Alfred Brehm: Der Buckelwal - Biologie.
Publié le 09/06/2013
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Alfred Brehm: Der Buckelwal - Biologie. Zu Brehms Zeiten war es selbstverständlich, dass man beim Thema Wale insbesondere an den Walfang dachte, denn eine Tierart wurde vorrangig nach ihrem wirtschaftlichen Wert beurteilt. Der Buckelwal profitierte im 19. Jahrhundert davon, dass er im Vergleich zu anderen Arten relativ wenig Tran bot; Letzteren brauchte man als Lampenöl sowie zur Herstellung von Margarine und Seife. Alfred Brehm: Der Buckelwal Wenige Bartenwale zeigen sich dem Schiffer oder Walfänger öfter und in größerer Anzahl als der Buckelwal, welcher in allen Breiten zwischen dem Gleicher und den eisigen Meeren des Nordens und Südens wie auf hoher See so in der Nähe der Küste, in allen größeren Buchten und weiteren Sunden vorkommt und alljährlich regelmäßig von den Polen aus nach dem Gleicher zu wandern scheint. So sieht man in der Bai von Monterey in Oberkalifornien die meisten Buckelwale in den Monaten Oktober und November und ihrer nur wenige zwischen April und Dezember, weil die großen Gesellschaften vom Frühlinge an bis zum September nordwärts wandern und erst vom September an wieder nach Süden zurückkehren. An der grönländischen Küste bemerkt man ihn, laut B r o w n, nur in den Sommermonaten, an den Westküsten Amerikas und Afrikas hingegen im ganzen Jahre, wenn auch nicht in allen Monaten an denselben Stellen. Das Auftreten des Buckelwales ist übrigens fast immer ein unregelmäßiges, und dasselbe gilt für seine Bewegungen. Selten durchzieht er auf geradem Wege irgendwie erhebliche Strecken, gefällt sich vielmehr unterwegs, bald hier, bald dort mehr oder minder lange Zeit zu verweilen, ändert auch wohl seine Richtung. Ebenso bemerkt man ihn zu Zeiten in zahlreichen Gesellschaften, welche eine weitere Fläche des Meeres, als der Blick von der Höhe des Mastes überschauen kann, einnehmen können, wogegen er zu anderen Zeiten einzeln dahinzieht, sich aber gleichwohl gebärdet, als ob er von Hunderten seinesgleichen begleitet würde, indem er sich in allen Stellungen und Spielen seiner Familiengenossen gefällt. Bezeichnend für ihn sind die wellenförmigen Bewegungen, das starke Runden seines Leibes, das Hervorstrecken der einen oder anderen Brustflosse und die Unregelmäßigkeit der Straße, welche er zieht. Selbst wenn er unter dem Wasser dahinschwimmt, wirft er sich oft von einer Seite auf die andere und wiegt sich förmlich in seinem Elemente, ganz so wie ein Vogel in der Luft. Wenn er seine gewaltigen Lungen nach Behaglichkeit füllt und entleert, wirft er 6-10mal, und selbst 15-20mal nacheinander einen doppelten Strahl in die Luft, welcher bald schwach, bald stark sein, bald nur zu 1,5-2 m, bald wiederum bis zu 6 m Höhe ansteigen kann. Seine Nahrung besteht vorzugsweise in kleinen Fischen und niederen Krebstieren. Die Spiellust des Buckelwales erhöht sich während der Paarungszeit. Beide Geschlechter liebkosen sich in ebenso ungewöhnlicher wie unterhaltender Weise, versetzen sich nämlich gegenseitig liebevolle Schläge mit ihren Brustflossen, welche zwar jedenfalls höchst zärtlich gemeint, immerhin aber so derb sind, daß man das Klatschen derselben bei stillem Wetter meilenweit hören kann. Nach solchen Kundgebungen ihrer Stimmung rollen sie sich von einer Seite auf die andere, reiben sich gegenseitig sanft mit den Finnen, erheben sich teilweise über das Wasser, wagen vielleicht auch einen Luftsprung und ergehen sich in anderen Bewegungen, welche sich leichter beobachten als beschreiben lassen. Die Trächtigkeitsdauer kennt man nicht, glaubt aber annehmen zu dürfen, daß sie 12 Monate nicht überschreite. Das neugeborene Junge ist 4-4½ m lang und wird in derselben Weise gesäugt, geliebt, erzogen und verteidigt wie der Sprößling anderer Wale. Obgleich der Nutzen des gefangenen Buckelwales nicht unbeträchtlich ist, steht er doch weit hinter dem des Pott- und des Grönlandwales zurück, weil sein Speck oder Fett unverhältnismäßig weniger Thran gibt, als man nach der Schätzung annehmen sollte. Der Walfänger W a l k e r erbeutete, wie B r o w n mitteilt, in Ermangelung besserer Jagd 15 Buckelwale in der Diskobai und erhielt von ihnen so viel Speck, daß er seiner Schätzung nach auf mindestens 70 Tonnen Thran rechnen zu dürfen glaubte, gewann in Wahrheit aber nur 18 Tonnen. Aus diesem Grunde beunruhigt man, mindestens in den grönländischen Gewässern, den Buckelwal nur dann, wenn man nichts Besseres zu thun weiß. Einzelne Jahre hindurch wurden regelmäßig einzelne Keporkaks in der Nähe von Friedrichshafen in Südgrönland gefangen, während man im Norden kaum auf sie achtet: als B r o w n im Hafen von Egedesmünde sich aufhielt, konnte er in Erfahrung bringen, daß ein großer Keporkak in die Bucht hineinkam und sie ungefährdet wieder verließ, weil keiner von den vielen Fischern des Platzes irgend welche Lust zur Jagd zeigte. Längs der amerikanischen Küsten stellt man, laut S c a m m o n, auch diesem Wale ziemlich regelmäßig nach, ebenso an den afrikanischen Küsten. Der erlegte Buckelwal sinkt leicht zu Boden; ist dies geschehen, so pflegt man in nicht zu tiefem Wasser, falls das Boot nicht am Orte bleibt, die Stelle durch eine an der andere Ende der Leine gebundene Boje zu bezeichnen, um die Beute später mit gemeinsamen Kräften heraufzuziehen. An der Nordküste Skandinaviens gehört der Buckelwal zu denen, die in der bereits beschriebenen Weise (S. 581) mittels Dampfern und Harpungeschützen verfolgt werden; der durchschnittliche Wert eines Stückes beträgt, nach K ü k e n t h a l, gegenwärtig etwa 2 500 Mark. Seit der Erwerbung von Alaska ziehen die Amerikaner vorzugsweise dorthin, um Buckelwale zu jagen; doch auch die Buchten von Magdalena, Balenas, Monterey, welche früher als die besten Jagdgründe galten, geben noch heutigestags guten Ertrag. Indianer und Eskimos verfolgen und erlegen trotz ihrer erbärmlichen Waffen den Buckelwal ebenfalls. Brehms Tierleben. Allgemeine Kunde des Tierreichs. Säugetiere, Band 3. Leipzig 1891, S. 585f. 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