Christian Weise: Nachtgedanken (Sprache & Litteratur).
Publié le 13/06/2013
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Christian Weise: Nachtgedanken (Sprache & Litteratur). Das vielseitige literarische OEuvre des deutschen Barockdichters Christian Weise umfasst neben mehr als 60 Dramen und einigen Romanen auch lyrisches Schaffen, das bei den Zeitgenossen eine große Leserschaft fand. In dem präsentierten Gedicht Nachtgedanken an die künftige Geliebte vergegenwärtigt das lyrische Ich eine imaginierte, erwünschte Geliebte. Das in der Barockliteratur häufige Vanitasmotiv, ein Reflex der katastrophalen Erfahrung des Dreißigjährigen Krieges, verweist angesichts von Vergänglichkeit und Tod auf die Notwendigkeit, sich den diesseitigen Freuden des Lebens zuzuwenden. Christian Weise: Nachtgedanken an die künftige Geliebte Nachtgedanken an die künftige Geliebte. Ich armes Kind, wie einsam muß ich leben; Wie muß ich noch in eitel Hoffnung schweben! Ich denke viel und weiß doch nicht, wohin? Es wundert mich, daß ich so lustig bin. Wo werd' ich noch mein Ruheplätzchen finden, Und welcher Ort wird sich mit mir verbinden? Ich blicke zwar in's liebste Vaterland; Doch Gottes Rath ist mir noch unbekannt. Wo muß wohl itzt das liebe Seelchen liegen, Das mich einmal im Leben soll vergnügen? Sie liegt vielleicht in ihrer sanften Ruh' Und drückt das Licht der schönen Augen zu. Sie wird an mich den Abend nicht gedenken, Da ich mich muß in Vorrath gleichsam kränken, Und wo sie ja den Kopf sich jetzt (jetzund) zerbricht, So weiß sie doch von meiner Liebe nicht. Das ist gewiß, - die Mädchen, so ich kenne, Und die ich schon mit ihren Namen nenne, Die sind mir ohne Zweifel nicht beschert; Ich habe sie auch nie so weit begehrt. Es ist noch Zeit, daß ich ein Kind erwähle, Am Leibe schön und sittsam an der Seele. Dies ist genug! Sonst sei sie arm und reich, Groß oder klein; es gilt mir Alles gleich. Wiewohl, ich kann mein Wort nicht von mir geben; Wer weiß, ob ich das Glücke werd' erleben! Wie Mancher giebt der Eitelkeit (der Welt) Valet, Eh' er die Spur der süßen Liebe geht! Es mag drum sein! ich bin bereit zu Allen; Des Himmels Schluß soll mir allzeit gefallen; Ich streite nicht; ich bleibe gern allein, Ich will auch gern der Liebe dienstbar sein. Dieselbe mag es nach Belieben karten; Ich will den Trost in aller Still' erwarten. Schlaf wohl, mein Kind, mein unbekanntes Ich! Schlaf du nur wohl; ich wache schon für dich! Karl Förster: Auserlesene Gedichte von Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, Daniel Caspar von Lohenstein, Christian Wernike, Friedrich Rudolf Ludwig Frhr. von Canitz, Christian Weise, Johann von Besser, Heinrich Mühlpforth, Benjamin Neukirch, Johann Michael Moscherosch und Nicolaus Peucker. Leipzig 1838, S. 322ff. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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