Giovanni Boccaccio: Dekameron (Sprache & Litteratur).
Publié le 13/06/2013
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Giovanni Boccaccio: Dekameron (Sprache & Litteratur). Das Dekameron (Il Decamerone) des italienischen Dichters Giovanni Boccaccio ist die einflussreichste Erzählsammlung der frühen italienischen Literatur. Das Werk entstand zwischen 1348 und 1353 und wurde 1470 zum ersten Mal im Druck veröffentlicht. Die lebensnahen, teilweise feierlich-ernsten, teilweise derb-sinnlichen Erzählungen wirkten wegweisend für die Entstehung der Novelle als Gattung der Prosaliteratur. Die narrativen Stücke sind in eine Rahmenhandlung eingebettet, die in dem Textbeispiel in Ausschnitten präsentiert wird: Sieben Frauen und drei Männer ziehen sich auf ein Landgut bei Florenz zurück, um der Pest zu entgehen, die sich in der Stadt ausbreitet. Zum Zeitvertreib erzählen sie sich an zehn Abenden jeweils zehn Geschichten. Giovanni Boccaccio: Dekameron Es waren seit der heilsamen Menschwerdung des Sohnes Gottes bereits tausend dreihundert und achtundvierzig Jahre verflossen, als in der herrlichen Stadt Florenz - unstreitig der schönsten in Italien - eine tödtende Pest ausbrach (Die Erzählung dieser Pest ist zwar etwas langweilig, sie verdient aber doch deswegen einige Aufmerksamkeit, weil die meisten Umstände historisch wahr sind, wie die Geschichte uns lehrt. Petrarch in einem Briefe als Boccaz giebt ihm das Lob, er habe diese traurige Begebenheit sehr richtig und schön beschrieben. Den Vorfall mit den Schweinen bezeugt auch ein Zeitgenosse Morelli in seiner Chronik.). Ein Schicksal, das entweder der Einfluß der himmlischen Körper, oder vielmehr der gerechte Zorn Gottes unserer boshaften Handlungen und unsrer Besserung wegen über die Sterblichen verhängte. (...) Beim ersten Eintritt sezten sie sich, und Dioneo, der vor allen andern angenehm und witzig war, fing an: ,,Meine Schönen, mehr euer Einfall, als unser Betrieb führt uns hieher. Was wollt ihr nun mit euern Sorgen machen? Die meinigen ließ ich innerhalb den Thoren der Stadt, als ich vor kurzem mit euch hinausging. Wohlan! wir wollen unter einander frölich sein, lachen und singen - versteht sich, in so weit es euer Stand zuläßt - oder erlaubt mir, zu meinen Sorgen zurückzukehren, und in der Unordnung der Stadt auszuhalten." Pampinee erwiederte mit so heitrer Miene, als ob sie auch die ihrigen alle von sich gewiesen hätte: ,,Dioneo, du hast Recht, wir wollen vergnügt leben. Keine andre Ursache hat uns vor der Traurigkeit flüchtig gemacht. Aber alles, was ohne Ordnung geschieht, kann nicht lange bestehen. Ich bin die Urheberin der Unterredungen, durch welche diese angenehme Gesellschaft entstanden ist, und ich denk' auch darauf, unsrer Freude eine Dauer zu verschaffen. Daher halt' ich es für nothwendig, daß wir uns vereinigen, iemand von uns zu einem Vorgesetzten erwählen, und ihn als den Vorzüglichsten ehren und folgen. Dieser suche dann alle unsere Gedanken auf ein freudiges Leben hinzurichten." (...) ,,Die Sonne steht hoch, wie ihr seht," sprach die Königin, ,,und die Hitze ist groß: nichts als die Heuvögel auf den Oelbäumen lassen sich hören. Jetzt irgend wohin zu gehn, wäre thöricht. Hier ist's schön und frisch. Wir haben Bret- und Schachspiele; ieder kann sich einen Zeitvertreib nach seiner Neigung wählen. Aber wenn ihr meinem Rathe folgtet, so würde dieser heiße Theil des Tages nicht mit Spielen hingebracht, wobei das Gemüth des einen oder andern Theils sich immer beunruhiget, ohne daß der Zuschauer ein sonderliches Vergnügen daran findet. Lieber wollen wir einander etwas erzählen. Die Rede eines Einzigen vergnügt dann die ganze Gesellschaft, und wann ieder eine Geschichte erzählt, dauert's gewiß so lange, bis die Sonne vorüber, und die Hitze nachläßt." (...) Sie wandte sich hierauf zum Pamfilus an ihrer rechten Hand, und foderte ihn mit einer gefälligen Art auf, den Anfang zu machen. Er befolgte sogleich diesen Befehl, und alle hörten aufmerksam folgende Geschichte an. Giovanni Boccaccio: Der Decameron des Boccaz. Erster Band. St. Petersburg 1782, S. 9f., S. 42f., S. 48f. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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