Blut als ,,einfaches Gewebe" - Biologie.
Publié le 09/06/2013
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Blut als ,,einfaches Gewebe" - Biologie. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kannte man aufgrund mikroskopischer Untersuchungen wichtige Blutbestandteile wie rote und weiße Blutzellen. Während man wusste, dass das ,,Blutroth" (Hämoglobin) der Erythrozyten Sauerstoff zu binden vermag und sogar die Zahl der roten Blutzellen mit fünf Millionen pro Milliliter exakt ermittelt hatte, waren die Immunfunktionen weißer Blutzellen unbekannt. Ein kapitaler Irrtum war die Annahme, im Herz werde das Blut ,,wieder aufs innigste zusammengemischt". Blut als ,,einfaches Gewebe" Blut, Sanguis, ein einfaches Gewebe mit flüssiger Intercellularsubstanz und in dieser enthaltenen zelligen Elementen a) bei Wirbelthieren zeigt es sich mit Ausnahme des Lanzettfischchens und des Leptocephalus als eine hellkirschrothe (Arterienblut) oder dunkelrothe (Venenblut) undurchsichtige Flüssigkeit, die (beim Menschen) etwa eine Temperatur von 38° CELSIUS besitzt, specifisch riecht und alkalisch reagirt. - Intercellularsubstanz ist das wasserhelle Plasma sanguinis ,,Blutplasma" (Liquor s.). - Die zelligen Elemente bei der grossen Mehrzahl der Säuger 1. kreisscheibenförmige biconcave (im Querschnitt bisquitförmige) kernlose gelbliche Zellen, die durch ihre enorme Zahl (auf den Kubikmillim. sollen 5 Millionen entfallen) dem Blute die genannte rothe Farbe verleihen. Unter den Säugern ergeben sich mit Ausnahme der Auchenia-Arten und der Kamele, welche elliptische Blutkörperchen besitzen, nur Verschiedenheiten rücksichtlich der Grösse der rothen Blutscheiben, keineswegs aber besteht hierbei eine allgemeine Beziehung zur Körpergrösse. Am grössten sind sie beim zweizehigen Faulthiere und beim Elephanten (mit einem Durchmesser von 0,0095 Millim.) die der Zwergmaus sind gleich mit denen des Pferdes (0,0056 Millim.), grösser als diese sind jene der Maus u. s. w. Elliptisch, biconvex und kernführend sind die rothen Blutzellen der übrigen Wirbelthiere (mit Ausnahme der Rundmäuler, bei welchen sie kreisförmig sind); sie erreichen die bedeutendste Grösse bei den Selachiern, Amphibien und zumal bei den Lurchfischen, bei denen sie mit freiem Auge erkennbar sind. - 2. als farblose oder weisse Blutkörperchen, ,,Lymphoidzellen"; abgesehen von ihrer verschiedenen Grösse - sie übertreffen bei den Säugern die rothen Blutzellen um das Doppelte, sind aber bei den anderen Wirbelthieren kleiner als die rothen Blutkörperchen - zeichnen sie sich aus durch ihre mehr oder weniger ausgesprochene Kugelform, durch ihren hellen feinkörnigen, seltener grobkörnigen Inhalt, ihren höckerigen Contour, durch die Fähigkeit, Fortsätze auszusenden, wieder einzuziehen, kleine Farbstoffkörnchen in ihr Inneres aufzunehmen, sich amöbenähnlich fortzubewegen (contraktile Lymphoidzellen). Alle besitzen einen Kern mit Kernkörperchen. Bei wirbellosen Thieren sind die überaus verschiedenartigen (ovalen, runden, spindel, sternförmigen etc.) zelligen Elemente des Blutes stets gekernt und nur in Ausnahmsfällen (z. B. manche Nemertinen und Ringelwürmer) Träger des Farbstoffes. Letzterer entfällt entweder ganz oder ist dem Plasma eigen, dieses kann dann weisslich, gelb, roth, blau, grün, violett u. s. w. gefärbt sein. (...) Blutfunktion besteht in der Herstellung der Einheit des Stoffwechsels, während bei den blutlosen Thieren jeder einzelne Körperabschnitt seinen eigenen von dem des übrigen Körpers in hohem Grade unabhängigen Stoffwechsel besitzt. Demgemäss beruht der Werth des Blutes nicht darauf, dass es überhaupt vorhanden ist, sondern dass es in fortwährender Bewegung sich befindet. Indem es hierbei der Reihe nach alle die verschiedenen Körpertheile durchströmt, setzt es dieselben in fortdauernden Stoffverkehr, liefert jedem seinen Bedarf an Nährstoffen, Athmungsgasen und Triebstoffen, empfängt von jedem die Auswurfstoffe, holt die ersteren an den Einbruchsstationen und befördert die letzteren nach den Auswurfpforten. Ein wesentlicher Faktor hierbei ist, dass das Blut nicht blos unausgesetzt cirkulirt, sondern auch so cirkulirt, dass alle die durch den Verkehr mit den verschiedenartigen Körpertheilen different gewordenen Blutsorten in einer Centralstation zusammentreffen und wieder aufs innigste zusammengemischt werden, ehe sie zu den Körpertheilen zurückkehren. Diese Zusammenmischung geschieht im Herzen. Ein weiterer Faktor ist, dass das Blut auf seinem Weg vom Herzen zu den Organen, die seiner benöthigen, keine Veränderung erleidet, diess wird dadurch erreicht, dass die Wand der Arterien durch ihren Bau keinen Diffusionsverkehr des Blutes mit den umliegenden Geweben gestattet, sondern dieser erst im Capillarbezirk möglich ist. Ausser dieser mehr chemischen Funktion leistet es noch Dienste bei der Mechanik des Körpers, indem von ihm der Turgor der Gewebe, die Füllung der Schwellkörper und erektilen Gewebe besorgt wird. Blut, Blutfunktion. In: Handwörterbuch der Zoologie, Anthropologie und Ethnologie. Herausgegeben von Prof. Dr. Gustav Jäger, Band 1, Breslau 1880, S. 436, 442. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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