen und anderer Sterblichen übertreffen. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass nicht nur die Mauern Troja's, sondern selbst die Paläste, die Tempel und die einfachen Häuser der Stadt nur theilweise von den Griechen zerstört wurden; denn nur das Innere und die Dächer konnten abbrennen, das Mauerwerk aber durch den Brand nicht einmal beschädigt werden; und wenn man die Mauern von Tiryns betrachtet, von denen, nach der richtigen Bemerkung des Pausanias, ein Gespann von zwei Maulthieren auch nicht den kleinsten Stein von der Stelle hätte bewegen können, so überzeugt man sich mit leichter Mühe, dass eine ähnliche, die grosse Stadt Troja umgebende Mauer vom griechischen Heere nicht hat zerstört werden können. Heinrich Schliemann: Ithaka, der Peloponnes und Troja, Archäologische Forschungen. Nachdruck der 1. Auflage von 1869. Darmstadt 1976, S. 164-171. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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