Buchmalerei.
Publié le 20/06/2013
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Winchester-Bibel (12.
Jahrhundert, Winchester Cathedral Library) ist ein herausragendes Beispiel für diese Art der Ornamentierung und für eine das Scherzhafte betonende Verwendung von Drachen und Fabelwesen (Drolerien).
8 GOTISCHE HANDSCHRIFTEN
Das Wachstum der Städte im späten Mittelalter (13.-15.
Jahrhundert) ermöglichte es den Illuminatoren, sich in Handwerksgilden zusammenzuschließen, besonders in Paris,wo die schönsten Handschriften für das Königshaus und Adelsfamilien hergestellt wurden.
Ein neues Interesse an den Menschen und ihrem Lebensumfeld zeigte sich in derrealistischeren Darstellungsweise.
Figuren wurden in zeitgenössischer Bekleidung dargestellt und wurden vor einen architektonischen Hintergrund gestellt.
Im Burgundentwickelte sich ein zeichnerischer Stil besonders in den Zisterzienserklöstern.
In Deutschland kam ein linearer Stil auf (Kloster Zwiefalten).
Bedeutende gotische Werkeentstanden in Weingarten.
In Helmarshausen wurde die Prachthandschrift des Evangeliars Heinrichs des Löwen geschaffen.
Unter toskanischer Einwirkung stand die Malereider Manessischen Liederhandschrift. Illuminatoren, die im späten 14.
und frühen 15.
Jahrhundert für Jean Duc de Berry arbeiteten, bildeten das aristokratische Leben ihres Auftraggebers ab; das Stundenbuch Les très riches heures du Duc de Berry (1413-1416, Musée Condé, Chantilly) der Brüder Limburg ist eines der bedeutendsten Beispiele dieser Buchmalerei.
Die letzte große Werkstatt für Buchmalerei in Deutschland leitete Berthold Furtmayer in Regensburg, wo das Gebetbuch für Kaiser Maximilian I.entstand, für das Lucas Cranach der Ältere und Albrecht Dürer Randzeichnungen schufen.
Auftraggeber in Frankreich und Italien gaben in der Renaissance weiterilluminierte Handschriften in Auftrag, auch nachdem der Buchdruck um 1450 erfunden worden war.
Dennoch leitete der Buchdruck schließlich den Niedergang derBuchmalerei in Europa ein.
9 ARABISCHE UND PERSISCHE HANDSCHRIFTEN
Die ersten islamischen Buchmaler orientierten sich an spätantiken und byzantinischen Vorbildern.
Ihre Schriften beginnen oft mit durch ein Porträt des Autors oderAuftraggebers verzierten Vorsatzblättern ( siehe Porträtmalerei).
Der Koran wurde reich ornamentiert, aber nie figurativ illustriert.
Später kamen wissenschaftliche und literarische Werke, wie die Abhandlung über Fixsterne (1009, Bodleian Library, Oxford) von al Sufi hinzu.
Die Illustrationen zu Maqamat, einem populären Buch mit 50 dramatischen Episoden (ein Vorläufer des Romans), erzählen die Welt der arabischen Mittelschicht.
Ein anderes populäres arabisches Buch war die Geschichte Kalilah und Dimnah (ursprünglich in Sanskrit verfasst).
In diesen arabischen Handschriften aus Ägypten und dem Irak waren die Illustrationen mit minimalem Hintergrund und flachen Farben gestaltet.
Eine lebensechte Wirkung wurde aber in den seltenen Darstellungen von Tieren und Menschen durch ausgeprägte Mimik und Gebärdensprache erreicht.
Im späten 13.
Jahrhundert wurde der Iran zum Zentrum der Buchmalerei.
Die Tiefenschärfe, die chinesische Künstler nicht durch Perspektive, sondern durch dieGegenüberstellung von Figuren, Bergen und Abgründen erreichten, wurde im 15.
Jahrhundert von persischen Malern übernommen.
Manchmal wurden Landschaft undFiguren durch den Rahmen abgeschnitten und deuteten so einen größeren Raum jenseits des Bildes an.
Das persische Epos Sah nameh (Buch der Könige) von Ferdousi und das Buch Hamse von Nezami waren die bevorzugten Werke für fürstliche Auftraggeber.
Die bedeutendste Buchmalerei der Timurid-Periode findet sich im Buch Sah Nameh (1430, Gulistan Museum, Teheran) von Baysunghur aus Herat in Westafghanistan.
Eröffnet wird das Buch mit einem zweiseitigen Porträt des Auftraggebers, einerköniglichen Jagdgesellschaft mit dem Prinzen.
Die Figuren scheinen in einen vertikal geordneten Teppichgarten versetzt, der wie ein Berg gestaltet und mit harmonischverteilten Pflanzen übersät ist.
Ähnliches lässt sich von den Miniaturen der Safavid-Periode sagen: Gemalte Innenräume wirken wie Bühnenbilder, die aus Wandschirmenzusammengefügt sind.
Der bedeutendste Maler der Safavid-Periode (spätes 15.
und 16.
Jahrhundert) war Behsad, der in Herat arbeitete ( siehe iranische Kunst und Architektur).
10 INDISCHE UND TÜRKISCHE HANDSCHRIFTEN
Die Tradition indischer Handschriften begann mit den Palmblatt-Büchern von 1100 bis 1350, die schließlich von Papierbüchern ersetzt wurden.
Im 14.
Jahrhundert nahmeniranische Einflüsse zu, deren Durchbruch aber erst in der Mitte des 16.
Jahrhunderts festzustellen ist, als die nordindischen Mogule ähnlich den persischen Herrschern, Mal-und Schreibwerkstätten in ihren Palästen gründeten.
Die indischen Buchmaler übernahmen den lyrischen Charakter der persischen Miniaturen, ihre Farbgebung wich jedochvon dem Vorbild ab.
Gesichter wurden nur im Profil gezeigt, auch wenn die Figuren selbst in Vorderansicht dargestellt waren.
Auf diese Weise wurden klassische literarischeTexte illustriert; daneben wurden Bildermappen und Porträts in Auftrag gegeben.
Die türkischen Miniaturen aus dem 15.
Jahrhundert waren ebenfalls von den persischen Miniaturen aus der Zeit der Timurid- und Safavid-Dynastien beeinflusst.
DieBildgegenstände und die Werke unterschieden sich jedoch: Die Bücher handelten vom Leben der Propheten, Gelehrten und Heiligen, der türkischen Eroberer und Helden;von der Falkenjagd, Bogenschießen und Reitkunst.
Es gab auch wissenschaftliche Abhandlungen.
11 HEBRÄISCHE HANDSCHRIFTEN
Die hebräische Buchmalerei orientierte sich in der Regel an der Buchmalerei-Tradition der jeweiligen Region, in der sich Juden niedergelassen hatten.
Die frühestenhebräischen Werke, die in muslimischen Ländern angefertigt wurden, gleichen daher den Illuminationen des Korans.
Im christlichen Spanien traten geometrische Motivehinzu, die in die Texte eingebunden waren, besonders in der Haggada (dem Zeremonienbuch für das häusliche Passahfest).
Diese Buchmalerei war von den illustriertenfranzösischen Bibeln des 13.
Jahrhunderts beeinflusst.
In Deutschland wurden die Haggada, Gebetbücher und Bibeln im gotischen Stil verziert.
Nach der Renaissance wurdeder Ketubah (Heiratsvertrag), die Schriftrolle von Esther und kleinere Gebetbücher als illuminierte Bücher beliebt.
Der künstlerisch hervorstechendste Aspekt der jüdischen illuminierten Handschriften waren immer ihre Kleinstdarstellungen, in denen die Linien fein ziselierter Schrift zu Umrisslinien geometrischer oder figürlicher Darstellungenausgeformt werden.
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