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Friedrich Schiller: Maria Stuart (Sprache & Litteratur).

Publié le 13/06/2013

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Friedrich Schiller: Maria Stuart (Sprache & Litteratur). Friedrich Schillers Drama wurde am 14. Juni 1800 am Hoftheater in Weimar uraufgeführt. Die Figuren der Maria und Elisabeth beziehen sich zwar auf ihre gleichnamigen historischen Vorbilder, die Handlung des Dramas ist jedoch künstlerische Fiktion Schillers. So fand die persönliche Begegnung der beiden Königinnen, der dramaturgische Höhepunkt, den der Textausschnitt wiedergibt, in der historischen Realität nicht statt. Friedrich Schiller: Maria Stuart Vierter Auftritt Die Vorigen. Elisabeth. Graf Leicester. Gefolge. E l i s a b e t h (zu Leicester). Wie heißt der Landsitz? L e i c e s t e r. Fotheringhayschloß. E l i s a b e t h (zu Shrewsbury). Schickt unser Jagdgefolg' voraus nach London, Das Volk drängt allzuheftig in den Straßen, Wir suchen Schutz in diesem stillen Park. (Talbot entfernt das Gefolge. Sie fixiert mit den Augen die Maria, indem sie zu Paulet weiterspricht.) Mein gutes Volk liebt mich zu sehr. Unmäßig, Abgöttisch sind die Zeichen seiner Freude, So ehrt man einen Gott, nicht einen Menschen. M a r i a (welche diese Zeit über halb ohnmächtig auf die Amme gelehnt war, erhebt sich jetzt, und ihr Auge begegnet dem gespannten Blick der Elisabeth. Sie schaudert zusammen und wirft sich wieder an der Amme Brust). O Gott, aus diesen Zügen spricht kein Herz! E l i s a b e t h. Wer ist die Lady? (Ein allgemeines Schweigen.) L e i c e s t e r. - Du bist zu Fotheringhay, Königin. E l i s a b e t h (stellt sich überrascht und erstaunt, einen finstern Blick auf Leicestern richtend). Wer hat mir das getan? Lord Leicester! Leicester Es ist geschehen, Königin - Und nun Der Himmel deinen Schritt hiehergelenkt, So laß die Großmut und das Mitleid siegen. S h r e w s b u r y. Laß dich erbitten, königliche Frau, Dein Aug' auf die Unglückliche zu richten, Die hier vergeht vor deinem Anblick. (Maria rafft sich zusammen und will auf die Elisabeth zugehen, steht aber auf halbem Weg schaudernd still, ihre Gebärden drücken den heftigsten Kampf aus.) E l i s a b e t h. Wie, Mylords? Wer war es denn, der eine Tiefgebeugte Mir angekündigt? Eine Stolze find ich, Vom Unglück keineswegs geschmeidigt. M a r i a. Sei's! Ich will mich auch noch diesem unterwerfen. Fahr hin, ohnmächt'ger Stolz der edeln Seele! Ich will vergessen, wer ich bin, und was Ich litt; ich will vor ihr mich niederwerfen, Die mich in diese Schmach herunterstieß. (Sie wendet sich gegen die Königin.) Der Himmel hat für Euch entschieden, Schwester! Gekrönt vom Sieg ist Euer glücklich Haupt, Die Gottheit bet ich an, die Euch erhöhte! (Sie fällt vor ihr nieder.) Doch seid auch Ihr nun edelmütig, Schwester! Laßt mich nicht schmachvoll liegen, Eure Hand Streckt aus, reicht mir die königliche Rechte, Mich zu erheben von dem tiefen Fall. E l i s a b e t h (zurücktretend). Ihr seid an Eurem Platz, Lady Maria! Und dankend preis ich meines Gottes Gnade, Der nicht gewollt, daß ich zu Euren Füßen So liegen sollte, wie Ihr jetzt zu meinen. M a r i a (mit steigendem Affekt). Denkt an den Wechsel alles Menschlichen! Es leben Götter, die den Hochmut rächen! Verehret, fürchtet sie, die schrecklichen, Die mich zu Euren Füßen niederstürzen - Um dieser fremden Zeugen willen, ehrt In mir Euch selbst, entweihet, schändet nicht Das Blut der Tudor, das in meinen Adern Wie in den Euren fließt - O Gott im Himmel! Steht nicht da, schroff und unzugänglich, wie Die Felsenklippe, die der Strandende Vergeblich ringend zu erfassen strebt. Mein Alles hängt, mein Leben, mein Geschick An meiner Worte, meiner Tränen Kraft: Löst mir das Herz, daß ich das Eure rühre! Wenn Ihr mich anschaut mit dem Eisesblick, Schließt sich das Herz mir schaudernd zu, der Strom Der Tränen stockt, und kaltes Grausen fesselt Die Flehensworte mir im Busen an. E l i s a b e t h (kalt und streng). Was habt Ihr mir zu sagen, Lady Stuart? Ihr habt mich sprechen wollen. Ich vergesse Die Königin, die schwer beleidigte, Die fromme Pflicht der Schwester zu erfüllen, Und meines Anblicks Trost gewähr ich Euch. Dem Trieb der Großmut folg ich, setze mich Gerechtem Tadel aus, daß ich so weit Heruntersteige - denn Ihr wißt, Daß Ihr mich habt ermorden lassen wollen. M a r i a. Womit soll ich den Anfang machen, wie Die Worte klüglich stellen, daß sie Euch Das Herz ergreifen, aber nicht verletzen! O Gott, gib meiner Rede Kraft und nimm Ihr jeden Stachel, der verwunden könnte! Kann ich doch für mich selbst nicht sprechen, ohne Euch Schwer zu verklagen, und das will ich nicht. - Ihr habt an mir gehandelt, wie nicht recht ist, Denn ich bin eine Königin wie Ihr, Und Ihr habt als Gefangne mich gehalten; Ich kam zu Euch als eine Bittende, Und Ihr, des Gastrechts heilige Gesetze, Der Völker heilig Recht in mir verhöhnend, Schloßt mich in Kerkermauern ein, die Freunde, Die Diener werden grausam mir entrissen, Unwürd'gem Mangel werd ich preisgegeben, Man stellt mich vor ein schimpfliches Gericht - Nichts mehr davon! Ein ewiges Vergessen Bedecke, was ich Grausames erlitt. - Seht! Ich will alles eine Schickung nennen: Ihr seid nicht schuldig, ich bin auch nicht schuldig, Ein böser Geist stieg aus dem Abgrund auf, Den Haß in unsern Herzen zu entzünden, Der unsre zarte Jugend schon entzweit. Er wuchs mit uns, und böse Menschen fachten Der unglücksel'gen Flamme Atem zu. Wahnsinn'ge Eiferer bewaffneten Mit Schwert und Dolch die unberufne Hand - Das ist das Fluchgeschick der Könige, Daß sie, entzweit, die Welt in Haß zerreißen Und jeder Zwietracht Furien entfesseln. - Jetzt ist kein fremder Mund mehr zwischen uns, (nähert sich ihr zutraulich und mit schmeichelndem Ton) Wir stehn einander selbst nun gegenüber. Jetzt, Schwester, redet! Nennt mir meine Schuld, Ich will Euch völliges Genügen leisten. Ach, daß Ihr damals mir Gehör geschenkt, Als ich so dringend Euer Auge suchte! Es wäre nie so weit gekommen, nicht An diesem traur'gen Ort geschähe jetzt Die unglückselig traurige Begegnung. E l i s a b e t h. Mein guter Stern bewahrte mich davor, Die Natter an den Busen mir zu legen. - Nicht die Geschicke, Euer schwarzes Herz Klagt an, die wilde Ehrsucht Eures Hauses. Nichts Feindliches war zwischen uns geschehn, Da kündigte mir Euer Ohm, der stolze, Herrschwüt'ge Priester, der die freche Hand Nach allen Kronen streckt, die Fehde an, Betörte Euch, mein Wappen anzunehmen, Euch meine Königstitel zuzueignen, Auf Tod und Leben in den Kampf mit mir Zu gehn - Wen rief er gegen mich nicht auf? Der Priester Zungen und der Völker Schwert, Des frommen Wahnsinns fürchterliche Waffen; Hier selbst, im Friedenssitze meines Reichs, Blies er mir der Empörung Flammen an - Doch Gott ist mit mir, und der stolze Priester Behält das Feld nicht - Meinem Haupte war Der Streich gedrohet, und das Eure fällt! M a r i a. Ich steh in Gottes Hand. Ihr werdet Euch So blutig Eurer Macht nicht überheben - E l i s a b e t h. Wer soll mich hindern? Euer Oheim gab Das Beispiel allen Königen der Welt, Wie man mit seinen Feinden Frieden macht: Die Sankt Barthelemi sei meine Schule! Was ist mir Blutsverwandtschaft, Völkerrecht? Die Kirche trennet aller Pflichten Band, Den Treubruch heiligt sie, den Königsmord, Ich übe nur, was Eure Priester lehren. Sagt! Welches Pfand gewährte mir für Euch, Wenn ich großmütig Eure Bande löste? Mit welchem Schloß verwahr ich Eure Treue, Das nicht Sankt Peters Schlüssel öffnen kann? Gewalt nur ist die einz'ge Sicherheit, Kein Bündnis ist mit dem Gezücht der Schlangen. M a r i a. Oh, das ist Euer traurig finstrer Argwohn! Ihr habt mich stets als eine Feindin nur Und Fremdlingin betrachtet. Hättet Ihr Zu Eurer Erbin mich erklärt, wie mir Gebührt, so hätten Dankbarkeit und Liebe Euch eine treue Freundin und Verwandte In mir erhalten. E l i s a b e t h. Draußen, Lady Stuart, Ist Eure Freundschaft, Euer Haus das Papsttum, Der Mönch ist Euer Bruder - Euch! zur Erbin Erklären! Der verräterische Fallstrick! Daß Ihr bei meinem Leben noch mein Volk Verführtet, eine listige Armida, Die edle Jugend meines Königreichs In Eurem Buhlernetze schlau verstricktet - Daß alles sich der neu aufgehnden Sonne Zuwendete, und ich - M a r i a. Regiert in Frieden! Jedwedem Anspruch auf dies Reich entsag ich. Ach, meines Geistes Schwingen sind gelähmt, Nicht Größe lockt mich mehr - Ihr habt's erreicht, Ich bin nur noch der Schatten der Maria. Gebrochen ist in langer Kerkerschmach Der edle Mut - Ihr habt das Äußerste an mir Getan, habt mich zerstört in meiner Blüte! - Jetzt macht ein Ende, Schwester. Sprecht es aus, Das Wort, um dessentwillen Ihr gekommen, Denn nimmer will ich glauben, daß ihr kamt, Um Euer Opfer grausam zu verhöhnen. Sprecht dieses Wort aus. Sagt mir: ,,Ihr seid frei, Maria! Meine Macht habt Ihr gefühlt, Jetzt lernet meinen Edelmut verehren." Sagt's, und ich will mein Leben, meine Freiheit Als ein Geschenk aus Eurer Hand empfangen. - Ein Wort macht alles ungeschehn. Ich warte Darauf. O laßt mich's nicht zu lang erharren! Weh Euch, wenn Ihr mit diesem Wort nicht endet! Denn wenn Ihr jetzt nicht segenbringend, herrlich, Wie eine Gottheit von mir scheidet - Schwester! Nicht um dies ganze reiche Eiland, nicht Um alle Länder, die das Meer umfaßt, Möcht' ich vor Euch so stehn, wie Ihr vor mir! E l i s a b e t h. Bekennt Ihr endlich Euch für überwunden? Ist's aus mit Euren Ränken? Ist kein Mörder Mehr unterweges? Will kein Abenteurer Für Euch die traur'ge Ritterschaft mehr wagen? - Ja, es ist aus, Lady Maria. Ihr verführt Mir keinen mehr. Die Welt hat andre Sorgen. Es lüstet keinen, Euer - vierter Mann Zu werden, denn Ihr tötet Eure Freier, Wie Eure Männer! M a r i a (auffahrend). Schwester! Schwester! O Gott! Gott! Gib mir Mäßigung! E l i s a b e t h (sieht sie lange mit einem Blick stolzer Verachtung an). Das also sind die Reizungen, Lord Leicester, Die ungestraft kein Mann erblickt, daneben Kein andres Weib sich wagen darf zu stellen! Fürwahr! Der Ruhm war wohlfeil zu erlangen: Es kostet nichts, die allgemeine Schönheit Zu sein, als die gemeine sein für alle! M a r i a. Das ist zuviel! E l i s a b e t h (höhnisch lachend). Jetzt zeigt Ihr Euer wahres Gesicht, bis jetzt war's nur die Larve. M a r i a (von Zorn glühend, doch mit einer edeln Würde). Ich habe menschlich, jugendlich gefehlt, Die Macht verführte mich, ich hab es nicht Verheimlicht und verborgen, falschen Schein Hab ich verschmäht mit königlichem Freimut. Das Ärgste weiß die Welt von mir, und ich Kann sagen, ich bin besser als mein Ruf. Weh Euch, wenn sie von Euren Taten einst Den Ehrenmantel zieht, womit Ihr gleißend Die wilde Glut verstohlner Lüste deckt. Nicht Ehrbarkeit habt Ihr von Eurer Mutter Geerbt: man weiß, um welcher Tugend willen Anna von Boleyn das Schafott bestiegen. S h r e w s b u r y (tritt zwischen beide Königinnen). O Gott des Himmels! Muß es dahin kommen! Ist das die Mäßigung, die Unterwerfung, Lady Maria? M a r i a. Mäßigung! Ich habe Ertragen, was ein Mensch ertragen kann. Fahr hin, lammherzige Gelassenheit, Zum Himmel fliehe, leidende Geduld, Spreng endlich deine Bande, tritt hervor Aus deiner Höhle, langverhaltner Groll - Und du, der dem gereizten Basilisk Den Mordblick gab, leg auf die Zunge mir Den gift'gen Pfeil - S h r e w s b u r y. O sie ist außer sich! Verzeih der Rasenden, der schwer Gereizten! (Elisabeth, für Zorn sprachlos, schießt wütende Blicke auf Marien.) (...) Friedrich Schiller: Maria Stuart. Stuttgart 1990, S. 73-79. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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« Die mich zu Euren Füßen niederstürzen –Um dieser fremden Zeugen willen, ehrtIn mir Euch selbst, entweihet, schändet nichtDas Blut der Tudor, das in meinen AdernWie in den Euren fließt – O Gott im Himmel!Steht nicht da, schroff und unzugänglich, wieDie Felsenklippe, die der StrandendeVergeblich ringend zu erfassen strebt.Mein Alles hängt, mein Leben, mein GeschickAn meiner Worte, meiner Tränen Kraft:Löst mir das Herz, daß ich das Eure rühre! Wenn Ihr mich anschaut mit dem Eisesblick,Schließt sich das Herz mir schaudernd zu, der StromDer Tränen stockt, und kaltes Grausen fesseltDie Flehensworte mir im Busen an. E l i s a b e t h (kalt und streng) . Was habt Ihr mir zu sagen, Lady Stuart?Ihr habt mich sprechen wollen.

Ich vergesseDie Königin, die schwer beleidigte,Die fromme Pflicht der Schwester zu erfüllen,Und meines Anblicks Trost gewähr ich Euch.Dem Trieb der Großmut folg ich, setze michGerechtem Tadel aus, daß ich so weitHeruntersteige – denn Ihr wißt,Daß Ihr mich habt ermorden lassen wollen. M a r i a.Womit soll ich den Anfang machen, wieDie Worte klüglich stellen, daß sie EuchDas Herz ergreifen, aber nicht verletzen!O Gott, gib meiner Rede Kraft und nimmIhr jeden Stachel, der verwunden könnte!Kann ich doch für mich selbst nicht sprechen, ohne EuchSchwer zu verklagen, und das will ich nicht.– Ihr habt an mir gehandelt, wie nicht recht ist,Denn ich bin eine Königin wie Ihr,Und Ihr habt als Gefangne mich gehalten;Ich kam zu Euch als eine Bittende,Und Ihr, des Gastrechts heilige Gesetze,Der Völker heilig Recht in mir verhöhnend,Schloßt mich in Kerkermauern ein, die Freunde,Die Diener werden grausam mir entrissen,Unwürd’gem Mangel werd ich preisgegeben,Man stellt mich vor ein schimpfliches Gericht –Nichts mehr davon! Ein ewiges VergessenBedecke, was ich Grausames erlitt.– Seht! Ich will alles eine Schickung nennen:Ihr seid nicht schuldig, ich bin auch nicht schuldig, Ein böser Geist stieg aus dem Abgrund auf,Den Haß in unsern Herzen zu entzünden,Der unsre zarte Jugend schon entzweit.Er wuchs mit uns, und böse Menschen fachtenDer unglücksel’gen Flamme Atem zu.Wahnsinn’ge Eiferer bewaffnetenMit Schwert und Dolch die unberufne Hand –Das ist das Fluchgeschick der Könige,Daß sie, entzweit, die Welt in Haß zerreißenUnd jeder Zwietracht Furien entfesseln.– Jetzt ist kein fremder Mund mehr zwischen uns,(nähert sich ihr zutraulich und mit schmeichelndem Ton) Wir stehn einander selbst nun gegenüber. Jetzt, Schwester, redet! Nennt mir meine Schuld,Ich will Euch völliges Genügen leisten.Ach, daß Ihr damals mir Gehör geschenkt,Als ich so dringend Euer Auge suchte!Es wäre nie so weit gekommen, nichtAn diesem traur’gen Ort geschähe jetztDie unglückselig traurige Begegnung. E l i s a b e t h.

Mein guter Stern bewahrte mich davor,Die Natter an den Busen mir zu legen.– Nicht die Geschicke, Euer schwarzes HerzKlagt an, die wilde Ehrsucht Eures Hauses.Nichts Feindliches war zwischen uns geschehn,Da kündigte mir Euer Ohm, der stolze,Herrschwüt’ge Priester, der die freche HandNach allen Kronen streckt, die Fehde an,Betörte Euch, mein Wappen anzunehmen,Euch meine Königstitel zuzueignen,Auf Tod und Leben in den Kampf mit mirZu gehn – Wen rief er gegen mich nicht auf?. »

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