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Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (Sprache & Litteratur).

Publié le 12/06/2013

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Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (um 1622 bis 1676), Schriftsteller. Mit seinem Schelmenroman Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch (1669) schuf er eines der herausragendsten deutschen Prosawerke des 17. Jahrhunderts (siehe Simplicissimus). Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen wurde 1621 oder 1622 in Gelnhausen geboren. Über sein Leben ist nur wenig bekannt; einiges zur Biographie lässt sich jedoch über Anspielungen im literarischen Werk sowie durch behördliche Dokumente eruieren. Fest steht indes, dass Grimmelshausen keineswegs zum Kreis der gelehrten Dichter seiner Zeit zu rechnen ist. So lässt er in der Vorrede seines Erzähldebüts Satyrischer Pilgram (1667) einen eifersüchtigen Widersacher über den Verfasser des Buchs verkünden: ,,Man weiß ja wohl daß Er selbst nichts studirt, gelernt noch erfahren: sondern so bald er kaum das ABC begriffen hatt / in Krieg kommen / im zehnjährigen Alter ein rotziger Musquetier worden / auch allwo in demselben liderlichen Leben ohne gute disciplin und Unterweisungen wie ein anderer grober Schlingel / unwissender Esel / Ignorant und Idioth, Bernheuterisch uffgewachsen". Grimmelshausen kämpfte im Dreißigjährigen Krieg, war kaiserlicher Dragoner, nach 1644 Regimentsschreiber und schließlich Regimentssekretär. Seine umfassende Bildung erwarb er offenbar autodidaktisch in den Bibliotheken seiner jeweiligen Brotherrn, wo er neben der Schwankdichtung eines Hans Sachs und Volksbüchern auch die Literatur der Antike, der Renaissance und des Barock kennen lernte. Auch lassen sich einige Stationen seines Lebens mit Daten markieren. So wurde Grimmelshausen 1635 zunächst von kroatischen Truppen gefangen genommen, bevor er in die Hand hessischer Soldaten fiel, die ihn nach Kassel brachten. Vermutlich noch vor 1650 konvertierte er vom Protestantismus zum Katholizismus, um Catharina Henninger zu heiraten (Hochzeit war am 30. August 1649). Zwischen 1649 und 1660 war er als ,,Schaffner" für die Finanzgeschäfte seines ehemaligen militärischen Vorgesetzten Hans Reinhard und dessen Vetter Carl Bernhard von Schauenburg in Gaisbach bei Oberkirch verantwortlich. Nach 1657 betrieb er zwei Jahre lang das Gaisbacher Gasthaus Zum Silbernen Stern, bevor er - nach einer Anstellung als Verwalter in Ullenburg (1662-1665) - wiederum eine Wirtschaft gleichen Namens im Ort eröffnete. 1667 gewährte das Amt des Schultheißen im badischen Renchen der zwölfköpfigen Familie endgültig den sicheren Unterhalt. Grimmelshausen schrieb unter zahlreichen Pseudonymen. So gebrauchte er u. a. die Anagramme German Schleifheim von Sulsfort, Erich Stainfels von Grufensholm, Philarchus Grossus von Trommenheim, Simon Lengfrisch von Hartenfels und Melchior Sternfels von Fuchshaim. Einem neuerlichen Kriegseinsatz als Freiwilliger kam der Tod zuvor: Grimmelshausen starb am 17. August 1676 in Rechen. 2 WERK Grimmelshausens literarische Schaffensperiode währte lediglich über ein Jahrzehnt. Sein Hauptwerk ist zweifellos der fünfbändige Roman Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch / Das ist: Die Beschreibung deß Lebens eines seltzamen Vaganten / genant Melchior Sternfels von Fuchshaim / wo und welcher gestalt Er nemlich in diese Welt kommen / was er darinn gesehen / gelernet / erfahren und außgestanden / auch warumb er solche wieder freywillig quittiert. Überauß lustig / und männiglich nutzlich zu lesen / An Tag geben von German Schleifheim von Sulsfort (1669). Dieses während der Romantik von Ludwig Tieck wieder entdeckte Werk, das die Abenteuer eines einfältigen Jünglings, des ,,tumben Toren", zum Inhalt hat, der zum Soldaten, Narren, Bauern, Räuber, Sklaven, Pilger und Einsiedler wird, zeichnet ein realistisches Bild der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse, die durch den Dreißigjährigen Krieg entstanden waren. Dem Gattungsmuster des Schelmenromans gemäß erfolgt die Schilderung aus der Froschperspektive eines seiner Stellung nach unterprivilegierten Helden. Über dieses Verfahren eines naiv-unschuldigen Protagonisten, der als Ich-Erzähler ,,jedem die Wahrheit so ungescheut sagt" und über abenteuerliche Umwege und ein sündiges Zwischenspiel schließlich geläutert in den Schoß des Christentums zurückkehrt, gelang Grimmelshausen ein satirischer Hieb gegen die feudalen Gesellschaftsstrukturen seiner Zeit. Noch im selben Jahr fand der äußerst komplex komponierte Roman seine Fortsetzung in einem sechsten Band mit dem Titel Continuatio des abentheuerlichen Simplicissimi. Variationen der Motive des Simplicissimus' erschienen in den so genannten Simplizianischen Schriften. Sie verfolgen nach Auskunft seines Verfassers das Programm eines pikaresken Werks, dass sich ,,ad infinitum hinein erstrecken" und nach dem von Horaz übernommenen Motto eines delectare et prodesse ,,so lustig / annemlich und nützlich zu betrachten" sein sollte wie sein Ausgangstext. Zu den Simplizianischen Schriften gehören der Kurzroman Trutz Simplex: oder Ausführliche und wunderseltzame Lebensbeschreibung der Ertzbetrügerin und Landstörtzerin Courasche (1670), die Erzählung Der seltzsame Springinsfeld (1670), die Kalenderwerke Der ewig währende Kalender (1670) bzw. Des abenteuerlichen Simplicissimi ewigwährender Calender (1671) und der Erzählzyklus Das wunderbarliche Vogel-Nest (1672). Zu Grimmelshausens weiterem Werk gehören die Erbauungsromane Histori vom keuschen Joseph (1667), Dietwalts und Amelinden anmuthige Lieb- und Leids-Beschreibung (1670) sowie Proximus und Lympida (1672). Zum politisch-philosophischen Diskurs der Zeit nahm der Autor u. a. mit Rathskübel Plutonis Oder Kunst reich zu werden (1672) Stellung. Verfasst von: Thomas Köster Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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