Atheismus - Religion.
Publié le 17/06/2013
Extrait du document

Atheismus - Religion. 1 EINLEITUNG Atheismus (griechisch a: nicht, ohne; theos: Gott), Lehre, die die Existenz Gottes leugnet. Der Atheismus unterscheidet sich deutlich vom Agnostizismus, der davon ausgeht, dass die Existenz Gottes nicht bewiesen werden kann, weil jede Erkenntnis über die reine Erfahrung hinaus unmöglich ist. Auch Vertreter des Deismus, die postulieren, dass Gott die Welt sich selbst überlassen habe, wurden in der Vergangenheit fälschlicherweise teils dem Atheismus zugerechnet. 2 ANTIKE In der Antike herrschte ein gemäßigter Atheismus vor, der sich dem Agnostizismus oder Deismus nähert. Epikur, dessen atomistische Weltsicht materialistische Züge trägt, spricht davon, dass man die Götter weder zu fürchten brauche noch dass man zu ihnen beten solle, da sie sich in die Welt der Menschen nicht einmischten. Dennoch besteht zwischen Philosophie bzw. Wissenschaft und Religion ein Spannungsfeld. Indem sie auf Beweise, auf Wissen abzielt, setzt sich die Philosophie in Gegensatz zur Religion, bei der nicht das Wissen, sondern der Glaube das Fundament darstellt. Diese Problematik zeigt sich nicht erst mit dem Christentum. Sokrates, der selbst ein gottesfürchtiger Mann war und alle geforderten religiösen Rituale einhielt, wurde von den Athenern wegen Gottlosigkeit und Infragestellung der Religion zum Tode verurteilt, obwohl er sich nur des kritischen Gebrauchs der Vernunft ,,schuldig" gemacht hatte. 3 NEUZEIT Aus der Sicht der institutionalisierten Religion erscheint daher jede Art der Kritik oder die Wissenschaft selbst, die zu anderen Ergebnissen gelangt, als das Dogma sie vorsieht, als ketzerisch oder atheistisch, wie die Verurteilungen Galileo Galileis oder Giordano Brunos zeigen. Je größer die Bedeutung der modernen Naturwissenschaften für die Gesellschaft und Kultur wurde, desto stärker zeigte sich dieser Konflikt. Schon der Pantheismus Baruch Spinozas, der die These vertrat, Gott sei identisch mit dem Universum bzw. der Natur (deus sive natura), wird als Atheismus aufgefasst. Strebte Thomas Hobbes in seiner politischen Philosophie danach, der Religion eine staatstragende Funktion zu garantieren, so verband die Aufklärung, besonders die materialistisch orientierte, die Kritik an der Religion und ihren Institutionen mit der Kritik an der Politik des Absolutismus. Religion wurde hier als Ideologie aufgefasst, als die sie im Absolutisms auch häufig eingesetzt worden war. Der philosophische Materialismus der Neuzeit und der Moderne bemüht sich, seine philosophischen Grundlagen und seine Welterklärung nicht auf den Einfluss Gottes zu stützen und sich stattdessen allein auf die Wissenschaften zu verlassen. Viele Materialisten wie Julien Offray de La Mettrie oder Paul Heinrich von Holbach waren erklärte Atheisten. 4 19. UND 20. JAHRHUNDERT Noch 1799 verlor Johann Gottlieb Fichte seinen Lehrstuhl in Jena, weil er in einer religionsphilosophischen Schrift angeblich atheistische Tendenzen gezeigt habe. Atheistisch interpretiert wird auch das Werk Georg Wilhelm Friedrich Hegels durch seine politisch engagierten Nachfolger im Linkshegelianismus. Ludwig Feuerbach sprach davon, dass die Vorstellung Gottes in seiner Vollkommenheit nur eine ,,Projektion der menschlichen Wünsche und Bedürfnisse in den Himmel" sei, wo sie in einem idealen Wesen verkörpert würden. Dies gilt noch stärker für Karl Marx und den ihm folgenden Marxismus, in dessen Verständnis Religion, wie die berühmte Formulierung lautet, ,,Opium des Volkes" sei. Auch der im 19. Jahrhundert aufkommende Positivismus trägt ausgeprägt atheistische Züge. Friedrich Nietzsches Freidenkertum richtete sich gegen religions- und konfessionsgebundene Weltanschauungen, die stark mit veralteten Moralvorstellungen verknüpft sind. Sein berühmtes Diktum ,,Gott ist tot!" wird jedoch oft fälschlicherweise als atheistische Hybris aufgefasst anstatt als Diagnose einer materialistisch gewordenen Zeit, die Gott nur noch als Legitimation für andere Zwecke benutzt: ,,Habt ihr nicht von jenem tollen Menschen gehört, der am hellen Vormittage eine Laterne anzündete, auf den Markt lief und unaufhörlich schrie: ,Ich suche Gott! Ich suche Gott!' - Da dort gerade viele von denen zusammenstanden, welche nicht an Gott glaubten, so erregte er ein großes Gelächter. Ist er denn verlorengegangen? sagte der eine. Hat er sich verlaufen wie ein Kind? sagte der andere. Oder hält er sich versteckt? Fürchtet er sich vor uns? Ist er zu Schiff gegangen? ausgewandert? - so schrien und lachten sie durcheinander. Der tolle Mensch sprang mitten unter sie und durchbohrte sie mit seinen Blicken. ,Wohin ist Gott?' rief er, ,ich will es euch sagen! Wir haben ihn getötet - ihr und ich! Wir alle sind seine Mörder! ... Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? ... Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? Müssen nicht Laternen am Vormittage angezündet werden?'" (Die fröhliche Wissenschaft, § 125) In der Existenzphilosophie, die ursprünglich bei Søren Kierkegaard mit religiösen Fragestellungen begann und für die auch im 20. Jahrhundert bei Denkern wie Karl Jaspers und Gabriel Marcel sowie Theologen wie Paul Tillich und Rudolf Bultmann das Göttliche stets eine bedeutende Dimension menschlicher Existenz darstellte, zeigt sich die Philosophie von Jean-Paul Sartre atheistisch. Ludwig Wittgenstein, der sich dem Wiener Kreis des logischen Positivismus zugewandt hatte, wird auf die Frage nach Gott in seiner Philosophie die Antwort zugeschrieben, er brauche diese Hypothese nicht. Fritz Mauthners vierbändiges Werk Der Atheismus und seine Geschichte im Abendland erschien 1920 bis 1923. Verfasst von: Friedhelm Lövenich Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
Liens utiles
- Relationship between religion, spirituality, and young Lebanese university students’ well-being.
- : En quoi ce passage est-il une parodie des romans de chevalerie et une satire de la religion ?
- ANTHROPOLOGIE POLITIQUE ET SOCIALE. THEME : LE MOUVEMENT ALMORAVIDE ENTRE ECONOMIE ET RELIGION.
- Ethique appendice du livre I de Spinoza: déterminisme et religion
- dissertation philo science et religion: Pourquoi le développement scientifique n'a-t-il pas fait disparaître les religions ?