Euro. 1 EINLEITUNG Euro (Symbol EUR), gemeinsame Währung der Staaten der Europäischen Union (EU), die im Vertrag von Maastricht 1991 vereinbart, 1999 als Buchgeld und ab 2002 in einer Reihe von EU-Staaten als allein gültige Währung eingeführt wurde. 2 GESTALTUNG DER BANKNOTEN UND MÜNZEN Die Bezeichnung ,,Euro" wurde vom Europäischen Rat im Dezember 1995 in Madrid beschlossen, da der Vertrag von Maastricht noch keinen Namen für die einheitliche Währung festgelegt hatte. Die Auswahl der Banknotenmotive erfolgte durch die Staats- und Regierungschefs im Dezember 1996 in Dublin, die der Münzen im Sommer 1997. Die vom Österreicher Robert Kalina entworfenen Eurobanknoten sind für alle Teilnehmerländer einheitlich gestaltet und besitzen keine nationalen Merkmale und Symbole. Sie werden von der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt/Main zu 5, 10, 20, 50, 100, 200 und 500 Euro ausgegeben und weisen als Ausdruck für Offenheit auf ihren Vorderseiten Fenster und Tore, als Ausdruck der Völkerverbindung auf ihren Rückseiten Brücken in jeweils unterschiedlichen Baustilen (Klassik, Romanik, Gotik, Renaissance, Barock und Rokoko, Eisen- und Glasarchitektur, moderne Architektur des 20. Jahrhunderts) auf. Bei den Abbildungen auf den Banknoten handelt es sich um rein symbolhafte Darstellungen, nicht um die Wiedergabe existierender Bauten. Diese Darstellungsform wurde gewählt, um keinen Eurostaat gegenüber anderen zu benachteiligen. Die 5-Euro-Banknote wurde der Klassik gewidmet, der Hochkultur der griechisch-römischen Antike. Für die 10-Euro-Banknote wurde als Stilepoche die Romanik gewählt, für die 20-Euro-Banknote die Gotik und für die 50-Euro-Banknote die Renaissance. Barock und Rokoko sind das Thema der 100-Euro-Banknote, die 200Euro-Banknote spiegelt die Eisen- und Glasarchitektur des 19. Jahrhunderts wider, und die 500-Euro-Banknote schließlich greift die moderne Architektur des 20. Jahrhunderts auf. Die von den Regierungen der beteiligten Staaten ausgegebenen Münzen sind nur auf ihren Vorderseiten einheitlich gestaltet, während die Rückseiten nationale Motive tragen. Alle Münzen, gleich welchen Herkunftslandes, gelten im gesamten Euroraum. Die vom belgischen Banknotendesigner Luc Luycx erarbeiteten Vorderseiten zeigen neben dem jeweiligen Münzwert (1, 2, 5, 10, 20, 50 Cent, 1 und 2 Euro) Landkarten der Europäischen Union in verschiedenen Formen, umrahmt von den zwölf Sternen, darunter ,,Europa in der Relation zur Welt" (1, 2, 5 Cent), ,,die Union als Gruppe individueller Nationen" (10, 20, 50 Cent) und ,,Europa ohne Grenzen" (1 und 2 Euro). Die Rückseiten der Münzen wurden jeweils von den beteiligten Ländern entworfen. Hierbei kam es zu ganz unterschiedlichen Lösungen: Einige Staaten, wie Griechenland, statteten jede der Münzen mit einem anderen Motiv aus. Andere Staaten, z. B. Irland, verwendeten nur ein Motiv für alle nationalen Rückseiten. Deutschland entschied sich für einen Mittelweg, und zwar für drei verschiedene Motive: Die 1-, 2- und 5-Eurocent-Stücke bilden auf den nationalen Rückseiten Eichenlaub ab, ein Motiv, das von den Pfennigstücken übernommen wurde, was insbesondere die Kontinuität der Währung verdeutlichen soll. Eiche und Eichenblätter haben in Deutschland eine lange Tradition auf Geldstücken. Schon auf preußischen Talern ab 1809 ist ein Eichenkranz zu sehen. Die nationalen Rückseiten der 10-, 20- und 50-Eurocent-Stücke zeigen das Brandenburger Tor, das Wahrzeichen Berlins, und auf den 1- und 2-Euro-Münzen ist der Bundesadler abgebildet. In Österreich trägt jede Euromünze ein eigenes Motiv. Die Rückseiten der 1-, 2- und 5-Eurocent-Geldstücke schmücken Pflanzendarstellungen, und zwar Enzian, Edelweiß und Primel. Auf den 10-, 20- und 50-Eurocent-Münzen sind Bauwerke zu sehen. Die 10-Eurocent-Münze zeigt den Stephansdom in Wien, die 20-Eurocent-Münze Schloss Belvedere, ein Musterbeispiel barocker Architektur, das zudem die staatliche Souveränität Österreichs symbolisiert, denn hier wurde 1955 der Österreichische Staatsvertrag unterzeichnet. Auf der 50-Eurocent-Münze ist das Gebäude der Wiener Secession abgebildet. Es steht als Symbol für die Geburt des Jugendstils in Österreich. Zwei bedeutende Persönlichkeiten sind dann auf den österreichischen 1- und 2-Euro-Münzen zu sehen. Das 1-Euro-Geldstück zeigt Wolfgang Amadeus Mozart, die 2-Euro-Münze die Schriftstellerin und Friedensnobelpreisträgerin Bertha Freifrau von Suttner. 3 DIE EINFÜHRUNG DES EURO Die Einführung des Euro - zunächst als ,,Buchgeld" - erfolgte mit Wirkung zum 1. Januar 1999, und zwar nur in den Ländern, die die im Vertrag festgelegten Kriterien erfüllten (siehe Europäische Wirtschafts- und Währungsunion). Die ersten Euroländer waren Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien. Die Einführung von Euromünzen und -scheinen fand planmäßig am 1. Januar 2002 statt. In einer (freiwilligen) Übergangsphase nahm der Einzelhandel nationale Währungen noch bis Ende Februar 2002 an, Banken tauschten kostenlos in Euro um. Seit dem 1. Juli 2002 ist in der Eurozone nur noch der Euro als Zahlungsmittel zulässig. In der Bundesrepublik ist der Umtausch alter DM-Bestände bei den Zweigstellen der Deutschen Bundesbank kostenlos und zeitlich unbefristet möglich. Die endgültigen Umtauschkurse zum Euro in den ersten Euroländern setzten die EU-Finanzminister in Brüssel am 31. Dezember 1998 fest. Danach entspricht z. B. 1 Euro 1,95583 DM bzw. 13,7603 Österreichischen Schilling. Die bisherige europäische Kunstwährung ECU, an der sich 13 EU-Länder bzw. Währungen beteiligt hatten, wurde 1:1 in den Euro übernommen. Die Umrechnungsmethode bezog sich auf die EWS-Kurse. Damit waren die Umtauschkurse zum Euro und der verschiedenen Währungen untereinander festgelegt, auch wenn der Handel bis Dezember 1998 noch davon abwich. 2001 führte auch Griechenland (zunächst als Buchgeld) den Euro ein; die übrigen drei der 15 ,,alten" EU-Mitglieder - Großbritannien, Dänemark und Schweden - lehnten die Einführung des Euro vorerst ab. Als erstes der neuen EU-Mitglieder trat 2007 Slowenien der Eurozone bei; 2008 folgten Malta und Zypern. 4 DISKUSSION ÜBER DEN EURO Die Argumente für den Euro sind auf den ersten Blick einfach und klar: 1. Die Globalisierung der Wirtschaft fordere notwendig eine Geldpolitik, die über die überkommenen nationalen Grenzen hinausblickt. Eine gesamteuropäische Währung sei eher in der Lage, den neuen Herausforderungen zu begegnen. 2. Die Vereinheitlichung Europas sei so weit fortgeschritten, dass sich eine gemeinsame Währung als Konsequenz aus ihr ergäbe. Gleichzeitig sei der Euro ein Katalysator für die Vervollständigung der europäischen Einheit. 3. Der Euro räume ein für alle Mal mit den Währungsungleichgewichten und Wechselkursrisiken in Europa auf. Trotz dieser einleuchtenden Strategie wurde die politische Diskussion in den letzten Jahren von den so genannten Euroskeptikern beherrscht, zu denen zumindest im Vorfeld auch Mitglieder der Deutschen Bundesbank gehörten. Ansonsten reicht das Spektrum der Kritiker von seriösen Wirtschaftsforschern bis zu eher obskuren DM-Nationalisten; zudem sind einige EU-Länder (Großbritannien, Dänemark) dem Pakt nicht beigetreten. Ihre Argumente - die durch den Euroverfall neue Nahrung bekamen - sind grob zusammengefasst folgende: 1. Schon im Vorfeld behaupteten die Skeptiker, dass die Konvergenzkriterien des Maastrichtvertrages (Preisstabilität, Haushaltsdisziplin, Zinsstabilität, Wechselkursbandbreite) nicht erfüllbar seien; im Nachhinein wurde konstatiert, die Tatsachen seien zurechtgebogen worden. Vor allem die staatliche Verschuldung wurde als Mangel angesehen, aber auch grundsätzliche Entwicklungsunterschiede der beteiligten Staaten ins Feld geführt. 2. Manche Kritiker vertraten auch die Ansicht, dass die Konvergenzkriterien teilweise vollkommen willkürlich festgelegt worden seien; insbesondere die 60-Prozent- Haushaltsdefizit-Marke und die 3-Prozent-Marke für die Neuverschuldung. Hieraus ergab sich die Diskussion, ob diese Marken exakt erreicht werden müssten oder ob eine Annäherung an diese Marken ausreichend sei. 3. Vor allem von deutscher Seite wurde am Anfang die Befürchtung ausgesprochen, der Euro würde eine weiche Währung, die Europäische Zentralbank sei nicht in der Lage, die straffen Kriterien der Deutschen Bundesbank weiterhin durchzusetzen, und daher angemahnt, es herrsche keine gemeinsame Stabilitätskultur. In anderen Ländern wurden die Ängste vor einer deutschen Vorherrschaft geschürt. 4. Vielfach wurde moniert, das politische Fundament für eine gemeinsame Währung sei noch nicht vorhanden. In diesem Zusammenhang wurde in einzelnen Ländern (z. B. Dänemark) die Befürchtung geäußert, existierende Systeme der sozialen Absicherung würden von einer Zentralbürokratie, die ihren Blick nur auf globale Konkurrenzfähigkeit richte, verwässert; demokratische Entscheidungsinstanzen, vor allem die Parlamente, könnten von rein ökonomisch orientierten Institutionen umgangen werden. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.