Charles Dickens (Sprache & Litteratur).
Publié le 12/06/2013
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Charles Dickens (Sprache & Litteratur). 1 EINLEITUNG Charles Dickens, Pseudonym Boz, (1812-1870), englischer Schriftsteller. Er war einer der bedeutendsten Vertreter des literarischen Realismus. Mit seinem humoristischen, aber auch betont gesellschaftskritischen Werk begründete er den sozialen Roman. Dickens wurde am 7. Februar 1812 in Portsmouth geboren und wuchs in ärmlichen bürgerlichen Verhältnissen auf. Nachdem sein Vater 1824 wegen Schulden ins Gefängnis musste, war er gezwungen, sich den Lebensunterhalt in einer Fabrik selbst zu verdienen. Diese Zeit fand Eingang in Dickens' teils autobiographischen Roman The Personal History, Adventures, Experience, and Observation of David Copperfield, The Younger (1849/50; Die Lebensgeschichte, Abenteuer, Erfahrungen und Beobachtungen David Copperfields des Jüngeren), zudem ein bedeutendes Werk der Kinder- und Jugendliteratur. Das Buch wurde u. a. 1935 von George Cukor mit W. C. Fields in einer der Hauptrollen verfilmt. In den zwanziger Jahren beschäftigte sich Dickens intensiv mit dem Werk Henry Fieldings und Tobias Smolletts. (Weitere Vorbilder seiner Bücher waren Thomas Carlyle und Sir Walter Scott.) 1827 wurde er Schreiber bei einem Rechtsanwalt, 1829 dann Gerichts- und 1831 Parlamentsreporter. Ab 1832 schrieb er für den Mirror of Parliament sowie für die liberale Zeitung The Morning Chronicle. Im Dezember 1833 veröffentlichte Dickens unter dem Pseudonym Boz im Monthly Magazine eine erste Serie von scharf beobachteten Skizzen (Sketches) des Londoner Alltagslebens. Die Buchausgabe der überaus erfolgreichen Texte wurde von dem populären Zeichner George Cruikshank illustriert (Sketches by Boz, 2 Bde., 1836). Berühmt machten den Autor allerdings die Posthumous Papers of the Pickwick Club, kurz Pickwick Papers (1836/37; Die nachgelassenen Aufzeichnungen des Pickwick-Klubs, auch: Die Pickwickier) über den fiktiven Klub einiger merkwürdiger Erfinder, ein Buch, das zudem das englische Verlagswesen revolutionierte: Das preiswerte Verfahren, einen Roman in monatlichen Fortsetzungen im Rahmen von Zeitschriftenlieferungen zu veröffentlichen, wurde schnell beliebt. 1838 edierte Dickens die Autobiographie des Clowns Joseph Grimaldi. Nach den Pickwick Papers schrieb er eine ganze Reihe weiterer Romane, die ebenfalls als Lieferungen in Familienzeitschriften erschienen und ihn zu einem der beliebtesten Schriftsteller seiner Zeit werden ließen. Außerdem gab er die Wochenzeitschriften Household Words (1850-1859) und All the Year Round (1859-1870) heraus; für erstere konnte er u. a. Elisabeth Cleghorn Gaskell als Beiträgerin gewinnen. Daneben verfasste Dickens die Reisebücher American Notes (1842) sowie Pictures from Italy (1846) und machte sich für soziale Reformen stark; so hielt er 1842 in den USA Vorträge gegen die Sklaverei. Nach 1843 veröffentlichte er außerdem eine überaus beliebte Weihnachtsgeschichte für Kinder: A Christmas Carol in Prose (Ein Weihnachtslied in Prosa) schildert die Wandlung des reichen Geizhalses und Ausbeuters Scrooge zum Wohltäter am Heiligen Abend. Eine von Dickens geleitete Theatertruppe spielte 1851 vor Königin Viktoria. Im gleichen Jahr befreundete er sich mit William Wilkie Collins, mit dem gemeinsam er am Roman No Thoroughfare (1867) arbeitete. Dickens starb am 9. Juni 1870 an einem Schlaganfall. Er wurde in Westminster Abbey beigesetzt. 2 WERK In seinem literarischen Werk thematisierte Dickens die sozialen Probleme seiner Zeit, die vor allem auf die Industrialisierung Englands im 19. Jahrhundert zurückzuführen waren. Angriffspunkte waren außerdem ein ungerechtes Gerichtswesen sowie die Missstände in den Schuldgefängnissen und im Verwaltungsapparat. Dabei stellte Dickens in seinen frühen Romanen wie The Pickwick Papers oder The Life and Adventures of Nicholas Nickleby (1838/39) zumeist eine schrullige Gestalt ins Zentrum, die jedoch nicht selten zum Klischee verblasste; die in der Tradition des Schelmenromans stehenden Pickwick Papers etwa beschreiben die Reise der naiven Titelfigur Samuel Pickwick durch seine Heimat England, das zu erforschen er sich vorgenommen hat und zu dessen banalsten Gegebenheiten ihm aberwitzige Theorien einfallen. Lebendiger und psychologisch vielschichtiger sind dagegen manche Nebenfiguren konzipiert. Im Spätwerk dann wurden die Protagonisten zunehmend negativer dargestellt, bleiben aber Einzelgänger. Großen Erfolg hatte auch der klug durchkomponierte Fortsetzungsroman Oliver Twist or The Parish' Boy's Progress (1837-1839), der sich von den komischverschrobenen Pickwick Papers abgrenzte: Stattdessen beschäftigt sich Oliver Twist auf realistische Weise mit der englischen Unterschicht und ist im Unterwelt- und Armenmilieu angesiedelt. Am Ende wird der entrechtete Held, nachdem er allen kriminellen Versuchungen widerstand, in die soziale Gemeinschaft integriert und mit einer gesellschaftlich angesehenen Rolle belohnt. Der Roman, heute einer der meistgelesenen von Dickens, wurde mehrfach verfilmt, so 1922 von F. Lloyd, 1933 von W. C. Cohen und 1948 von David Lean (mit Robert Newton und Sir Alec Guinness). 1967 diente er als Vorlage für das Filmmusical Oliver von Carol Reed (Musik: Lionel Bart). Mit den sozialen Ungerechtigkeiten des Maschinenzeitalters befasste sich Dickens dezidiert im parabolischen Zeitroman Hard Times. For These Times (1854; Harte Zeiten. Für diese Zeiten), in dem die Arbeiter von der herrschenden Bourgeoisie als ,,Zahlen oder Maschinen ohne Liebe und Zuneigung, ohne Gedächtnis, ohne Seele" behandelt werden. Debatten zur Romantheorie lieferte sich der Autor vor allem mit William Makepeace Thackeray, der beispielsweise die Satire Little Dorritt (1855-1857, Klein Dorrit) als ,,verdammt albern" zu verunglimpfen suchte. Weitere bedeutende Romane von Dickens sind Bleak House (1852/53, Bleakhaus), Great Expectations (1860/61, Große Erwartungen) und Our Mutual Friend (1864/65, Unser gemeinsamer Freund). Darüber hinaus entstanden The Old Curiosity Shop (1840/41, Der Raritätenladen), Barnaby Rudge (1841), Martin Chuzzlewit (1843/44), Dombey and Son (1846-1848, Dombey und Sohn), A Tale of Two Cities (1859, Zwei Städte) und The Mystery of Edwin Drood (posthum als Fragment 1870, Das Geheimnis um Edwin Drood). Zahlreiche von Dickens Werken dienten als Quelle für Literaturverfilmungen. 1990 erschien die viel beachtete Biographie Dickens von Peter Ackroyd. Mit seinem Werk beeinflusste Dickens zahlreiche Schriftsteller, darunter Benito Pérez Galdós, Wilhelm Raabe und Stefan Zweig. Nicht zuletzt Johann Nepomuk Nestroys Schauspiel Die Anverwandten (1848) geht auf seinen Martin Chuzzlewit zurück. Der amerikanische Magier David Copperfield und die Musikgruppe Uriah Heep benannten sich nach Figuren seiner Romane. Verfasst von: Thomas Köster Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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