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Ameisen im ,,staatlichen Verbande" - Biologie.

Publié le 09/06/2013

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Ameisen im ,,staatlichen Verbande" - Biologie. Dieser gegen Ende des 19. Jahrhunderts erschienene Lexikoneintrag beschreibt die Staatenbildung der Ameisen und die einzelnen ,,Stände" (heute: Kasten) einer Kolonie. In der Fähigkeit zur Staatenbildung glaubte man Rückschlüsse auf die ,,Intelligenz" der Insekten ziehen zu können. Die seinerzeit ungeklärte Frage, ob eine Königin allein eine Kolonie zu gründen vermag, wurde später positiv beantwortet. Ameisen im ,,staatlichen Verbande" Ameisen, Formicariae, LATR., Familie der Stachelimmen (Hymenopt. aculeata) mit gestieltem Hinterleib, Stiel mit 2 Knoten oder mit einem Knoten und einer meist aufrechtsstehenden Schuppe (Petiolus), geknieten Fühlern, kräftigen vorstehenden Oberkiefern. Treten stets in zwei Ständen auf: in geflügelten Geschlechtsthieren, deren Flügel jedoch nur bei den Männchen sesshaft, bei den Weibchen hinfällig sind, und kleinen schwächlichen, stets flügellosen Arbeitern (Weibchen mit rudimentären Geschlechtstheilen), deren Augen kleiner, bisweilen ganz verkümmert sind; bei manchen Arten kommen zweierlei Arbeiter, grossköpfige ,,Soldaten" und kleinköpfige Arbeiter vor. - Die A. sind sehr bewegliche, meist kleine, bis sehr kleine Thierchen von lebhaftem, aggressivem Temperament, die stets gesellig, und zwar in einem wirklichen staatlichen Verbande leben (nur die Arten der Gatt. Formicoxenus hausen als Gäste bei andern Ameisen). Sie legen alle Bauten oder Gänge an, in denen die sehr intensive Jungenpflege vor sich geht, und von denen aus sie auf Nahrung ausziehen. Die Gänge werden entweder in der Erde oder in Holzwerk gegraben; im ersteren Fall meist unter der Deckung eines Steines oder sonstigen festen Gegenstandes. Die, welche Bauten ausführen (Ameisenhaufen), fertigen sie entweder aus Erde oder aus Pflanzenstoffen. Im ersten Frühjahr trifft man in den Bauten nur Arbeiter, die dort überwinterten und daneben Eier oder Larven eines vorjährigen Weibchens, die nun von den Arbeitern grossgefüttert werden und neben Arbeitern auch zahlreiche geflügelte Männchen und Weibchen liefern. Diese schwärmen nach ihrer Entwicklung aus und begatten sich in der Luft. Die Männchen kehren nicht mehr zurück, sondern verlieren sich und sterben ab, sofern sie nicht anderen Thieren zur Beute fallen. Die befruchteten Weibchen stürzen herab, verlieren ihre Flügel, falls sie ihnen nicht von Arbeiterameisen abgerissen werden, und werden dann von Arbeitern der gleichen Art, denen sie in die Hände fallen, in den Haufen zurückgebracht, wo sie jetzt die gleiche Rolle wie die Bienenkönigin, d. h. die der Stockmutter spielen; doch sind in einem Haufen meist mehrere Weibchen. Ob ein Weibchen, das nicht von zugehörigen Arbeitern seiner Art aufgefunden wird, im Stande ist, selbst eine Kolonie zu gründen, ist meines Wissens nach nicht ermittelt. - Die Jungenpflege ist eine sehr intensive und aktive, denn sie begnügen sich nicht blos mit der Fütterung der farblosen, fusslosen Larven, sondern betten sie auch, je nachdem es der Witterungswechsel verlangt, um, und dehnen diese Bemutterung auch auf die in eiförmigen seidigen Cocons versponnenen Puppen (fälschlich Ameiseneier genannt) aus, ja sogar die bereits ausgeschlüpften A. werden noch einige Tage bemuttert, gewissermassen unterrichtet, bis sie sich als Glieder des Staates fühlen und ihre Genossen kennen. Die Mitglieder eines Haufens unterscheiden, offenbar mittelst des Geruchssinns, Fremde sicher von Angehörigen. Ueber die Staatenbildung, das Gästehalten, Sclavenhalten der Ameisen s. die Artikel Ameisengäste und Thierstaaten. - Die Nahrung der A. besteht aus süssen Pflanzensäften und thierischen Stoffen resp. lebenden Thieren, und es giebt Arten, welche im Stande sind, durch vereinte Kräfte selbst grosse Säugethiere zu tödten. Pflanzenfressend sind nur wenige Arten. Ihre Waffen sind theils die Kiefer, die sehr kräftig und scharf sind, theils ihr Giftstachel, doch besitzen letzteren nicht alle Gattungen. Die Gruppe der Drüsen-A. ist stachellos, aber ihre Giftdrüsen sind gut entwickelt und sie benutzen sie, um aus ihnen Gift in die von den Kiefern gemachte Wunde zu spritzen. - Ihrer Staatenbildung verdanken die A. eine erstaunliche Entwicklung ihrer Intelligenz, und dies, sowie ihr energisches Wesen und geselliger Zusammenhalt befähigen sie, eine dominirende Rolle nicht blos unter der niederen Thierwelt, sondern überhaupt zu spielen, so dass selbst der Mensch, namentlich in den wärmeren Erdstrichen, empfindlich unter ihrer Anwesenheit zu leiden hat. Auch bei uns kriechen mehrere Arten mit Vorliebe in die Häuser und plündern in der raffinirtesten Weise die Speisekammern. Dem Forstmanne dagegen nutzen sie durch Niederhaltung forstschädlichen Ungeziefers. Bei uns sind die Hauptsitze der A. die Bodenstrecken, die dem Pfluge nicht unterworfen sind, denn da dieser ihre Bauten stört, so halten sie sich im Felde nicht, sondern nur in Wäldern, auf Wiesen und Oedungen auf. Ameisen. In: Handwörterbuch der Zoologie, Anthropologie und Ethnologie. Herausgegeben von Prof. Dr. Gustav Jäger, Band 1. Breslau 1880, S. 94f. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

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