Arthur Schopenhauer Arthur Schopenhauer (1788-1860), deutscher Philosoph.
Publié le 17/06/2013
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Arthur Schopenhauer Arthur Schopenhauer (1788-1860), deutscher Philosoph. Schopenhauer wurde am 22. Februar 1788 als Sohn eines angesehenen Kaufmanns und der später als Schriftstellerin bekannt gewordenen Johanna Schopenhauer in Danzig (heute Gdansk, Polen) geboren. Nach dem Willen des Vaters ursprünglich zum Kaufmann bestimmt, begann er 1809 an der Universität Göttingen ein Studium der Medizin, das er jedoch bald aufgab, um sich der Philosophie zuzuwenden. 1811 ging er nach Berlin, wo er Schüler von Friedrich Schleiermacher und Johann Gottlieb Fichte wurde. In Jena promovierte er 1813 mit der Abhandlung Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde. 1816 veröffentlichte er in Konkurrenz zu Goethe eine Farbenlehre mit dem Titel Über das Sehen und die Farben, das bereits die grundlegenden erkenntnistheoretischen Positionen des späteren Werks widerspiegelt. Schopenhauers Hauptwerk Die Welt als Wille und Vorstellung erschien im Jahr 1819. In der Folgezeit unternahm er eine Italienreise. Von 1820 bis 1831 war er ebenso wie G. W. F. Hegel, jedoch mit weit geringerer Resonanz, an der Universität Berlin als Dozent tätig. Nach Ausbruch einer Choleraepidemie, der Hegel zum Opfer fiel, ließ Schopenhauer sich in Frankfurt am Main nieder, wo er, durch eine Erbschaft finanziell abgesichert, bis zu seinem Tod zurückgezogen als Privatgelehrter lebte. Hier widmete er sich der Abfassung seiner Schriften und u. a. dem Studium der buddhistischen und hinduistischen Philosophie und der Mystik, wobei er besonders durch die Mystiker Meister Eckhart und Jakob Böhme beeinflusst wurde. In dieser Zeit erschienen folgende Schriften: Über den Willen in der Natur (1836), Die beiden Grundprobleme der Ethik (1841), die erweiterte und überarbeitete Fassung seines Hauptwerks, Die Welt als Wille und Vorstellung II (1844), das zweibändige, aphoristische Werk Parerga und Paralipomena (1851), darin enthalten Die Aphorismen zur Lebensweisheit. Arthur Schopenhauer starb am 21. September 1860 in Frankfurt am Main. Unter dem Einfluss Platons und Immanuel Kants vertritt Schopenhauer in seiner Erkenntnistheorie die Position des Idealismus. Er beschreitet jedoch innerhalb dieser Grundauffassung einen eigenen Weg und lehnt die Philosophie Hegels ab. Durch das Aufgreifen der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Zeit ist Schopenhauer in der Lage, eine Physiologie der Wahrnehmung zu entwickeln. Nach seiner Konzeption existiert die Erscheinungswelt nur insoweit, als sie wahrgenommen wird und im menschlichen Bewusstsein ist, also als Vorstellung. Er stimmt jedoch nicht mit Kant darin überein, dass das Ding an sich jenseits aller Erfahrung liegt und deshalb nicht erkannt werden kann. Nach Schopenhauer liegt der Vorstellungswelt der Wille zu Grunde, den er als grundlosen und ziellosen (blinden) Drang versteht. Im Gegensatz zur Philosophie Hegels spricht er damit der Welt und der Geschichte jeglichen Sinn ab. Dem Willen liegt nicht nur das Handeln des Menschen zugrunde, sondern er umfasst die gesamte Wirklichkeit, das heißt die organische (tierische und pflanzliche) und die unorganische Natur. Er objektiviert sich in der Erscheinungswelt als Wille zum Leben und zur Fortpflanzung. Diese Lehre vom ,,Primat des Willens" bildet die zentrale Idee der Schopenhauer'schen Philosophie, sie hatte weit reichenden Einfluss und begründet die Aktualität von Schopenhauers Werk. Der Wille ist ein nicht zu befriedigender Daseinsdrang, aus dem das Leiden des Menschen erwächst, denn der Wille erzeugt ständig neue Bedürfnisse, die letztendlich nicht befriedigt werden können. Höchster Ausdruck des Willens ist der Geschlechtstrieb. Da es aufgrund der nicht zu befriedigenden Wünsche kein dauerhaftes Glück gibt, ist das Leben unausweichlich von Schmerz und Leiden gekennzeichnet. Auf dieser Einsicht basiert Schopenhauers pessimistische Grundhaltung. Auf einer höheren Stufe kann der Mensch jedoch dem Diktat des Willens entrinnen und ist dadurch fähig, sich selbst zu erlösen. Die Erlösung vom Leiden geschieht durch die Verneinung des Willens, die der Mensch entweder durch Kontemplation in der Kunstbetrachtung oder durch Askese und Entsagung gewinnt, durch die sämtliche Bedürfnisse zum Schweigen gebracht werden. In der Kunstbetrachtung löst sich der Mensch vom Willen und wird ,,reines, willenloses Subjekt der Erkenntnis". Nach Schopenhauers Ästhetik wirkt die Kunst als ,,Quietiv des Willens". Während der Mensch in der Kunstbetrachtung nur vorübergehend die Fesseln des Willens ablegt, zeigt Schopenhauers Ethik den Weg zur endgültigen Negation des Willens. Schopenhauer fundiert seine Ethik im Gegensatz zu Kant nicht in der Vernunft und im Sittengesetz, sondern er sieht das Mitleid als die Basis des moralischen Handelns. Durch das Mitleid wird der Egoismus überwunden, der Mensch identifiziert sich mit dem anderen durch die Einsicht in das Leiden der Welt. Schopenhauers Metaphysik ist stark vom Buddhismus geprägt, und in seiner Ethik verbindet er buddhistische Anschauungen mit denen der christlichen Mystik. Bei seinem Erscheinen wurde Schopenhauers Werk kaum beachtet, erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann es seine weit reichende Wirkung zu entfalten. Im Bereich der Philosophie beeinflusste er besonders Friedrich Nietzsche und die Lebensphilosophie Henri Bergsons, in der Musik u. a. Richard Wagner, in der Literatur Thomas Mann. Schopenhauers Lehre vom Primat des Willens hatte tief greifenden Einfluss. In der Psychologie wurden seine Gedanken u. a. von Eduard von Hartmann und Sigmund Freud aufgenommen. Denn hier ist ein Kerngedanke der Psychoanalyse vorgeprägt, der ein grundlegend anderes Menschenbild hervorbringt: Die Ratio des Menschen ist nur ein Oberflächenphänomen, während das Handeln weitgehend durch verborgene Triebregungen gelenkt wird. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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