Conrad Ferdinand Meyer (Sprache & Litteratur).
Publié le 12/06/2013
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Conrad Ferdinand Meyer (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Conrad Ferdinand Meyer, eigentlich Conrad Meyer, (1825-1898), Schweizer Schriftsteller. Er war einer der bedeutendsten Balladendichter deutscher Sprache (siehe Ballade). Mit Dinggedichten wie Der römische Brunnen und Zwei Segel gilt er heute u. a. auch als bedeutender Wegbereiter des Symbolismus. Meyer wurde am 11. Oktober 1825 als Sohn eines Regierungsrats in Zürich geboren. Durch die in dem Patrizierhaushalt verkehrenden Intellektuellen wurde er schon früh mit der Idee des Liberalismus vertraut und konnte sich universal (vor allem im Bereich der Geschichte) weiterbilden. Der frühe Tod des Vaters 1840 stürzte den Knaben in eine langjährige Lebenskrise. Nach einem auf Wunsch der Mutter angefangenen Jurastudium und einem Aufenthalt in der Heilanstalt Préfrargier, in die ihn die Mutter 1852 wegen Depression eingeliefert hatte, studierte Meyer Geschichte und arbeitete als Übersetzer, eine Tätigkeit, die ihm neues Selbstvertrauen brachte. 1856 machte ihn eine Erbschaft finanziell unabhängig. Reisen nach München, Paris (1857) und Italien (1858) weckten Meyers Interesse für die spanische und niederländische Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts sowie für die Kunst der Antike und Renaissance, namentlich für Michelangelo; diese Italieneuphorie schlug sich u. a. im Gedicht Der römische Brunnen und einem Michelangelo-Zyklus nieder. Durch die Bemühungen seiner Schwester Betsy konnte, zunächst anonym, 1863 als erster Gedichtband Zwanzig Balladen von einem Schweizer erscheinen, der 1869 in erweiterter Form und unter dem Namen seines Autors als Romanzen und Bilder im Leipziger Verlag Haessel neu veröffentlicht wurde. In der Folge erschienen alle weiteren Werke des Autors bei Haessel, so auch das erbauliche Versepos Huttens letzte Tage - Meyers erster großer Erfolg - und die Idylle Engelberg (beide 1872). 1875 heiratete Meyer die vermögende Louise Ziegler, was ihn gesellschaftlich rehabilitierte; 1879 wurde die gemeinsame Tochter Camilla geboren. Im Wettstreit mit Gottfried Keller entstanden die humoristischen Renaissancenovellen Der Schuß von der Kanzel (1877) und Plautus im Nonnenkloster (1882). Darüber hinaus lernte der Dichter Paul Heyse kennen. Nach schwerer Krankheit wurde Meyer seit 1887 wieder zunehmend depressiver: Die Jahre 1892 und 1893 musste er wegen ,,seniler Melancholie" erneut in der Heilanstalt Königsfelden verbringen. Nach der Entlassung pflegten ihn Betsy und Louise bis zu seinem Tod in Kilchberg bei Zürich. Meyer starb am 28. November 1898. 1936 wurden auf Testamentsbeschluss der Tochter hin zahlreiche Dokumente zu seiner Biographie vernichtet. 2 WERK Meyers Frühwerk ist deutlich von der deutschen Spätromantik geprägt (siehe Romantik). Auch die Lektüre französischer Dichter blieb auf die Prosa und Lyrik des Autors nicht ohne Wirkung. Meyers Entschluss, in deutscher statt in französischer Sprache zu schreiben, geht vermutlich auf die enthusiastisch begrüßte Gründung des Deutschen Reichs zurück (Meyer gehörte zu den großen Bewunderern Bismarcks). Dabei war das in Eigenstudien erworbene Geschichtsbild weitgehend von Jacob Burckhardt geprägt und am Renaissance-Ideal ausgerichtet, was auch die Konzeption vieler Figuren als heroische Einzelkämpfer oder amoralische Außenseiter bestimmt. Historische Ereignisse bildeten den Hintergrund u. a. für die zumeist in der renommierten Deutschen Rundschau vorab gedruckten Novellen Das Amulett (1873), Der Heilige (1880), Die Versuchung des Pescara (1887) oder Gustav Adolfs Page (1882) und für den Roman Jürg Jenatsch (1876, ursprünglich Georg Jenatsch), in denen, mit psychologischer Nuancierung beschrieben, innerlich zerrissene Charaktere oder große geschichtliche Gestalten wie Thomas Beckett oder Fernando Francesco d'Avalos Pescara im Zentrum stehen. Bis in die Diktion der literarisierten Sprache hinein, die keinerlei dialektale Färbung kennt, ist hier die ,,brutale Actualität zeitgenössischer Stoffe" ausgespart. Auch die Hervorhebung der Erzählerrolle ist ein herausstechendes Merkmal dieser Novellistik. Das problematische Verhältnis Meyers zu seiner pietistisch geprägten Mutter kommt im historischen Gewand von Erzählungen wie Das Leiden eines Knaben (1883), Die Hochzeit des Mönchs (1884) und Die Richterin (1855) daher: Mit ihrer Darstellung nicht zuletzt inzestuöser Verhältnisse dienten sie Sigmund Freud als Anschauungsmaterial. Die Sammlung Gedichte (1882), die bis 1892 fünf Auflagen erlebte, machte Meyer zum geachtetsten Lyriker der Bismarckzeit, auch wenn Theodor Storm (,,Ein Lyriker ist er nicht") dieses Urteil nicht zu teilen vermochte. Tatsächlich zählen manche der oftmals distanziert-kühlen und reflexiven, immer aber handlungsarmen Balladen Meyers (so Die Füße im Feuer) zu den schönsten der schweizerischen Literatur. Mit einigen der Gedichte, darunter Wetterleuchten, Schwarzschattende Kastanie, Eingelegte Ruder und Weihgeschenk (von 200 gäbe es ,,vielleicht 12 oder 15, die dem höchsten Rang sich nähern, und 7 oder 8, die ihn erreichen", schrieb Hugo von Hofmannsthal), beeinflusste der Autor nicht zuletzt das lyrische Schaffen Rainer Maria Rilkes. In Gottfried Kellers Diktum vom ,,Manierismus" der Dichtung Meyers klingt der Aspekt von Modernität bereits mit an. Verfasst von: Thomas Köster Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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