Geschichte der Pädagogik 1 EINLEITUNG Geschichte der Pädagogik (griechisch paidagogike: Erziehungskunst), Bezeichnung von Theorie und Methode der Erziehung.
Publié le 17/06/2013
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6 HUMANISMUS UND RENAISSANCE
Während der Renaissance erwachte erneut ein Interesse an der griechischen und römischen Kultur, so dass sich die mittelalterlichen Schulen verstärkt mit dem Studium derAntike beschäftigten.
Viele Lehrer der griechischen Sprache und Literatur kamen nach Italien, darunter als erster der griechische Gelehrte Manuel Chrysoloras ausKonstantinopel (1397).
Zu den Entdeckern und Übersetzern antiker Handschriften zählten auch die italienischen Humanisten Francesco Petrarca und Poggio Bracciolini.
Die von den italienischen Pädagogen Vittorino da Feltre in Mantua (1425) und Guarino von Verona gegründeten Schulen demonstrierten das Bildungsideal der Renaissancein ihrer Konzentration auf Wissenschaft, Geschichte, Geographie, Musik und körperliche Übungen.
Sie beeinflussten die pädagogische Theorie und dienten bis ins18.
Jahrhundert als Schulmodell.
Auch der holländische Humanist Desiderius Erasmus von Rotterdam, der deutsche Pädagoge Johannes Sturm, der französische EssayistMichel de Montaigne und der spanische Humanist und Philosoph Juan Luis Vives beeinflussten in der Renaissance die Theorie der Pädagogik.
Sie legten Wert auf dieklassischen Fächer wie Griechisch und Latein, was zur Gründung der Lateinschule führte.
Aus dieser entwickelte sich u.
a.
auch das Gymnasium.
7 PROTESTANTISCHE EINFLÜSSE
Durch die Reformation, die auf Martin Luther zurückging, entstanden im frühen 16.
Jahrhundert viele Schulen, die von protestantischen Kirchen gegründet wurden.
ImGrundschulunterricht wurde Lesen, Schreiben, Rechnen und der Katechismus vermittelt; weiterführend wurden dann klassische Fächer wie Hebräisch, Mathematik undNaturwissenschaften angeboten.
In Genf gründete der französische Theologe und Reformator Johannes Calvin 1559 eine Akademie, die sich zu einem bedeutendenBildungszentrum entwickelte.
8 RÖMISCH-KATHOLISCHE EINFLÜSSE
Der wachsende protestantische Einfluss in Europa führte in der katholischen Kirche zur Gegenreformation, in die jedoch auch Gedanken der Renaissance miteinflossen.
Derspanische Kleriker Ignatius von Loyola gründete 1540 mit Billigung von Papst Paul III.
den Jesuitenorden.
Dieser führte in vielen Ländern Europas Schulen ein, die einekatholisch geprägte Bildung vermittelten.
9 ENTWICKLUNG DER NATURWISSENSCHAFTEN IM 17.
JAHRHUNDERT
Das 17.
Jahrhundert war durch große Fortschritte in den Naturwissenschaften gekennzeichnet, wobei die 1660 in London gegründete Royal Society eine besondere Rollespielte.
Sie diente dem Austausch wissenschaftlicher und kultureller Informationen und förderte den Austausch von Entdeckungen und Forschungsergebnissen unter denGelehrten der verschiedenen europäischen Länder.
Die neuen Naturwissenschaften wurden in die Lehrpläne der Universitäten und weiterführenden Schulen aufgenommen.Das Christ’s Hospital in London war eine der ersten weiterführenden Schulen, wo Naturwissenschaften durch Fachkräfte gelehrt wurden.
Sie diente zu Beginn des 18.
Jahrhunderts als Vorbild für die erste naturwissenschaftlich ausgerichtete weiterführende Schule in Russland: die Moskauer Schule für Navigation und Mathematik.
DieBedeutung der Naturwissenschaften legte im 16.
Jahrhundert der englische Philosoph Francis Bacon in seinen Schriften dar, in denen er Wert auf das Lernen durch Prozessedes induktiven Schließens legte.
Lernende sollten dazu angeregt werden, viele Dinge mit ihren Sinnen und geistig zu erfassen, bevor sie zu Schlussfolgerungen gelangten.
Im 17.
Jahrhundert gewannen viele herausragende Pädagogen an Einfluss.
Der deutsche Pädagoge Wolfgang Ratke leistete Pionierarbeit bei der Vermittlung derMuttersprache, der alten Sprachen und des Hebräischen.
Der französische Philosoph René Descartes betonte die Rolle der Logik als grundlegendes Prinzip rationalenDenkens.
Bis heute bildet die Logik in Frankreich die Grundlage der Bildung.
Der englische Dichter John Milton entwickelte für die weiterführende Bildung einenzyklopädisches Programm, in dem die Beschäftigung mit der Antike dem Lernenden Moral vermitteln und so eine intellektuell allseitig gebildete Perönlichkeit schaffensollte.
Der englische Philosoph John Locke empfahl einen Lehrplan, der darauf beruhte, nachweisbare Tatsachen empirisch zu überprüfen.
Zu seiner Erziehungsmethodegehörten auch körperliche Übungen.
In seinem Werk Some Thoughts Concerning Education (1693; Gedanken über Erziehung ) sprach sich Locke für eine Reihe von pädagogischen Reformen aus.
Er schlug u.
a.
vor, in Schulen weniger Buchwissen und mehr anschauliches Wissen zu vermitteln.
So riet er, lieber einen Baum zu studierenals ein Buch über Bäume, lieber nach Frankreich zu fahren, als ein Buch über Frankreich zu lesen.
Locke wird auch die Lehre von der Ausbildung des Geistes zugeschrieben,der zufolge die geistigen Fähigkeiten durch Übungen in der Logik und im Erkennen und Widerlegen von Trugschlüssen geübt und erweitert werden.
Diese Lehre übte einengroßen Einfluss auf die Pädagogen des 18.
und 19.
Jahrhunderts aus.
Der französische Pädagoge Johannes Baptista de la Salle gründete 1684 in Frankreich das Institut derChristlichen Schulbrüder und rief 1685 ein Lehrerseminar ins Leben, das zum ersten Mal eine systematische Lehrerausbildung betrieb.
Der wohl größte Pädagoge des 17.
Jahrhunderts war der protestantische Bischof Jan Komenský, der unter seinem lateinischen Namen Comenius bekannt wurde.
Er schriebein weit verbreitetes, illustriertes Lehrbuch der lateinischen Sprache, Orbis Pictus (1658; Welt in Bildern ).
In seinem Werk Didactica Magna (1628-1632; Die große Didaktik ) betonte er, wie förderlich es für den Erziehungsprozess sei, wenn man das Interesse der Schüler anrege und sich beim Lehren auf konkrete Dinge und nicht nur auf derenBeschreibungen beziehe.
Sein Erziehungsziel kann in der Formulierung auf der Titelseite seiner Didactica Magna zusammengefasst werden: „Alle Menschen in gleicher Weise alles” zu lehren.
Durch seinen Einsatz für eine allgemeine Bildung erwarb er sich den Ehrentitel „Lehrer der Völker”.
Der Pädagoge August Hermann Francke wirkte seit dem späten 17.
Jahrhundert.
Der lutherische Geistliche Francke war zuerst Theologieprofessor in Leipzig und lehrtespäter orientalische Sprachen in Halle.
Seine Verdienste liegen im Bereich der weiterführenden Bildung, der Lehrerbildung, Erwachsenenbildung, Missionsschulen und derReformierung der Lehrpläne.
Die Francke’schen Erziehungsanstalten, die auch Francke’sche Stiftungen genannt wurden, blieben über fast drei Jahrhunderte erhalten undwurden erst 1946 der Universität Halle angegliedert.
10 DIE VERBREITUNG EUROPÄISCHER IDEEN IN ANDEREN LÄNDERN
Seit dem 16.
Jahrhundert verbreiteten sich europäische Bildungsvorstellungen auch in Afrika, Asien und Amerika.
Die Bildungseinrichtungen, die in Mittel- und Südamerikaund Teilen Nordamerikas gegründet wurden, gehen auf spanische und portugiesische Pädagogen zurück.
Obwohl in der Neuen Welt auch Colleges und Universitätengegründet wurden, reisten Studenten von dort oft nach Europa, um hier die höhere Bildung zu erlangen.
11 DAS 18.
JAHRHUNDERT: ROUSSEAU UND ANDERE
Zur gleichen Zeit als das Schulsystem in Preußen eingeführt wurde, ließen im 18.
Jahrhundert die Zaren Peter I.
der Große und seine Nachfolger in Russland Schuleneinrichten.
Im kolonialen Amerika entwickelten sich Schulen und Colleges; in Frankreich führte die Französische Revolution auch zu einer Reform der Bildung.
Gegen Endedes Jahrhunderts wurden in England von dem Mäzen und Zeitungsverleger Robert Raikes Sonntagsschulen für arme und arbeitende Kinder gegründet.
Die Sonntagsschulenschufen die Grundlagen für die Bildung der unteren Bevölkerungsschichten.
Der bestimmende Pädagoge des 18.
Jahrhunderts war der aus Genf stammende Jean-Jacques Rousseau.
In seinem Buch Émile ou l’éducation (1762; Émile oder über die Erziehung ) forderte er, dass Kinder als Kinder und nicht als kleine Erwachsene behandelt werden sollten und dass die Persönlichkeit des Einzelnen zu entwickeln sei.
Er schlug vor, dass Kinder Natur und Gesellschaft durch direkte Beobachtung untersuchen sollten.
Seine radikalen Vorschläge bezogen sich jedoch nur auf Jungen, während beiMädchen die überkommene Erziehung beibehalten werden sollte.
Da Rousseau vor allem ein pädagogischer Theoretiker war, blieb es seinen Nachfolgern vorbehalten, seine Ideen praktisch umzusetzen.
Der deutsche Pädagoge JohannBernhard Basedow und andere eröffneten in Deutschland und in anderen Ländern Schulen, die auf der Vorstellung einer „natürlichen Erziehung” basierten..
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