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Entwaldung - geographie.

Publié le 07/06/2013

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Entwaldung - geographie. 1 EINLEITUNG Entwaldung, großräumige Vernichtung des Waldes zugunsten einer anderen Landnutzungsform. Jährlich werden durch die Entwaldung weltweit etwa 17 Millionen Hektar Wald vernichtet, was einem größeren Gebiet als England, Wales und Nordirland zusammengenommen entspricht. Zwischen 1980 und 1990 belief sich die jährliche Entwaldungsrate (auf die jeweilige Waldfläche bezogen) in Asien und im pazifischen Raum auf 1,2 Prozent, in Lateinamerika auf 0,8 Prozent und in Afrika auf 0,7 Prozent. Der Umfang der Waldflächen in Europa und Nordamerika dagegen ist insgesamt gesehen relativ stabil, obwohl auf lokaler Ebene ebenfalls hohe Waldvernichtungsraten festgestellt werden können. Von der eigentlichen Entwaldung sollte die Walddegradation (lateinisch degradare: herabsetzen, herabstufen) unterschieden werden, die eine Verminderung der Waldqualität darstellt. Darunter versteht man das allmähliche Auflösen eines natürlichen Waldes zugunsten anderer Waldformen sowie auch eine zunehmende Auflichtung einer ursprünglich dichten Waldbedeckung. Dies betrifft etwa den Großteil aller angepflanzten Wälder, die man im Unterschied zu diesen auch als Forste bezeichnet; meist pflanzt man nach dem Abholzen in den Waldgebieten schnell wachsende oder besonders gewinnbringende Arten, die häufig nicht heimisch sind oder nicht in diesem Anteil in den natürlichen Wäldern des Gebiets vorkommen. Die meisten Wälder in Mitteleuropa waren z. B. ursprünglich in Tieflagen von Eichen und in den mittleren Lagen von Buchen dominiert, während man seit mehreren Jahrzehnten dort stattdessen Fichten anpflanzt; diese sind zwar wüchsiger, doch häufig auch anfälliger gegen verschiedene Umwelteinflüsse. Auch die Artenzusammensetzung - in Forsten meist Monokulturen einer Baumart -und die unterschiedliche Struktur eines gewachsenen Waldes und eines gepflanzten Forstes zählen zur Degradierung. Während in einem natürlichen Wald meist eine Schichtung auftritt (es wachsen Bäume und Sträucher unterschiedlicher Höhe gemischt nebeneinander), sind Forste aufgrund der Pflanzung zu einem bestimmten Zeitpunkt überwiegend durch gleichaltrige Bestände charakterisiert. Beide Faktoren haben starke Veränderungen in der Zusammensetzung der Tier- und Pflanzenwelt solcher Forste zur Folge. Die Prozesse der eigentlichen Waldvernichtung und der Walddegradation hängen eng miteinander zusammen und verursachen gemeinsam eine Reihe verschiedener Probleme: Sie verursachen eine Erosion und Degradierung des Bodens; eine Destabilisierung des Wasserhaushalts, deren Folgen Überschwemmungen (siehe Hochwasserbekämpfung) und Dürren sind; eine Minderung der biologischen Vielfalt (Biodiversität) und der Vielfalt an Lebenräumen; einen Verlust an Wissen über den Wald an sich und die darin lebenden Organismen sowie alle damit zusammenhängenden Phänomene; dieses Wissen ist insbesondere bei vielen Naturvölkern der Tropen und Subtropen teilweise äußerst fundiert und etwa zum Auffinden von Arznei- oder Nutzpflanzen, die auch außerhalb der Tropen nützlich sein könnten, unentbehrlich. Insgesamt beeinträchtigt die Entwaldung das Leben von 200 bis 500 Millionen Menschen, die vom Wald als Nahrungs-, Rohstoff- und Brennstoffquelle sowie als Lebensraum abhängig sind. Weiterhin trägt die Entwaldung zu regionalen und globalen Klimaverschiebungen bei, deren tatsächliches Ausmaß jedoch noch unklar ist. Schließlich speichern Wälder große Mengen an Kohlenstoff, die bei der Waldvernichtung (besonders bei der Brandrodung) als Kohlendioxid in die Atmosphäre entweichen und dadurch zum Problem der globalen Erwärmung mit ihren vielen, weit reichenden Nebeneffekten beitragen. 2 GESCHICHTE UND REGIONALE UNTERSCHIEDE DER ENTWALDUNG Während heutzutage die Entwaldung als weit reichendes Umweltproblem anerkannt ist, betrachtete man sie früher als normalen Vorgang, der die Entwicklung eines Staates oder allgemein die Ausbreitung der Zivilisation begleitete. Man kann dies sowie die weit reichenden Folgen etwa bei den Kulturen des Mittelmeerraumes feststellen, insbesondere bei den alten Griechen und Römern. Sie holzten teilweise riesige Waldflächen zum Bau ihrer Schiffsflotten, zur Konstruktion von Brücken und für andere Bauzwecke ab. Aufgrund der herrschenden Klimaverhältnisse konnte sich der Wald nur sehr langsam regenerieren, und es entwickelte sich - verstärkt durch die einsetzende Beweidung durch Schafe und Ziegen - eine Vegetation aus immergrünen Sträuchern und niedrigen Bäumen, die so genannte Macchie (siehe Steppe), die man meist als ganz natürlich für dieses Gebiet ansieht. Der Wald galt dabei häufig als zivilisationsfeindlich und entwicklungshemmend, so etwa beim Vordringen der Römer nach Norden zu den Germanen, die ,,in Wäldern hausten". In den gemäßigten Breiten hing die Entwicklung und Ausbreitung der Landwirtschaft direkt von der Entwaldung ab, da erst dadurch die Flächen entstanden, auf denen überhaupt Landwirtschaft betrieben werden konnte. In anderen Regionen, die natürlicherweise nicht (fast) vollständig von Wald bedeckt sind, war dies anders, doch wurden auch dort bereits seit langem Waldflächen gerodet, um die Anbauflächen zu vergrößern. Der größte Teil von Englands Waldfläche wurde z. B. um 1350 abgeholzt. Auf dem europäischen Kontinent geschah dies schon etwas früher, doch gab es größere regionale Unterschiede, die mit der jeweiligen geschichtlichen Entwicklung zusammenhängen. Eine weitere Phase starker Waldvernichtungen gab es im 18. und 19. Jahrhundert, als in Europa und Nordamerika der Bedarf an freien Flächen wuchs, bedingt durch das Wachstum der Städte und später die beginnende Industrialisierung. Der Wald lieferte dazu Bau-, Heiz- und Brennmaterial. Letzteres war auch der entscheidende Grund für den Erfolg mancher Industriezweige wie etwa der Glasherstellung, die entscheidend vom Holz als Brennstoff abhingen. Ähnliches gilt für die Erzgewinnung und -verhüttung. Holz lieferte auch hier das Brennmaterial, was z. B. in Zentralspanien im ausgehenden Mittelalter zur fast völligen Abholzung großer Flächen und damit zum heutigen Landschaftsbild führte. Aufgrund der Produktivitätssteigerung in der Landwirtschaft konnte andererseits teilweise die Waldfläche auch wieder zunehmen; sie stieg etwa in Großbritannien von fünf Prozent um 1900 bis auf etwa zehn Prozent der Landfläche in den neunziger Jahren. Am gravierendsten sind die Folgen der Entwaldung in den Tropen (siehe Regenwald). Obwohl der Wald dort äußerst üppig erscheint, stockt er überwiegend auf einem sehr nährstoffarmen Boden; ermöglicht wird er vielmehr dadurch, dass die Nährstoffe in dem Wald selbst zirkulieren und aufgrund eines fast geschlossenen Kreislaufes kaum Nährstoffverluste auftreten. Wird der Wald entfernt, so kommt es aufgrund der hohen Niederschläge in den Tropen zu einer raschen Auswaschung der Nährstoffe und massiver Bodenerosion. Die ohnehin langsame Neubildung des Bodens wird dadurch verhindert und der neue Pflanzenbewuchs, der sich auf solchen Flächen einstellt, unterscheidet sich daher grundlegend von demjenigen zuvor. Dennoch ging die Kolonialpolitik von der falschen Annahme aus, dass sich die tropischen Böden für lukrative Plantagen von Exportfrüchten und für die Rinderhaltung eigneten. Die weit reichenden Folgen - von Bodenverschlechterung bis zur Etablierung einseitiger wirtschaftlicher Abhängigkeiten - hat die lokale Bevölkerung heute zu tragen. Seit 1950 nimmt die Abholzung in den Tropen aus verschiedenen Gründen dramatisch zu. Zum einen standen nun schwere Maschinen zur Verfügung, die die Rodung von Hand ersetzten und daher die Abholzung stark beschleunigten; zum anderen nahm aber auch das Interesse an dem aufgrund der niedrigen Arbeitslöhne billigen Tropenholz weltweit zu. Das Holz wird dabei nicht nur als Edelholz für wertvolle Möbel oder ähnliche Zwecke genutzt, sondern auch für einfache Verpackungszwecke, obwohl dazu auch schnell wachsendes Holz aus den gemäßigten Breiten verwendet werden könnte, dessen Nutzung weitaus weniger dramatische ökologische Konsequenzen hätte. Auch das starke Wachstum der Weltbevölkerung hat erheblich zur Zunahme der Waldabholzung und -degradierung seit dieser Zeit beigetragen. Neben dem erhöhten Brennholzbedarf spielt dabei vor allem der Bevölkerungsdruck eine Rolle, der z. B. in Brasilien eine Erschließung des Amazonasgebiets mit dem Bau der Transamazônica zur Folge hatte. In jüngster Zeit hat sich die Abholzung in den Tropen nochmals dramatisch beschleunigt; in der Zeit von 1981 bis 1990 ist eine annähernde Verdoppelung der jährlichen Entwaldungsrate in 52 tropischen Ländern zu verzeichnen. Zwischen 1990 und 2000 nahm die weltweite Waldfläche jährlich im Mittel um rund neun Millionen Hektar ab. Den Ergebnissen einer von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erstellten Studie zufolge ist der Rückgang der Wälder in Afrika und Lateinamerika am stärksten. 3 ARTEN DER ENTWALDUNG Rodung zur Gewinnung von Landwirtschaftsflächen ist im gemäßigten Klimabereich weit verbreitet und war dort vor allem in historischer Zeit der Hauptgrund für den Verlust von Waldflächen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird dies vermehrt auch in den Tropen durchgeführt, doch ist aufgrund der unfruchtbaren Böden nur ein kurzfristiger Anbau möglich. Eine Ausnahme bilden einerseits Plantagen mit relativ anspruchslosen, tropischen Arten, etwa der Ölpalme (siehe Palmen) oder zur Kautschukgewinnung, sowie solche, die mit Hilfe so genannter Schattbäume in stockwerkartiger Form angelegt werden. Dabei wird eine Fläche nicht komplett gerodet, sondern man belässt einige größere Bäume, deren Krone das darunter liegende Gebiet beschattet. Dadurch werden die Sonneneinstrahlung und damit die Austrocknung des Bodens sowie weitere, negative Bodeneffekte gemindert, und ein ertragreicher, nachhaltiger (langfristig ohne Bodenermüdung) Anbau wird möglich. Die so genannte shifting cultivation (eine Form des Wanderfeldbaus) durch Kleinbauern war 1980 für 45 Prozent der Entwaldungen in Afrika und Südostasien verantwortlich und stellt auch im Amazonasgebiet eine der Hauptursachen der Entwaldung dar. Dabei roden die Bauern kleinere Waldflächen, meist durch Brandrodung, bebauen den freien Boden für einige Jahre - aufgrund der Nährstoffarmut tropischer Böden meist nur zwei bis drei Jahre lang - und ziehen nach der Erschöpfung des Bodens auf neue Waldflächen weiter, wo sie diesen Zyklus fortsetzen. Auf dem bebauten Boden ist der ursprüngliche Wald meist unwiederbringlich verloren, und es stellt sich eine ökologisch minderwertigere Vegetation aus Grasland und Gestrüpp oder so genanntem Sekundärwald ein (Wald aus raschwüchsigen Arten, die im Primärwald, dem ungestörten Regenwald, nicht oder kaum vorkommen). Das Ernten von Bauholz ist ein häufiger Grund für die Entwaldung in Südostasien, Zentralafrika und - bis etwa 1990 - auch in Westafrika. In subtropischen und tropischen Gebieten werden dabei fast immer mehr Bäume zerstört, als nachwachsen können. Dies hängt mit verschiedenen klimatischen und Bodenfaktoren zusammen, die z. B. eine grasreiche Vegetation (Steppe, Savanne) begünstigen und aufkommenden Baumwuchs verhindern oder erschweren. Anders sind die Bedingungen dagegen in den gemäßigten Klimaregionen. Hier kann sich der Baumbestand leichter regenerieren, auch wenn die Artenzusammensetzung eines neu aufgekommenen Waldes, etwa nach einem Kahlschlag, nicht mehr derjenigen des ursprünglichen Waldes entspricht. In der Bauholzproduktion im Nordwesten Nordamerikas, in Skandinavien und in Sibirien überlässt man daher das abgeholzte Gebiet häufig einer natürlichen Regeneration durch den Prozess der Sukzession ( siehe Ökologie). Auch dabei kommt es jedoch zu einer Degradierung und Erosion des Bodens, die aber im Vergleich zu den Tropen ungleich geringer bzw. kurzfristiger ausfällt. Am problematischsten ist die Bodenerosion in den Gebirgsregionen, wo es durch die steilen Hänge und stärkeren Niederschläge zu vermehrten Hangabrutschungen und Lawinen kommt. In solchen Regionen sowie je nach Tradition auch in Flachlandgebieten bevorzugt man deshalb eine Neupflanzung von Jungbäumen (oder die Aussaat). Die unterschiedliche ,,Tradition" wird dabei von der Gesetzgebung des jeweiligen Landes und den Ansichten des Landbesitzers bestimmt. Rodung zur Gewinnung von Weideflächen war in den siebziger und achtziger Jahren einer der Hauptgründe für die Entwaldung in Brasilien und Zentralamerika. Regierungsprogramme förderten dabei die Schaffung großer Viehfarmen. In den Trockenzonen Afrikas ist das regelmäßige Niederbrennen von Waldflächen zur Gewinnung oder Aufrechterhaltung von Weideflächen seit langem weit verbreitet. Rodung zur Gewinnung von Brennholz stellt vorwiegend ein Problem in den trockenen Zonen Afrikas, des Himalaya und der Andenregion dar. Rodung zur Anlage von Baumplantagen war in den letzten Jahrzehnten vor allem in Südostasien und Südamerika von großer Bedeutung. In den gemäßigten Breiten wird jedoch mehr und mehr der kulturelle und ökologische Verlust berücksichtigt, der damit einhergeht. Da Waldplantagen meist aus einer einzigen Baumart und aus Individuen ein und desselben Alters bestehen, ersetzen sie bei weitem nicht das Ökosystem des ursprünglichen Waldes, das sich durch eine breite Vielfalt der Flora und Fauna mit allen ihren Entwicklungsstufen auszeichnet. In den Wäldern der gemäßigten Breiten und borealen Nadelwäldern sowie in den gemäßigten Regenwäldern British Columbias, wo jährlich fast ein Prozent der kommerziell nutzbaren Waldfläche dieser Provinz gerodet wird, sind die Rodungsgesellschaften seit 1987 per Gesetz gezwungen, das gerodete Land innerhalb von fünf Jahren neu aufzuforsten. Dabei wird versucht, zumindest die ursprüngliche Vielfalt an Baumarten wieder herzustellen. Da die Wiederaufforstung dort jedoch erst seit Mitte der sechziger Jahre in größerem Maßstab durchgeführt wird, fordert die Provinzregierung, dass die Abholzung des altgewachsenen Waldes noch mindestens 50 Jahre fortgeführt werden müsse, bis die Bäume aus den Neupflanzungen alt genug sind, um genutzt zu werden und damit den Altbestand zu ersetzen. Durch diese Situation, die auch in weiten Teilen Nordamerikas und Europas herrscht, bleibt der Bestand an Waldgebieten zwar im Großen und Ganzen stabil, doch nimmt der Anteil relativ ungestörten, natürlichen Waldes stetig ab. Dieser Zusammenhang hat in jüngster Zeit wiederholt zu Konfrontationen geführt, so am Clayoquot Sound auf Vancouver Island, als 1993 mehr als 700 Demonstranten die Abholzung von Bäumen aus Urwaldbeständen verhindern wollten. Rodungen für Siedlungsprojekte und zur Ausbeutung von Bodenschätzen sind von lokaler und dort von unterschiedlich großer Bedeutung. Bis vor kurzem wurden dazu insbesondere in Indonesien und Brasilien verschiedene Umsiedlungsprojekte betrieben, wobei Menschen aus übervölkerten Gebieten in die Waldregionen verbracht wurden; dies führte jedoch zu vielfältigen und weit reichenden sozialen, kulturellen, ökologischen und auch wirtschaftlichen Problemen. Rodung für den Bau von Straßen und Staudämmen wirft prinzipiell ähnliche Probleme auf wie bei den Siedlungsprojekten. Oft arbeiten verschiedene Entwaldungsformen Hand in Hand, unterstützt und angetrieben von den wirtschaftlichen Interessen weniger, einflussreicher Einzelpersonen oder Organisationen. Der Straßenbau ermöglicht und begünstigt zugleich z. B. die Ausbeutung von Nutzholz, die landwirtschaftliche Nutzung des Waldes und auch die Verwertung von Brennholz. Über die Hälfte der weltweit gerodeten tropischen Urwaldflächen werden landwirtschaftlich genutzt. 4 HAUPTURSACHEN FÜR DIE ENTWALDUNG Entwaldung und Walddegradation sind eine Folge des Zusammenspiels von politischen, wirtschaftlichen und Machtinteressen verschiedener Institutionen. Der Wert und die Funktionen des Waldes insgesamt - als klimabestimmendes Ökosystem, als Lebensraum für verschiedenste Organismen, als Medium zum Schutz des Bodens, nicht zuletzt als wichtiger Erholungsfaktor - wird von den entscheidungstragenden Institutionen weltweit meist deutlich unterschätzt. Häufig bedingen fehlende rechtliche Bestimmungen und Normen, die den Besitz des Waldes und dessen Nutzung regeln, seine rücksichtslose Ausbeutung. In den Entwicklungsländern wird die lokale Bevölkerung oft aus Armut zur Abholzung gezwungen, was durch das rasante Bevölkerungswachstum speziell dieser Länder und speziell der armen Schichten noch erheblich verstärkt wird. Andererseits benützen die Regierungen mancher Länder die Entwaldung als Beweis für die Land,,verbesserung" und -erschließung, um dadurch in den Genuss neuer Kredite zu kommen, eine Entwicklung, die durch das mangelnde Bewusstsein der Geldgeber für die ökologischen und sozialen Folgeprobleme erst ermöglicht wird. 5 BEMÜHUNGEN ZUR KONTROLLE DER ENTWALDUNG Traditionell haben die genannten Probleme zwar zu Gesetzen und Verordnungen geführt, doch werden diese oft nicht streng genug gehandhabt oder durch einflussreiche Gruppen umgangen. In den tropischen Ländern hat man sich auf Hilfsprogramme konzentriert, um die Entwaldung einzuschränken; hier ist insbesondere das internationale Tropical Forests Action Programme zu nennen. All diese Programme haben sich jedoch als nicht ausreichend erwiesen, denn sie konnten die vielschichtigen Hauptursachen der Entwaldung nicht beseitigen. In Europa und Amerika versucht man mittlerweile durch Einflussnahme auf den Verbraucher, auf freiwilliger Basis eine nachhaltige Waldbewirtschaftung zu fördern; vorwiegend geschieht dies durch Informationskampagnen und mit Hilfe von Zertifikaten zur Herkunft des Holzes und der jeweiligen Bewirtschaftungs- und Rodungsweise des Waldes, aus dem das Holz gewonnen wird. Heute besteht Einigkeit darüber, dass die weltweite Entwaldung viele direkte und indirekte Ursachen besitzt. Mit einzelnen Gegenmaßnahmen kann das Problem daher nicht gelöst werden. Große Anstrengungen sind in Zukunft nötig, um nachhaltig Walderhalt und -bewirtschaftung weltweit durchzusetzen und ökologische, soziale und ökonomische Ziele in der Politik aufeinander abzustimmen. Dem stehen verschiedenste nationale und private Interessen immer noch entgegen. Da die Entwaldung sowohl Profite wie Kosten verursacht, bedarf es einer genauen Abschätzung der tatsächlichen Gewinne und Verluste bei jeder Rodungsmaßnahme. Die Vereinten Nationen haben empfohlen, dass jede Nation zwölf Prozent ihres repräsentativen Ökosystems erhalten sollte. Mehrere Länder berechnen inzwischen den Nutzen aus ihrem Waldbestand und definieren ein so genanntes Permanent Forest Estate (PFE) sowie Standards für die Nutzung der jeweiligen Wälder. Das PFE nennt die Bestandsgröße und Lage von Wäldern, die eine Nation für sich, jetzt und in der Zukunft, als unverzichtbar erachtet, und zwar sowohl in Hinblick auf den Schutz des Waldes wie auch auf seine wirtschaftliche Nutzung. Alle anderen, dabei nicht erfassten Waldflächen können umgewandelt und in andere Formen der Landnutzung überführt werden. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

« sondern man belässt einige größere Bäume, deren Krone das darunter liegende Gebiet beschattet.

Dadurch werden die Sonneneinstrahlung und damit die Austrocknung desBodens sowie weitere, negative Bodeneffekte gemindert, und ein ertragreicher, nachhaltiger (langfristig ohne Bodenermüdung) Anbau wird möglich. Die so genannte shifting cultivation (eine Form des Wanderfeldbaus) durch Kleinbauern war 1980 für 45 Prozent der Entwaldungen in Afrika und Südostasien verantwortlich und stellt auch im Amazonasgebiet eine der Hauptursachen der Entwaldung dar.

Dabei roden die Bauern kleinere Waldflächen, meist durch Brandrodung, bebauen denfreien Boden für einige Jahre – aufgrund der Nährstoffarmut tropischer Böden meist nur zwei bis drei Jahre lang – und ziehen nach der Erschöpfung des Bodens auf neueWaldflächen weiter, wo sie diesen Zyklus fortsetzen.

Auf dem bebauten Boden ist der ursprüngliche Wald meist unwiederbringlich verloren, und es stellt sich eine ökologischminderwertigere Vegetation aus Grasland und Gestrüpp oder so genanntem Sekundärwald ein (Wald aus raschwüchsigen Arten, die im Primärwald, dem ungestörtenRegenwald, nicht oder kaum vorkommen). Das Ernten von Bauholz ist ein häufiger Grund für die Entwaldung in Südostasien, Zentralafrika und – bis etwa 1990 – auch in Westafrika.

In subtropischen und tropischen Gebieten werden dabei fast immer mehr Bäume zerstört, als nachwachsen können.

Dies hängt mit verschiedenen klimatischen und Bodenfaktoren zusammen, die z.

B.

einegrasreiche Vegetation (Steppe, Savanne) begünstigen und aufkommenden Baumwuchs verhindern oder erschweren.

Anders sind die Bedingungen dagegen in dengemäßigten Klimaregionen.

Hier kann sich der Baumbestand leichter regenerieren, auch wenn die Artenzusammensetzung eines neu aufgekommenen Waldes, etwa nacheinem Kahlschlag, nicht mehr derjenigen des ursprünglichen Waldes entspricht.

In der Bauholzproduktion im Nordwesten Nordamerikas, in Skandinavien und in Sibirienüberlässt man daher das abgeholzte Gebiet häufig einer natürlichen Regeneration durch den Prozess der Sukzession ( siehe Ökologie).

Auch dabei kommt es jedoch zu einer Degradierung und Erosion des Bodens, die aber im Vergleich zu den Tropen ungleich geringer bzw.

kurzfristiger ausfällt.

Am problematischsten ist die Bodenerosion in denGebirgsregionen, wo es durch die steilen Hänge und stärkeren Niederschläge zu vermehrten Hangabrutschungen und Lawinen kommt.

In solchen Regionen sowie je nachTradition auch in Flachlandgebieten bevorzugt man deshalb eine Neupflanzung von Jungbäumen (oder die Aussaat).

Die unterschiedliche „Tradition” wird dabei von derGesetzgebung des jeweiligen Landes und den Ansichten des Landbesitzers bestimmt. Rodung zur Gewinnung von Weideflächen war in den siebziger und achtziger Jahren einer der Hauptgründe für die Entwaldung in Brasilien und Zentralamerika. Regierungsprogramme förderten dabei die Schaffung großer Viehfarmen.

In den Trockenzonen Afrikas ist das regelmäßige Niederbrennen von Waldflächen zur Gewinnungoder Aufrechterhaltung von Weideflächen seit langem weit verbreitet. Rodung zur Gewinnung von Brennholz stellt vorwiegend ein Problem in den trockenen Zonen Afrikas, des Himalaya und der Andenregion dar. Rodung zur Anlage von Baumplantagen war in den letzten Jahrzehnten vor allem in Südostasien und Südamerika von großer Bedeutung.

In den gemäßigten Breiten wird jedoch mehr und mehr der kulturelle und ökologische Verlust berücksichtigt, der damit einhergeht.

Da Waldplantagen meist aus einer einzigen Baumart und aus Individuenein und desselben Alters bestehen, ersetzen sie bei weitem nicht das Ökosystem des ursprünglichen Waldes, das sich durch eine breite Vielfalt der Flora und Fauna mit allenihren Entwicklungsstufen auszeichnet.

In den Wäldern der gemäßigten Breiten und borealen Nadelwäldern sowie in den gemäßigten Regenwäldern British Columbias, wojährlich fast ein Prozent der kommerziell nutzbaren Waldfläche dieser Provinz gerodet wird, sind die Rodungsgesellschaften seit 1987 per Gesetz gezwungen, das gerodeteLand innerhalb von fünf Jahren neu aufzuforsten.

Dabei wird versucht, zumindest die ursprüngliche Vielfalt an Baumarten wieder herzustellen.

Da die Wiederaufforstungdort jedoch erst seit Mitte der sechziger Jahre in größerem Maßstab durchgeführt wird, fordert die Provinzregierung, dass die Abholzung des altgewachsenen Waldes nochmindestens 50 Jahre fortgeführt werden müsse, bis die Bäume aus den Neupflanzungen alt genug sind, um genutzt zu werden und damit den Altbestand zu ersetzen.

Durchdiese Situation, die auch in weiten Teilen Nordamerikas und Europas herrscht, bleibt der Bestand an Waldgebieten zwar im Großen und Ganzen stabil, doch nimmt der Anteilrelativ ungestörten, natürlichen Waldes stetig ab.

Dieser Zusammenhang hat in jüngster Zeit wiederholt zu Konfrontationen geführt, so am Clayoquot Sound auf VancouverIsland, als 1993 mehr als 700 Demonstranten die Abholzung von Bäumen aus Urwaldbeständen verhindern wollten. Rodungen für Siedlungsprojekte und zur Ausbeutung von Bodenschätzen sind von lokaler und dort von unterschiedlich großer Bedeutung.

Bis vor kurzem wurden dazu insbesondere in Indonesien und Brasilien verschiedene Umsiedlungsprojekte betrieben, wobei Menschen aus übervölkerten Gebieten in die Waldregionen verbracht wurden;dies führte jedoch zu vielfältigen und weit reichenden sozialen, kulturellen, ökologischen und auch wirtschaftlichen Problemen. Rodung für den Bau von Straßen und Staudämmen wirft prinzipiell ähnliche Probleme auf wie bei den Siedlungsprojekten. Oft arbeiten verschiedene Entwaldungsformen Hand in Hand, unterstützt und angetrieben von den wirtschaftlichen Interessen weniger, einflussreicher Einzelpersonen oderOrganisationen.

Der Straßenbau ermöglicht und begünstigt zugleich z.

B.

die Ausbeutung von Nutzholz, die landwirtschaftliche Nutzung des Waldes und auch die Verwertungvon Brennholz.

Über die Hälfte der weltweit gerodeten tropischen Urwaldflächen werden landwirtschaftlich genutzt. 4 HAUPTURSACHEN FÜR DIE ENTWALDUNG Entwaldung und Walddegradation sind eine Folge des Zusammenspiels von politischen, wirtschaftlichen und Machtinteressen verschiedener Institutionen.

Der Wert und dieFunktionen des Waldes insgesamt – als klimabestimmendes Ökosystem, als Lebensraum für verschiedenste Organismen, als Medium zum Schutz des Bodens, nicht zuletztals wichtiger Erholungsfaktor – wird von den entscheidungstragenden Institutionen weltweit meist deutlich unterschätzt.

Häufig bedingen fehlende rechtliche Bestimmungenund Normen, die den Besitz des Waldes und dessen Nutzung regeln, seine rücksichtslose Ausbeutung.

In den Entwicklungsländern wird die lokale Bevölkerung oft aus Armutzur Abholzung gezwungen, was durch das rasante Bevölkerungswachstum speziell dieser Länder und speziell der armen Schichten noch erheblich verstärkt wird.Andererseits benützen die Regierungen mancher Länder die Entwaldung als Beweis für die Land„verbesserung” und -erschließung, um dadurch in den Genuss neuer Kreditezu kommen, eine Entwicklung, die durch das mangelnde Bewusstsein der Geldgeber für die ökologischen und sozialen Folgeprobleme erst ermöglicht wird. 5 BEMÜHUNGEN ZUR KONTROLLE DER ENTWALDUNG Traditionell haben die genannten Probleme zwar zu Gesetzen und Verordnungen geführt, doch werden diese oft nicht streng genug gehandhabt oder durch einflussreicheGruppen umgangen.

In den tropischen Ländern hat man sich auf Hilfsprogramme konzentriert, um die Entwaldung einzuschränken; hier ist insbesondere das internationaleTropical Forests Action Programme zu nennen.

All diese Programme haben sich jedoch als nicht ausreichend erwiesen, denn sie konnten die vielschichtigen Hauptursachen der Entwaldung nicht beseitigen.

In Europa und Amerika versucht man mittlerweile durch Einflussnahme auf den Verbraucher, auf freiwilliger Basis eine nachhaltigeWaldbewirtschaftung zu fördern; vorwiegend geschieht dies durch Informationskampagnen und mit Hilfe von Zertifikaten zur Herkunft des Holzes und der jeweiligenBewirtschaftungs- und Rodungsweise des Waldes, aus dem das Holz gewonnen wird. Heute besteht Einigkeit darüber, dass die weltweite Entwaldung viele direkte und indirekte Ursachen besitzt.

Mit einzelnen Gegenmaßnahmen kann das Problem daher nichtgelöst werden.

Große Anstrengungen sind in Zukunft nötig, um nachhaltig Walderhalt und -bewirtschaftung weltweit durchzusetzen und ökologische, soziale undökonomische Ziele in der Politik aufeinander abzustimmen.

Dem stehen verschiedenste nationale und private Interessen immer noch entgegen.

Da die Entwaldung sowohlProfite wie Kosten verursacht, bedarf es einer genauen Abschätzung der tatsächlichen Gewinne und Verluste bei jeder Rodungsmaßnahme.

Die Vereinten Nationen habenempfohlen, dass jede Nation zwölf Prozent ihres repräsentativen Ökosystems erhalten sollte.

Mehrere Länder berechnen inzwischen den Nutzen aus ihrem Waldbestand unddefinieren ein so genanntes Permanent Forest Estate (PFE) sowie Standards für die Nutzung der jeweiligen Wälder.

Das PFE nennt die Bestandsgröße und Lage von Wäldern, die eine Nation für sich, jetzt und in der Zukunft, als unverzichtbar erachtet, und zwar sowohl in Hinblick auf den Schutz des Waldes wie auch auf seine wirtschaftlicheNutzung.

Alle anderen, dabei nicht erfassten Waldflächen können umgewandelt und in andere Formen der Landnutzung überführt werden. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation.

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