Giovanni Pierluigi da Palestrina - Musik.
Publié le 19/06/2013
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Giovanni Pierluigi da Palestrina - Musik. 1 EINLEITUNG Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525-1594), italienischer Komponist. Der Meister mehrstimmiger Messen und Motetten wurde aufgrund seiner zugleich klangvollen und auf Textverständlichkeit bedachten Kompositionen als ,,Retter der katholischen Kirchenmusik" verehrt. Seine satztechnischen Prinzipien wurden zum Ideal erhoben, in ihrer Bedeutung vergleichbar dem Bach'schen Choral in der protestantischen Musikkultur. Der Komponist wurde wahrscheinlich 1525 in Palestrina nahe Rom als Giovanni Pierluigi geboren (die Herkunftsangabe ,,da Palestrina" fügte er später selbst dem Familiennamen hinzu). Seine musikalische Ausbildung erhielt er zunächst wohl im Umfeld der Kathedrale Sant' Agapito, dann ab 1537 als Sängerknabe an der Kirche Santa Maria Maggiore in Rom. Danach kehrte er für die Jahre 1544 bis 1551 als Organist, Chorleiter und Gesangslehrer an Sant' Agapito in seine Heimatstadt zurück. 1547 heiratete er Lucrezia Gori, mit der er drei Söhne hatte. 1551 trat Palestrina in Rom in päpstliche Dienste ein. Bis zu seinem Tod unterstand er elf verschiedenen Päpsten: Julius III. (1550-1555), Marcellus II. (1555), Paul IV. (1555-1559), Pius IV. (1559-1565), Pius V. (1566-1572), Gregor XIII. (1572-1585), Sixtus V. (1585-1590), Urban VII. (1590), Gregor XIV. (1590-1591), Innozenz IX. (1591) und Klemens VIII. (1592-1605). Papst Julius III. berief ihn im September 1551 als Kapellmeister der Cappella Giulia an den Petersdom und sorgte dafür, dass der Musiker im Januar 1555 Mitglied des berühmten päpstlichen Sängerchors der Sixtinischen Kapelle wurde. Nach Julius' Tod verlor Palestrina diese Stellung bereits im September 1555 unter Papst Paul IV. wieder, weil dieser in seinem Chor keine verheirateten Sänger duldete. Dafür wurde Palestrina im Oktober 1555 als Nachfolger von Orlando di Lasso Kapellmeister der Basilika San Giovanni in Laterano (bis 1560). Danach war er Kapellmeister an der Kirche Santa Maria Maggiore (1561-1566) und am neu eingerichteten römischen Priesterseminar (1566-1571) sowie Konzertmeister von Kardinal Ippolito II. d'Este in dessen Villa in Tivoli bei Rom (1567-1571). In den sechziger Jahren wuchs Palestrinas Ruhm beträchtlich: Papst Pius IV. verlieh ihm 1565 den seltenen Titel eines Komponisten der päpstlichen Kapelle (,,Modulator pontificus"). Kaiser Maximilian II. bemühte sich Ende 1567 vergeblich, ihn als Musikdirektor für seinen Hof in Wien zu gewinnen - die Verhandlungen scheiterten an Palestrinas zu hohen Gehaltsforderungen. Herzog Guglielmo Gonzaga von Mantua beauftragte ihn 1568 erstmals mit der Komposition einiger Messen und Motetten und bat ihn in der Folge auch mehrfach um die kritische Durchsicht eigener Kompositionen. Zuletzt kehrte Palestrina 1571 als Leiter der Cappella Giulia und Komponist für den päpstlichen Sängerchor wieder an den Petersdom zurück. Die Heirat mit der vermögenden Witwe eines Pelzhändlers 1581 (seine erste Frau war 1580 gestorben) erlaubte ihm in seinen letzten Jahren die Veröffentlichung seiner Werke im großen Stil. In besonderer heimatlicher Verbundenheit nahm der fast 70-jährige Palestrina 1593 vorübergehend noch einmal die Organistenstelle an der Kathedrale Sant' Agapito in seiner Heimatstadt an. Palestrina starb am 2. Februar 1594 in Rom und wurde im Petersdom beigesetzt. 2 WERK Das umfangreiche Schaffen Palestrinas umfasst über 100 meist vier- oder fünfstimmige Messen, mehr als 300 Motetten, dazu Hymnen, Offertorien und weitere mehrstimmige geistliche Gesänge, aber auch über 150 Madrigale, zwei Drittel davon auf weltliche Texte. In seinem Werk verbinden sich die vielfältigen stilistischen Möglichkeiten der frankoflämischen Vokalpolyphonie von Guillaume Dufay bis Josquin Desprez mit italienischen Musiktraditionen zu einem klassisch-vorbildhaften Stil. Palestrina veröffentlichte zwischen 1554 und 1594 sieben Bücher mit Messen; sechs weitere erschienen in den Jahren unmittelbar nach seinem Tod. Bei den stilistisch sehr unterschiedlichen Messen handelt es sich zum Großteil um Parodiemessen über einstimmige liturgische Melodien oder über mehrstimmige musikalische Themen aus geistlichen Werken, auch aus seinen eigenen Kompositionen. Eine Ausnahme bildet u. a. seine dem Andenken Papst Marcellus' II. gewidmete Missa Papae Marcelli (um 1562), die sechsstimmig gesetzt ist und ohne eine derartige Vorlage auskommt. Diese Messe ist zugleich sein berühmtestes Werk. Mit ihr soll Palestrina der Legende nach beim Konzil von Trient (1545-1563) das Fortbestehen der mehrstimmigen Kirchenmusik gerettet haben: Weil es ihm gelang, den komplex strukturierten musikalischen Satz so einzurichten, dass die vom Konzil geforderte Verständlichkeit des gesungenen Wortes gewahrt bleibt. An lateinischen Motetten komponierte Palestrina zum einen auf das Kirchenjahr bezogene liturgische Stücke, u. a. sein erstes Motettenbuch (1563), zum andern von der Liturgie unabhängige, eigenständige Zyklen wie die Hohelied-Motetten (1583/84) und Einzelwerke. Das stilistische Spektrum reicht auch hier von musikalischen Hommagen an die frankoflämische Musiktradition wie die sechsstimmige Motette Tribularer, si nescirem (1572) bis zu feingliedrigen, trotz ihrer Mehrstimmigkeit als ,,melodisch bewegtes Sprechen" erscheinenden Kompositionen wie die fünfstimmige Motette Fasciculus myrrhae (1583/84). Weniger bekannt ist heute Palestrinas Bedeutung als Madrigal-Komponist. Zu seiner Zeit war das anders: Da gehörte er mit dem bukolisch-erzählenden Io son ferito (1561) und der Liebesklage Vestiva i colli (1566) zu den Hauptvertretern dieser typisch italienischen Vokalmusikgattung. Seine Io son ferito-Vertonung etwa wurde u. a. von Luca Marenzo und Hans Leo Haßler nachgeahmt, von Orazio Vecchi parodiert und von Vincenzo Galilei in ein Lautenstück verwandelt. Sie diente zudem wiederholt zur Vorlage für Messkompositionen, so für seine eigene Missa Petra sancta (veröffentlicht 1600) und für Orlando di Lassos Missa super Io son ferito. Palestrina brachte jeweils zwei Bände mit weltlichen (1555, 1586) und mit geistlichen Madrigalen (1581, 1594) heraus; weitere Stücke wurden in Sammeldrucken mit Werken anderer Komponisten veröffentlicht. Er vertonte Gedichte von Francesco Petrarca und Giovanni Boccaccio sowie von meist nicht namentlich genannten Poeten seiner Zeit. Ein besonderes Kennzeichen seiner geistlichen Madrigale ist, dass sie zu Zyklen zusammengefasst sind, u. a. der achtteilige Vergine-Zyklus nach Petrarca-Gedichten (1581) und der 30strophige Priego alla B. Vergine (1594). Palestrina genoss bereits zu Lebzeiten höchstes Ansehen: Ein Zeichen dafür ist u. a. ein Sammelband mit Psalmvertonungen, den 14 italienische Komponisten 1592 ihm zu Ehren vorlegten. Seine eigenen Werke erlebten im Zuge der Gegenreformation eine große und europaweite Verbreitung in Sammel- und auch Einzeldrucken. Ab dem 17. Jahrhundert wurde Palestrina zur Leitfigur katholischer Kirchenmusik und der so genannte Palestrina-Stil zum Inbegriff kontrapunktischer Meisterschaft erhoben, klassisch u. a. in Bezug auf Melodieführung, Linearität der Stimmen, Dissonanzbehandlung, Rhythmik und Textdeklamation. Die bedeutendste auf Palestrinas satztechnischen Prinzipien fußende Kompositionslehre verfasste Johann Joseph Fux, Kapellmeister des Wiener Kaiserhofs, mit seinem Werk Gradus ad Parnassum (1725). Die deutschen Romantiker betrachteten die kontemplative Klangwelt Palestrinas seit Ende des 18. Jahrhunderts als Gegenentwurf zur säkularisierten Kirchenmusik ihrer Zeit. So formulierte E. T. A. Hoffmann in seinem Aufsatz Alte und neue Kirchenmusik (1814): ,,Am reinsten, heiligsten, kirchlichsten muss daher die Musik sein, welche nur als Ausdruck jener Liebe aus dem Innern aufgeht, alles Weltliche nicht beachtend und verschmähend. So sind aber Palestrinas einfache, würdevolle Werke in der höchsten Kraft der Frömmigkeit und Liebe empfangen und verkünden das Göttliche mit Macht und Herrlichkeit." Richard Wagner beklagte in diesem Zusammenhang den seiner Meinung nach durch die Entwicklung der Opernmelodie hervorgerufenen Verfall vokalpolyphoner Satztechniken: ,,Mit Palestrinas Musik war auch die Religion aus der Kirche geschwunden." Wagner führte 1848 in Dresden Palestrinas Stabat mater auf, gab es 1878 im Druck heraus und zitierte die ersten drei Akkorde daraus im dritten Akt seiner Oper Parsifal (1882). Ein Anknüpfen an Palestrina propagierte ab den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts die katholische kirchenmusikalische Reformbewegung des Cäcilianismus um Franz Xaver Witt und Franz Xaver Haberl. Palestrina war auch der erste Komponist des 16. Jahrhunderts, der mit einer Gesamtausgabe seiner Werke gewürdigt wurde (1862-1907). Berühmte Kompositionen, die sich auf Palestrina beziehen, sind u. a. das Klavierstück Miserere d'après Palestrina von Franz Liszt aus Harmonies poétiques et religieuses (1853) und vor allem die als ,,musikalische Legende" bezeichnete Oper Palestrina (1917) von Hans Pfitzner. Verfasst von: Klaus Stübler Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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