Französischer Film.
Publié le 20/06/2013
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Der Krieg und die Besetzung Frankreichs durch Deutschland veränderten die Lage grundlegend.
Eine Reihe Filmschaffender verließ 1940 das Land, darunter auch René Clair,Jean Renoir und Julien Duvivier.
Nachdem es der deutschen Besatzungsmacht nicht gelungen war, dem französischen Publikum deutsche Filme zu oktroyieren, wurde mitder gleichgeschalteten Produktionsfirma Continental die französische Produktion wieder angekurbelt.
Einigen wenigen Regisseuren gelang es, die individuelle Handschriftdes französischen Films zu tradieren: Jean Grémillon schuf Lumière d’été (1942; Wetterleuchten ) und Le ciel est à vous (1943; Sprung in die Wolken ), Henri-Georges Clouzot den psychologischen Kriminalfilm Le Corbeau (1943; Der Rabe ).
Marcel Carné und Jacques Prévert drehten in den Jahren von 1943 bis 1945 ihr Meisterwerk Les Enfants du paradis (1945; Kinder des Olymp, mit Arletty), eines der reifsten und schönsten Werke der französischen Filmkunst, das die Brücke schlägt vom Poetischen Realismus der Vorkriegszeit zum künstlerischen Neubeginn nach dem Krieg.
In der Nachkriegszeit nahm Frankreich unter den Filme exportierenden Ländern nach den USA die zweite Stelle ein.
Die zurückgekehrten Emigranten knüpften mit ihrenneuen Filmen an die früheren Erfolge an, René Clair mit Le silence est d’or (1946/47; Schweigen ist Gold ) und Julien Duvivier mit Panique (1946; Panik ).
Zu den wichtigsten neuen Regisseuren, die sich in der Folge etablierten, zählten Robert Bresson, Jacques Tati, Max Ophüls, André Cayatte, Jean-Pierre Melville und René Clément.
Bressonsumfangreiches Filmschaffen zeichnet sich von seinen frühen Filmen wie Les Dames du Bois de Boulogne (1944/45; Die Damen vom Bois de Boulogne ) bis zum Spätwerk Le Procès de Jeanne d’Arc (1961; Der Prozess der Jeanne d’Arc ) durch besondere stilistische Geschlossenheit aus.
Jean-Pierre Melville orientierte sich mit seinen stilisierten Polizeifilmen, u.
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Le Samouraï (1967; Der eiskalte Engel ) und Un flic (1972; Der Chef ) am amerikanischen Film Noir.
Schon der Debütfilm Jour de fête (1949; Tatis Schützenfest ) von Jacques Tati besitzt die ihm eigene skurril-poetische Komik, die mit ihren lose aneinander gereihten Gags an die Stummfilmkomik erinnert.
In Les Vacances de Monsieur Hulot (1953; Die Ferien des Monsieur Hulot ) brachte der Regisseur seine weltberühmte komische Gestalt des Monsieur Hulot zum ersten Mal auf die Leinwand.
4 NEUE ENTWICKLUNGEN AB 1960
Von 1960 bis in die neunziger Jahre war Frankreich qualitativ und quantitativ führend im europäischen Filmgeschäft.
Dieser Spitzenplatz verdankte sich der ausgezeichnetenInfrastruktur und dem lebhaften Publikumsinteresse, nicht zuletzt aber auch der umfassenden staatlichen Unterstützung von Produktion bis Verleih durch das CentreNational de la Cinématographie (CNC) und durch steuerbegünstigte Finanzierungsmodelle.
Einen Wendepunkt nicht nur für den französischen Film markiert das Auftreten einer Gruppe jüngerer Regisseure, die Ende der fünfziger Jahre auf sich aufmerksammachten, u.
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durch Les Quatre cents coups (1959; Sie küßten und sie schlugen ihn ) von François Truffaut, Hiroshima mon amour (1959; Hiroshima, mon amour ) von Alain Resnais und À bout de souffle (1959; Außer Atem ) von Jean-Luc Godard.
Drei Jahre zuvor hatte der 28-jährige Roger Vadim mit dem Sensationserfolg Et Dieu créa la femme (1956; Und ewig lockt das Weib ) den Weg für die junge Generation geebnet und der Schauspielerin Brigitte Bardot zum Durchbuch verholfen.
Die Nouvelle Vague, wie die neue Strömung genannt wurde, charakterisierte die produktiven nächsten zehn Jahre des französischen Spielfilms.
Die Arbeit der jungenRegisseure brach auf unterschiedlichste Weise mit den bislang gültigen Konventionen.
Sie verzichteten auf ausformulierte Drehbücher und arbeiteten mit abruptenSchnitten, eigenwilliger Kameraführung, bewusst unprofessioneller Studiobeleuchtung und Aufnahmen vor Ort; dazu kamen eine lebensnahe Offenheit der Handlung und einfreier Umgang mit dem Thema Sexualität.
Ermöglicht wurde die flexible Arbeit durch die Verwendung der handlichen 35-Millimeter-Cameflex-Kamera, die seit dem Jahr1948 von der Firma Éclair hergestellt wurde.
Auf dem Gebiet des Dokumentarfilms wurden ähnliche Experimente von Chris Marker und dem Ethnologen Jean Rouch mit denlautlosen, leichtgewichtigen 16-Millimeter-Kameras unternommen (Cinéma-vérité).
Viele dieser Entwicklungen wurden von dem experimentierfreudigen Produzenten Pierre Braunberger unterstützt.
Er hatte zuvor einige wichtige Kurzfilme von Alain Resnaisproduziert, der 1959 ebenso wie Georges Franju zum Erzählkino überwechselte, u.
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mit L’Année dernière à Marienbad (1961; Letztes Jahr in Marienbad ), La guerre est finie (1966; Der Krieg ist vorbei ) und Mon oncle d’Amérique (1979; Mein Onkel aus Amerika ).
Wichtige Persönlichkeiten, die im weiteren Sinn der Nouvelle Vague zugerechnet werden, waren Claude Chabrol, der sich später mit einer Reihe von Psychothrillern und Kriminalfilmen dem Unterhaltungskino annäherte, u.
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mit Le Beau Serge (1958; Die Enttäuschten ), La Femme infidèle (1968; Die untreue Frau ) und Les Noces rouges (1972; Bluthochzeit ), Éric Rohmer, Jacques Rivette, Agnès Varda und ihr Ehemann Jacques Demy sowie Louis Malle.
Der künstlerisch anspruchsvolle Film dieses Zeitraums erreichte in dem Spätwerk des Exilspaniers Luis Buñuel, das sichkonventioneller Moral ebenso wie narrativer Logik widersetzt, einen besonderen Höhepunkt, u.
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drehte er Belle de jour (1967; Belle de Jour ), Le Charme discret de la bourgeoisie (1972; Der diskrete Charme der Bourgeoisie ) und Cet obscur objet du désir (1977; Dieses obskure Objekt der Begierde ).
Neben dem Autorenfilm beschickte die französische Filmindustrie den internationalen Markt mit einem breit gefächerten Angebot aus allen Genres.
Erfolgreich waren diebissigen Filmsatiren von Jean-Pierre Mocky, die leichten Komödien von Philippe de Broca oder Michel Deville, sensible Liebesfilme wie Un homme et une femme (1965; Ein Mann und eine Frau ) von Claude Lelouch oder Les Choses de la vie (1969; Die Dinge des Lebens ) von Claude Sautet und die Politthriller von Constantin Costa-Gavras wie L’Aveu (1970; Das Geständnis ).
Kassenschlager waren die zahlreichen Filme mit Louis de Funès, u.
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La Grande vadrouillle (1966; Drei Bruchpiloten in Paris, Regie Gérard Oury) und Hibernatus (1968; Onkel Paul, die große Pflaume, Regie Edouard Molinaro).
5 DER ZEITGENÖSSISCHE FRANZÖSISCHE FILM
Der französische Film ist heute zwar immer noch ein wichtiger Faktor der internationalen Szene, hat aber seine Führungsrolle innerhalb Europas eingebüßt, da es nebendem Trend zu internationaler Koproduktion eine in allen Filmnationen zu beobachtende Aufspaltung in „Mainstream-Kino” und „Low-Budget-Filme” gibt.
Das Fernsehenwurde in den letzten Jahrzehnten zu einem der wichtigsten Geldgeber auch für die französische Filmindustrie.
Anfang der neunziger Jahre wurde für Großproduktionen einneues Steuererleichterungsmodell eingeführt, das die Zahl teurer Projekte ansteigen ließ.
Eine Verkaufssteuer auf Videokassetten stockte den staatlichen Filmhilfefondsweiter auf.
Während der GATT-Verhandlungen 1993 kämpfte die konservative französische Regierung für einen höheren Marktanteil des europäischen Films gegenüber denHollywood-Produktionen.
Der Mai 1968 zog eine große Anzahl politischer Filme nach sich; der gesamtgesellschaftliche kulturelle Umbruch der sexuellen Revolution, verarbeitet in Filmen von JeanEustache und André Téchiné, fand im Kino ebenso seinen Ausdruck wie feministisches und antirassistisches Engagement, z.
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bei Yves Boisset, Jacques Doillon, MauricePialat, und Bertrand Tavernier.
In den achtziger Jahren traten mit Jean-Jacques Beineix u.
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mit 37.2° au matin (1985; Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen ), Luc Besson mit Nikita (1990; Nikita ) und Léos Carax mit Mauvais sang (1985; Die Nacht ist jung ) oder Les amants du Pont-Neuf (1990; Die Liebenden von Pont-Neuf ) die Regisseure der Postmoderne auf den Plan, die bewusst Einflüsse der Werbefilmästhetik und der Videoclips aufnahmen (Cinéma du look).
Jean-Marie Poiré gelang mit seiner Komödie Les Visiteurs (1992; Die Besucher ) der an der Kinokasse erfolgreichste französische Film.
Daneben blieben einige Größen der sechziger Jahre produktiv, wie Jacques Rivette mit seinem größten Publikumserfolg La belle noiseuse – Divertimento (1991; Die schöne Querulantin ) oder Claude Chabrol mit La Cérémonie (1995; Biester ).
Im jüngeren französischen Film bilden die multikulturellen Filme des Cinéma beur eine eigene Gruppe, z.
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Mehdi Charef mit Le Thé au harem d’Archimède (1986; Tee im Harem des Archimedes ), Rachid Bouchareb mit Cheb (1990; Cheb – Flucht aus Afrika ) und Claire Denis mit J’ai pas sommeil (1994; Ich kann nicht schlafen ).
Filme von Regisseurinnen widmen sich heute nur mehr in Einzelfällen dem radikalen Feminismus, u.
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Nelly Kaplans La Fiancée du pirate (1969; Moneten für’s Kätzchen ), sondern finden sich in allen Genres des Spielfilms.
Besonders erfolgreich war Coline Serreau mit 3 hommes et un couffin (1985; Drei Männer und ein Baby ); Aufsehen erregte auch Pascale Ferran mit der D.-H.-Lawrence-Literaturverfilmung Lady Chatterley (2006; Lady Chatterley ), die 2007 mit fünf Césars ausgezeichnet wurde, u.
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als bester Film. Das günstige kreative Umfeld und die attraktiven Produktionsbedingungen in Frankreich bewegten viele politische Exilanten, in Frankreich Filme zu drehen, neben LuisBuñuel sind insbesondere Andrzej Wajda, Chantal Akerman oder Agnieszka Holland zu nennen.
Der Trend zur Internationalisierung des europäischen Films nahm in den letzten Jahrzehnten immer stärker zu.
Mit Blick auf ein internationales Publikum produzierte Filmeweisen eine geschickt zusammengestellte Starbesetzung auf, z.
B.
die italienisch-französische Koproduktion L’ultimo tango a Parigi (1972; Der letzte Tango in Paris, Regie Bernardo Bertolucci, mit Marlon Brando und Maria Schneider), die französisch-australisch-neuseeländische Koproduktion The Piano (1993; Das Piano, Regie Jane Campion),.
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