Guinea-Bissau - geographie. 1 EINLEITUNG Guinea-Bissau, Republik im Nordwesten von Afrika, grenzt im Norden an den Senegal, im Osten und Süden an Guinea und wird im Westen durch den Atlantischen Ozean begrenzt. Zum Land gehören rund 60 Inseln vor der Küste, darunter die Bissagos-Inseln. Die Fläche beträgt 36 125 Quadratkilometer. 2 PHYSISCHE GEOGRAPHIE Der größte Teil von Guinea-Bissau besteht aus einer tief liegenden, sumpfigen Küstenebene. Das Land erhebt sich allmählich zu einer Plateauregion im Osten. Der höchste Punkt mit 300 Metern liegt im Südosten des Landes. Zahlreiche mäandrierende Flüsse durchqueren das Land von West nach Ost. Sie bilden im Mündungsbereich breite Ästuare. Fast alle Flüsse sind schiffbar und dienen als Hauptverkehrsadern. Das Klima ist tropisch, die mittlere Jahrestemperatur liegt bei 25 °C. Die Regenzeit dauert von Mai bis Anfang November. In Bolama liegen die jährlichen Niederschläge bei 2 184 Millimetern. Die Vegetation der Küstenebene besteht aus Mangroven- und Regenwäldern. Nach Osten geht die küstennahe Vegetation in den Savannenwald über. Tropische Harthölzer sind der Hauptrohstoff. 3 BEVÖLKERUNG Das Land hat etwa 1,50 Millionen Einwohner (2008), davon leben etwa 336 000 in Bissau, der Hauptstadt und dem wichtigsten Hafen von Guinea-Bissau. Weitere Hafenstädte sind Cacheu und Bolama. Die Hauptvolksgruppen sind die Balante, Fulbe, Mandyak, Malinke und Pepel. Die Kapverdianer bilden eine kleine aber wichtige Minderheit. Die Amtssprache ist Portugiesisch. Ein Großteil der Bevölkerung spricht Criulo, eine Kreolsprache auf Basis des Portugiesischen mit Elementen verschiedener afrikanischer Sprachen. Aufgrund des Kontakts mit französischsprachigen Ländern sprechen viele Menschen Französisch, und viele afrikanische Sprachen sind in den ländlichen Regionen verbreitet. Im Land gibt es einige Hochschulen für die Lehrerausbildung. Die Regierung hat ein Programm gestartet, um die hohe Analphabetenrate zu senken. Der Alphabetisierungsgrad beträgt 44,8 Prozent (2005). Rund 65 Prozent der Bevölkerung sind Anhänger traditioneller Religionen und etwa 30 Prozent (hauptsächlich die Fulbe und Malinke) sind Muslime. Ungefähr 5 Prozent sind Christen. Die gesetzlichen Feiertage Guinea-Bissaus sind Neujahr (1. Januar), der Tag der Nationalhelden (20. Januar), der Internationale Frauentag (8. März), der Tag der Arbeit (1. Mai), der Tag der Märtyerer des Kolonialismus (3. August), der Unabhängigkeitstag (24. September), der Tag der Neuordnung (14. November) und der erste Weihnachtsfeiertag (25. Dezember). Carnaval wird im Februar gefeiert. Zwei bedeutende muslimische Feiertage sind das Fest am Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan und Tabaski 40 Tage später. In den ländlichen Regionen besitzen verschiedene ethnische Gruppen ihre eigenen Kalender mit eigenen Feiertagen. 4 VERWALTUNG UND POLITIK Nach der Verfassung von 1984 ist Guinea-Bissau eine Präsidialrepublik. 1999 trat eine neue Verfassung in Kraft. Staatsoberhaupt ist der Präsident, der für eine Amtszeit von fünf Jahren direkt gewählt wird. Die 102 Abgeordneten der Nationalversammlung werden ebenfalls für fünf Jahre gewählt. Wichtigste Parteien sind der Partido para a Renovação Social (PRS), die Resistência da Guiné-Bissau (RGB) und der Partido Africano da Independência da Guiné e Cabo Verde (PAIGC), die ehemalige Einheitspartei. Guinea-Bissau gliedert sich verwaltungsmäßig in acht Regionen und den Hauptstadtbezirk. 5 WIRTSCHAFT Die Wirtschaft in Guinea-Bissau wird durch die Landwirtschaft für den Eigenbedarf (Subsistenzwirtschaft) beherrscht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt 304 Millionen US-Dollar (2006). Zu den Agrarerzeugnissen gehören Reis (das Grundnahrungsmittel der Bevölkerung), Maniok und Mais. Erdnüsse gehören zu den wichtigsten Exportgütern; sie wachsen im Landesinneren. Exportiert werden auch Cashewnüsse und Palmkerne, die auf den Inseln erzeugt werden. Die Fischereiwirtschaft ist modernisiert worden und eine Haupteinnahmequelle im Export. Im Landesinneren spielt die Viehzucht eine größere Rolle. Die industrielle Fertigung beschränkt sich hauptsächlich auf die Verarbeitung von Rohstoffen (vor allem Holz) und die Weiterverarbeitung von Agrarprodukten. Die vermutlich reichen Bodenschatzlager (Bauxit, Zink, Kupfer, Phosphat, Diamanten und Erdöl) sind wegen mangelnder Finanzmittel kaum erschlossen. Das Land hat ein Straßennetz von ungefähr 3 455 Kilometer Länge (2002), von denen 28 Prozent befestigt sind. Währungseinheit ist seit dem 1. Januar 1997 der CFA-Franc zu 100 Centimes. 6 GESCHICHTE Die Frühgeschichte von Guinea-Bissau liegt weitgehend im Dunkeln. Die vorherrschenden großen ethnischen Gruppen wie die Balante und Pepel ließen sich vermutlich im 12. Jahrhundert im Gebiet des heutigen Guinea-Bissau nieder. 1446 erreichte Nuño Tristão, ein portugiesischer Sklavenhändler, die Region und nahm sie für die portugiesische Krone in Besitz, und 1687 wurde in Bissau eine portugiesische Niederlassung errichtet. Aber der portugiesische Anspruch auf das Gebiet wurde immer wieder von Frankreich und England bestritten; im späten 18. Jahrhundert setzten sich die Engländer sogar für kurze Zeit in Bolama fest. 1879 wurde die Region als PortugiesischGuinea zur Kolonie ernannt; Grenzstreitigkeiten mit den Franzosen wurden 1886 vertraglich beigelegt. Aber erst 1915 hatte Portugal seine Kolonie tatsächlich unter Kontrolle. 1951 wurde die Kolonie Guinea-Bissau zur Überseeprovinz, und 1955 erhielt das Land weitgehende Autonomie. Zugleich formierte sich eine Unabhängigkeitsbewegung, an deren Spitze der von Amilcar Cabral geführte Partido Africano da Independência da Guiné e Cabo Verde (PAIGC, Afrikanische Partei für die Unabhängigkeit von Guinea und Kap Verde) stand. Anfang der sechziger Jahre nahm der PAIGC den bewaffneten Kampf um die Unabhängigkeit Guinea-Bissaus auf. Im September 1973 rief der PAIGC die unabhängige Republik Guinea-Bissau aus und suchte internationale Anerkennung. Nach der Nelkenrevolution (siehe Portugal: Nelkenrevolution) erkannte Portugal am 10. September 1974 die Unabhängigkeit von Guinea-Bissau an. Präsident des nun unabhängigen Staates wurde der Führer des PAIGC, Luís de Almeida Cabral, der Bruder des 1973 ermordeten Amilcar Cabral. Die Regierung schlug einen sozialistischen Kurs ein, der sich u. a. in der Verstaatlichung von Grundbesitz manifestierte. Nach innerparteilichen Auseinandersetzungen um einen Zusammenschluss mit der Republik Kap Verde wurde Cabral, Befürworter eines Zusammenschlusses, 1980 durch einen Putsch von João Bernardo Vieira, der einen Zusammenschluss mit Kap Verde ablehnte, gestürzt. Vieira übernahm nun selbst die Macht und wurde in der Folgezeit regelmäßig im Amt bestätigt. Bei den ersten freien Parlamentswahlen in GuineaBissau im Juli 1994 erreichte der PAIGC die absolute Mehrheit der Mandate, und Vieira gewann die gleichzeitig stattfindenden Präsidentenwahlen. Bei einem Militärputsch im Juni 1998 kamen mehrere hundert Menschen ums Leben. Die Revolte brach aus, nachdem Präsident Vieira den Stabschef der Streitkräfte, General Ansumane Mané, wegen illegaler Waffengeschäfte mit senegalesischen Unabhängigkeitskämpfern vom Dienst suspendiert hatte. Die Nachbarstaaten Republik Guinea und Senegal entsandten Truppen, die den Aufstand gemeinsam mit regierungstreuen Soldaten niederschlagen sollten. Im Oktober 1998 schlossen Regierung und aufständisches Militär einen Waffenstillstand und im November 1998 ein Friedensabkommen. Im Februar 1999 flammten die Kämpfe jedoch erneut auf. Nach einem weiteren Militärputsch gegen Vieira wurde im Mai 1999 Malam Bacai Sanha (PAIGC) zum Übergangspräsidenten ernannt. Aus den Parlamentswahlen im November 1999 ging der PAIGC nur mehr als drittstärkste Kraft hervor; Wahlsieger war der Partido para a Renovação Social (PRS). Den zweiten Wahlgang der Präsidentenwahlen am 16. Januar 2000 gewann Kumba Yala, der Kandidat des PRS, mit deutlicher Mehrheit. Im November 2000 unternahm Mané einen erneuten Putschversuch gegen die Regierung, wurde jedoch von regierungstreuen Truppen getötet. Im Januar 2001 zerbrach die Regierungskoalition des PRS mit zwei weiteren ehemaligen Oppositionsparteien; es folgte eine PRS-Minderheitsregierung unter rasch wechselnder Führung. Im November 2002 löste Präsident Yala das Parlament auf, setzte eine Übergangsregierung ein und versprach Neuwahlen für den Sommer 2003. Nachdem Yala die angekündigten Wahlen bereits zum vierten Mal verschoben hatte und seine Unfähigkeit, die dringlichsten Probleme des Landes auch nur ansatzweise zu lösen, das Land in eine tiefe Krise gestürzt hatte, unternahm das Militär unter Führung von General Veríssimo Correia Seabra am 14. September 2003 neuerlich einen - diesmal unblutigen - Putsch, stürzte Yala und übernahm selbst die Macht. Bei den Parlamentswahlen, die nun endlich am 28. und 30. März 2004 stattfanden, wurde der PRS mit 35 Mandaten nur mehr zweitstärkste Kraft hinter dem PAIGC, der gegenüber 1999 seine Mandatszahl fast verdoppeln konnte und auf 45 der insgesamt 102 Parlamentssitze kam. Neuer Premierminister wurde der PAIGC-Vorsitzende Carlos Gomes Júnior. Die Präsidentschaftswahlen im Juni/Juli 2005 gewann in der Stichwahl erneut der frühere Staatspräsident João Vieira, während der PAIGC-Kandidat unterlag. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.