Dino Buzzati (Sprache & Litteratur).
Publié le 12/06/2013
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Dino Buzzati (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Dino Buzzati, eigentlich Dino Buzzati-Traverso, (1906-1972), italienischer Schriftsteller. Mit seinen Erzählungen und Romanen avancierte er zu einem der bedeutendsten Vertreter der italienischen Moderne. Darüber hinaus gehört Buzzati zu den originellsten Gestalten der phantastischen Literatur des 20. Jahrhunderts. Seine Prosatexte werden vor allem in Frankreich und Deutschland rezipiert. Dino Buzzati wurde am 16. Oktober 1906 in San Pellegrino bei Belluno (Provinz Venetien) geboren. Bereits in seiner Kindheit übersiedelte er nach Mailand, wo er mit Unterbrechungen zeit seines Lebens blieb. Ein auf Wunsch des Vaters begonnenes Jurastudium beendete er mit der Promotion (Wunschfach war Germanistik gewesen). Nach Militärdienst und einem Besuch der Offiziersschule wurde Buzzati 1928 Journalist der renommierten italienischen Tageszeitung Corriere Della Sera, für die er zunächst als Berichterstatter und Musikkritiker, später dann als Korrespondent in Afrika (1939) tätig war. Bekannt wurde er als Beiträger der berühmten pagina tre (Seite drei), der Autoren wie Italo Calvino und Umberto Eco ihre Entdeckung verdanken. Als Marinesonderkorrespondent der Armee berichtete Buzzati seit 1940 u. a. von seinen Erlebnissen als Augenzeuge während der Schlacht am Matapan und über die zweite Sirte-Schlacht. Im gleichen Jahr machte ihn die Veröffentlichung des phantastischen Romans Il deserto dei Tartari (Die Tatarenwüste) mit einem Schlag auch als Schriftsteller bekannt. Nach dem 2. Weltkrieg gehörte der Autor, der seine Arbeit beim Corriere della Sera wieder aufgenommen hatte und zum Chefredakteur der Feuilettonbeilage Domenica del Corriere avanciert war, zu den Mitbegründern des Corriere Lombardo, und konnte 1951 bei einer Ausstellung auch sein Talent als Maler unter Beweis stellen (zuvor hatte er bereits Bühnenbilder geschaffen). 1965 reiste Buzzati nach New York. Gegen Ende seines Lebens illustrierte er in der stilistischen Manier der Pop-Art-Künstler eigene Bücher und schrieb Kunstkritiken für den Corriere. Darüber hinaus tat er sich in den sechziger Jahren als Zeichner und Texter von Comics hervor (Poema a fumetti, Orphi und Eura, beide 1969). Buzzati starb am 28. Januar 1972 in Mailand an Krebs. 1957 wurde er mit dem Literaturpreis von Neapel, 1970 mit dem Preis des Paese Sera ausgezeichnet. Der zeitgenössische Schweizer Autor Franz Böni (Die Alpen, 1979; Die Wanderarbeiter, 1981) erklärte Buzzati zu seinem großen Vorbild. 2 WERK In den dreißiger Jahren begann Buzzati, phantastische Geschichten zu schreiben, die in der Prosa Edgar Allan Poes ein Vorbild haben und in ihrer absurden Phantastik an Franz Kafka erinnern. 1933 bzw. 1935 veröffentlichte er den Kurzroman Bàrnabo delle montagne (Die Männer vom Gravetal) und das Kunstmärchen Il segreto del Bosco Vecchio (Das Geheimnis des alten Waldes). In diesen Büchern, aber auch in den nun folgenden Erzählbänden und Kurzdramen, verarbeitete Buzzati seine Erfahrungen als Reporter, versuchte aber gleichermaßen, aus der als monoton empfundenen Tätigkeit auszubrechen. Als Parabel der Sinnlosigkeit gestaltet sich dabei vor allem I sette messaggeri (1942, Die sieben Boten), eine Erzählung, die parallel zur Mailänder Uraufführung des Einakters Piccola passeggiata erschien und starke Affinität zu Kafkas Eine kaiserliche Botschaft aufweist. Buzzatis bedeutendster Roman Il Deserto dei Tartari (1940, Die Tatarenwüste) erzählt von dem jungen Leutnant Drogo, der bis zu seinem Tod in einer Wüstenfestung, deren Tagesablauf in vollkommener Monotonie verläuft, auf den vermeintlichen Angriff der feindlichen Tataren wartet. Der 1976 von Valerio Zurlini mit Fernando Rey in einer der Hauptrollen verfilmte Roman gemahnt bis auf sein Ende an Kafkas Das Schloß: Bei Buzzati kommen die Tataren vermutlich doch; vielleicht bedeuten sie aber auch nur eine Fieberphantasie des Sterbenden (im Roman tauchen plötzlich Landvermesser in der Wüste auf, eine deutliche Reminiszenz an Das Schloß). Wie die meisten anderen Werke Buzzatis, so weist auch Il Deserto dei Tartari symbolisch auf die Sinnlosigkeit und Fragwürdigkeit des menschlichen Lebens, liefert durch seine Zerdehnung der Zeitstrukturen aber gleichzeitig ein ästhetisches Programm präzis-detaillierten Schreibens; in beiderlei Hinsicht gerinnt das Phantastische als ,,das Ungewohnte zum Eigentum". Gleichzeitig wird in teils grotesker Verfremdung die Angst vor dem Dasein thematisiert und das Motiv des verlebten Lebens im ,,bitteren Geschmack des Verzichts" heraufbeschworen. Buzzatis naivere Prosatexte versuchen immer wieder, in diesem Sinn eine rational-verbürgerlichte Erwachsenenwelt gegen den Kosmos schöpferischer Phantasie der Kinder auszuspielen. Eine weitere herausragende Erzählung Buzzatis ist zweifellos Paura nella Scala (1949, Panik in der Scala), bei der die bloße Präsenz dreier unbekannter Gestalten während einer Opernpremiere Gerüchte über Revolution und Umsturz aufruft und die gehobene Gesellschaft in ihrer Agonie erschaudern lässt, bis sich bei Anbruch des nächsten Tages die irrationale Situation in Wohlgefallen auflöst. Offensichtlich ist die Nähe solcher Prosa zu Überlegungen über Furcht und Zittern in der Existenzphilosophie. Nicht zufällig übersetzte Albert Camus das 1953 im Piccolo Teatro uraufgeführte Drama Un Caso Clinico (Das Haus mit den sieben Stockwerken) ins Französische. Un Caso Clinico erzählt die Leidensgeschichte eines kränklichen Patienten, der in die Abteilung der Sterbenden verlegt wird - und allein aufgrund dieses Umzugs, seiner Furcht (und seiner Verstrickung in die Mühlen der Krankenhausbürokratie) tatsächlich stirbt. Weitere Werke Buzzatis sind das Kinderbuch La famosa invasione degli orsi in Sicilia (1945), Il quel precioso momento (1950), Il crollo della Baliverna (1954, Des Schicksals roter Faden), Il capitano Pic e altre poesie (1965), Tre colpi alla porta (1965), Il colombre (1966, Der Colombre), Il bambino che non parlava più (1967), Le notti difficili (1971, Schwierige Nächte), I miracoli di Val Morel (1971, Die Wunder des Tals Morel) und Cronache terrestri (1972) sowie die Einakter Drammatica fine di un noto musicista (1955) und Solo in casa (1958). Die ,,musikalische Erzählung" Ferrovia sopraelevata (1955) wurde von dem Dirigenten der Mailänder Scala Riccardo Chailly vertont. Der Roman Un Amore (1963, Eine Liebe) erzählt die Geschichte einer sexuellen Obsession, die in tödlicher Enttäuschung endet, und setzt damit eines der zentralen Themen Buzzatis, den Zusammenbruch des bourgeoisen Wertsystems und den gescheiterten Versuch, der banalen Enge des bürgerlichen Daseins zu entfliehen, in diesmal realistischem Duktus um. Verfasst von: Thomas Köster Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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